Archive for Dezember 2009

Webcasts retten den Rausschmeisser des IYA

31. Dezember 2009

In Deutschland gab es nur ganz vereinzelt klare Sicht auf die Mondfinsternis Stunden vor dem Jahresende, etwa in Stuttgart oder Dreieich – meistens sah man absolut nichts. Wie gut, dass Sternfreunde in Indien (Screenshots 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9) und Spanien (Screenshots 1, 2, 3, 4 und 5) perfekte Webcasts auf die Beine stellen konnten; viele andere geplante Übertragungen waren leider clouded out. Und so kam das International Year of Astronomy zu einem angemessenen Ende: die astronomische Welt virtuell vereint, wie auch schon zu seinem Beginn bei einer ringförmigen SoFi im Indischen Ozean.

NACHTRAG: In den folgenden Stunden brachte ‚das Web‘ noch schöne und/oder originelle Bilder u.a. aus Athen (originelle Montage), Mallorca, Dublin, Pakistan oder dem Irak – und dramatisch-wolkige Videos aus der Schweiz und Irland. NACHTRAG 2: Berichte aus der Schweiz und dem U.K. – und eine Serienaufnahme aus Delhi (von den Webcastern) sowie weitere Bilder von dort. NACHTRAG 3: Passende deutsche Wolkenlöcher gab’s auch in München, Streitheim, Burgau und besagtem Dreieich; mehr Bilder hier und Links hier, und ein Artikel von S&T.

Drei Finalisten für die nächste „New Frontiers“-Mission der NASA

31. Dezember 2009

stehen jetzt fest, und einer soll bis zum 30.12.2018 auf die Reise gegangen sein: Der Surface and Atmosphere Geochemical Explorer (SAGE) zur Venus mit einem Lander, der Origins Spectral Interpretation Resource Identification Security Regolith Explorer (Osiris-Rex) zu einem Asteroiden mit Sample Return oder MoonRise mit einem Lander und Sample Return aus dem Aitken-Becken am Südpol des Mondes. Jedes der drei Teams muss nun – dafür gibt es jeweils 3.3 Mio.$ – eine detaillierte Studie erarbeiten, und Mitte 2011 wird der Sieger ermittelt, der sein Vehikel für maximal 650 Mio.$ bauen darf (die Rakete gibt’s extra). Es wird die dritte New Frontiers-Mission, nach New Horizons (s.u.) und der 2011 zum Jupiter startenden Juno. NASA, WUStL, U. Colorado und UA Press Releases und Artikel von Colorado Daily, Boulder Daily Camera, Pasadena Star News, Arizona Daily Star, Spaceflight Now, BBC und Space Today.

Hellstes Objekt im Kuiper-Gürtel in 5 Jahren entdeckt

2009 YE7 hat die neuntgrößte absolute Helligkeit aller Objekte des Kuiper-Gürtels, aber mangels Kenntnis der Albedo lässt sich nicht sagen, ob es auch entsprechend groß ist. Die Bahneigenschaften sprechen dafür, dass es sich um einen weiteren ‚Splitter‘ des Zwergplaneten Haumea handelt, doch einen sicheren Zusammenhang könnten nur gute Spektren beweisen – die kürzlich bei anderen vermeintlichen Haumea-Stückchen Zweifel aufkommen ließen. (Mike Brown’s Planets 29., Space.com Forum 26., Snodgrass & al., Preprint 16.12.2009)

New Horizons hat die halbe Strecke zum Pluto geschafft, jedenfalls nach einer möglichen Definition davon. So oder so sind der Durchmesser der Sonne auf 1/15 und ihre Helligkeit auf 1/200 geschrumpft, aber den Zwergplaneten könnte ein Mitreisender immer noch nicht mit dem bloßen Auge sehen. (Discover, Cosmic Log, Bad Astronomy 29.12.2009),

Kunterbunter Kosmos kompakt

30. Dezember 2009

Wintersonnenwende im Jantar Mantar von New Delhi: 1500 waren dabei, als die historischen Riesenmessgeräte (siehe ISAN 17) von lokalen Amateurastronomen wieder „in Betrieb genommen“ wurden. (Astronomy Activities 2009 26.12.2009)

Das größte, beste, schönste der letzten 12 Monate …

Eigentlich nervt es gewaltig, aber außer dem Team hinter dem Chandra-Satelliten hat es sich mal wieder niemand nehmen lassen, das Jahresende mit Best-Of-Sammlungen zu feiern: zum Weltraum vom ORF, Astro Bob, Spektrum, Nat’l Geogr., (2 NACHTRÄGE) MediaQuell, Planetary Society, Cosmic Log, Science News, Space.com (mehr), Bad Astronomy, Voice of America, Fox News (Kommentar) und NASA, zur Physik von Physics World (mehr) und zur Wissenschaft allgemein von SPIEGEL, BBC, TIME, (4 NACHTRÄGE) IO9, Discover, Wired und RFERL. Außerdem die Financial Times mit den Raumfahrt- und IO9 mit den Science-Highlights der (3 NACHTRÄGE) 10 „Nuller“-Jahre, die man als Jahrzehnt betrachten mag oder auch nicht.

Die 50 größten wissenschaftlichen „Sagas“ der letzten 50 Jahre hat dagegen das Council for the Advancement of Science Writing zusammengestellt: Ungefähr 19 davon haben mit Astronomie und/oder Raumfahrt zu tun. Und im Gegensatz zum angeblichen Abstieg der Astronomie seit 1980 werden es hier immer mehr: 3 in den 1960-ern, 2 in den 1970-ern, 3 in den 1980-ern, 4 in den 1990-ern und 5 in den 2000-ern …

Der „Preprint-Server“ sucht nach einem neuen Finanzmodell

Rund 400’000 Dollar kostet es im Jahr, das zentrale Depositorium für aktuelle Forschungsarbeiten v.a. aus der Naturwissenschaft zu betreiben, die Webseite „arxiv.org“ auch so ziemlich jedes astronomische Paper, das gelesen werden will, landet früher oder später hier und ist dann völlig frei und kostenlos verfügbar. Jetzt sind diejenigen wissenschaftlichen Institute, aus denen am meisten auf den Server zugegriffen wird, um Spenden angegangen worden und scheinen auch zu reagieren: Im Januar sollen Details der neuen Arrangements bekannt werden. (US LHC Blog 29.12.2009) NACHTRAG: Nature Blog dazu. NACHTRAG 2: weitere Details.

