Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

Gibt es bereits wieder NASA-ESA-Gespräche zum Mars?

Nach der Radikalreform des US-Marsprogramms nach MAVEN und dem Ende der alten ExoMars-Kollaboration mit ESA tut sich angeblich schon wieder was: „We have resumed talks with our partners in ESA in an effort to develop concepts for future Mars missions“, erzählte der NASA-Chef in einem Gastartikel am 20. Februar – aber gleichzeitig kommt aus Russland die Kunde, dass im März der Einstieg von Roskosmos bei ExoMars bekannt gegeben werden dürfte. Und zwei parallele Marsprogramme dürfte sich die ESA kaum leisten können. (Novosti via Roskosmos Facebook 22., Space News 20., LA Times 17.2.2022. Auch Times of India, Asian Scientist 17.2.2012 über indische Visionen von einer Mission zur Venus im Jahr 2015 und ESA Release 10., National Geographic 14., ABC 15.2.2012 zu Überraschungen mit der Venus-Rotation, auf die Venus-Express-IR-Bilder hindeuten)

NASA-Studien für Flüge zu Enceladus und Uranus dürfen trotz der viel beklagten Einschnitte bei der Planetenforschung im neuen Haushalts-Request ausgerechnet jetzt beginnen – denn entsprechende Vorarbeiten für eine große Jupiter/Europa-Mission sind inzwischen fertig, wenn auch prompt ad acta gelegt worden. Und für weitere Studien hypothetischer künftiger Flagship-Reisen ins äußere Sonnensystem, die der eigentlich maßgeblich sein sollende neue 10-Jahres-Plan für die US-Planetenforschung vorsieht, ist ein bisschen Geld da … (CSM 15.2.2012. Auch Space News 20., Huffington Post 22.2.2012 mit klagenden Gastartikeln)

Das letzte Jahr für den IR-Satelliten Herschel

hat offenbar begonnen: Weniger als 100 kg supraflüssiges Helium sind noch in den Tanks, nach 2 3/4 Jahren Infrarotbeobachtungen – zwischen 11 und 14 Monate sollten noch möglich sein, womit die Vorgabe 3 1/2 Jahre locker erreicht werden dürfte. Kurioserweise wird die verbliebene Messzeit zur Hälfte von amerikanisch geführten Teams genutzt werden, obwohl die USA nur 6% zu den Missionskosten beisteuerten – aber im Gegensatz etwa zu Hubble, wo dies eine Rolle spielt, kam es bei der Beurteilung von Beobachtungsanträgen für Herschel nur auf deren Qualität an. (BBC 18.2.2012. Und Symmetry Magazine Februar 2012 mit Lob für die offene Datenpolitik des Gamma-Satelliten Fermi, die der Wissenschaft insgesamt sehr dienlich ist)

Der UV-Satellit GALEX ist still gelegt worden, nachdem die NASA-Mission (deren Primärmission schon 2007 abgeschlossen war) bei einer relativen Begutachtung 2010 nur auf den 8. von 11 Plätzen gekommen war – aber jetzt gibt es Verhandlungen, dass Caltech den Satelliten zwecks Weiterbetriebs geschenkt bekommen könnte. So etwas gab es noch nie in der NASA-Geschichte. U.a. könnte bei einer fortgesetzten Mission mutiger zu grellen Quellen hin geschwenkt und die Himmelsdurchmusterung vervollständigt werden. (GALEX Feature 7., Spaceflight Now 10., Sky & Telescope 16.2.2012)

Der Röntgensatellit NuSTAR startet frühestens am 21. März, da „the launch vehicle team an additional week to complete necessary engineering reviews“ benötigt – woran es genau hapert, wird nicht verraten. Die Pegasus-Rakete ist bisher 40-mal geflogen, der NuSTAR-Start wird der 25. Einsatz der XL-Version. (NASA Release 17., Spaceflight Now 18.2.2012. Und NASA Release 17.2.2012 zum 5. Jahrestag des Starts der 5 THEMIS-Satelliten)

Die Zukunft des Landsat-Programms ist weiterhin unklar

Diese Serie von Erdbeobachtungssatelliten gibt es seit 40 Jahren, und die Nutzergemeinde ist im Lauf der Jahrzehnte gewaltig gewachsen: Sie war es auch, die das Programm überhaupt am Leben erhalten hat. Nun ist zwar für Januar 2013 der Start von Landsat 8 alias Landsat Data Continuity Mission (LDCM) geplant, in der Nachfolge der in Ehren gealterten Landsat 5 und 7, die seit 1984(!) und 1999 im Einsatz sind – aber seine Nachfolge-Planung gerät zwischen NASA, NOAA, USGS und Politik zunehmend unter die Räder: Für die Vorbereitung von Landsat 9 sind gerade einmal 250’000 Dollar eingeplant … (Space Policy Online 16.2.2012. Und JPL Release 21.2.2012 zur Terra-Beobachtungen einer um 3-4 m/Jahr sinkenden mittleren Wolkenhöhe der Erde)

