Archive for Oktober 2010

Erde, Aurora, Saturn: 5-mal buntes Sonnensystem

31. Oktober 2010

Die feuchte Seite der Erde, ein Mosaik aus zahlreichen Aufnahmen des Terra-Satelliten im Stil der Blue Marble.

Ägypten „im eigenen Licht“, gesehen aus der Cupola der ISS: eine von mehreren Aufnahmen der letzten Tage aus diesem speziellen Ausguck der Raumstation, hier aus dem Bilderstrom von Douglas H. Wheelock direkt aus dem Orbit.

Europa „leuchtet“ erst recht in den Weltraum: Teile Mitteleuropas und Norditaliens, diesmal aus der Sammlung von Peter Caltner, einem Spezialisten für Erdbilder aus der Umlaufbahn. NACHTRAG: Irgendwann kriegt’s jeder mit, auch die ESA, wie cool der Ausblick ist …

Polarlichter aus der ISS, eine weitere Aufnahme aus dem Wheelock-Stream – und immer ein beliebtes Motiv für ISS-Bewohner.

Polarlichter auf dem Saturn, mal extra-bunt, da auf Daten des Cassini-IR-Instruments VIMS basierend und auch als Film verfügbar. Und in dieser Sammlung des Boston Globe gibt’s viele weitere spektakuläre Ansichten des Sonnensystems, von Sonne bis Saturn-System.

Nachrichten aus der Physik kompakt

29. Oktober 2010

LHC immer „heller“ – und eine erste echte Entdeckung?

Inzwischen kollidieren im Large Hadron Collider bereits 5-6 Mio. Teilchen pro Sekunde, eine gute Marke auf dem Weg zu den 600 Mio./s, für die der Teilchenbeschleuniger ausgelegt ist, die sogar zwei Wochen vor dem Plan erreicht wurde. Immer offener wird inzwischen der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der LHC schon 2011 – bevor er länger abgeschaltet wird – etwas wirklich Fundamentales wie Anzeichen für die Supersymmetrie entdecken könnte, und ein erstes Paper mit einer Überraschung gibt es bereits. Bestimmte Korrelationen von Teilchen, die aus den Kollisionen herausfliegen, könnten auf Strukturen im Inneren des Protons hindeuten oder auch ein Quark-Gluon-Plasma, wie es der RHIC vielleicht schon sah (siehe Artikel 689 und A50a) – allerdings bei Kollisiosen von schweren Ionen, nicht simplen Protonen. (CERN News 14.10., 24., 21., CMS, STFC News 21.9.2010; LiveScience, Reuters, Science Journalism Tracker 20., New Scientist 13.10., Science 2.0 26., Welt der Physik 24., Physics World 23., Ars Technica, BBC, Telegraph, Guardian, ScienceBlogs 22., New Scientist, Ars Technica 21., Ars Technica 20.9., Life & Physics 17.8.2010. Und beim RHIC werden bald Uran-Ionen kollidieren)

Eine weitere Empfehlung, das Tevatron noch bis 2014 weiter zu betreiben anstatt den betagten US-Beschleuniger 2011 abzuschalten, ist jetzt vom High Energy Physics Advisory Panel ausgesprochen worden (dem wichtigsten Beratungsgremium für Teilchenphysik der USA) – aber nur, wenn zusätzliche Mittel gefunden werden können, wonach es zur Zeit nicht aussieht. Und selbst wenn, dann würde vor allem die Neutrino-Forschung am Fermilab leiden, die dort viele für zukunftsweisender halten als die bei der Tevatron-Verlängerung möglicherweise gelingende Sichtung des Higgs-Teilchens knapp vor dem LHC. Was passieren soll, wird man vermutlich erst erfahren, wenn im Februar 2011 der Etatentwurf des Energieministeriums publik wird. (Physics World 27., Nature News, BBC 26.10., Physics World 22., 1.9.2010)