Alles was Sie je zu wissenschaftlichen Postern wissen wollten und sich nie zu fragen trauten – weniger ein Ratgeber, mehr eine Glosse. Aber die Atmosphäre typischer Postersessions auf großen wissenschaftlichen Konferenzen wird bestens karikiert … (Prima Klima 19.12.2009. Auch Antworten auf die Fragen, ob der Erfolg eines Papers von seiner Länge und der Zahl der Autoren abhängt …)

Ein ganz frischer Impaktkrater auf dem Mars, der zwischen Januar 2006 und Mai 2008 entstanden ist, auf einer HiRISE-Aufnahme vom November 2008: Er ist 5.5 Meter groß und nicht etwa von dunklen Ejekta umgeben – vielmehr hat die Druckwelle des Einschlags Staub davon geblasen und dunkleren Boden freigelegt. (HiRISE Picture 10862_1880)

10 Jahre vergebliche Suche nach dem Wrack des Mars Polar Lander

nach seinem mutmaßlichen Absturz im Dezember 1999 (siehe Skyweek 50+51/1999 Artikel 1+2) – auf keiner Aufnahme eines seither eingetroffenen Marsorbiters ist bisher irgendetwas Eindeutiges zu entdecken gewesen, aber die Suche geht weiter … (Scientific American 29.12.2009) NACHTRAG: noch ein Aufruf, die Suche anhand von MRO-Bildern zu intensivieren.

Was ist wahr an „Avatar“ …?

Besonders komplex oder versteckt sind die ‚Botschaften‘ hinter dem visuellen Überschwang im SF-Film Avatar ja nicht gerade, aber man kann ja mehr draus machen: Vor allem ein Press Release des Center for Astrophysics, „Avatar’s Moon Pandora Could Be Real“, der sich auf die pünktlich zum Filmstart eingereichte Arbeit von L. Kaltenegger „Characterizing Habitable Exo-Moons“ bezieht, ist schon unzählige Male aufgegriffen worden. Nicht im Film, wohl aber im ‚offiziellen‘ Buch dazu, wird der Avatar-Schauplatz Pandora als einer von 14 Monden eines von 3 Gasriesen eingeführt, die um Alpha Centauri A kreisen – wo man in der Realität noch nicht einen einzigen Planeten gefunden hat, aber kräftig sucht („Noch eine Jagd …“). (Knight Science Journalism Tracker 30., Evolution Blog 29., Space.com, Prima Klima, Ethics & Science 28., Telepolis 22., Centauri Dreams 21., Exoplanetology 20., Popular Mechanics 16.12.2009 – und ein ganz spezielles Video …) NACHTRAG: ‚The science of Avatar‘ sorgt auch 2010 noch für Diskussion … NACHTRAG 2: … und wie baut man eigentlich einen Avatar?

Die Erde hat sich ihre Atmosphäre erst später verschafft, durch Akkretion von Material, dessen Zusammensetzung derjenigen kohliger Chondriten ähnelt: Das wird aus Krypton-Isotopen aus dem Erdmantel geschlossen, die nicht zu einem Ausgasen der festen Erde zu passen scheinen. (Holland & al., Science 326[11.12.2009] 1522-5; Science News 10., Scientific American, BdW 11.12.2009)

Deutsche Computerfreaks wollen auf dem Mond landen

Der einzige deutsche Bewerber um den Google Lunar X Prize sind – seit diesem Juni – die „Part Time Scientists“, eine Schar Computerfreaks ohne Hintergrund in praktischer Raumfahrt, dafür aber umso größeren Ideen: Auf der 26. Chaos Communication Congress in Berlin präsentierten sie am 28.12. zwar einen „Prototypen“ ihres Marsrovers (Abb.: entzerrter Screenshot aus dem Webcast) und sprachen über zwei Stunden lang. Aber diskutiert wurden praktisch nur Details der Bordelektronik; über die eigentliche Mission (für deren Start eine Falcon sorgen soll) inklusive des Landers lernte man fast nichts. Außer dass die Anforderungen des GLXP wohl nicht genügen: Man will auch gleich noch Mondgestein zur Erde schaffen, wenn man schon mal da ist … (Press Release 24.6., Financial Times D 10.7., The Launch Pad 26., Heise Online 28., RaumfahrerNet 30.12.2009) NACHTRAG: ein ZDF-Bericht.

Astrologie + Aderlass = Akupunktur …

In einer brillianten Analyse ist jetzt aufgezeigt worden, wie die Lehren der vermeintlichen „Alternativmedizin“ Akupunktur auf Vorstellungen aus der Steinzeit und frühe medizinische Astrologie zurückgeführt werden können, wobei sich das Nadeln letztlich als „edlere“ Form des früher so verbreiteten Aderlasses entpuppt. (Kavoussi, Focus on Alternative and Complementary Therapies 4.12.2009)

Neuer australischer Impaktkrater passt zu Stories der Aborigines – allerdings ist der Palm Valley-Krater schon vor Jahrmillionen entstanden, so dass irgendeine konkrete Erinnerung an seinen kosmischen Ursprung unmöglich ist. (Sydney Morning Herald 28., Universe Today 30.12.2009)

