Archive for Juni 2010

Nachrichten aus der Erdbeobachtung kompakt

30. Juni 2010

Ein Radarbild des neuen TanDEM-X mit 1 Meter Auflösung: Der neue Satellit kann auf unterschiedliche Weise beobachten, und bei diesem Spotlight-Modus zoomt er auf ein etwa 5 bis 10 km großes Gebiet, in dem innerhalb von Sekunden hunderte von Schaltungen an der Antenne durchgefahren werden, um die Radarstrahlen auf ein Ziel gerichtet zu halten. Rund 200 Bilder in verschiedenen Modi sind schon entstanden; im DLR-Missionsblog berichten fast täglich wechselnde Projektmitarbeiter über die Fortschritte (und setzen dabei einen neuen Standard für die Kommunikation einer Mission im Web).

Der Salzgehalt der Weltmeere, beobachtet vom ESA-Satelliten SMOS im Mai, je röter desto salziger: Trotz der Probleme mit Störsendern („Bodenfeuchte-Satellit …“) liefert ‚Soil Moisture and Ocean Salinity‘ überzeugende Daten, und der erste Satz wird im Juli publik gemacht. Neben dem Salzgehalt der Meere mit 200 km Ortsauflösung wird man auch die Feuchtigkeit des festen Bodens mit 4% Genauigkeit und 50 km Ortsauflösung ablesen können; im September gibt’s noch mehr. (ESA Release, BBC 30.6.2010)

Das erste globale Modell der Erdschwerkraft von GOCE, basierend auf Messungen des ESA-Satelliten („Die ersten Daten …“) von Nov. bis Dez. 2009: Zu sehen ist (Farbe = Höhe) das Geoid, d.h. jene Fläche, die ein globaler Ozean ohne Gezeiten und Strömungen einnehmen würde. Seit Mitte Sep. 2009 vermisst der Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer aus einer mit 254.9 km Höhe extrem niedrigen Bahn das Schwerefeld – und die geringere Dichte der oberen Erdatmosphäre infolge der geringen Sonnenaktivität könnte bedeuten, dass dies noch bis 2014 so weiter gehen kann. Einer der beiden Computer an Bord ist allerdings ausgefallen, doch der verantwortliche Chip scheint nicht aus einer schlechten Serie zu stammen – daher wird erwartet, dass der zweite Rechner durchhält. (Space News 30., ESA, UKSA Releases, Nature Blog 29., BBC 28.6.2010) NACHTRAG: noch ein Artikel.

Auch der CryoSat 2 hat erste Daten geliefert

Und der ESA-Eisforschungs-Satellit hat bereits beweisen können, dass sein Radarverfahren funktioniert. Beim Dnepr-Start war der Satellit auf einer etwas zu hohen Bahn abgesetzt worden, aber die Korrektur – von 770 auf unter 760 km Höhe – kostete nur 2.5 kg Treibstoff, während 15 kg für einen derartigen Fall eingeplant waren. Jetzt werden nur noch 2 Gramm pro Tag verbraucht, und die Mission könnte 5 Jahre dauern. (BBC 29.6.2010. Und die Space News über Finanzierungsprobleme des europäischen Erdbeobachtungssystems GMES) NACHTRAG: auch ein ESA Release zu CryoSat.

Neubau des Orbiting Carbon Observatory wieder auf derselben Rakete: Weil sich die Nutzlastverkleidung der Taurus-Rakete nicht löste, erreichte das OCO der NASA letztes Jahr den Orbit nicht (siehe Cosmic Mirror #325, Kurzmeldungen) – und nun hat die NASA den Startvertrag für OCO 2 („Das verlorene …“) abermals an Orbital Sciences und dieselbe Taurus XL 3110 vergeben, kein Wunder, da der Satellit ein perfekter Klon des ersten ist. Der ‚root cause‘ des damaligen Disasters wurde nie gefunden aber immerhin vier Schwachstellen, die angegangen werden konnten. Und bevor OCO 2 im Februar 2013 starten soll, darf sich die Taurus bereits am 22.11.2010 beim Start des NASA-Satelliten Glory bewähren. (NASA Release 22., Spaceflight Now, Scientific American 23.6.2010)

