CERN-Chef verspricht mindestens eine wichtige Entdeckung mit dem LHC vor der großen Wartung

Im Large Hadron Collider laufen inzwischen wieder die Protonen im Kreis, und es wird jetzt 18 bis 24 Monate lang Kollisionen mit – ab in Kürze – 7 TeV Gesamtenergie geben („LHC erst 2013 …“): Auf die übliche Winterpause wird verzichtet, um möglichst viele Ereignisse ‚im Kasten‘ zu haben, bevor der Beschleuniger für technische Nachbesserungen länger abgeschaltet werden muss. CERN-Direktor Rolf-Dieter Heuer erwartet, dass aus diesen Daten mindestens eine Entdeckung produziert werden kann: der erste Nachweis eines supersymmetrischen Teilchens, was bis zu einer Masse von 800 GeV (bisher 400 GeV) gelingen sollte, und/oder der Nachweis des Higgs-Teilchens, sofern es eine Masse in der Nähe von 160 GeV hat. Der LHC-Vorgänger LEP und der LHC-Konkurrent Tevatron haben den möglichen Massenbereich bereits erheblich eingegrenzt. Und vielleicht wird auch ein Teilchen gefunden, das mit zusätzlichen Raumdimensionen zusammenhängt: Hier wäre der LHC bis 2 TeV (bisher: 1 TeV) Masse empfindlich.

Insgesamt habe der LHC also nun das größte Potenzial für Entdeckungen in der Teilchenphysik seit einem Jahrzehnt – wobei der Fund eines SuSy-Partikels auch maßgeblich zur Aufklärung der Dunklen Materie des Kosmos beitragen könnte. Die große Panne von 2008, die – vergleichsweise banalen – Versäumnisse, die den großen Shutdown 2011/12 und die Verschiebung der 14-TeV-Kollisionen auf die Zeit danach erzwingen, und bizarre Gerichtsstreitigkeiten werden dann endlich nicht mehr die LHC-Nachrichten dominieren … CERN Press Release, PM des Bundesverfassungsgerichts 9.3.2010; Physics World Blog 22., 24., SkepticBlog, Register 25., Symmetry Breaking 28.2., Reuters 8., Discovery, ScienceBlogs 9., BBC, Telegraph, TelePolis, KosmoLogs 10., ScienceBlogs 12.3.2010. Auch ein LHC-Paper mit arg vielen Autoren, Impressionen und humoristische und künstlerische Aspekte des LHC

Schwerste Antimaterie-Kerne mit dem RHIC erzeugt: Anti-Hyper-Triton

Bei 100 Millionen Kollisionen zwischen Goldatomkernen im Relativistic Heavy Ion Collider in den USA mit 200 GeV sind im resultierenden Quark-Gluonen-Plasma ingesamt 70 Kerne nachgewiesen worden, die aus einem Antiproton, einem Antineutron und einem Antilambdahyperon bestehen, welches sich wiederum aus einem Anti-Up-, einem Anti-Down- und einem Anti-Strange-Quark zusammensetzt. Nicht nur ist dieser Kern mit 3.0 GeV etwas massereicher als der bisher schwerste Antimateriekern, der erzeugt werden konnte (Antihelium 3 mit 2.7 GeV): Es ist auch der erste überhaupt mit einem Strange-Quark.

Trotz der bedauerlich kurzen Lebensdauer des Antihypertritons von nur 2 x 10^-10 Sekunden kann man vom ihm vielleicht eine Menge lernen: etwa über das Innenleben von Neutronensternen, wo Strange-Quarks in großer Zahl vorkommen könnten, oder auch über die Physik ganz zu Beginn des Universums, als die Materie durch einen immer noch nicht ganz geklärten Prozess die Oberhand über die Antimaterie gewann. (LBL and BNL Releases, Nature News #2010.108 4., Physics World, Space.com 5.3.2010. Und ein BNL Release und noch einer sowie der Science Journalism Tracker mit weiteren RHIC-Artikeln vom Februar) NACHTRAG: ein Besuch beim RHIC. NACHTRAG 2: ein Paper dazu in Science 328 [2.4.2010] 58-62.

Erstes Neutrino im T2K-Versuch registriert: Dabei schießen Neutrinos aus einem Beschleuniger im japanischen Tokai durch die Erde in den Super-Kamiokande-Detektor. Das Ziel ist es, die bisher nur astrophysikalisch beobachteten Neutrino-Oszillationen unter quasi kontrollierten Bedingungen zu erforschen. (STFC Release, New Scientist 25., LA Times 27.2.2010) NACHTRAG: ein langer Review über Neutrino-Oszillationen. NACHTRAG 2: und ein Interview zu T2Ks erstem Fang.

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3 Antworten to “CERN-Chef verspricht mindestens eine wichtige Entdeckung mit dem LHC vor der großen Wartung”

  1. 2000 Physiker tagen in Bonn – LHC, Schwarze Löcher, Exoplaneten und mehr « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Energie geht es dann bis Ende 2011 weiter, und Desch erwartet, dass schon während dieser Zeit bedeutende Ergebnisse erzielt werden. Das entsprechende Detektor-Team muss der Konkurrenz am Beschleunigerring übrigens […]

  2. Die Sonne ist nicht beängstigend inaktiv: Sie kehrt nur zur Normalität zurück « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Large Hadron Collider – dessen Protonenstrahlen just heute morgen erstmals 3.5 TeV Energie erreichten; siehe CERN […]

  3. Dunkle-Materie-Teilchen: die nächste Beinahe-Entdeckung « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] hat der Relativistic Heavy Ion Collider erzeugen können, eine weitere Steigerung gegenüber dem Anti-Hyper-Triton („Schwerste Antimaterie …“) vom letzten Jahr. Das Antihelium entsteht allerdings […]

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