1. August
Erdrutsche in einem Krater auf dem Mars auf einem neuen – auf Schrägblick gerechneten – Bildprodukt der HRSC auf dem Mars Express: Wasser dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Auch eine Rakete zur Sonnenforschung, ein estnischer CubeSat vor einem Close Encounter mit einem anderen Satelliten, ein spezieller Orbit für TESS, die PDR für das SLS, was Luca auf der ISS treibt und Lade- und Pump-Arbeiten mit dem ATV-4. [23:55 MESZ – Ende]
Warum man Daten aus allen Quellen zusammen führen muss, um einen Kometen zu verstehen: Die Produktionsraten (Moleküle/Sekunde) des Kometen Garradd, bestimmt mit Deep Impact (drei dicke Datenpunkte rechts) während einer zeitlich begrenzten Kampagne und anderen Instrumenten. Erst zusammen ergibt sich das erstaunliche Bild, dass sich das Mengenverhältnis der Moleküle mit der Zeit stark verändert (für CO2 gibt es leider nur die DI-Messungen), was immer das nun bedeutet – aus einem Vortrag von Lori Feaga gerade auf dem ISON-Workshop; s.u. [19:35 MESZ. NACHTRAG: Aufzeichnung der Session; der Fall Garradd wird ab 11:01 diskutiert]
Dies könnten Vertreter einer neuen Klasse alter Sternhaufen sein – oder auch nicht, denn das Paper dazu sieht in diesen Hubble- und Keck-Funden bei benachbarten elliptischen Galaxien eher Gegenstücke der „Faint Fuzzies“, die man bei Lenticulargalaxien findet: Diese „gap objects“ zeigen vielmehr, dass es ein Kontinuum an Sternhaufen-Typen gibt. Auch der Mechanismus hinter „quenched galaxies“ und zwei Blei-reiche Sterne. [18:40 MESZ]
Ist Komet ISON etwa nur ein eisarmer Klumpen aus Staub?
Diese Möglichkeit – die nichts Gutes für sein Überleben des Perihels versprechen würde – kam gleich zu Beginn des heute und morgen stattfindenden ISON-Workshops an der JHU (Programm, Webcast, Live-Blog) zur Sprache: Wie Mike A’Hearn berichtete, zeigen größtenteils unveröffentlichte Messungen von Produktionsraten oder Upper Limits einen Rückgang der Gasfreisetzung des Kometen in der ersten Jahreshälfte 2013. Zumindest ein Stillstand der Entwicklung trotz Annäherung an die Sonne sei typisch für Erstbesucher aus der Oortschen Wolke: Aus deren Kernoberflächen entstehen durch Galaktische Kosmische Strahlung Radikale und flüchtige Verbindungen, die in der ersten Phase der Sonnenannäherung sublimieren, danach ist der Kern bis zum Einsetzen der Wassereis-Sublimation erst einmal inaktiv, bis es in Perihelnähe wieder losgeht. Oder auch nicht: In der Diskussion verwies Mike Mumma auf seine Hypothese einer bisher übersehenen fast gasfreien Kometensorte, die praktisch nur aus zusammen gebackenem Staub besteht. Der sehr staubreiche und gleichzeitig extrem gasarme PANSTARRS dieses Jahr sei ein solcher Fall gewesen – gehört ISON womöglich auch in diese Schublade? Was das für sein Verhalten im Perihel bedeuten würde, ist herzlich unklar: ISON fällt ohnehin schon aus dem Rahmen als der erste dynamisch neue Komet, der zu einem Sungrazer werden wird, wie A’Hearn hervor gehoben hatte. [16:55 MESZ. NACHTRAG: Aufzeichnung der Session; A’Hearn ab 15:58, Mumma bei 35:50]
31. Juli
Die Fontänen-Intensität von Enceladus variiert mit dem Abstand des Monds vom Saturn, zeigen Cassini-Bilder (hier: vom VIMS-Instrument): Im Saturn-fernsten Bahnpunkt sind sie 4-mal stärker, was auf eine direkte Rolle der Saturn-Gravitation hinweist. In Planetennähe wird der Mond offenbar so verformt, dass sich die ‚Tigerstreifen‘-Öffnungen der Fontänen schließen; Artikel hier, hier, hier, hier und hier. [21:25 MESZ]
Der Chelyabinsker Asteroid hat vielleicht noch Verwandte
Die weiter friedlich um die Sonne kreisen: Nach einem Vergleich von Bahnelementen des über Russland explodierten Himmelskörpers, die auf diverse Weisen rekonstruiert wurden, mit den Bahnen von Asteroiden ergeben sich mehrere Verdächtige, die zusammen eine recht frische Kollisionsfamilie um den Mutterkörper 2011 EO40 bilden könnten. Beweisen ließe sich dies allerdings nur durch detaillierte spektrale Vergleiche – oder noch besser Sample-Return-Missionen. [18:00 MESZ. NACHTRÄGE: spätere Artikel hier, hier und hier]
Die NASA hat den ersten internen Review der Asteroiden-Einfang-Pläne absolviert, aber in der Erklärung dazu werden Null neue Details dieser ‚mission formulation review‘ verraten. 2014 soll’s dann ein ‚mission baseline concept‘ geben … Und Verwirrung über das Koordinatensystem für Pluto. [17:55 MESZ. NACHTRAG: und die mögliche Reaktivierung von WISE rückt näher]
Hinweis auf „sterile Neutrinos“ in den Daten von Planck?