Grünes Licht für großen indischen Neutrinodetektor

Er wird aus dem größten Magneten aller Zeiten – 50 Tonnen Eisen – bestehen und tief in einem Berg in Tamil Nadu an der Grenze zu Kerala vergraben, wozu seitlich ein 2-km-Tunnel in die Bodi West Hills getrieben wird: das Indian Neutrino Observatory (INO), das die Regierung am 18.10. genehmigt hat. Dem ursprünglich geplanten Standort in TN hatten – buchstäblich – Elefanten und Tiger im Weg gestanden, für den neuen muss mehr Infrastruktur geschaffen werden. Neutrinos – aus der Atmosphäre wie aus speziellen „Fabriken“ in anderen Ländern – sollen mit dem Eisen kollidieren und geladene Teilchen produzieren, deren Bahnen dann das Magnetfeld ablenkt: Neutrinos und Antineutrinos können unterschieden und ihre Eigenschaften ergründet werden. Mit Gesamtkosten von rund 12 Mrd. Rp. (200 Mio. EUR) und 26 beteiligten Organisationen wird das INO eines der größten Forschungsprojekte Indiens überhaupt: Baubeginn ist 2012. (The Hindu 18., Physics World, Nature Blog 19., BBC 20., New Scientist 22.10.2010)

Britischer Detektor in japanischem Experiment zur Neutrino-Oszillation: In Tokai wird der Strahl aus den flüchtigen Teilchen für das T2K-Experiment erzeugt (indem ein Protonenstrahl in Kohlenstoff-Target beschleunigt wird) und im 300 km entfernten SuperKamiokande-Detektor gemessen – dann wird man sehen, was ihnen unterwegs widerfahren ist. (BBC 23.9.2010. Auch Welt der Physik zum OPERA-Experiment, eine ThyssenKrupp PM zum Neutrinodetektor ICARUS, ein AIP Release zum fast fertigen IceCube [NACHTRAG: ein Paper zum Status] und die BBC über die fortgesetzten Arbeiten am Neutrinoteleskop im Baikalsee – das der Blogger 1997 besuchte. Und der New Scientist über das ANITA-Experiment, das statt Neutrinos überraschend Kosmische Strahlung höchster Energie detektiert)

Eine Ortsabhängigkeit der Feinstrukturkonstanten ist sehr unwahrscheinlich

Zum einen sieht es so aus, als gehe ein vermeintlicher Effekt auf die Verwendung zweier verschiedener Teleskope zurück, zum anderen würde eine Nichtkonstanz dieser fundamentalen Größe der Physik gravierende Auswirkungen quasi quer durch den Kosmos haben: Ausschließen soll man natürlich nichts, aber hier ist die Beweislast derart hoch, dass sie von den Daten bei weitem nicht erreicht wird. (Cosmic Variance 18.10.2010. [NACHTRAG: Nach über einem Jahr(!) ist das Paper tatsächlich erschienen …] Auch zum kompletten Verständnis aller Physik … des Alltags)

Ein Wert der Avogadro-Konstanten mit 9 gültigen Stellen ist beim jahrelangen Bemühen, die Zahl der Atome in einem definierten Volumen Silizium zu zählen, herausgekommen – und der Fehlerbereich ist nur noch doppelt so hoch wie eine Grenze, ab der die Atomzahl als neue fundamentale Definition des Kilogramms („Ein Kilogramm …“) in Frage kommen könnte. (Andreas & al., Preprint 12., arXiv Blog 14. Nature News 19.10.2010)

Relativistische Effekte bereits im ‚alltäglichem‘ Maßstab demonstriert haben Physiker mit zwei per optischen Kabel verbundenen Atomuhren besonders hoher Ganggenauigkeit: Schon Dezimeter Höhenunterschied verändern ihren Lauf und ebenso langsame Bewegung (des für die Zeitnahme zuständigen eingesperrten Atoms). Eine nette Demonstration und vielleicht auch für Präzisionsmessungen am Erdschwerefeld einsetzbar. (Nature News, Science News, Ars Technica 23., Physics World 24.9.2010)

