Archive for Januar 2010

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

31. Januar 2010

Das beste Bild des Saturnmonds Prometheus ist Cassini vor vier Tagen geglückt, aus 36’000 km Entfernung im sichtbaren Licht – und aus Rohbildern wie diesem kann noch weit mehr herausgeholt werden, erst recht aber aus den finalen Bildprodukten, die mit gewissem Zeitverzug allgemein zugänglich werden. (Auch interessant: was Prometheus mit den Saturnringen anstellt.) NACHTRAG: eine verbesserte Fassung eines etwas anderen Bildes desselben Flybys.

Enceladus nur 1 bis 10 Prozent der Zeit aktiv?

Wahrscheinlich haben wir großes Glück, dass wir die starke Geysir-Tätigkeit des Saturnmonds gerade jetzt erleben dürfen: Nach einem neuen Modell seines Innenlebens (basierend auf der Konvektion der Erdkruste, auf Enceladus-Verhältnisse skaliert) ist er jeweils 100 Mio. bis 2 Mrd. Jahre völlig inaktiv, dann hat sich genug Wärme aufgestaut, dass es 10 Mio. Jahre lang zu heftigem Gasaustritt und Neubildung der Oberfläche kommt. Dieses Szenario – bei dem noch viele Details fehlen – würde die derzeit verblüffend große Wärmefreisetzung wie auch das junge Alter der Geysir-Gegend erklären. (UCSC, JPL Releases 11., Scientific American 10.1.2010) NACHTRAG: Da ist ja noch einer aufgewacht …

Hayabusa kommt der Erde immer näher und ist nach seiner erneuten Wiederauferstehung („Cleverer Rettungsplan …“) tatsächlich weiter auf Kurs. Nach gemischten Erfahrungen in der interplanetaren Raumfahrt (insbesondere Nozomis missglücktem Marsbesuch) halten sich die Japaner allerdings über die genauen Zeitpläne – und Chancen – für eine Landung der (nur vielleicht gefüllten) Probenkapsel in Australien bedeckt. (Status– und Activities-Seiten, JAXA Release 14., Spaceflight Now 11.1.2010, Planetary Society Blog 17.12.2009)

Drei Finalisten für die M-Klasse-Missionen von Cosmic Vision stehen fest

Die ESA wird – zumindest in der ersten Runde – keine Sample Return von einem Asteroiden (Marco Polo) durchführen und auch auf die Geophysikmission Cross-Scale verzichten: Diese zwei der sechs Kandidaten („Nächste Auswahlrunde …“) haben sich bei näherer Betrachtung als zu teuer erwiesen. Damit bleiben das Dunkelenergie-Observatorium Euclid, der Solar Orbiter (mit der NASA) und der Exoplanetenjäger Plato im Rennen (wobei aber nur 2 davon gebaut werden können), und außer der Reihe dürfte auch das IR-Observatorium SPICA zusammen mit Japan realisiert werden – man geht davon aus, dass das Science Programme Committee diese Auswahl am 18.2. bestätigen wird. (Space News 19., BBC 20.1.2010) NACHTRAG: So kam es in der Tat – was in Kiel für Freude sorgt.

Die NASA will bis zu 50-mal schneller mit ihren Raumsonden kommunizieren können, mittels neuer Ka-Band-Sender, vor allem aber Laser-Kommunikation: Bis zu einem Gigabit pro Sekunde von Mond oder Mars könnte es dann geben. Der Mondorbiter LADEE, Start Ende 2011, wird letzteres schon mal ausprobieren. (Space.com 22.1.2010)

Die Spiegelsegmente des JWST beginnen umfangreiche Kältetests

Bis 2011 werden alle 18 Segmente, die einmal den Hauptspiegel des superteuren IR-Teleskops („Die Gesamtkosten des JWST …“) bilden sollen, am MSFC extremer Kälte ausgesetzt – ihre Herstellung hat bereits vor 6 Jahren begonnen. (NASA Release 7.1.2010)

