In München wächst ein großes Röntgenteleskop

Das letzte Mal hat die Welt – außerhalb der beteiligten Röntgenastronomen – wohl vor 3 Jahren von dem Projekt gehört, als ein Press Release des DLR von der Vertragsunterzeichnung kündete: Das deutsche Röntgenteleskop eROSITA (extended ROentgen Survey with an Imaging Telescope Array; Grafik Mitte) startet mit dem russischen Astro-Satelliten Spektrum Roentgen Gamma (SRG, oben). Seither ist das Instrument – ein stark verbesserter Nachfolger des unglücklichen 1999-er ABRIXAS – am MPI für Extraterrestrische Physik in Garchig im Bau, wie Peter Predehl gestern auf der Tagung from quantum to cosmos 5 berichtete. Es ist ca. 3.2 Meter lang (mit geöffnetem Deckel 4.7 m), 735 kg schwer und besitzt 7 parallele Spiegelmodule, jedes mit 36 cm Durchmesser und aus 54 ineinander geschachtelten Spiegelschalen, die das Röntgenlicht auf jeweils 3 x 3 cm große CCD-Kameras mit 384 x 384 Pixeln für einen Energiebereich von 0.2 bis 12 keV fokussieren. Nur noch ein anderes Instrument – aus Russland – ist an Bord, und als Gegenleistung für eROSITAs Mitflug überlassen die Deutschen, wie letztes Jahr ausgehandelt wurde, Russland genau die Hälfte seiner Daten des Himmels (Grafik unten)!

Intensive Tests des komplexen Instruments beginnen dieser Tage in Garching, Ende 2013 wird eROSITA dann nach Russland geschickt, und der Start des SRG auf einer Zenit mit Fregat in den L2-Punkt des Sonne-Erde-Systems ist jetzt für 2014 geplant: Einer 4-jährigen Himmelsdurchmusterung sollen noch 3 Jahre gepointete Beobachtungen folgen. Eines der Hauptprojekte auf deutscher Seite ist Kosmologie mit Galaxienhaufen, die das Wachstum der großskaligen Struktur des Universums nachzeichnen, und von denen eROSITA rund 100’000 geeignete Exemplare sichten sollte [NACHTRAG: ein Paper zu den Erwartungen]: Seine Empfindlichkeit für Punktquellen ist – bei 0.5 bis 2 keV – 30-mal so hoch wie beim ROSAT. Und auch wenn die Winkelauflösung viel schlechter als bei Chandra ist, kann der Himmel dafür 30-mal so schnell abgescannt werden. Außer den Galaxienhaufen sollten die – in Predehls Erwartung bahnbrechenden – Röntgenkarten auch 300’000 bis 500’000 Sterne zeigen und 3 Millionen Aktive Galaktische Kerne, dazu SN-Reste, das heiße Interstellare Medium usw. Nach zwei Jahren sollen die Daten der ‚deutschen‘ Himmelshälfte frei sein.

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12 Antworten to “In München wächst ein großes Röntgenteleskop”

  1. Ein Paradigmen-Wechsel der Physik … verkündet in Bergisch-Gladbach « Bonner Sterne Says:

    […] Exoplaneten-Forscher der Satellit PLATO genau das Richtige wäre – und dass das kaum bekannte Riesen-Radioteleskop eROSITA bereits Form angenommen hat, im MPE in Garching, und 2014 tatsächlich starten soll. Und der Blogger traf völlig […]

  2. Allgemeines Live-Blog ab dem 4. Oktober 2013 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] kommt und sich der Start von Spektr RG verschiebt, weil ein deutsches Röntgenteleskop – eRosita – dafür in Verzug ist. Letzteres wurde auch schon im September auf der AG-Tagung verraten. […]

  3. Allgemeines Live-Blog ab dem 27. Dezember 2013 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Russland bestätigt, verspätet sich der Start des großen Spektr-RG auf mindestens 2015, weil am deutschen Teleskop eROSITA erheblich nachgebessert werden muss (Details waren auf die Schnelle vom MPE nicht zu erfahren). […]

  4. Allgemeines Live-Blog ab dem 14. Juni 2015 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] ROSATs erstes Bild, ein neuer Starttermin für Spektr-RG (mit dem Quasi-Nachfolger ROSATs, dem deutschen Teleskop eROSITA, an Bord) erst im März 2017, ein HST-Bild der “einsamen” Galaxie NGC 6503 (dito) […]

  5. Allgemeines Live-Blog ab dem 18. Januar 2017 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Röntgenteleskop in Russland angekommen! Soeben hat das Röntgenteleskop eROSITA in einem Frachtflugzeug aus München kommend Moskau erreicht: Eingebaut in den Satelliten […]

  6. Allgemeines Live-Blog vom 21. – 29. März 2018 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] für Cheops – und, Tusch, eine weitere Start-Verschiebung für Spektr-RG (mit u.a. einem deutschen Röntgenteleskop), auf irgendwann 2019 [20:25 […]

  7. Lichtjahre voraus 2018 – Daniels Dies & Das Says:

    […] dem endlos verschobenen Röntgen-Teleskop eROSITA (unten in Russland angekommen), das nun am 1. April 2019 starten soll, […]

  8. Allgemeines Live-Blog ab dem 19. April 2019 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] [13:05 MESZ] Laut dieser Nachricht wird der russische Astro-Satellit Spektr-RG – mit eROSITA an Bord – morgen nach Baikonur verfrachtet! [18:40 MESZ] Und InSights SEISmometer hat sein […]

  9. Allgemeines Live-Blog ab dem 10. Juli 2019 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] ist pünktlich gestartet! Es dauert nun eine Weile mit zum Aussetzen des Satelliten mit u.a. dem deutschen Röntgenteleskop eROSITA: Webcasts laufen hier und hier, mit Updates hier. [14:35 […]

  10. Allgemeines Live-Blog ab dem 6. September 2019 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] August hat das deutsche Instrument eROSITA auf dem russischen Satelliten SpektrRG hier in der Testphase mit nur einem der sieben Module rund […]

  11. Allgemeines Live-Blog ab dem 18. Oktober 2019 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] wurden – kurz zuvor hatte SpektrRG den finalen Orbit am L2-Punkt erreicht. Die Inbetriebnahme von eROSITA dauerte wegen einiger Anomalien in der elektronischen Steuerung der Kameras länger als erwartet, […]

  12. Allgemeines Live-Blog ab dem 10. Juni 2020 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] worden: Da sich die deutschen Lieferanten dieses Teleskops und seine russischen Gastgeber den Himmel halbe-halbe aufgeteilt haben (Grafik unten), konnte die russische Seite nur „ihre“ Hälfte präsentieren – […]

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