Archive for August 2012

Die schärfsten MRO-Bilder von Curiosity & Co.

31. August 2012

sind der HiRISE-Kamera auf dem Orbiter 12 Tage nach der Landung gelungen, als er am 17. August fast genau senkrecht darüber flog: Die Ausschnitte oben zeigen den Rover (der da noch nicht los gefahren war und bei dem man drei der Räder erkennen kann), die Absturzstelle des Skycrane (mit allerlei hellen Objekten, die Bruchstücke sein könnten) und die Backshell mit dem Fallschirm. Und es gibt weitere dunkle Objekte, die mit der Landung zu tun haben könnten.

Streng geheime Gedenkfeier für Neil Armstrong

31. August 2012

Nur Weggefährten und NASA-Personal aber keinerlei Medienvertreter waren heute bei einer extrem abgeschirmten Gedenkfeier für den ersten Menschen auf dem Mond in Cincinnati zugelassen: Immerhin durfte der NASA-Star-Fotograf ein paar Bilder machen wie das obige von Armstrongs Apollo-11-Gefährten Mike Collins und Buzz Aldrin, und Charlie Boldens Ansprache kennen wir auch – aber das war’s auch schon. Weitere Berichte gleichwohl hier, hier, hier, hier und hier (aus 1. Hand); eine öffentliche Feier ist für den 12. September in DC geplant. NACHTRAG: noch mehr Artikel hier und hier – und ein ganz langer Nachruf. NACHTRAG 2: Die öffentliche Gedenkfeier ist jetzt für den 13. September geplant! NACHTRAG 3: Und dann gibt’s ein See-Begräbnis für Armstrong.

So sieht’s aus, wenn Curiosity um sich schießt

31. August 2012

mit dem Laser der ChemCam: Vorher- und Nachher-Aufnahmen des Bodenstücks „Beechey“, das am 25. August (Sol 19) 250-mal getroffen wurde. Die fünf resultierenden Löcher sind 2 bis 4 mm groß: viel mehr als der Durchmesser des Laserstrahls (0.4 mm aus 3.5 m Entfernung), was belegt, dass dieser tatsächlich sehr effizient Marsmaterial verdampft. Die ersten Spektren von den 5 nahe beieinander liegenden Stellen (das Bildfeld ist 8 cm groß) waren immer gleich, aber mit den folgenden Schüssen bildeten sich Unterschiede heraus, sowohl an der selben Stelle wie auch zwischen den Stellen, während die Löcher größer wurden und der Laser tiefer vordrang. Unterdessen ist Curiosity weitere 21 Meter auf seiner Fahrt zu Glenelg voran gekommen – und ein Teilpanorama vom Aeolis Mons aus Mastcam-Aufnahmen mit der 100-mm-Optik.

Juno hat das erste Deep-Space-Manöver absolviert und dabei zum ersten Mal das Haupttriebwerk eingesetzt, 30 Minuten lang – dabei war der künftige Jupiterorbiter 483 Mio. km von der Erde entfernt. Ein 2. Manöver ähnlicher Größe folgt am 4. September, das dann Juno auf Kurs für einen Erd-Flyby am 9.10.2013 bringt.

Radiation Belt Storm Probes in ihren Orbits

30. August 2012

Nach mehreren Verzögerungen hat heute die Atlas V pünktlich die beiden RBSP-Satelliten auf ihre Umlaufbahnen gebracht: Ihre Mission durch die Van-Allen-Gürtel soll nun mindestens 2 Jahre dauern. Auch tolle Bilder vom Nachtstart und Artikel von Sky & Tel., AP und SPON (wegen schlechter Internetverbindung in einem Dolomiten-Dorf heute mal nur kurze Updates).

Dawn verlässt den Vesta-Orbit am 5. September: ab zu Ceres

Nach der überaus erfolgreichen Untersuchung des Kleinplaneten Vesta und zuletzt Ärger mit dem Ionenantrieb soll die NASA-Sonde Dawn nun in der Nacht zum 5. September den Einflussbereich des Asteroiden verlassen und Kurs auf den Zwergplaneten Ceres nehmen.

