Archive for August 2014

Allgemeines Live-Blog vom 16. – 24. August 2014

16. August 2014

24. August

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Saturn, Mars und Zuben Elgenuibi bilden nun ein Dreieck am Abendhimmel (Mars unten, der Stern rechts), das heute noch einnal – schon sehr knapp – von 54 Nord aus erwischt werden konnte. Auch der Komet Jacques heute, gestern (mehr und mehr) und am 21.8. – und bizarre Experimente zur Ausdehnung der Nah-IR-Empfindlichkeit des Auges … [23:55 MESZ – Ende]

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Die fünf Kandidaten für die Landestelle von Philae stehen! Auf Meetings wie diesem wurden sie am Wochenende beschlossen und sollen morgen verkündet werden. Ein neues NavCam-Bild gab es heute übrigens nicht, das erste Mal seit Wochen. Auch der Abbruch des Bohr-Versuchs von Curiosity, Beobachtungen des Hellas-Beckens durch Mars Express, die Siding-Spring-Beobachtungen der Mars-Rover als Kometen-Flyby, wie Dawns Ceres-Anflug kommuniziert werden soll, zu wenig Treibstoff, um die Galileos zu retten, Bald Entscheidungen über private Raumtaxis zur ISS – und eine russische EVA daselbst (mehr Links). [23:00 MESZ]


23. August

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Ein „potenziell gefährlicher“ 3-km-Asteroid kam vorbei

und passierte die Erde in 34 Mond-Distanzen, rund 12 Mio. km: der PHA 2001 RZ11 hier eingefangen am 17. August von Stefan Beck, auch in Bewegung und in einem anderen Video. Plus Komet Jacques – derzeit ein einfaches Feldstecher-Objekt mitten im Cassiopeia-W – zusammen mit Deep-Sky-Objekten vorgestern (technische Details und mehr) und am 19.8. – und Venus, Jupiter & der Mond heute morgen in den USA (mehr) und dem UK. [23:00 MESZ]

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Und wieder fünf Kilometer näher: C-Gs Kern gestern aus ca. 64 km Distanz. Derweil hat eine Arianespace-Soyuz zwei Galileo-Satelliten auf zu niedrigen Bahnen abgesetzt: Arianespace (früher) und ESA Releases, Artikel hier (früher), hier (früher), hier, hier und hier, etwas Mathematik zum Unfall und mehr Links. Und eine Experimentalrakete von SpaceX fand ein explosives Ende: ein Press Release, Bilder hier und hier, Videos hier (Diskussion) und hier, Artikel hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. [22:35 MESZ]


22. August

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Da waren’s nur noch 69 km Abstand, als gestern diese NavCam-Aufnahme entstand: Die schrittweise Annäherung Rosettas an den Kern von C-G schreitet voran. [22:30 MESZ]


21. August

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Dieses Ding hat eine Masse von 10 Milliarden Tonnen (± 10 Prozent), hat sich aus der Wirkung der Schwerkraft von Komet C-G – hier gestern aus 83 km Distanz – auf Rosettas Bahn ergeben: eine wichtige Information für die Planung der Philae-Landung, der jetzt alles Interesse gilt. Bereits kommenden Montag sollen die fünf Kandidaten für die Landestelle benannt werden! [18:20 MESZ]

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Vergesst aber auch das andere Planetenpaar nicht!

Saturn (oben) und Mars rahmen den Waage-Stern Zuben Elgenubi ein, auf einem Bild in der gestrigen Abenddämmerung, das auf 54° Nord (in Damerow auf Usedom) entstand: nicht gerade ideal für die spätsommerliche Abend-Ekliptik-Lage, aber sehr transparenter Himmel machte es möglich. Die beiden Planeten waren dabei auch leicht mit dem bloßen Auge zu sehen, der Stern eher nicht. [11:00 MESZ] Der Anblick in größer, plus der Nachthimmel danach und der Spätnachmittag davor. [11:35 MESZ] Mehr Bilder von all dem erscheinen auch hier. [12:15 MESZ]


20. August

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Das erste Bild des Kometenkerns aus unter 80 km Abstand, das es zu sehen gab: Eine gestrige NavCam-Aufnahme aus 79 Kilometern – Rosetta ist auf dem Weg zum 50-km-Dreieck! Auch Bilder von vorgestern und vorvorgestern; der Kern ist übrigens ziemlich grau. [23:55 MESZ]


19. August

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Jupiter und Venus heute, einen Tag nach der größten Annäherung aufgenommen von Paul Hombach in der Eifel; auch detailliert dokumentierte österreichische Aufnahmen von gestern. Derweil sorgt eine neue Kometen-Entdeckung von Terry Lovejoy für einige Aufregung in der Szene, da er nach der noch sehr vorläufigen 1. Bahn der Erde Ende des Jahres sehr nahe kommen könnte. Auch Komet Jacques heute mit fettem Deep-Sky-Objekt daneben, gestern (mehr und mehr) und vorgestern sowie hunderte Video-Perseiden 2014 trotz Mond und Wolken – und die zweite Saison der Dark Energy Survey hat begonnen. [19:00 MESZ] Und schon war’s das mit dem vermeintlich erdnahen Kometen: Perihel von C/2014 Q2 (Lovejoy) eher 1.8 au. [22:35 MESZ] Und mehr Bilder des Planetenpaares heute und gestern. [22:55 MESZ]


