Als „candy store“ beschrieb der Projektmanager des Mars Science Laborarory Richard Cook auf der heutigen Curiosity-Telecon die Glenelg-Region und deren Yellowknife Bay, in der sich der Marsrover derzeit aufhält und in ein paar Wochen – vielleicht zwei; man lässt große Sorgfalt bei der Vorbereitung walten – zum ersten Mal den Bohrer ansetzen wird. Sein Betrieb ist der letzte und technisch anspruchsvollste Aspekt der MSL-Mission, der noch ausprobiert werden muss.
Immerhin steht jetzt das Gebiet fest, wo es passieren soll: Das Bild zeigt die Zone „John Klein“ (benannt nach einem 2011 verstorbenen früheren stellv. Projektmanager MSLs), deren Kontext derzeit noch eifrig charakterisiert wird – es ist die Vielfalt der hier herum liegenden Steine, die sich reizvoll macht; Anklicken des Bildes lokalisiert und zeigt drei genauer. Zunächst wird der Bohrer nur als solcher getestet, dann Probenmaterial in den Labors an Bord des Rovers analysiert.
Dieses Bild zeigt Ganglagerstätten („veins“) im Outcrop „Sheepbed“: ChemCam-Beschuss hat ergeben, dass es sich um Kalziumsulfat, vermutlich hydriert, handelt, Gips vielleicht. Hier ist einmal Wasser durchperkoliert und hat die hellen Mineralien hinterlassen. Im Laufe der Monate ist Curiosity leicht „abwärts“ gefahren und hat dabei deutlich unterschiedliche Sedimentschichten durchquert; der Boden der Senke ist nun erreicht.
Hier schließlich Crossbedding im Outcrop „Shaler“ (aus einer höher gelegenen Sedimentschicht), ein charakteristisches Muster gegeneinander verkippter Sedimente, das nur durch strömendes Wasser erklärt werden kann – Wind schafft das nicht: Wie Artikel 875 zu entnehmen, gab’s dieses Argument auch schon vor 9 Jahren beim MER Opportunity. Und auch dessen Entdeckung von Sphärulen (siehe Artikel 843 und 847) hat Curiosity schon wiederholt: ebenfalls ein deutliches Produkt flüssigen Wassers in Gestein [NACHTRAG: mehr Details in einem LANL Press Release und Artikeln hier und hier über die PK]. Der Umweg nach Glenelg hat sich auf jeden Fall gelohnt: Gelockt hatte das von Orbiterdaten her bekannte seltsame Temperaturverhalten mit erhöhter thermischer Trägheit (deren eigentliche Ursache noch gar nicht gefunden wurde), aber man fühlte sich, kaum dass am 121. Sol die Grenze überschritten war, „in einer völlig anderen Welt“, so Projektwissenschaftler John Grotzinger. Wenn die Bohrungstests und Analyse der Proben dort beendet sind, will man aber doch Gas Richtung des eigentlichen Ziels Aeolis Mons geben: „We hit the pike when we’re done here“, so Grotzinger, aber vor Jahreende wird der Fuß des Berges kaum erreicht sein. Zumal die Mission „zu 100% von der Wissenschaft getrieben“ ist: eine neue Überraschung am Wegesrand, und es wird erstmal gestoppt.
18. Januar 2013 um 23:17 |
[…] Video zur letzten Curiosity-Pressekonferenz am 15. Januar ist fertig – und hier noch ein ganz frisches Bild. [23:15 […]