Archive for April 2010

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30. April 2010

Komet McNaught jetzt zirkumpolar, aber C/2009 K5 hat nur 8-9 mag.

Solar Dynamics Observatory überzeugt mit bunten Sonnenfilmen – die ersten Resultate (oben: eine Protuberanz am 30. März).

Drei verblüffende Entdeckungen in der Welt der Braunen Zwerge: 2M044144, UGPS J0722-05 und HR 8799.

Entscheidung gefallen: Das European Extremely Large Telescope kommt nach Chile und nicht nach La Palma …

Kürzere Artikel

P/2010 H2 (Vales): ein Komet aus dem Nichts, der mindestens 8 mag. heller wurde.

Erneut Mondsichel neben der Sonne erwischt – exakt bei Neumond – deutscher Rekord nach 2 Jahren eingestellt.

Neues Infrarot-Instrument schärft den Blick des Large Binocular Telescope: LUCIFER.

Ulysses-Daten zeigen: Komet McNaught hatte den längsten Schweif – der Ionenschweif von C/2006 P1 reichte mindestens 1.5 AU weit.

Transneptun Quaoar hat eine Dichte wie Felsen, nämlich 4 g/cm^3.

Quite a meteorite shower after a fireball over Wisconsin – and much more

26. April 2010

Außer zum erstaunlichen Meteoritenregen vom 14. April auch viele Links zum Kometenausbruch von P/2010 H2 (Vales) und anderen Kometen-Entwicklungen, Planetenbeobachtungen, dem Mond genau bei Neumond und allerlei Effekten – oder auch nicht – durch den isländischen Vulkan im neuen Cosmos 4 U!

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Direkte Bilder der Verfinsterung von Epsilon Aurigae gelungen! Dank optischer Interferometrie.

Historische Sonnenfleckenzahlen: Wolf hatte doch recht, und Waldmeiers Korrektur war unnötig.

Neue infrarote Himmelskataloge mit 1,2 Millionen Einträgen vom japanischen Satelliten Akari.

Der Vulkan und der Himmel über Deutschland: Daten, Modelle – und keine „volcanic sunsets“

19. April 2010

Der anhaltende Ausbruch des Vulkans (Nahaufnahmen und ein irres Nachtbild) unter dem isländischen Eyjafjalla-Gletscher (oben ein Bild des MODIS-Instruments auf dem NASA-Satelliten Aqua von vorgestern Mittag; mehr aktuelle Sat-Bilder hier und hier) hat eine nur aufwändig nachweisbare aber um so folgenreichere Aschewolke über Europa ausgebreitet: Das wissen wir im Moment in erster Linie aus Modellrechnungen (was zu hitzigen Debatten führt), die aber durch punktuelle Daten abgestützt sind – und gerade ist ein Forschungsflugzeug gestartet, um bei einem großen Rundflug über Deutschland viele neue Messungen zu gewinnen (was in der Schweiz schon gesehen ist). Auch LIDAR-Messungen am Boden und Satellitendaten helfen bei der Prognose.

Zu sehen gibt es von der Aschenwolke indes – ersten Erwartungen zum Trotz – bislang indes fast nichts (und manches ihr flugs zugeschriebene Phänomen hat mit ihr nichts zu tun): Für das Verursachen eines ausgeprägten Purpurlichts ist sie zu niedrig, und viel SO2, das in der Stratosphäre zu langlebigen Aerosolen mit ‚volcanic sunsets‘ führen kann, ist offenbar vom Vulkan nicht produziert worden. Der AK Meteore führt Buch über eventuelle Effekte – die schöne Abenddämmerung vom Samstag scheint jedenfalls ohne nennenswerte Mithilfe des Eyjafjallajökull (dessen Verhalten und Folgen dieses Blog im Detail verfolgt) zustande gekommen zu sein. NACHTRÄGE: In der Schweiz glaubt man an vulkanische Himmelstrübung, ein Interview mit den Falcon-Piloten – und fast live ein Envisat-Bild von heute Nachmittag des weiter aktiven Vulkans!

