ist vermutlich dieses der Staubhülle um den AGB-Stern CW Leonis: In den vergangenen paar tausend Jahren hat er alle 500 bis 1700 Jahre neue Schalen abgestoßen, die mit 14.5 km/s expandieren und inzwischen auf 25 K abgekühlt sind – nur ein IR-Satellit wie Herschel kann sie noch glühen sehen, hier mit der PACS-Kamera mit 70 bis 160 µm. (Alle radialen Strukturen sind übrigens nur Beugungseffekte …)
Der „Spiegelei-Nebel“ um einen gelben Überriesen, IRAS 17163-3907, auf einer VLT-Aufnahme im mittleren IR: Abgestoßene Schalen aus silikatreichem Staub und Gas umgeben den unruhigen Stern, der zu einer besonders seltenen Klasse gehört und selbst 20 Sonnenmassen, 1000 Sonnendurchmesser und 500’000 Sonnenleuchtkräfte besitzt.
Der Sternhaufen NGC 281 in einer kombinierten Spitzer- und Chandra-Aufnahme, wobei letzterem Röntgenteleskop die Farbe Lila zugeteilt wurde: Da er sich hoch über der galaktischen Ebene befindet, kann er – und die Wirkung massereicher Sterne darin – quasi ungefiltert beobachtet werden.
Der Lambda-Centauri-Nebel IC 2944 alias Running Chicken Nebula auf einer Aufnahme mit dem MPG/ESO-2.2-m-Teleskop – und oben rechts Thackerays Globulen, eine Anhäufung von Bok-Globulen.
Der Tadpole Nebula auf einer Aufnahme des WISE-Satelliten, dem der Asteroid (1719 Jens) durch’s Bildfeld flog und auf 11 aufeinanderfolgenden Aufnahmen erschien – zu sehen auf dem vollständigen Bild, das wie immer beim Anklicken erscheint.
Ein Ausschnitt aus der Milchstraße um 311° galaktischer Länge, gesehen von den Kameras SPIRE und PACS des o.g. Herschel-Satelliten: Die interstellaren Staubschwaden stechen ‚grell‘ hervor, je blauer dargestellt, desto mehr durch Sterne aufgeheizt.
Leuchtende Gasschalen in der irregulären Galaxie Holmberg II auf einem Bild der Hubble-Kamera ACS: Generationen von Sternen haben sie mit ihren Winden und SN-Ejekta geschaffen, und im schwachen Schwerefeld des Galaxienzwergs haben sie sich gut gehalten.
Die Herkulesaufgabe, alle Asteroiden zu katalogisieren, die möglichst nicht auf der Erde einschlagen sollten, ist auf einmal einfacher geworden: Statt 35’000 erdnahe Asteroiden (NEOs) mit Durchmessern zwischen 100 und 1000 Metern, wie man bislang hochgerechnet hatte, gibt es derer nur 19’500 – 45% weniger. Das ist das zentrale Ergebnis des NEOWISE-Programms („Die allerletzte Aufnahme …“), bei dem die beiden kompletten Himmelsdurchmusterungen mit dem IR-Satelliten WISE auf bewegliche Objekte durchforstet wurden. Der Satellit liefert – so sind jedenfalls die NEOWISE-Forscher überzeugt – ein deutlich weniger verzerrtes Bild der Gesamtpopulation als Durchmusterungen im sichtbaren Licht, weil er (trotz kleinen Teleskops aber dank seiner Beobachtungen außerhalb der Atmosphäre und bei optimalen Wellenlägen) auch bei kleinen und finsteren Asteroiden den Überblick behält. Dadurch verschiebt sich allerdings die durchschnittliche Albedo gegenüber bisherigen Annahmen etwas [NACHTRAG: das Ganze amtlich …], und es sind z.B. bereits 911 statt der heute auf dieser zentrale Seite gelisteten 831 NEOs mit Durchmessern größer als 1 km bekannt.
