Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

Junos Solarzellen installiert: die ersten für den Jupiter

Nach eingehenden Tests mit künstlichem Licht sind die drei großen Solarpaneele nun an die Juno-Sonde geschraubt und zusammengefaltet worden: Zum ersten Mal wird eine Mission beim Jupiter durch Solarenergie versorgt. Bisher sorgten immmer Radioisotopen-Batterien für den Strom im äußeren Sonnensystem, aber den USA geht das Plutonium aus, und ohne Nuklearmaterial ist auch die Bürokratie einfacher. In Erdnähe würden die Solarzellen 18 kW liefern (womit Juno gar nicht klar käme; der Strom muss trickreich dosiert werden), am Jupiter werden es 450 W sein: Die Hälfte wird für die Temperaturregelung Junos benötigt, den Rest teilen sich Bordelektronik und Instrumente. Eins davon ist eine Farbkamera Junocam – die mit der Mission an sich gar nichts zu tun hat und nur der Öffentlichkeit zuliebe mitgenommen wird! Es handelt sich um eine Modifikation der MARDI-Kamera des Marslanders MSL, aber mit mehr Strahlungsschutz und einem Filterrad statt einer Bayer-Maske – und einige der Filter sind doch so speziell, dass außer einigen der schärfsten Bilder, die je vom Jupiter aufgenommen werden sollen, auch ein bisschen Wissenschaft abfallen dürfte. (MSSS Release 16., Status Report 27., Spaceflight Now 29.5.2011)

Der genaue Zeitpunkt des Orbit-Eintritts von Dawn um Vesta kann gar nicht angegeben werden, weil sich die Sonde mit ihrem Ionentriebwerk extrem langsam an den Asteroiden heran schleicht und dessen Masse noch gar nicht genau bekannt ist. Das wird sich bis Juli ändern, wenn der Beginn des Survey-Orbits – derzeit für den 8.-11. August geplant – genauer festgelegt werden kann. (Dawn Journal 27.5.2011. Und ein 12-Minuten-Trailer für den indischen Spielfilm über Chandrayaan-1, den ersten Mondorbiter des Landes)

Batterien des japanischen Astrosatelliten Akari ausgefallen

Am 24. Mai fand sich der 2006 gestartete Infrarot-Satellit (siehe Artikel B96) plötzlich in einem Zustand niedriger Stromversorgung wieder – und arbeitet seitdem nur noch, wenn gerade Sonne auf seine Solarzellen fällt. Die JAXA bemüht sich zwar, noch was zu unternehmen, verweist aber auch darauf, dass der Satellit seine Mindest- und Ziellebendauern von 1 bzw. 3 Jahren schon lange überschritten hat. (JAXA Release 24.5.2011)

Deutschland darf bei Chinas bemannter Raumfahrt mitmachen, zunächst in Gestalt eines kleines Wärmeschranks, der im Oktober bei der nächsten (unbemannten) Shenzhou-Mission mitfliegen darf – für lau, dafür dürfen die Chinesen die auf 23°C temperierte Kiste benutzen, in der insgesamt 17 Experimente stattfinden. Die Hoffnung ist, später auch bei der kommenden chinesischen Raumstation („Chinesische …“) beteiligt zu werden – die soll schließlich just dann entstehen, wenn um 2020 die ISS stillgelegt werden könnte. (TAZ 27.5.2011)

Dicke Luft beim Google Lunar X Prize – wegen Fragen geistigen Eigentums

Gewaltig schief hängt offenbar der Haussegen beim GLXP („Private Mondfahrer …“) – denn der Veranstalter des Mondrover-Wettbewerbs ändert andauernd die Regeln für die Vermarktungsrechte, immer weiter zu Ungunsten der immerhin 29 teilnehmenden Teams, die bereits erhebliche Startgelder hinlegen mussten. Beobachter bedauern eine Entwicklung wie in der „großen“ Raumfahrt – dabei sollte im ‚New Space‘ doch alles besser laufen. Selbst die Regularien des Orteig-Preises, der einst Lindberg zum Atlantik-Flug veranlasste, waren einfacher und fairer gewesen … (Parabolic Arc 26., Green Prophet 22., YouTube 21.5., Space News 13., TAZ 12., The Hindu 10.4., ZEIT 29., New Scientist 9.3., BBC, Wired 18.2.2011)

Die ersten zwei Galileo-Satelliten starten am 20. Oktober auf der ersten Soyuz in Kourou, wurde nun bekannt gegeben: Zwei weitere folgen 6 Monate später, 14 weitere bis 2014 – dann ist die Minimalkonstellation der europäischen NavSats fertig. Die Investitionskosten sollen jetzt zur Abwechslung mal gesenkt werden, aber mit 800 Mio. Euro Betriebskosten pro Jahr muss – inklusive des Baues von Ersatzsatelliten – gerechnet werden, vergleichbar der rund 1 Mrd.$, die die Aufrechterhaltung des amerikanischen GPS jedes Jahr kostet. Ob Galileo allerdings in 20 Jahren 60 Mrd. Euro in die europäische Wirtschaft pumpen wird, wie seine Fans behaupten, wird sich noch zeigen müssen. (ESA Release u.a. 23.5.2011)