Asteroid saust an der Erde vorbei – auch live im Web

29. Oktober 2010

Heute Nacht rauscht der Kleinplanet 2010 UV11 in 5 Mondabständen an der Erde vorbei, rund 12 mag. hell (siehe ISAN 122-2) – und in einer Liveübertragung des italienischen Virtual Telescope kann man ihn schon jetzt mit hoher Geschwindigkeit über den Himmel sausen sehen, als ortsfesten Lichtpunkt, hinter dem Sternstrichspuren schnell von rechts nach links ziehen (oben ein Bildpaar in wenigen Sekunden Abstand). Ein früherer Videoclip eines anderen Beobachters ist hier zu sehen, es gibt weitere Aufnahmen und Vorberichte auch hier, hier und hier.

Die ersten Radarbilder von Komet 103P/Hartley (2) sind da, aufgenommen mit dem Arecibo-Radar seit dem 25. Oktober: Der Kern des Kometen (siehe ISAN 122-5 zu seinem Betragen und dem bevorstehenden Encounter mit Deep Impact) erweist ist als extrem langgestreckte Hantel von mindestens 2.2 km Länge, die alle 18.1 Stunden rotiert (13.2 Stunden ist aber nicht ganz ausgeschlossen). Ob die extreme Unrundheit Auswirkungen auf die Planung des Flyby haben wird, ist noch unklar. (JPL Release 28., Planetary Society Blog 29.10.2010)

Der Mars als Fotokunst: Tipp für Berlin-Fahrer!

29. Oktober 2010

Thomas Ruff gilt als „einer der international bedeutenden deutschen Fotokünstler„, er hat (jedenfalls manchmal) den Anspruch, Fotos in extremer Größe und gleichzeitig Auflösung zu präsentieren – und er hat ein Faible für Weltraummotive. Bereits vor 20 Jahren sorgte er mit Abzügen von – unter ästhetischen Gesichtspunkten ausgewählten – schwarzweißen Sternfeldaufnahmen der ESO für Aufsehen, in letzter Zeit hat er Saturnbilder von Cassini bearbeitet, und nun ist der Mars an der Reihe: Noch bis zum 13. November sind in der Johnen-Galerie in Berlin (zum ersten Mal) Ruffs Bearbeitungen von Bildern der Kamera HiRISE auf dem Mars Reconnaissance Orbiter zu sehen. Die es in sich haben!

Mehrere Quadratmeter ist jeder Ausdruck groß – trotzdem ist selbst aus nächster Nähe keinerlei Pixelung zu erkennen (unten ein kläglicher Versuch eines Ausschnitts), und die Detailfülle der Aufnahmen zieht den Betrachter förmlich in die Marslandschaften hinein. Vor allem Dünenfelder und Geröll scheinen Ruffs Interesse geweckt zu haben, und die eigentlich künstliche/künstlerische Colorierung, die auch Daten anderer Marsinstrumente berücksichtigt, wirkt überraschenderweise natürlicher als die „echten“ Falschfarben, in denen die HiRISE-Forscher ihre Bilder selbst zu präsentieren pflegen. Auf jedweden Bildtext wird verzichtet, der Mars – oder vielmehr „ma.r.s.“ im Ausstellungtitel – soll ganz für sich allein wirken (Vernissage-Berichte hier [PDF] und hier = hier).

Durch reinen Zufall gastiert gleichzeitig in Berlin die bekannte DLR-Mars-Wanderausstellung (roter Kasten), die ebenfalls den Betrachter in die großformatigen Bilder – diesmal der HRSC auf dem Mars Express – saugt, sie aber auch ausgiebig erläutert: Beide Ausstellungen korrespondieren perfekt! Und als 3. Ausstellungs-Tipp für Berlin sei noch auf Weltwissen – 300 Jahre Wissenschaften in Berlin hingewiesen, wo sich in der enormen Materialfülle auch einige Planetenforschung versteckt: z.B. Galles Original-Entdeckungsskizze des Neptun, ein fetter DDR-Datenspeicher der Phobos-Kameras und tolle Mondkarten.