Disk occulting Epsilon Aurigae resolved with optical interferometry

11. April 2010

Dieser erstaunliche Erfolg einer zunehmend erwachsen werdenden Techik verblasste in den letzten 9 Tagen allerdings quantitativ gegen die Flut von Venus/Merkur-Bildern (hier das Paar heute abend; visuell war der Merkur schon sehr blass geworden) – dies und vieles mehr (etwa Bilder vom gespaltenen Kometen Siding Spring, dem Staubschweif des Kometen Wild oder erstaunlichen Wolkeneffekten nach STS-131) verlinkt im neuen Cosmos 4 U!

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

11. April 2010

Ein Ausschnitt aus der Galaxie M 66 im Löwen, zusammengesetzt aus Bildern der Hubble-Kamera ACS im Nah-IR, bei H-Alpha und im Grünen, aber so ‚abgemischt‘, dass ungefähr natürliche Farben herausgekommen sind. Zu erkennen sind die asymmetrischen Spiralarme und der ‚verrutschte‘ Kern der Galaxie: Daran sind wohl die beiden Nachbargalaxien schuld.

Ein kurzes Vergnügen für SOHO-„Zuschauer“ bot in der Nacht vom 9. zum 10. April ein neuer sonnenkratzender Komet, der binnen weniger Stunden kam und verging (in Bewegung). NACHTRAG: War wohl wieder mal einer aus der Kreutz-Gruppe – von der z.Z. ziemlich viele im Anflug sind.

Die Saturnmonde Janus und Epimetheus (individuell anklicken für Details!): ganz neue Rohbilder von Cassini vom 7. April aus 75’000 bzw. 102’000 km Entfernung, entstanden im Umfeld eines ungewöhnlich nahen Dione-Encounters und auch hier und hier beschrieben.

Und schon wieder hat der MRO eine Lawine erwischt, im Moment des Abgangs (siehe auch hier): Vermutlich handelt es sich bei diesem Phänomen um gefrorenes CO2, dem der kommende Frühling seine Stabilität geraubt hat – es scheint eine regelrechte Lawinen-Saison zu geben.

Ein Ausschnitt aus der ersten Aufnahme der Vollerde durch den neuesten Wettersatelliten der USA, GOES-15 („Neuester …), entstanden am 6. April – hier lohnt sich das Anklicken für die Vollversion auf jeden Fall. Nach fünf Monaten Tests wird die NASA den Satelliten der Wetterbehörde NOAA übergeben, die ihn ersteinmal in Reserve halten wird. Das Bild kommt gerade recht zum 50. Jahrestag des ersten Wettersatelliten überhaupt, Tiros 1, der nicht ganz so scharf sah und an dessen Start am 1. April 1960 ein NASA Release, ein Artikel aus New Jersey und Science 26.2.2010 S. 1085-6 erinnerten.

Hyperspektraltechnik revolutioniert die Erdbeobachtung

So hieß es jedenfalls kürzlich auf einem Kongress: Die wesentlichen Vorteile eines abbildenden Spektrometers gegenüber den operierenden Multispektralsystemen mit ihren wenigen und breiten Spektralkanälen liegen in der erheblich verbesserten Genauigkeit bei der Erfassung von Oberflächenmaterialien und in der einzigartigen Detektion von Mineralen. Pioniere waren die Satelliten EO-1 der NASA und PROBA-1 der ESA, und bald gibt’s die nächste Generation. (PM der ESA 31.3.2010)

Das Fortschreiten des Frühlings aus dem Orbit verfolgt das Medium Resolution Imaging Spectrometer auf dem Envisat, das empfindlich auf die Veränderungen an der Vegetation reagiert. Was früher nur ein Hobby von Naturbeobachtern war, ist heute ein Mosaiksteinchen mehr bei der Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels. (ESA Release 1.4.2010)