Curiosity ist erstmals auf ‚großer Fahrt‘ und hat Kurs auf Glenelg genommen: Der erste Drive war 16 m lang, Probleme gab es keine. Auch Artikel von BBC und Universe Today.

Die neuesten Produkte von Curiositys Mastcam

27. August 2012

von einer weiteren MSL-Pressekonferenz heute Abend (während der noch ganz aktuelle Bilder einliefen – der Rover hat sich mit seiner ersten wissenschaftlich motivierten Fahrt gerade direkt über einer der Erosionsmarken von den Landedüsen platziert): Der Fokus der Farbkamera wird derzeit noch optimiert. Die Missionsplaner sind auch jetzt schon begeistert: Auf dem Aeolis Mons sieht man genau jene Schichten aus – unter Wassereinfluss entstandenen – Phyllosilikaten, die man binnen eines Jahres ansteuern will, während darüber nicht hydrierte Mineralien liegen. Das wusste man auch schon aus dem Orbit, aber von der Seite gesehen wird noch viel klarer, wie dieser riesige Sedimenthaufen die Marsgeschichte konserviert hat.

NACHTRAG: ein Bild mit der 100-mm-Optik der Mastcam (das Bild ganz oben war ein Ausschnitt daraus); bisher wurde meist die 34-mm-Optik mit ihrem größeren Bildfeld benutzt (wie im Bild darunter) – hier ist markiert, wie weit einzelne Features (noch) von Curiosity entfernt liegen. Auch ein JPL Release zur PK mit weiteren Visuals – und die erste Rede vom Mars. Auf der PK konnten sie allerdings nicht erklären, warum das etwas Bedeutsames sei, wo doch schon von 40+ Jahren Worte auf dem Mond gesprochen wurden. Von Leuten, die selber dort waren … NACHTRAG 2: Das komplette Mastcam-Panorama (im 3. Bild ein Ausschnitt) gibt’s jetzt in voller Auflösung „zoomable“ sowohl hier als auch hier – gute Reise! NACHTRAG 3: und noch eine Art der Darstellung.

R.I.P. Neil Armstrong, B. Lovell und Ray Bradbury

25. August 2012

Neil Alden Armstrong, 5.8.1930 – 25.8.2012, amerikanischer Testpilot und Astronaut: Nachricht von seiner Familie, Gedenkseite der NASA, Statements von Obama, dem NASA-Chef und vielen mehr, Transkript einer PK von 1999 (ein ganz seltener öffentlicher Auftritt eines lockeren Armstrong), viele Titelseiten von 1969 & 2009 und Nachrufe von BBC (mehr, mehr und mehr), Space Collect, Guardian (mehr), NASA Spaceflight, USA Today, CBS, New York Times, Novosti, Discovery, Universe Today, Ars Technica, NBC (wo man erst Probleme mit dem Namen hatte …), NPR, AP, SpaceWriter, StarStryder, The Onion, Space.com, Space News, Space Today, Welt und Spiegel.

Sir Alfred Charles Bernard Lovell, 31.8.1913 – 6.8.2012, britischer Astronom und Wegbereiter der Radioastronomie: Pressemitteilungen von der Univ. Manchester, dem Jodrell Bank Obs., der Royal Astronomical Society und dem STFC und Nachrufe von Nature, BBC (mehr), Economist, Telegraph (mehr und mehr), Guardian (mehr), New York Times, Strudel, Astronomer’s Den und Air & Space Mag.

Ray Douglas Bradbury, 22.8.1920 – 5.6.2012, amerikanischer Autor mit Schwerpunkt Science Fiction: Nachrufe von LA Times, BBC, Tagesschau, NPR, Nature, Planetary Society (mehr und mehr), IO9, SpacePorts, Washington Post, New York Times (mehr) und The Space Review (mehr).

