Archive for Juni 2014

Allgemeines Live-Blog vom 24. bis 28. Juni 2014

24. Juni 2014

28. Juni

ldsd

Mars-Lande-Techniktest halber Erfolg: Fallschirm versagte

Der Low-Density Supersonic Decelerator (LDSD) der NASA hat heute seinen Atmosphärentest nach zahlreichen Verschiebungen pünktlich absolviert: Trotz eines versagenden Fallschirms spricht die NASA von Erfolg, weil die Primärziele erreicht wurden, jedenfalls alle anderen während des Test-Ablaufs, etwa der Ballon-Aufstieg und dann die Raketenphase. Die beschleunigte den Demonstrator auf Mach 4, um den Eintritt einer Kapsel in die Marsatmosphäre zu simulieren: auch frühere Berichte hier und hier und mehr Links. [23:55 MESZ – Ende. NACHTRAG: ein JPL Release, diverse Video-Clips, Artikel hier (früher), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links zum Test und einer PK am nächsten Tag.

ldsd

NACHTRAG 2: die Bergung des Demonstrators, der trotz versagenden Fallschirms mit nur etwa 40 km/h in den Ozean gestürzt war – da vorher alle Testziele erreicht wurden und nun auch die Datenrekorder an Bord ausgewertet werden können, gilt der Flug inzwischen als komplett erfolgreich. Insbesondere arbeitete der Supersonic Inflatable Aerodynamic Decelerator genau nach Plan: ein Schritt hin zur Landung schwererer Nutzlasten auf dem Mars als bisher. NACHTRAG 3: weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier und (falsch dargestellt) hier – plus eine bizarre Headline]

sofia-hh

Die fliegende Sternwarte SOFIA ist heute früh in Hamburg gelandet, wo Flieger wie Teleskop noch bis Anfang November ‚Heavy Maintenance‘ unterzogen werden: die Route über Grönland, im Anflug und nach der Landung. Der Aufenthalt soll nun doch für PR-Zwecke nutzbar sein; auch Pläne für die DV mit dem LSST, ein Hangout über Pan-STARRS, mehr Gamma-Teleskope für Ladakh (im H.E.S.S.-Stil) – und der kleine Krater nach der ersten moderaten Sprengung für das E-ELT auf dem Cerro Armazones. [15:05 MESZ. NACHTRÄGE: SOFIAs Hamburger Landung vom Tower aus gefilmt – und deutscher Optimismus in Sachen Budget]

Es war vor 20 Jahren: Blogger -> Chile, Komet -> Jupiter

Vor exakt 20 Jahren reiste dieser Blogger für fünf Wochen nach Chile, als einer von zahlreichen ‚angeworbenen‘ Beobachtern für eine Radio-Durchmusterung rund ums Milchstrassenzentrum auf dem Cerro Tololo Interamerican Observatory: Während des Aufenthalts dort schlugen Mitte Juli die Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy auf dem Jupiter ein, verfolgt von zahlreichen Astronomen auch auf dem CTIO, das zu einem der zentralen Beobachtungsplätze wurde. Nun gibt es zum ersten Mal alle umfangreichen Berichte über sowohl die Reise vor und nachher als auch über die Impakt-Erfahrungen auf dem CTIO, die damals nur an eine Handvoll Adressaten geschickt worden waren, vollständig im Web zu lesen: Tonnen reines ASCII, kein einziges Bild, aber voll authentisch! Die SL9-Reports sind dabei erheblich erweitert durch Berichte aus erster Hand (und ebenfalls in Deutsch) aus Cambridge, Mass., USA, und (in Englisch) zahllose weitere vom ganzen Planeten und aus dem Weltraum, die sie zu einer Chronik der damaligen Ereignisse nahezu in Echtzeit machen. In Sachen Kometen noch Catalina heute und vorgestern (dito), den Mars-Anflug von Siding Spring und ein Artikel zu Rosettas Ankunft (Seiten 60-65). Und ansonsten Beobachtungen der Mondsichel, die den Beginn des Ramadan bedeutet, ein rotierender Marsglobus aus 2014-er Amateurbildern, drei Press Releases zur aktuellen Sonnenforschung hier, hier und hier, helle NLCs in der Nacht 26./27. Juni über Nord- und Ostdeutschland (mehr und mehr), tolle Sprites, ein paar Nachrichten zum ILY – und ein deutscher Astronom gehört zu den meist-zitierten, was zählt. [14:40 MESZ]


27. Juni

Workshop_sw

Eigenschaften des „Public Telescope“ nun deutlich klarer

Das kühne Projekt eines Weltraumteleskops für alle hat gestern auf einem Optik-Workshop in Garching einen Sprung bezüglich der Konkretisierung seiner technischen Grundparameter getan, zu danken vor allem dem Optiker-Ehepaar Holota (links hinten: er, kaum bekannt, der Designer des Zeiss APQ – Seite 8 – und seit Jahrzehnten in der Raumfahrt zuhause). In an- und mitunter aufregenden sechs Stunden wurde de facto festgelegt, dass ein optisches System – integriert wohl in einen bereits existierenden weltraumqualifizierten CFK-Tubus – mit einer Fokalebene von rund 10 x 20 cm entstehen soll, die sich vor allem zwei kaskadierende Dichroit-Systeme teilen, die jeweils 5 großformatige CMOS-Chips mit unterschiedlichen Farben versorgen (wobei die genauen Filterparameter noch TBD sind, aber 300 bis 1100 nm abdecken sollen). Auf Filterräder wird verzichtet: einfach viel zu teuer wenn für den Weltraumeinsatz garantiert zuverlässig genug.

Bei der Lageregelung sind weder Kompromisse noch Experimente geplant: Präzisionsgyroskope im Regelkreis mit vier Guiding-Teleskopen – aufwändigeren Startrackern – sorgen für eine Stailität von besser als 1/10″. Eins dieser Guidingteleskope könnte dabei selbst wissenschaftliches Gerät spielen, dank Spiegelbeschichtung noch für „Vakuum-UV“ an 100 nm heran reflektieren und mit einem UV-Spektrographen ausgestattet sein, an dem es in Deutschlands Fachastronomie erhebliches Interesse gibt; die Hauptoptik VUV-tauglich zu machen, wäre zu komplex und brächte auch Nachteile bei längeren Wellen. Ein Orbit des Satelliten wird in etwa 700 km Höhe angestrebt, kreisförmig und ohne unliebsamen Kontakt mit den Strahlungsgürteln, mit existierenden Bodenstationen für den Up- und Downlink. Mit den nun – dank wachsender Vernetzung mit der deutschen Raumfahrtindustrie – deutlich konkreter gewordenen technischen Parametern kann es jetzt an die nächsten Realisierungsschritte gehen, schon kommende Woche folgt der nächste Technik-Workshop des Projekts. [23:50 MESZ]

Athena fliegt (ca. 2028), Angara fliegt (erst einmal) nicht

Das Science Programme Committee der ESA hat jetzt den großen Röntgensatelliten Athena, der 2012 noch gegen JUICE gescheitert war, gemäß Empfehlungen von Ende 2013 (ganz unten) tatsächlich als die folgende Large-Mission des Wissenschaftsprogramms ausgewählt, zur Freude v.a. deutscher Astronomen, auch wenn die Mission bekanntlich frühestens 2028 starten wird: auch Artikel hier und hier sowie operative Probleme mit den STEREO-Satelliten (Antennen jetzt zu heiß) und Fortschritte bei Gaia (beim Radial Velocity Spectrometer). Derweil verschiebt sich der Jungfernflug der Angara-Rakete Russlands möglicherweise um mehrere Wochen, nachdem er heute abgebrochen werden musste (früher, noch früher, mehr, mehr, mehr und mehr Links): auch die Rakete jetzt, ein einsamer Putin, eine Vorschau und Updates. Sowie Spekulationen über Gletscher im Mars-Krater, wo Curiosity unterwegs ist, die kleinen Monde Saturns – und der Rekonstruktions-Versuch des Videos von der Ozean-Landung der Falcon. [19:45 MESZ. NACHTRÄGE: mehr zu Athena hier und hier und zur Angara-Pleite hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

barringer

Ein Bild des Barringer-Impaktkraters von der ISS aus ist gerade herunter gekommen (Obacht: Die Versionen der von Gerst geschickten Bilder auf Flickr und selbst die von Facebook herunter ladbaren haben wesentlich höhere Auflösung als die von Twitter zwangsgeschrumpften maximal 1024 Pixel) – während auf der Raumstation selbst die Wettschulden in Sachen Soccer eingelöst wurden: beim Kommandanten, dem Mit-Passagier, und fertig … [15:25 MESZ] Auch ein Video-Clip der NASA zu der ‚Operation‘. [18:45 MESZ. NACHTRAG: und das Ganze noch mal amtlich …]


