Einer der am häufigsten gegen das nach wie vor unerklärliche Resultat des OPERA-Experiments mit den scheinbar ein bisschen überlichtschnellen Neutrinos vorgebrachte Einwände bezieht sich auf die Neutrino-Pulse selbst, die zwischen CERN und Gran Sasso unterwegs sind: Sie sind jeweils 10.5 µs lang, während die Ankunftszeit der Pulse nur um 60 ns von den erwarteten Zeitpunkten abweicht. Diesen Effekt halten die die OPERA-Forscher trotzdem für eindeutig nachweisbar, da sie die Form der Neutrino-Pulse statistisch gut im Griff hätten. Gleichwohl haben sie jetzt das Experiment zeitweise abgeändert: Seit ein paar Tagen und noch bis zum 6. November werden die Neutrinos beim CERN in nur noch 1 bis 2 ns kurzen Pulsen ausgesandt, mit jeweils 500 ns Pause dazwischen. Man wird also einzelnen im Gran-Sasso-Detektor registrierten Neutrinos eine ns-genaue Abflugszeit zuschreiben können, was im ursprünglichen Versuch – bei dem möglichst viele Neutrinos unterwegs sein sollten, zwecks Beobachtung von deren Oszillationen – nicht der Fall war. Zwar ist die Zahl der überhaupt detektierten Neutrinos nun um einen Faktor 100 kleiner, dafür lässt sich ihre Geschwindigkeit aber auch wesentlich direkter bestimmen: Ein dutzend Exemplare dürften bereits ausreichen, um sagen zu können, ob sie wieder signifikant ‚zu früh‘ angekommen sind oder ob in der Auswertung des regulären Experiments ein subtiler Fehler steckt – und die Analyse der neuen Daten dürfte nur wenige Wochen dauern. Die Modifikation des Experiments war auch eine wesentliche Forderung der OPERA-eigenen ‚Dissidenten‘ gewesen, die eine Einreichung des ursprünglichen Papers bei einer referierten Zeitschrift blockieren. Quantum Diaries, BBC, Telegraph 28., Strassler, Science Blogs 26., New York Times, Science Blogs 24., PressePortal 23., Science 2.0, Spiegel 21., Science Insider, Nature News, Curious Astronomer 20.10.2011
Lohnt eine systematische Suche nach „sterilen Neutrinos“? Diese hypothetischen Verwandten der normalen Neutrinos – deren maximal drei Typen durch diverse Experimente als gesichert gelten – würden sich sogar der schwachen Kernkraft verweigern: Nur über die Schwerkraft und durch Oszillation in normale Neutrinos und vice versa träten sie mit dem Rest des Universums in Kontakt. Nach einer neuen Analyse würden drei normale plus zwei sterile Neutrinos – mit 5 unterschiedlichen Massen – die bislang gesammelten Oszillationsdaten am besten fitten. Und auf einer Konferenz wurde im September energisch diskutiert, ob gezielte Experimente zum Nachweis steriler Neutrinos – durch das sonst unerklärliche Verschwinden oder Auftauchen normaler – jetzt schon sinnvoll seien. (Nature 20.10.2011 S. 328-9 und Science 21.10.2011 S. 304-6)
Die Proton-Proton-Kollisionen des LHC sind 2011 zu Ende
Noch bis gestern sind im Large Hadron Collider Protonen miteinander kollidiert, und die Hauptinstrumente ATLAS und CMS haben jeweils 5 inverse Femtobarn Kollisionsdaten („Der Large …“) im Kasten: Das liegt nahe dem Maximum dessen, was überhaupt für möglich gehalten worden war – und es könnte u.U. reichen, die Existenz des Higgs-Teilchen im gesamten noch erlaubten Energiebereich bis 114 GeV hinab mit 95%iger Sicherheit auszuschließen. Noch geringere Energien hatte bereits der LHC-Vorgänger LEP eliminiert und der LHC bis diesen Sommer Energien größer als etwa 135-145 GeV. Derzeit wird emsig daran gerechnet, die gesamten LHC- wie auch Tevatron-Daten zu einem Gesamtergebnis zu kombinieren: Vielleicht taucht das Higgs ja doch noch als signifikanter „Bump“ auf (manche hoffen da weiter auf eine Anomalie bei 120 GeV aus dem Sommer; just der Energiebereich 115 bis 125 GeV ist am schwierigsten zu beackern) – oder aber es exitiert nicht. PR-technisch wäre das für das CERN sicher ein Problem, viele Physiker betonen aber, dass dies das spannendere Ergebnis wäre. Denn dann hätte der LHC zumindest das Standardmodell der Teilchenphysik gesprengt, das er bislang immer nur noch besser bestätigt und insbesondere keinerlei Hinweise auf die populärste Variante der Supersymmetrie gefunden hatte, die nun wohl ausgeschlossen werden kann. Vielleicht schon in wenigen Monaten, sicher aber bis Sommer 2012, dürfte es ein ziemlich klares LHC-Urteil in Sachen Higgs geben. (CERN Press Release 31., Nature News 28., New Scientist Blog 26., Not Even Wrong 24.10.2011. Auch LHC-Parties an vielen Orten am/um den 23. November, ein Vortrag des CERN-Chefs in Bonn am 16. November 10:15 MEZ – und eine CERN-eigene Video-Show)
Im LHC kollidieren jetzt Protonen und Uran-Kerne, wenn auch nur insgesamt 40 Stunden lang (einmal 16 heute, dann 24 zwei Wochen später): Es geht bei diesen neuartigen Versuchen um die Untersuchung der Struktur der Urankerne, die bei weiteren LHC-Versuchen den November hindurch – wie schon Ende 2010 – untereinander zur Kollision gebracht werden. Die Interpretation der Ergebnisse dieser komplexen Wechselwirkungen sehr vieler Teilchen ist aber schwierig, und die – mit einigen technischen Herausforderungen verbundene; der LHC ist für Kollisionen identischer Teilchen optimiert – Uran-‚Abstastung‘ per Protonenstrahl soll dabei helfen. Wenn das gut klappt, wird es im November 2012 intensivere Versuche dieser Art geben. (Symmetry Breaking 20.10.2011)
Die große Reform des Einheiten-Systems SI kann beginnen