Streit um Aufträge für die neuen Meteosats beigelegt

Der langwierige deutsch-französische Hickhack um die Meteosats der 3. Generation („Noch kein Hauptkontraktor …“) ist zuende: Ein Konsortium unter Führung der französischen Thales Alenia Space darf die Satelliten für 1.25 Mrd. Euros bauen, aber das deutsche EADS Astrium bekommt eine größere Rolle bei den Instrumenten der 6 Satelliten, die ab 2016 starten sollen. Gegenüber der aktuellen 2. Generation sind sie wieder leistungsfähiger und können z.B. die Atmosphäre schichtweise untersuchen. (BBC 21., Raumfahrer 22., Spaceflight Now 23.6.2010)

Die nächsten europäischen polaren Wettersatelliten werden paarweise kommen, so dass das Eumetsat Polar System, 2nd Generation, mehr Instrumente tragen kann. Bisher hat Europa erst einen polaren Wetterbeobachter gestartet, 2006 den Metop-A; -B und -C sind aber schon fertig und werden in Reserve gehalten und vermutlich 2012 und 2016 starten. (BBC 22.6.2010. Und Spaceflight Now zum Joint Polar Satellite System der USA, dessen erster Satellit JPSS 1 nun 2014 starten soll: Er ist identisch mit dem NPP-Satelliten, der eigentlich Vorreiter des gemeinsamen militärisch-zivilen Satellitenssystems NPOESS werden sollte, dessen Kosten und Komplexität aus dem Ruder gelaufen waren)

Chronik des Universums: Juni 2010

30. Juni 2010

Mi, 30. Juni: Räder bis unten – wie ein Rover sieht jetzt das Mars Science Laboratory aus.

Das ehem. Anglo-Australian Observatory ist nun rein australisch, nachdem das UK in die ESO eintrat.

Die indische GSLV-Rakete mit eigener Oberstufe soll es in einem Jahr wieder versuchen – und 2013 Chandrayaan 2 starten.

Di, 29. Juni: Ein „Broad Agency Announcement“ auf der Suche nach Techologie für Schwerlast-Raketen hat die NASA heraus gegeben.

Mo, 28. Juni: Mit 92 stirbt der US-Senator R. Byrd, ohne den es das Robert C. Byrd Green Bank Telescope nicht geben würde.

Der Erdvorbeiflug von EPOXI scheint nach Plan verlaufen zu sein – auf zum Kometen Hartley 2!

Die Oberstufe der ersten Falcon 9 samt angeschraubem Dragon-Modell ist irgendwo verglüht – auch ein aktuelles und ein früheres Videointerview mit dem Chef.

Fr, 25. Juni: Das H.E.S.S.-Teleskopsystem in Namibia wird in HESS-II umbenannt und mit einem fünften Teleskop ausgestattet, das seine Leistungsfähigkeit verdoppelt.

Nach einer Hochrechung wird das Problem des Orbital-Mülls durch den Klimawandel noch verstärkt, weil die Dichte der Hochatmosphäre abnimmt.

Der erste Relaissatellit TDRS-1 ist abgeschaltet worden, nach langen, treuen Diensten des Satelliten („Der erste …“).

Di, 22. Juni: Museum für Naturkunde feiert drei Meteoritenkrater-Jubiläen – u.a. wurde vor 50 Jahren nachgewiesen, dass der Rieskrater ein Astroblem ist. Und ein Live-Blog von der Tagung.

Mo, 21. Juni: Die Erde in 3D – deutscher Radarsatellit TanDEM-X erfolgreich gestartet. Und Cassini hatte keine Probleme beim Titan-Tiefflug.

Do, 17. Juni: Wissen, was zwischen den Sternen liegt – DFG fördert Erforschung des Interstellaren Mediums.