CubeSail: Weltraum-Besen vor erstem Test Ende 2011

Der Demonstrator passt in eine Kiste von 10 x 10 x 30 cm und kostet – inklusive Huckepack-Start – nur rund 1 Mio. Euro: der CubeSail, den die Univ. of Surrey mit Mitteln von Astrium baut und der Ende 2011 in einem 700-km-Orbit mit einem cleveren Mechanismus ein 5 x 5 Meter großes Segel mit gerade einmal 3 kg Masse entfalten soll. Erst wird damit ein bisschen Solar Sailing mit dem Strahlungsdruck der Sonne getestet, dann das Segel auf maximalen Luftwiderstand gedreht, um den winzigen Satelliten gezielt zum Absturz zu bringen. Solche Systeme könnten eines Tages routinemäßig auf Satelliten und Raketenoberstufen montiert werden, um sie nach dem Ende ihrer Missionen zügiger aus dem Orbit zu kegeln, was allerdings immer noch etliche Jahre dauert. Und eine spätere Variante – die vielleicht 2013 erprobt wird – könnte sich auch an ältere „unkooperative“ Satelliten ankleben, um deren Ende zu beschleunigen. (Univ. of Surrey Release 25., BBC, Guardian, New Scientist 26., Discovery 28., Nature Blog 29., AW&ST Blog 30.3.2010) NACHTRAG: noch ein Nachzügler.

Test des Raumgleiters X-37B weiter für den 19. April geplant: Das geheimnisunwitterte „Orbital Test Vehicle“ („Test des unbemannten …“) von 1/4 der Größe des Space Shuttle wird auf einer Atlas V starten und nach einigen Monaten aus dem Orbit zurückkehren. Weder über die technischen Details noch den Zweck des Ganzen ist viel bekannt … (Status; Spaceflight Now 2., CSM, SpacePorts 4.4.2010) NACHTRAG: Jetzt heißt es, 20. April.

Südkorea versucht es im Juni erneut

mit dem Start einer eigenen Rakete, nachdem die Premiere vergangenen Sommer gescheitert war („Fehlschlag …“): Erneut wird eine erste Stufe aus Russland angeliefert, die damals funktioniert hatte – aber dann war die Hälfte der Nutzlastverkleidung hängen geblieben. Auch die koreanische zweite Stufe hatte zwar funktioniert, aber das half dann nichts mehr. (Spaceflight Now 31.3.2010) NACHTRAG: Der Start wurde auf den 9. Juni festgesetzt – obwohl der Fehlschlag nie ganz aufgeklärt wurde.

Der erste Start einer Falcon 9 ist in den Mai gerutscht, frühestens den 8.5.: Zwar hatte der Triebwerkstest auf der Rampe am Cape im 2. Anlauf gut geklappt, doch dann war ein Problem mit der Selbstzerstörungsanlage entdeckt worden. (Status; Orlando Sentinel Blog 2., Space News, Space.com 3., Raumfahrt-Zeitung 5.4.2010)

Alte chinesische „Schwerkraft-Anomalie“ von vor 13 Jahren neu veröffentlicht – warum?