Die General Conference on Weights and Measures („Naturkonstanten …“; CGPM) hat Ende Oktober ohne eine einzige Gegenstimme beschlossen, die größte Reform des internationalen Einheitensystems (SI) der letzten 100 Jahre in Angriff zu nehmen und Mol, Kilogramm, Kelvin und Ampere neu und ausschließlich anhand fundamentaler Naturkonstanten zu definieren. Bindend ist das nocht nicht: Erst die nächste CGPM in vier Jahren soll endgültig grünes Licht geben. Maßgeblich initiiert hat den langwierigen Prozess – bei dem viele konservative Zweifler überzeugt werden mussten und müssen – vor 5 Jahren ein heute 81-jähriger britischer Physiker. Der nicht daran glaubt, seinen Abschluss noch zu erleben … (New Scientist 25.10., Science 2.0 20.9.2011)
Das „Found Footage“-Genre des Spielfilms hat seit dem phänomenalen (Einspiel-)Erfolg von The Blair Witch Project vor 12 Jahren – bisher 250 Mio.$ Einnahmen weltweit bei Produktionskosten von unter 1 Mio.$ – explosionsartig zugenommen und mit Apollo 18 nun auch die Raumfahrt-Schein-Geschichte erreicht. Trotz viel Kritikerschelte (hier auch mal verhaltenes Lob – und ein paar besonders schlechte und gute Meinungen) hat auch dieses Mockumentary schon das Fünffache seiner Kosten von 5 Mio.$ eingespielt – die offenbar größtenteils darin investiert wurden, die als solche eher unspektakulären und oft Kammerspiel-artigen Aufnahmen durch Scharen von Special-Effects-Machern so richtig alt aussehen zu lassen. Das ist gelungen: Von wenigen Ausnahmen abgesehen haben die (erfreulicherweise weit weniger hektisch als etwa bei ‚Cloverfield‘ montierten) Film- und Videoschnipsel tatsächlich die Anmutung von Material aus der Apollo-Ära, und auch in die Ausstattung der amerikanischen … SPOILER AB HIER!
… und sowjetischen Landefähren wurde einige Recherche gesteckt; die Astronauten machen auch reichlich von den korrekten Akronymen des Apollo-Programms Gebrauch, was man in der deutschen Fassung so belassen hat. Die NASA hat gleichwohl nicht mitwirken wollen und warnt sogar vor dem Werk. Viele Fragen bleiben darin genretypisch – wobei auch eine pseudo-dokumentarische Webseite nicht fehlen darf – unbeantwortet: Was treiben die Spinnentiere am Südpol des Mondes, die sich gern als Steine tarnen, wovon ernähren sie sich, wenn nicht gerade ein Kosmo- oder Astronaut vorbei schaut, und welchen Zweck verfolgte die geheime Apollo-18-Mission tatsächlich? Ach ja, und wie wurden die ganzen Filmrollen geborgen, nachdem die vom überlebenden Apollo-Mann gekaperte russische Fähre mit dem amerikanischen Orbiter kollidierte? Schwamm drüber, denn der Schlussgag ist richtig gut: Eine Schrifttafel verweist – korrekt! – auf den Missstand, dass viele der von der US-Regierung an befreundete Länder verschenkten Mondsteine nicht mehr auffindbar sind. Die werden doch nicht etwa davon gekrabbelt sein …?
Gedanken – und neue Links – zu den Reentries von UARS und ROSAT (und was man alles nicht erfahren hat; hier ein TIRA-Radarbild vom 20. Oktober, der letzte Kontakt dieser Antenne war am 22.10. um 18:00 MESZ gewesen), zum Physik-Nobelpreis und der GRAIL-Mission, dazu viele weitere Link-Sammlungen zu Dawn, diversen Mars-Missionen, Tiangong 1 & Shenzhou 8 (Start des letzteren für den 31.10. geplant!) und Unmengen mehr im Cosmic Mirror #344 (8.8.-29.10.2011)!
Polarlichter und die nächtlichen USA auf einer Aufnahme aus der ISS vom 29. September – anhand der geradezu regelmäßig angeordneten kleinen Städte in ländlichen Gebieten (u.l.) erkennen Astronauten die USA auch in der Nacht: Das gibt’s sonst nirgends.
Die Kanarischen Inseln auf einer Envisat-Aufnahme vom 8. September, eingerahmt von Wolken. Auch der unterseeische Vulkanausbruch bei El Hierro kann vom Weltraum aus verfolgt werden.
Vier ganz verschieden große Saturnmonde auf einem Cassini-Bild vom 17. September: Pan & Pandora in bzw. an den Ringen links & rechts sowie Dione vor Titan. Der Blick fällt knapp auf die nördliche, beleuchtete Ringseite.
Der linke Kugelsternhaufen ist eine Entdeckung des Vista-Teleskops im Rahmen der Durchmusterung „VISTA Variables in the Via Lactea“, weshalb er VVV CL001 getauft wurde (der große rechts ist der Kugelhaufen UKS 1) – zusammen mit einem weiteren Fund des ESO-Teleskops ist die Zahl der bekannten Kugelhaufen der Milchstraße damit auf 160 gestiegen.
Der „Pacman-Nebel“ NGC 281 auf einer WISE-Aufnahme: ein Sternentstehungsgebiet, wo die neuen Sterne bereits am Nebel selbst nagen (und der im IR nicht mehr wie ein Pacman aussieht).
Zwei Beispiele von wechselwirkenden Galaxien, die dadurch die Zentralmaschine füttern, die sich in einer von ihnen befindet (erkennbar an ihrer violett dargestellten Röntgenemission, die dem gelben optischen Bild überlagert ist; Chandra + Hubble): Eine große Durchmusterung hat gezeigt, dass bei 1/5 der fernen Aktiven Galaxien eine solche Frühphase einer Interaktion vorliegt. Was die anderen 80% der Zentralmaschinen aktiviert hat, ist weniger klar.
Geschwindigkeiten in Stephan’s Quintet sichtbar gemacht hat man hier mit dem Subaru-Teleskop und zwei H-Alpha-Filtern: links ein normaler, rechts ein um 6700 km/s rotverschobener; die Farbkanäle Grün und Blau wurden dazu gemischt. Der auffälligste Unterschied rechts ist die Emission von ionisiertem Gas, das NGC7318A & B ausgeschleudert haben.