Zugleich lässt sich die Gesamtpopulation in dieser Kategorie nunmehr auf 981 hochrechnen (was praktisch früheren Analysen entspricht): 93% dieser potenziellen Menschheitsvernichter sind damit schon im Kasten, und das 1998 vom US-Kongress ausgegebene Ziel, 90% zu katalogisieren, hat die zu diesem Zweck durchgeführte „Spaceguard Survey“ nunmehr erreicht! Bei den Asteroiden mit weniger als 1 km Durchmesser ist es um die Vollständigkeit natürlich viel weniger gut bestellt, auch wenn die hochgerechnete Population deutlich kleiner als gedacht ist: Bis heute wurden erst 7176 Objekte in diesem Bereich gefunden, davon rund 5200 zwischen 100 und 1000 Metern: etwa 15’000 fehlen also noch (die aufzuspüren mit den heutigen Suchprogrammen auf der Erde noch Jahrzehnte dauern würde). Auch jenseits der NEOs war die NEOWISE übrigens ein Riesenerfolg: Dank der IR-Fotometrie sind nun die Durchmesser von über 100’000 Asteroiden auf 10% genau bestimmt – rund jeder vierte bekannte Kleinplanet ist durch die Mission erstmals vermessen worden. NACHTRAG: das Schlüssel-Diagramm der NEOWISE-PK. NACHTRAG 2: nicht so einfach mit der Albedo … aber das ganze Paper kommt heut‘ nacht! NACHTRAG 3: Und hier ist das Paper, diskutiert auch hier.
Chinesische Übungs-Raumstation Tiangong-1 im Orbit
Auch die Langer Marsch ist wieder da: Ohne Probleme hat vor wenigen Stunden eine Variante 2F dieser chinesischen Rakete die Test-Raumstation Tiangong-1 („Himmlischer Palast“) auf den gewünschten 350-km-Orbit gebracht, wo sie während ihrer 2 Jahre Lebensdauer dreimal von Shenzhou-Kapseln angeflogen werden soll („Chinesische Raumstations-Pläne …“), um das automatischen Andocken zu üben. Der erste Besucher, Shenzhou VIII, wird diesen November auf jeden Fall unbemannt sein, mindestens einer der nächsten beiden in den nächsten 2 Jahren aber wieder Raumfahrer an Bord haben: Die können es sich dann im 15 Kubikmeter großen Wohnmodul der Mini-Raumstation – die an die ersten sowjetischen Salyuts vor 40 Jahren erinnern mag – gemütlich machen. Eine „richtige“ Raumstation will sich China erst in einigen Jahren gönnen, das damit auch weiter dem alten sowjetischen Fahrplan folgt – nur die Informationen (zumindest was die rasche Verfügbarkeit bunter Bilder angeht) fließen heute schneller … (Xinhua-Sonderseite und –Bildergalerie vom Start, Video des Starts; Xinhua, Space.com [mehr], BBC [mehr], Spiegel [mehr], TAZ, Welt 29., Xinhua [mehr], NASA Spaceflight 28., Xinhua 27.9.2011)
Und noch kurz gemeldet
Die Hauptstruktur von MAVEN ist fertig, einem NASA-Orbiter (Start: November 2013), der vor allem den Verlust der Mars-Atmosphäre in den Weltraum untersuchen soll: Die beteiligten Wissenschaftler haben nun erstmals den Eindruck, dass ihr Projekt nicht nur auf dem Papier existiert … (NASA Release 26.9.2011)
Der Startvertrag für BepiColombo ist unterzeichnet: Im Juli 2014 soll eine Ariane 5 den ESA-Merkur-Orbiter auf die Reise schicken. (ESA Release 15.9.2011)
Alle zehn Spiegel für den Satelliten Gaia sind fertig poliert und mit Silber bedampft: Sie werden das optische System des superpräzisen ESA-Astrometrie-Satelliten bilden. (ESA Release 15.9.2011)
Südafrika steigt bei Radioastron ein, das gilt nun als fast sicher: Eine neue 15-m-Antenne bei Pretoria soll in das Bodennetzwerk eingebunden werden, das zusammen mit dem Satelliten Spektr-R – dessen Inbetriebnahme in ein paar Wochen abgeschlossen sein soll – Interferometrie betreibt. (Engineering News 23.9.2011)
Space X will eine Falcon-9-Unterstufe ‚hüpfen‘ lassen, als Demonstrator für eine vertikal startende und landende Rakete: Damit wird zum einen die Wiederverwendbarkeit der Raketenstufe getestet – und Space X könnte auch im Markt für unbemannte Suborbitalflüge mitmischen. (Parabolic Arc, Moon & Back 24.9.2011)
War es das öffentliche Murren angesichts der vagen Aussagen zum Ende des Satelliten oder hat es wirklich über drei Tage gedauert, alle Daten über den finalen Orbit des Upper Atmosphere Research Satellite auszuwerten? Noch heute Nachmittag hatte die ESA dieselben unscharfen Zahlen verbreitet, die die NASA vor 3 Tagen genannt hatte (nicht ohne via Twitter immerhin auf diese Webseite zur schlechten Lage Europas in Sachen Weltraumüberwachung zu verweisen), aber am Abend versah die NASA urplötzlich die UARS-Homepage mit einem „Final Update“. Danach stürzte der Satellit um Punkt 6:00 MESZ am 24. September ab (nunmehr ganz ohne eine Angabe von Fehlergrenzen; laut anderen Informationen lauten sie ±1 Minute), bei 14.1°S und 170.2°W in der generellen Nachbarschaft der Weihnachtsinsel – keinerlei Chance also, dass irgendwelche Trümmer das nordamerikanische oder auch sonst irgendein Festland erreicht haben könnten.