10. April 2010

Vor 10 Jahren hatten chinesische Geophysiker in einem kurzen Paper (gratis hier verfügbar) ausgesprochen bizarre Daten eines hochpräzisen Gravimeters während der Totalen Sonnenfinsternis vom 7. März 1997 präsentiert: Kurz vor dem 1. und nach dem 4. Kontakt, also bevor der Mond die Sonnenscheibe berührte und noch einmal danach, sank die gemessene Schwerebeschleunigung für einige Minuten signifikant, während sie in der gesamten Partialität und Totalität ebenso normal war wie Tage lang vor und nach dem Finsternistag. Zwar werden gelegentlich geheimnisvolle „Gravitationsanomalien“ im Zusammenhang mit Sonnenfinsternissen behauptet, mal so oder mal so, aber in dieser Art noch nie (und meistens sind die Beobachtungen negativ). Irgendwelche Störquellen fielen den Chinesen damals nicht ein, und auch in einem detaillierteren Paper von 2002 blieben sie dabei; bei weiteren ToSoFis 2001 und 2002 glauben sie einen ähnlichen aber viel schwächeren Effekt gesehen zu haben. Die Sache war schon wieder in Vergessenheit geraten – aber vor wenigen Tagen haben die Chinesen das 2000-er Paper aufeinmal unkommentiert in den Preprint-Server gestellt: Soll das etwa den Boden für kommende Enthüllungen bereiten? Immerhin sind inzwischen etliche weitere SoFis ins Land gegangen, inklusive dreier 2008, 2009 und 2010 in China …

Energieabhängige Lichtgeschwindigkeit würde zu Paradoxien führen: Eine konkrete Messung mit einem Gamma-Burst durch Fermi lieferte einen Nulleffekt („Keine Abhängigkeit …“) – und das war auch kein Wunder, sagt jetzt eine theoretische Arbeit. Denn eine simple Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Photonenenergie – wie sie in manchen exotischen Theorien, etwa der „doppelt-speziellen Relativität, vorkommt – führt in Gedankenexperimenten zu paradoxen Situationen. Gar nicht war, kontern andere, weil die Raumzeit in der Quantentheorie keine exakten Punkte mehr kenne. Ergo: Fermi wird weiter messen … (Science 2.4.2010 S. 27)

Die Masse des Strange-Quarks 10-mal besser berechnet

hat die internationale High Precision QCD collaboration: auf 2% genau. Der neue Wert – 92.4±2.5 MeV/c^2 wird auch bei der Analyse der Messungen von Teilchenkollisionen im LHC und Tevatron helfen: Vor allem ersterer sollte, wenn die Kollisionsenergie schließlich das Ziel von 14 TeV erreicht hat, ziemlich klare Abweichungen vom Standardmodell der Teilchenphysik finden. Und dazu muss man natürlich dessen Vorraussagen so genau wie möglich kennen. (Physics World 9.4.2010)

10 Millionen „Mini-Urknälle“ = Teilchenkollisionen mit 7 TeV in der ersten Woche seit die Versuche begannen, hat der Large Hadron Collider bereits zustande gebracht, rund 100 Ereignisse pro Sekunde werden von den Detektoren registriert (gegenüber 50 am ersten Tag), und es sollen noch 300 werden. Aber immer noch hoffen manche in den USA, dass der schwächere aber schon lange laufende Tevatron am Fermilab genug Vorsprung haben könnte, um dem LHC doch noch wichtige Entdeckungen weg zu schnappen. Allein aus Tevatron-Daten dürfte man bis Ende 2011 beispielsweise schließen können, ob das Higgs – wie allgemein erwartet – eine geringere Masse als das Topquark hat. (ABC, NPR, Starts with a Bang 7., CERN Tweet 6., TIME 3., Red Orbit 1.4., Rtr, NPR, Starts w/Bang, Zeit, Journalism Tracker 31., LA Times, AstroBob, DLF, Pro Physik 30.3.2010. Auch MSNBC zu Monopolen im LHC, ASPERA zum ARGO-YBJ-Experiment, IO9 zum LHC in der Science Fiction, Science Blogs zu LHC-Wetten, Bild-Blog zum Üblichen – und Aprilscherze über den LHC von BackReaction, Crave und Ärzteblatt …)