Lichtreflexe verraten Wasserflächen, auf der Erde und anderswo: Was beim Titan klappte, geht natürlich auch bei der Erde, wie die Raumsonde EPOXI vergangenen März sehen konnte – und mit (futuristischen) Weltraumteleskopen sollte es mit demselben Trick auch gelingen, grobe Aussagen über die Oberflächeneigenschaften von Exoplaneten zu treffen. (NASA Release 5., BdW 7.1.2010)

Drei wichtige Aufträge für das operationelle Galileo-System

hat die Europäische Komission vergeben: Die ersten 14 (von 32) Satelliten, die das europäische Navigationssystem aufbauen werden, darf überraschend die deutsche Firma OHB bauen und nicht der einst siegessichere Mega-Konzern EADS. Von den 566 Mio. Euro gehen zwar 236 Mio. an den britischen Subkontraktor SSTL; montiert wird aber in Bremen. Ebenfalls wurde Arianespace (keine Mitbewerber) mit dem Start der Satelliten ab Oktober 2012 in Kourou beauftragt (397 Mio. Euro) und ThalesAleniaSpace mit System-Support (85 Mio. Euro). Wer die folgenden 18 Satelliten bauen darf, bleibt offen: Erneut dürfen sich OHB und EADS im Wettbewerb; durch dieses ‚double sourcing‘ sollen weitere Verzögerungen („Navigationssystem Galileo …“) vermieden werden, falls einer der beiden Probleme haben sollte. Die ersten Galileo-Dienste sollen Anfang 2014 zur Verfügung stehen. (EU, SSTL Releases, Spaceflight Now, BBC, Space News, Tagesschau 7., Space Today 8.1.2010)

Überzeugende Schwerkraftkarten des GOCE-Satelliten wurden auf dem AGU-Herbstmeeting präsentiert: Obwohl der Satellit („GOCE bei der Arbeit …“) da erst 47 Tage gemessen hatte, sollen sie besser als alles bisher dagewesene sein. Und dank der ungewöhnlich niedrigen Sonnenaktivität dürfte sich GOCE weit länger auf seiner niedrigen Bahn halten als gedacht. (BBC 24.12.2009)

Deutscher Satellit „Heinrich Hertz“ soll Comsat-Technologien testen

Vorbereitungen laufen für einen kleinen deutschen Satelliten, der verschiedene neuartige Systeme für Nachrichtensatelliten testen soll – denn die Hersteller solcher Satelliten selbst stehen jedweder Innovation erst einmal skeptisch gegenüber. Neben den Experimenten soll der Satellit aber auch eine kommerzielle Telekommunikations-Nutzlast tragen, und deren Lieferant und das DLR wollen sich die Startkosten teilen. (Space News 22.1.2010)

Ein Datenrelaissatelliten-System auch für die ESA – nach dem Vorbild des amerikanischen TDRSS („Der erste Daten-Relais-Satellit …“), bereits 2008 im Prinzip beschlossen, soll dieses Jahr konkret werden: Auf zwei kommerziellen und mindestens einem speziellen Satelliten im GEO werden die Transponder untergebracht; GMES wird der erste Kunde. (Spaceflight Now 22.1.2010)

In rund einem Jahr beginnt der Bau einer chinesischen Raumstation

Ende 2010 oder Anfang 2011 soll nach allmählich klarer werdenden Plänen mit Tiangong-1 („Himmlischer Palast“) die erste Komponente einer chinesischen bemannten Raumstation in den Orbit gelangen, gefolgt von Ankoppelübungen mit der unbemannten Shenzhou 8 und der ersten Dreier-Besatzung mit Shenzhou 9. Lange kann sie nicht bleiben, da Tiangong-1 noch sehr klein ist und es auch an Vorräten fehlen wird, aber später sollen mindestens zwei Module dazu kommen. Und Fernziel bleibt eine große eigene Raumstation, von der aus es möglicherweise in den 2020-ern weiter zum Mond gehen soll. (Universe Today, Space Daily 20.1.2010, CCTV 29.12.2009. Und Spaceflight Now 28.12.2009 zur chinesischen Raumfahrtplanung insgesamt sowie Xinhua 29.12.2009 zu einem angedachten Satelliten zur Erforschung der Dunklen Materie) NACHTRAG: Der Start von Tiangong-1 ist definitiv erst 2011 möglich.