Die dämlichste Weltraum-Story des ganzen Jahres

machte ausgerechnet heute die Runde: Offenbar gibt es in Russland vage Pläne, mit einer Raumsonde die Bahn eines potenziell die Erde gefährdenden Asteroiden abzulenken – und der Raumfahrtchef hat darüber in einem Interview geplaudert und dabei groben Unfug verzapft. Mal wieder muss der arme Asteroid Apophis, dessen Impaktwahrscheinlichkeit längst nahe Null angekommen ist (siehe ISAN 95-7), als Sündenbock herhalten: „Ich erinnere mich nicht genau, aber ich glaube, er könnte die Erde 2032 treffen,“ hat Anatoly Perminov gegenüber einem Radiosender von sich gegeben – das kann er eben nicht, und deswegen bleibt zu hoffen, dass sich nicht tatsächlich jemand an der Bahn gerade dieses Asteroiden zu schaffen machen wird. Aber Beobachter vermuten eh, dass das geheimnisvolle Projekt allenfalls auf dem Papier existiert und es auch dabei bleiben wird. (NASA Watch, MSNBC, Space.com, 80 Beats, NPR, Science Blogs, New York Times, The Star, Bad Astronomy, SpacePorts, Universe Today, AP, AFP, Novosti, Pravda, Knight Science Journalism Tracker 30.12.2009)

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

25. Dezember 2009

Das größte Bild der Milchstraße stammt vom Spitzer Space Telescope und misst 36 x 1 bis 2 Meter (in der Mitte ist es dicker): zu sehen seit Anfang des Monats in Adler-Planetarium in Chicago. (JPL Feature 3.12.2009)

Das Alpha Magnetic Spectrometer wird für seinen ISS-Flug vorbereitet

Bald wird das 7-Tonnen-Instrument im ESTEC seinen letzten Tests unterworfen, bevor es im Frühjahr 2010 zum KSC und voraussichtlich im Juli 2010 mit der Endeavour bei Mission STS-134 zur ISS geschafft wird: Auf dem Hauptgerüst der Raumstation angebracht, soll es drei Jahre lang mit einem gewaltigen supraleitenden Magneten seltene Teilchen fangen. Lange war unsicher, ob das AMS – dessen Prototyp 1998 mal kurz Shuttle fliegen durfte – überhaupt noch auf die ISS darf, jetzt feiert es die ESA plötzlich als „eine der aufregendsten und wichtigsten Missionen“, die überdies beweise, dass die ISS wissenschaftlich etwas tauge … Nur noch 5 Shuttleflüge überhaupt sind geplant, alle zur ISS (die als zu 90% komplett gilt), der nächste am 7. Februar, der letzte im September 2010. (AMS Homepage beim CERN; ESA Release, NASA Media Advisory 17.12.2009)

Das Leonardo-Frachtmodul soll permanent an die ISS angedockt werden und wird deshalb – nach seinem letzten Flug hin und zurück im März – in ein Permanent Multipurpose Module (PMM) umgebaut: Befreit von unnötigen Teilen und besser abgeschirmt soll Leonardo beim allerletzten Shuttle-Flug am 16.9. zur ISS gebracht werden, um ihren Wohn- und Lagerraum noch einmal zu erweitern. (Spaceflight Now 6.12.2009) NACHTRAG: über zwei Monate später ein NASA Release desselben Inhalts.

Das verlorene Orbiting Carbon Observatory wird ersetzt

Jedenfalls sollen im NASA-Etat für 2010 die ersten 50 Mio.$ für einen Neubau des bei einem Fehlstart im Februar zerstörten Satelliten (siehe Cosmic Mirror #325 Kurzmeldungen) stehen, der aber wieder 280 Mio.$ kosten dürfte. Immerhin können jetzt schon mal langwierig zu beschaffende Bauteile bestellt und das Team zusammengehalten werden. Beobachtungen mit dem Aqua-Satelliten haben gerade erst gezeigt, dass sich das C02 in der Atmosphäre „klumpiger“ verteilt als angenommen: Da gibt es noch genug zu erforschen. (Nature Blog 9., Planetary Society Blog 13., Scientific American 17.12.2009)

Noch kein Hauptkontraktor für die Meteosats der 3. Generation ist bisher von der ESA ausgewählt worden: Zwei Konsortien bewerben sich um den Auftrag mit einem Volumen von 1.4 Mrd. Euro. Jetzt muss der ESA-Rat (die Weltraumbehörde bezahlt 1/4 der 3.3 Mrd. Euro Gesamtkosten inkl. Bodeninfrastruktur und Betrieb, Eumetsat 3/4) im März zu einer Sondersitzung einberufen werden. (Space News, BBC 11.12.2009) NACHTRAG, 1/4 Jahr später: Das zieht sich weiter hin … NACHTRAG 2: … und es wird nicht besser. NACHTRAG 3: Weshalb sich ein unabhängiger Ausschuss drum kümmern soll, ob Thales wirklich den Auftrag verdient hat. NACHTRAG 4: Und politisch hängt MTG nun auch

Die „Pioneer-Anomalie“ hat nichts mit ’neuer Physik‘ der Gravitation zu tun

Es wird schon lange vermutet, dass hinter der minimalen aber signifikanten Abbremsung der Pioneer-Sonden auf dem Weg durch’s äußere Sonnensystem nichts weiter als thermische Abstrahlungseffekte der Sonden selbst stecken (siehe Artikel 426), und der Verdacht hat sich seitdem erhärtet (siehe diesen, diesen oder diesen Artikel). In manchen Kreisen hofft man aber weiter, dass sich stattdessen geheimnisvolle „neue Physik“ in Gestalt von Anomalien der Gravitation verbergen mögen – doch die müssten dann auch z.B. die Bahnen der Neptunmonde beeinflussen. Tun sie aber nicht! (Iorio, Preprint 15., arXiv Blog 17.12.2009)

Russische Plutonium-Lieferungen für US-Planetenmissionen verzögern sich – noch ist das kein Problem, kann es aber bald werden, wenn man sich nicht einigt. Die NASA ist aber guten Mutes und hat gerade wieder eine neue Discovery-Mission ausgeschrieben, die auf RTGs zählen darf. (Space News 11.12.2009)

Der erste SBIRS-Satellit wird nicht vor 2011 fertig

Das 11.5 Mrd.$ teure Space-Based Infrared System der USA zur Frühwarnung vor Raketenstarts ist bereits 8 Jahre hinter dem Zeitplan und 7.5 Mrd.$ teurer als gedacht. (Spaceflight Now 10.12.2009)

Die Antennenausrichtung von GeoEye-1 ist ausgefallen, weshalb der Erdbeobachter nicht mehr gleichzeitig Bilder machen und Daten zur Erde senden kann. (Spaceflight Now, Space Today 17.12.2009)