26. Juni

pan

Jetzt eindeutig gemessen: So hell wurde PANSTARRS 2013

Als sich der Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) Mitte März 2013 aus der Abenddämmerung schälte, streuten die Helligkeitsschätzungen gewaltig: in dieser Sammlung z.B. zwischen 0.0 und 2.0 mag., während in dieser die meisten auf 1.5 mag. tippten, mit „:“ für „unsicher“ allerdings. Nun begab es sich aber, dass PANSTARRS am 16. März von einem Sonderflug aus beobachtet wurde – und viele der Aufnahmen dieses Bloggers zeigen weit rechts neben dem Kometen in gleicher Höhe über dem Horizont einen einsamen hellen Stern (oben ein Summenbild aus den sechs besten, berechnet von Bernd Gährken): Das war der 2.8 mag. helle Algenib, deutlich schwächer als der Komet. Weitwinkligere Bilder enthalten mehr Sterne. Der DSLR-Kometen-Fotometrie-Spezialist Thomas Lehmann hat sich jetzt der Bilderserie angenommen: „Die gamma-behafteten sRGB Bilder habe ich auf eine lineare Intensitätsscala zurückgerechnet und dann per Aperturfotometrie den grünen Kanal gemessen. Im ersten Aufnahme-Set (lange Brennweite) wurde nur mit dem Stern Gamma Peg verglichen“, und die fünf besten Bildern lieferten für den Kometen 1.0, 1.2., 1.2, 1.3 und 1.4 mag. „Im zweiten Set (Weitwinkel) habe ich alle erkennbaren Sterne gemessen und – unter Berücksichtigung der Extinktion – aus zwei Aufnahmen die folgenden Werte ermittelt:“ 1.4±0.4 mag. mit 10 Sternen und 1.0±0.5 mag. mit 6 Sternen. Damit dürfte die V-Helligkeit von PANSTARRS am 16.3.2013 bei 1.2±0.4 mag. gelegen haben: nicht schlecht, nur leider arg sonnennah und mit Stummelschweif dran … Auch die aktuellen Kometen Catalina gestern (dito) und PANSTARRS am 23. und 19. Juni, eine alte Mini-Doku über Bradfield – und ein ESA-Hangout heute zum Status von Rosetta. [23:35 MESZ]


25. Juni

iss-auro

Orion mit Aurora von der ISS ausgesehen – und gleich noch eine ISS-Aurora. Auch Start-Vorbereitungen des letzten und Impakt-Experimente im Zusammenhang mit dem ATV, eine Agenturmeldung zum gestrigen ISS-WM-Plausch, ein großer Fallschirm-Test für die Orion (in diesem Video bei Minute 26), ein möglicher Zwischenstopp auf Phobos, ein Interview mit dem Chefwissenschaftler zum Ende der Primärmission von Curiosity, Cassini bald zehn Jahre im Saturnorbit, Bilder von Komet C-G von Rosettas NavCam, der Sonnenflare-Satellit MinXSS, der aus der ISS geworfen werden soll, das Missionsende von CoRoT – und zunehmende Schwierigkeiten mit ISEE-3. [23:55 MESZ]

sma

Der Submillimeter Array auf Hawaii ist nun zehn Jahre alt

Und das gemeinsam von den USA und China errichtete Radiointerferometer für 0.3 bis 1.7 mm Wellenlänge hat schon einiges erreicht. Auch eine Menge Deep-Sky-Zeichnungen an einem 4.3-Meter-Teleskop (nämlich dem Discovery Channel Telescope in Arizona), ein Besuchsbericht vom VLT, der 3. Data Release von DASCH, dem großen Platten-Scan-Projekt von Harvard, drei sonnige Press Releases von einer britischen Tagung zu Korona-Regen, einer merkwürdigen Eruption und wackelndem ’solarem Moss‘, kostenloser Fulldome-Content für jedes Planetarium von der ESO, seriösere Trends in der Archäoastronomie von heute, ein schöner ISS-Transit über die Sonne, die Kometen Catalina gestern und Siding Spring am 21. Juni – und crowdgesourcete Asteroidenjagd mit Daten der CSS für alle. [0:00 MESZ] Die dem Vernehmen nach „easy and addictive“ ist … [22:05 MESZ]


24. Juni

ball

Auch im LEO gibt es kein Entrinnen vor der Fußball-WM hat sich heute bei TV-Interviews mit der ISS-Crew gezeigt. Gerst (mit Ball) erwähnte dabei eine Wette: Sollte Deutschland das USA-Spiel am 26. verlieren, dürften die beiden Amerikaner ihm auf seine Glatze eine US-Flagge malen, anderenfalls müssten sie sich selber die Köpfe rasieren … Auch weitere Bilder von seiner Mission, keine Roskosmos-Unterstützung für einen Touristenflug um den Mond, der Status der ARM, Proben für den IXV-Test, Gedanken über eine Harpune für Satelliten, gewisse Fortschritte bei BepiColombo, die gegenwärtigen Tiefflüge von MESSENGER und Venus Express, ein Marsjahr von Curiosity im Einsatz, eine Entdeckung vom Mars Express zu Staub in der Atmosphäre, der Status von Opportunity, chinesische Mars-Visionen 2020-2030 – und ein wichtiger Test für einen bemannten Ballon in der Stratosphäre. [20:05 MESZ]

k1-0622

Komet C/2012 K1 (PANSTARRS) vorgestern von M. Jäger aufgenommen (auch im Negativ und von D. Peach) sowie am 19. Juni und 18. Juni, plus ein schwacher Jacques im SOHO-FOV, C/2013 UQ4 (Catalina) am 23. Juni und 22. Juni, allerlei Amateur-Bilder von ISON als Filmchen – und die erste Rosetta-Messung der Wasser-Produktion von Churyumov-Gerasimenko. [2:00 MESZ]

glaxe

Die Zwerggalaxie NGC 5474 auf einer Hubble-Aufnahme mit der Advanced Camera for Surveys – vielleicht von der nahen großen Spirale M 101 deformiert. Auch Träume von einem Riesen-Weltraumteleskop (ATLAST), der kalte Ursprung der Bausteine und mysterlöse Veränderungen an einem See auf dem Titan (mehr, mehr und mehr) sowie Bilder von 10 Jahren Cassini im Saturnorbit, das erste Mars-Jahr von Curiosity, das heute um ist, während der Rover Fahrt macht, das Neuland für den Venus Express beim Abstieg – und was auf der ISS so getrieben wird. [1:15 MESZ. NACHTRAG: mehr Links zur mysteriösen neuen ‚Insel‘ auf dem Titan]

Weitere größere Artikel

22. Juni 2014

Die besten Radar-Aufnahmen eines erdnahen Asteroiden gelangen Goldstone & Arecibo gemeinsam.

Kometen-Fachgruppe traf sich in Leipzig zum ersten Mal.

Uralte Planeten zu Besuch im Schlepptau von Kapteyns Stern – auch Press Releases hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Gedicht und Artikel hier, hier, hier und hier.

Leuchtende Nachtwolken auf 51.5° Nord in der Nacht 16./17. Juni – auch in der Nacht 19./20. Juni gab es welche in England [NACHTRAG: und Nordirland] und am 21./22. Juni in Deutschland und Kanada.

Astronomen-Paradies in Deutschland im MIAPP – auch ein Artikel über ein Hubble-Konstanten-Paper, das auf dem aktuellen 1. MIAPP-Workshop zu exakt diesem Thema für Belustigung gesorgt haben soll.

Kleine Artikel

Zwergnova 10. Größenklasse im Sternbild Pegasus – scheint aber bereits auf 12. Größe gefallen zu sein.

Geringe Masse der Milchstraße aus Sternströmen berechnet.

»Mega-Erde« Kepler-10c fällt aus dem Rahmen.

Bildverarbeitung von Kometen-Komae: Vergleich der Methoden, lehrbuchreif.

Allgemeines Live-Blog vom 17. bis 19. Juni 2014

17. Juni 2014

19. Juni

2011md

Werden diesen erdnahen Asteroiden – 2011 MD – demnächst Astronauten besuchen? Mit Hilfe des Spitzer Space Telecope wurden jetzt seine Eigenschaften bestimmt [NACHTRAG: das komplette Paper] (oder auch nicht, wie andere Asteroidenforscher bereits hier, hier und hier meckern), und für die weiterhin geplante lunare Asteroid Redirect Mission könnte er sich eignen [NACHTRAG: mehr Kandidaten]. Auch Beobachtungen mit Swift am Kometen Siding Spring, PANSTARRS heute und gestern (auch im Negativ), die Bahn von P/2013 UQ4, der Mars 2014 (mehr), extreme JupiterBild-Verarbeitung 2013, US-Planungen für die SoFi 2017, ein Hangout zum HUDF, das neue ISS-Instrument RapidScat – und eine lange russische EVA daselbst heute (mehr und mehr). [23:55 MESZ – Ende. NACHTRÄGE: weitere Artikel hier und hier und mehr Links]