18. August

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Die super-enge Konjunktion von Venus und Jupiter heute Morgen: so hat sie vom Wohnort des Bloggers aus ausgesehen. Auch frühere Bilder von heute (mehr), gestern und vorgestern. Sowie gestern Komet Jacques hier und hier – und der Uranus mit Details auf einer Amateuraufnahme mit 14″. [6:30 MESZ] Und hier gibt’s die Konjunktion mit Präsepe zusammen! [7:15 MESZ] Dasselbe sogar noch besser hier und hier getroffen, auch in dieser Sammlung; ’normale‘ Bilder dagegen hier, hier, hier und hier. Und am Abendhimmel treffen sich Mars & Saturn (und Zuben Elgenubi), wie auf diesem australischen Bild von gestern. [23:05 MESZ]


17. August

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Venus & Jupiter nähern sich morgen auf 12 Bogenminuten

und bilden dann ein ungewöhnlich enges Paar der beiden hellsten Planeten, das sich in der Morgendämmerung (im deutschen Westen gegen 5:30 MESZ, im Osten früher) in 5 bis 8 Grad Höhe noch gut durchsetzt: Bereits heute früh war der Anblick faszinierend (mehr, mehr und mehr Bilder), gestern und noch früher noch nicht so. Was morgen und danach noch passiert, wird u.a. hier (mit gelungenem Video), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier erzählt. Auch die Seiten eins, zwei und drei der Auswertung eines Massen-Experiments zur Sichtung der Galileischen Jupitermonde mit freiem Auge während des Oppositionseffekts 2014, der bevorstehende 150. Jahrestag des ersten Spektrums eines Planetarischen Nebels – und ein australischer TV-Bericht über Amateurastronomen, die eine verfallene Uni-Sternwarte übernahmen und wieder einsetzen. [20:15 MESZ]

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Und der tägliche Churyumov-Gerasimenko, diesmal aus 93.5 km Distanz von gestern, nebst allerlei Gedanken dazu. Ferner Komet Jacques gestern abend und morgen – und neue Papers zum Hellerwerden des F-Rings des Saturn, den Klumpen darin und der Instabilität mancher Monde des Uranus. [19:15 MESZ]

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Hier verglüht der Cygnus-Transporter, von der ISS aus gesehen: weitere Aufnahmen hier und hier. Und die Copenhagen (Very) Suborbitals haben wieder einmal einen statischen Triebwerkstest in den Sand gesetzt, das Vertrauen schwindet zusehends: Videos des Debakels hier, hier und hier und viele Fotos nach dem Burn-Through. [19:00 MESZ. NACHTRAG: noch ein ‚offizielles‘ Video mit Post-Mortem und Trauermarsch …]


16. August

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Mal wieder ein Blick über das breite Ende schräg über den Kern von C-G auf dieser gestrigen NavCam-Aufnahme aus 91 km Abstand. Auch ein Interview mit dem OSIRIS-PI, viele Bilder von Komet Siding Spring, Komet Jacques gestern (mehr) und am 5. August mit tollen Schweif-Verrenkungen – und ein schönes Perseiden-Komposit aus Dresden trotz Mond und mit detallierten Erläuterungen sowie hier und hier noch mehr Perseiden 2014, deren ZHR kaum über 70 gestiegen zu sein scheint. [20:25 MESZ]

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Diese 2012-er Feuerkugel ließ auch Meteoriten niedergehen

Und der erste der Funde von Novato vom Oktober 2012 in Kalifornien ist jetzt ausgiebig analysiert worden: Vor 4.472 Mrd. Jahren – rund 100 Mio. Jahre nach der Bildung des Sonnensystems – ist sein Mutterkörper mächtig geschockt worden, vielleicht als ihn Trümmer jenes Mega-Impakts trafen, bei dem der Mond entstand und andere Splitter kreuz und quer durch’s Sonnensystem sausten. Vor 470 Mio. Jahren zerlegte es dann den Asteroiden, und die Gefion-Familie entstand, und vor wenigen Jahrmillionen erwischte es auch jenen ihrer Brocken, aus dessen Trümmern der gewöhnliche L6-Chondrit Novato Richtung Erde aufbrach. Vor 100’000 Jahren kollidierte er noch einmal mit etwas, bevor er schließlich als 35 cm kleiner 80-kg-Stein in die Atmosphäre eintrat. Dabei zerbrach er noch weiter, wie Fotoserien wie die obige zeigen; sechs Bruchstücke konnten danach gefunden gefunden werden. Und dank ihrer schnellen Bergung gelang noch der Nachweis von organischem Material inklusive ungewöhnlicher Aminosäuren, das die ganze Kollisionsgeschichte überstanden hatte. [2:15 MESZ]

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Das Galaxien-Paar SDSS J161330.18+510335 und 2MASX J16133219+5103436 – zusammen Zw I 136 – auf einer nicht weiter dokumentierten Hubble-Aufnahme: Ihnen ist die räumliche Nähe nicht gut bekommen, weshalb sie weniger geordnet als die Galaxie rechts aussehen. Auch die bevorstehende vierte Bohrung Curiositys [alt.] (NACHTRAG: mehr hier, hier und hier), ein Mars-Atlas vom Mars Express, ein Hangout zu Dawn, die ersten Spektren von OCO-2, die Abreise des Cygnus von der ISS (mehr, mehr, mehr und mehr [NACHTRAG: und mehr Links]) – und ein Video von der letzten Wasserung einer Falcon-9-Unterstufe, das Fans gleich verbessert haben. [1:00 MESZ]

Weitere größere Artikel (und neue Rosetta-Links)

15. August 2014

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So war das bei Rosettas Ankunft! Jede Menge Bilder aus Darmstadt. Und oben das neueste NavCam-Bild von gestern aus genau 100 km Abstand; auch Versuche, eine Karte zu erstellen und die Topografie zu begreifen.