Der Start des neuen Orbiting Carbon Observatory verschiebt sich auf frühestens Mitte 2014: Der erste OCO war 2009 bei dem Fehlstart einer Taurus XL verloren gegangen, und nachdem dieselbe Rakete auch Glory in den Ozean schickte, hat die NASA nun diese Rakete für OCO-2 ausgeschlossen. (Spaceflight Now 10.2.2012. Und ESA Release 6.2.2012 zur Messung von Meeresströmungen mut dem Cryosat 2 der ESA)

Schon Ende 2013 könnte die erste Orion-Kapsel fliegen

Das erste Orion „multi-purpose crew vehicle“, derzeit in Louisiana im Bau, wird im Mai nach Florida verfrachtet, wo der Testflug auf einer Delta 4-Heavy – frühestens im Oktober 2013, vielleicht auch erst Anfang 2014 – dann bald rund um die Uhr vorbereitet wird. Die Kapsel soll auf eine bis zu 7400 km hohe Bahn geschossen werden, um einen realistisch rasanten Wiedereintritt nach einer Tiefraummission (Mond oder Asteroid) durch zu spielen. Mit derselben Kapsel wird dann später ein Startabbruch simuliert, der sie u.U. ramponieren wird. 2017 soll dann ein anderes Exemplar der Orion mit dem ersten Space Launch System (SLS) auf einen unbemannten Flug um den Mond geschickt werden, bevor dies 2021 mit einer Besatzung wiederholt wird (Apollo 8.1 sozusagen, 53 Jahre später …) – an diesem furchtbar lang gestreckten Zeitplan hat sich bisher nichts geändert, und der Sinn der teuren und späten Schwerlastrakete SLS bleibt weiter heftig umstritten. Nach ihren beiden Starts 2017 und 2021 soll sie jedenfalls neue Booster bekommen, um die Kongress-seits geforderten 130 metrischen Tonnen Nutzlast überhaupt zu schaffen – wie das gehen soll, weiß offenbar noch niemand so recht. Auch um den Ausbau der Orion zu einem vollwertigen interplanetaren Vehikel muss sich die NASA wohl alleine kümmern: Frankreich und Italien haben sich dagegen ausgesprochen, dass die ESA dafür – als Gegenleistung für den ISS-Zugang – etwas auf der Basis des ATV beisteuert. (Spaceflight Now 21., AW&ST, Parabolic Arc 17., Aviation Week 16., Parabolic Arc 15.2.2012. Und Space.com 10., Science Journalism Tracker 14.2.2012 zu vagen NASA-Ideen einer Raumstation im L2-Punkt „hinter“ dem Mond)

Konfusion um den nächsten Shenzhou-Flug machte sich Mitte Februar breit: Erst hieß es überraschend, auch er werde so wie der von Tiangong 8 unbemannt sein, dann war wieder von drei Yuhangyuan an Bord die Erde. Mit einem bemannten Flug war nach dem scheinbar rundum erfolgreichen Test („Progress an ISS …“) mit Shenzhou 8 letztes Jahr („Shenzhou 8 hat …“) auch allgemein gerechnet worden. Aber es war angeblich doch zu Problemen mit der Schleuse zwischen Kapsel und Station gekommen – deutet das Nachrichtenchaos womöglich auf verschiedene Fraktionen im Shenzhou-Programm hin? (CRI 15., People Daily, Space Daily 16., Xinhua 17., Space Daily 18., Space Today 19.2.2012)

Deutscher Einstieg bei der Vega-Rakete möglich

Nachdem sie nun im Einsatz ist, erwärmt sich das DLR für die neue europäische Kleinrakete: Womöglich wird Deutschland eine neue Oberstufe für die Vega entwickeln, die die derzeitige ukrainische ablösen könnte. Auf der nächsten Tagung des ESA-Ministerrats im November soll darüber befunden werden – alle Teile der Vega würden dann in ESA-Ländern entstehen. Von den Entwicklungskosten der Rakete hatten Italien 58% und Frankreich 25% getragen. Unterdessen ist mit einigen der neun Satelliten des Erstflugs – die dafür alle nichts zu bezahlen brauchten – stabiler Funkkontakt hergestellt worden, mit anderen weniger … (Jonathan’s Space Report 18., ESA Release, Spaceflight Now [mehr Bilder] 14., Arianespace, ASI Releases, Spaceflight Now, Romania Insider, AFP, Science Insider, Universe Today, Space Today, Raumfahrer, Eureka 13.2.2012. Und ESA Release 9.2.2012 zum Rockot-Startvertrag für zwei GMES-Satelliten)