Große ESA-Pressekonferenz zum Problem der NEOs lässt die wesentlichen Fragen offen

29. Oktober 2010

Immer wieder hatte die Europäische Weltraumbehörde für das Medienereignis der Woche geworben: eine Pressekonferenz zum Abschluss eines Meetings am ESOC in Darmstadt, auf dem sich die Mission Planning and Operations Group mit der internationalen Koordination von Maßnahmen gegen Near-Earth Objects beschäftigte, was wiederum in Prozesse bei den Vereinten Nationen einfließen soll. Die Handvoll Reporter im Raum und rund 100 per Webcast Zugeschalteten erfuhren indes kaum Neues: Weder gab es neue Erkenntnisse zum Ausmaß des Risikos (siehe ISAN 65-3 zur Statistik) noch neue Ideen zur Abwehr eines bösen NEOs noch neue konkrete Schritte der ESA für spezielle Missionen in diesem Kontext zu verkünden (immerhin wird sie diverse existierende Arbeiten besser koordinieren und dabei sogar Amateur-Asteroiden-Astrometriker aus Heppenheim einbeziehen).

Aber darum ging es auch gar nicht, wie es nach einer Weile der NEO-phobe Exastronaut Rusty Schweickart auf den Punkt brachte: Die Probleme des Findens und auch der konkreten Abwehr eines Asteroiden auf Erdkurs verblassten gegenüber dem Problem, global einen gemeinsamen Entschluß zu eben dieser Gegenmaßnahme zustande zu bringen. In der Tat hat es bereits Anfang der 1990-er Jahre intensive Diskussionen über Strategien zur NEO-Suche (die seither mit einigem Erfolg betrieben wird) wie der eventuellen „Mitigation“ gegeben, wobei den damals meist geforderten nuklearen Lösungen heute zumindest für Körper bis ein paar hundert Meter Durchmesser eher sanfte Methoden – Rammen oder gar nur durch die Schwerkraft eines dicken Raumschiffs ablenken – zur Seite stehen.

Doch die zentrale Frage steht weiter im Raum und wurde zumindest auf der PK überhaupt nicht thematisiert: Ab welchem Durchmesser eines demnächst nahenden NEO soll gehandelt werden – und wie wird mit der Einschlagwahrscheinlichkeit umgegangen, die mit fortlaufender Astrometrie andauernd schwankt und sogar lange Zeit auf immer bedrohlichere Werte ansteigen kann, bevor sie schlagartig auf Null stürzt? Oder eben irgendwann nicht und stattdessen, dann aber erst kurz vor dem Impakt, auf Eins springt. Es steht außer Frage, dass es noch ein sehr langer Weg sein wird, über diese Probleme – die noch nicht einmal wissenschaftlich ausdiskutiert sind – einen Konsens unter 200 Nationen herbei zu führen. Und einen Plan für den (in vermutlich ferner Zukunft zu erwartenden) Fall zu entwickeln, dass tatsächlich aktiv an der Bahn eines NEO mit Erdkurs geschraubt werden soll: Da könnte es z.B. passieren, dass der wahrscheinliche Impaktpunkt von einem Staat zeitweise in einen anderen wandert, bevor er von der Erde geschoben ist. Man hätte sich von der PK einen konkreteren Statusbericht erhoffen können, wie weit hier die Denkprozesse vielleicht schon gediehen sind.

