Nachrichten von Weltraum-Teleskopen kompakt

Die NASA soll – klein – beim Euclid der ESA einsteigen

Das ist die Empfehlung der National Academies of Science der USA angesichts der absehbaren langen Wartezeit auf den IR-Satelliten WFIRST, der JWST-halber nicht vor 2025 starten dürfte: Auch wenn dieser weiter Priorität habe, sei es gerechtfertigt, wenn sich die NASA mit Hardware im Wert von etwa 20 Mio.$ an dem Kosmologiesatelliten Euclid beteiligt, dessen Bau die ESA beschlossen hat und der noch dieses Jahrzehnt starten soll. Denn als Gegenleistung für diese Beistellung (vermutlich in Gestalt von IR-Detektoren) könne zumindest ein Amerikaner volles Teammitglied werden, und US-Astronomen ständen dann neue Daten zur Zeitentwicklung der Dunklen Energie zur Verfügung, die der eigene Satellit – wenn auch besser – erst Jahre später liefern wird. Aus US-Seite wohl ein guter Deal, denn für die Investition von ein paar Prozent der Kosten des Satelliten gibt’s etwa 10% von dessen Science – und die Hoffnung auf WFIRST, immerhin Top-Priorität der letzten Decadal Survey der amerikanischen Astronomie (siehe ISAN 117-5), bleibt bestehen. Bei dem früher erwogenen 20%-Einstieg in Euclid hätte das anders ausgesehen; jetzt geht es um 10% der Instrumenten-, nicht kompletten Missionskosten. Die ESA verlangt eine endgültige Entscheidung der NASA bis Mai. (Assessment of a Plan for U.S. Participation in Euclid; Nat’l Academies Press Release, Nature Blog 3.2., Space Policy Online 22., Space News 20.1.2012, Science Insider 23.11.2011. Und BBC 10.10.2011 zum ESA-Astrometriesatelliten GAIA)

529.6 Mio.$ werden im laufenden Haushaltsjahr ins JWST gesteckt, so steht es im am 18.11.2011 von Obama unterzeichneten FY2012-Etat („Es gibt einen …“). Die Komplettstreichung letzten Sommer durch das Abgeordnetenhaus war wirklich nur Show und ein herber Warnschuss gewesen – und ab jetzt werden keine weiteren Kostenüberschreitungen (harte Grenze: 8 Mrd.$ bis zum Start) mehr geduldet. Die NASA bejubelt derweil in Pressemitteilungen und Artikeln die Fertigstellung wesentlicher Komponenten des Weltraumteleskops. (Mikulski Release 17.11., Universe Today 1.12.2011, NASA Release, Space Politics 9., DLF 11., Space Politics 18.1., Sat Magazine Feb. 2012)

Die ersten Fringes zwischen Spektr R und irdischen Teleskopen

sind gemessen worden: Damit spannen der russische Satellit und mehrere Radioteleskope auf der Erde – u.a. die 100-m-Schüssel von Effelsberg – eine Antenne auf, die den 30-fachen Erddurchmesser hat. Während der Beobachtungen des Quasars 0212+735 bei 18 cm Wellenlänge stand der Satellit in einer Entfernung von ca. 100’000 km von der Erde, ein Weltrekord für Orbital-VLBI. Um diese Beobachtungen möglich zu machen, wurden die Daten des Weltraumteleskops an Bord aufgezeichnet und von dort zur Empfangsantenne der Bodenstation in Puschino/Russland gesendet. Die Daten wurden in einem Spezialrechner („Korrelator“) des RadioAstron-Projekts in Moskau mit Beobachtungen von den am Projekt beteiligten erdgebundenen Radioteleskopen verknüpft. (PM des MPIfR 8.12.2011)

Die Mission von Japans IR-Satellit Akari ist endgültig vorbei

Am 24. Mai 2011 waren die Batterien des Satelliten ausgefallen („Batterien des japanischen Astrosatelliten …“), und auf den Tag genau 6 Monate später ist er endgültig abgeschaltet worden: Das flüssige Helium war eh schon 2007 alle und nur noch ein Nah-IR-Instrument in Betrieb. Das lohnte sich wohl nicht mehr, wo nun Akari jedenfalls ausfiel, wenn er im Schatten der Erde war. (JAXA Release 24., Spaceflight Now 26., Sky & Tel. 30.11.2011)