… die heute früh noch im Dunkeln den US-Wetter- und Klimasatelliten NPP startete: Es war die 151. Rakete diesen Typs (Bild: gestern, nach dem Rollback der Service Structure), und obwohl noch 5 fertige eingelagert sind, gibt es keine konkreten Interessenten dafür. Die hofft die United Launch Alliance aber doch noch zu finden, weshalb man jetzt auf jedwede (Freuden- oder Trauer-)Feier zum Programmende verzichtet hat. Für bestimmte Forschungssatelliten der NASA hätte die Delta II genau die richtige Größe, und da soll es geheime Gespräche geben. Wenn es noch zu Starts kommen sollte, dann vermutlich 2014 oder 2015 und wieder im kalifornischen Vandenberg – wo heute auch der NPP seine Reise auf eine 824 km hohe Polarbahn antrat. Das Kürzel NPP steht für „NPOESS Preparatory Project“, NPOESS wiederum für ein „National Polar-orbiting Operational Environmental Satellite System“ der USA – das es aber gar nicht mehr gibt, nachdem die glücklos vereinigten zivilen und militärischen Wettersatelliten-Programme (letzter Satz der 1. BU) 2010 wieder getrennt wurden.
Für die zivile Wetterbehörde NOAA ist der NPP dabei inzwischen nicht mehr nur eine Experimentalplattform sondern ein ‚lebenswichtiger‘ polar umlaufender Satellit geworden, da sie ihren letzten des alten Programms, NOAA-19, schon vor 2 1/2 Jahren startete – und der NPOESS-Nachfolger Joint Polar Satellite System (JPSS) wird frühestens 2017 oder 2018 seinen ersten haben, einen Klon des NPP mit seinen 5 neuartigen Instrumenten, von denen 4 Weiterentwicklungen existierender Sensoren sind. Über 30 Klimaparameter sollen sie überwachen und täglich 4 TB Daten liefern, sowohl für die Forschung wie die Wetterprognosen von Agenturen rund um den Globus: NPP schlägt eine Brücke zwischen dem alten Earth Observing System (EOS) und dem JPSS. Neben dem 2-Tonnen-Satelliten waren auch noch 5 kleine CubeSats an Bord der Delta, der 3. Educational Launch of Nanosatellite (ELaNa) der NASA. Fotos (!), das NASA– und ein Amateur-Video vom Start, eine Broschüre, Press Releases von NOAA, NASA (früher) und ULA und What on Earth sowie Spaceflight Now, CBS, BBC, Space.com (früher), Planetary Society Blog, Real Climate, Space Policy Online, Science 2.0 28.,Scientific American 27., Standard 19.10.2011
Der erste Start einer Soyuz in Französisch-Guayana
war genau eine Woche zuvor geglückt: Die bisher nur die kasachische Trockensteppe von Baikonur und die Taiga von Plesetsk gewohnte russische Rakete kam problemlos mit dem besonders schlechten Tropenwetter klar, das kaum überzeugende Videos und Fotos zu ließ. Aber um pretty pictures geht es ja auch nicht sondern um mehr Nutzlast: Praktisch vom Äquator aus kann eine Soyuz bis zu 3 Tonnen Nutzlast auf einen geostationären Transferorbit hieven, in Baikonur auf 46°N sind es nur 1.7 Tonnen. In einem komplizierten Arrangement sind die ESA, die CNES, Roskosmos und Arianespace für die Starts zuständig. An Bord der ersten Tropensoyuz waren die ersten beiden Satelliten zur In-Orbit Validation von Galileo („Fortschritte …“): Mit ihnen kann zum ersten Mal das System von Navigationssatelliten konkret getestet werden, Bodenstationen inklusive. Dank besserer Atomuhren an Bord der Satelliten soll Galileo dereinst das amerikanische GPS an Präzision übertreffen und so manche neuartige Anwendung erst möglich machen. Der Aufbau des Satellitennetzes geht im August 2012 weiter, wenn erneut zwei Galileo-Satelliten starten: Mit dann insgesamt vier kann dann zum ersten Mal auch eine Ortung auf Basis der Galileo-Daten durchgeführt werden.
Die Atomuhren und der Signalgenerator wurden bereits mit den Testsatelliten Giove-1 und -2 als weltraumtauglich qualifiziert, die schon 2005 und 2007 starteten; seither wurden 18 operationelle Satelliten geordert, die bis 2015 im Orbit sein sollen: Dann ist Galileo einsatzbereit (das Fernziel sind allerdings 30 Satelliten im Orbit, davon 3 in Reserve, bis ca. 2020). Das Programm ist freilich mit rund 5 Mrd. Euro viel teurer geworden als vorgesehen und hinkt ausserdem etwa 12 Jahre hinter den ersten Plänen her: Wie weit sich die Spezialdienste von Galileo gegenüber dem dann auch schon wieder besseren GPS behaupten können werden, ist kaum ab zu sehen, und so mancher Raumfahrtexperte hat schon jetzt alle Hoffnung aufgegeben … (Video [ein längeres aber schlechteres], Bilder [mehr & mehr] und Press Releases von ESA, DLR und Arianespace [früher, noch früher] zum Start sowie Reuters 25., New Scientist, Universe Today, Spiegel, Space Today, KosmoLogs, Eureka 21., Space Today 20., Nature News, EurActiv 19.10.2011 – und Universe Today 28.10.2011 zum nächsten kasachischen Soyuz-Start am 30.10. mit einem Progress-Transporter)
Die erste Vega-Rakete ist in Französisch-Guayana angekommen: Die einzelnen Stufen des Trägers für den Qualifikationsflug sind am 24. Oktober in Kourou eingetroffen (Bild), die Kampagne beginnt am 7. November mit der Überführung der ersten Stufe zum Startplatz, und der Erststart ist für Ende Januar 2012 vorgesehen. Die Vega ist Europas neue kleine Trägerrakete. Ihre Leistung wird die des Schwerlastträgers Ariane 5 und der mittelgroßen Sojus ergänzen: Je nach Art und Höhe der Umlaufbahn kann die Vega Nutzlasten mit einer Masse zwischen 300 kg und 2500 kg ins All bringen; als Eckwert gilt die Beförderung einer Masse von 1.5 t in eine polare 700-km-Bahn. (PM der ESA, Arianespace Press Release 28., Arianespace Mission Updates 26., 25.10.2011)
Eine Überraschung auf dem Uranus (hier ein H-Band-Bild vom 26.10.), alle Links zu dem, was von Elenin übrig blieb, jede Menge mehr interessante Kometen und Meteorschauer der letzten Wochen, die u.a. deutschen Polarlichter vom 24./25. Oktober und noch eine Menge mehr im neuen – und besonders ‚dick‘ geratenen – Cosmos 4 U!