Rosetta »spürt« bereits den Kometen mit dem Staubzähler GIADA. Auch der weitere Zeitplan und die schwierige Landung.

Rendezvous with a crazy world: eine Reportage aus Darmstadt. Auch weitere Versuche hier, hier und hier, die Kernstrukturen zu verstehen.

Langzeittrend der Sonnenflecken – nur ein Irrtum? Die letzten 250 Jahre werden neu aufgerollt.

Dritter deutscher »Dark Sky Place« in der Rhön, diesmal wieder ein International Dark Sky Reserve.

Kürzere Artikel

Große helle Stürme auf Uranus ausgebrochen – auch was für Amateure?

Eine Meteorkamera für die ISS kommt mit dem nächsten Cygnus.

Das »Internationale Jahr des Lichts« 2015 wird realer, mit einem Astro-Trailer und Aktivität in Deutschland.

Allgemeines Live-Blog ab vom 12. bis 14. August

12. August 2014

14. August

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Die ersten OSIRIS-Bilder nach Rosettas Ankunft an C-G

sind eine Woche später nun publik geworden: Sie zeigen die „Hals“-Region des Kometen am 7. August aus 104 km Entfernung. Oben ein Ausschnitt aus dem mittleren Bild, und der entsprechende aus einer Aufnahme 17 Minuten früher; aus beiden wurde auch ein Anaglypen-Bild erzeugt. Ferner gibt’s noch ein gestriges NavCam-Bild – das erste nach dem zweiten Mini-Manöver, um die nächste Seite des 100-km-Dreiecks zu fliegen – und Artikel hier, hier, hier und hier. Und in Sachen Kometen noch amateurseits rein gekommen: Catalina am 13.8., sehenswerte Jacques-Bilder vom 8.8. (ein anderes tolles Bild), 6.8., 4.8. und 3.8. und ebenfalls am 3.8. Siding Spring. Auch ein behaupteter Kometen-Impakt, der keiner war, im 8. Jh., und von den Perseiden 2014 immerhin 133 in der Maximums-Nacht in Belgien, ansonsten aber eher wenige im Mondenschein. Und anderswo im Sonnensystem steht Curiositys vierte Bohrung an einem Stein bevor. [23:55 MESZ – Ende]

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Die italienischen Vulkane Ätna (links) und Stromboli in Action, gesehen aus der ISS: Auf der Nachtaufnahme ist die glühende Lava beider Vulkane auszumachen, was dem Vulanologen Alex Gerst natürlich eine besondere Freude war.

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Und noch ein Bild von der ISS: das ATV-5 im Zielanflug; ‚dahinter‘ weitere schöne Bilder von Artemjew. Inziwschen wird der Transporter besichtigt, auch frühere Artikel hier und hier und mehr Links sowie weitere Pläne mit ISEE-3 – und wie man SOFIA effizienter betreiben könnte. [20:25 MESZ] Und das ATV hat die ISS-Bahn angehoben. [21:35 MESZ. NACHTRAG: mehr dazu] Während Nachtaufnahmen von der ISS für Analysen der Lichtverschmutzung crowd-ge-sourced werden. [22:15 MESZ]


13. August

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Ein Instrument auf Rosetta registriert bereits Staubteilchen

vom noch sehr inaktiven Kometen: Der Staubzähler GIADA ist schon erfolgreich, die anderen beiden Staubinstrumente müssen noch warten. Oben das NavCam-Bild von gestern aus 103 km Entfernung, grob genordet und geschärft – und wie bekannt wurde, arbeiten unabhängige Planetologen schon mit diesen Bildern. Auch neue vage Informationen zu den Umständen der Philae-Landung – und in einem Jahr ist Perihel für Komet wie Rosetta. Plus ein HiRISE-Bild von einem rollenden Stein auf dem Mars, was Opportunity sieht – und ein selten gewordener Artikel zum Gaia-Satelliten. [21:25 MESZ]

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Pünktlicher Start des Erdbeobachters WorldView-3 vor fünf Minuten auf einer Atlas V, der 31 cm Auflösung am Boden erreichen soll – derzeit brennt die Centaur-Oberstufe. [20:35 MESZ] Und Spacecraft Separation! [20:50 MESZ] Die genauen technischen Daten und ein Artikel zum Start. [21:10 MESZ. NACHTRÄGE: ein Digital Globe PR, vom Start Bilder und ein Video, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links]