BICEP2-Paper veröffentlicht – und nun deutlich vorsichtiger

Das Paper mit dem möglichen Nachweis von Gravitationswellen des Urknalls in der kosmischen Hintergrundstrahlung ist heute formell publiziert worden, nebst Begleitartikeln hier und hier, einem Press Release und einem Editorial (auch Artikel hier und hier sowie früher): Zwar geht man weiter davon aus, dass man das Signal – und sogar stark – gefunden habe, doch man gibt nun zu, dass galaktischer Staub es in Teilen oder auch komplett erklären könnten. Und das vermeintliche Gegenargument mittels einer ‚geklauten‘ Planck-Karte wurde gestrichen … [20:30 MESZ]

In zwei Stunden wird der Gipfel des Armazones gesprengt

Denn wie die ESO verraten hat, sollte es gegen 20:10 MESZ passieren (während der Webcast der Ereignisse gleich beginnt und von 18:30 bis 20:30 MESZ laufen soll): Vorschauen hier und hier, ein Artikel – und letzte Blicke auf den Berg im Originalzustand hier, hier und hier. [18:10 MESZ] Der Webcast – mit 13’000 Zuschauern! – läuft; vorher verriet eine Tafel, dass die ‚Zeremonie‘ erst um 19:00 MESZ beginnt, mit einer Stunde Ansprachen und dem großen Knall in der Tat um 20:10 MESZ. [18:35 MESZ]

arma1

Nun im Webcast Ansprachen in einem Zelt, während der Berg noch nichts ahnt … [19:05 MESZ] Astro-Mathematik: Einer rechnet in seiner Rede vor, dass es in Europa 3000, in Chile dagegen nur 100 Astronomen gibt, Chile aber 10% der Beobachtungszeit mit dem E-ELT zusteht – und damit jedem chilenischen Astronomen 3-mal mehr als einem europäischen. [19:25 MESZ]

arma2

Plöpp! Eine halbe Stunde früher als angekündigt – und erheblich unspektakulärer als die tausende Zuschauer des Webcasts erwartet hatten, wie einem Sturm hämischer Kommentare im Chat zu entnehmen – hat es Bumm gemacht. Die Staubwolke zog nach rechts ab. Ende. [19:45 MESZ] Ein Amateurfoto der Sprengung zeigt auch nicht mehr. [19:55 MESZ] Und das Ganze als Zeitraffer-Clip … [20:05 MESZ.

E-ELT blasting close-up

NACHTRÄGE: Aus ein paar 100 Metern (statt 20 km) Abstand sah die Sprengung nach etwas mehr aus (dito in Bewegung), die erste von vielen – 5000 Kubikmeter Fels wurden jetzt entfernt, am Ende sollen es 220’000 sein. Auch wurde heute der Anschluss ans Stromnetz unterschieben. Und Artikel hier, hier, hier, hier und hier]

Neue Rosetta-Bilder: Zielkomet hat keine Staubkoma mehr!

Als der Kometen-Orbiter in spe am 30.4. sein Ziel mit der OSIRIS-Kamera aufnahm, zeigte Churyumov-Gerasimenko eine ordentliche Koma („So sah ROSETTA die Koma …“) – aber bei neuen OSIRIS-Aufnahmen am 4. Juni war sie komplett verschwunden, und auch die Helligkeit insgesamt war gesunken. Mit nahendem Perihel wird Komet C-G aber sicher wieder aktiv, und Rosetta kann aus der Nähe zuschauen – und wird, wie jetzt erwogen wird, am Ende ihres Orbiter-Daseins womöglich auf C-Gs Kern „landen“, so wie einst NEAR auf Eros, auch das war nicht Teil der Mission gewesen [NACHTRÄGE: weitere Artikel hier und hier]. Auch Messungen der Swarm-Satelliten zu Schwankungen des Erdmagnetfelds, der kommende Satellit CuSPP, eine Aufnahme von Messier 51 durch Gaia – und der Start von zwei weiteren BRITE-Satelliten zur Stern-Fotometrie. [18:05 MESZ. NACHTRÄGE: Da waren noch viel mehr Satelliten auf der Dnepr-Rakete gewesen, wobei die 37 einen Rekord für einen Massenstart aufstellten – auch mehr Links]

hexapod

Kleines Teleskop in Chile: je dicker Sterne, desto doppelt

Klein ist das Hexapod-Teleskop der Uni Bochum natürlich nur im Vergleich zu seinen gewaltigen chilenischen Nachbarn: Immerhin hat es 1.5 m Durchmesser. Als Prototyp für ein innovatives Teleskopkonzept in den 1980er Jahren geplant und schließlich auch gebaut, hatte es zunächst im Bochumer Botanischen Garten gestanden, bevor es 2006 nach Chile umzog, wo unweit des Cerro Paranal das kleine Observatorio Cerro Armazones entstand. Jetzt verweist die Universität auf allerdings schon vor zwei Jahren publizierte Erkenntnisse, für die ein „kleines“ aber dafür einer Arbeitsgruppe umfassend zur Verfügung stehendes Instrument ideal ist: 790 O- und B-Sterne wurden systematisch spektroskopiert. Und es zeigte sich, dass mindestens 82% der Sterne mit mehr als 16 Sonnenmassen (Spektraltyp O) enge Doppelsternsysteme sind, erst bei den B-Sternen nimmt der Anteil mit sinkender Masse deutlich ab, auf etwa 20% bei 3 Sonnenmassen. Da die beiden Partner meist ähnliche Massen haben, sind sie offensichtlich zusammen entstanden (denn dass ein massereicher einen anderern massereichen einfängt, wäre reichlich unwahrscheinlich): eine wichtige Erkenntnis für die Physik der Sternentstehung. Hmm, Cerro Armazones – da war doch was? Genau: In nur 1.5 km Entfernung vom Hexapod wird heute der Gipfel des Berges selbst gesprengt, um Platz für das E-ELT zu machen, neben dessen 39 m Durchmesser das Hexapod erst recht ein Zwerg sein wird. Aber ein, wie man gesehen hat, ziemlich nützlicher. Auch eine Exoplaneten-Transit-Beobachtung mit SOFIA, ein MASER-Upgrade für ALMA, neue Hoffnung für das JCMT – und weiter Empörung in Deutschland über den ungefragten SKA-Ausstieg, während China schon bereit steht (Absatz XIX) … [17:50 MESZ]

Viel beachtete Vollmond-Schlaf-Studie nun klar widerlegt

Vor einem Jahr sorgte ein angeblich signifikanter Zusammenhang von Mondphase und Schlaf für einiges Aufsehen und wurde entweder blind geglaubt oder verdammt. Vor allem die extrem geringe Datenmenge und die merkwürdigen Umstände der Entstehung des Papers ließen reichlich Raum für entschiedene Zweifel. Jetzt gibt es eine andere Studie, die konkret die 2013-er Methodik nachvollzieht, aber mit dramatisch mehr Probanden und Nächten (Cordi et al., Current Biology 12 [17.6.2014] R549-50): Es gibt keinerlei Effekt des Mondes. Und mehr noch: Es zeigte sich, dass schon desöfteren Schlafstudien zu anderen Zwecken im Nachhinein auch in Richtung Mondphase analysiert worden waren, durchweg mit demselben negativen Ergebnis. Aber nur die wenigsten Nullresultate wurden veröffentlicht, so dass die wenigen scheinbar positiven das Gesamtbild stark verzerren: Das File Drawer Problem schlägt zu … [17:20 MESZ]


18. Juni

lro

Ein schräger Blick des Lunar Reconaissance Orbiter auf die Hadley-Rille und den Landeplatz von Apollo 15: die ‚Hadley Base‘ zwischen nämlicher Rille und den Apenninen. [23:50 MESZ]

Venus-Aerobraking, dritter Rosetta-Burn, Titan-Encounter

Eine Menge los heute im Sonnensystem: Die Abbremsung des Venus Express durch Absenken der Bahn in die Atmosphäre hat heute begonnen, und ein bisschen Wissenschaft ist dabei auch drin (dito beim MESSENGER im Merkur-Orbit dessen letzte Missionsphase im Tiefflug ebenfalls gerade eingeleitet wure). Weiterhin hat der 3. Triebwerks-Burn Rosettas zur Bahnangleichung an den Zielkometen heute planmäßig begonnen – und Cassini im Saturnorbit fliegt wieder einmal am Titan vorbei, bei Titan 102, wobei die Hoffnungen groß sind, den Datenreichtum des letzten Besuchs zu wiederholen. Auch das aktuelle Treiben der Marsrover Curiosity und Opportunity (keine besonderen Vorkommnisse), ein seltener Update vom AMS-02 auf der ISS, Experimente daselbst mit dem OPALS-Laser, neue Experimente mit dem 5. und letzten ATV – und ein Interview mit A. Gersts Nachfolgerin auf der ISS, für deutsche Medien jetzt leichter zu erreichen. [18:30 MESZ] Rosettas 3. Burn ist problemlos absolviert, plus ein Artikel zum Venus Express. [23:25 MESZ]


17. Juni

P1510040sw

Leuchtende Nachtwolken bis nach NRW gab es vergangene Nacht zu sehen, hier halb wolkenverdeckt aus dem Ruhrgebiet um halb drei – weiter nördlich war natürlich mehr zu sehen. [12:45 MESZ] So wie auch in diesem Video aus Dänemark. [23:55 MESZ]

