Eigentlich sind es „Semi-Profis“ und keine ‚Amateure‘ im üblichen etwas abwertenden Wortsinne: Auf der 28. BoHeTa der Amateur-Astronomen wurde heute nicht nur dieser Begriff in die Runde geworfen und auch aufgegriffen. Mehrere Beiträge zeigten auf, wie unbezahlte (das ist das eigentliche Merkmal) Astronomen mit Profis zusammenarbeiten und auch erstaunlich leicht Zugriff auf deren Teleskope bekommen können – jedenfalls die etwas unbedeutenderen, die aber noch von professionellen Sternwarten betrieben werden:
- Thomas Eversberg stellte – zusammen mit dem kanadischen Profi Tony Moffat – eine große Kampagne zur spektroskopischen Beobachtung des Perihels von WR 140 diesen Januar auf die Beine, für die insgesamt 15 Amateure aus ganz Europa mit dem MONS-Teleskop auf Teneriffa beobachten konnten.
- Rainer Kresken von der Starkenburg-Sternwarte bekam dank guter ESA-Kontakte 5 Nächte am 1-m-Teleskop der Optical Ground Station der ESA, ebenfalls auf Teneriffa: 4 waren klar, und 140(!) bisher unbekannte Kleinplaneten wurden entdeckt, „Schleppnetzfischerei“ sozusagen im Vergleich zur Angelei in Starkenburg.
- Eberhard Bredner testete in der Türkei mit Kollegen die kürzlich freigegebene Laser-Altimetrie des Mondorbiters Kaguya und die daraus berechneten Mondrandprofile bei einer streifenden Antares-Bedeckung durch den Mond in der Türkei: Passt!
„Amateure und Profis – Spaß an gemeinsamen Projekten“ war auch der Titel des Hauptvortrags von Hanns Ruder, der u.a. ein 60-cm-Teleskop auf dem Obs. de Haute Provence jedermann (!) für nützliche Projekte zur Verfügung stellen will, mit einem anderen 60-cm-Teleskop auf Kreta VLT-vergleichbare Bilder (bei identischem Seeing) macht und mit einer Variante der Speckle-Interferometrie superscharfe Bilder großer Felder jenseits des isoplanatischen Feldes rekonstruiert wie hier von Triesnecker & Umgebung (wer braucht nach noch Apollo 10?) oder auch dem Alpen-Tal.
Ruders Vortrag war übrigens der erste „Reiff-Vortrag“ auf einer BoHeTa: eine von zwei Leistungen der neuen Reiff-Stiftung für Amateurastronomie, die das Vermächtnis des (zu Lebzeiten wenig bekannten und 2007 verstorbenen) Ernst Reiff ist: Amateur- und Schulastronomie soll gefördert und speziell diese Tagung unterstützt werden, wobei Signalwirkung und nachhaltiger Nutzen für viele im Mittelpunkt stehen möge. In diesem Sinne wurde auf der BoHeTa auch der erste Reiff-Preis vergeben: an die Astro-AG des Gymnasiums Antonianum Vechta unter Leitung von Norbert Stahr (2. v.r.). Für das Preisgeld von EUR 3000 werden ein Spektrograph angeschafft und eine Vitrine, um die Ergebnisse der Arbeit zu präsentieren. Die nächste BoHeTa wird am 23. Oktober(!) 2010 stattfinden.
Schlagwörter: amateurastronomie, BoHeTa, Reiff-Stiftung, Ruder, Schulastronomie
24. Oktober 2015 um 03:44 |
[…] auf der Bochumer Herbsttagung 2009: Durch eine Tür links kam er im Rollstuhl – Spätfolge von Kinderlähmung in jungen Jahren […]
13. November 2016 um 06:02 |
[…] weitere große Pro-Am-Wolf-Rayet-Stern-Spektroskopie-Kampagne auf Teneriffa (wie vor 7 Jahren auch schon [1. Item] […]