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Abenddämmerung von der ISS aus aufgenommen von Oleg Artemjew. Derweil haben die Perseiden 2014 erwartungsgemäß nicht recht begeistern können, von einem exotischen Tripel-Meteor mal abgesehen: Bilder – meist von Video-Netzwerken – und Impressionen aus 7 Ländern, UK, NL, CZ, PL, DE, UA & US. Und demnächst werden Meteore von der ISS aus beobachtet! [20:20 MESZ. NACHTRÄGE: ein Spektrum eines Perseiden und ein extra fettes Exemplar]


12. August

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Ein – ungefähr genordeter – C-G-Kern von gestern aus 102 km Distanz; auch kritische Artikel hier und hier. Plus neue Wolken auf dem Titan, wie vorausgesagt, OCO-2 im Zielorbit, ein kurioses Video von einem frisch abgesetzten Satelliten – und der recht langlebige CubeSat UWE 3 aus Würzburg. [22:55 MESZ]

Amateurastronomen satt in Trailer zum Jahr des Lichts

Die IAU hat einen Video-Trailer zum „Cosmic Light“-Thema des International Year of Light 2015 produziert, das in der zweiten Hälfte scharenweise Amateurastronomen bei öffentlichen Beobachtungs-Aktionen zeigt: Da weht geradezu ein Hauch des IYA 2009! Inzwischen gibt es auch einen ILY-Koordinator für Deutschland (ein Quantenoptiker) und eine deutsche Homepage, die z.Z. aber nur ein Platzhalter ist. Nochmal IAU: In Zambia entsteht jetzt ein weiterer Regionalknoten von Astro4Dev – und der Outreach-Newsletter erscheint nun alle zwei Wochen. Derweil waren die Erfahrungen mit den Vollmond-Perseiden 2014 letzte Nacht gemischt, wie diesem, diesem und diesem Bericht zu entnehmen ist, während heute Nacht offenbar reichlich Feuerkugeln unterwegs sind. Auch Komet Jacques am 10. August animiniert sowie am 9. August und 7. August, erst jetzt analysierte Kometen-Beobachtungen mit dem COBE-Satelliten und seinem DIRBE-Instrument, ein ESO-Bild von M 33, der Beitritt Indiens zum SKA, die Nutzung von ALMA als Phased Array für’s EHT – und Amateur-Bilder des Uranus mit offenbar weißen Wolken. [22:20 MESZ]

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Das letzte ATV hat gerade die ISS erreicht und problemlos angedockt: ESA und NASA Releases, ein Astronauten-Foto und Artikel hier und hier. [16:45 MESZ] Auch eine PM des DLR und weitere Artikel hier und hier. [17:30 MESZ] Mit fünf angedockten Schiffen ist die ISS jetzt ausgebucht! Ein Video des Andockens, ein weiterer NASA Release und weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und die Verschiebungen der ISS-EVAs. [21:55 MESZ]

Ordnung muss sein: Ab jetzt ist hier Norden oben

11. August 2014

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Der Kern von Komet Churyumov-Gerasimenko mag bizarr aussehen, aber er rotiert stabil um eine raumfeste Achse – die durch den ‚Hals‘ der ‚Ente‘ geht, deren Rumpf und Kopf herumwirbeln. Und Norden ist dort, wo die Ente ihr ‚Kinn‘ hat, d.h. wo aus vielen Perspektiven die markante Einkerbung zu sehen ist: So wird es in dem Video hier – dem mit Abstand besten TV-Beitrag seit der Ankunft Rosettas – plastisch vorgeführt, und entsprechend sind die NavCam-Aufnahmen von gestern (oben, aus 110 km Distanz) und vorgestern (unten, aus 99 km) so gedreht, dass Norden ungefähr oben ist. „Ein eindeutiges Koordinatensystem gibt es noch nicht“, hat der OSIRIS-PI H. Sierks heute diesem Blog auf Anfrage mitgeteilt, und „die CNES-Koordinaten [in dieser frühen Animation eines 3D-Modells] sind nur auf Arbeitsebene ok. Mit der Festlegung des Zero Meridian wird das Grid definiert. Dafuer benötigen wir ein besseres Shape Model und eine Einigung auf Team Ebene.“ Auch eine weitere 3D-Fassung früherer OSIRIS-Bilder und allerlei Essays hier (später), hier, hier und hier.

Heute läuft ein Workshop zu Komet Siding Spring am Mars

im Oktober, der hier gestreamt wird: Diskutiert werden frühe Ergebnisse und v.a. Pläne mit Weltraumteleskopen, irdischen und – ab 21:30 MESZ – Raumsonden vor Ort. [NACHTRÄGE: von den letzteren eine Übersicht ihrer Haupt-Ziele. Je nachdem wie groß der Kern ist, könnte er für MROs HiRISE bis zu einem Dutzend Pixel Durchmesser haben, was aber – so Alan Delamere – für die Öffentlichkeit immer noch „pretty lousy“ sei, verglichen mit Rosetta … Die beiden Mars-Rover haben leider nur „very limited capabilities“, sich an den Beobachtungen zu beteiligen, aber „we give it the best shot that we can“ – sogar mit der ChemCam von Curiosity. Und deren MastCam hat immerhin schon mal Messier 31 abgelichtet. Auch ein neues Paper, eine genaue Timeline, geplante Beobachtungen mit MAVEN und allgemeine Artikel hier und hier.] Eine Aufzeichnung der 1. Session gibt es schon [NACHTRÄGE: und von der zweiten, dritten und vierten]. Auch die schwierige Fahrt von Curiosity, die Mond-Passage von ISEE-3 gestern (mehr, mehr und mehr [NACHTRAG: und mehr sowie die Aufzeichnung eines Live-Events]) – und der schärfste private Erdbeobachter WorldView-3 vor dem Start.

