Das Medien-Interesse war enorm an wohl ersten öffentlichen Kometen-Beobachtungs-Flug seit Halley 1986, und so wuselten gestern Nachmittag bereits beim Check-In im Flughafen Köln-Bonn ein halbes Dutzend Kamera- und Tonleute zweier TV-Teams um den Organisator Stefan Krause (u.) von Eclipse-Reisen und die rund 55 Passagiere – darunter viele Veteranen exotischer Astro-Reisen, mit edlen Kameras und sogar Stativen bepackt.
Nach einem zünftigen rheinischen Buffet und detaillierten Instruktionen zum Ablauf des auf zwei Stunden angesetzten Zick-Zack-Fluges hob die gecharterte Boeing 737-700 der Air Berlin um 19:22 MEZ überpünktlich ab – der Pilot beschleunigte schon aus der Kurve von der Taxi- zur Runway heraus – und durchbrach bald die praktisch geschlossene Wolkendecke über NRW. Zunächst hatte die linke Seite nach kurzer Suche Blick auf den Kometen in der schwindenden nautischen Dämmerung, während die Maschine Kurs auf Bremen nahm: Für’s bloße Auge erschien er als Sternchen, in Feldstechern zeigte er bereits allerlei der von Fotos der letzten Tage her bekannten Schweifstrukturen. Nach einer knappen Viertelstunde Geradeausflug legte sich der Flieger plangemäß schwer in die Kurve und änderte das Heading binnen ein paar Minuten um 180°.
19:57 MEZ; 1 Sekunde belichtet bei Blende 3.4 und ISO 1600; 90 mm Kleinbild-Äquivalent-Brennweite, Ausschnitt
19:57 MEZ, 1 Sekunde bei Blende 3.5 und ISO 1600; 116 mm, Ausschnitt
19:58 MEZ, 1 Sekunde bei Blende 3.6 und ISO 800; 130 mm, Ausschnitt
19:59 MEZ, 1 Sekunde bei Blende 3.8 und ISO 800; 170 mm, starker Ausschnitt
20:10 MEZ, 2.5 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 1600; 25 mm, Ausschnitt
20:11 MEZ, 2.5 Sekunden bei Blende 3.2 und ISO 800; 44 mm, Ausschnitt
20:11 MEZ, 5 Sekunden bei Blende 3.0 und ISO 800; 32 mm, Ausschnitt
Der Blick durch den Feldstecher war definitiv der beste Weg, das Schauspiel zu genießen: Wie dieser Blogger auf der rechten Seite ab ca. 19:55 MEZ feststellen konnte, genügte die Qualität der – eigens besonders sorgfältig gereinigten – Scheiben vollauf für den förderlichen Einsatz eines 10×50-Feldstechers, der nicht nur viele Sterne bis zum Horizont sondern auch den gekrümmten Staubschweif und die helle innere Koma ähnlich gut wie auf den bisher besten Fotos von Mitte März oder auch der teleskopischen Zeichung eines Ausnahme-Beobachters zeigte. PANSTARRS stand da zwar theoretisch noch in der astronomischen Dämmerung, dank der Flughöhe aber bereits in einem tiefdunklen Bereich des Himmels. Die obigen Fotos mit einer simplen Bridge-Kamera (Panasonic DMC-FZ48) entsprechen ganz gut dem Eindruck für das bloße Auge, für das der Komet leicht – als etwas diffuses Sternchen knapp über dem Horizont – zu sehen war, der Schweif aber höchstens angedeutet blieb, während der Feldstecher wesentlich mehr Einzelheiten enthüllen konnte. (Und die die Fotografen mit dem besseren Equipment z.T. offenbar auch einfangen konnten – aber so gut wie Michael Jäger und Gerald Rhemann gleichzeitig in den Alpen?)
20:38 MEZ, 10 Sekunden Belichtung bei Blende 2.8 und ISO 1600; 25 mm
Doch viel Zeit blieb nicht, rasch sank der Komet tiefer. Wiederum links konnte man ihn beim dritten Flugabschnitt den Kometen schon untergehen sehen – und rechts war beim letzten „Leg“ schon nichts mehr von ihm zu finden: Da halfen auch die Kimmtiefe von über 3° und die Refraktion nicht mehr (die in 12 km Höhe nur noch 10′ Anhebung [„The Devil is in the details“] anstatt der 35′ auf Meereshöhe schafft). Dafür aber ein unerwartetes Phänomen, nämlich – etwas – getrübte Sicht durch den Mondschein auf die Wolken eigentlich tief unter uns und offenbar eine Art feinen Dunst darüber. Das war eine weitere Erkenntnis dieses ungewöhnlichen Flug-Experiments: Es muss noch nicht mal Halbmond sein, damit die himmlische Lichtverschmutzung schon markant stört, für z.B. eventuelle Polarlicht-Flüge eine wichtige Einschränkung.