Mi, 16. Juni: Observatorium dreht »Himmels-Film«:
Pan-STARRS beginnt systematische Durchmusterung.

Di, 15. Juni: Der 100. Start zur ISS seit 1998 steht heute nacht bevor.

Mo, 14. Juni: Im Jahr 2011 wird ROSAT unkontrolliert abstürzen und vermutlich etwas den Boden erreichen.

Mi, 9. Juni: Auch das 4. & letzte Bahnmanöver Hayabusas hat geklappt – noch 4 Tage …

Die letzten beiden Shuttle-Flüge verspäten sich wohl, der letzte vermutlich bis 2011.

Bei der deutschen Raumfahrt wird nicht gespart, glaubt der DLR-Chef.

Di, 8. Juni: Die letzte ILA am alten Standort öffnet, danach geht es einige km weiter. Mit dabei auch die ESA.

Mo, 7. Juni: Bis Jahresende könnte Deutschland eine Raumfahrt-Stragie haben.

Fr, 4. Juni: Wissenschaftler aus 7 Instituten der Leibniz-Gemeinschaft erforschen die Folgen des Verlusts der Nacht auf Mensch und Umwelt durch zunehmende künstliche Beleuchtung.

Do, 3. Juni: Vom kürzlich wiedergefundenen Lunochod 1 gibt es erstaunlich starke Laser-Reflexe.

Mi, 2. Juni: In Russland wird der japanische Satellit SERVIS = Space Environment Reliability Verification Integrated System gestartet.

Frühere Kurzmeldungen gibt es hier

Wie die zweite Minikamera den Sonnensegler sah

28. Juni 2010

Von der zweiten Miniaturkamera DCAM1, die der japanische Sonnensegler IKAROS ausgesetzt hatte, sind heute weitere Aufnahmen sowie ein Filmchen veröffentlicht worden: Während sie sich langsam von dem Satelliten entfernte, konnte sie beobachten, wie mittels Flüssigkristallen das Reflexionsverhalten von Teilen des Segels gezielt verändert wurde. NACHTRAG: ein detaillierter Press Release und ein Artikel und noch einer dazu.

Ein halbes Jahr danach: Das IYA bleibt irgendwie im Gespräch

28. Juni 2010

So manche Saat des Internationalen Jahres der Astronomie geht erst jetzt auf, und auch wenn die ‚Nachrichtendichte‘ beständig abnimmt, so taucht der Begriff doch immer noch hier und da auf: Links zu Nachrichten aus dem vergangenen Vierteljahr im IYA-Blog!

336. Cosmic Mirror abgeschlossen

Im vergangenen Vierteljahr ist eine Menge in Astronomie, Weltraumforschung und Raumfahrt passiert: Der CM #336 hat die Links dazu!

Impressionen aus der Raumfahrt kompakt

26. Juni 2010

TanDEM-X hat schon die ersten Radarbilder geliefert, nur etwas mehr als drei Tage nach dem Start! Oben Berge auf Madagaskar, unten ein Stausee in der Ukraine, dazwischen feiernde Wissenschaftler am Nachmittag des 24. Juni mit ersten Ausdrucken. „Damit haben wir den Weltrekord bei der Erstellung von Satellitenbildern gebrochen“, sagt ein Projektleiter – jetzt wird der neue Satellit („Pünktlicher Start …“) erst einmal ausgiebig getestet, bevor im Oktober der Formationsflug mit TerraSAR-X in nur 200 m Abstand beginnt. Mit ersten 3D-Bildern durch das Satelliten-Paar im interferometrischen Modus wird im Januar 2011 gerechnet: „Dann beginnen wir mit der Vermessung der gesamten Erde und generieren das Höhenmodell.“

Ein Schnappschuss der Sonne durch den Satelliten SDO im ultravioletten Licht – Anklicken liefert das jeweils letzte verfügbare Bild mit hoher Auflösung.

Mal wieder eine Konjunktion von Saturn-Monden aus Cassini-Sicht, diesmal Dione im April vor Titan, bei dem auch eine vage Bänderstruktur in der Nähe des Nordpols zu erkennen ist.