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Von der ISS der Perigäums-Mond von gestern im Untergang schon deformiert aufgenommen von Олег Германович Артемьев – auch wie er diesem Blogger erschien. Und in Sachen ISS eine Verschiebung der EVA von Gerst, der auch mal wieder viele Fragen beantwortete – und die morgige Ankunft des ATV-5 an der ISS (mehr und mehr). NACHTRAG: ein gemeinsamer Überflug (unten).

Allgemeines Live-Blog vom 7. bis 9. August 2014

7. August 2014

9. August

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Und ein C-G-Kern von gestern, aus nur noch 81 km Entfernung: Auf dem „100-km“-Pseudoorbit kommt Rosetta auch deutlich näher heran. Auch das größte Bahnmanöver Cassinis während des Rests der Mission heute, der Erfolg der K2-Mission von Kepler, angeblich weiter Ende 2017 für den Erstflug des SLS, Mahlzeit in µg – und ISEE-3 bald am Mond, während das Versagen des Triebwerks unerklärt bleibt und jeder was beigetragen hat. [19:50 MESZ – Ende]

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Komet Jacques gestern von Michael Jäger aufgenommen mit einem Newton 140/f-400 und einer CCD Moravian G3-11002: mehr hier und hier, jeweils auch mit einer Animation, und hier sowie von vor- und vorvorgestern. Plus eine Aufstellung von Perigäums-Vollmonden, die man durchaus wahrnehmen kann, auch wenn nun wieder zahllose Copy&Paste-Artikel das Gegenteil behaupten, während andere dem Wahnsinn Tür und Tor öffnen, eine Überraschung am Ort einer Supernova – und Sorgen vor zwei Wirbelstürmen auch bei den Teleskopen auf Hawaii. [13:55 MESZ]

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Rosetta auf der Jagd nach ersten Kometenstaubteilchen

Mit dem Abstand von 67P/C-G zeitweise schon unter 100 km – hier eine NavCam-Aufnahme von vorgestern aus 83 km Distanz – kann man’s trotz noch geringer Aktivität ja mal versuchen: Morgen wird der Staub-Analysator COSIMA den ersten Probenträger ausfahren und mit dem Sammeln beginnen! Da die Umgebung von C-G Modellen zufolge noch so sauber wie ein Cleanroom ist, bleibt der Träger – einer von 24 – wohl einen ganzen Monat exponiert: außer es geht plötzlich aufwärts mit der Staubproduktion des Kerns. Den gibt’s übrigens hier = hier am 3. August in Rotation zu sehen: Der Clip lief einmal während der 2. PK am Mittwoch, wurde aber erst jetzt von Fans aus einem BBC-Beitrag isoliert. Auch ein ASI PR zu Ankunft und Artikel hier, hier, hier und hier. [13:40 MESZ]


8. August

Neues Videomaterial vom LDSD-Reentry-Experiment in der Erdatmosphäre im Juli ist jetzt vorgestellt worden (mehr und mehr), vielleicht hilfreich für spätere Marslandungen – auch schon zwei Erdjahre Curiosity auf dem Mars unterwegs, Erkenntnisse von Kaguya zum Mondinneren, Beobachtungen solarer Effekte und die baldige Erd- und Mondpassage von ISEE-3, der studentische Forschungssatellit ELFIN für Space Weather – und Gerst ist Auto gefahren, aber auf der Erde gesteuert von der ISS. [22:05 MESZ]


7. August

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Noch mehr neue Ansichten von Kern & Jets von Komet C-G

als die bereits hier und hier gezeigten, von der NavCam gestern aus ca. 96 km Abstand, OSIRIS-Narrow gestern früh aus ca. 120 km, NavCam vorgestern aus etwa 145 km, OSIRIS-Narrow von früher im August mit heraus gearbeitetem Jet, der aus dem ‚Hals‘ kommt, und OSIRIS-Wide mit mehreren Jets, maskiertem Kern und einem Reflex rechts. Die Bilder 2, 4 und 5 stammen dabei aus diesem Highlights-Video, es gibt auch komplette Aufzeichnungen der gestrigen Events vormittags und nachmittags (mit den ersten wissenschaftlichen Ergebnissen) und Sammlungen aller bisherigen PR-Bilder der Mission hier und hier. Am Kometen passierte nicht viel nach der Ankunft; auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, noch mehr Links, allerlei deutsche Titelseiten und ein kleiner Fehlschuss des WDR. Sowie ein Bahnmanöver von Mars Odyssey, um das Restrisiko durch Siding Spring zu minimieren, den auch WISE wieder aufgenommen hat und der die andere Kometen-Story des Jahres wird, ein LORRI-Video (mehr) aus mehr als 420 Mio. km Distanz und ALMA-Beobachtungen zur Astrometrie von Pluto & Charon, ISEE-3 drei Tage vor dem Mond, wo ARTEMIS parallel messen wird, ein Terrestrial Gamma Flash aus einem Hurrican, Startvorbereitungen der nächsten Galileo-Satelliten – und Wasser-Bergungstests und der Starttermin 4. Dezember für die Orion-Kapsel. [23:40 MESZ]