Der neuen Zeit – erst falsch als 6:01 MESZ angegeben, dann nochmal korrigiert – und Koordinaten sei man sich „sehr, sehr sicher,“ verkündet dazu der NASA-Chefwissenschaftler für Raumschrott Nick Johnson in einem kurzen Video – und woher weiß man das so plötzlich, wo der Fehlerbereich doch eben noch mindestens ±20 Minuten betrug? „Eine große Anzahl von Datenpunkten“ sei in die neue Analyse eingeflossen, gibt sich Johnson geheimnisvoll – aber man muss nicht lange grübeln, was die Quelle ist: offensichtlich einer oder mehrere jener Frühwarnsatelliten, die mit Infrarotaugen auf Raketenstarts feindlich gesonnener Länder warten und über deren Details das US-Militär am liebsten schweigt. Dass es nur ein solcher – oder ein anderer militärischer erdbeobachtender – Satellit gewesen sein kann, dem wir die exakten Crash-Koordinaten des UARS verdanken, ergibt sich auch aus Johnsons Aussage, dass weder von Flugzeugen noch Schiffen noch kleinen Pazifikinseln aus irgendeine visuelle Beobachtung des Reentrys eingegangen ist.
Oben das Polarlicht vom 26. September während eines großen geomagnetischen Sturms, der für die besondes intensive rote Farbe gesorgt haben dürfte, die auch in Deutschland und anderswo wahrgenommen wurde, darunter ein Zeitraffervideo der „normalen“ ISS-Aurora vom 17. September – und ganz unten ein geradezu poetisches Bild, das Ron Garan in der Cupola während seiner letzten Erdbeobachtungen (hier vom nächtlichen Australien, darüber keine Aurora sondern Airglow) vor seiner Rückkehr zeigt.
Noch hat niemand einen offensichtlichen Fehler in der Arbeit mit den überlichtschnellen Neutrinos (weitere Pressemitteilungen von Uni Bern und CNRS) aufzeigen können, weder auf dem CERN-Seminar – eine Aufzeichnung des Webcasts und ein Live-Blog zum Nachlesen – noch später auf wissenschaftlichen Kanälen; dort hat ein Physiker sogar eine zunächst geäußerte Kritik an der statistischen Auswertung theatralisch zurück gezogen, nachdem man ihn eines bessern belehrte. Die OPERA-Wissenschaftler konnten der Fachwelt für’s erste plausibel machen, dass sie den Abstand zwischen der Neutrinoquelle am CERN und dem Detektor im Gran-Sasso-Tunnel wirklich mit GPS-Geodäsie auf 20 cm genau bestimmen und alle Verformungen des Erdkörpers durch geophysikalische Effekte herausrechnen konnten. Und dass sie die Zeitmessungen von Abflug und Ankunft der Neutrinos Nanosekunden-genau im Griff haben, so dass an der 60 ns „zu frühen“ Ankunft nicht zu deuteln ist.