Das Element mit der Kernladungszahl 117 ist dingfest

gemacht worden, von einer internationalen Arbeitsgruppe: Während im russischen Dubna bei Moskau Kalzium-48-Ionen in einem Beschleuniger auf ein radioaktives Berkelium-249-Target geschossen wurden, kam Unterstützung aus mehreren US-Labors. Mit dem Element 117, dem letzten noch fehlenden in der 7. Reihe des Periodensystems, ist man der lang gesuchten „Insel der Stabilität“ bei sehr hohen Atomkernmassen wieder ein Stück näher gekommen: Ein Isotop mit 177 Neutronen lebt doch glatt 78 µs – 87-mal länger als Element 118 mit einem Neutron weniger. Mit 184 Neutronen dürfte ein Kern dann tatsächlich stabil sein, aber so weit ist man noch lange nicht. Seit 1940 sind immerhin schon 26 neue Atomsorten jenseits des Urans mit 92 Protonen erzeugt worden, alle Elemente von 113 bis 118 dabei zuerst von der russisch-amerikanischen Gruppe (die Nr. 117 hatte man zunächst „übersprungen“, weil das Berkelium so mühsam herzustellen war). Zuvor waren die Elemente 107 bis 112 jeweils zuerst in Darmstadt erzeugt worden. Bis Element 117 einen richtigen Namen bekommt, heißt es erst einmal Ununseptium. (Oak Ridge Nat’l Lab Press Release, Nature Blog, New York Times, IO9, New Scientist Blog, Journalism Tracker, Spiegel 7., Physics World 10.4.2010)

Nachrichten vom Mond kompakt

9. April 2010

Die Entdeckung eines bisher unbekannten Minerals auf Mond in Daten des Moon Mineralogy Mapper (M3) der NASA auf dem indischen Mondorbiter Chandrayaan-1 belegen diese Bilder: Für die rechte Darstellung des linken Ausschnitts aus der Mondoberfläche wurde für jedes Pixel der Wert des bei 2 µm reflektierten Sonnenlichts durch den Wert bei 1 µm dividiert. In zwei Bereichen der Ebene Sinus Aestuum macht sich so ChromitSpinell bemerkbar: Insgesamt bedeckt dieses Mineral zehntausende Quadratkilometer der Vorderseite des Mondes – und wurde bisher übersehen, weil es keine Daten bei 2 µm gab. (NASA-Feature 8.4.2010. Auch: Mondkarten – u.a. in Principal Components – von M3)

Chandrayaans Moon Impact Probe registrierte H2O und CO2

mit dem Massenspektrometer CHACE, während die 35-kg-Sonde im November 2008 auf den Mond zustürzte: Das ist erst jetzt mit der Veröffentlichung eines Papers bekannt geworden. Der Partialdruck der beiden nachgewiesenen Gase – eine irdische Verunreinigung des Detektors soll ausgeschlossen sein – ist zwar winzig, aber es passt wohl ins (neue!) Bild des Mondes, dass der Boden allerlei Flüchtiges ausdünstet. (Sridharan & al., Plan. & Space Sci. 6., Parallel Spirals 22., 24., 30.3., Plan. Soc. Blog 7.4.2010)

Auch – dicht – unter sonnigem Mondboden kann Wassereis überleben, besagen neue Modellrechnungen, die die mysteriösen Daten des Instruments LEND (1. Item) auf dem Lunar Reconnaissance Orbiter erklären könnten, wonach es auch Eis in Kratern ohne ständig schattigen Boden gibt. Ein paar Dezimeter Mondboden sollten genügen, um Eis zu konservieren: Das wäre eine gute Nachricht für künftige Siedler, die zum Eisholen nicht immer zu den Polen fahren müssten. Die weitere Analyse der LCROSS-Daten hat derweil gezeigt, dass nicht nur Wasserdampf sondern auch Eisteilchen in der Ejektawolke aus dem Krater Cabeus waren: Das Wasser war also nicht nur an irgendwelche Mineralien gebunden. (Science 19.3.2010 S. 1448)