DLR will sich viel Zeit für das ROSAT-Schlusswort lassen
„Uns ist es, ob unserer Verantwortung, wichtig klarzustellen, dass die letzte Aussage [bzgl. des Verbleibs von ROSAT] auch wirklich die letzte ist. Eine Lehre, die wir aus der Kommunikation rund um UARS gelernt haben“: So begründete DLR-Sprecher Andreas Schütz heute gegenüber diesem Blog, warum es auf der ROSAT-Aktuelles-Seite auch weiterhin keine Updates gibt. „Die mit uns zusammen arbeitenden Agenturen versorgen uns weiter mit Daten, aus denen dann die finale Aussage getroffen wird.“ Und das kann noch Tage dauern, wie er gegenüber der DPA erklärte. So bleibt die ‚Deutungshoheit‘ einstweilen bei dem US-Astronomen J. McDowell, dessen Wiedergabe der USSTRATCOM-Analyse (selber gerechnet hat er nichts, wie er auch diesem Blog gegenüber erklärte) via AP inzwischen die ganze Welt erobert hat: Beispiele auf Indonesisch, Russisch, Spanisch, Französisch und im ‚Ausriss‘ aus der österreichischen Kleinen (Online-)Zeitung oben Deutsch. Bei Global Disaster Watch wird kurioserweise der unabhängigen Rechnung von Harro Zimmer Priorität gegeben – während der Stern völlig durch den Wind ist: „Auch wenn der Absturz noch einige Tage auf sich warten lassen könnte“, schrieb man dort gestern Mittag. Noch bizarrer allenfalls eine spanische Nachrichtenseite, die auf einen – reichlich geschmacklosen! – ROSAT-Witz hinein gefallen zu sein scheint (trotz auffälliger Markierung als ‚Satire‘). Zum Schluss noch eine argentinische Entwarnung, ein ROSAT-Nachruf und eine weitere Erwähnung dieses Live-Blogs, mit schon jetzt über 5000 Zugriffen der ‚erfolgreichste‘ Artikel aller Zeiten auf Skyweek 2.0 (der auch zum Durchbrechen der 150’000-er Gesamt-Marke beitrug): Den Lesern herzlichen Dank für ihre Wahl! [15:10 MESZ am 24. Oktober – Ende]
Drei Analysen für die Eintrittszone stehen im Raum …
… nunmehr 19 Stunden nach ROSATs Ende: Mit dem SATrack-Online-Tool kann man sie alle plotten. Oben die Analyse von USSTRATCOM (in dieser neuen Grafik samt möglichem Trümmerfeld geplottet), darunter eine semi-unabhängige von Harro Zimmer (unter Einbeziehung der ’neuen‘ letzten Bahnelemente) – und unten die 18 Stunden alte des DLR, die dort weiter vertreten wird: Warum man die USSTRATCOM-Analyse explizit erst einmal nicht übernehmen will, wollte man gegenüber diesem Blog heute nicht erläutern. Es könne noch Tage dauern, bis man zu einer offiziellen Einschätzung komme, wurde aber gegenüber Nachrichtenagenturen angedeutet – Associated Press hat sich daraufhin beim Astronomen J. McDowell (siehe 11:15 MESZ) eine zweite Meinung eingeholt. Der hat zwar gar nicht selber gerechnet, sondern nur das USSTRATCOM-Ergebnis referiert, aber immerhin wurden seine konkreteren Aussagen vom Spiegel oder der Tagesschau dankbar übernommen. McDowell-frei geht’s hingegen offenbar gar nicht, wie dieser britische Artikel zeigt, wo man nicht mal den Kontinent zu benennen weiß, wo ROSAT nieder gegangen ist. Ein russischer Artikel „weiß“ wiederum, dass die Amerikaner wüssten, dass ROSAT nahe Chinas Megametropole Chongqing gefallen sei – seltsam nur, dass man von dort noch nicht das Geringste gehört hat. Mal sehen, ob sich der Nebel morgen lichtet … [22:45 MESZ am 23. Oktober]
Keine Konfusion über die Lage der Absturzzone mehr gibt es jetzt, nachdem USSTRATCOM soeben mit neuen Bahnelementen heraus gerückt ist, die nur zwei Stunden vor dem Absturz gültig waren: Jetzt passen die Koordinaten zur Uhrzeit. Womit tatsächlich eine gewisse Möglichkeit besteht, dass Trümmer – v.a. die größeren, die am schrägsten durch die Atmosphäre geflogen sein sollten – Myanmar, Laos oder Südchina erreichten. Berichte über Beobachtungen feuriger Spuren am (Tag-)Himmel oder verdächtige Fälle oder Funde scheint es aber weiterhin nicht zu geben. [18:05 MESZ]
Moderate Rest-Konfusion über die Absturzzone – und ein völliger Blackout bei der DPA …
Für die Grafik im letzten Update war das 14-Minuten-Intervall, das USSTRATCOM angab, so entlang der ROSAT-Bahnebene geschoben worden, dass die Zentralkoordinate mit den ebenfalls von den Militärs gelieferten 7° Nord und 90° ost übereinstimmte: Das würde allerdings nach den letzten bekannt gegebenen Bahnelementen einem Impakt von 3:55 MESZ entsprechen. USSTRATCOM nennt aber 3:50 MESZ: Offenbar kam ROSAT am Schluss 5 Minuten ‚zu früh‘. Je nachdem ob man dies rekonstruiert oder die ‚alte‘ Bahn und 3:50 MESZ nimmt, verschiebt sich der Groundtrack spürbar, wie diesem direkten Vergleich hier zu entnehmen ist; die generelle Impaktzone – die Andamanen-See im Indischen Ozean, mit nur geringer Wahrscheinlichkeit für Einschläge auf dem asiatischen Festland – ist aber völlig klar. Um so unbegreiflicher ist da ein z.B. vor wenigen Minuten hier erschienener DPA-Artikel, dessen Autor barmt: „Vielleicht über Asien, vielleicht über Amerika – am frühen Sonntagmorgen ist ein Satellit Richtung Erde gesaust. Das berichteten Experten. Doch wo genau der Satellit Rosat in die Atmosphäre der Erde eingedrungen ist, das wissen die Fachleute noch nicht.“ Kein Gefühl für Himmelsmechanik oder Antrieb, mal die Experten zu fragen … Nützlicher da ein detaillierter Artikel zu den technischen Umständen des Absturzes. [17:45 MESZ]
Irgendwo in diesem Streifen ist ROSATs Schrott herunter gekommen, laut der letzten Analyse der US-Militärs – die vermutlich dank einer passenden Basis im Indischen Ozean auf Diego Garcia bessere Daten hatten als beim pazifischen Untergang des UARS. Die Amateur-Bahnrechner beklagen sich derweil, dass man ihnen diesmal zeitnahe Bahnelemente in den Stunden vor dem Ende vorenthielt … [12:30 MESZ]
Neue US-Berechnung: Reentry schon 3:50 MESZ ±7 Min.