Suborbital-Deal von XCOR und Südkorea

XCOR Aerospace und das Yecheon Astro Space Center haben einen Vertrag über 30 Mio.$ abgeschlossen, der zu Starts des Lynx-Vehikels in Korea führen soll: erst mit der Version Mark I ab Ende 2010 bis in 61, dann mit Mark II 2012-13 bis in 100 km Höhe. Das Geschäftsmodell ist ein sogenannter wet lease, bei dem das Space Center XCOR für Flug und Wartung der Raumschiffchen bezahlt. (XCOR Press Release, Cosmic Log 17., Space Today 18.12.2009)

Nach der Vorstellung des SpaceShipTwo hob schon mal das Festzelt ab: Das entsprechende Video setzt Scaled Composites inzwischen als Werbegag ein – alle Gäste der Party waren rechtzeitig evakuiert worden und Raumschiff wie Trägerflugzeug nicht in der Nähe, als der Wind zu stark geworden war. (BizBash 16., Bakersfield 15., The Space Review 14., Orion 12., Space.com 11., Popular Mechanics, Atlantic Wire 9.12.2009, eine Galerie und Cosmic Log 8., TechFlash 11.12.2009 zu weiteren suborbitalen Mitbewerbern)

Weltraumforschung kompakt

25. Dezember 2009

Neue Meilensteine bei Europas Radioriesenteleskop LOFAR

Diese Filmsequenz ist bemerkenswert: Sie zeigt den gesamten Himmel über Effelsberg in der Eifel nacheinander bei Frequenzen von 35 bis 190 MHz – und alle „Einzelbilder“ wurden innerhalb von Minuten gewonnen. Früher hätte man den Himmel Punkt für Punkt abtasten müssen, aber mit LOFAR (siehe z.B. Artikel 410, C43 und C67′) ist eben alles anders. Während in der Station in Effelsberg diesen Herbst auch die High-Band-Antennen aufgebaut wurden, die den großen Frequenzbereich ermöglichten, stehen in Potsdam wie in Chilbolton (U.K.) die ersten Low-Band-Antennen – und in den Niederlanden wurde dem Projekt sogar eine Briefmarke gewidmet und die Einweihung des Gesamtsystems für den 12.6.2010 angesetzt. (MPIfR PM 17., 10., AIP PM, LOFAR UK Blog 11., Uni Bonn PM 10., Spektrum 22., ASTRON LOFAR Tweets 10., 6.12., 6.10., Garrett, Preprint 17.9.2009) NACHTRAG: eine Zeitung über LOFAR Potsdam.

Direkte „Zusammenschaltung“ von Radioteleskopen erfolgreich getestet: Für das Projekt EXPReS (Express Production Real-time e-VLBI Service) wurden 3½ Jahre lang mehrere Radioteleskope direkt mit dem zentralen europäischen Korrelator in den Niederlanden verbunden – das lästige Versenden der Messungen auf Datenträger entfällt dabei. Zugleich war EXPReS ein wichtiger Test für das Riesenradioteleskop SKA. (ASTRON Press Release 11.12.2009. Auch Lazio, Preprint 4.10.2009 zum SKA)

Extreme Teilchenbeschleunigung im Mikroquasar Cyg X-3

Aus diesem Binärsystem haben der Fermi-Satellit erstmals energiereiche Gammastrahlung im Rhythmus der 4.8-Stunden-Orbitperiode und der AGILE-Satellit vier Gammaflares mit Energien über 100 MeV gesehen. (NASA Release 26.11.2009, Tavani & al., Nature 462 [3.12.2009] 620-3, Bignami, Science 326 [11.12.2009] 1490-1)

Kann ein SMBH seine eigene Galaxie bauen, indem es per Jet Sternentstehung auslöst? Solch ein Mechanismus wird möglicherweise im Quasar HE0450-2958 beobachtet, um den herum bislang keine Galaxie gefunden werden konnte, wohl aber daneben: Mit dieser Galaxie wird der Quasar eines Tages verschmelzen. (ESO Release 30.11.2009)

Ein „Atlas“ der Proplyds im Orion-Nebel

ist das Ergebnis des HST Treasury Program on the Orion Nebula, dem längsten Hubble-Projekt in Sachen Stern- und Planetenentstehung überhaupt: 42 Protoplanetare Scheiben wurden dabei entdeckt. (ESA HST Release 14.12.2009)

Das größte Reservoir seltener Metalle im All hat der japanische Röntgensatellit Suzaku in der Zentralregion des Perseus-Galaxienhaufens gefunden: Chrom und Mangan waren bisher im intergalaktischen Raum nicht bekannt. Um die gemessenen Mengen zu produzieren, waren 3 Mrd. Supernovae nötig. (NASA Release 2.12.2009)

In 1.1 Milliarden Jahren gibt es keine Totalen Sonnenfinsternisse mehr

Das ergibt sich aus Projektionen der Entwicklung der Mondbahn durch fortwährende Gezeiteneffekte – durch die sich der Mond immer weiter von der Erde entfernt – in Kombination mit Modellrechnungen über die weitere Entwicklung der Sonne, deren Durchmesser langsam anwächst. (Westfall, Solar Eclipse Mailing List 30.11.2009, unter Berücksichtigung dieses Modells der Sonne)

Die Röntgenstrahlung des Saturn setzt sich aus Sonnenstrahlung zusammen, die in der Planetenatmosphäre gestreut wird, und Sauerstoff-Linien-Emission aus den Saturnringen. Erstere Komponente hat von 2002-5 mit sinkender Sonnenaktivität abgenommen, letztere nicht. (Branduardi-Raymont & al., Preprint 27.11.2009)

Erstmals RNS-Komponente Uracil im Labor wie im Weltraum hergestellt

In einem NASA-Labor ist einer der vier Bestandteile der Ribonukleinsäure durch UV-Bestrahlung von in Wassereis eingelagertem Pyrimidin erzeugt worden, ein Prozess, wie er auch im Weltraum ablaufen kann – damit ist es wieder ein bisschen wahrscheinlicher geworden, dass wesentliche Chemie des Lebens im Weltraum „vorproduziert“ wurde und auf die Erde fiel. (NASA Ames Feature 5.11.2009)

CoRoT-7b ist eher ein Super-Io denn eine Super-Erde: Von seiner Dichte her ist dieser Exoplanet zwar felsiger Natur (siehe ISAN 94-9) – aber ihm wird nicht nur von seinem Stern gewaltig eingeheizt sondern, so nun theoretische Berechnungen, auch von starken Gezeitenkräften. Extremer Vulkanismus ist da zu erwarten, und der Planet könnte der Prototyp einer ganzen Klasse von Super-Ios sein, die CoRoT und Kepler noch entdecken dürften. (Barnes & al., Preprint 7.12.2009)

Soll man Kosmologen einen Teil ihrer Daten vorenthalten?