Nichts Näheres gesagt wurde leider auch zu den – u.a. von Nature, Space.com und Space Policy Online berichteten – konkreten Anweisungen des White House Office of Science and Technology Policy an NASA und andere Behörden, wie sie im NEO-Fall zu reagieren hätten: Hier ist eine (des Handelns durchaus mächtige) Nation offenbar Willens, Tatsachen ‚im Namen‘ des ganzen Planeten zu schaffen. Die Intention der PK war es wohl in erster Linie, ein (erneutes) Bewusstsein für die NEO-Problematik an sich zu schaffen, die zuweilen ganz von selbst öffentliches Interesse erweckt, doch meist ohne seriöse Einordnung. (Dessen machte sich übrigens selbst auf dieser PK ein Sprecher durch unnötig sinistre Aussagen über das – per se weitgehend harmlose – Lieblingshassobjekt der NEO-Szene [„Die dämlichste Weltraumstory …“] Apophis schuldig.) Ein Film vom Kaliber von Armageddon – aber diesmal bitte mit korrekter Wissenschaft – wurde am Ende gar gefordert: Auch in Sachen Asteroiden-Outreach steht man wohl noch ziemlich am Anfang …

NACHTRAG: Wie dieses Blog später in Erfahrung bringen konnte, wurden auf dem Workshop in Darmstadt gar keine detaillierten Diskussionen zu konkreten Lösungen der oben angeschnittenen Fragen geführt – es ging darum, Input an das ‚Action Team 14‘ zu geben, das im Auftrag der UN (COPUOS) einen Vorschlag machen soll, wie man mit dem NEO-Problem umgehen soll. Eine Liste mit 18 Punkten kam dabei heraus, mit der Kernforderung, dass eine internationale ‚NEO Mission Planning and Operations Group‘, bestehend aus Weltraumbehörden, gebildet werden solle. Die solle sich u.a. für die intensivierte NEO-Suche einsetzen, da ein früh entdecktes Objekt leichter abzuwehren ist, und die Hauptforschungsrichtungen bzgl. der Abwehrtechnologien empfehlen. Konkrete Szenarien (ein Apophos-artiger Impakt vielleicht 2039, ein 70-m-Impakt in Kürze) wurden in Darmstadt nur als Leitbilder für die Diskussion verwendet – Lösungen gesucht wurden nicht. NACHTRAG 2: ein Bericht eines Teilnehmers des Workshops.

Weitere größere Artikel

29. Oktober 2010

Hartley 2 überrascht Deep Impact schon vor Vorbeiflug mit einem CN-Rülpser.

Rotverschiebung 8,555: Neuer Rekord für ein spektroskopisch gemessenes z.

Neue Verwirrung um Kometen P/2010 A2 (LINEAR): Main Belt Comet oder Asteroidenkollision?

Kürzere Artikel

Asteroid mit 12. Größe saust über den Himmel, 2010 UV11 – heute Nacht.

2010 BK118: Ein »gestreutes Objekt« auf ungewöhnlicher Bahn mit extremer Exzentrizität.

Beobachtungskampagne für U Scorpii ein Riesenerfolg nach dem vorhergesagten Ausbruch dieses Jahr.

Zwei Planeten umkreisen einen exotischen Doppelstern, NN Serpentis.

Entfernung des Erdnächsten Braunen Zwergs revidiert, aber er bleibt extrem in mancher Beziehung.

Sonnenähnlicher Stern mit kürzestem bekannten Aktivitätszyklus von nur 1.6 Jahren.

Fünf aktuelle „Pretty Pictures“ von ESO & NASA

21. Oktober 2010

Die Sternentstehungsregion Monoceros R2 aus Sicht des VISTA-Teleskops im Y-, J- und Ks-Band, was einen Blick durch Staubwolken erlauben: Sternstrahlung und -wind hat das Gas zu bizarren Fingern geformt. Nett auch ein HST-Bild des Orionnebels (nur halb so weit entfernt), wo es in der Umgebung von HH 502 viele Details zu entdecken gibt.

Der Cocoon-Nebel IC 5416 (in Barnard 168) aus Sicht von WISE bei 3.4 bis 22 µm – Bilder im sichtbaren Licht zeigen nur den innersten Bereich, während Staub eine dunkle Umgebung schafft.