Rest in Pieces, ROSAT! Das DLR hat den Absturz verkündet
„Letzte Aktualisierung: 23. Oktober 2011, 04:45 MESZ / Am Sonntag 23. Oktober 2011 in der Zeit zwischen 3.45 Uhr und 4.15 Uhr MESZ (1.45 to 2.15 UTC) ist der deutsche Satellit ROSAT wieder in die Erdatmosphäre eingetreten“, so die ROSAT-Aktuelles-Seite: „Eine Bestätigung, dass Teile die Erdoberfläche erreicht haben, liegt gegenwärtig nicht vor.“ Man darf vermuten, dass die Angaben zum Zeitfenster des Absturzes – das durchaus den Fall von Trümmern auf südostasiatischem oder ostchinesischem Boden erlauben würde – auf der Analyse der letzten vom US-Militär übermittelten Bahninformationen und nicht direkten Beobachtungen basieren. Und hier wären dann schon mal die nächsten drei großen abstürzenden Stücke Weltraumschrott … [4:55 MESZ]
Die Mitte des Absturz-Zeitfensters liegt nun hinter uns
ROSATs letzter Orbit … vermutlich: Der wahrscheinlichste Einschlagsort ist im Augenblick China. (An dieser Stelle mal ein herzlicher Dank an all die Enthusiasten, die diese tollen Orbit-Grafik-Tools ins Web gestellt haben!) Der Satellit – von dem zuletzt weder aus den USA noch Mexiko noch Ecuador irgendwelche Sichtungen eingegangen sind – wird ab dem Indischen Ozean im Tageslicht sein und erst wieder in Asien Land erreichen. Wenn er überhaupt noch im Orbit ist. [3:35 MESZ]
Neue DLR-Prognose: 4:00 MESZ ±1 1/2 Stunden = 1 Orbit
„Letzte Aktualisierung: 23. Oktober 2011, 03:04 MESZ / Stand der Daten: 22.10.2011, 20:00 Uhr UTC (22.00 Uhr MESZ) / Der ROSAT-Wiedereintritt wird im Zeitraum Sonntag, 23.10.2011, von ca. 00.30 Uhr UTC (02.30 Uhr MESZ) bis ca. 03:30 Uhr UTC (05.30 Uhr MESZ) erwartet. / Auf Grundlage der aktuellen Daten wird ROSAT nicht über Europa, Afrika und Australien wiedereintreten“. Sagt die DLR-Seite, inzwischen die aktuellste Quelle geworden: Die meisten anderen Bahnrechner haben’s offenbar dran gegeben oder liegen in der Heia … Während des US-Überflugs wurde ROSAT weder in Phoenix, AZ noch in Santa Fe, NM gesehen – was immer das bedeutet. [3:15 MESZ]
ROSATs letzter Überflug der USA hat jetzt begonnen (Screenshot von einem Echtzeit-Tracker; Anklicken!) – und USSTRATCOM sagt jetzt, dass es um 4:04 MESZ ±2 Stunden krachen wird. Wobei von den „-2 Stunden“ die erste inzwischen schon um ist (andere neue Analysen liegen nicht vor). Die Spannung steigt … [3:00 MESZ]
ROSAT gerade hell blitzend über den USA gesehen
Es gibt ihn also noch – aber er schlingert bereits in der drastisch sinkenden Umlaufbahn: Meldungen hier (mehr), hier, hier und hier. Ein paar letzte Fotos – nicht derart aktuell – sind hier versammelt. Die Kunde von der ‚Verschonung‘ Europas hat derweil auch die ‚alten‘ Medien erreicht: Meldungen in Deutsch (mehr und mehr), Englisch und Russisch (Novosti folgt offenbar dem DLR auf Twitter). Und noch zwei zur Nacht des fallenden Satelliten (keine neuen Berechnungen in Sicht) passende Videos: Conan über UARS – und Major Tom mal anders, mit NASA-Capcom … [1:50 MESZ]
Hier kann der ROSAT noch herunter kommen – irgendwo auf einer der eingezeichneten Bahnen, die der USSTRATCOM/DLR-Prognose aus dem letzten Update entsprechen. Auch ein Nachruf auf ROSATs wissenschaftliche Leistungen und Links zu weiteren Artikeln. [0:50 MESZ]
Die Prognosen von DLR und USSTRATCOM stimmen jetzt genau überein
Sie lauten nun 4:15 – wie bekannt – bzw. 4:31 MESZ, jeweils ±3 Stunden; selbst der Kontinent (oder Ozean), der getroffen werden wird, lässt sich also noch nicht angeben. Die Bahnhöhe ROSATs liegt nun bei etwa 157 x 162 km (extrapoliert, nicht direkt gemessen): Was gleich passieren wird, beschreibt dieser 7-Minuten-Webcast des DLR vom Juli. [0:15 MESZ]
„Entwarnung“ für Deutschland jetzt auch ganz amtlich!