Das expandierende Lichtecho von V838 Mon – gemorpht: Seit über 10 Jahren schon fasziniert dieses kosmische Projektions-Spektakel nach einer Sterneruption, jetzt ist aus 8 HST-Aufnahmen von 2002-2006 ein flüssiger Zeitrafferfilm erzeugt worden. [12:35 MESZ]

The final ALMA antenna arrives at Chajnantor

Alle 66 Antennenschüsseln von ALMA sind jetzt am Platz auf dem chilenischen Chajnantor-Hochplateau: Hier wird am 13. Juni die letzte heran gekarrt, die 25. europäische 12-m-Antenne, die sich zu 25 amerikanischen und 16 japanischen (12 und 7 m) gesellt. [11:20 MESZ. NACHTRAG: Artikel dazu hier und hier]

Kometen-Entdecker Bill Bradfield – 18 Funde! – gestorben

Groß ist die Trauer unter Kometenfans, nachdem erst jetzt bekannt wurde, dass schon am 9. Juni der australische Kometenjäger William A. Bradfield mit 86 verstorben ist: ein 10 Jahre alter Artikel über ihn und erste Nachrufe hier und hier. Besonders bemerkenswert am Lebenswerk des freundlichen und etwas scheuen Bradfield: Alle 18 Kometen fand er – zwischen 1972 und 2004 – visuell, und alle tragen allein seinen Namen [NACHTRAG: weitere Nachrufe hier und hier]. Auch ein neuer Komet NEOWISE (Bilder von WISE und von Amateuren), der Komet gewordene Asteroid P/2013 UQ4 (Catalina) mit interessanten Details gestern, der alt bekannte PANSTARRS vorgestern, mehrere Workshops zu Siding Spring am Mars (Item 4) – und die ESO macht eine Show aus der Bergsprengung für das E-ELT am 19. Juni. [1:00 MESZ]

hst-kbo

Hubble auf der Suche nach einem 2. Ziel für New Horizons

Der Wert der New Horizons-Mission in den Kuiper-Gürtel würde erheblich steigen, wenn die Sonde nach dem Vorbeiflug am Zwergplaneten Pluto am 14. Juli 2015 noch ein zweites, viel kleineres Objekt besuchen könnte: Das war schon beim Start klar gewesen, doch ein konkretes Ziel gab es damals nicht – und alle Suchprogramme von der Erde aus haben auch seither keins gefunden. Und so hat sich das Time Allocation Committee nun entschieden, die Suche mit dem Hubble-Teleskop fortzusetzen (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr [NACHTRAG: und mehr, mehr, mehr und mehr plus mehr Links]): Hier die erste tiefe Aufnahme dieses Programms, das zunächst nur zur Probe läuft. Erst wenn sich dabei eine statistisch hohe Wahrscheinlichkeit erweist, dass Hubble ein geeignetes Zweitziel für New Horizons finden kann, wird mehr von der extrem wertvollen Beobachtungszeit des Satelliten geopfert und ein etwa Vollmond-großes Himmelsfeld abgesucht. Auch Effekte des Weltraumwetters am Merkur, Labor-Experimente zum Titan im Vergleich mit Cassini-Daten – und wer immer noch die Voyagers steuert, Jahrzehnte nach ihren Starts. [1:00 MESZ]

Das Streulicht-Problem Gaias bleibt: Folgen nur moderat?

Wie die ESA jetzt zugeben musste, ist es nicht gelungen, das überraschende Streulicht-Problem in der Optik zu beseitigen oder auch nur komplett zu modellieren: Man wird bei der Astrometrie-Mission damit leben müssen. Das hat z.B. zur Folge, dass die Genauigkeit bei den schwächsten Sternen (20. Größe) um 50% verschlechtert wird (430 statt 290 µas) und bei helleren immer weniger, bis von 15. Größe (25 µas) aufwärts kein Effekt mehr eintritt. Aber trotz „some loss relative to Gaia’s pre-launch performance predictions, we already know that the scientific return from the mission will still be immense,“ verspricht die ESA – die das mit einer einmonatigen wissenschaftlichen Testphase bald demonstrieren will [NACHTRAG: ein Artikel dazu]. Auch was die ISS-Crew so treibt, zwar nun zwei Passagiere für einen Soyuz-Flug um den Mond aber noch nicht die modifizierte Hardware – und bald ist der 10. Jahrestag des ersten Raumflugs des SpaceShipOne, während das SpaceShipTwo vielleicht noch dieses Jahr so weit kommt. [1:00 MESZ]

Zwergnova mit 10. Größe im Pegasus zu sehen

15. Juni 2014

Entdeckt gestern Mittag von der All Sky Automated Survey for SuperNovae (ASAS-SN oder „Assassin“) mit dem vierfachen 14-cm-„Brutus“-Teleskop in Haleakala, Hawaii, und rasch spektroskopisch als Zwergnova erkannt, kann der hellste von der ASAS entdeckte Transient vielleicht ja noch zulegen.

P1510008sw

Wolkenstrahlen heute Abend über Bochum von Witten-Herbede aus gesehen. Auch neue Cizizen Science mit Sonnen-Magnetfeldern, ein erstaunlicher Saturn mit Simpel-Kamera (aber 50-fach-Zoom), die Rolle von Amateurastronomen bei Rosetta, das baldige Erscheinen von Komet Jacques bei den Sonnensatelliten, wilde Spekulationen über den Kometen P/2013 UQ4, Komet C/2012 X1 beim Helix-Nebel, die weiteren Aussichten für PANSTARRS, überraschende Radio-Emission von Meteoren (bestaunt auch hier und hier) – und Camelopardaliden-Beobachtung aus dem Flugzeug.

Der „Australia SKA Pathfinder“ ist jetzt ein Radioteleskop

geworden, nach nur wenigen Monaten Inbetriebnahme: Das zeigen neue Ergebnisse mit ASKAP, das als direkter Vorgänger des Square Kilometer Array – Baubeginn 2018 – gilt. Auch drei neue Stationen für LOFAR in Polen, die neuen Calar-Alto-Instrumente CALIFA & CARMENES, wie man eine zeitgemäße Art Fachzeitschrift schaffen könnte – und wie der Stil des Abstracts den Impact eines Astro-Papers beeinflusst …

glo5

glo6

glo7

Drei aktuelle Bilder aus anderen Welten: ein Felsen (der 1.5 m hohe „Dragon Rock“), den der chinesische Mondlander Chang’e-3 aufnahm, eine überraschende Ringstruktur im Sternentstehungs-Gebiet NGC 7538 (hat da ein Stern eine Blase geblasen?) in Herschel-Daten und ein Resonanzring in der Galaxie NGC 3081 auf einem Uralt-Hubble-Bild mit der WFPC2 – der zentrale Balken oder die Gravitation einer anderen Galaxie war Schuld.

glo2

glo3

glo4

Die ISS-Crew beobachtete einen russischen Raketen-Start

Und Alexander Gerst verbreitete ein paar Bilder sogleich auf allen Kanälen: Es handelte sich um den Soyuz-Start eines weiteren GLONASS-Satelliten, der Russlands Konstellation von Navigations-Ssatelliten vervollständigen und auch eine neue Frequenz einführen wird. Schon früher hatten ISS-Besatzungen Raketen-Starts verfolgen können.

Allgemeines Live-Blog vom 7. bis 13. Juni 2014

7. Juni 2014

13. Juni

P1500906

P1500913

P1500923

Die „Leichen im Keller der Astronomie“ ans Licht bringen

will das brandneue Munich Institute for Astro- and Particle Physics in Garching, das gestern bei einem Pressegespräch vorgestellt wurde: So drückte sich einer der beiden MIAPP-Direktoren Rolf-Peter Kudritzki (wie immer mit Hawaii-Hemd; links Nobelpreisträger Brian Schmidt, rechts der andere Direktor Martin Beneke und der Co-ordinator des Excellence Cluster Universe, Stephan Paul) wiederholt aus, um den Ansatz dieses neuartigen wissenschaftlichen Treffpunkts zu charakterisieren. Hier kommen ein paarmal im Jahr rund 50 Forscher für einen Monat zusammen, um viel intensiver über heiße Themen zu diskutuieren, als dies bei einer typischen Konferenz möglich ist. Inspiriert wurde das MIAPP durch ähnlich intensive Physik-Meetings in Aspen, doch dort ist man unter sich in den Rocky Mountains – in Garching dagegen sorgt die Lage mitten auf dem riesigen Forschungs-Campus für viele zusätzliche Kontakte, die auch wieder zur Inspiration beitragen.