Die Kosmologie als Wissenschaft vom Ganzen und ohne Möglichkeit, das Experiment Universum ohne weiteres zu wiederholen, wirft manche wissenschaftstheoretischen Fragen auf – und hat nun gar zu der Forderung geführt, man möge den Forschern des Planck-Satelliten erst einmal nur Zugang zu einem Teil der erwarteten besten Daten der Kosmischen Hintergrundstrahlung gewähren. Damit sollten sie dann arbeiten und Voraussagen machen – die anschließend mit dem Rest der Daten überprüft werden können. Ob da wohl einer mitmacht …? (New Scientist 3.12.2009)

Ein neuer Algorithmus zum Verarbeiten astronomischer Bilder, der sich lokal an die Rausch-Situation anpasst, ist ADAPTSMOOTH: Überall wird dabei die geringstmögliche Glättung angewendet, um ein gewünschtes Signal-zu-Rausch-Verhältnis zu erreichen. (Zibetti, Preprint 25.11.2009)

Wir Kinder vom Galaxy Zoo …

Die Idee, Laien in Scharen als Galaxien-Klassifizierer einzusetzen, hat sich als dermaßen erfolgreich erwiesen (siehe z.B. ISAN 60-4, 73-7 und 90-7), dass das Konzept nicht nur auf andere astronomische Fragestellungen ausgeweitet wird (siehe ISAN 99-11), sondern jetzt ein ganzes „Zooniverse“ von Wissenschaftsprojekten möglich machen soll, die bis in die Archäologie, Meeresforschung und gar Verhaltensforschung führen sollen. Und die Citizen Science am eigenen Computer endgültig zu einem Teil der modernen Forschungslandschaft zu machen verspricht. (Universe Today 13.12.2009)

Ein Amateurastronom, der über 500’000 Helligkeitsschätzungen von Veränderlichen machte, in 6 Jahrzehnten, ist der Neuseeländer Albert Jones, der nun ein ausführliches Interview gegeben hat: Auch mit sehr moderatem Equipment bleibt in der Astronomie anspruchsvolle Forschung möglich – und Spaß macht es auch noch … (Simostronomy 27.11.2009)

Kosmische Kuriosa kompakt

25. Dezember 2009

2011 ein neues 2-m-Teleskop auf deutschem Boden

Mit Kayser-Threde als Hauptauftragnehmer entsteht derzeit im Auftrag der Ludwig-Maximilians Universität München und dem Staatlichen Bauamt München ein 2-m-Teleskop für das Wendelstein-Observatorium, wo ein betagtes 80-cm-Teleskop bereits weichen musste (und nun in Amateurhand der Wiederauferstehung entgegen sieht). Das neue Teleskop wird eine Weitwinkelkamera zur Abbildung von wenigstens 0.5° des Himmels sowie eine Mehrkanalkamera (optisch und nahes Infrarot) und Spektrographen für mittlere bis hohe Auflösung bekommen; die Übergabe soll 2011 erfolgen. (Kayser-Threde PM 17.12.2009)

Wenn ein Neutrinoteleskop die Meeresforschung voranbringt: Bei Testmessungen zum möglichen akustischen Nachweis von Neutrinos hoher Energie, die durch’s Meer sausen, sind Physiker auf Klicksignale von Pottwalen gestoßen: An jedem zweiten Messtag waren sie da, was durch bekannte Populationen nicht zu erklären ist. Die Daten des Ocean Noise Detection Experiments werden nun von Walforschern ausgewertet – und künftige Neutrinoobservatorien im Ozean werden nicht nur Lichtblitze sondern auch akustische Signale messen. (Nature 3.12.2009 S. 560-1, ScienceBlogs 3.12.2009. Auch DLF 16.12.2009 zur Wiederaufnahme von Neutrinobeobachtungen unter dem Gran Sasso nach dem Erdbeben vom April) NACHTRAG: Ein Jahr später machen die Neutrino-Wale wieder Schlagzeilen …

Großes Wehklagen in der britischen Astronomie

ist ausgebrochen, nachdem das Science and Technology Facilities Council am 16. Dezember seine „Prioritisation 2010-2015“ verkündete, eine 2.4-Mrd.-Pfund-„Investitionsstrategie“ in Forschung in Technologie, bei der einige Astronomieprogramme des U.K. auf der Strecke bleiben. Top-Priorität sollten Programme haben, die britischen Forschern Zugang zu internationalen Spitzeneinrichtungen ermöglichen: Es sollen in den 5 Jahren 639 Mio. in die Weltraumforschung und 267 Mio. in die Astronomie am Boden gesteckt werden. Aber eben nicht alle: Ein „managed withdrawal“ ist u.a. bei den Gemini-Teleskopen (ab 2012), dem UKIRT und Auger vorgesehen. Und auch der astronomische Arbeitsmarkt im U.K. wird gehörig schrumpfen. (STFC Release, Reaktionen von R.A.S. [noch eine], IOP und ING, eine riesige FAQ-Liste, Kommentare von Astronomy Blog, Megan’s Blog, Physics World, Nature Blog, Bad Astronomy, Herschel Blog, In the Dark, SN Condensate, AstroEngine, e-Astronomer, Askew, Left of Centre und Orbiting Frog sowie gesammelte Tweets) NACHTRAG: der Lay Scientist dazu. NACHTRAG 2: die Folgen für … Hawaii.