Dänische Mondlande-Amateure wollen Testsatellit in der Südsee starten

Die European Lunar Exploration Association (Euroluna) ist ein dänischer Bewerber um den Google Lunar X PRIZE, bei dem ein kleines Fahrzeug auf dem Mond abgesetzt werden soll – und Computer, Radio, Kamera und v.a. der Raketenantrieb sollen diesen Dezember mit dem Kleinsatelliten MiniRomit1 getestet werden. Der wiederum auf der ersten „Neptune 30“ der US-Firma Interorbital Systems gestartet werden soll. Die dafür eine Startanlage im Südsee-Königreich Tonga auf der Insel ‚Eua errichten darf und dort v.a. einen Markt für Kleinstsatelliten („TubeSats“) anpeilt, die als Bausatz inklusive Start nur 8000 US-Dollar kosten. MiniRomit1 ist da – als Doppel-CubeSat – schon etwas größer (10 x 10 x 20 cm) und wird sich die N30 mit weiteren CubeSats und 26(!) TubeSats teilen: Die werden alle in 310 km Höhe ausgesetzt, was bewusst ihre Lebensdauer begrenzt; MiniRomit1 jedoch soll dank seines Triebwerks bis auf 700 km Höhe steigen. Funkamateure in aller Welt sind aufgerufen, die Bilddaten des Satelliten aufzufangen, so dass in Dänemark aus den Einzelpixeln komplette Bilder zusammengesetzt werden können. (Pacific Islands Report 8.1., Space News 1.2., Euroluna Press Release 25., ORF Future Zone, Science Blogs 29., KySat 31.3.2010) NACHTRAG: Hat’s noch wer gemerkt.

Deutscher GLXP-Bewerber unschlagbar „preiswert“? In einem Radiointerview geben sich die „Part-Time-Scientists“ („Deutsche Computerfreaks …“) ungebrochen optimistisch, dass sie gute Chancen auf den Gewinn des Mond-Preises haben. Und dafür nur 15 Mio. Euro benötigen würden, während die Mitbewerber eher in der 80-Mio.-Euro-Zone lägen – das sei ja wohl zu machen. (MotoFM 30.3.2010, über diese Seite abrufbar) NACHTRAG: Die neue Wikipedia-Seite zu den PTS vermisst auch Details zur Raumfahrttechnik …

Bilderbuchstart für CryoSat 2 im ersten Anlauf

8. April 2010

Solch einer Art von Raketenstart eines Forschungssatelliten hatten wohl nur wenigsten schon einmal beigewohnt, die heute bei der Launch Party im europäischen Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt der Reise des Eisdickenerkunders CryoSat 2 – dessen Mission die ESA hier in zahlreichen Artikeln in Deutsch beschreibt – in den Orbit beiwohnten: Statt einer Rakete auf einer Startrampe zeigte das Livebild aus dem kasachischen Baikonur lediglich ein Loch im Boden inklusive einer offenen Klappe. In diesem Silo steckten eine Dnepr-Rakete, abgeleitet von der Interkontinentalrakete SS 18, und gut verpackt der CryoSat – so groß, dass die Klappe offen bleiben musste. Aus diesem Silo wurde die Dnepr pünktlich um 15:57 MESZ herauskatapultiert, und erst in der Luft zündete ihre erste Stufe (Bild), dann zischte die Rakete schnell davon. An Telekameras fehlt es wohl in Baikonur, und so wurden die weiteren Phasen des erfrischend kurzen Raketenfluges nur per Computergrafik angezeigt.