P1500931

P1500932

Derzeit residiert das MIAPP – zentraler Bestandteil der ersten Verlängerungsphase des Exzellenz-Clusters Universe von 2012 bis 2017 – in einem verlassen vorgefundenen Gebäude (unten), das u.a. Fusionsforscher und ein Reisebüro beheimatet hatte, aber man träumt bereits von einem eigenen Bau (Modell oben) mitten im astronomischen Sektor des Campus. Und was hat der Rest der astronomischen Welt von den MIAPP-Workshops? Die Viewgraphs der Vorträge selbst erscheinen sogleich im Internet, wie beim z.Z. laufenden ersten zur Hubble-Konstanten und Wegen, sie auf 1 % genau zu bestimmen (wobei dieses aktuelle Paper zum Thema nur belächelt worden sei). Und die umfangreichen Diskussionen danach werden erst einmal mitprotokolliert: Wieviel davon letztlich ebenfalls im Web erscheinen wird, darüber scheint es noch diskrepante Meinungen zu geben, denn geht man zu freizügig damit um, wird vielleicht weniger offen über die ’skeletons in the closet‘ diskutiert.

P1500952

P1500959

Im Anschluss an das Pressegespräch bestand noch die Möglichkeit, umfangreiche Interviews mit Kudritzki und einem der Physik-Nobelpreis-Träger von 2011, Brian Schmidt, für die nächste Sendung der interstellarum-Sternstunde aufzuzeichnen, die um den 12. Juli online gehen wird: Die Entdeckung von Lambda>0 bewegt auch 16 1/2 Jahre später noch die Gemüter. Dieser Blogger (u.r.) wäre übrigens am liebsten gleich da geblieben, denn die inspirierende Wirkung des MIAPP stellte sich bereits in den vier Stunden des Aufenthalts daselbst ein … [19:45 MESZ – Ende. NACHTRÄGE: die komplette Sendung – und das Schmidt-Interview im O-Ton]

dark_iss

So sieht es in der ISS aus, wenn alle schlafen (hmm, aber wer machte dann dieses Bild?) und das Licht ausgemacht haben – es leuchten v.a. Wegweiser zur nächsten Soyuz, wie im Flugzeug … An Bord geht derweil alles den gewohnten Gang, von der Aufregung um das Feuerchen mal abgesehen – und in seinem ersten Blog-Artikel aus dem LEO fordert Gerst bereits das Verlassen desselben. Auch die Fortschritte beim Aerobraking des Venus Express, eine weitere Bahnkorrektur von MOM, globales Interesse an Galileo, das Ende von NOAA 16, die Ursache des Proton-Versagens – und das Triebwerk von ISEE-3 wird nicht vor dem 30. Juni gezündet, da die Bahn der Uralt-Sonde zuvor noch mit dem DSN besser bestimmt werden muss. [17:55 MESZ]

hq124

Mit die besten Radar-„Bilder“ eines erdnahen Asteroiden

sind von den Antennen in Goldstone als Sender und Arecibo als Empfänger am 8. Juni von 2014 HQ124 in 1.4 Mio. km Entfernung aufgenommen worden (Anklicken lieferte weitere Zeitschritte und eine Animation): ein mindestens 370 x 200 Meter großer Contact Binary, der mit 4 Metern Auflösung eine Menge Details zeigt. [0:55 MESZ] Weitere Details der Beobachtungen und Artikel hier und hier. [16:25 MESZ] Und auch hier und hier. [17:15 MESZ]


11. Juni

phoebe

Heute vor 10 Jahren flog Cassini zum 1. Mal nah an einem Saturnmond vorbei, beim ersten und einzigen Encounter mit Phoebe – der Einschuss in den Saturnorbit folgte erst am 1. Juli 2004. Auch Rosettas Ziel von der Erde aus verfolgt, der Tiefflug des Venus Express, der Status diverser Mars-Missionen der Zukunft, deutsches Radio über die Kontaktaufnahme mit ISEE-3, der Status des LightSail, wie Gerst sich selbst erforscht, ein Feuerchen auf der ISS (auch ein Artikel und mehr Links) – und wer zu ihr als erster im Dragon fliegen darf. [23:35 MESZ]

three_flares_24_hours

Noch ein dritter X-Flare aus derselben Gruppe am Sonnenrand wie die beiden gestrigen – mit X1.0 aber schwächer – hat sich heute ereignet (rechts; mehr und mehr), während die aktuellen Flecken im Detail recht ansehnlich sind. [21:15 MESZ] Nun doch Spekulationen über etwaige irdische Wirkungen des gestrigen Doppel-Flares. [22:20 MESZ]

msl-transit

Das war der Merkur-Transit vom 3. Juni 2014 – wie ihn nur der Marsrover Curiosity vom Mars aus beobachten konnte: Viel auffälliger sind zwei Sonnenflecken, aber das diffuse Fleckchen oberhalb von ihnen ist die Silhouette Merkurs, der mit nur 1/6 Pixel Durchmesser kaum Kontrast schafft. Auch die Saga der Radprobleme Curiositys, neue Funksignale von Yutu auf dem Mond, Press Releases hier, hier und hier zu US-Rosetta-Instrumenten, die jetzt beobachten und die beiden großen Burns, die neue Mission Keplers, der Reentry des letzten Progress von der ISS aus aufgenommen, Verschiebungen anderer Transporter, mehr Wissenschaft auf der ISS, die erste Orion nimmt immer mehr Form an – und die neue NASA Authorization Bill (mehr, mehr und mehr Links) sowie Optimismus für SOFIA. [0:00 MESZ] Wo der Hochfrequenzkanal des Ferninfrarotspektrometers GREAT erfolgreich in Betrieb genommen wurde. [21:00 MESZ]


10. Juni

doppelflare

Zwei X-Flares der Sonne binnen 70 Minuten hat es heute Mittag MESZ gegeben: ein Video beider Flares, eine NASA-Seite, Artikel hier, hier und hier, der 1. Flare, der 2. Flare (mehr) und eine CME danach (mehr und mehr), die ohne Folgen bleiben dürfte. Plus das 2. Mini-Maximum des 24. Zyklus (Video) – und dicke Luft bei den Sonnenforschern der NASA. [22:45 MESZ]


9. Juni

sofi13

Die Chromosphäre bei der letzten totalen SoFi rund herum um den Mond auf einer Aufnahme von Kristián Molnár und Pavel Štarha am Lake Turkana in Kenia auf 3°29’42.88″N 35°26’45.71″O, wo der Mond nur noch einen Hauch größer als die Sonne war und die Totalität nur noch 11.7 Sekunden dauerte. Auch Komet C/2012 X1 (LINEAR) gestern und aktuell gibt’s wieder gute NLCs in Nord- und Ostdeutschland. [23:55 MESZ]


7. Juni

Schlechte Nachrichten für den SKA aber gute für SOFIA

hat die deutsche Astronomie praktisch zeitgleich erhalten: Völlig überraschend hat die Bundesregierung den Austritt aus dem großen Radioastronomie-Projekt verkündet – während sich auch der US-Senat hinter die fliegende Sternwarte mit deutschem Anteil gestellt hat, was deren Überleben um mindestens ein Jahr beinahe garantiert. Das Ende der deutschen Beteiligung am Square Kilometer Array war offenbar vorher mit niemand diskutiert worden, was bei Astronomen im Inland wie im Ausland Empörung auslöst – und die Hintergründe bleiben rätselhaft. In der Vorbereitungsphase des riesigen Interferometers in Südafrika und Australien sind die Konsequenzen nur gering, aber wenn es an den Bau und die Nutzung geht, haben deutsche Firmen bzw. Astronomen klar das Nachsehen. Derweil geht bei SOFIA alles den gewohnten Gang, insbesondere mit der Ankündigung des Senats, dem Programm mit 87 Mio.$ im FY 2015 sogar mehr zu geben als die 70 Mio.$ des Hauses (mehr und mehr). Zuvor hatte sich die Bundesregierung bis auf Außenminister-Ebene für SOFIA stark gemacht; ob dies bei der Entscheidungsfindung innerhalb der Haus- und Senatsausschüsse eine Rolle spielte, ist schwer zu sagen. Und noch etwas aus der deutschen Forschungslandschaft: angebliche Vetternwirtschaft bei der MPG, in einer Einrichtung, die mit dem Raumfahrt treibenden MPE zusammen hängt. [3:40 MESZ. NACHTRÄGE: weitere Reaktionen auf den Skandal um den SKA, zu dessen erwarteter Wissenschaft gerade eine große Tagung läuft, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. In Australien dagegen …]

sphere1

sphere2

sphere3

Drei frühe Aufnahmen mit dem neuen VLT-Instrument SPHERE, dem Spectro-Polarimetric High-contrast Exoplanet REsearch instrument, das kürzlich First Light hatte (auch Artikel hier, hier und hier): vom bekannten Staubring um HR 4796A („So sieht der Gemini Planet Imager …“), der Oberfläche des nur 0.8″ großen Saturnmonds Titan, wo der Blick bei 1.59 µm den Dunst durchdringt, und von einem schwachen Begleiter von Iota Sgr in 0.24″ Abstand. Auch Spaniens E-ELT-Beitritt, ein chinesisches geodätisches Zenit-Teleskop, ein Upgrade von ALMA, der anhaltende Kampf um das Lick Observatory – und die Feriensternwarte des A. Maury in Chile. [2:55 MESZ]