Sollten wissenschaftliche Papers vor der Veröffentlichung offen diskutiert werden? Mike Brown hat jedenfalls bei seiner Arbeit zu Nebel auf dem Titan die Erfahrung gemacht, dass sein Paper noch erheblich klarer formuliert werden konnte, nachdem er es in seinem Blog dem Volk zum Fraß vorgeworfen hatte. Der ‚offizielle‘ Reviewer war da weniger hilfreich gewesen … (Mike Brown’s Planets 28.11.2009)

Vier primäre Atomuhren in Deutschland tragen zur Weltzeit bei

Bisher waren drei Uhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Mitglied des exklusiven Clubs der primären Caesium-Atomuhren, nun ist eine vierte hinzugekommen: die Caesium-Fontänenuhr CSF2. Ihre Daten werden in diesem Monat erstmals zur Bestimmung von UTC mit berücksichtigt. (PTB PM 16.12.2009)

„Farbe des Universums“ machte wieder mal Schlagzeilen: Die Geschichte ist alt (siehe Artikel 436!), aber weil man sie jetzt eines Astronomy Picture of the Day für würdig befand, war die blass-beige Gesamtfarbe des Kosmos auf einmal wieder „News“ … (Telegraph 2., Cosmic Ray 4.11.2009. Auch der New Scientist 2.12.2009 zur überraschenden „Durchsichtigkeit“ des Alls für hochenergetische Strahlung)

Zehntausende alte Bücher online verfügbar

Abseits aller Copyright-Streiterei hat die Bibliothek der Cornell-Universität über 80’000 bereits für den Eigenbedarf eingescannte Bücher, die vor 1923 gedruckt werden (so dass es „no known copyright restrictions in the United States on the use of the texts“ gibt), frei verfügbar gemacht – darunter auch viele astronomische. Leider fragt die Suchmaske nur nach Autor und Titel; eine Auflistung des vorhandenen Materials nach Themen scheint nicht möglich zu sein. (Cornell Chronicle 15.12.2009)

Ein englisch-französisch-persisches Astronomie-Wörterbuch hat M. Heydari-Malayeri anlässlich des IYA online gestellt – und dafür jede Menge Astro-Begriffe in Farsi erfunden, weil die Sprache nichts Passendes zu bieten habe bzw. nur arabische Lehnworte. (Heydari-Malayeri, Preprint 24.11.2009)

Mit Billig(st)-Ballons bis an den ‚Rand des Weltraums‘

vorzudringen, oder wenigstens eine Kamera deutlich höher über die Erde zu tragen als ein Passagierflugzeug fliegt, ist zu einer regelrechten Sportart geworden – und das bemerkenswerteste Ergebnis erzielte wohl das „Projekt Ikarus“, das am 2. September eine Digitalkamera bis in 30 km Höhe schaffte, bei gerade einmal 150 US-Dollar Materialkosten. Und sogar ein regelrechtes Handbuch für Nachahmer verfasst hat. Später wurde am 15.11. beim Project Dragon ein Kunstwerk auf dieselbe Höhe getragen. (New Scientist 14., On Orbit 21., The Atlantic 22., Space.com 23.9.2009. Auch noch so ein Flug – und ein irres Commercial mit Höhenballon …)

Ballon-Flug zum Mond für’s erste gescheitert: Bei einem Test eines „Rockoons“, der ihm Rahmen eines neuen X Prize eine Rakete mit Mondrover in der Luft starten will, ist das Vehikel im Schwarzen Meer buchstäblich baden gegangen. (Nature Blog, Universe Today 17.11.2009)

Nachrichten vom Mond kompakt

22. Dezember 2009

LRO-Erkenntnisse: kalte Krater, heiße Strahlung …

Im halben Jahr seit seinem Eintritt in den Mondorbit hat der Lunar Reconnaissance Orbiter schon eine Menge erreicht:

  • Das Diviner-Instrument hat auf polaren Kraterböden Temperaturen bis 25 Kelvin hinab gemessen (diesen Rekord hält Hermite, im Bild lila, aber in Peary und Bosch ist es kaum wärmer) – man muss sonst im Sonnensystem schon jenseits der Kuipergürtels nach so niedrigen Temperaturen suchen. Die Polkrater sind damit als ideale Kältefallen für Volatiles aller Art bestätigt, auch wenn die Extremwerte nur die obersten Millimeter des Bodens zur Zeit der lunaren Wintersonnenwende betreffen: Darunter dürfte etwas Wärme aus sonnigeren Jahreszeiten gespeichert sein.

  • Mit der Kamera LROC wurden zu Eichzwecken ausgiebig die Landestellen der Apollo-Missionen abgelichtet aber auch 50 ganz anders geartete Stellen möglicher künftiger Landungen, um die Szenerie dort einschätzen zu können: Der Mond ist weit vielseitiger als es aufgrund der Apollo-Naherkundung besonders sicherer Gebiete erscheinen könnte.

  • Das Instrument CRaTER fand heraus, dass neben der Galaktischen Kosmischen Strahlung (GCR) – die wegen der derzeit sehr geringen Sonnenaktivität besonders reich vorhanden ist – auf Astronauten auch überraschend viel sekundäre Strahlung wartet, die die GCR im Mondboden auslöst: Insgesamt liegt die Strahlungsbelastung 30-40% über der Erwartung, würde sich aber gut genug abschirmen lassen.
(NASA Release, Diviner Blog 15., San Francisco Chronicle 16., Discovery 17., Spaceflight Now 20.12.2009. Auch ein Image Prerelease der LROC – der erste große Bilderschwall soll dann Mitte März kommen – und viele Präsentationen von einer Mond-Tagung im November)

Das Wassereis, das LCROSS fand, stammt wahrscheinlich von Kometen: Dafür sprechen einmal die schiere Menge, die der Sonnenwind wohl nicht deponiert haben kann, zum anderen aber die vielen Beimischungen flüchtiger Substanzen, von denen inzwischen CO2, CH4, SO2, NH3 und H2S identifiziert zu sein scheinen – und es gibt auch Anzeichen für Gold sowie (vom LAMP-Instrument auf dem LRO gesehen) Quecksilber, das mobil genug zu sein scheint, um ebenfalls in die polare Kältefalle Cabeus gelangt zu sein. Und die dortige Wassermenge passt auch zu den Signalen, die einst der Lunar Prospector maß und die mancher damals nicht glauben wollte. (Martian Chronicles 17., Lunar Networks 8.12., The Hindu 26., New Scientist, Who hung the Moon 19.11.2009. Auch sehr ausführliche Berichte der letzten und vorletzten Schicht der LCROSS-Controller!)