Wie bereits im Frühjahr hier, hier und hier („Wie signifikant widerspricht Planck dem Rest der Welt?“) ausgeführt wurde, hat die CMB-Analyse des Planck-Satelliten zwar die moderne Kosmologie an sich untermauert, aber mehrere Zahlen passen nicht zu auf ‚lokale‘ Weise etablierten Werten. Dass dies auf eine Erweiterung des Standardmodells hinweisen könnte, wurde von Anfang an vermutet, und ein neues kurzes Paper unterbreitet nun solch einen Vorschlag: Mit dem viel diskutierten hypothetischen sterilen Neutrino werde alles besser. „Sterile neutrinos change the expansion rate at recombination and hence the calibration of the standard ruler with which CMB and BAO observations infer distances,“ heißt es da: „By making either the sterile or active species massive, their free streaming reduces the amount of small scale clustering today and hence the tension with cluster measurements. In the simplest case, we can think of this modication as adding a single, massive sterile neutrino to the standard model.“ Mehr zum aktuellen Zustand der fundamentalen Physik auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [15:15 MESZ]
Auch diese Andromeda-Galaxie hat es in sich – pixelmäßig: Ebenso wie das M-51-Bild unten entstand diese Aufnahme mit einem Großteleskop, dem 8-m-Subaru auf Hawaii, und mit einer gewaltigen Kamera mit 870 Mio. Pixeln. Die Demonstrations-Aufnahme gehört zur Inbetriebnahme der Hyper-Suprime Cam (HSC). Auch der erste Daten-Release von APOGEE, dem Apache Point Observatory Galactic Evolution Experiment der SDSS III mit 57’500 Sternspektren im nahen IR. [14:50 MESZ. NACHTRAG: mehr Bildverarbeitung mit M 31]
Erinnerungen an die Wissenschaft auf Skylab – vor 40 Jahren – und was heute auf der ISS passiert: Astronomie (solarer Art) gibt’s von 2:50 bis 3:55, damals war mehr … [4:50 MESZ]
Die Plejaden über Italien, aus der ISS aufgenommen samt Airglow in der Hochatmosphäre [NACHTRAG: auch auf FB ein Hit]. Auch neue Details zur „Flut“ in Parmitanos Helm, die Steuerung eines Rovers auf der Erde von der ISS aus (auch hier direkt am Anfang; Derartiges weist in eine hier in Kap. III beschriebene Richtung!), allerlei Asteroiden-Ideen, die die NASA bekommen hat, die aber auch in Asien nach Partnern sucht, und ein rekordschneller Flug (Screenshots) eines Progress zur ISS. [1:30 MESZ]
Ein aktuelles Luftbild des Radio-Interferometers ALMA in Chile, aufgenommen mit einer Kamera-Drohne: Die riesige Anlage in den Anden wächst zwar noch, aber die Dimensionen sind erkennbar. Im aktuellen ESO Messenger wird ausführlich über die Einweihungs-Feier („Das war die Einweihung von ALMA …“) berichtet, inklusive (S. 6) der dramatischen Astro-Ansprache des Präsidenten in englischer Übersetzung. [1:15 MESZ]
Warum dies eine ungewöhnliche Aufnahme von M 51 ist, erschließt sich erst, wenn man weiß, dass sie mit dem One Degree Imager – bekannt aus ISAN 172-4 – entstand, also einer Kamera mit einem Grad Gesichtsfeld und Zig Millionen Pixeln: Hier sieht man nur einen kleinen Ausschnitt des ganzen Frames! Auch der Weiterbetrieb des UKIRT, das doch eine Zukunft hat, Fortschritte beim Thirty Meter Telescope (wie nahe es wirklich seiner Finanzierung und damit Realisierung ist, wird nicht verraten) und Streit um eine Volkssternwarte in Kanada. [1:05 MESZ. NACHTRAG: noch eine Jubel-PM zum TMT]