Ganz anders als 2007 beim Experiment MINOS, das auch einen marginalen Effekt sah, der aber als nicht signifikant verbucht worden war. Die konkreteste Kritik an OPERA bezieht sich auf den Zeitpunkt des Abflugs der Neutrinos am CERN, der ein vergleichsweise langwieriger und komplizierter Prozess ist: Kann die Flugzeit wirklich mit statistischen Methoden auf ein Dutzend Nanosekunden genau angegeben werden? Andere häufige Kritik hat gar nichts mit dem OPERA-Experiment selbst zu tun sondern beruft sich auf die Supernova 1987A: Wären deren Neutrinos um denselben Faktor schneller als das Licht gewesen wie es diejenigen bei OPERA zu sein scheinen, dann wären sie mehrere Jahre vor dem Licht der Sternexplosion eingetroffen und nicht wenige Stunden vor dem Licht. Man könnte natürlich Hypothesen mit einer Energieabhängigkeit der Neutrinogeschwindigkeit konstruieren (die aus den OPERA-Daten aber nicht signifikant abzuleiten wäre), wenn man sich denn auf’s Theoretisieren einlässt, denn die SN-Neutrinos hatten nur 5-40 MeV, die OPERA-Neutrinos dagegen um 20 GeV.
Schon gibt es die tollsten Ideen zur Erweiterung der Speziellen Relativität und des Standardmodells der Teilchenphysik gleichermaßen, von Verletzungen der Lorentz-Invarianz und der Kausalität und zur Einbettung des Ganzen in höherdimensionale Universen, wo sich Teilchen auch mal Abkürzungen suchen könnten. Auch oft gehört: Wenn man überhaupt einer Art von Elementarteilchen ein derart merkwürdiges Verhalten zutrauen würde, dann sicher den verrückten Neutrinos. Aber erst einmal muss der angebliche OPERA-Effekt auch anderswo auftreten: Bei MINOS werden bereits deutlich genauere Zeitmessungen als früher vorbereitet – aber das dauert mindestens bis 2014. Doch schon in 4-6 Monaten soll es eine neue Analyse von weiteren MINOS-Daten geben, die bis jetzt aufgenommen worden, immerhin 10-mal mehr als in das 2007-er Paper eingingen. Die „überlichtschnellen Neutrinos“ dürften also bald wieder von sich hören lassen.
Konsterniert über das spurlose „Verschwinden“ des UARS
sind nach der Telecon (siehe 20:45) und der dürftigen NASA-PM (siehe 22:30 gestern) erst recht viele, denen das Schicksal des schweren Satelliten am Herzen lag – denn neue Erkenntnisse gibt es seither nicht mehr. Nur jede Menge Fehl-Interpretationen (s.a. die Diskussion der NASA-Problematik am Ende und in den Kommentaren): Ein vermeintliches Radarecho von Trümmern bei Calgary z.B. (andere Version) ist völlig unglaubwürdig und offensichtlich ein Artefakt des Radars, wie es nicht mal selten vorkommt. Der kanadische Hoax ist inzwischen aufgeflogen, und nicht wirklich überzeugend waren auch dieses Video aus den USA oder dieser Artikel aus Italien … Ein paar Sichtungen des Satelliten vor dem Crash sind immerhin echt (bei diesem Foto aus England fehlen leider alle wichtigen Angaben zur Verifizierung). Weitere Artikel zum Ende ohne richtigem Ende hier, hier, hier, hier und hier – dass die NASA-Analysten den Impaktzeitpunkt immerhin auf ±20 Minuten eingrenzen konnten (also ’nur‘ noch einen halben Erdumlauf) und es mangels visueller Beobachtungen auch für unwahrscheinlich halten, dass Nordamerika noch erreicht wurde (was die erlaubte Zone weiter beschneidet), hat scheint’s kaum einer mitbekommen … [16:35 MESZ am 25. September – Ende]
Echte, falsche und keine Sichtungen des fallenden UARS
Eine definitive Nicht-Beobachtung des Satelliten in Westkanada erlangt nun Bedeutung für die Eingrenzung der Absturzzone – während die Frage aufgekommen ist, ob ein Reentry zwischen Hawaii und der US-Küste nicht doch aufgefallen wäre. Unterdessen fallen die ach so ‚etablierten‘ Medien gleich reihenweise auf falsche UARS-Crash-Videos herein, die in Wirklichkeit Mini-Ballons bzw. Kondensstreifen zeigen … Als Kontrast weitere aufgelöste Bilder des Satelliten vom September, Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und ein paar, na ja, UARS-Witze aus Twitter … [1:35 MESZ]
Erster NASA Press Release zum Absturz: Wir wissen nix!