Was heutzutage natürlich gleichbedeutend mit „per Twitter“ ist: Das DLR hat seine Absturzprognose praktisch zeitgleich mit dem letzten Update hier noch einmal heftig präzisiert auf 4:15 MESZ ±2 3/4 Stunden und daraus den Schluss gezogen, dass „auf Grundlage der aktuellen Daten“ kein Wiedereintritt über Europa stattfinden wird. Wie mit SATrack zu sehen war, galt dies aber – zumindest für Deutschland – auch schon bei der viel ungenaueren Prognose eine Stunde früher. Hier die aktuell nach der neuen DLR-Prognose noch ‚erlaubten‘ Tracks für den Absturz, berechnet mit SATrack (Satellitenposition & Lichtverhältnisse von 4:15 MESZ) – wo die DLR-Daten in der letzten Stunde auf Betreiben dieses Bloggers hin aufgenommen wurden. [22:30 MESZ (Grafik ergänzt 22:50 MESZ) am 22. Oktober]
Das US-Militär und das DLR haben Deutschland bereits für gerettet erklärt – zu dieser Erkenntnis gelangt man, wenn man bei SATrack (einfach auf die Grafik klicken) ganz unten bei „USSTRATCOM“ oder „DLR“ auf „See the Ground Track“ klickt: Keiner der nach der bereits im letzten Update erwähnten bzw. vor einer Stunde beim DLR erschienenen Berechnungen mehr möglichen Orbits führt über Deutschland. Dito für die aktuellen Prognosen von Molczan und Zimmer; lediglich die Aerospace Corporation gibt noch keine Entwarnung für das Heimatland ROSATs. [22:05 MESZ]
Neue Prognosen, weiter ziemlich unscharf: Absturz irgendwann am Sonntag-Vormittag?
Die Grafik von ROSAT Reentry (Punkte: gemessene Apo- und Perigäumshöhen), ein Artikel von Langbroek und am aktuellsten ein Posting von Molczan fassen den Stand der Berechnungen zusammen: USSTRATCOM sagt 4:34 MESZ ±7 Stunden, Zimmer sagt 6:17 MESZ ±4 Stunden, ROSAT Reentry selbst (dahinter scheint eine australische Software-Firma zu stecken) sagt 10:00 MESZ ±4 Stunden, Langbroek selbst sagt 12:20 MESZ ±5 Stunden, Molczan selbst sagt 12:22 MESZ ±7 Stunden (darf aber auch 3:37 MESZ sein) und Aerospace Corp. sagt 13:12 MESZ ±10 Stunden. Und noch ein paar Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier (mehr) und hier – und ein Song über abstürzende Satelliten, der dem Blogger zugezwitschert wurde … [19:25 MESZ]
In diesen Streifen könnte der ROSAT noch herunter kommen, nach derzeitigem Wissensstand – konkret der letzten Reentry-Prognose des USSTRATCOM von heute morgen 5:30 MESZ: Danach fällt der Satellit – hier eine schöne Strichspur aus Tucson – kommende Nacht um 3:31 MESZ ±14 Stunden. Die Breite der konkreten Prognosen ist immer noch nicht kleiner geworden und reicht von in ein paar Stunden bis morgen Abend. Auch das DLR hat eine neue Webseite mit konkreten Zahlen gestartet, die aber zuletzt gestern Abend aktualisiert wurde, mit einem inzwischen gut 24 Stunden alten Datenstand. Da hieß es: „Der ROSAT-Wiedereintritt wird im Zeitraum Samstag, 22.10.2011, ca. 18.00 Uhr UTC (20.00 Uhr MESZ) und Sonntag, 23.10.2011, ca. 12:00 Uhr UTC (14.00 Uhr MESZ) erwartet“. Und es gibt inzwischen eine NOTAM: „SPECIAL NOTICE .. ……….EFFECTIVE IMMEDIATELY UNTIL 1110252359 UTC.
AIRCRAFT ARE ADVISED THAT A POTENTIAL HAZARD MAY OCCUR DUE TO REENTRY OF THE SATELLITE ROSAT INTO THE EARTH’S ATMOSPHERE. THE FEDERAL AVIATION ADMINISTRATION (FAA) IS WORKING WITH THE DEPARTMENT OF DEFENSE (DOD) AND THE NATIONAL AERONAUTICS AND SPACE ADMINISTRATION (NASA) TO ENSURE THAT THE MOST CURRENT RE-ENTRY INFORMATION IS PROVIDED TO OPERATORS AS QUICKLY AS POSSIBLE. FURTHER NOTAMS WILL BE ISSUED IF SPECIFIC INFORMATION BECOMES AVAILABLE INDICATING A UNITED STATES (US) AIRSPACE IMPACT. IN THE INTEREST OF FLIGHT SAFETY, IT IS CRITICAL THAT ALL PILOTS/FLIGHT CREW MEMBERS REPORT ANY OBSERVED FALLING SPACE DEBRIS TO THE APPROPRIATE ATC FACILITY AND INCLUDE POSITION, ALTITUDE, TIME, AND DIRECTION OF DEBRIS OBSERVED.“ [16:50 MESZ]
Nur ein europäisches Radar verfolgt ROSATs letzte Orbits – in Deutschland
Und zwar ist es das Tracking and Imaging Radar (TIRA) des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR in Wachtberg bei Bonn, woran die Fraunhofer-Gesellschaft gerade in einer PM erinnert: Mit dieser unter einem weithin sichtbaren – der Blogger wohnt in relativer Nähe – Radom versteckten Antenne wurde auch das Radarbild ROSATs oben aufgenommen. Ansonsten gibt’s noch eine neue Zimmer-Prognose (die sich bei 7:30 MESZ am Sonntagmorgen zu stabilisieren scheint), eine Erwähnung der ROSAT-Flares, zwei deutsche Blogs hier und hier, die jeweils – Danke! – auf dieses Live-Blog verweisen, Artikel zu ROSATS Leistungen und der Rechtslage im Schadensfall sowie einen Radio-Beitrag. [17:20 MESZ am 21. Oktober. NACHTRAG: Die Fraunhofer-PM ist inzwischen verschwunden, und die Links zu ihr und dem Bild wurden durch eine textgleiche Version auf der Homepage des FHR ersetzt – die mit dem „25.10.“ übrigens falsch datiert ist]
Eine neue Simulation des ROSAT-Reentrys von der Aerospace Corp., wo aber immer noch nicht das überlebende Röntgenteleskop als besonders großes Trümmerstück hervor gehoben wird. Die neueste Übersicht aller Absturz-Prognosen hat weiterhin allerlei Spielraum am 23. Oktober (konkret: spät am 22. bis spät am 23. deutscher Zeit), es gibt ein neues Video des rasenden Satelliten (hell wie Vega und rötlich) – und einen weiteren Live-Ticker mit ROSAT-Untergangs-News. [14:15 MESZ]
Noch drei Tage bis zum Ende des Röntgensatelliten
Irgendwann am Sonntag, dem 23. Oktober, wird es wohl passieren, da sind sich praktisch alle Modellrechner einig – und wie bei der unkontrollierten Rückkehr des UARS vor einem Monat gibt’s nun ebenfalls ein Live-Blog zum Wiedereintritt des ROSAT. Informationsquellen zum Status des Satelliten und dem Zeitfenster seines erwarteten Absturzes gibt es viele, die in einem immer oben ‘klebenden’ Infokasten verlinkt sind: Da sich die Sonnenaktivität derzeit nicht groß verändert, sind die Prognosen – anhand der letzten Bahnelemente, Modellierungen der Sonnen und mehr oder weniger trickreicher Software – bereits seit einer Woche ziemlich stabil. Die Grafik oben fasst den aktuellen Stand zusammen: Alle fünf in dieser Sammlung – konkret: die letzten von Molczan und Zimmer – gehen vom 23. Oktober 10:30-13:30 MESZ aus, mit angegebenen Fehlern zwischen ±7 und ±72 Stunden. Eine Faustregel der Impaktologie scheint zu besagen, dass die Unsicherheit immer ungefähr 20% der verbliebenen Restzeit beträgt, was für ±15 Stunden spräche; entsprechend heißt es auch beim DLR noch “zwischen 22. und 23. Oktober 2011“.
