1. Februar
Eine offensichtlich spektakuläre Aurora-Show über Tromsø in der vergangenen Stunde war über Webcams bei EISCAT (s.u.; in Rot die LIDAR-Laser-Strahlen) wie auch beim geophysikalischen Institut (s. 30. Januar; mit blauem Himmelshintergrund) mitten in der lichtverschmutzten Stadt zu verfolgen (Bilder von 22:15:48, 16:27, 17:18, 17:40, 42:20, 42:27 und 51:50 MEZ) – leider ist unsere Expedition heute zurückgekehrt. Der immer noch andauernde Ausbruch war erwartet worden: alle Bilder der EISCAT-Kamera von heute archiviert – und wie ein solcher Substurm in Echtzeit aussieht, ein seltenes Video von 2013. [23:30 MEZ – Ende. NACHTRÄGE: Detailbilder dieser Aurora hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Album, ein Zeitraffer-Video aus Schweden (z.T. überbelichtet) – und Bilder mitten aus Tromsø heraus hier (Vorsicht: HDR), hier, hier und hier. Und viele weitere Bilder der eigenen Reise!]
„Nordlicht-Touristen schaffen Verkehrs-Fallen“ war gestern der Aufmacher der Lokalzeitung iTromsø, wobei der Artikel warnt, dass Einzelreisende wie auch kommerzielle Busbetreiber im finsteren Umland Tromsøs oft unverantwortlich parken und so das Risiko angesichts der „explosiven Zunahme der Zahl der Aurora-Touristen“ erheblich geworden sei: „Das hat Zustände wie im Wilden Westen geschaffen“, und der erste schwere Unfall würde „der Industrie schaden“. Auch aktuelle Winterbilder aus Tromsø inklusive Aurora – und die große Fleckengruppe 1967 heute und ihr Magnetfeld. [23:00 MEZ]
Ein Besuch der Ramfjordmoen-Station der European Incoherent Scatter Scientific Association oder EISCAT bei Tromsø gestern morgen: hier die 32-Meter-UHF-Radar-Schüssel für 931 MHz …
… sowie ihre gewaltigen Klystron-Röhren …
… für 2 Megawatt Leistung …
… und die Kondensatorbänke ihrer Hochspannungsversorgung – ein beeindruckendes Zusammentreffen von Radio- und Starkstrom-Technik.
Im zentralen Kontrollraum, wo auch der Zustand der (passiven) Schüsseln in Kiruna und Sodankylä überwacht wird.
Das VHF-Radar für 224 MHz – gerade in Betrieb und daher, angesichts der 1.5 MW Sendeleistung, nur von hinten zu betrachten.
Asgeir Brekke erläutert den umfangreichen Campus von Ramfjordmoen, der auch …
… ausgedehnte Antennenfelder beherbergt sowie …
… etliche Häuschen mit Kuppeln für LIDAR-Anlagen wie auch …
… All-Sky-Kameras, etwa eine empfindliche japanische. Doch wie lange wird sie noch die Aurora sehen?
Nach dieser Modellrechnung Brekkes wird sich das Aurora-Oval durch die Wanderung des Magnetpols der Erde und damit auch des geomagnetischen in ein paar Jahrhunderten so verschoben haben, dass Tromsø leer ausgeht aber dann Oslo an der Reihe ist … [22:45 MEZ]
31. Januar
Eher ruhiges Polarlicht in den letzten beiden Nächten
gab es für die Tromsø-Expedition: am 29. Januar auf den Inseln Sommarøy & Kvaløya vor sehr dunklem Himmel und am 30. Januar vom Hausberg Fløya aus, zu dem die Seilbahn Fjellheisen seit kurzem wegen der immer zahlreicheren Aurora-Fans auch noch im Winter spät unterwegs ist. Gegen die enorme Lichtverschmutzung der Stadt helfen allerdings auch die 400 Höhenmeter der Bergstation nur bedingt (außer wenn’s richtig los geht); das besonders ereignislose Polarlicht dieses Abends zeigte allerdings auch auf Sommarøy kaum mehr Detail. Die AR 1967 – Detail-Bilder von heute – hat gestern zwar einen M7-Flare abgesondert, aber ob der geoeffektiv werden wird, ist noch unklar. [14:55 MEZ]
30. Januar
So wurden vor hundert Jahren in Norwegen Polarlichter erforscht: Im Tromsø Geophysical Observatory, dem ehemaligen Auroral Observatory, zeigte Magnar Gullikstad Johnsen diesem Blogger heute Faszinierendes aus der Pionierzeit. Darunter oben eine Originalfotoplatte mit einem Polarlicht über Alta am 4. Januar 1913, hinter Birkelands Observatorium, mit dem alles begann (darunter ein digitaler ‚Abzug‘) – und eine urige Aurora-Kamera, die auf einer Platte sechs Aufnahmen nebeneinander aufnehmen konnte (zwei Beispiele). Dabei ging es vor allem um Stereopaare, um die Höhe der Polarlichter zu bestimmen: Mit Projektoren wie dem unteren wurden die Bilder an die Wand geworden und identische Strukturen vermessen. [23:55 MEZ]