Im Gegensatz zur Telecon (s.u.), auf der immerhin durch die Blume klar für einen Absturz des Satelliten im nordöstlichen Pazifik argumentiert worden und das Zeitfenster auf unter eine Stunde eingegrenzt wurde, rudert der erste NASA Press Release zum Thema, der danach heraus gegeben wurde, wieder zurück. „The precise re-entry time and location of debris impacts have not been determined,“ heißt es wieder, erneut ist von einem Zeitintervall von 106 Minuten die Rede und dass „any surviving components of UARS should have landed within a zone between 57 degrees north latitude and 57 degrees south latitude. It is impossible to pinpoint just where in that zone the debris landed.“ Soll das jetzt das Schlusswort sein? „Data indicates the satellite likely broke apart and landed in the Pacific Ocean far off the U.S. coast,“ heißt es immerhin an anderer Stelle – aber die Natur dieser ‚Daten‘ erfährt man nicht … [22:30 MESZ am 24. September]
Das letzte Wort: Der Impakt war um 6:16 MESZ ± ~20 min, und vermutlich ist alles vor Nordamerika ins Wasser gefallen
Das ist die Quintessenz der NASA-Telecon, die gerade zuende gegangen ist – und viel genauer werden die Aussagen vielleicht niemals werden. Der Zeitpunkt 6:16 MESZ mit den berühmt-berüchtigten ± 53 Minuten Unsicherheit und einem nominellen Impaktpunkt bei 31°N 219°O (bzw. 141°W) – dargestellt in der Grafik – war 2 Stunden vor dem Absturz vorausgesagt worden, während im Rahmen einer Art Übung andere Orbitexperten zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen waren: Alle lagen in dieser Stunde. Die „± 20 Minuten“ ließ sich ein Sprecher jetzt mit Mühe aus der Nase ziehen: Das hinterlässt den Eindruck, dass ’sie‘ es wirklich nicht besser wissen. Denn wie der Grafik zu entnehmen ist, lag der Großteil des ursprünglichen Unsicherheitsbereichs vor 6:16 Uhr über Wasser (Indik und Pazifik), und erst danach wäre festes Land erreicht worden. An der amerikanischen und kanadischen Westküste wurde intensiv nach dem Satelliten bzw. verglühenden Trümmern Ausschau gehalten, aber es ist noch kein einziger glaubwürdiger Bericht eingegangen – und erst recht wurde kein Trümmerstück am Boden gefunden.
Daraus darf vermutlich geschlossen werden, dass der Impakt tatsächlich weit draußen über dem Pazifik stattgefunden hat und insbesondere der 800 km lange „Footprint“ für die Trümmer, der etwa 500 km hinter dem atmosphärischen Eintrittspunkt beginnt, komplett ins Wasser gefallen ist. Das erschwert aber auch die konkrete Bestimmung, wo es tatsächlich passiert ist (warum der Reentry nicht direkt von DSP-Satelliten o.ä. verfolgt wurde, kam nicht zur Sprache), und vielleicht – so hieß es auf der Telecon mehrfach – wird sie nie gelingen. Schon die Bestätigung, dass der UARS nicht mehr ist, hatte sich um Stunden verzögert, weil er traditionsgemäß an drei unterschiedlichen Beobachtungspunkten ein ’no show‘ sein muss, und dafür langen die letzten Orbits besonders ungünstig. Ansonsten wurde noch daran erinnert, dass im Schnitt einmal pro Tag ein Satellit in die Atmosphäre eintritt und jede Woche einer mit potenzieller Restmasse auf der Erde: Dann läuft – ohne dass es groß jemand mit bekommt – dieselbe Prozedur an, die nun dem UARS zu Teil wurde, und oft weiß man am Ende nicht, wie es konkret ‚ausgegangen‘ ist. [20:45 MESZ]