Nach exakt 2 Stunden waren der Flieger wieder in Köln und die Teilnehmer des PANSTARRS-Fluges um manche Erfahrung reicher. Viele weitere Bilder dieses Bloggers sind in diesem Album zu finden, und am 18. März wird es mehrere Berichte im ARD-Morgen- und Mittags-Magazin geben. Und vielleicht schon jetzt überall auf der Welt via Reuters TV. NACHTRAG: die geflogene Route, ein Link an edler Stelle, ein weiterer Bericht mit „tieferen“ Kometen-Bildern, mehr Fotos hier, hier und hier, eine Mikro-Doku (ohne Komet) – und eine „Beobachtung“ von uns.
NACHTRAG 2: hier der fast 6-minütige Beitrag des WDR im ARD-MoMa am 18. März – und N24 hatte schon am 17. März auch was via Reuters, wo sich am 18. März auch die Deutsche Welle bediente, siehe unten. Und noch ein Meta-Artikel zur Kometen-Fliegerei. NACHTRAG 3: bessere Bilder von P. Oden mit einigem Schweifdetail! Und auch das offizielle Album ist (unten) um gute Kometenbilder ergänzt worden.
NACHTRAG 4: Ein anders geschnittener Beitrag des WDR-Teams lief am 18. März im MittagsMagazin – unten gibt’s ihn jetzt ganz offiziell auf YouTube! NACHTRAG 5: ein langer Bild-Bericht, in dem auch dieser Blogger mitspielt. Und eine englische Kurzfassung aus dem Reuters-Material – vom New Tang Dynasty TV von Falun Gong in den USA …
Schlagwörter: amateurastronomie, Flugzeug-Beobachtung, Komet PanSTARRS, Kometen, PanSTARRS
17. März 2013 um 11:54 |
Ja, das ist auch mein Fazit: so ein Flug ist optimal zur Beobachtung mit dem Feldstecher, also für das visuelle Erlebnis. Zum Fotografieren sind Standorte am Boden vorzuziehen, entweder hohe Berge oder Gegenden mit extrem klarer Luft, z.B. Lappland, Island, Arizona …
Die Mondverschmutzung hat mich auch überrascht, ist aber eigentlich logisch: da oben sind alle Himmelsobjekte viel brillanter … und leider auch die große Himmelslaterne.
17. März 2013 um 19:54 |
Hallo,
ich fand den Flug sehr gut. Allerdings muss man schon ein sehr lichtstarkes Objektiv (f/2.0 oder besser) haben und den Gain-Faktor der Kamera ziemlich weit hoch drehen. Wenn man dann noch mehrere Bilder mittelt, kann man schon was fotografisch machen.
Die „Lichtverschmutzung“ könnte auch ein Effekt an den Scheiben sein. Ich war im hinteren Teil der Maschine. Dort hatten wir eine merkliche Streuung durch das Hecklicht des Flugzeugs (dieses Licht befindet sich an den Tragflächenenden) in den Scheiben. Die Scheiben waren geputzt, aber dennoch hat dieses künstliche Licht von und der Mond merklich gestört.
Der limittierende Faktor war aber die Belichtungszeit der Kamera. Vom Boden kann man halt erheblich länger belichten.
Dennoch ist mein Fazit sehr positiv.
Jens
18. März 2013 um 13:12 |
Und was macht das ZDF daraus?
MoMa-Reporter
Charterflug zum Panstarrs-Kometen
Hobbyastrologen haben ein Flugzeug gechartert, um eine gute Sicht auf den Kometen zu haben
Aber sonst hat mir alles gut gefallen.
Gruß aus Bremen, Michael
19. März 2013 um 00:00 |
[…] Alles über's All … von Daniel Fischer … seit 1985 – und jetzt online im klassischen Blog-Format « PANSTARRS näher per Flugzeug: So war’s da oben […]
26. Juni 2014 um 22:39 |
[…] aber, dass PANSTARRS am 16. März von einem Sonderflug aus beobachtet wurde – und viele der Aufnahmen dieses Bloggers zeigen weit rechts neben dem Kometen in gleicher Höhe über dem Horizont einen einsamen hellen […]