Röntgenscans kreuz und quer über den Himmel, wie sie der ESA-Satellit XMM-Newton aufnimmt, während er von Quelle zu Quelle schwenkt: Auch die Photonen „unterwegs“ – hier von 1200 solcher Slews von 2001 bis 2012 – sind nicht verloren sondern werden für statistische Auswertungen benutzt. Auch der Bau eines großen russischen Teleskop-Arrays für Kosmische Gamma-Strahlung – Tunka-HiSCORE – in Burjatien. [0:55 MESZ]
30. Juli
Nicht SDO oder SOHO machten dieses Sonnenbild, sondern der kleine ESA-Satellit Proba 2, dessen UV-Überwachung der Sonne – hier eine Aufnahme des SWAP-Teleskops von heute – jetzt auch operationell genutzt wird. Auch der japanische Satellit SPRINT-A, der aus dem Erdorbit Planeten-Atmosphären im EUV erforschen soll (Start geplant für den 22. August), die Integration des indischen Mars-Orbiters, der das Mondprogramm überschattet, der NASA-Marsrover 2020, was Curiosity seit der Landung gemacht hat, Fortschritte von Opportunity, Laser-Kommunikation mit LADEE und Dawns Ionenantrieb weiter in Action. [23:55 MESZ]
Beachtlicher Weltraumschrott von 1975 in Afrika gelandet
Die erstaunliche Story aus Zimbabwe, auch hier aufgegriffen, ist dank Eingreifen dieses Bloggers schnell aufgeklärt worden, der sie an den Raumfahrt-Chronisten Jonathan McDowell weiterleitete: Der identifizierte das Objekt umgehend als die 2. Stufe einer Delta-Rakete, die 1975 den zweiten europäischen Comsat Symphonie gestartet hatte [NACHTRAG: mehr Details hier („Delta 114 reentry“)]. Auch das Ausklappen des Magnetometers für GOES-R, der nächste GSLV-Start, ein Jubel-Artikel über „Moon Express“ ohne Diskussion von dessen wahrem Status, die private Jagd auf eine alte Shuttle-Rampe und ein Video von einem Test von Morpheus. [23:50 MESZ]
Leuchtende Nachtwolken von der ISS aus aufgenommen – und zwar, wie sich bei einem Twitter-Gespräch mit einem Astronauten oben (!) ergab, am 26. Juli über Afrika fliegend. Auch eine viel beobachtete Feuerkugel über Norddeutschland vor einer Woche, eine NASA-Story von angeblich vielen Perseiden-Feuerkugeln, die – wie zahlreiche Meteor-Veteranen hier berichten – kaum stimmen kann, die Verwendung von Chelyabinsk-Meteoriten in bestimmten Sochi-Medaillen, ein Halb-km-NEO in Erdnähe im August und ein kleinerer jetzt, ein Oppositions-Effekt bei (7) Flora und zu Komet ISON jede Menge Karten, Gedanken zur Verwandschaft und ein völlig spekulativer Press Release aus Kolumbien, den leider viele ernst nehmen … [2:15 MESZ] … erschreckenderweise sogar Reuters. [3:05 MESZ] Und schon „wissen“ sie’s in Oz. [4:05 MESZ] Ein einsamer Artikel, der nachfragte (und der 29P-Ausbruch als Montage). [23:45 MESZ]
Typ-II-Supernova 12. Größe in der Galaxie Messier 74
Ihre visuelle Helligkeit liegt derzeit bei 12.5 mag. und steigt vermutlich nicht mehr (viel): Die SN 2013ej in M 74 – weitere Fotos vom 29. Juli, 28. Juli und 27. Juli – hat sich als Typ-II-Explosion erwiesen, d.h. die Explosion eines massereichen Sterns, für den auch prompt Kandidaten auf alten Hubble– und Spitzer-Bildern gefunden wurden; ein paar Artikel auch hier, hier, hier, hier, hier und hier. [2:00 MESZ. NACHTRÄGE: Bilder vom 31. Juli hier und hier, ein Röntgen-Nachweis und noch ein Artikel]
3. August 2013 um 02:49 |
[…] Alles über's All … von Daniel Fischer … seit 1985 – und jetzt online im klassischen Blog-Format « Allgemeines Live-Blog vom 30. Juli bis 1. August […]