Zwei Wochen nach dem Vorbeiflug von Deep Impact am Kometen Hartley 2 und den Erkenntnissen der ersten Stunden und Tage sind heute auf einer Pressekonferenz weitere Einsichten über die „Funktionsweise“ des Kometen vorgestellt worden – inklusive bisher zurück gehaltener Aufnahmen mit der hochauflösenden Kamera wie dem Bild oben. Zu sehen sind nicht nur das schattige Ende des Kerns und einige Jets – sondern auch jede Menge helle Objekte, bei denen es sich (wie nach der Auswertung von Bildsequenzen feststeht) weder um Artefakte noch Sterne im Hintergrund handelt. Sondern um Golf- bis Basketball-große sehr lockere Klumpen aus Wassereis-Teilchen, die jedes für sich nur 1 bis maximal 10 µm groß sind (wie man der ausnehmenden Tiefe eines IR-Absorptionsbandes um 3 µm entnehmen kann). Von „Schneebällen“, mit denen der Komet um sich wirft, kann also keine Rede sein: Das Material hat eher die Beschaffenheit der haarigen Flugschirme von Löwenzahn, wie sich die Deep-Impact-Spektroskopikerin ausdrückte.
Die Klumpen gibt es offenbar nur in Kernnähe und kaum in den 700 km Vorbeiflugdistanz: Schwere Treffer hat es jedenfalls keine gegeben, und allenfalls 9 leichte Touchierungen der Sonde sind aus kleinen Schwankungen der Lage im Raum während der 10 kernnächsten Minuten zu erschließen. Die einzelnen Eisteilchen-Klumpen bewegen sich mit weniger als 1 m/s relativ zum Kometenkern – aus dem sie unterirdische Kohlendioxid-Reservoire an beiden Enden des langen Kerns heraus getrieben haben. Dieselben CO2-Jets sind es auch, die dort Staub mitreißen (auf den im mittleren Bild der geringer auflösenen Kamera der Schatten des Kerns fällt). Dies ist vermutlich ungewöhnlich unter den Kometen: Von dem knappen Dutzend, deren CO2-Produktion man kennt, ist sie bei keinem so groß wie bei Hartley 2. Aber das ist nur die halbe Geschichte!
Infrarot-Scans im Licht verschiedener Komponenten zeigen nämlich, dass zwar der Staub und die Eisklumpen mit dem CO2 korrelieren, der – ebenfalls reichlich vorhandene – Wasserdampf aber nicht: Dieser tritt vor allem aus der schmaleren „Taille“ des Kometenkerns aus, wo es offenbar unter der Oberfläche Eisdepots gibt. Dieses Eis sublimiert und gelangt durch die poröse Oberfläche ins Freie. Genau auf diese Weise setzt der andere von Deep Impact besuchte Komet Tempel 1 (siehe Artikel A80) seinen Wasserdampf frei, der bei ihm die (auf Nahaufnahmen nicht zu erkennenden) Staubjets antreibt. Noch laufen übrigens die Beobachtungen von Hartley 2, 32’000 Aufnahmen sind nach dem Encounter schon entstanden, und am Ende wird es 22 GB Daten geben. Thanksgiving ist die Sache zuende, und den Dezember wird Deep Impact ruhig verbringen und auf neue Kommandos warten: Eine Anzahl Vorschläge für die weitere Verwendung sind bis zur Deadline eingegangen und werden nun bewertet.
Schlagwörter: Deep Impact, EPOXI, Hartley 2, Komet, Kometenkern
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28. Mai 2011 um 21:58 |
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14. Februar 2013 um 16:52 |
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