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Auf dem Uranus toben derzeit heftige Stürme, die sich auf diesen Keck-II-Aufnahmen bei 1.6 µm mit Adaptiver Optik als helle Wolken bemerkbar machen: Vor allem eine gestern ist besonders groß. Aus ihrer Erscheinung bei 2.2 µm folgt, dass sie besonders hoch sein muss. [22:40 MESZ]

Deutschland hat seinen dritten Dark Sky Place: in der Rhön

Das Biosphärenreservat Rhön ist jetzt von der IDA als Dark Sky Reserve der Klasse Silber anerkannt worden (mehr, mehr und mehr): Nach dem Reserve Westhavelland und dem provisorischen Park Eifel schon der 3. Dark Sky Place im Lande. Auch die Kometen Jacques heute (mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr und mehr) und früher sowie Outkaimeden und LINEAR, wie mit dem SDO die Sonne überwacht wird, Versuche zur Prognose der Sonnenaktvität – und ein Astronom, der seit 55 Jahren beobachtet. [21:45 MESZ]

Live-Blog von der Ankunft Rosettas am Kometen

6. August 2014

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Willkommen auf dem Kern von Komet C-G! Ein Ausschnitt aus jener der neuen OSIRIS-Aufnahmen, die heute früh aus ca. 120 km Entfernung entstanden und gegen Mittag auf den Rechner am ESOC eintrafen. Speziell diese Landschaften haben den PI der Kamera, Holger Sierks, in regelrechte Verzückung versetzt! Ach ja: Es steht jetzt fest, dass es weiterhin täglich neue Bilder der NavCam geben soll. [15:40 MESZ] Weitere Pressemitteilungen von MPS und DLR, ein Video der Landestellen-Kandidaten, allerlei Bilder von heute (auch solche, die’s nur im Webcast gab; mehr und mehr), der Kern in 3D und im Größenvergleich, ein neuer Thread bei UMSF und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [20:15 MESZ] Noch viel mehr Bilder und ein englischer Artikel dieses Bloggers, ESA Updates hier, hier, hier und hier, eine PM aus Bern, Releases von JPL und TPS, Science@NASA, Artikel hier, hier (mehr), hier, hier, hier, hier (früher), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. [23:35 MESZ – Ende]

Heute wird’s noch viel schärfere Bilder von C-G geben!

Während des nachmittäglichen Briefungs wurde bekannt, dass drei ganz aktuelle OSIRIS-Bilder die Erde erreicht haben und noch heute gezeigt werden können. Vom VIRTIS-Instrument hat man bereits gelernt, dass die IR-Emission mit der Rotationsphase schwankt. Bald wird es hochaufösende Datenkuben des Kerns geben! [14:00 MESZ] MIRO maß am 6. Juli 500 Gramm pro Sekunde Wasser-Produktion, mit periodischen Schwankungen: 2 Maxima pro einer Umdrehung des Kometenkerns. [14:10 MESZ]

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Und da ist eins der neuen Bilder! Gleich gibt’s noch weitere Ausschnitte, insbesondere auch von felsenartigen Gebilden auf der Oberfläche. Die PK ist jetzt zuende – aber die Reise hat erst begonnen! Auch eine Collage der NavCam-Bilder aus dem Video, die Landeorte im Detail, Bilder aus dem Kontrollraum u.a. und Artikel hier, hier, hier und hier. [14:25 MESZ]

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Eins der OSIRIS-Bilder aus 285 km in bester Auflösung: Die anderen – sowie das NavCam-Video – gibt’s in einem Press Release zur Ankunft (deutscher Text). In Darmstadt waren die Bilder vor einer Stunde nur so klein zu sehen gewesen (was die MPG nicht daran hinterte, meinen Screenshot zu zwitschern), in Noordwijk dagegen fullscreen; auch der Kern im Größenvergleich mit einem irdischen Berg, ein Artikel und ein anderes Live-Blog. [12:15 MESZ]

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Das erste Rendezvous einer Sonde mit einem Kometen!

Hier applaudieren die VIPs in der ersten Reihe des großen Konferenzraums des ESOC in Darmstadt der Nachricht aus der Mission Control, dass auch das letzte Bahnmanöver erfolgreich abgeschlossen wurde. Jetzt ist erstmal Mittagspause, weiter geht’s mit detaillierteren Briefings um 13:00 MESZ. [11:40 MESZ]

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Die „Rückseite“ des Kerns, wieder eine OSIRIS-Aufnahme von vor 3 Tagen. Derweil ist die Telemetrie Rosettas zurück gekehrt, via New Norcia: Das Manöver hat planmäßig begonnen. [11:25 MESZ]

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Die Jets des Kometen Churyumov-Gerasimenko, aufgenommen Anfang August mit der Weitwinkeloptik von OSIRIS. Auch noch gezeigt: eine Animation der Annäherung an den Kern von der NavCam, wobei er zuletzt nach unten aus dem Bildfeld verschwindet. [11:20 MESZ]

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Ein Sneak Preview eines OSIRIS-Bildes von vor drei Tagen, das während des Webcasts auf einem Bildschirm zu sehen war. Derweil sieht das MIRO-Instrument die Radio-Signatur von Wasser, alles blauverschoben d.h. in Richtung Sonne und Rosetta – in die Antisolarrichtung strömt nix. Das letzte TCM läuft seit 11:00 MESZ, aber da die High Gain Antenna von der Erde weg gerichtet ist, gibt es keine Live-Infos über den Fortgang. [11:15 MESZ]

OSIRIS sieht bereits Jets aus dem Kometenkern schießen!