Ergebnisse der 1., Starttermin der 2., Pläne zur 3. chinesischen Mondmission

Die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse des chinesischen Mondorbiters Chang’e-1 sind gerade publiziert worden (darunter ein 3D-Geländemodell, in dem unbekannte Impaktbecken identifiziert wurden), und nun wird der Oktober 2010 als Starttermin von Chang’e-2 genannt: Diesmal soll der Mond in 100 statt 200 km Höhe umkreist werden. Der Orbiter war einst Back-Up für Chang’e-1, ist aber technisch verbessert worden und soll nun Daten mit höherer Auflösung liefern. Und noch „vor 2013“ ist mit Chang’e-3 die erste weiche Landung – und zwar im Sinus Iridum – geplant, bei der auch ein Rover ausgesetzt werden soll. „Vor 2017“ schließlich soll dann in einer 3. Phase des Mondprogramms eine Bodenprobe zur Erde gebracht werden. (China Daily 27., Lunar C/I 30.11., Science in China Press 1.12.2009; Österreichisches Weltraumforum)

Organische Chandrayaan-Spekulationen und Pläne für Indiens 2. Mondflug: Die Moon Impact Probe von Chandrayaan-1 soll kurz vor dem Aufschlag auf die Mondoberfläche mit einem Massenspektrometer Signaturen organischer Verbindungen registriert haben, wurde jetzt auf einer Tagung erzählt (was die Presse sogleich als „Zeichen von Leben auf dem Mond“ missverstand) – und es scheint jetzt festzustehen, dass Chandrayaan-2 im Jahr 2013 starten und gleich zwei Rover auf dem Mond absetzen soll. Diesmal sollen auch mehr indische Instrumente an Bord sein: Ausländische, die bei Chandrayaan-1 eine wesentliche Rolle spielten, dürfen nur mit, wenn noch Platz ist. (DNA 12., The Hindu 15., Discovery 16.12.2009)

Telemetrie-Bänder von Apollo 11 – mit besseren Videobildern – bleiben verschollen

Es war vor gut drei Jahren die Sensation (siehe ISAN 23-5): Irgendwo auf diesem Planeten könnte es noch ein paar Kisten mit Funkdaten von Apollo 11 geben, in denen auch Fernsehbilder in ungekannter Qualität schlummern würden – nämlich so, wie sie von den Bodenstationen direkt empfangen wurden, bevor man sie für den TV-Gebrauch auf primitive Weise umwandelte. Doch diese Bänder waren unauffindbar, und jetzt hat die NASA bekannt gegeben, dass sie wohl nie gefunden werden dürften: Vermutlich wurden sie entweder überspielt oder entsorgt. Künftig will man besser auf historisches Bildmaterial aufpassen … (NASA Report 22.12.2009) NACHTRAG: Am 22.12. ist der Entwicklungsleiter der Mond-TV-Kamera verstorben, Stan Lebar. NACHTRAG 2: ein detaillierterer Nachruf, auch zur Apollo-Kamera – und ein Video zur Emmy-Verleihung dafür diesen August. NACHTRAG 3: noch ein ganz später Nachruf.

Astronomie über der Erde kompakt

21. Dezember 2009

SOFIA erstmals mit offener Klappe geflogen!

Erst wurde das riesige Tor vor dem Teleskop der fliegenden Sternwarte SOFIA bei einem Testflug am 14. Dezember nur 1/10 geöffnet, am 18. Dezember aber komplett: Wie man sieht, war der Teleskopspiegel selbst dabei eingepackt, und die Klappe blieb auch nur 2 Minuten lang offen – aber das reichte als Bestätigung, dass der betagte Jumbojet mit der ungewöhnlichen Situation klar und es zu keinen bedenklichen Luftturbulenzen kommt. Das Teleskop hatte übrigens vor 5 Jahren schon mal in den Himmel schauen dürfen (siehe Artikel 941 Kurzm. 2) – aber vom Boden aus. (NASA Release 18., Status 14., Aviation Week 11.12.2009) NACHTRAG: noch ein sehr spätes Science@NASA. NACHTRAG 2: ein Paper über die hochkomplizierte Planung der Flugroute während Beobachtungen.

Meilensteine für das James Webb Space Telescope im Jahre 2009 umfassten Tests am ersten der 18 Segmente des Hauptspiegels und die Critical Design des Review der Teleskopoptik; der Start ist weiter für 2014 geplant. (Northrop Grumman Release 16.12.2009)

Neuartiges Satellitenkonzept für Korona-Beobachtung wird im Labor getestet

Bei der ESA-Misison PROBA-3 soll zum ersten Mal ein Koronograph im Weltraum entstehen, bei dem die Abdeckung der Sonne durch einen 2. Satelliten bewerkstelligt wird: Dieses Konzept wird nun im Rahmen der StarTiger („Space Technology Advancements by Resourceful, Targeted and Innovative Groups of Experts and Researchers“) innerhalb von 6 Monaten am Boden getestet werden. Ziel ist ein funktionierender „giant external coronagraph“ in einem Cleanroom, der die geplanete Weltraumversion – mit 150 m Abstand der Satelliten voneinander – maßstabsgerecht verkleinert. (ESA Release 11.12.2009)