Die Spiralgalaxie Messier 83 aus Sicht des IR-Satelliten WISE bei 3.4 bis 22 µm; alle Instrumente des Satelliten sind beteiligt: Junge Sterne erscheinen in dieser Falschfarbenversion in grün, Staub in Rot.

Der Start einer Delta II einmal anders: Auf den Start einer dieser Raketen am 7. Juni 2007 in Vandenberg einen hatten mehrere Fallschirmspringer schon gewartet (das Bild macht gerade mal wieder die Runde im Web). Oder wie wär’s mit diesem Arrangement für den Shuttle-Start am 14. Mai diesen Jahres?

Sonntagnacht: EPOXI holt Schwung an der Erde

Bis auf 30’400 km wird Ex-Deep-Impact auf dem Weg zum Kometen Hartley 2 („Kurskorrektur …“) in der Nacht 27./28. Juni an die Erde heran steuern, um sich 1.5 km/s mehr Schwung zu holen. Die größte Annäherung über dem Südatlantik erfolgt um 0:03 MESZ. (JPL, UMD Releases, Spaceflight Now 24.6.2010)

Die Öffnung der Kapsel von Hayabusa hat begonnen – und es ist schon mal ein wenig Gas aus dem hermetisch versiegelten Probenbehälter entwichen: Vielleicht stammt es aus Material vom Asteroiden Itokawa, vielleicht auch nicht. In etwa einer Woche wird der Behälter ganz geöffnet sein; Röntgenbilder zeigten bereits, dass kein individuelles Teilchen > 1 mm darin ist. (Spaceflight Now, Japan Times 25., JAXA Release, BBC, Space Policy Online 24.6.2010)

Weitere größere Artikel

25. Juni 2010

Sternbedeckung durch Asteroid mit bloßem Auge sichtbar, wenn Roma am 8. Juli Yed Prior trifft.

Auch Hubble sieht keine Spuren des neuen Jupiter-Impakts – aber schön das fehlende SEB.

Feurige Rückkehr von einer Asteroiden-Reise: Hayabusa ist wieder da!

Wunderteleskop Pan-STARRS 1 endlich im Routinebetrieb? Zweifler wollen erst Resultate – v.a. bei NEOs – sehen.

15 echte Planeten von CoRoT – und von Kepler über 700 Kandidaten: unterschiedliche Publikations-Strategien in Europa und den USA.

Kürzere Artikel

Meteorit fällt Finder fast direkt vor die Füße, am 19. Juni in Brasilien.

Erstmals Sternbedeckung durch Mini-Pluto erfolgreich beobachtet, durch das Kuiperoid Nr. 55636.

Neue besonders leistungsfähige Adaptive Optik beim Large Binocular Telescope.

Sternwolken jenseits des »Milchstraßenrandes« entdeckt, in bis zu 20 kpc Abstand vom GZ.

Drei – ziemlich – aktuelle planetare Ansichten

24. Juni 2010

Die Erde aus der Sicht des Lunar Reconnaissance Orbiter und der Narrow Angle Camera des LROC-Systems: ein Schnappschuss vom 12. Juni während einer Kalibrierungssequenz für die Wide Angle Camera, der die Erde als helle Quelle vor dunklem Hintergrund für die Charakterisierung ihres internen Streulichts diente. Die Erde war nicht ganz da, wo sie sein sollte, daher fehlt ein Stück. Der LRO ist nun ein Jahr im Mondorbit und hat dort schon eine Menge zu sehen bekommen. NACHTRAG: Das Bild gibt’s auch mit mehr Pixeln.

Der Mars gestern aus Sicht der Mini-Kamera auf dem Mars Express: Unermüdlich liefert die Visual Monitoring Camera einen Schwall nach dem anderen (aus dem man auch dramatische Filme machen kann) – dabei sollte sie doch eigentlich nur den Abflug des Beagle dokumentieren und dann für immer schweigen. Aber man hat sie später wieder in Betrieb genommen, worüber schon länger ein Blog und nun auch ein Twitter-Feed berichten.