Auch ESAs Planck ist das flüssige Helium ausgegangen, und das High Frequency Instrument hat am 14. Januar den Betrieb eingestellt – aber es sollten mehr als genug Daten im Kasten sein, um die erhofften kosmologischen Einsichten zu extrahieren: Statt der Spezifikation von 2 sind nämlich 5 komplette Himmelsabtastungen gelungen. Das Low Frequency Instrument wird noch einige Monate weiter messen, während die Datenfülle ausgewertet wird: Anfang 2013 gibt’s Kosmologie mit den ersten 15.5 Monaten Messungen, ein Jahr später aus dem kompletten Datensatz 2009-11. (BBC 13., ESA Release 16., JPL Release, New Scientist 17., Science Nordic 18.1.2012)

Und noch kurz gemeldet

Der Cosmic X-Ray Background Nanosatellite ist abgeliefert worden: Der CXBN des Morehead State University Space Science Center soll im August in Vandenberg starten und die kosmische Röntgen-Hintergrundstrahlung vermessen – obwohl er nur ein Doppel-CubeSat ist, also ein 10 x 10 x 20 cm großer Satellit. Sein Silizium-Detektor gilt aber als der empfindlichste bisher für den Energiebereich 20 bis 100 keV. (MSU Release 6.1.2012)

ESA und NASA arbeiten jetzt getrennt an abgespeckten Laserinterferometern im All zum Nachweis von Gravitationswellen, nachdem die NASA die ESA mit LISA allein gelassen hatte: In Europa heißt die Light-Version jetzt „evolved LISA“ (eLISA, vormals NGO genannt), und die ESA entscheidet im April über die Realisierung (die in einen Start 2022 münden würde), während es in den USA zumindest Studien für ein SGO gibt. Dieses Projekt würde man aber nur voran treiben, wenn sich die ESA gegen eLISA entscheiden sollte. (eLISA News 19., Scientific American 20.1.2012; eLISA Overview, SGO DokuWiki)

IBEX änderte seine Bahn für eine Langzeitmission: Der Satellit mit seinen Neutralatom-Kameras wurde vergangenen Juni mit komplizierten Manövern auf eine stabilere Bahn als vorher befördert, die es im Prinzip erlauben werden, einen gesamten Sonnenzyklus lang die Reaktion der Heliosphäre auf die Veränderungen der Aktivität zu beobachten. (IBEX Update 14.11.2011)

Ein britisches Instrument für Indiens ersten Astronomiesatelliten ist das Soft X-ray Telescope (SXT), eines der 5 Instrumente auf dem Multi-Wellenlängen-Satelliten ASTROSAT, dessen mehrfach verschobener Start nun für dieses Jahr angesetzt zu sein scheint. (Univ. of Leicester PR 1.12.2011)

Ein geheimnisvolles amerikanisch-israelisch-indisches Astro-Satelliten-Projekt scheint der LIMSAT zu sein, wobei das Akronym für „less is more“ steht: Praktisch nur ein einziger indischer Zeitungsartikel erwähnt – am Rande – den Satelliten, der unter 20 Mio.$ kosten, in vier Jahren starten und ein großes UV-Teleskop tragen soll. Könnte was mit dem unglücklichen TAUVEX-Teleskop („Etliche kritische Artikel …“) zu tun haben … (Indian Express 11.12.2011)

4 Antworten to “Nachrichten von Weltraum-Teleskopen kompakt

  1. Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] ist jetzt operationell: Ein Jahr nach dem Start des Satelliten für Radio-Interferometrie (“Die ersten Fringes …”) sind Interferenzstreifen in allen vier Spektralbändern […]

  2. Neuer (winziger) Astronomiesatellit der NASA im Orbit – und (fast) keiner spricht darüber … « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] verloren hat, dass sich unter den 11 Kleinsatelliten, die zusätzlich an Bord waren, auch der Cosmic X-ray Background Nanosatellite (“Und noch kurz gemeldet”) befand, ein immerhin von ihr im Rahmen des ELaNa-Programms […]

  3. Allgemeines Live-Blog ab dem 29. Januar « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Ramon-Konferenz (s.u.) berichtete Ilan Porat über das Satellitenprojekt ULTRASAT, das zunächst LIMSAT hieß (Notiz ganz unten) und in diesem Vortrag beschrieben wurde: Israel und die USA hoffen diesen März […]

  4. Allgemeines Live-Blog ab dem 5. März | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] RosKosMos-PM zufolge (bzw. deren maschineller Übersetzung) hat der Satellit Spektr-R zusammen mit irdischen Teleskopen (“Die ersten Fringes …”) neue Maßstäbe für Very Long Baseline Interferometry […]

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