Französisch-deutscher Streit um die Zukunft der Ariane 5 soll nun von Arbeitsgruppen beigelegt werden: Klar ist nur, dass die laufenden Kosten des europäischen Arbeitspferds zu hoch sind – jedes Jahr muss die ESA 120 Mio. Euro zuschießen, damit Arianespace nicht in die Roten Zahlen rutscht. Während man in Deutschland auf Verbesserungen der Ariane 5 – Stichwort: Midlife Evolution – setzt, möchte Frankreich gleich einen kompletten Nachfolger, der modular aufgebaut wäre und so auch gleich die Soyuz überflüssig machen würde. (Space News 9., Aviation Week 15.2.2012. Und Space News 9.2. zu Zoff um die nächsten europäischen polaren Wettersatelliten EPS-SG)

Und noch kurz gemeldet

Fünftes ATV nach belgischem Kosmologen benannt: Das letzte Automated Transfer Vehicle, das die ESA zur ISS schicken wird, ist wie seine Vorgänger nach einem „großen europäischen Visionär“ getauft worden, auf Jules Verne, Johannes Kepler, Edoardo Amaldi und Albert Einstein folgt Georges Lemaître, der 1927 – zwei Jahre vor Hubble, der in der Pressemitteilung der ESA nicht mal erwähnt wird – die Expansion des Kosmos entdeckte; siehe ISAN 150-4. (ESA Release 16.2.2012)

Die erste Antares-Rakete startet frühestens im Juni und die erste Cygnus-Kapsel mit ihr im dritten sowie die erste Cygnus zur ISS im vierten Quartal 2012: Die neuerlichen Verzögerungen bei diesem Programm zur kommerziellen Versorgung der Raumstation hängen offiziell mit der schleppenden Vorbereitung der Startanlagen im Mid-Atlantic Regional Spaceport (MARS) auf Wallops Island, Virginia, zusammen. (Space Today 23.2.2012)

Weltraumschrott per Laser erfassen ist möglich, wurde im Januar an der Laserstation Graz im Prinzip demonstriert: Bis zu einer systematischen Überwachung des Erdorbits mit dieser Technik – geschweigedenn einer systematischen Entfernung einzelner Trümmer – ist es aber noch ein weiter Weg. (PM des DLR 6.2.2012)

Ein Schweizer Satellit soll den Erdorbit aufräumen – na ja, demonstrieren, dass das – für ausgewählten Schrott – geht, indem sich ein Kleinsatellit quallenartig anklammert und zusammen mit dem Müll in die Atmosphäre gesteuert wird. In drei bis fünf Jahren könnte dieser „CleanSpace One“ erstmals demonstriert werden, aus rechtlichen Gründen an ebenfalls Schweizer Mini-Satelliten. (EPFL News, AP, New Scientist Blog, Science Journalism Tracker 15., LA Times 17., New York Times 18.2.2012)

Wo entsteht der erste „Weltraumbahnhof in Europa für suborbitale bemannte Flüge? Nach Schweden bringt sich jetzt sich jetzt auch Schottland als Standort ins Gespräch – schließlich glauben manche Experten, im Jahr 2020 würden schon 20’000 pro Jahr abheben. Allerdings dauert es immer noch bis 2013 oder 2014, bis Virgin Galactic und XCOR überhaupt ihre ersten zahlenden Passagiere für Minuten in den Weltraum bringen dürften. (BBC 14.2.2012)

2 Antworten to “Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

  1. Allgemeines Live-Blog ab dem 5. März | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] schon lange berechnet (“Das letzte Jahr für den IR-Satelliten Herschel”), geht dem großen […]

  2. NASA-Astro-Satelliten: IRIS kommt – GALEX geht | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] und das zuletzt für ihn sorgende (“Ein Kepler-Resultat …”) Caltech bekannt, dass der Galaxy Evolution Explorer (“Der UV-Satellit GALEX …”) um 21:09 MESZ abgeschaltet worden ist – er war […]

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