Indischer Sonnenforschungs-Satellit mit Mehrfach-Aufgabe: Aditya-1 soll 2013 gestartet werden und zum einen die Befindlichkeit der Sonne während bzw. nach dem tiefen Aktivitätsminimum ergründen. Aber es soll auch erforscht werden, wie sich Raumflugkörper im Sonnenschein aufheizen, denn da hat Indien noch Nachholbedarf: Der Mondorbiter Chandrayaan-1 fiel wegen Überhitzung vorzeitig aus, und von dem für 2015 angekündigten Einstieg in die bemannte Raumfahrt will man dieses Problem im Griff haben. (DNA 25.1.2010)

Alle Teile der ersten Falcon 9 sind am Cape angekommen

Und da im Oktober 2009 sowie am 2.1.2010 auch Testzündungen der ersten bzw. zweiten Stufe dieser u.U. wichtigen Rakete („Der erste kommerzielle Transporter zur ISS“) erfolgreich waren, darf in den kommenden Monaten – theoretisch ab dem 3. März – mit dem Start gerechnet werden. Wenn er gelingt, folgen drei Demonstrationsflüge zusammen mit der Dragon-Kapsel, der die NASA dann die Erlaubnis zum Besuch der ISS erteilen würde. (Spaceflight Now 29., 5., Space Today 6., Int’l Space Fellowship, Orlando Sentinel Blog, Nature Blog 5.1.2010) NACHTRAG: ein Press Release von Space X.

Indischer Riesenbooster-Test geglückt: Der Feststoffbooster S200, nach den Shuttle-Boostern und denen der Ariane 5 der drittstärkste der Welt, hat am 24. Januar tadellos 130 Sekunden lang gebrannt, womit das GSLV-Mk. III („Im Januar …“) auf Kurs für einen Erstflug Ende 2011 bleibt. Der Start des GSLV-D3 ist derweil auf März gerutscht. (ISRO Release 24., Hindu, DNA, Domain B 25., Hindu 23., 1.1.2010. Und Express Buzz 1.1.2010 zur – rosigen – Lage der indischen Raumfahrt insgesamt) NACHTRAG: Jetzt heißt es April.

ISS-Astronaut twittert Erdbilder aus dem Orbit

30. Januar 2010

Seit kurzem ist die International Space Station direkt ans Internet angeschlossen, was es der Besatzung u.a. auch erlaubt, direkt zu twittern. Soichi Noguchi macht davon nun auf besonders sinnvolle Weise Gebrauch: Via TwitPic schickt er beeindruckende Bilder der Erde aus der Umlaufbahn quasi live an seine Fans, deren es v.a. in Japan einige gibt – hier z.B. von Tokyo bei Nacht, aber auch von leuchtenden Nachtwolken über der Antarktis oder der Golden Gate Bridge. Na, da ist ja die bemannte Raumfahrt, deren geplantes Schicksal in den USA wir Montag-Abend mit dem NASA-Etat erfahren werden, ja doch zu was gut … NACHTRAG: Was Noguchi twittert, wird nicht zensiert. NACHTRAG 2: eine weitere Sammlung – der Mann twittert unaufhörlich! NACHTRAG 3: Noguchi übt schon mal, vor seinem Flug.

Befreiungsversuche Spirits aufgegeben – aber wirklich für immer?

27. Januar 2010

Es hatte sich schon seit einigen Wochen abgezeichnet: Vor dem nahenden Winter würde Spirit seiner Sandfalle nicht entkommen können. Seit gestern nun steht fest: Der letzte große Befreiungsversuch wird eingestellt und alles daran gesetzt, den betagten Marsrover winterfest zu machen, so daß er künftig als stationärer Lander arbeiten kann. Oder etwa doch nicht? „NASA has designated the once-roving scientific explorer a stationary science platform,“ heißt es in der Erklärung der NASA, die bei einer Telecon erläutert wurde, doch einer der Rover-„Fahrer“, Scott Maxwell, sieht die Lage anders: „If Spirit feels up to it, we might even get properly back on the road again next year,“ wenn der Winter überstanden und die stationäre Forschung erledigt ist. Zwar ist Spirit nach dem Ausfall von zwei seiner 6 Räder (und ein drittes macht auch Ärger) in keinem guten Zustand mehr, aber gerade in den letzten Tagen war der Rover doch merklich vorangekommen – manche hätten es wohl gerne noch weiter versucht.