Live-Blog: Scrub der Radiation Belt Storm Probes

24. August 2012

Der Atlas-Countdown müsste inzwischen abermals laufen

So ist es jedenfalls diesem Launch-Blog zu entnehmen, während das der NASA noch 5 Stunden schläft. Und es wird heute keinen neuen Versuch mit der Terrier geben: Das Wetter ist zu schlecht. [3:20 MESZ] Diesmal stimmt die Technik, aber das Wetter für die Atlas ist gleich in in mehrfacher Beziehung „rot“ … [9:57 MESZ] Deswegen wird auch der Hold bei t-4 Minuten nicht beendet sondern in 5-Minuten-Segmenten verlängert. Die Wolken sind schuld. [10:03 MESZ] Letzte Hoffnung: Start im letzten Moment des Fensters. Aber jede Menge Wetterregeln sind derzeit verletzt. [10:19 MESZ] Und der Start ist abermals abgesagt! Nächster Versuch in 24 Stunden – wenn die Wetteraussichten noch schlechter (40%) sind … [10:23 MESZ] Die Zeit wäre abermals 10:07 MESZ. Und es wäre schön, wenn es klappen würde, die Startkommentatorin klingt ganz schön angefressen … [10:30 MESZ] Wegen des nahenden Tropensturms Isaac ist der Start auf frühestens den 30. August verschoben worden. [21:15 MESZ am 25. August – ENDE]

Intermezzo ctd.: Terriers-Start für heute abgesagt!

„The boat situation is only getting worse“ – daher ist der Start für heute abgesagt worden, obwohl noch über 3 Stunden Zeit im Fenster gewesen wären. Erstaunlich, dass die Küstenwache die Sache nicht unter Kontrolle bekommt. Noch ist nicht klar, ob es morgen einen weiteren Startversuch geben wird … [13:20 MESZ] … während das Wetter dann immer schlechter wird: Der Wettermann verliest mehrere Prognosen. „Things not looking very promising“: Wind, Regen, Wellen bis 2 Meter Höhe. Dem Trauerspiel wurde gleichzeitig ein Ende gemacht: Die UStream-Übertragung ist abgeschaltet. [13:27 MESZ] Für einen neuen Startversuch der RBSP-Atlas – zur Verschiebung Artikel hier, hier und hier – am Samstag wären die Wetterchancen jedenfalls 60% – heute wären es zuletzt 90% gewesen. [13:42 MESZ] Wie u.a. einer Webcast-Ankündigung der ULA zu entnehmen ist, will man das morgige RBSP-Startfenster 10:07-27 MESZ wahrnehmen. [20:17 MESZ] Das wird inzwischen allerorten verkündet, etwa hier oder hier – aber was dem armen Beacon fehlt(e), hört man nicht. [21:42 MESZ am 24. August]

Intermezzo ctd.: Der Terrier-Start ist im Hold

bis sich die Boote aus dem impact area für die zweite Stufe der Rakete verziehen – das Startfenster dauert aber noch bis 16:30 MESZ. [12:20 MESZ] Die Uhr wurde auf t-10 Minuten gesetzt und tickt nun wieder runter. [12:47 MESZ] Bis t-3 Minuten wurde runter gezählt, und nun ist wieder ein Hold, um das Range-Problem zu lösen. Viel Kommentar gibt’s nicht … [13:00 MESZ]

Intermezzo: ein Suborbitalstart gleich als Trostpreis?

Auch sie hatten um 24 Stunden wegen einer – noch blöderen – range issue verschieben müssen (ein Boot war in die Verbotszone geraten), aber heute zwischen 12:30 und 16:30 MESZ gibt es die nächste Gelegenheit für den Start einer Suborbital-Rakete auf der Wallops-Insel: Die Terrier-Improved Malemute trägt vier Studenten-Experimente, die zusammen als RockSat-X bezeichnet werden, 158 km Gipfelhöhe erreichen und nach 15 Minuten am Fallschirm landen sollen. Ab 11:30 MESZ soll es hier eine Live-Übertragung geben. [10:45 MESZ] Das Live-Bild ist da, und der Count tickt down: t-30 Minuten. [12:00 MESZ] Auch hier ist die range leider red: schon wieder Boote in der Verbotszone! Hat wohl was mit einem Fischerei-Wettbewerb zu tun. Bei t-15 min. wird daher der Countdown unterbrochen, aber man hofft noch. [12:10 MESZ]