In Ermangelung von echtem Videomaterial vom UARS-Fall – und auch weil sich Kanada irgendwie betroffen fühlt – hier der passende Beitrag aus der kanadischen Show Just for Laughs Gags, gerade empfohlen immerhin von einer Mailingliste für Satellitenbeobachter … [19:55 MESZ]
Endlich ein NASA-Update – aber mit Mathe-Fehlleistung
Der UARS-Absturz erfolgte im Nordpazifik vor der Westküste der USA, heißt es jetzt im 16. Update von 17:37 MESZ auf der NASA-Seite – aber das Zeitintervall wird immer noch mit 5:23 bis 7:09 MESZ angegeben, 106 Minuten, in denen der Satellit die Erde mehr als einmal umkreiste. Das macht so natürlich keinen Sinn – aber dieser Blogger hat aus Kreisen erfahrener Satellitenbahn-Rechner erfahren, dass man sich schon lange auf den Pazifik ‚geeinigt‘ hatte, einen Punkt ungefähr auf halbem Weg zwischen Hawaii und der Küste von Oregon. Doch aus irgendwelchen (mathematischen? politischen? juristischen?) Gründen wurde und wird offiziell ein absurd großer Fehlerbalken rund um den mit den Koordinaten korrespondierenden Zeitpunkt 6:15 bis 6:20 MESZ angegeben. Vielleicht wird man bei einer Telecon um 20:00 MESZ klarere Zahlen nennen. Ob es Trümmer bis auf das nordamerikanische Festland schafften, ist weiter unklar („NASA is not aware of any reports of injury or property damage“) – und damit auch, ob der eine oder andere kuriose Bericht aus Kanada u.U. doch mit dem Reentry zusammen hängen könnte. Das gewisse Video, das immer noch kursiert, jedenfalls ganz sicher nicht: Es zeigt vermutlich Miniheißluftballons, entstand schon am 22. September und stammt dem Soundtrack nach aus Oklahoma … [18:40 MESZ]
Wachsende Frustration, Häme über das UARS-Info-Debakel
ist auf Mailinglisten und auf Twitter zu spüren: Das kann doch nicht wahr sein, dass die NASA immer noch nicht …?! Zumindest wird die Informationspolitik zunehmend zur Katastrophe, wie selbst eine Veteranin der Weltraumpolitik in Washington wettert. Und zu allem Überfluss hat ein amoklaufender Tweetbot (darf man mal vermuten) gerade über den bekannten Twitterkanal die „Nachricht“ verbreitet, der Satellit sei noch im Orbit in über 90 km Höhe … Die amtliche Konfusion überträgt sich auch auf die Medien, und fragwürdige Sichtungen des Reentrys machen die Runde. Auch neue Artikel hier, hier oder hier tragen nicht zur Aufklärung bei und verbreiten sogar noch den Kanada-Mythos. Da müsste sich wirklich mal einer drum kümmern … [16:35 MESZ]
Wie Sie sehen … sehen Sie nichts: Gedanken zur ‚Lage‘
Es sind jetzt ungefähr 7 Stunden seit dem Wiedereintritt des UARS vergangen, und auf der zentralen NASA-Webseite dazu prangen immer noch die Worte (des 15. Updates): „The precise re-entry time and location are not yet known with certainty.“ Was unweigerlich zu der Frage führt: Wissen „sie“ es wirklich nicht, oder wollen oder können sie es „uns“ nicht sagen, weil sie dann Details über geheime Systeme der Weltraumüberwachung (gerne geheimnisvoll als ‚assets‘ bezeichnet) preisgeben müssten? Wie komplett oder lückenhaft ist die Radarüberwachung des Low Earth Orbits durch das Space Surveillance Network der USA und das im Aufbau befindliche europäische Gegenstück? Und wie flächendeckend die Überwachung der Erde in Sachen transienter Wärmequellen durch das amerikanische Defense Support Program, dessen IR-Satelliten den heißen Reentry gesehen haben sollten?