Schon Mitte Februar jedoch wird die Sonne so flach auf Spirits Solarzellen scheinen, daß der Strom für weitere Fahrversuche nicht mehr reichen wird. Daher wird bereits seit Mitte Januar durch spezielle Fahr- bzw. Wühlmanöver daran gearbeitet, die Solarzellen etwas der Sonne entgegen zu drehen: Derzeit ist der Rover um 9° nach Süden gekippt, waagerecht oder etwas gen Norden wäre besser. Auch im besten Fall ist allerdings zu erwarten, daß die Leistung der Solarzellen – die fast komplett in die Heizung der Roversysteme investiert werden wird – im März oder April so weit zurückgeht, dass Spirit in einen „stable fault mode“ gerät und sich u.U. bis zu einem halben Jahr lang kaum oder gar nicht mehr meldet. Die Temperatur an Bord (dank radioaktiver Heizelemente immer noch höher als draußen) dürfte nachts bis auf -45°C sinken: Ein fabrikneuer Marsrover müsste das aushalten, aber nach 6 Jahren auf dem Mars mit fortwährenden starken Temperaturschwankungen sieht das vielleicht anders aus.

Falls Spirit sich nach dem Winter wieder erholt, steht schon ein neues wissenschaftliches Programm für den stationären Lander bereit: Insbesondere soll seine Position im Raum lange Zeit sechs Monate lang penibel über die Laufzeit der Funksignale vermessen werden. So lassen sich die Lage der Marsachse und vor allem ihre leichten Schwankungen bestimmen, woraus sich wiederum schließen lassen sollte, ob der Mars (wie allgemein erwartet) einen festen Kern besitzt oder aber doch einen flüssigen, der es trotzdem nicht schafft, ein Magnetfeld zu erzeugen. Ähnliche Messungen mit dem Mars Pathfinder schienen bereits 1997 den festen Kern bewiesen zu haben, aber das wurde nun auf der Telecon indirekt bestritten: Erst die intensive Verfolgung Spirits über einen deutlich längeren Zeitraum verspräche klare Erkenntnisse.

Während der Rover schon mal da sitzt, kann er auch verfolgen, wie Atmosphäre und Oberfläche miteinander wechselwirken und Veränderungen des Marsbodens mit der Zeit verfolgen, auch mit seinem Mikroskop. Zum Glück ist Spirit sein Unfall ja in einer besonders interessanten Region widerfahren: Der helle Boden unter der trügerisch festen Kruste ist außerordentlich reich an Sulfaten, die einst von Fumarolen hinterlassen worden sein dürften. Auch wenn sich Spirit nicht mehr befreien kann: Gelegentlich ein wenig den Ort verlagern, um neue Bodenstellen in Reichweite zu bekommen, sollte er schon schaffen – und sollte er dabei „versehentlich“ aus der Grube hüpfen, wäre es auch recht; bloss auf große Fahrt wird er mit nur noch 3 bis 4 Rändern (während die anderen klemmen und sich nicht etwa frei drehen) auch dann kaum mehr gehen. Ob der stationäre Betrieb übrigens Geld sparen wird, konnte auf der Telecon keiner sagen; beide Rover in Fahrt zu halten, kostete jedenfalls bisher 20 Mio.$ im Jahr.

Space.com, AW&ST, Space Today, KosmoLogs, LichtEcho, Welt der Physik 27., Planetary Society Blog, Sky & Tel., BBC, LA Times, Scientific American, Cosmic Log, Nature Blog, SpaceWriter, MarsPages 26., New York Times 25., Space News 24.1.2010. Auch ein JPL-Release zu den Untersuchungen Opportunitys am von einem Impakt aus der Tiefe hochgerissenen Felsen Marquette Island – diesem Rover geht es weiter prächtig, und er hat am 12. Januar seine Weiterfahrt angetreten.