Die Atlas ist „no go“ wegen einer „range issue“

Da steht sie im Live-Bild vom Cape, und das Wetter ist gut – aber die „range“ ist „no go“ in der „final readiness poll“. Keine Erklärung, woran es hapert. [10:02 MESZ] Der NASA-Chef-Wissenschaftler zwitschert von einer „beacon issue“. [10:11 MESZ] Was auch immer das ist (da muss dieser Blogger passen): Der Start ist jetzt für 10:25 MESZ angesetzt, 2 Minuten vor Ende des Startfensters! [10:13 MESZ] Neue Poll: Alles go – bis auf die Range … [10:19 MESZ] Heute kein Start! Nächster Versuch in 24 Stunden. Was da los war, soll in ein paar Minuten erklärt werden. [10:22 MESZ] Aha, eine C-Band-Barke auf der Rakete driftete in der Funkfrequenz – und dieser Sender ist sehr wichtig, um die Rakete zu tracken. Samstag und Sonntag gehen für die nächsten Versuche. Aber bevor das Barken-Problem nicht gelöst ist, wird der morgige Termin – das Startfenster wäre genau dasselbe, 10:07-27 MESZ – nicht bestätigt. [10:35 MESZ]

2 Stunden und 15 Minuten Pre-Show gefällig? Hier die komplette Aufzeichnung eines „NASA Social“ von gestern mit vielen Details von der Mission. Von der NASA wird’s natürlich auch einen Launch Blog geben. Auch ein Videoclip über die Strahlungsgürtel und eine weitere Vorschau. [3:05 MESZ] Beim ersten Wetter-Briefing der Startnacht wurden dem Live-Blog von Spaceflight Now zufolge gerade unveränderte 70% Wahrscheinlichkeit für gutes Wetter genannt. [3:50 MESZ] Noch 10 Minuten bis zum Start, und das NASA Launch Blog meldet keinerlei Probleme. T-4 min. and holding. [9:57 MESZ]

20-minütiges Startfenster der RBSPs heute ab 10:07 MESZ

70% beträgt derzeit die Wahrscheinlichkeit für geeignetes Wetter, damit eine Atlas 5 heute vor Sonnenaufgang die beiden Radiation Belt Storm Probes der NASA auf ihre nahezu identischen Ellipsenbahnen durch die Strahlungsgürtel der Erde bringen kann, deren Plasmaphysik es zu ergründen gilt; nach einer Anomalie mit einer anderen Atlas war der Start um einen Tag verschoben worden. Das Sondenpaar mit seinen weitgehend identischen Instrumenten soll örtliche und zeitliche Veränderungen separieren können. Mehr auch in Press Releases aus Iowa, New Hampshire und Colorado und in einer Vorschau von Spaceflight Now, das auch Bilder der Atlas auf der Rampe und hat und auch ein detailliertes Live-Blog betreibt. Der Start selbst wird vermutlich nicht viel her machen, hieß es auf einer Pre-Launch-PK: Da dieses Atlas-Modell keine Booster hat, wird das erste Event bei einem nominalen Start die Stufentrennung nach 4 Minuten sein. Weitere Links zu den RBSPs im Header des Cosmic Mirror #347. [1:00 MESZ]

2012 DA14: sehenswerter Erdbesuch in 1/2 Jahr

23. August 2012

Vor exakt einem halben Jahr wurde von den Amateurastronomen an der spanischen Sternwarte La Sagra ein erdnaher Asteroid entdeckt, der in fast genau einem halben Jahr nahe an der Erde vorbei fliegen wird: Das hatte damals für das übliche Durcheinander gesorgt („Mal wieder sinnlosen Asteroiden-Alarm …“) und schließlich Klarstellungen von der NASA, dem Minor Planet Center und der ESA. Passend zur „Halbzeit“ zwischen der Entdeckung und dem Erdbesuch – und angeregt durch eine gestrige Anfrage an die Astronomische Gesellschaft, die über das Planetarium Bochum an diesen Blogger weiter geleitet wurde – hier mal die Fakten anhand der besten verfügbaren Bahnrechnung, basierend auf 188 Positionsmessungen über 79 Tage bis diesen Mai und durchgespielt mit dem HORIZONS-Ephemeriden-Rechner des Jet Propulsion Lab.