Die Saturnringe und Prometheus vor Rhea am 9. April: Der 86 km große Prometheus, der zwischen den Hauptringen und dem F-Ring läuft, war da 1 Mio., die 1528-km-Rhea 1.6 Mio. km vom Cassini-Orbiter entfernt, der übrigens den engen Titan-Vorbeiflug am 21. Juni („Cassini wagt sich …“) problemlos absolviert hat, worüber das JPL kurioserweise bisher nur in einem Blog berichtete.

Fünf – mehr oder weniger – aktuelle Bilder aus dem Raumfahrtgeschehen

22. Juni 2010

Eine neue Perspektive auf den Sonnensegler IKAROS, diesmal von der zweiten frei schwebenden Minikamera aufgenommen, die sich langsamer als die erste vom Satelliten entfernt und den Zustand des Segels genauer untersuchen kann. Laut dem Missions-Blog werden jetzt die beiden Experimente auf IKAROS (3. Absatz) in Betrieb genommen. NACHTRAG: Wer geglaubt haben sollte, hier gäbe es weitere Bilder der 2. Kamera, wird sich wundern … Na dann Prost! Und das Entfalten des Segels als gruppendynamische Übung.

Pünktlicher Start des Satelliten TanDEM-X in Baikonur am Morgen des 21. Juni: Screenshots aus einer russischen Live-Übertragung hier, hier und hier, eine Aufzeichnung der Übertragung, mehr Kamera-Positionen, Pressemitteilungen von DLR und GFZ, die ersten 100 Minuten, der Start aus Baikonur– und GSOC-Sicht und Artikel von Spaceflight Now, Space News, Novosti, Nature Blog, Space Today, Eureka, Alles was fliegt, Raumfahrer und Orion.

Das Sternentstehungsgebiet LHA 120-N 11, das zweitgrößte in der Großen Magellanschen Wolke und die Geburtsstätte einiger der massereichsten Sterne: eine neue detailreiche Hubble-Aufnahme.

Wer hat wann dieses Bild vom Mond auf der ISS gemacht? Doug Wheelock, der es gerade twitterte, jedenfalls nicht (zumindest nicht während seines gegenwärtigen Raumfluges): Wir sehen eine abnehmende Mondsichel, und er ist erst vor 5 Tagen – bei zunehmendem Mond – an Bord gekommen. Ob dort noch eine alte Speicherkarte herumschwebte …? NACHTRAG: Später dann doch noch aktuelle Bilder von ISS, von der MoFi vom 26. Juni z.B.

Eine weitere Polarlicht-Aufnahme von der ISS aus (siehe auch hier, offensichtlich aus derselben Sequenz, und hier), diesmal mit Datumsmarke: 29. Mai 2010. Fragt man sich, ob das von W. am 20.6. getwitterte Bild ebenso wie der Mond aus dem Archiv kam oder aktuell war.

Nachrichten aus der Planetenforschung kompakt

20. Juni 2010

Hayabusas Probebehälter in Japan – und eine neue Mission?

Mit einem Charterflugzeug ist der – von aller Pyrotechnik befreite (Bild oben) und weiterhin hermetisch versiegelte – Probencontainer der Hayabusa-Kapsel von seiner Landestelle in Australien in der Nacht vom 17. zum 18. Juni zum japanischen Flughafen von Haneda gebracht worden, von dem es aus weiter in ein Speziallabor in Kanagawa ging. Hier wird der Container zunächst mit Computertomografie untersucht, bevor er in einigen Wochen vorsichtig geöffnet wird. Schon jetzt wird die in Japan überaus populäre Mission als Triumpf gefeiert – und der Ruf wird laut, die Arbeit an der de facto eingestellten Mission Hayabusa 2 wieder aufzunehmen, die einen anderen Asteroiden ansteuern würde. Mittleres Bild: die Spur der Kapsel am Himmel, während die Reste des Mutterschiffs verglühen, aufgenommen mit einer Bildverstärker-Kamera auf dem NASA-Flugzeug. Unten: Strichspuren der beiden, aufgenommen am Boden (in Kingoonya) bei wolkigem Himmel. (Mainichi Daily News, Japan Times 18., Daily Yomiuri, Space.com 17., Japan Today, Daily Yomiuri [Kommentare] 16.6.2010)

