AAS 221: vierte HST-Sichtung von Fomalhaut b

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Die Saga um den einzigen mutmaßlichen Exoplaneten, der im sichtbaren Licht direkt zu sehen ist (siehe ISAN 175-6) dominierte die 6. PK der 221. AAS-Tagung (vollständige Aufzeichnung): Der Entdecker – und Verteidiger – von „Fomalhaut b“ präsentierte ein klares HST-Bild von 2012, viel deutlicher als eine Aufnahme von 2010, die manche an dem Objekt zweifeln lassen hatte.

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Die nunmehr vier Epochen sind jetzt mit solch einer exzentrischen Bahn mit rund 2000 Jahren Periode verträglich, die auch noch – das ist aber kaum abgesichert – um 20° gegenüber der Ebene der sehr dünnen Staubscheibe geneigt wäre (deren Bild man hier in einen Face-On-Position gekippt hat). Wegen der Neigung kommt es bei Scheibendurchgängen nur zu geringen Störungen, auch dieses Gegenargument soll nun erledigt sein. (Um das Jahr 2032 sollte „Fomalhaut b“ aber in den Hauptteil der Scheibe eindringen, was nicht ohne Folgen bleiben dürfte.) Und was steckt in der Staubwolke oder -scheibe, die da so effizient Licht des Sterns reflektiert und „es“ überhaupt sichtbar macht? Nach den neuesten Modellrechnungen würde ein Zwergplanet von 1.5-facher Ceres-Masse genügen, um genug Staub gravitativ zusammen zu halten, während das Fehlen von IR-Strahlung alles von mehr als einer Jupitermasse ausschließt. Vielleicht handelt es sich um einen entfernten Verwandten der Centauren in unserem Sonnensystem? Das ganze Fomalhaut-System – zu dem vermutlich noch andere Planeten gehören – ist jedenfalls ein besonders exotischer Testfall.

Auch Vega hat einen inneren und äußeren Staub-Gürtel

mit einer großen Lücke dazwischen, haben Spitzer- und Herschel-Beobachtungen zeigen können: Damit ist das System ein Verwandter des Fomalhaut-Systems. Die inneren Teile der jeweiligen Staubscheibe könnte man mit dem Asteroidengürtel vergleichen, die äußeren mit dem Kuiper-Gürtel. Und in beiden Fällen sind wohl mindestens zwei Planeten notwendig, um die große Lücke zu stabilisieren. Andere Beiträge auf der 6. PK – zugleich der 3. (und letzten) der 10 dieser Tagung, die sich mit Exoplaneten befasste – handelten vom verbreiteten Phänomen extrasolarer Kometen, die in ihre Sterne stürzen und sich als kurzlebige spektrale Signale bemerkbar machen, und Wetterbeobachtungen auf einem Braunen Zwerg, die zu Andeutungen einer Karte führen.

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Warum hat man so wenig Pulsar-Planeten gefunden, fragte der Entdecker des ersten Pulsar-Planeten-Systems auf der vierten PK der 221. AAS-Tagung: Nach wie vor ist nur dieses eine System mit mehreren Planeten von Erdformat bekannt. Ein Grund könnte der bisher nur geringe durchsuchte Parameter-Bereich für Pulsarplaneten sein – vielleicht orientiert sich die Suche zu sehr an „normalen“ Planetensystem? Bei der Entstehung ’seiner‘ Pulsarplaneten tippt Alexander Wolszczan jedenfalls auf Neubildung aus einer Scheibe, die sich erst nach der Supernova um den Pulsar bildete. Andere Präsentationen dieser PK („10:30 a.m.“) hatten sich mit „verschmutzten“ Weißen Zwergen befasst, was auf per se unsichtbare Planetensysteme hinweisen dürfte.

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3 Antworten to “AAS 221: vierte HST-Sichtung von Fomalhaut b”

  1. AAS 221: allerlei Strukturen in der Milchstraße « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Alles über's All … von Daniel Fischer … seit 1985 – und jetzt online im klassischen Blog-Format « AAS 221: vierte HST-Sichtung von Fomalhaut b […]

  2. Nachrichten aus der Astronomie kompakt | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Natur des mutmaßlichen Planeten des Sterns Fomalhaut, den nur Aufnahmen des HST im Sichtbaren zeigen, ist auch die detaillierte Auswertung all seiner […]

  3. Allgemeines Live-Blog ab dem 27. Februar 2015 | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Jahren schon verfolgt das Hubble Space Telescope ein Objekt im Orbit um den Stern Fomalhaut, das weniger als eine Jupitermasse hat aber im sichtbaren Licht […]

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