Seen auf dem Mars auch noch vor 3 Milliarden Jahren?

Das Marszeitalter des Hesperian galt bislang als wenig attraktiv, schien der Planet doch da bereits eine gefrorene Wüste geworden zu sein – aber jetzt sind auf Bildern des Mars Reconnaissance Orbiter Spuren mehrerer 20 km großer Seen aus dieser Ära vor „nur“ 3 Mrd. Jahren entdeckt worden, verbunden durch Abflusskanäle wie in irdischen Thermokarst-Landschaften: Die Auszählung von über 35’000 Impaktkratern soll eine eindeutige Datierung liefern. Offenbar hat der Mars auch im Hesperian noch Zeiträume unbekannter Länge erlebt, in denen – nach starkem Vulkanismus, Impakten oder Achsverlagerungen – eine dichte Atmosphäre flüssiges Wasser ermöglichte. (Imperial College Release, BBC 4., Physics World, Ars Technica, Spiegel 6.1.2010. Auch ein JPL Release zu einem MRO-Special von Icarus und ein NASA Release, das Planetary Society Blog und CosmicLog zum neuen HiWish-Angebot des Projekts)

Kein Lebenszeichen des Phoenix hat Mars Odyssey bei insgesamt 30 Überflügen des polaren NASA-Landers vom 18.-21. Januar empfangen, der nach einer kurzen aber heftigen Mission verstummte und einfror („Bilder von Phoenix …“). Im Februar und März, wenn noch etwas mehr Sonne auf die Landestelle fällt, wird wieder gelauscht, aber die Hoffnung ist praktisch null. (Space Today 22.1.2010)

Zahllose Links zum dicksten Sonnenring des Jahrtausends

24. Januar 2010

S.P.A.C.E.

(hier eine Sequenz der Baily’s Beads bei der Ringförmigen SoFi am 15. Januar am Nordrand der Annularitätszone in Varkala, Kerala, Indien) sowie andere Himmels-Highlights seit Jahresbeginn sind bei Cosmos 4 U zu finden sowie ein detaillierter Artikel hier!

Weitere größere Artikel

Das tiefste Bild des Universums, das Hubble Ultra Deep Field 2009 (HUDF09).

Funktionsweise von Epsilon Aurigae jetzt verstanden? Spitzer-Spektrum gibt Hinweise.

Wie die Galaxie Arp 192 ihren Stachel verlor Es war nur eine Asteroidenspur …

Sonnenaktivität im Aufwind: Zahl der fleckenfreien Tage schrumpft.

First Light für den neuen IR-Satelliten WISE – bald beginnt die Durchmusterung.

Doppelstern mit Materiefluss zwischen Scheiben direkt abgebildet bei SR 24.

Einsamer Nachweis eines kleinen Körpers im Kuiper-Gürtel mit Hubbles FGS.

Kürzere Artikel

Halo der Milchstraße abgeplattet – und um 90° gekippt.

»Erdähnlichster Exoplanet« CoRoT-7b ursprünglich viel größer? Massenverlust in Sternnähe modelliert.

Dunkle Energie bereits in der Lokalen Gruppe nachzuweisen? Radialgeschwindigkeiten sollen’s zeigen.

Kleiner Kreutz-Komet in die Sonne gestürzt, Anfang Januar.

Hellstes Objekt im Kuiper-Gürtel seit fünf Jahren entdeckt, 2009 YE7.

Bahnneigung eines Exoplaneten verändert sich schnell, bei TrES-2.

Was vom Astronomie-Jahr bleiben wird, verspricht die IAU.

Bizarre Bilder vom Mars: wenn Dünen auftauen

7. Januar 2010

Im Winter bildet sich über einem großen Dünenfeld in den hohen Nordbreiten des Mars eine CO2-Eisschicht, die im Frühjahr sublimiert: Dabei gerät der Sand oft ins Rutschen und bildet dunkle Spuren, während gleichzeitig Staub aufgewirbelt wird: Diese HiRISE-Aufnahme ist zwar nicht neu, aber heute erst publiziert worden; zu sehen hier zwei Ausschnitte. NACHTRAG: Mit einiger Verzögerung wird das Bild u.a. hier, hier und hier aufgegriffen.