Chaos bei Fobos-Grunt: Schafft Russland einen Sample Return vom Marsmond Phobos? Der Start der kühnen russischen Mission ist bereits von 2009 auf’s nächste Fenster 2011 gerutscht, aber es ist keineswegs ausgemacht, dass die überaus kompliziertes Mission bis dahin bereit sein wird: Den Mechanismus für die Probenentnahme wird man offenbar durch den polnischen Bohrer CHOMIK (entwickelt für den Kometenlander Philae) ergänzen, der aber wohl nur zum Einsatz kommt, wenn der Boden ungewöhnlich hart sein sollte. Das Flugkontrollsystem weist noch erhebliche Mängel auf. Und der Landeort der Probenkapsel – ein Militärgelände in Kasachstan mit ein bisschen oder eins in den USA mit ganz viel Radar zur Ortung – ist ein Politikum, fordern die USA doch sofortigen Zugang zu den Bodenproben als Gegenleistung … (Russian Space Web) NACHTRAG: dieselbe Story bei der BBC.

Cassini wagt sich näher an Titan als je zuvor: 880 km Abstand

Am Morgen des 21. Juni (MESZ) wird der Cassini-Orbiter noch 70 km tiefer in die Atmosphäre des Saturnmonds Titan eindringen als bei irgendeiner der 70 nahen Begegnungen zuvor und sich der Oberfläche bis auf 880 km nähern: Drei Jahre lang war dieses etwas riskante Manöver vorbereitet worden, das auch mit Absicht ans Ende der aktuellen Missionsverlängerung (Equinox Mission) gelegt worden. Die Missionsplaner sind sich praktisch sicher, dass Cassini durch den Luftwiderstand nicht in gefährliches Schlingern geraten wird und haben herausgefunden, dass die sicherste Orientierung zufälligerweise fast genau dieselbe ist, bei der die große Antenne Richtung Erde zeigt. Daher hat man beschlossen genau diese Lage einzunehmen und während des Flyby Funkkontakt zur Erde zu halten. Jeder Kilometer tiefer verbessert die Messbarkeit eines eventuellen Titan-eigenen Magnetfelds erheblich, dessen Signatur mit der vierten Potenz der Höhe abnimmt. Und in 880 km unterfliegt Cassini auch zum ersten Mal Titans Ionosphäre und kann fast ungestört von Saturns Feld auch einem schwachen Feld des Mondes nachspüren. Zwar jetzt Titan Saturns Magnetismus nichts Nennenswertes entgegen, aber das heißt ja nicht, dass sein eigenes Feld exakt Null ist: Zu wissen, ob Titan überhaupt eins hat, verspricht weitere Aussagen über sein Innenleben. (JPL Release, Blog, Insider 17., Raumfahrer 20.6.2010)

Intensive Instrumententests mit der Kuipergürtelsonde New Horizons, die nach längerer Zeit wieder einmal aufgeweckt wurde, finden derzeit statt – sie befindet sich (unfähr auf halbem Weg zu ihrem ersten Ziel Pluto) in einer Art Niemandsland des Sonnensystems. (Science@NASA, Raumfahrer 18.6., Centauri Dreams 24., PI Perspective 21.5.2010. Und Planetary Society Blog, Space Politics und Raumfahrer zur weiter nicht gesicherten Versorgung künftiger Sonden ins ferne Sonnensystem mit Plutonium-238)