Der bizarre Planetarische Nebel NGC 6210 aus HST-Sicht: Ein Stern (mit weniger als einer Sonnenmasse) hat am Ende seines Lebens mehrere Gashüllen abgeworfen.

Die Spiralgalaxie NGC 3982 mit drei(!) HST-Kameras aufgenommen: Die WFC3, die ACS und die WFPC2 steuerten Informationen bei.

Die Sculptor-Galaxie NGC 253 aus Sicht von WISE bei 3.4 bis 22 µm: Jedes IR-Band hebt eine andere Komponente hervor; Anklicken des Bildes (bei den Galerien hier: immer auf die Bilder klicken!) wie auch ein JPL Release liefern zusätzlich die einzelnen Farbauszüge.

Nachrichten vom (Erd-)Mond kompakt

21. Oktober 2010

12 1/2 Monate danach: LCROSS-Papers endlich publiziert

Jetzt kann man endlich auch in referierten Papers – gleich 6 an der Zahl: morgen in Science – nachlesen, was beim LCROSS-Impakt heraus gekommen ist, ganz wörtlich gesehen: Es waren Körnchen aus reinem Wassereis, zuzüglich so vieler flüchtiger Beimischungen, dass eine ganze Reihe von Quellen (sowie komplexe chemische Prozesse) angenommen werden müssen. Dominante Lieferanten waren wohl Kometenkerne, ihre Hinterlassenschaften auf dem Mond sind ungleichmäßig verteilt, und allerlei leichte Metalle gibt es auch noch. Die genauen Abläufe während des Impakts liefern auch Aussagen über die physische Beschaffenheit des Regoliths und wie das flüchtige Material darunter gemengt ist. (Ames [telecon visuals], Brown, U of A, JPL, SwRI Releases, Washington Post, New York Times, Space.com, Planetary Society Blog, IO9, Universe Today [more] 21.10.2010)

Der LRO ist nun ein wissenschaftlicher Mondorbiter und keiner mehr, der in erster Linie die Landung von Astronauten vorbereiten soll: Am 16.9. beendete der Lunar Reconnaissance Orbiter seine „Exploration“ – alle Ziele wurden erreicht – und wird nun die kommenden 2 bis 4 Jahre reine Forschung betreiben. Als als Gehilfe der bemannten NASA-Fraktion hat der LRO eine Menge Wissenschaft (und mehr Daten als alle anderen Planetenmissionen zuvor zusammen) abgeworfen: So hat sein Laseraltimeter einen kompletten Katalog von 5185 Impaktkratern > 20 km Durchmesser geliefert, aus dem man schließen zu können glaubt, dass sich die Population der Impaktoren vor 3.8 Gyr veränderte. Und sein IR-Instrument Diviner hat gezeigt, dass der Mond geologisch komplexer als bisher gedacht ist. (Head & al./Greenhagen & al./Glotch & al., Science 329 [17.9.2010] 1504-13; NASA Release 15., JPL, Stony Brook Releases, Diviner Blog, Planetary Society Blog 16., Oxford Release, Science Journalism Tracker 17., Physics World 21.9.2010. Auch LROC-Bilder, Planetary Society Blog und Universe Today zu kleinen Mondbrücken, LROC-Bilder von Mondlöchern und Universe Today, StarStryder, New Scientist Blog mit weiteren LRO-Entdeckungen)

Wieviel über die Ausgasungen des Mondes fand Chandrayaan I schon 2008 heraus?