Angesichts der noch größeren Restmasse, die bald ROSAT auf die Erde werfen wird, sollten derlei Fragen beantwortet werden. Die NASA beruft sich in ihrem vagen Statement auf das Joint Space Operations Center an der Vandenberg AFB, eine durch und durch militärische Einrichtung, was sicher Teil der nebulösen Lage ist. Zivile Augen konnten immerhin feststellen, dass der UARS um 3:37 MESZ noch nicht glühte, als er im Erdschatten über Mitteleuropa flog (was ein gewisser Anrufer offenbar anders sah …). Kurioserweise verbreitete der UARS-Twitter-Feed noch bis 7:50 MESZ angebliche Bahndaten, als der Satellit schon längst abgestürzt war (was auch ein Schlaglicht auf die Situational Non-Awareness der Beteiligten wirft), während kanadische Amateurastronomen immerhin gleich gegen die Falschmeldungen aus ihrem Land vorgingen. Weitere Artikel – natürlich ebenfalls ohne neue Einsichten – hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Na ja, bei der Versenkung der ISS in 10+ Jahren wird sicher alles besser … [13:55 MESZ]
UARS offenbar – unbeobachtet – in den Pazifik gefallen
Der 15. Update auf der NASA-Seite – von 9:46 MESZ – ist immer noch verblüffend vage: Zwischen 5:23 und 7:09 MESZ sei der Satellit demnach abgestürzt, nachdem er „über dem Pazifik“ in die Atmosphäre eindrang; weder Ort noch Zeitpunkt des Impakts waren bisher zu bestimmen. Die Reentry News hatten sich zuletzt für 7:10 MESZ ± 2 Stunden ausgesprochen, was auf einen Impakt im südlichen indischen Ozean zentriert gewesen wäre, die letzte Vorhersage durch Ted Molczan war sogar auf 7:45 MESZ gekommen (wobei sich der Trend die ganze Zeit immer mehr verspätet hatte; extrapoliert wäre man bei 6:40 MESZ gelandet) – und Harro Zimmers Endauswertung sieht den Eintritt über dem Pazifik um 6:15 MESZ ± 9 Minuten. Die Berichte aus Kanada – inklusive eines höchst suspekten Videos – waren jedenfalls Unfug gewesen. [11:25 MESZ]
Ist es schon passiert? Ein vager Bericht aus Kanada
spricht von einem Feuerwerk am Himmel vor wenigen Minuten (so ein Wettermann auf CNN International), und da nach der letzten NASA-Prognose vor zwei Stunden mit dem Eintritt zwischen 5:45 und 6:45 MESZ über Kanada, Afrika oder viel Meer die Rede war, könnte das passen. Aber noch gibt es keine offizielle Bestätigung, dass sich der UARS nicht mehr im Orbit befindet. [7:05 MESZ; wegen Internetstörungen verspätet hochgeladen]
Sichtung in Florida: Abschied mit hellen Blitzen!
Um 1:50 MESZ = 19:50 Uhr Ortszeit konnte der UARS noch einmal im Sonnenlicht von Fort Myers aus beobachtet werden, im Mittel -0.5 mag. hell – aber der Satellit (Bahn inzwischen 141 x 146 km) blitzte auch mehrfach auf, bis -3 mag. Und auch in Kalifornien wächst die Aufregung … [2:20 MESZ]
Letzte NASA-Prognose: Wiedereintritt zwischen 5 und 9 Uhr
MESZ, so der neue Update #11 auf der UARS-Webseite (die andere spricht unverändert von 6:04 MESZ als wahrscheinlichstem Zeitpunkt, aber mehrere unabhängige Analysen landen bei ca. 6:30 bis 7:00 Uhr MESZ). „During that time period, the satellite will be passing over Canada, Africa and Australia, as well as vast areas of the Pacific, Atlantic and Indian oceans,“ so die NASA-Seite: „The risk to public safety is very remote.“ Die Bahnhöhe ist jetzt noch knapp 142 x 147 km. [1:50 MESZ]
Das Bild zur neuen ‚Lage‘ (siehe 23:45): Noch werden Impakte irgendwo auf der blauen Linie – vor dem nominellen Pazifiksturz links – oder auf der gelben für möglich gehalten. Auch ein Artikel zur NOTAM (siehe 22:15; hier ist die neueste Version). Die Bahnhöhe jetzt: 145 x 150 km. [0:20 MESZ]
Neue Prognose: Reentry noch später, 6:04 MESZ ± 3 Stunden
So ist es seit ein paar Minuten beim Center for Orbital and Reentry Debris Studies zu lesen: Der bevorzugte Impaktpunkt läge damit im Pazifik. Und von den Orbits innerhalb des Fehlerbereichs würde nur noch ein – sehr früher – über Mitteleuropa führen, das damit praktisch außer Gefahr sein sollte. Nochmal spannend wird es aber schon wieder im Oktober mit dem ROSAT, der insgesamt trotz geringerer Gesamtmasse etwas gefährlicher als der UARS ist (für dessen Untergang es hier noch eine Status-Seite gibt, die aber bisher kaum gepflegt wurde). [23:45 MESZ am 23. September]