Größerer ’neuer‘ Asteroid kommt auf 1.25 Mio. km nahe

Am 8. Juni fliegt der erst kürzlich vom reaktivierten Satelliten WISE entdeckte ein paar 100 m große 2014 HQ124 in 1.25 Mio. km an der Erde vorbei (Artikel hier und hier). Auch eine Sternbedeckung durch Eugenia mit Monden für Südeuropa am 13. Juni, die Kometen Jacques gestern mit schönem Plasmaschweif, PANSTARRS am 2. Juni, 1. Juni (mehr und mehr) und 31. Mai (mehr) und 2013 UQ4 am 4. Juni, der Jupiter mit 3 Mondschatten am 3. Juni am Taghimmel (mehr, auch hier, hier und hier, und mehr von Luigi Fiorentino‎ in Bari), eine Boden-Kampagne für Pluto-Beobachtungen parallel mit New Horizons, Chi Cygni bald wieder hell, die SN 2014J in M 82 beobachtet mit RadioAstron, ein GRB mit z=4.0 (nebst Press Release) – und Juni-Vorschauen hier und hier. [2:40 MESZ]

ngc1566

Ein neues Hubble-Bild der Spiralgalaxie NGC 1566 mit der WFC3 in nahen IR: die zweithellste Seyfert-Galaxie, dafür ohne Balken. Auch Weltraumwettervorhersage für den Venus Express, Curiosity auf großer Fahrt, wie Orbiter-Daten Opportunity leiten, ein Zeitraffer-Video von der ISS mit der jetzt stets sichtbaren Sonne, Tests mit dem OPALS-Laser für Kommunikation daselbst, wie ein Shuttle-Astronaut nun am Dragon V2 arbeitet, neue „advanced“ Experimente der NASA – und deren Reaktion auf den neuen NRC-Report, den letzten von vielen … [2:15 MESZ]

Warum die Interpretation der BICEP2-Daten völlig offen ist

In den beiden Papers „A joint analysis of Planck and BICEP2 B modes including dust“ und „Toward an Understanding of Foreground Emission in the BICEP2 Region“ ist jetzt detailliert vorgerechnet worden, dass das Polarisationssignal mit Curl auf großen Skalen komplett auf Staub in der Milchstraße zurückgehen könnte, sich dies aber gegenwärtig ebenso wenig beweisen lässt wie dass das Zeitalter der „Gravitational Wave astronomy and cosmology“ nun begonnen hat: Was hier schon mehrfach berichtet worden ist („Die BICEP2-Resultate sind jetzt eine Schrödingersche Katze“), gibt es nun auch quantitativ nach zu lesen. Mit der Warnung im 1. Paper, dass auch die Messungen des Planck-Satelliten die Frage nur klären können werden, wenn sie sehr genau ausfallen, während das 2. Optimismus versprüht: Zusammen mit einigen weiteren Daten werde bald „a definitive discovery of gravitational waves“ in der CMBR möglich sein – wenn sie denn da sind. Auch eine kürzliche Debatte zum Thema (zu den Daten ab 1:16:50), ein Schlagzeilen-Vergleich und Artikel vom 6. Juni, 5. Juni hier, hier, hier und hier, 4. Juni hier und hier, 3. Juni hier, hier, hier und hier, 2. Juni hier und hier, 30. Mai hier und hier, 29. Mai hier, hier und hier, 28. Mai hier und hier, 27. Mai und 21. Mai hier, hier und hier. [1:00 MESZ]

Weitere größere Artikel (und ein paar Bilder)

6. Juni 2014

moju-sw

Konjunktion mit Schwierigkeiten von Jungmond und Jupiter am 31. Mai – am 1. Juni war’s (s.o.) einfacher, auch hier und hier.

Hubble Ultra-Deep-Field jetzt noch farbiger mit zugemischten UV-Bildern der WFC3.

Wenn Köln schon mal eine Launch Party schmeisst, dann geht es zur Sache (hier – von diesem Blogger gefilmt – ein Gruß nach oben) …

Die Erde wie einen Exoplaneten erforscht, mit LCROSS vor dem Mond-Crash und während der asiatischen MoFi Ende 2011 – auch ein weiterer Artikel zur Nutzung der letzteren.

bonn-lv

Astronomisches bei der 9. Bonner Wissenschaftsnacht musste den Platz leider auch mit Licht-„Kunst“ und Esoterik teilen …

Kürzere Artikel

Die Saison der Leuchtenden Nachtwolken hat begonnen, mit einer relevanten Nacht Ende Mai (danach aber bislang nur noch wenig).

Nur schwacher Meteorschauer durch Komet 209P/LINEAR (mit maximal 20 Meteoren für einen Beobachter selbst unter Idealbedingungen) – aber nette Radarbilder seines Kerns.

jupimonde

Jupitermonde leuchten im Planetenschatten schwach im nahen IR – völlig überraschend [NACHTRAG: ein später Press Release dazu]!

Sonnenteleskop mit 1,6 Meter Durchmesser bewährt sich und zeigt prompt mehr Komplexität in Photo- und Chromosphäre.

Uralt-Sonde ISEE-3 hört auf Kommandos von Amateurfunkern und sendet Telemetrie und Messdaten: die letzten Statusberichte hier, hier und hier.

Die erste orbitale Pressekonferenz von Alex Gerst

5. Juni 2014

eac-anf-ony

eac-alex1

eac-anf-oberth

Eine Bildqualität wie gleich aus einem Büro nebenan, mit nur ganz leichten Störungen, und ein Ton wie aus dem Studio: Der erste TV-Auftritt des 11. deutschen Astronauten Alexander Gerst eine Woche nach Start und Ankunft auf der ISS für die Presse im European Astronaut Centre in Köln geriet so perfekt, dass es manchem schon fast zu wenig nach Weltraumabenteuer aussah – hätte sich Gerst nicht zuweilen lässig im Raum gedreht.

eac-alex-total

eac-alex-media

eac-media3

In den 19 heute Nachtmittag zur Verfügung stehenden Minuten ließ das EAC nur Fernsehanstalten, große Radiosender und die Lokalpresse je eine Frage stellen: Man erfuhr etwa (im Original [NACHTRAG: bessere Version] bzw. mit englischem VO), dass Gerst noch immer ständig Neues lernt und deswegen gar keine Zeit für Heimweh habe, während er zehn Stunden am Tag beschäftigt sei.

eac-alex-logo

eac-media2

eac-media1

Die frechste Frage kam natürlich aus Kindermund: Ob er sich denn mit den anderen fünf vertrage, und wohin er flüchten könne, wenn es mal Streit gäbe. Nein, sagt Gerst, man verstehe sich blendend und habe viel Spaß miteinander – und notfalls könne er ja in der Schlafkoje die Tür zu machen.

eac-pano

eac-ende

Was in den nächsten 5 Monaten bis zu Gersts Rückkehr am 10. November noch an PR-Events geplant sei, konnte der EAC-Sprecher übrigens heute nicht beantworten. Hier noch ein Zeitraffer-Film, Bildergalerien hier und hier und Amateurfilme hier (nett geschnitten), hier, hier, hier und hier aus Baikonur rund um den Start sowie Jubel hier, hier und hier über orbitale Bilder-Tweets (wobei der Absender nicht immer auch der Fotograf ist).

eac-ori

eac-ori-innen

Auch eine Sichtung im EAC: ein Modell der Orion-Kapsel der NASA mit ESA-Antriebsteil. Beim ersten echten Modell der Kapsel, noch ohne es, wurde übrigens gerade der Hitzeschild installiert – und der Testflug ist weiterhin für diesen Dezember geplant.

eac-mond

Und auch das steht in einer Ecke im EAC-Foyer: eine Mondbasis aus dem 3D-Drucker … Wie es mit der bemannten amerikanischen Raumfahrt weiter gehen solle, hat just gestern mal wieder ein Papier des NRC empfohlen, das zwar dem NASA-Fernziel Mars zustimmt, den derzeitigen Weg dahin aber für zu zögerlich erklärt: eine Video-Zusammenfassung, die erste Reaktion der NASA, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links.

Rosetta hat auch ihren zweiten großen Burn absolviert

Erneut hat die Kometensonde gestern die Bahn weiter der des Kometen angepasst, das zweite derartige Manöver auf der langen Reise zu Komet 67P. Auch der Status von Dawn, der tatsächliche Bau von OSIRIS-REx, die aktuellen Aussichten vom Mars-Rover Opportunity am Pillinger Point, Erkenntnisse über Titan von Cassini, der Hitzeschild des Solar Orbiter, der immer noch gelegentlich sendende Sonnensegler IKAROS und der Status des LightSail, eine Flut von CubeSats (wobei sich einer von vieren, die Studenten bauen, nie meldet …), ein neuer Space-Fence-Vertrag (mehr, mehr, mehr und mehr Links) – und mysteriös taumelnde tote Satelliten.

