Eine Simulation des Universums mit 303 Milliarden Partikeln, „Millennium-XXL“ genannt, ist die größte N-Teilchen-Rechnung aller Zeiten – zum Vergleich: Artikel A69c über einen Vorgänger vor 6 Jahren – und war heute Mittag Gegenstand des ersten Hauptvortrags der Tagung gewesen (dessen Live-Verbloggung durch einen leeren Akku und die Steckdosen-Armut der Heidelberger Aula sabotiert wurde). V. Springel blickte dabei auch in eine Zukunft mit noch viel größerer räumlicher Auflösung, wenn – kein Witz – der Energieverbrauch der Großrechner mit ihren abertausenden von Cores ein zunehmendes Problem werden dürfte. Aber mehr Teilchen und/oder cleverere Rasterung des Raumes sind unverzichtbar, um Detailproblemen der Galaxienbildung auf die Spur zu kommen, nachdem sich die Entstehung der großräumigen Strukturen des Alls im Rahmen des LambdaCDM-Modells so gut nachvollziehen lässt. [18:45 MESZ – Ende]
Historischer Moment: Becklin über SOFIA über sein Objekt
Wann sieht man schon einmal einen Astronomen, der Beobachtungen eines Himmelsobjekts, das er vor 45 Jahren entdeckte und das nach ihm benannt ist, mit einem brandneuen Instrument diskutiert (und auch noch von der Leinwandprojektion dieser Daten beleuchtet wird)? In der SOFIA-Session ist es soeben passiert: Hier spricht Eric Becklin über das seltsame Objekt BN/KL alias Becklin-Neugebauer-Objekt, das er 1966 entdeckte und das eines der ersten Motive für SOFIAs erste Kamera FORCAST war (auf diesem bekannten Bild oben rechts zu sehen; siehe auch hier mit Labels). Das Objekt hat 100’000 Sonnenleuchtkräfte und produziert einen erstaunlichen Ausfluss: Die SOFIA-Bilder, so Becklin jetzt, zeigen dass ein großer Teil der Gesamtstrahlung von kompakten Infrarotquellen ausgeht. Drei hat FORCAST bereits deutlich erkannt, und da sind sicher noch mehr. [17:40 MESZ]
SOFIA vs. Pluto: Wie die Lichtkurve aussieht
Die erste Beobachtung einer Sternbedeckung durch ein Objekt des Sonnensystems durch die fliegende Sternwarte hat eine aussagekräftige Lichtkurve geliefert, deren Analyse aber noch andauert und erst im Oktober präsentiert werden soll: Man sieht [NACHTRAG: Hier ist die Kurve!] einen ziemlich flachen Helligkeitsabfall und -anstieg – was beweist, dass die Plutoatmosphäre noch da ist – mit ziemlich genau 100 Sekunden Bedeckungsdauer (FWHM). Aber da ist noch ein schwach ausgeprägter aber signifikanter „Hump“ der Helligkeit in der Nähe der Mitte der Finsternis, aber etwas gegen ihr Ende hin verschoben: Das ist nicht der Central Flash, den man durch eine Verschiebung der Flugroute in letzter Minute (es wurde noch Astrometrie von Pluto und Stern analysiert, als SOFIA schon in der Luft war) zu erzielen trachtete. Die Atmosphäre des Zwergplaneten hat Licht Richtung Erde fokussiert, scheint aber irgendwie asymmetrisch gewesen zu sein: Vielleicht hat ihr Ausfrieren bereits begonnen. [16:45 MESZ]
Notizen aus dem Splinter Meeting zu SOFIA: Technik-Teil
Eine Fülle technischer Details über die fliegende Sternwarte, die sich gerade in Deutschland aufhält (noch bis morgen Nachmittag, bevor es über die Andrews AFB zurück zur Heimbasis Palmdale bei Los Angeles geht) und es sogar auf die erste Seite gebracht hat, war in den ersten zwei Stunden des AG-Splinter-Meetings zu SOFIA zu hören, vor allem über die ersten 13 Flüge des deutschen Instruments GREAT. Die waren „overall amazingly successful,“ sagt PI R. Güsten, aber „not a smooth operation at all“ – bei jedem Flug (4 folgen noch bis Monatsende) gab es neue Überraschungen. Dabei wird der Beobachtungsplan schon Tage vor dem Flug im Detail festgelegt, und die Astronomen an Bord greifen nur sehr behutsam ein. Dafür werden sie aber nach der Landung gefeiert: „Astronomers are treated like rock stars by the public,“ so E. Young, „when they have flown on SOFIA.“
Typischerweise sind bei einem – 10 Stunden langen und sehr mühsam zu planenden – Flug etwa 25 Personen an Bord, inklusive der Crew. Das Erstellen des Flugplans ist wie das Zusammensetzen eines Puzzles mit Teilen, die sich ständig verändern, sagt R. Klein. Das wissenschaftliche Programm hat inzwischen erfolgreich begonnen, und am Ende wird es etwa 1000 Wissenschafts-Stunden im Jahr geben, wobei die Beobachtungszeit gemäß der finanziellen Investition zu 80% an die USA geht (die internationale Beobachtungsvorschläge erlauben) und zu 20% an Deutschland. Im Zeitraum 2012/13 soll es schon doppelt so viele Flüge wie 2011 geben, mit vier Wissenschafts-Kampagnen vom 25. Juni 2012 bis 26. April 2013, so A. Krabbe. Bedarf ist jedenfalls da: Der Call for Proposals für drei frühe deutsche Flüge war um einen Faktor 3.5 überbucht. [16:20 MESZ]
Als erstes gibt es immer die Schwarzschild-Medaille bei den Tagungen der Astronomischen Gesellschaft, die diesmal R. Genzel in seine wachsende Sammlung von Auszeichnungen (s.a. ISAN 62-13!) einreihen kann. Natürlich für die Erforschung der Zentralmasse der Milchstraße Sgr A*, deren Bestimmung sich inzwischen bei 4.3 Mio. Sonnenmassen stabilisiert zu haben scheint [NACHTRAG: die letzte Unsicherheit liegt in der Entfernung des Galaktischen Zentrums, die quadratisch eingeht, so Genzel zu diesem Blogger]: Bereits bei einem Vortrag Anfang 2009 war Genzel auf dieselbe Zahl (9.1.2009) gekommen. Womit die Möglichkeiten, was Sgr A* außer einem supermassiven Schwarzen Loch noch sein könnte, auf wenige Exoten zusammen geschrumpft sind. [11:05 MESZ]
Schlagwörter: Astronomische Gesellschaft, Genzel, Sgr A*
8. Mai 2014 um 00:45 |
[…] Gegensatz zu früheren Groß-Simulationen des Kosmos spielen diesmal nicht nur die – für die Ausbildung großräumiger Strukturen dominante […]