29. Januar
Das erste nordeuropäische Polarlicht auf festem Boden
und damit vor scharfen Stern-Bildern konnte dieser Blogger gestern Abend trotz einiger Lichtverschmutzung am Rande von Tromsø genießen: Die ganze Story gibt’s beim Anklicken des Bildes! Auch technische Details der Nordlicht-Live-Sendungen der BBC aus der Nähe von und aus der Luft über Tromsø vor 3 Wochen – und die als AR 1967 zurück gekehrte AR 1944, die bereits 7 M-Flares (der stärkste davon) produziert und das Potenzial für mehr hat: Die Sonnenaktivität steigt wieder. [17:00 MEZ]
Intermezzo: Erwartungen, Sorge vor Siding Spring am Mars
Die Annäherung des Kometen Siding Spring bis auf 138’000 km an den Mars im Oktober wird von den Betreibern der dortigen Orbiter mit Spannung wie auch etwas Besorgnis erwartet: Gute Daten fast wie bei einer dezidierten Kometenmission sind zu erwarten, aber der Kometenstaub stellt ein Risiko dar. Noch ist nicht entschieden, ob die Orbiter – die Rover sind dank der Marsatmosphäre sicher – nur ihre empfindlichen Teile in eine kometenabgewandte Richtung zu drehen brauchen oder sich die Satelliten kurzerhand hinter dem Planeten verstecken sollen, was frühe Bahnmanöver erfordert. Auch eine neue Beobachtungs-Kampagne für Siding Spring, ein Paper zum Betragen von ISON rund um’s Perihel, die Kometen LINEAR und Lovejoy gestern als Paar, weiterhin keine Probleme mit Rosetta, leider keine Radar-Echos vom potenziell gut erreichbaren NEO, Venus & Mond in Konjunktion heute, der Mars am 26.1., 25.1. und letzten November – und der Jupiter vorgestern. [15:10 MEZ]
Wie schon Birkeland: Wir machen uns das Polarlicht selber
Der Nachbau von Kristian Birkelands Terrella im Tromsø Museum gestern in Action: eine Stahlkugel mit Magnetfeld in einem bis auf Ionosphären-Verhältnisse evakuierten Aquarium, in dem auf – beherzten! – Knopfdruck ein (Teilchen-)Strom fließt. „Press the solar wind button,“ heißt es in der Anleitung, und tatsächlich entstehen zwei Polarlichtovale, wo die beschleunigten Elektronen auf Restatmosphäre gelenkt werden: „Damit ist das Tromsø Museum der einzige Ort auf der Erde, wo Sie das Nordlicht das ganze Jahr über sehen können!“ Was wohl tatsächlich stimmt, denn die restaurierte Original-Terrella wurde dem Vernehmen nach inzwischen in einem Museum in Osla weg gesperrt, nachdem man sie in Tromsø – nach Ansicht ihrer Kuratoren – allzu oft öffentlich vorgeführt hatte. [NACHTRAG: Ein Leser weist allerdings auf einen offenbar ganz ähnlichen Aurora-Simulator in Tokio hin.]
Auch in der Polarlicht-Abteilung des Tromsø Museum Aurora-Videos – die man schon mal abfotografieren kann: Man weiß ja nie, was da noch in Real kommt. (Besonders realistische Polarlicht-Videos gibt es übrigens anderenorts im Museum in einem Werbefilm zur Erschließung des Snøhvit-Erdgasfeldes.)
Auf einem Computer-Display die Magnetometer-Ausschläge in Tromsø der vergangenen 24 Stunden: Der kleine aber feine Magnetsturm, der zu dem Spektakel für die MS Nordkapp (s.u.) geführt hatte, erweist sich als völlig isolierte Erscheinung.
Diese Polarlicht-Prognose für die kommenden Jahrzehnte(!) erscheint indes ein wenig gewagt – und sollte angesichts des Betragens des Sonnenzyklus‘ wohl auch mal aktualisiert werden …
Eine astronomische Entdeckung im selben Museum in der Abteilung für moderne samische Geschichte auf einem Foto von der Eröffnung des norwegischen Sameting durch den König 1993: detaillierte Himmelskarten als Wand-Deko.