Abstieg nach Plan? Nach diesem gerade veröffentlichten Diagramm liegt der Bahnverfall des UARS (grün = Apogäum, lila = Perigäum) genau auf der Prognose (braun = Apogäums-Modell) für einen Crash gegen 5:15 MESZ. [23:20 MESZ]
Perigäum auf 150 km gesunken – Prognose unverändert
Heute um 16:00 Uhr wird auf einem Seminar im CERN, das auch im Web übertragen wird, über ein höchst kurioses Resultat des Neutrinoexperiments OPERA berichtet, das sich in allen Details aber auch in diesem 24-Seiten-Paper findet: Die Neutrinos, die da 730 km zwischen Quelle und Detektor zurücklegen, kommen 60±10 Nanosekunden schneller an als wenn sie sich – vorschriftsmäßig – mit Lichtgeschwindigkeit bewegen würden. Experten für Messtechnik haben alles und jedes versucht, um systematische Fehler auszuschließen, aber keinen gefunden, weshalb die Sache nun in die Öffentlichkeit darf: Angesichts der Abwesenheit jedweden Problems mit der Speziellen Relativität in den letzten 100 Jahren geht es darum, dass andere nach dem wahrscheinlichen Fehler suchen. Auch über etwaige Konsequenzen eines korrekten Ergebnisses für die theoretische Physik wird explizit nicht spekuliert, und der CERN Press Release dazu qualmt nur so vor Skepsis. Aber selten war Physik so unterhaltsam: weitere Berichte von Reference Frame, Quantum Diaries (früher, mehr), Cosmology Science, Pro Physik, Nature News, Science Now, BBC, LA Times, Guardian, Wall Street Journal, Telegraph, AP, Reuters, Ars Technica, Houston Chronicle Blog, LiveScience, Universe Today, Discovery, SciFi Wright – und schon der erste Cartoon, der übrigens die Wirklichkeit widerspiegelt, denn mindestens eine 100-Euro-Wette über das OPERA-Mysterium läuft schon …
Das sind die neuesten Bilder der Pan-Andromeda Archaeological Survey, einer besonders großflächigen und umfassenden Bestandsaufnahme der Sterne der Galaxien M 31 (o.r.) und M 33 (u.l.) – und dazwischen! Oben die großräumigen Sternströme, repräsentiert durch Sterne bestimmter Metallizität, in der Mitte das Gesamtbild durch Sterne allen Gehalts schwerer Elemente, denen unterschiedliche Farben zugeteilt wurden, unten die Lage diverser Zwerggalaxien: Zusammen zeichnen sie ein detailliertes Bild von der Entstehung der Galaxien, wie es nur bei diesen beiden gewonnen werden kann. Die neuen Bilder zeigte R. Ibata soeben am letzten Tag der Heidelberger AG-Tagung; frühere Versionen sind in Präsentationen hier und hier zu finden.
… im WWW, das jeden auf irgendeinem Niveau an irgendeinem Thema interessierten zu genau der gewünschten Information führt, gibt es nicht – das soll nun anders werden. Schon vor einem Jahr wurde auf einem großen Outreach-Treffen (2. Absatz) in Bonn die Erstellung solch einer Webseite im Prinzip beschlossen (letzter Absatz), heute wurde es bei einem 2. Meeting in Heidelberg (Panorama unten) etwas konkreter. Die groben Umrisse des Contents gibt es schon (oben), ebenso vier Hauptverantwortliche (Mitte: K. Jäger, G. Schönherr, M. Pössel und U. Reichert) – und die Zusage des Spektrum-Verlages, das Ganze zu hosten, technisch zu betreuen und neutral zu verwalten. Das soll allen, die schon Inhalte geschaffen haben (und die gibt es reichlich im Lande, wie ein weiteres Outreach-Treffen 2010 gezeigt hatte), die Möglichkeit bieten, an dem großen Ganzen zu mit zu arbeiten, zum Vorteil aller – und ein paar Zusagen dieser Art gab es im Vorfeld schon. Das Projekt soll sich dabei ständig weiter entwickeln und z.B. neben immer mehr Inhalt auch immer besser zugeschnittene Einstiege für spezielle Zielgruppen wie Jugendliche, Lehrer, Journalisten bekommen. Neben dem Hauptthema Webportal wurden auf dem Heidelberger Meeting auch wieder allerlei andere aktuelle Outreach-relevante Projekte vorgestellt, von der neuen Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien über den Maus-Türöffner-Tag am AIfA, die Physik-Show der Uni Bonn und Café und Kosmos bis zum Universum für alle.