Die mittlere Grafik zeigt den Groundtrack ROSATs ±1 Tag um den 23. Oktober 12:33 MESZ: blau vor, gelb nach diesem Zeitpunkt – Deutschland wäre danach noch gut “in der Zone”, wenn sich der Satellit etwas verspätet. Die Grafik unten dokumentiert schließlich die Entwicklung der Prognosen für den Absturzzeitpunkt in der zurück liegenden Woche: Die dunklen Rauten sind von Molczan, die roten Kreise von Zimmer, die grünen Rauten von den Reentry News der Aerospace Corporation – inzwischen liegen die Prognosen dicht beeinander, aber die Fehlerbalken sind viel größer als die Streuung zwischen den Prognosen, weil der Zustand der Atmosphäre die größte Unbekannte bleibt. Laut H. Klinkrad vom ESA Space Debris Office wird man einen Tag im Voraus – der Satellit ist dann auf 150 km gesunken – den konkreten Orbit angeben können, während dem ROSAT abstürzen wird: Die geografischen Regionen, die noch in Gefahr sind, lassen sich dann klar angeben bzw. Entwarnung für den Großteil des Planeten. Konkret eingrenzen lässt sich die Absturzzone aber erst mit 1 bis 2 Stunden Vorwarnung, wenn die Bahn auf 120 bis 110 km geschrumpft ist.
Das Ende kommt dann ab 80 km Höhe, wenn die Bremshitze ihr Maximum erreicht und der Satellit auseinander zu brechen beginnt und eine lange Trümmerschleppe entsteht: Die leichtesten Fragmente erreichen den Boden als erste, die größten Brocken schießen noch am weitesten durch die Atmosphäre. Vom 2.4-tönnigen ROSAT wird mit 20 bis 40% der Gesamtmasse ungewöhnlich viel den Boden erreichen, vor allem “dank” des besonders hitzebeständigen und großen Röntgenteleskops. Die Wahrscheinlichkeit, dass ROSAT in seine deutsche Heimat zurück kehrt, liegt freilich nur bei ca. 1:580. Die letzten detailreichen Bilder ROSATs im Orbit gelangen R. Vandebergh am 14. Oktober (Bilder, prozessiert) und T. Legault am 16. Oktober (mehr), eine Strichspuraufnahme gibt’s vom 14., Videos vom 17., einen visuellen Bericht vom 18. und ein Video mit grellem Flare vom 19. Oktober (Erläuterung; mehr). Schließlich noch ein paar Artikel vom 20. (mehr und mehr), 19. (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), 18. (mehr) und 17. Oktober (mehr und mehr) – und sehr passend die gestrige PM des MPE zu eRosita, einer Art ROSAT-Nachfolger, der 2013 an Bord des russischen Satelliten Spekr-X-Gamma starten soll. [16:25 MESZ am 20. Oktober]
Rund 100 Papers machen bereits die Runde, die die wunderlichen Messungen der überlichtschnellen Neutrinos des OPERA-Experiments entweder per se in Zweifel ziehen (so wird mal wieder die Synchronisation der Atomuhren an beiden Enden der Neutrinostrecke in Zweifel gezogen; die OPERA-Autoren giften zurück), oder sie ernst nehmen und in fantasievolle Erweiterungen der Physik einbauen – oder aber andere Messungen heran ziehen, um eine Überlichtgeschwindigkeit von Neutrinos prinzipiell zu verbieten. Eine dieser Arbeiten erregt jetzt besonderes Aufsehen, denn sie stellt bereits einen konkreten experimentellen Test der schon im letzten Neutrino-Update erwähnten Hypothese dar, dass Neutrinos mit v>c durch einen der Cherenkov-Strahlung ähnlichen Effekt rasant Energie verlieren und Elektron-Positron-Paare sowie Gammastrahlung produzieren müssten. Anhand bereits vorhandener Messungen des Neutrino-Experiments ICARUS kann nun – trotz schlechterer Statistik als bei OPERA – klar gezeigt werden, dass all diese Effekte nicht auftreten: Die Neutrinos kommen genau so an, wie sie auf die Reise geschickt wurden.