Sonnensatellit Koronas-Foton verloren? Der vor knapp einem Jahr gestartete russische Forschungssatellit (siehe ISAN 81-10) war schon bald in technische Schwierigkeiten geraten, die im Dezember eskaliert sind – inzwischen ist der Funkkontakt abgerissen, und heute schlug ein Versuch fehl, mit Koronas-Foton zu kommunizieren. (Russian Space Web; Raumfahrer.net 14.12.2009) NACHTRAG: Da kommt ein Paper über indische Nutzlasten auf dem Satelliten wohl etwas spät …

„Silicon Pore Optics“ als Zukunft der Röntgenastronomie

Für die nächste Generation großer Röntgensatelliten – z.B. das für etwa 2020 erhoffte International X-ray Observatory (IXO) von ESA, NASA und JAXA – wird schon jetzt an einer neuartigen fokussierenden Optik geforscht: Bei solchen „Silicon Pore Optics“ dringen die Röntgenquanten durch winzige Öffnungen in zahlreiche Siliziumlagen ein, die wie in der Halbleitertechnik gefertigt werden. Die 20-fache Sammelfläche und die dreifache Auflösung gegenüber dem XMM-Satelliten werden könnten so erreicht werden. (ESA Release 21.12.2009) NACHTRAG: eine IXO-Tagung.

Seit 10 Jahren ist XMM Newton schon im Weltraum: Der ESA-Röntgensatellit startete am 10.12.1999 und hat quasi im Tandem mit dem kurz vorher gestarteten Chandra X-ray Observatory der NASA das Feld massiv vorangebracht. (ESA Releases 10., 9., Univ. of Leicester Release 8.12.2009) NACHTRAG: Das muss gefeiert werden!

Nachrichten vom Mars kompakt

20. Dezember 2009

Spirit-istische Überraschungen: ein Rad streikt, ein „kaputtes“ geht wieder

Auch wenn der festgefahrene Marsrover Spirit bisher kaum vorangekommen ist: Für Aufregungen ist er allemal gut. Das rechte Hinterrad ist Ende November ausgefallen und hat sich bisher nicht wieder in Betrieb nehmen lassen (im Nachhinein sieht es so aus, alt hätte es schon im März kurz Ärger gemacht) – aber dafür läuft plötzlich das seit 2006 ausgefallene und eigentlich längst für nutzlos gehaltene rechte Vorderrad wieder, wie dieser „Film“ vom 2117. Sol = 16. Dezember zeigt. Die neue Rädersituation wird wohl ein Überdenken der Befreiungs-Strategie erzwingen; überdies ist auch noch ein seltsames Elektrikproblem aufgetreten. Und langsam rückt auch der nächste Winter näher, in dem Spirit nicht gut relativ zur schrägen Sonne steht, wenn er sich nicht rührt: Diesmal ist die Gefahr größer denn je, dass der Rover es nicht schafft … (Updates 17., 15., 10., MarsPages 17., Spaceflight Now 16., Space.com 11., Spaceflight Now 9.12.2009)

Beide NASA-Marsorbiter arbeiten wieder einwandfrei

Sowohl der Mars Reconnaissance Orbiter wie Mars Odyssey sind auch ihren Safe Modes befreit worden und liefern wieder wissenschaftliche Daten bzw. stehen als Relaissatelliten für die Marsrover zur Verfügung. Warum der Computer des MRO viermal Resets erlitt, ist nach wie vor unklar, aber Software-Änderungen im nichtflüchtigen Speicher sollen nun dafür sorgen, dass künftige Störungen – so sie denn wieder kommen – nicht kritisch werden können. (HiRISE Blog 17., JPL Releases 16., 8.12.2009)

Grünes Licht für das gemeinsame Marsprogramm von ESA und NASA

hat es auf einer Sitzung des ESA-Rates am 16. und 17. Dezember gegeben, womit im Januar die Ausschreibung für die Instrumente des 2016-er Orbiters kommen kann: Trace Gas Orbiter soll er heißen (womit die Aufgaben schon umschrieben sind: Studium der kleinen aber relevanten Bestandteile der Marsatmosphäre) und im Januar 2016 starten, vermutlich zusammen mit einem Landedemonstrator der ESA, der eine kleine Wetterstation absetzen könnte. 2018 startet dann der große ExoMars-Rover der ESA zusammen mit einem kleinen Rover der NASA, der bereits mit dem Probensammeln für eine späteren Rücktransport zur Erde beginnen könnte, und 2020 wird es vielleicht auch wieder Starts geben. Seitens der ESA stehen für die 2016-er und 2018-er Mission nun definitiv 850 Mio. Euro zur Verfügung. (AO-Vorankündigung; BBC 20., ESA Release 18., Spaceflight Now 14.12.2009) NACHTRAG: mehr zum Orbiter 2016.

Chronik des Universums: erste Dezember-Hälfte 2009

20. Dezember 2009

Di, 15. Dezember: SOFIA hat gestern zum ersten Mal etwas die Klappe in der Luft aufgemacht!

Die NASA hat zwei zusätzliche SRBs für den Shuttle bestellt – man kann ja nie wissen.

Mo, 14. Dezember: Mehrere neue „Super-Erden“ sind bei zwei Sternen entdeckt worden.

Fr, 11. Dezember: Lautenschläger-Forschungspreis für die Astrophysikerin Prof. Dr. Eva Grebel, eine „weltweit herausragende Forscherpersönlichkeit“.

Do, 10. Dezember: Die DFG richtet eine neue Forschergruppe zur Erforschung kosmischer Magnetfelder unter Bonner Federführung ein.

Mi, 9. Dezember: Das CFHT feiert 30. Geburtstag, mit vielen Bildern.

China startet einen Fernerkunder, Yaogan 7 – Zweck unklar.

Di, 8. Dezember: Herschels HIFI funktioniert wieder, aber richtig los geht’s erst nach Weihnachten.

Der MRO hat den Safemode verlassen und könnte nächste Woche wieder forschen!

Zoom auf Galaxienkerne: Astronomen beobachten, wie Schwarze Löcher gierig Staub und Gas verschlingen.

Di, 1. Dezember: Drei landen in Kasachstan, nur zwei bleiben auf der ISS zurück, erst Ende des Monats gibt’s wieder Verstärkung.

Frühere Kurzmeldungen gibt es hier