In Indien erhitzen sich die Gemüter („Zu wenig Anerkennung …“) weiter über die Frage, wie viel der vermeintlichen „NASA-Entdeckungen“ in Sachen Wasser & mehr im Mondboden – durch LCROSS bzw. NASA-Instrumente auf dem indischen Orbiter Chandrayaan I – eigentlich das kleine CHACE-Instrument vorweg genommen („Chandrayaans Moon Impact Probe …“) hat, das 2008 mit der Moon Impact Probe auf die Oberfläche stürzte. Diese Kapsel war primär ein Ingenieur-Experiment mit der Wissenschaft nur als Zugabe – aus diesem Grund war es nicht möglich, CHACE vor dem Abwurf ausgiebig zu eichen. Seine Daten während des Abstiegs, mit H2O, C02 und manchem mehr, sehen zwar gut aus (und scheinen zu den nun publizierten LCROSS-Auswertungen zu passen) – aber der letzte Beweis, dass es sich nicht doch überwiegend um Ausgasungen des Instruments oder der MIP selbst handelt, kann scheint’s nicht geführt werden. Und so ruhen die Hoffnungen nun auf einem ähnlichen Instrument auf dem Orbiter Chandrayaan II, das a) geeicht und b) wesentlich länger und systematischer nach Ausgasungen vom Mondboden – d.h. der Mondexosphäre – schnüffeln soll. (Frontline 25., Beyond Moon & Mars 24., Parallel Spirals 23., 21., Telegraph 19., Beyond Moon & Mars 15.9.2010. Und ein EuroPlaNet Release und Astronomy Now zu Chandrayaan-Beobachtungen zur Wechselwirkung von Mondoberfläche & Sonnenwind)

12 Instrumente werden auf dem russischen Lander von Chandrayaan II sitzen, wurde jetzt bekannt; der Orbiter und vom Lander ausgesetzte Rover („Russischer Lander …“) tragen weitere 5 bzw. 2 Instrumente. Bei der russischen Lander-Nutzlast geht es in erster Linie um die Entstehung des Mondbodens und Prozesse, die darin ablaufen. Derweil scheint es möglich, dass der kleine Rover u.a. in eine Höhle rollen wird. (Parallel Spirals 13., Space.com 9.10., Parallel Spirals 24.9.2010)

Wieder ein chinesischer Satellit im Mondorbit

Chang’e 2 ist das Ersatzmodell des erfolgreichen Orbiters Chang’e 1, das auch wieder mit denselben, wenn auch z.T. verbesserten, Instrumenten auf die Reise gegangen ist – aber diesmal in nur 5 Tagen (1. bis 6. Oktober) statt 12. Und der kurz nach der Ankunft eingenommene 100 km hohe Orbit liegt nur halb so hoch wie beim letzten Mal: Besonderes Interesse soll dem Sinus Iridum gelten, wo die Chinesen mit Chang’e 3 vermutlich die erste Landung wagen werden. (Und sich inzwischen wegen der ganzen lunaren Ausgasungen Sorgen machen, dass ein astronomisches UV-Teleskop auf den Lander womöglich Probleme haben wird.) Die Primärmission von Chang’e 2 dauert 6 Monate: Danach wird sie entweder verlängert oder aber Chang’e 2 in ein Ingenieurexperiment umgewandelt und entweder zur Erde zurück oder noch tiefer in den Raum hinein geschicht, beides als Training für künftige komplexere Missionen. Da diesmal auf der stärkeren Langer Marsch 3C statt der 3A gestartet wurde, konnte reichlich Sprit für exotische Manöver mitgenommen werden. (Beijing Review 18., Space Daily 12., Space Today 7., Xinhua, Spaceflight Now, Space Daily 6., Lunar Networks 4., Xinhua, Planetary Society Blog, Space Today 1.10., EPSC Release 21.9.2010. Und ein EPSC Release und der Spiegel zur 1. Mikrowellenkarte des Mondes von Chang’e 1)

Alle Daten von SMART-1 stehen nun der Wissenschaft zur Verfügung – und vor allem die vielen Bilder der AMIE-Kamera auf dem europäischen Mondorbiter sind bislang kaum ausgewertet worden: Sie zeigen die Mondoberfläche mit 40 m Auflösung unter vielen verschiedenen Beleuchtungen, woraus man einiges über die physische Beschaffenheit des Bodens lernen kann. (ESA Release 21.9.2010. Auch ESA und Astrium Releases und BBC zu einer Studie für einen ESA-Mondlander)