Die größte geozentrische Annäherung des Asteroiden ist demnach – wie auch schon vor 1/2 Jahr berechnet – am 15. Februar 2013 zu erwarten, und zwar um 19:25 UTC und in 0.0002338 AU Abstand, also 34’975 km vom Erdzentrum oder rund 28’600 km über der Erdoberfläche. Dabei erreicht der rund 45 Meter große Asteroid stolze 7.6 mag. (und 0.3 Bogensekunden Winkeldurchmesser) und ist von 17:37 bis 22:13 UTC heller als 10.0 mag. Die größte Annäherung an Bochum folgt um 19:41 UTC = 20:41 MEZ mit 0.0002380 AU oder 35’607 km, wobei der Lichtpunkt am Himmel 7.7 mag. erreicht. Der Grund für die erhebliche Differenz von 7000 km zum globalen Minimalabstand zum Erdboden ist schlicht, dass 2012 DA14 in diesem Moment unter dem Bochumer Horizont steht (und die gedachte Sichtlinie schräg durch die Erde hindurch ginge) – aber das bleibt nicht lange so!

Die Sichtbedingungen für Deutschland sind nämlich erstaunlich gut: Abermals für Bochum berechnet geht der Asteroid gegen 20:50 MEZ auf und steht um 21:30 MEZ schon 27° hoch, wenn die Helligkeit erst auf 8.0 mag. gefallen ist und der Abstand gerade mal auf 41’000 km gestiegen, etwa 1/10 der Monddistanz. Mit einem guten Feldstecher und dunklem Himmel – der zu 30% beleuchtete zunehmende Mond steht noch über dem Horizont, aber 130° weit weg – müsste 2012 DA14 eigentlich zu erspähen sein, der gerade vom Haar der Berenike in die Jagdhunde wechselt. Um 22:20 MEZ, mit einer Helligkeit von 9.0 mag. und einer Distanz von ~58’000 km, steht der Asteroid dann schon 46° hoch und um 23:20 MEZ – 10.0 mag. hell und genau 0.0005 AU oder ~75’000 km entfernt – 57° hoch im Drachen. Ende der Show! Minimalste Impakt-Chancen, keine größer als 1:23’000, sind nach JPL-Analysen erst ab 2026 noch nicht ausgeschlossen: ein unbedeutender Fall unter vielen.

Curiositys erste Fahrspuren auf dem Mars!

22. August 2012

Gegen 18:30 MESZ sind heute die ersten Navcam-Bilder eingetroffen, die die ersten Meter Fahrspuren des Marsrovers – der nun wirklich einer geworden ist – zeigen! NACHTRAG: Die Spuren in 3D [NACH-NACHTRAG: mehr hier und hier] mit einem Stück Aeolis Mons, der Rover ist zufrieden – und ein Interview zur Fahrplanung.

NACHTRAG 2: Willkommen in „Bradbury Landing“ – so wurde auf der Pressekonferenz am Abend (MESZ) des 22. August die unmittelbare Landestelle, begrenzt von den ersten Reifenspuren, in Aeolis Palus getauft, zu Ehren des im Juni verstorbenen SF-Autors und Marsfans Ray Bradbury, der heute 92 geworden wäre. Curiosity war zunächst 4.5 m geradeaus gefahren, hatte sich auf der Stelle um 120° gedreht und war dann 2.5 m rückwärts gerollt, so dass der Rover jetzt 6 m von der Landestelle entfernt ist – wo, wie man nun weiß, ein Rad auf einem 9-cm-Stein stand. Die Fahrt verlief „perfectly nominal“ – besser geht in der Raumfahrt nicht.

Morgen (23.8.) beginnt eine mehrtägige „Intermission“, bei der das Labor SAM die Marsatmosphäre analysiert und die Mastcam spezielle Abbildungs-Experimente durchführt. Dann werden ein paar Tage lang die Erosionsmarken (scour marks) durch die Skycrane-Düsen untersucht bevor die Fahrt gen Glenelg beginnt. Sobald aufschaufelbarer Boden entdeckt wird, pausiert Curiosity einige Wochen, um mit dem Material zu experimentieren; der Gesteinsbohrer dürfte aber zuerst in Glenelg zum Einsatz kommen. Und dann geht es mehrere Monate lang – mit nur noch kurzen Zwischenstopps – Richtung Aeolis Mons.