„Pretty Pictures“ von der 215. AAS-Tagung

5. Januar 2010

Sie gilt als das größte Treffen der American Astronomical Society aller Zeiten, und wie immer dient das Meeting auch zur heftigen Verbreitung von astronomischen Neuigkeiten aller Art. Vieles kommt diesmal ohne beeindruckende echte Bilder daher wie die fünf ersten Planetenentdeckungen von Kepler (die dafür ein Schwall Grafiken begleitet), eine mögliche ferne Supernova des Paarvernichtungs-Typs oder die angebliche Erklärung von Epsilon Aurigaes Verfinsterungen. Optisch mehr her machen da schon das Hubble Ultra Deep Field aus WFC3-Sicht oder Chandras Blick auf Sgr A*, vor allem aber – bisher – dies:

Die Kleine Magellansche Wolke, wie sie Spitzer sieht, von 3.6 bis 160 µm Wellenlänge: Nun erscheint sie als „Balken“ aus alten Sternen (links) nebst einem „Flügel“ nach rechts aus jungen Sternen, der sich noch weitter als Gas-„Schweif“ fortsetzt, der aus der Galaxie herausgerissen wurde.

Ein infraroter Blick in das „Herz“ von Eta Carinae in drei Emissionslinien von 1.6 bis 2.2 µm aufgenommen mit Adaptiver Optik und einem Koronographen (NICI) am Gemini-Süd-Teleskop: Der Staub, der das labile Sternsystem einschließt, wird dabei durchdrungen und die komplexe Gestalt der Ejekta (inklusive eines „Little Homunculus“) erkennbar.

Die Sonnenkorona im Licht dreier „heißer Eisen“-Linien während der Totalen Finsternis vom 1.8.2008: R, G und B wurden Fe XI (789 nm), Fe XIV (530 nm) und Fe XIII (1075 nm) zugeordnet. Die Fe-XI-Linie wurde erstmals bei den SoFis 2006, 2008 und 2009 aufgenommen; die stark ionisierten Atome häufen sich z.T. anderswo in der Korona als die Elektronen, die (vermittels gestreuten Photosphärenlichts) für ihren Eindruck im weißen Licht sorgen. (NACHTRAG: ein Artikel zum Korona-Spektrum.) Und was wurde eigentlich aus dem Kometen, der gerade in Korona und Sonne gestürzt ist? Bilder und ein Video zeigen seine letzten Stunden …

Sechs Jahre Spirit auf dem Mars – und bald nur noch Schweigen?

4. Januar 2010

In der vergangenen Nacht vor sechs Jahren ist der erste Mars Exploration Rover ohne jedes Problem auf dem Mars gelandet (siehe Artikel 813, 815 und 820), und auch wenn der Boden des Kraters Gusev zunächst eher uninteressant erschien, so hat Spirit schließlich in den 2 1/2 km entfernten Columbia Hills genug spannende Bodenchemie vorgefunden. Und das nahezu reine Siliciumdioxid, das Spirits lahmendes Rad einmal unter der Bodenkruste freilegte, erklärte MER-Chef Squyres gar für jedes Stück Mars, das er von allen am liebsten in einem irdischen Labor hätte. Mit der großen Marsrundfahrt ist es seit letztem Mai bekanntlich vorbei – und der große Befreiungsversuch kommt nicht voran, zumal auch das mirakulös wiederbelebte rechte Vorderrad nicht wirklich einsatzfähig ist, und der Rover mit jedem Fahrversuch eher tiefer einsinkt. In Interviews äußern sich Spitzenmanager des MER-Projekts inzwischen deutlich pessimistischer als noch vor einem Monat.