Ein Muss für jeden auroraphilen Tromsø-Besucher ist natürlich das Planetarium (unten), wo der Aurora-Oval-Simulator im Foyer inzwischen nicht mehr den Anspruch erhebt, einen konkreten Zustand darzustellen. Und es sind neue Exponate dazu gekommen, etwa ein lehrreicher „Fahrstuhl“ durch alle Schichten der Erdatmosphäre. [12:20 MEZ]
Intermezzo: Die Supernova in Messier 82 hat etwa 10.8 mag. erreicht – grün = visuelle Schätzungen, schwarz = Messungen im V-Band – und müsste in Kürze ihr Maximum erreichen, wie hier schon immer vorausgesagt (und inzwischen auch hier verkündet) deutlich schwächer als 10.0 mag. Auch Amateur-Spektren hier und hier, tiefe Limits für den Progenitor, Bilder vom 26.1. und 24.1., ein später deutscher Artikel zur Entdeckung und die berüchtigte Nicht-Entdeckung beim Webcast sowie eine schwache SN in Messier 99 und eine mögliche Nova im Sgr. [11:25 MEZ]
28. Januar
Phänomenales Polarlicht bei einer 4-stündigen Schiffsfahrt
Just während einer kurzen Fahrt mit der Hurtigruten auf 70°N gab sich gestern Abend ein unverhoffter Substurm nach dem anderen die Ehre: hier drei Impressionen von dem mehrstündigen Spektakel in eisiger Kälte. Zwar erreichte die Aurora nur gelegentlich beachtliche Helligkeiten, die dann mit rasanten Bewegungen und den ganzen Himmel erfüllenden Vorhängen einher ging, aber die ‚vorgeschriebenen‘ Formen waren alle da. Und zu Beginn mit einem – fotografisch – markanten senkrechten roten Strahl ganz am Rand des ’normalen‘ grünen Bogens (1. Bild) sogar eine diesem Blogger bis dato unbekannte. [2:25 MEZ] Wobei das natürlich auch schon andere mal fotografiert hatten. [10:20 MEZ]
27. Januar
Die Sonnenfleckengruppe (1)1944 meldet sich zurück und hat – noch hinter dem Sonnenrand – schon mal zwei M-Flares nacheinander geschickt. [8:30 MEZ. NACHTRAG: und noch ein fetter M-Flare aus der Gruppe!]
26. Januar
Der Polarlicht-Tourismus in Nord-Norwegen explodiert
Um 200% hätten die Besucherzahlen in Tromsø gegenüber dem Vorwinter zugenommen, sagt die Rezeptionistin im Hotel, inzwischen gibt es Prospekte für Aurora-Touren selbst in Japanisch, einen dicken Katalog mit Angeboten – und im aktuellen Lufthansa magazin preist doch glatt ein mehrere Seiten langer Artikel energisch die Freuden der Polarlicht-Beobachtung speziell in bzw. bei dieser größten Stadt weit und breit an. Dann lassen wir uns mal überraschen, was die kommende Woche bringt: Bei Norwegen-Aurora-Expeditionen per Schiff hatte es 2011, 2012 und 2013 meist in der Umgebung von Tromsø die besten Schauspiele gegeben. Derweil hat die SN 2014J in Messier 82 eine visuelle Helligkeit von ziemlich exakt 11.0 mag. erreicht: auch die Auswertung eines optischen Spektrums, ein Amateurspektrum und die SN gestern hier, hier und hier ab Minute 17. [18:10 MEZ] Mehrere Jupiters vom 23. Januar, 22. Januar und 18. Januar. [22:40 MEZ] Und C/2012 X1 (LINEAR) dicht beim Sternhaufen IC 4665 heute. [23:55 MEZ]
3. März 2014 um 21:10 |
[…] Aufnahmen hier sind mit der seit 2011 und zuletzt Ende Januar in Norwegen eingesetzten Bridge-Kamera mit maximalem Weitwinkelzoom, das 25 mm Kleinbild entspricht, und […]
24. Januar 2017 um 15:50 |
[…] Einzelbildern) und 2013 (mit Links zu 7 Artikeln & 7 Alben) – und Festlands-Expeditionen 2014 (mit Links zu 3 Artikeln, auch ein großes Album) und 2015 (mit Links zu 11 Artikeln) abermals auf […]
14. Februar 2017 um 17:33 |
[…] Weltraumwetter und seinen irdischen Folgen, Verkehrssünden auf Island im Banne von Polarlicht, der auch in Norwegen Ärger machen kann („Nordlicht-Touristen schaffen Verkehrs-Fallen“). So wie ein […]
24. November 2017 um 23:54 |
[…] von einer schönen Feuerkugel über Japan, Erfahrungen mit Polarlicht in/bei Tromsø (das auch dieser Blogger mal testete), der große Erfolg des Crowdfundings für die Produktion des Enhanced Vision Telescope, […]
25. Januar 2018 um 22:01 |
[…] Fortgeschrittenere Dämmerung (und siehe dieses Bild und die folgenden bei völliger Dunkelheit vor vier Jahren): […]