Grünes Licht für die nächste Phase des Skylon-Projekts

eines britischen Single-Stage-to-Orbit-Raumschiffs („Wilde Briten-Vision …“) haben Gutachter von der ESA gegeben, die – zumindest auf dem Papier und in einer Labor-Demo – keine Showstopper entdeckt haben: Ein Bodentest des Sabre-Triebwerks kann damit kommen. Wenn das gut geht, stehen angeblich private Investoren mit 220 Mio. Pfund in den Startlöchern, um die HOTOL-Wiedergeburt voran zu treiben, insbesondere mit einem vollständigen Bodentest des entscheidenden Triebwerks, das unten Luft- und oben LOX atmen muss. Um tatsächlich ein Skylon-Raumschiff zu bauen, würden wohl 9 bis 12 Mrd. Pfund benötigt: Auch die will das Projekt bei privaten Investoren suchen; an die Regierung denkt man erst gar nicht … (Reaction Engines Press Release, BBC 24., Science Journalism Tracker 27.5.2011) NACHTRAG: noch ein längerer und ein kürzerer Artikel.

Digitales Geländemodell von der SRTM nun frei verfügbar

Das 3D-Modell der Erde, das 2000 die Shuttle Radar Topography Mission (siehe Cosmic Mirror #177 [„SRTM returns with 222 hours of radar data“]) geliefert hatte, wird nun wissenschaftlichen Nutzern kostenlos in verschiedenen Formaten zur Verfügung gestellt: Die Rastergröße beträgt 25 Meter. (PM des DLR 25.5.2011)

Planungsprobleme bei der indischen Erdbeobachtung aus dem Weltraum hat ein umfangreiches Gutachten festgestellt: So wurden 2002 bis 2009 sieben Satelliten für umgerechnet 550 Mio.$ gebaut aber nur Daten für 40 Mio.$ verkauft. Vieles wird kaum ausgewertet, und wenn’s drauf ankommt, wie nach einem Hubschrauberabsturz am 30. April, taugen die Daten nicht für schnelle Suche. Schuld an vielen der Probleme ist allerdings das in Monsumzeiten meist ständig wolkige Wetter. (Science 27.5.2011 S. 1023)

Angeblich mal wieder viele Vorzeichen des großen Japan-Bebens

haben überwiegend russische Geophysiker – danach, versteht sich – in den Daten diverser Satelliten und bodengebundener Sensoren gefunden: So nahm die thermische IR-Abstrahlung der Erde just über der späteren Bebenregion in den Tagen vor dem Beben deutlich zu, und es gab drei verschiedene Effekte in der Ionosphäre. Die Freisetzung bestimmter Gase aus dem Erdinneren im Vorfeld des Bebens könnte all das bewirkt haben – aber wie immer gibt es Zweifler, die hier reines Data-Mining am Werk sehen: Irgendwas findet man immer. Die Russen sagen dagegen, dass sie bei diversen Beben immer auf ähnliche Signaturen gestoßen seien, allerdings ziemlich unabhängig von der Bebenstärke. (Ouzounov & al., Preprint 13., Forschungs-Blog 19., Physics World 26.5.2011)

Pioneer-„Anomalie“ noch besser ad acta gelegt: Da liegt sie zwar eigentlich schon seit 10 Jahren (siehe Artikel 426), aber die konkreten Berechnungen der thermischen Wärmeabstrahlung, die die Sonden leicht abbremsen sind in den letzten Monaten ständig genauer geworden („‚Pioneer-Anomalie‘ …“). Und jetzt gibt es eine weitere Analyse aus deutschen Landen, die sogar quantitativ bestens passt, die zeitliche Entwicklung des Effekts inklusive. Und auch konstatiert, dass die Flyby-Anomalien mancher Raumsonden so leider nicht zu erklären sind: Ein bisschen Geheimnis bleibt … (Rievers & Lämmerzahl, Preprint 5., PM der Uni Bremen 27.5.2011; KosmoLogs 27.4., Bild der Wissenschaft 31.5., DLF 1.6.2011)

4 Antworten to “Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

  1. „Ein Schmetterling, angeschraubt auf einer Gewehrkugel“: Das war der Space Shuttle « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Umgebung aufnehmen konnten. Eine bedeutende Ausnahme war die große Radaranlage, die 2000 für die Shuttle Radar Topography Mission („Digitales …“) mitgenommen wurde und die in dieser Form nur auf dem Shuttle […]

  2. Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] wird planmäßig schwächer: Wie bei der hinreichend oft durch Wärmeabstrahlung erklärten („Pioneer-’Anomalie’ …“) nicht anders zu erwarten, nimmt die winzige […]

  3. Nachrichten von Weltraum-Teleskopen kompakt « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] 24. Mai 2011 waren die Batterien des Satelliten ausgefallen („Batterien des japanischen Astrosatelliten …“), und auf den Tag genau 6 Monate […]

  4. Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] würde seinen Luftraum für Weltraumflugzeuge öffnen, um Projekte wie “Skylon” (“Grünes Licht für die nächste Phase …”) zu ermöglichen – solcherlei […]

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