Hervorragende Laser-Echos vom lange verschollenen Lunochod 1, der erst dieses Jahr auf Bildern des LRO gefunden wurde, sind mit dem APOLLO-System des Apache Point Observatory erhalten worden: Sie sind viermal so stark wie von Lunochod 2. Nun eröffnen sich eine Menge Möglichkeiten für detaillierte Vermessungen der Mondbewegungen, „parkt“ doch der 1. sowjetische Mondrover als einziger nahe am Mondrand. Und weil sein Retroreflektor noch so gut ist, kann er sogar in der Sonne benutzt werden. (Murphy & al., Preprint 28.9., arXiv blog 1.10.2010)

Glanzvoller Abgang des 1932. SOHO-Kometen

21. Oktober 2010

Da geht er hin, der 1932. mit Hilfe des Sonnensatelliten SOHO entdeckte Komet: am 19. Oktober von Bo Zhou gefunden und um das 100-fache auf 1. Größe angestiegen, ist er heute Vormittag hinter der Blende des Koronographen LASCO C2 verschwunden (oben Bilder von 7:12, 7:48 und 8:12 UTC) und dürfte – als Mitglied der Kreutz-Gruppe – nicht wieder auftauchen. Auch ein hochauflösendes LASCO-C2-Bild, ein Film von LASCO C3 (ein Standbild) und Bilder von STEREO. NACHTRAG: ein Film auch von LASCO C2. NACHTRAG 2: mehr STEREO-Beobachtungen des Kometen.

Hartley’s huge coma – over 1° – means visibility dramatic function of sky quality

15. Oktober 2010

Jede Menge Links zu Bildern und Entwicklungen beim Kometen 103P/Hartley 2, dessen Riesenkoma seine 5. Größe all zu sehr in die Breite zieht – außerdem viel anderes von Klein(st)körpern des Sonnensystems, Jupiter und der Sonne aus den vergangenen knapp vier Wochen in Cosmos4U!

Weitere größere Artikel

Aufstieg und – vermutlicher – Fall der ersten bewohnbaren Supererde Gliese 581g: HIRES vs. HARPS …

Hartley-Forschung vor dem Besuch von Deep Impact mit WISE und Hubble und am Lowell Observatory.

Wellen im Jupiterring aufgrund des Crashs von 1994? Ein kompliziertes Modell …

STEREO-Satelliten sehen Merkurs Schweif, und da leuchtet nicht nur Natrium.

»Kernschein« – ein neues Infrarot-Phänomen des interstellaren Mediums.

SOHO-Kamera im Vorruhestand: EIT nur noch mit niedriger Kadenz.

Kleinere Artikel

Mini-Asteroid in Erdnähe intensiv beobachtet, 2010 TD54 mit schneller Rotation.

Beachtlicher Ausbruch der Draconiden 2011? Zumindest Vaubaillon macht dafür kräftig Werbung.

Neue Hubble-Bilder von Sondenziel Vesta vervollständigen das Bild und helfen Dawn.

Saturnringe die Überreste eines Riesenmonds? Und zwar der Eiskruste eines Ex-Titan.

Inaktivere Sonne im Sichtbaren heller geworden? Wunderliche Daten des SORCE-Satelliten (und ihre Konsequenzen).

A. C. Dollfus, Pionier der Planetenbeobachtung, 1924-2010 – ein kleiner Nachruf.

Amateurprojekt La Sagra findet den 4. Kometen: eine erstaunliche Saga.

Verblassen die Sonnenflecken zunehmend? Verwirrende Trends im 23. Zyklus.

Verursacher der Geminiden ein »Fels-Komet«? Phaethon offenbar zuweilen aktiv – aber ohne Gas.

Vor 20 Jahren: die erste automatische Asteroidenentdeckung (eines NEA) durch Spacewatch.