Auf dem Satelliten Swift ist eins der Instrumente ausgefallen, aber auch ohne das XRT kann er noch GRBs detektieren. Auch die ersten Spektren von Gaia (mehr Grafiken) und seine Abdeckung des Himmels, die ersten Exoplaneten-Kandidaten (mehr und mehr) der neuen Kepler-Mission, die noch ein paar Jahre laufen könnte, die unsichere Zukunft des IR-Satelliten Spitzer, ein Weltraum-Laser für IceSat 2, die freie Daten-Politik von Copernicus – und Forschungs-Nutzlasten für das SpaceShipTwo von NASA und APL.

Live-Blog „von“ der 224. AAS-Tagung in Boston

2. Juni 2014

4. Juni

aas17sw

Überzeugende ‚künstliche Galaxien‘ mit Simulation „FIRE“

Die Ergebnisse des FIRE-Programms („Feedback In Realistic Environments“) wurden zwar bereits 2013 in einem Paper und diesen Januar in einem Press Release gefeiert – aber da ihnen auf der 5. PK der 224. AAS-Tagung (s.u.) auch eine besonders charismatische Präsentation durch Phil Hopkins zuteil wurde, sind sie der Erwähnung wert. Im Gegensatz zu Simulationen der kosmischen Evolution wie zuletzt Illustris, die die großskalige Struktur des Kosmos mitnehmen, konzentriert sich FIRE auf eine Galaxie, dafür aber mit 1 bis 10 Lichtjahren Auflösung und nur 1000 Sonnenmassen pro Volumenelement: Einzelne Molekülwolken werden bereits räumlich aufgelöst und die diversen Konstituenten der Interstellaren Materie einzeln behandelt, nebst aller physikalischen Effekte, die oft einander bedingen. Die resultierenden „Kunst-Galaxien“ sind viel realistischer als selbst die von Illustris: Inbesondere wird die Bildung neuer Sterne durch die diversen Wechselwirkingen auf ein Maß reduziert, wie man es tatsächlich beobachtet, während bei simpleren Simulationen immer 50 bis 100% statt real unter 10% der Baryonen in Sternen enden. Und die Effekte sorgen auch dafür, dass sich die Dunkle Materie nicht wie bei diesen extrem im Zentrum der Galaxien ansammelt: Ihre tatsächliche – aus der Galaxiendynamik erschlossene – Verteilung wird korrekt wiedergegeben (Grafik: gelb statt früher blau). Fazit: Der Cold Dark Matter geht es bestens, Motivation für „alternative“ Kosmologien gibt es nicht. [21:25 MESZ – Ende]

aas16sw

Ein zweiter Überrest einer Supernova des Typs Ia mit viel zirkumstellarem Material drum herum, das schon vor der Explosion entstanden sein muss, ist SNR 0509-68.7 alias N103B: Sein Spitzer-Spektrum in von dem des Remnants von Keplers Supernova von 1604 nicht zu unterscheiden, wurde auf der 5. PK (s.u.) konstatiert. Das spricht – jedenfalls in diesen beiden Fällen – für das unpopulär gewordene Single-Degenerate-Modell, bei dem der explodierte Weiße Zwerg zuvor von einen normalen Stern mit Gas beworfen wurde, der auch für das staubige Umfeld sorgte (auch Press Releases hier, hier und hier). Während beim Doubly-Degenerate-Modell, das für mindestens 80% aller Ia-Supernovae angenommen wird, zwei Weiße Zwerge verschmelzen und kein nennenswertes zirkumstellares Medium haben sollten. [21:00 MESZ]

SOFIA „operationell“, neues Instrument, Schicksal unklar

Augen zu und durch: Das ist offenbar die ‚Strategie‘ der (v.a. amerikanischen) Astronomen bzgl. der weiteren Nutzung der fliegenden Sternwarte auf der AAS-Tagung. Dass das House 70 Mio.$ für SOFIA in den FY2015-Haushalt schreiben will, hat einigen Optimismus gebracht (auch wenn der Wille des Senats in dieser Hinsicht noch nicht bekannt ist) – und so wurden jetzt das Observatorium für operationell erklärt und, auch auf der 5. Pressekonferenz heute, die ersten Messungen mit EXES gefeiert, einem neuen Instrument. Schon mal in den Hagar schieben wird man SOFIA trotz all der Sorgen jedenfalls nicht. [20:40 MESZ]


3. Juni

A spiral galaxy located about 30 million light years from Earth.

So sieht der Röntgensatellit Chandra Messier 51 (und ihren Begleiter): komplexe diffuse Emission und hunderte Punktquellen, die meist mit H-II-Regionen und damit Orten aktiver Sternbildung zusammen fallen und durchweg Röntgendoppelsterne sind. In mindestens 10 von ihnen werden wegen ihrer Helligkeit akkretierende Schwarze Löcher – statt Neutronensternen – vermutet: Solche Systeme sind sehr selten, weil sie Paare aus massereichen und damit kurzlebigen Sterne erfordern, von denen einer schon seine Supernova hinter sich hat, der andere aber noch als Massenspender da ist. In der Milchstraße ist mit Cyg X-1 überhaupt nur ein vergleichbares System bekannt, hieß es auf der 4. PK (s.u.), aber mit der 7-fachen Sternentstehungsrate der Milchstraße und einer Supernova im Jahrzehnt schafft M 51 entsprechend mehr davon. [23:35 MESZ]

aas14

Hier verschmelzen gleich vier Galaxienhaufen gleichzeitig

Und Hubble (Hintergrund), Chandra (blau) und der Very Large Array (rosa) gucken zu: Interessant ist v.a. das längliche und wunderlich gekrümmte Radiofeature in MACS J0717+3745, Synchrotron-Emission, die auf Teilchenbeschleunigung in einem Schock zurückgehen dürfte, zumal auch die Gastemperatur dort stark erhöht ist. Auf der 4. PK (s.u.) war von erreichten Teilchenenergien von 10^18 bis 10^19 Elektronenvolt die Rede, eine Million mal mehr als was der LHC schafft. Insgesamt 10^15 Sonnenmassen sind bei dieser komplexen Kollision im Spiel. [23:25 MESZ]

aas15

Ein Ausschnitt aus dem Hubble Ultra Deep Field – mit neuen UV- und IR-Komponenten: In dieser neuen Version des vor 10 Jahren veröffentlichten extra-tiefen Bildes eines Stücks ‚leeren‘ Himmels sind 6 Aufnahmen mit der Kamera ACS (150 – in Blau dargestellt – und 435 bis 850 nm, allen zusammen Grün zugeordnet) noch 5 weitere mit der später installierten WFC3 hinzu gefügt worden, von 225 bis 336 nm (ebenfalls in Blau) und 1.05 und 1.25 µm (Rot dargestellt). Dieses „bunteste Bild des Universums“ wurde heute auf der 4. PK (s.u.) und in Press Releases hier, hier und hier vorgestellt: Zweck dieser Ultraviolet Coverage of the Hubble Ultra Deep Field (UVUDF) war die Suche nach dem UV-Licht der jüngsten Sterne bei Galaxien vor 5 bis 10 Mrd. Jahren. Noch weiter zurück gehend, ist es durch die Rotverschiebung sichtbar oder gar Infrarot, bei nahen Galaxien dagegen schon direkt von GALEX und Hubble untersucht worden. Das tiefste UV-Bild aller Zeiten – konkret in 13 Filtern von 150 nm bis 1.6µm – schafft nun Abhilfe und zeigt z.B. Sternentstehung bis in den Außenbereich der Galaxien. Dem UV-freien JWST werden übrigens die jüngsten Sterne aus den letzten 9 Mrd. Jahren entgehen … [23:05 MESZ]

Fermi-Erkenntnisse zur kosmischen Evolution der Blazare

waren Gegenstand der vierten Pressekonferenz und wurden schon letztes Jahr in diesem Paper diskutiert: Für 206 dieser vom Gamma-Satelliten entdeckten entdeckten Aktiven Galaxien wurden auch Rotverschiebungen bestimmt. Die meisten Unterklassen der BL-Lac-Objekte waren bei z~1.2 am häufigsten, bei einer jedoch gab es erst bei z<0.5 die größte Raumdichte. Da ihre Zunahme mit der Zeit der Abnahme der anderen Klassen entspricht, liegt die Vermutung nahe, dass es dieselben Objekte sind, die aber vom mutmaßlichen zentralen Schwarzen Loch auf neue Weise – über dessen Rotation – mit Energie versorgt werden. [22:40 MESZ]

aas09sw

Die Sonne verhält sich jetzt anders aber nicht merkwürdig

Das war die Quintessenz der dritten Pressekonferenz heute: Zwar weichen der laufende 24. Sonnenzyklus und auch schon das Minimum davor drastisch von ihren unmittelbaren und mit vergleichbar guter Technik verfolgten Vorgängern ab, wie auch schon etwa hier, hier und hier konstatiert – aber halbwegs systematisch wird das Betragen der Sonne erst seit etwa 60 Jahren beobachtet, ein Nichts angesichts ihres Jahrmilliarden währenden Lebens. Und der bisherige Verlauf des 24. Zyklus folgt z.B. weiterhin praktisch dem des 14. Zyklus.

