Es hat lang genug gedauert, bis das ungewöhnliche Teleskop Pan-STARRS seinen Routinebetrieb aufgenommen hat (siehe ISAN 113-7), aber nun beginnt auch die „Outer Solar System Pipeline“ zu sprudeln, wie auf einer PK auf der 217. AAS-Tagung gerade zu hören war: 10 unbekannte Objekte im Kuiper-Gürtel hat Pan-STARRS-1 bisher entdeckt, dazu einen Centaur (mit 21. bis 23. Größe im w-Band alle 300 bis 500 km groß), und mehrere verschollene KBOs wurden wieder gefunden – all das in nur einem kleinen Subset der Daten. Die erste Himmelsdurchmusterung ist weitgehend komplett: Alle 45 Sekunden macht die Gigapixel-Kamera ein neues Bild, bis zu 800 pro Nacht, gibt jeweils 2.2 Terabyte. Am Ende der Himmelsabtastung wird das äußere Sonnensystem bis zu w=23 nördlich von 30° Süd komplett durchforstet worden sein – insbesondere wird sich dann dort kein weiterer Zwergplanet mehr verstecken können.
Das LSST wird noch viel mehr abgrasen können, wenn das Teleskop (siehe ISAN 67-5) denn tatsächlich gebaut werden kann: Falls die Finanzierung gelingt, sollte es seine Himmelsdurchmusterung um 2020 aufnehmen können und dann 10 Jahre lang alle paar Tage 20’000 Quadratgrad abtasten. Die Datenflut soll frei verfügbar sein und für zahllose Projekte parallel genutzt werden: Normal-Astronomen (denen ein statischer Himmel genügt) können sich auf 20 Billionen Messungen an 20 Milliarden Sternen wie Galaxien freuen, Veränderlichenfreunde und Sonnensystemforscher auf die häufige Wiederholrate. Nach Hochrechnungen wird das LSST die Zahl der NEOs von jetzt <8000 auf 100'000 steigern, die der Hauptgürtelasteroiden von 500'000 auf 6 Mio. und die die Transneptune von <1000 auf 300'000, wobei auf allen Distanzen Neuland betreten wird. Z.B. wird nun versprochen, dass nach nur 12 Jahren 90% aller Potentially Hazardous Objects gefunden sein sollten.
Die Entdeckung des Neptun – vor genau 1 Neptun-Jahr – war weitgehend Zufall und nicht so sehr den Rechenkünsten von LeVerrier und Adams zuzuschreiben: Galle fand den vorausgesagten Planeten nur deswegen nahe LeVerriers Position, weil der Bahnstörer in der Nähe des Uranus war. Die von beiden berechneten Neptun-Orbits waren jedoch ziemlich daneben, weil sie fest an ein exaktes Abstandsgesetz glaubten. Ihren Ruhm als erste „Vorhersager“ eines Planeten allein aus Bahnstörungen eines anderen mag man ihnen – angesichts der ansonsten korrekten und schwierigen Rechnungen – ja lassen, sagt der US-Astronom Greg Laughlin. Aber heute sollten bei der Planeten-„Prognose“ (nunmehr in der Exoplaneten-Welt) deutlich härtere Kriterien angelegt werden. NACHTRAG: ein Vortrag zum 175. Jahrestag der Entdeckung Neptuns, der diesen Aspekt ab Minute 33 zumindest anspricht aber anders bewertet, umfangreiche Rechnungen zum Thema im verlinkten freien eBook – und ein Artikel über die Diskussion um Neptuns wahre Bahn (plus im Zusammenhang hier und hier Notizen in den Astronomischen Nachrichten von 1848).
Schlagwörter: Galle, LeVerrier, LSST, Neptun, Pan-STARRS
23. September 2016 um 23:09 |
[…] nicht lange zu suchen brauchte. Auf ein gerne übersehenes „Detail“ wurde hier indes schon vor fünf Jahren hingewiesen (letzter Absatz): Das klappte nur so gut, weil sich der Neptun 1846 zufälligerweise in der Nähe […]