NACHTRAG 3: Ebenfalls von der Pressekonferenz das erste Laser-Spektrum der ChemCam, vom Stein Coronation – ein typischer Basalt, wie ihn auch andere Marslander schon zuhauf gesehen hatten. Dito mehrere weitere Steine, die in einer der Erosionsmarken, „Goulburn“, unter Beschuss genommen wurden: Solange die 100-mm-Optik der Mastcam noch nicht eingesetzt wurde, liefert das ChemCam-Teleskop (Remote Micro-Imager) die schärfsten Bilder aller Kameras.

Auf den Plasmaspektren der diversen Steine fiel bisher lediglich zu viel Magnesium auf, das sich auch auf den Kalibrations-Targets befand: Das stammt wohl von Marsstaub. Und eine Sauerstofflinie von Coronation ist so stark, dass sie im Spektrum gesättigt war: ein Zeichen für das tolle Signal-zu-Rausch-Verhältnis. 8 der 10 Instrumente auf Curiosity sind inzwischen weitgehend oder komplett ausgecheckt (so werden Kameras schon für konkrete Messungen eingesetzt): Nur die beiden Chemielabors müssen noch ran.

NACHTRAG 4: Stimmung!!! Kurze Szenen aus dem Curiosity-Kontrollraum, als der Erfolg der ersten Fahrt klar wird. [NACH-NACHTRAG: eine ungewöhnliche Projektion des Panoramas.] Und CollectSpace über Morsezeichen im Marsstaub, die die Rover-Räder hinterlassen. Und die Spuren in 3D – fast wie da gewesen … NACHTRAG 5: Am 23.8. sind die noch fehlenden Mastcam-Bilder des Aeolis Mons eingetroffen (hier vom höchsten Punkt aus Curiosity-Sicht) – fröhliches Stitchen der kontrastarmen Frames! NACHTRAG 6: Das ist nicht leicht, wie man auch hier sieht – dies hier ist das beste Komplett-Panorama aus Mastcam-Farbbildern bisher … und schon wieder ein neues MARDI-Video, diesmal von der NASA und mit dem O-Ton synchronisiert.

NACHTRAG 7: eine Nature-Mini-Doku (3 Minuten) über die ersten zwei Wochen nach der Landung. Auch ein LANL Release zu den ersten Schüssen des ChemCam-Lasers und Artikel über <a href=die vielen Kameras von Curiosity, zwei beteiligte Firmen, die MSL-Rollen von Armeniern (!) und der Isle of Man (!!), Curiosity als Twitter-Star – und ein Lokal-TV-Bericht über den EDL-Chef Adam Steltzner. Und seinen Onkel.

Nachrichten aus dem Sonnensystem kompakt

22. August 2012

Ein kleiner Bruder von Komet Schwassmann-Wachmann 1

ist offenbar P/2010 TO20 LINEAR-Grauer: Wie Komet 29P befindet sich dieser Himmelskörper nahezu auf einer Kreisbahn um die Sonne, mit einer gro0en Halbachse von 5.6 (29P: 6.0) und Periheldistanz von 5.1 AU, und ist – so weit dass die bisher nur sporadischen Beobachtungen anzeigen – immer wieder mal aktiv. Allerdings ist der Kern von LINEAR-Grauer erheblich kleiner (höchstens 5 gegenüber ~50 km bei 29P), und im Gegensatz zu 29P, dessen häufige Ausbrüche von CO-Sublimation angetrieben werden, wird die anhaltende Aktivität von P/2010 TO20 offenbar von Wasser aufrecht erhalten. Bemerkenswert ist die extrem instabile Bahn des neuen Kometen, den man zuerst für einen Jupiter-Trojaner gehalten hatte: Er muss noch vor wenigen Jahrzehnten bis Jahrhunderten eine Centauren-Bahn gehabt haben. Beide Kometen sind damit Beispiele für relativ unprozessierte Ex-Centauren aus größeren Tiefen des Sonnensystems. (Lacerda, Preprint 2.8.2012)