Jetzt soll wenigstens versucht werden, Spirit um vielleicht 5° so zu kippen, dass die tiefe Wintersonne steiler auf die Solarzellen fällt – die derzeit leider in die falsche Richtung zeigen. Energiemäßig wird es im kommenden Winter äußerst knapp, v.a. in den Wochen um die Sonnenwende im Mai, und es könnte leicht passieren, dass der Rover komplett ausfällt. Wenn die Sonne dann allerdings wieder höher steht, könnte Spirit noch einmal zu sich kommen und als feste Station u.a. sehr genaue Messungen des Rotationsverhaltens des Mars erlauben. Angesichts des Spirit-istischen Dramas fast vergessen: Der zweite Marsrover Opportunity hat sich die letzten Wochen intensiv den kuriosen Felsbrocken Marquette angeschaut, der im Gegensatz zu ersten Vermutungen kein weiterer Meteorit sondern ein alter Marsstein aus der Tiefe ist, von einem Impakt freigelegt.

Poster zu sechs Jahren auf dem Mars, Erinnerungen an die Landung; Astronomy Now, Space Today, Spiegel 4., Cumbrian Sky, Mars Pages 3., BBC Blog, Space.com, Mars Pages 2.1.2010, JPL Release, Blog, Science@NASA, Planetary Society 31.12.2009.

Bright sungrazing comet in SOHO’s field of view right now!

3. Januar 2010

Der helle Sungrazer, der gerade durch das Gesichtsfeld von SOHOs LASCO C3 zieht (hier ein Bild vom 2. Januar um 21:18 UTC; rechts die Venus) ist Aufmacher eines dicken Cosmos 4 U mit Januar-Vorschau und Ergebnissen von MoFi, Geminiden, Sonnenaktivität im Dezember und vielen mehr aus den letzten drei Wochen!

Chronik des Universums: zweite Dezember-Hälfte 2009

3. Januar 2010

Do, 31. Dezember: Die NASA hat den Weiterbetrieb des Chandra XRO auf viele Jahre „gebucht“.

Di, 29. Dezember: Drei Kandidaten für die nächste New Frontiers-Mission hat die NASA ausgewählt.

WISE hat die Klappe auf gemacht; Bilder gibt’s im Januar.

Heute hat New Horizons den halben Weg zu Pluto zurückgelegt.

Der lange schweigende Koronas-Foton hat sich wieder gemeldet – volle Kontrolle im Januar?

Bedeckung von hellem Stern durch Kleinplanet (599 Luisa) in Europa mehrfach erfolgreich beobachtet!

So, 27. Dezember: Es geht einfach nicht voran mit Spirit in seinem Erdloch auf dem Mars …

Die beste Nahaufnahme des Saturnmonds Prometheus in Farbe aus wenige Tage alten Rohbildern zusammengedengelt!

„Es ist mir nicht so wichtig, ob der nächste Mensch auf dem Mond aus Amerika, China, Russland oder Indien kommt – aber der nächste Roboter dort wird ein deutscher sein“, verkündet der DLR-Chef in einem Interview – das im Januar noch mal aufgewärmt wird.

Do, 24. Dezember: Heute vor 30 Jahren startete die erste Ariane-Rakete!

Mi, 23. Dezember: Lauter Cassini-Filmchen der Saturnmonde bei mutual events.

Di, 22. Dezember: Die Expedition 22 erreicht die ISS, wo nun wieder 5 Personen hausen.

Mo, 21. Dezember: Alles bestens auf WISE – die Klappe soll am 29.12. abgesprengt werden.

ACRIMSAT ist seit 10 Jahren im Orbit.

Die Jahre 2000-2009 waren das wärmste Jahrzehnt in Deutschland seit 130 Jahren.

So, 20. Dezember: Soyuz TMA-17 startet zur ISS.

Sa, 19. Dezember: Der Sonnenuntergang in Stonehenge ist klar zu sehen – fast am Tag der Sonnenwende.

Fr, 18. Dezember: SOFIA ist erstmals mit offener Klappe geflogen!

Do, 17. Dezember: Die Ionenantrieb von Hayabusa arbeitet wieder, in improvisierter Konfiguration.

Die Richtung der US-Raumfahrt wird geändert – Obama will eine vereinfachte Heavy-Lift-Rakete. Oder ist das alles gar nicht wahr?

Erste Himmelskarte im oberen Frequenzband von LOFAR, dem modernsten Radioteleskop der Welt, aufgenommen in Effelsberg.