Alle ‚Väter‘ des Projekts waren in Darmstadt versammelt und konnten die folgenden 16 Minuten nur warten – aber dann ging alles ganz schnell: Abtrennung des Satelliten von der Oberstufe und Empfang der ersten Signale in Kenia, zelebriert mit einer Lightshow im auf Eishöhle getrimmten ESOC-Saal. Strahlende Gesichter überall, umso mehr als der erste CryoSat bei einem Fehlstart 2005 verloren gegangen war. Jetzt konnte gefeiert werden, und vor allem CryoSats Principal Investigator Duncan Wingham dürfte heute ein ganzer Eisberg vom Herzen gefallen sein. Auch in den zwei Stunden vor dem Start war immer alles im grünen Bereich gewesen, auf die Bedeutung der CryoSat’schen Eismessungen im Rahmen der globalen Erwärmung und des steigenden Meeresspiegels wiesen Vorträge hin, und einer bloggte live: erst hier, dann hier, und ein anderer bloggte hier. Auch Pressemitteilungen in Deutsch von ESA und DLR zum Start, ein Video davon, Standbilder daraus und ein Blog aus Baikonur – zahlreiche weitere Links zur Mission und dem Start im Cosmic Mirror #336!

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

7. April 2010

Bizarres Temperaturmuster auf Saturnmond Mimas

Der Cassini-Vorbeiflug an Mimas im Februar hat nicht nur interessante Bilder im sichtbaren Licht geliefert, sondern auch eine bemerkenswerte Temperaturkarte des CIRS-Instruments, die rechts dem visuellen Bild überlagert wurde. Die Oberfläche ist ausrechnet am Morgen (linker Rand) mit 92 Kelvin am ‚wärmsten‘, und die Grenze zwischen der warmen Zone – von der man leider nicht weiß, wie weit sie sich auf die Rückseite fortsetzt – und dem mit 77 K deutlich kühleren Rest verläuft ausgesprochen scharf und mit einem Knick. „Eigentlich“ hätte es in der Mitte des Mimas-Scheibchens am wärmsten sein sollen, aber hier fällt nur der große Krater Herschel als moderater ‚Hotspot‘ mit 84 K auf. Das absonderliche Temperaturmuster muss etwas mit der thermischen Trägheit des Bodens zu tun haben, aber eine offensichtliche Erklärung erschließt sich nicht: Schon werden weitere Cassini-Beobachtungen dieses überraschend interessanten Saturnmonds vorbereitet und sogar spezielle Messungen von der Erde aus. (JPL Release, Planetary Society Blog 29., Space Today 30.3.2010)

Der Bau der Raumsonde Juno zum Jupiter hat begonnen, bei LockMart in Denver: Gestartet werden soll im August 2011, mit der Ankunft 2016. Neun Instrumente – die in den nächsten Monaten integriert werden – soll sich um Innenleben, Atmosphäre und Polarlichter des Riesenplaneten kümmern. (JPL Release 5.4.2010)

Spirit offenbar in erwarteten Winterschlaf gefallen

Am 30. März hat sich der Marsrover bei Kontakten im Wochenrhythmus nicht beim Orbiter Odyssey gemeldet, wie zuletzt am 22.3.: Damit dürfte Spirit nunmehr in einem Low-Power-Modus angekommen sein, der eigentlich zu überleben sein müsste. Zumindest hat die Bordelektronik fabrikneuer MER die tiefsten Temperaturen, die nun vor Spirit liegen, überstanden, doch nach über 2200 Marstagen mit ihren harschen Temperaturzyklen sieht es vielleicht anders aus. Noch ist man am JPL jedoch voller Optimismus, dass sich Spirit in einigen Monaten wieder melden wird. Und dann darf auch wieder versucht werden, den Rover ganz aus seiner Sandfalle zu befreien und ein wenig herum zu fahren, um neue Bereiche des interessanten Bodens zu erreichen: So lange die relativen Positionsveränderungen auf 1 cm genau bekannt sind (was kein Problem darstellt), wird dadurch die geplante Analyse des Rotationsverhaltens des Mars durch präzise Radiovermessung von Spirits Position auch nicht gefährdet. (Details zum Low Power Mode, JPL Release, Plan. Soc. 31.3., Space Today 1.4., Universe Today 28.3., 2.4.2010) NACHTRAG: Da sitzt Spirit!