Ein Amateurastronom hat den Kometen Hale-Bopp beobachtet – und zwar jetzt! Drei Stacks aus jeweils 14 anderen Aufnahmen mit einem 40-cm-SCT am 7. August zeigen klar ein sich in die ‚richtige‘ Richtung bewegendes punktförmiges Objekt 22. Größe: gut 15 Jahre, nachdem Hale-Bopp mit seinem hellen Staubschweif die letzte große Kometen-Show für die Nordhemisphäre abgeliefert hatte. (Herald, Comets Mailing List 7.8.2012)

Russischer Quasi-Kristall stammt aus dem Weltraum

Bei Quasikristallen wiederholt sich die Gitterstruktur nicht streng periodisch, aber sie teilen andere Eigenschaften mit echten Kristallen – inklusive ihrer Stabilität, womit sich die Mineralogen erst kürzlich angefreundet haben. Im Labor lassen sie sich inzwischen leicht herstellen, wofür es 2011 den Chemie-Nobelpreis gab, aber nur ein einziger Fall aus der Natur ist bisher bekannt, der unter abenteuerlichen Umständen aus der Sowjetunion geschmuggelt worden war. Und nun ist bei einer Expedition ins Fundgebiet auf der Kamtschatka-Halbinsel heraus gefunden worden, dass dieser „Icosahedrit“ in einem kohligen Chondriten aus dem Weltraum angereist und vor 4.5 Mrd. Jahren unter Schockbedingungen mit rapider Abkühlung entstanden war. (Steinhardt & Bindi, Reports on Progress in Physics, IOP Release, Nature, Reuters, New Scientist Blogs 10., Spiegel 11., Discovery 21.8.2012)

Der 30. Meteoriten-Krater auf kanadischem Boden scheint auf der Insel Victoria in der Arktis entdeckt worden zu sein, rund 25 km groß und zwischen 130 und 350 Mio. Jahre alt. Auf der ganzen Erde gibt es nur etwa 160 allgemein anerkannten Impaktkrater. (University of Saskatchewan Release 7.8.2012. Auch Australian Geographic 1.8.2012 zum Krater-Reichtum Australiens – und Univ. of Leicester Release 7.8.2012 zu einer Studie, nach der die „Armageddon“-Technik zur Asteroiden-Spaltung um zahlreiche Größenordungen zu energieaufwändig wäre …)

Die „Arsen-Bakterien“? Gibt es einfach nicht: Akte zu!

Schon unmittelbar nach einer spektakulären NASA-Pressekonferenz im Dezember 2010 mit Bakterien, die angeblich ihren Stoffwechsel unter Zwang statt mit Phosphor auch mit Arsen betreiben konnten, waren starke Zweifel an der Forschungsarbeit aufgekommen, die von Woche zu Woche lauter wurden. Erst zerpflückten die Kritiker das Manuskript, das Science offenbar vorschnell akzeptiert hatte (siehe die unzähligen Links jeweils am Ende des Cosmic Mirror #346 und der Ausgaben davor), dann wurden die Experimente mit den GFAJ-1-Bakterien aus dem Mono Lake wiederholt. Mit dem – inzwischen erwarteten – Ergebnis, dass die Bakterien zwar außerordentlich Arsen-resistent sind aber eingehen, wenn man ihnen allen Phosphor weg nimmt, und dass sie das Arsen auch nicht an seiner Statt in ihre DNS einbauen. Akte zu: Alles Leben auf diesem Planeten funktioniert nur auf die eine bekannte Weise … (Erb & al. / Reaves & al., Science 337 [27.7.2012] 467-73; Space Today, Strassler 10., Tweet 26.7.2012) NACHTRAG: Die fraglichen Bakterien sind übrigens richtig scharf auf Phosphor – und dass sie es auch unter Extrembedingungen herausfiltern können, ist eine per se interessante Entdeckung. Hat bloss nichts mit Aliens zu tun …