Kaum am ESOC in Darmstadt zu den Feierlichkeiten anläßlich des letzten Bahnmanövers von Rosetta und damit dem Rendezvous mit Churyumov-Gerasimenko angekommen, wurde diesem Blogger bereits gesteckt, dass die OSIRIS-Kamera schon jetzt klar definierte Staub- und Gasjets sieht, die aus dem Kometenkern heraus schießen. Die Detailfülle der letzten Aufnahmen sei atemberaubend, die Wissenschaftler strahlen. Gezeigt werden sollen die gestern aus etwas mehr als 100 km Abstand entstandenen OSIRIS-Bilder im Rahmen von Präsentationen ab 10:45 MESZ (vorher gibt es eine 3/4 Stunde Ansprachen) – und ins Web gestellt werden sollen sie um 11:30, zeitgleich mit der erwarteten Meldung, dass auch das letzte Manöver erfolgreich abgeschlossen wurde. In einem „Orbit“ um den Kometen ist Rosetta damit noch nicht: Die Sonde wird lediglich ihre heliozentrische Bahn der des Kometen angeglichen haben. Erst wenn der Abstand später auf ca. 30 km reduziert sein wird, ist ein tatsächlicher Orbit im schwachen Schwerefeld C-Gs möglich. Im Zeitraum 13:00-15:00 wird es einen weiteren Bild-Release geben, dann mit Nahaufnahmen des Kerns, der schon das OSIRIS-Bildfeld sprengt, entweder von letzter Nacht oder – wenn’s der Downlink erlaubt – sogar heute nach dem Manöver. Die Ganz-Kern-Aufnahmen von gestern – mit dem Kometen voller Details vor schwarem Himmel – dürften aber diejenigen sein, die morgen die Titelseiten zieren. [9:45 MESZ] Der Live-Stream beginnt – und hier der Plan. Los geht’s in 1:30! [10:00 MESZ] Die Szenerie im ESOC, wo noch die Ansprachen laufen (und die deutsche RF-Koordinatorin Zypries gerade ein großes Rosetta-Modell vom ESA-Chef Dordain geschenkt bekam; weitere Artikel hier und hier. [10:30 MESZ]

Allgemeines Live-Blog vom 3. bis 5. August 2014

3. August 2014

5. August

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Und das gestrige NavCam-Bild, aus 234 km Distanz ungefähr entlang der großen Achse von C-G aufgenommen, hier kaum mehr nachvergrößert. Auch die Timeline Rosettas, die Pläne für Philae, dessen Instrument Ptolemy, der morgige Webcast, ein halbstündiges Radio-Feature der BBC und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. Sowie ExoMars 2018 weiter 2018, IBEX & die Voyagers als Heliosphären-Forscher, eine enge Begegnung mit Raumschrott für UniBrite, ein weiterer Falcon-9-Start heute (mehr, mehr und mehr – und Tests mit den Triebwerken des SLS, das auch viele CubeSats mitnehmen soll. [15:50 MESZ – Ende. NACHTRAG: zu Rosettas Ankunft auch dieses Essay und ein Arianespace Press Release – und wie dieses Blog erfahren hat, werden morgen Punkt 11:30 MESZ umwerfende OSIRIS-Bilder von heute veröffentlicht und wohl schon etwas früher im Webcast aus dem ESOC nach 10:45 MESZ zu sehen sein]

Der Mond bedeckte gestern den Saturn und seine Monde – und weil bei diesem Video aus Australien die Belichtung stark variiert wurde, ist das auch zu sehen. Auch kommende Konjunktionen von Jacques mit Deep-Sky-Objekten, der Komet gestern und vorgestern sowie Siding Spring, Catalina und Oukaimeden, ein Planetariums-Preis, neuartige Robo-AO auf Hawaii – und das Large Synoptic Survey Telescope kommt wirklich. [13:10 MESZ]

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Heftiger Vulkanismus auf dem Jupiter-Mond Io letztes Jahr ist von den Teleskopen Keck II (a-c) und Gemini (d) im IR verfolgt worden, drei massive Ausbrüche innerhalb einer Zwei-Wochen-Periode: weitere Press Releases hier, hier und hier. [0:35 MESZ] Und noch ein paar Artikel hier, hier, hier und hier. [12:34 MESZ]


4. August

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250 Jahre Sonnenflecken-Zahlen: Es war alles ganz anders