Um dies als fatale Widerlegung des OPERA-Resultats zu akzeptieren, muss man natürlich zuerst das theoretische Quasi-Cherenkov-Paper ernst nehmen, das sich in der Fachwelt immerhin großer Popularität erfreut. Und der Fehler, den OPERA dann gemacht haben müsste, ist scheint’s immer noch in keiner Weise dingfest gemacht – inzwischen sind sogar schon die Autoren mancher Anti-OPERA-Papers in die Kritik geraten, weil sie ohne nähere Sachkenntnis die Scharen von Experimentalphysikern hinter OPERA als Idioten erscheinen ließen … ICARUS Collob., Preprint 17.10.2011; Physics World, LiveScience, Science Journalism Tracker 19., Science 2.0, Starts with a Bang, Science News 18., Science Journalism Tracker 17., Principles 16., Neues Deutschland 15., ArXiv Blog, Science Journalism Tracker 14., Scientific American 13., Discovery, New Scientist Blog 12.10.2011 – und Berg & Höflich, Preprint 13.10.2011 mit den ersten Übungsaufgaben zu den flitzenden Neutrinos sowie USA Today 9.10.2011 zu Unphysikern, die auch was glauben sagen zu müssen … Auch ASPERA Press Release 18.10.2011 zu Plänen für ein neues europäisches Neutrino-Observatorium, LAGUNA, und University of Arizona Press Release 12.10.2011 zum Quadrupolmoment des Deuterons und Zeitumkehr
Der Large Hadron Collider hat 5 inverse Femtobarn geschafft
bzw. sollte diesen Meilenstein – der 350 Billionen beobachteten Proton-Proton-Kollisionen entspricht – in diesem Tagen gleichzeitig in den beiden Hauptdetektoren ATLAS und CMS erreichen. Damit hat der LHC, der seine Leuchtkraft stetig gesteigert hat, allein zwischen diesem März und Oktober 99.3% all seiner Daten produziert, 2010 hat man quasi nur geübt. Jetzt aber nähert man sich bedenklich einem Datenstand, der klare Aussagen über die Existenz oder Nichtexistenz des Higgs-Teilchens erlauben sollte, und die Nervosität bei ATLAS wie CMS und Lauststärke der Gespräche in der CERN-Cafeteria sollen schon deutlich zugenommen haben. Bis auf wenige Nischen im Parameterraum kann das Higgs bereits ausgeschlossen werden (ein schöner Vergleich: ein Teich, bei dem immer mehr Wasser abgepumpt wird, bis bloss noch ein paar Pfützen bleiben), aber immerhin sind auch solche Energiebereiche dabei, wo es die Theoretiker eh‘ vermuten: Nichts genaues weiß man also nicht … (Quantum Diaries 14., Univ. of TX Release, Tagesschau 13., Der Westen 12., Guardian [NZ Herald], Quantum Diaries 9.10., Welt der Physik 27.9.2011. Auch Quantum Diaries 11.10.2011 zu einem wichtigen Versuch auf dem Weg zu einem Myonen-Collider und Nature News 10.11.2011 zum – umstrittenen – Bau von SuperB für die B-Mesonen-Produktion in Italien)
Kommt ein dritter Detektor von LIGO nach Indien? Nachdem sich Australien finanziell außer Stande sieht, ein drittes Rieseninterferometer für die Detektion von Gravitationswellen zu unterstützen, das die beiden in den USA (und weitere kleinere auf der Welt) ideal ergänzen würde, setzen sich jetzt indische Physiker massiv für das Projekt ein. Dort gibt es bereits ein Konsortium namens IndIGO von 11 Institutionen, die sich der G-Wellen-Forschung verschrieben haben, und man ist zuversichtlich, der Regierung das nötige Geld für den LIGO-Einstieg abhandeln zu können. Die Zeit drängt allerdings: LIGO will eine Entscheidung bis zum 31. März 2012. (Nature Blog 18.10.2011)
Er wollte an Hand des nahenden und unausweichlichen Weltuntergangs vorführen, dass Depressive damit besser klarkommen (was ihm sein Psychiater erzählt hatte), und zur Herbeiführung desselben sollte es die Kollision der Erde mit einem anderen Himmelskörper sein (worauf ihn einschlägige Webseiten gebracht hatten): So ist es zu Lars von Triers „Melancholia“ gekommen, der nur wenig mit den Impakt-Klassikern „Meteor“, „Armageddon“ oder „Deep Impact“ zu tun hat. Trotz des üppigen Settings bei Schloss Tjolöholms ist es – nachdem die Hochzeitsgäste des ersten Teils, Bräutigam inklusive, und zuletzt auch noch der Butler entschwunden sind – ein Kammerspiel mit nur mehr vier Personen, die in den letzten Stunden keinerlei Kontakt mehr mit der Aussenwelt haben (wozu auch ein Stromausfall beiträgt). Der Schlossbesitzer, gespielt von von Ex-Jack-Bauer Kiefer Sutherland, ist zugleich Amateurastronom und Besitzer eines dicken Refraktors (einer bekannten Marke mit „B“), durch den öfters der ominöse Planet Melancholia beäugt wird, der da – offenbar aus dem interstellaren Raum gekommen – nun auf einer arg seltsamen Bahn durch das Sonnensystem zieht und bereits problemlos an Merkur und Venus vorbei gekommen ist. Die amtlichen Astronomen sagen eine nahe Passage auch an der Erde voraus, eine alternative Webseite – die nur Sekundenbruchteile aufblitzt – hingegen eine wunderliche Schleifenbahn, die zunächst an der Erde vorbei, dann aber doch direkt auf sie zu führt.
Zwar hat von Trier mit der Astronomie ansonsten nicht viel am Hut, aber eine Abwandlung eines klassischen astronomischen Instruments spielt doch eine geradezu handlungstreibende Rolle: Aus Draht basteln Sutherland und sein Sohn eine Variante des Jakobsstabs zur Winkelmessung am Himmel. Und die zeitliche Variation des Durchmessers Melancholias ist es, mit der die vier zunächst die Annäherung und anschließende erneute Entfernung des Planeten nachweisen – und dann seine Rückkehr: Die alternativen Himmelsmechaniker hatten Recht. Das weiß der Zuschauer natürlich längst, da der Film mit dem Ende der Erde (die von der mehrfach größeren Melancholia einfach absorbiert wird) und den eher moderaten geophysikalischen Effekten kurz davor beginnt – etwa als ein schwarzes Pferd vor einem Polarlicht kollabiert. Dasselbe Szenario bildet dann auch das überwältigende Ende des Films, jetzt aus der finalen Perspektive der letzten drei (Sutherland, wirklich kein Jack Bauer mehr, hat sich bereits das Leben genommen), wobei dann auch mysteriöse Details der Anfangssequenz ihre Erklärung finden: Man kann über die gut zwei Stunden davor sagen, was man will, aber diese letzten Minuten und vor allem Sekunden stellen – unterstützt durch das Vorspiel von Wagners „Tristan und Isolde“ – an emotionaler Wucht alle anderen Impakt- und sonstigen Weltuntergangs-Klassiker bei weitem in den Schatten. Homepage, Press Kit (Cannes), IMDB-Seite und ein paar Kritiken hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
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