aas05sw

Aber interessant ist der gegenwärtige Zustand der Sonne schon: hier z.B. der Verlauf der Temperatur der Sonnenkorona der letzten 30 Jahre, bestimmt aus dem Verhältnis ihrer Helligkeit in den Emissionslinien von Fe X und Fe XIV, die die John W. Evans Solar Facility in New Mexico mit einem Koronographen täglich beobachtet. In „typischen“ Minima gibt es einen starken Temperaturabfall vom (hier ausgesparten) Äquator hin zu den Polen, in typischen Maxima ist die Korona überall gleich heiß. Aber jetzt (rechts) war alles anders: Im Minimum ging die Temperatur auch in niedrigen Breiten stark zurück, während sie in hohen erhöht blieb – eine „Regel“, dass die polnahe Korona im Maximum 400’000 Kelvin heißer als im Minimum ist, wurde verletzt. Und im Maximum stieg die Korona-Temperatur erst im Norden – und fiel dort schon wieder, als sie im Süden heißer wurde, wo auch jetzt noch (in diesen Daten noch nicht erfasst) mehr Flecken zu sehen sind.

aas04sw

Auch die großen Strömungen im Inneren der Sonne haben sich verändert, hier aus globaler Helioseismologie ermittelt (ohne Trennung von Nord- und Südhalbkugel): Dies ist nur ein stark geglättetes Bild; Detailmessungen von Satelliten zeigen noch viel mehr Effekte. Die generelle Bewegung dieser Jetstreams zum Äquator hin scheint intakt, hingegen scheint die – zu einem „verlängerten Zyklus“ von etwa 17 Jahren zu gehörende – zweite polwärts gerichtete Bewegung, die schon den 25. Zyklus ankündigen würde, zu fehlen. Trotzdem verwarten sich die Sprecher – v.a. die auf das Große Bild bedachte Sarbani Basu – gegen weitere Prognosen aufgrund der bisherigen Beobachtungen: Weder könne man seriös schon etwas über den 25. Zyklus sagen noch über kommende Große Minima spekulieren. Denn nur aus historischen Daten heraus könne man die Sonne nicht verstehen: Das gehe nur mit einem tiefe(re)n theoretischen Verständnis des Sonnenzyklus, und ein solches sei weiterhin nicht in Sicht. [19:30 MESZ]


2. Juni

aas02

Doppelter Exoplaneten-Tod bei Kepler-56 vorausberechnet

In 129 und 155 Millionen Jahren wird es um zwei der Planeten von Kepler-56 geschehen sein, wurde heute in der 2. Pressekonferenz (s.u.) und zuvor in diesem Press Release vorgerechnet: Während einerseits immer stärker werdende Gezeiteneffekte die Bahnen der Planeten schrumpfen lassen, kommt ihnen andererseits der Stern selbst „entgegen“, während er zum Roten Riesen wird – das Ende ist dann jeweil sehr abrupt (Grafik); auch ein Artikel zu dieser und den anderen drei Exoplaneten-Stories des Tages. [23:50 MESZ]

Metall-Statistik: Die Exoplaneten ‚zerfallen‘ in drei Klassen

Inzwischen sind derart viele Exoplaneten entdeckt worden, dass statistische Methoden aus ihrer Parameter-Wolke neue Erkenntnisse schöpfen können: Eine Anwendung des Kolmogorov-Smirnov-Tests auf über 400 Sterne mit 600 Planeten wurde auf der zweiten PK (s.u.) sowie zuvor diesem Paper und diesem Press Release sowie diesem Artikel vorgestellt. Auf den ersten Blick ist die Metallizität der Sterne gegen die Durchmesser der Planeten aufgetragen eine Punktwolke, aber der KS-Test isoliert darin zwei ziemlich scharfe Grenzen, die drei Klassen von Planeten schaffen. Unter 1.7 Erddurchmessern liegt demnach die Metallizität der Sterne nahe dem solaren Wert: Hier findet man erdähnliche Planeten. Zwischen 1.7 und 3.9 Erddurchmessern liegt die Sternmetallizität etwas höher: Diese Planeten sind „Gaszwerge“ mit kleinen festen Kernen und Wasserstoff- und Helium-Hüllen. Und oberhalb von 3.9 Erddurchmessern sind die Sterne deutlich metallreicher und die Planeten Eis- oder Gasriesen. Die Stern-Metallizität, die gleichzeitig ein Maß für die Menge vorhandenen festen Baumaterials ist, scheint sich damit als wesentlicher Regulator für die Natur entstehender Planeten zu etablieren – aber wie der Fall Kepler-10c (s.u.) zeigt, gibt es in Einzelfällen auch gravierende Ausreißer. [22:35 MESZ]

Angeblich habitable M-Zwerg-Planeten ohne Atmosphären?!

Da haben sich die Exobiologen wohl zu früh gefreut: Die meisten Sterne in der Milchstraße sind M-Zwerge, und Planeten haben sie auch reichlich – schön nahe an den lichtschwachen Sternen, so dass die Planetentemperatur flüssiges Wasser auf der Oberfläche erlaubt. Aber das ist vermutlich ein Denkfehler, wie auf der 2. PK (s.u.) sowie zuvor in diesem Paper und diesem Press Release sowie diesem Artikel dargelegt wurde: Auch wenn sie nur schwach leuchten, so haben M-Zwerge doch einen substanziellen Sternwind – und dessen Dichte und damit abstreifende Wirkung auf eine Atmosphäre nimmt mit geringerem Abstand rapide zu, auf das 50- bis 1000-fache derjenigen des Sonnenwinds an der Erde! Modellrechnungen für Planeten mit einem Magnetfeld von der Stärke des irdischen – es gibt leider keine klaren Argumente zur Feldstärke von M-Stern-Planeten – in Zwergwinden lassen von einer Atmosphäre nichts übrig: Die Magnetosphären sind hilflos, und ein Ozean würde sich auch nicht halten können, da er versuchen würde, die Atmosphäre nachzufüllen. [22:20 MESZ]

„Mega-Erde“: 2.3-mal Erdgröße, 17 Erdmassen, alles Felsen

Ein Exoplanet, wie es noch keinen gab, dominiert die Berichterstattung zur zweiten Pressekonferenz der Tagung: Bereits in diesem Paper und Press Releases hier und hier beschrieben, vereinigt Kepler-10c Eigenschaften, die seine Entstehung derzeit nicht erklären lassen. Exoplaneten mit 2.3 Erddurchmessern sind durchaus bekannt, aber sie hatten stets nur geringe Massen und Dichten, die auf einen hohen Gasanteil hinwiesen: Das erwartet auch die Theorie, dass sie sich ihre Masse größtenteils aus der Gaskomponente der zirkumstellaren Scheibe holen. Doch die Masse von Kepler-10c liegt – präzise gemessen per Radialgeschwindigkeit mit HARPS-N am TNG auf La Palma – bei rund 17 Erdmassen, was ihm eine Dichte von ca. 7.5 g/cm^3 gibt: Die hat dominant felsiges Material, das unter seiner eigenen Schwerkraft noch weiter verdichtet wird. Der Planet hat also nur die festen Bestandteile aus der Scheibe akkretiert: „We don’t know how to make this kind of planets“, hieß es auf der PK, denn alle Modelle für 17-Erdmassen-Planten machen Neptune und keine solche „Mega-Erde“. Und erschwerend kommt hinzu, dass Kepler 10 mit 11 Mrd. Jahre sehr alt ist und eigentlich gar nicht viele schwere Elemente mitbekommen haben: Wieder einmal hat der Kepler-Satellit die Exoplanetologie kräftig aufgemischt; Artikel z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [21:45 MESZ]

Das Astrophysical Journal wird bald nicht mehr gedruckt

Die bekannteste Fachzeitschrift der Astrophysik sowie mehrere Schwesterorgane, z.T. über 100 Jahre alt, werden ab 2015 nur noch digital erscheinen: Zwar liest sie inzwischen ohnehin fast jeder auf dem Bildschirm (oder eher noch die Papers vor dem Erscheinen im ArxiV …), aber das Ende einer Ära der Astronomie-Geschichte ist es schon – bekannt gegeben zu Beginn der 224. Tagung der American Astronomical Society in Boston, Mass.

spot

Die natürlich wieder von zahlreichen Pressekonferenzen begleitet wird, denen dieser Blogger per Webcast folgt. Die erste stand im Zeichen von Sonnenbeobachtung mit höchster Winkelauflösung, wie sie das 1.6-m-New Solar Telescope des Big Bear Solar Observatory in Kalifornien möglich macht: Egal ob Sonnenflecken (hier ein ‚einfacher‘ Fleck im blauen H-Alpha-Flügel, 0.04 nm), das Durchbrechen von Flussröhren aus dem Sonneninneren in die Photosphäre oder die Prozesse bei Sonnenflares, alles erscheint jetzt noch komplexer als gedacht bzw. bisher modelliert. So senden Sonnenflecken im Drei-Minuten-Rhythmus Wellen durch die Chromosphäre, die sich mit 20 m/s ausbreiten. [19:35 MESZ]