Die Datenbänder von Explorer 1 und 3 werden digitalisiert

5000(!) Magnetbandspulen aus der Urzeit der Weltraumforschung, die Messdaten James van Allens aus dem erdnahen Weltraum mit den allerersten Forschungssatelliten der USA enthalten, werden nach über 50 Jahren im Rahmen eines 60’000-Dollar-Projekts komplett digitalisiert und dann im Internet zugänglich gemacht: Sie lagerten in einem Keller der University of Iowa, wo sie zu schimmeln begonnen hatten. Da die Messungen der Stärke der Kosmischen Strahlung in einer Art akustischem Format gesendet und auf die Magnetbänder geschrieben wurden, handelt es sich zugleich um den ersten „Schall“-Dokumente der amerikanischen Raumfahrtgeschichte, deren Erhalt nun gesichert zu sein scheint. (Science 328 #5985 18.6.2010)

Nachrichten aus der Erdbeobachtung kompakt

20. Juni 2010

Nur noch wenige Stunden bis zum Start von TanDEM-X

Ein Probecountdown für den deutschen Radar-Satelliten („Schon 6 Tage später …“) ist schon absolviert, und um 4:14 MESZ am 21. Juni soll die Dnepr nun aus ihrem Silo in Baikonur flutschen: Mindestens drei Jahre gemeinsame radarinterferometrische Messungen der beiden fast identischen TanDEM-X und TerraSAR-X sind geplant. Das Ziel ist eine komplette 3D-Karte der festen Erde, mit einer Maschenweite von 12 Metern und einer Höhenpräzision von 2 Metern. Da es sich um eine Private-Public Partnership handelt, wird es allerdings nicht ganz leicht, an die Daten(produkte) heran zu kommen. (Grundlagen, Datenpolitik, Start-Blog; DPA, Welt)

Die Mission der GRACE-Satelliten wird bis 2015 verlängert

Das haben DLR (Satellitenbus, Start, Betrieb) und NASA (Instrumente, Datenarchiv) beschlossen: Das 2002 gestartete Satellitenpaar zur extrem genauen Vermessung des Erdschwerefelds (siehe Artikel 447) hat sich u.a. erheblich um Transportprozesse von Wasser auf der Erde verdient gemacht (siehe z.B. Artikel C54) aber auch um die Beobachtung vieler anderer Vorgänge, die das Schwerefeld der Erde subtil verändern. (DLR PM, JPL, NASA Releases 10., NASA Blog 16.6.2010)

Die ersten Daten des Schwerefeld-Satelliten GOCE sind öffentlich, „Level-1b-Daten“ vom November 2009: Die ersten weiter verarbeiteten Level-2-Daten des Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer – ein komplettes Modell des Schwerefeldes der Erde – werden Ende des Monats ausführlich auf einer Tagung in Norwegen präsentiert. (ESA Release 9.6.2010. Auch eine PM der TU München zur GOCE-Vermessung des Himalaya)

Bodenfeuchte-Satellit SMOS kämpft mit Störsendern

Der ESA-Satellit („Hydrologie-Satellit SMOS …“) ist der erste Erdbeobachter, dessen Messgerät im L-Band des Radiospektrums arbeitet – und die Hydrologen mussten eine böse Überraschung erleben: Da funken eine Menge Sender, von denen man nichts wusste und die die Daten verschlechtern. Einige konnten inzwischen allerdings zum Schweigen gebracht werden, und da auch die USA und China L-Band-Satelliten vorbereiten, wird bald noch mehr Druck gemacht werden können. Der Satellit SMOS an sich ist inzwischen ausgetestet, und Programme zur Eichung z.B. durch Parallelbeobachtungen mit Flugzeugen laufen (ESA Release 21., General-Anzeiger 12., Nature Blog 6., BBC, Tracker 5.5.2010)

Zufrieden mit den Spirale-Frühwarnsatellitchen, die letztes Jahr zusammen mit zwei Nachrichtensatelliten auf einer Ariane 5 gestartet worden waren, ist das französische Militär: Sie haben Millionen Erdaufnahmen im Infraroten gemacht, um den Hintergrund zu ermitteln, vor dem die Signatur startender Raketen erkannt werden müsste. (Astrium Release 15.6.2010)