Doch 3D-Zoom-Kameras für das Mars Science Laboratory? Aus Kostengründen war die Hauptkamera des nächsten Marsrovers „Curiosity“ 2007 vereinfacht worden, doch inzwischen hat sich die NASA – nicht zuletzt durch den Einfluss des Star-Regisseurs James Cameron, der an der Kameraentwicklung beteiligt ist – eines Besseren besonnen und läßt für 5 Mio.$ doch die alte Version mit 3D-Zoom-Optik und echtem HD-Video mit 10 Bildern/Sekunde bauen: Wenn sie bis Dezember fertig wird, darf sie statt der einfacheren Kamera an Bord. Die meisten technischen Probleme des MSL – Start weiter für Oktober 2011 geplant – scheinen inzwischen gelöst, auch wenn die Leistung der Radioisotopenbatterie etwas zu wünschen übrig lässt. Und auch die Auswahl des Landeplatzes macht Fortschritte; womöglich kommt aber noch ein 5. Kandidat dazu. (MSSS Release 6.4., Air & Space Blog 23., Planetary Soc. Blog 26., Space.com 31.3.2010. Und aktuelle Bilder des MSL in einer Reportage von This Week in Space vom 26.3.2010) NACHTRAG: Nach einem Monat wachen auch andere auf …

Israelisches Astro-Teleskop von indischer Rakete geflogen

Die Anschuldigungen fliegen hin und her: Warum verweigert die indische Weltraumbehörde ISRO plötzlich dem israelischen Weltraumteleskop TAUVEX („Im Januar …“) den Mitflug auf dem Geosynchronous Satellite Launch Vehicle (GSLV), wenn es am 15. April mit einer selbstentwickelten kryogenen Oberstufe den Nachrichtensatelliten GSAT-4 startet. Offiziell heißt es, man habe plötzlich erkannt, dass das Instrument mit seinen 3 UV-Teleskopen aus der geostationären Bahn schlechtere Daten als aus einer niedrigeren liefern werde, weshalb man es auf eine andere Rakete geschoben habe. In Israel mutmaßt man jedoch, dass das GSLV-D3 als zu schwach erkannt worden sei, um die zusätzlichen 80 kg von TAUVEX zu tragen. (Brahmand, Deccan Herald 6., Parabolic Arc 7.4.2010) NACHTRAG: BBC zur Oberstufe. NACHTRAG 2: Parallel Spirals zum Flug.

Die viert-letzte(?) Shuttle-Mission hat begonnen

5. April 2010

Ein Shuttle-Start mit Nachwirkungen – am Boden war es noch dunkel, als die Discovery heute um 6:21 Uhr Ortszeit (12:21 MESZ) pünktlich im ersten Anlauf zur Mission STS-131 aufbrach, aber ihre Hinterlassenschaften in der Hochatmosphäre wurden spektakulär von der aufgehenden Sonne beschienen: eine sehenswerte Bildergalerie und weitere Bilder von der ISS im Anflug auf den Mond vom KSC aus kurz vor dem Start, von diesem vom Dach des VAB aus und aus größerer Entfernung und von der Wolke hier, hier und hier, bei Sonnenaufgang. Und eine Langzeit-Belichtung!

Immer wieder schön anzuschauen auch die Plasmaeffekte rund um den Abwurf des ET, dessen Kamera diesmal besonders lange sendete: die komplette Start-Übertragung, ein kurioser Amateurfilm mit seltsamem Seitenverhältnis, ein über 100-seitiges Press Kit, eine DLR-PM, ein NASA Release und ein detaillierter Artikel über STS-131 sowie Links zu weiteren Startberichten – und noch viel mehr Links im Cosmic Mirror #336 im hellgrünen Kasten. Inklusive vager Spekulationen um zusätzliche Flüge des Shuttles, von denen der NASA-Chef Charlie Bolden aber gar nichts halten würde …