Mi, 16. Dezember: Der Mars Reconnaissance Orbiter arbeitet wieder, mit allen 6 Instrumenten!

Im U.K. werden einige Astro-Projekte eingestellt, viele fortgeführt – das Geschrei ist gross …

Hubble hat möglicherweise ein nur 1 km großes Kuiperoid nachweisen können – im Transit vor einem Stern.

Der NASA-Chef ist im Weißen Haus zu Gast.

Der Startvertrag für den Satelliten Gaia ist unterzeichnet.

Frühere Kurzmeldungen gibt es hier

Runde Jahrestage … für das Jahr 2010

2. Januar 2010

Vor 400 Jahren … beobachtet Galilei alles und jedes und „bloggt“ fast live im Siderius Nuncius (März 1610).

Vor 150 Jahren … veröffentlichen Kirchhoff & Bunsen ihre „Chemische Analyse durch Spektralbeobachtungen“ (1860) – und schlagartig entsteht auch die Astrophysik.

… gelingen de la Rue bei einer totalen Sonnenfinsternis erstmals Aufnahmen von Protuberanzen (18.7.1860).

Vor 100 Jahren … wird erstmals ein Farben-Helligkeits-Diagramm für die Sterne eines Sternhaufens aufgestellt (Plejaden, 1910) – der Vorgänger des HRD.

Vor 75 Jahren … formuliert Strömgren die erste umfassende Theorie des Sterninneren (1935).

… wird mit dem Griffith Observatory die bedeutendste Volkssternwarte der USA eröffnet (14.5.1935).

… erreichen Raketen erstmals Überschallgeschwindigkeit (Goddard in den USA, 8.3.1935) und die Stratosphäre (über 12 km Höhe, Sowjetunion).

Vor 50 Jahren … wird der erste Quasar entdeckt (1960).

… beginnt das erste systematische SETI-Projekt „OZMA“.

… kehren mit den Hunden Belka & Strelka die ersten Lebewesen aus dem Orbit zurück (19.8.1960) und starten die ersten Wetter- und (passiven) Nachrichtensatelliten Tiros 1 (1.4.1960) und Echo (12.8.1960).

Vor 40 Jahren … starten die ersten Satelliten Japans und Chinas, Ohsumi (11.2.1970) und Mao 1 (24.4.1970).

… wird die Speckle-Interferometrie erfunden (Labeyrie).

… starten der Röntgensatellit Uhuru (12.12.1970), der erste Mondrover Lunochod 1 (10.11.1970) und der „erfolgreiche Fehlschlag“ Apollo 13 (11.4.1970).

Vor 30 Jahren … fliegt Voyager 1 am Saturn vorbei (12.11.1980) und macht zahlreiche Entdeckungen.

… wird das große Radiointerferometer Very Large Array eröffnet (10.10.1980).

… startet die Solar Maximum Mission (14.2.1980); der Sonnensatellit entdeckt auch mehrere Kometen.

Vor 25 Jahren … fliegt zum ersten Mal eine Raumsonde an einem Kometen vorbei (ICE an Grigg-Skjellerup; 1.9.1985).

… werden erstmals Ballons in der Venusatmosphäre abgesetzt (von Vega 1 und 2, 11.+14.6.1985).

… startet die erste interplanetare Mission der ESA (Giotto zu Halley, 2.7.1985).

Vor 20 Jahren … trat Magellan in den Venus-Orbit ein (10.8.1990) und flog Galileo an der Venus vorbei (9.2.1990).

… starteten das Hubble Space Telescope (24.4.1990) der deutsche Röntgensatellit ROSAT (1.6.1990).

… starteten Ulysses (6.10.1990) und Hiten zum Mond (24.1.1990) und wurde die Long Duration Exposure Facility wieder eingefangen (9.1.1990).

Vor 10 Jahren … startete der Vorgänger dieses Newsblogs (1.4.2000): Alle weit über 1000 Artikel bis 2007 sind über das Archiv abrufbar!

Quellen: Paturi, Harenberg Schlüsseldaten Astronomie, Dortmund 1996, Baalke, Space Calendar und Fischer, Parallel-Timeline der Raumfahrtgeschichte.