Seit dem 19. Jahrhundert wird die Zahl der Sonnenflecken und Fleckengruppen systematisch beobachtet, und anhand älterer Astronomen-Aufzeichnungen lässt sie sich bis zur Erfindung des Fernrohrs zurück rekonstruieren: Das Auf und Ab der Sonnenaktivität über Jahrhunderte ist von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis des Sonnendynamos wie auch als Eingangsgröße für Klimamodelle. Doch Probleme sind offenkundig: Oben geglättet die beobachteten bzw. rekonstruierten Relativzahlen (also 10 x Zahl der Gruppen + Zahl der Einzelflecken) in rot und die Zahl der Gruppen mal einer Konstanten in grün – da anfangs oft nur die Gruppen-Zahl aufgeschrieben wurde, ist letzteres inzwischen die populärere Messgröße geworden. Die Widersprüche zwischen beiden Zeitreihen sind vor dem 20. Jahrhundert allerdings so eklatant, dass sich seit einigen Jahren eine Arbeitsgruppe – ohne dafür bezahlt zu werden, wie sie lauthals klagt – um deren Beseitigung bemüht. In einem kürzlich vorgelegten sehr umfangreichen Bericht stellt sie den Zwischenstand dar: Vier gravierende Fehlerquellen wurden gefunden, die zu falschen Trends oder gar Sprüngen bei beiden Zeitreihen geführt haben. Nach deren Korrektur (unten) schwinden nicht nur die Diskrepanzen: Der gesamte Zeitverlauf der Sonnenaktivität seit 1750 – kurz nach dem Ende des Maunder-Minimums – stellt sich nun deutlich anders dar.

Es gibt nämlich jetzt einen vermeintlichen Trend mehr zu immer höheren Maxima schlicht nicht mehr, das angebliche „Grand Maximum“ in der 2. Hälfte des 20. Jh. erweist sich als Illusion. Ungewöhnlich war da lediglich, dass von 6 aufeinander folgenden Maxima 5 besonders hoch ausfielen – aber (bis auf ein einziges) eben nicht nennenswert höher als 100 und 200 Jahre früher. Und im Detail betrachtet fallen weder das letzte Minimum, das besonders lang und tief war, noch der schlappe laufende 24. Zyklus aus dem Rahmen des schon Gesehenen: Anzeichen für ein kommendes neues Maunder-Minimum sind sie nicht, Punkt. Fleißig werden jetzt weitere historische Aufzeichnungen gesucht, die noch nicht digitalisiert sind, und die Analysen gehen weiter: Wie man sieht, passt es im späten 18. Jh. immmer noch nicht gut – und davor noch viel schlechter. Und bislang wird auch nur die Gesamtzahl der Flecken bzw. Gruppen betrachtet: In einer späteren Phase sollen auch ihre Breitenverteilung (vgl. ISAN 75-6), das Aussehen der Gruppen usw. möglichst umfassend rekonstruiert werden; so scheint z.B. die mittlere Fleckenzahl pro Gruppe mit der Zeit etwas zu schwanken. In außergewöhnlichem Umfang hilft hier die Astronomiegeschichte der modernen Astrophysik, aber es ist ein mühsames Geschäft. [23:50 MESZ]

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Churyumov-Gerasimenko gestern aus 300 km Abstand von Rosettas NavCam aufgenommen: Er füllt jetzt schon so viele Pixel, dass hier erstmals nur die nicht interpolierte Version gezeigt wird! Der Bildausschnitt wurde lediglich um einen Faktor 2 vergrößert. Auch was heute in Mission Control passiert, ein bisschen Physik bei Mini-Schwerkraft, allerlei Spekulationen über die Oberfläche – und ein Pinterest-Board v.a. mit Amateur-Daten von 67P, die natürlich noch spärlich sind. [15:10 MESZ] Eine erste Interpretation, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und OU-Medien-Training mit Rosetta. [22:55 MESZ]

Drei aktuelle Papers, die hinter Paywalls eingesperrt sind

sorgten in den letzten Tagen für Schlagzeilen, wofür natürlich die zugehörigen Press Releases gesorgt haben. Hier steht, was drin steht:


  • Klassische Novae sind Quellen von Gammastrahlen, und unter den drei vom Large Area Telescope auf dem Fermi-Satelliten 2012/13 jeweils 2-3 Wochen als Gamma-Quellen gesichteten ist auch die zeitweise mit bloßem Auge sichtbare Nova Delphini 2013 alias V339 Del. The Fermi-LAT Collaboration (Science 345 [1.8.2014] 554-7) ist ehrlich überrascht: Bisher kannte man Gamma-Emission nur von der symbiotischen Nova V407 Cyg von 2010, wo die in die dichte Windzone des Roten Riesen-Begleiters hineinlaufenden Ejekta einen offensichtlichen Mechanismus für die notwendige Teilchenbeschleunigung bieten. Doch bei klassischen Novae ist der Materiespender, der den Weißen Zwerg fütterte, bevor es zur thermonuklearen Explosion kam, ein gewöhnlicher Stern, da klappt das nicht. Jedenfalls sind fortan alle Novae Gamma-verdächtig: ASU und NASA Releases, eine PM aus Innsbruck und ein Artikel.

  • Sind Nanoflares der Mechanismus, der die Sonnenkorona heizt? In diesem Erklärungsansatz für eines der hartnäckigsten Mysterien der Astrophysik kommt es in den koronalen Bögen permanent zu kleinen unabhängigen Heizereignissen, die mit Feldlinien-Rekomnination (wie bei den großen Flares) zusammen hängen können oder auch nicht. Eine klare Voraussage dieses Modells ist omnipräsentes Plasma, das noch viel heißer als der Rest der Korona ist – und Emission genau davon scheinen Brosius et al. (Astrophysical Journal 790 [1.8.2014] 112) letztes Jahr mit dem Extreme UV Normal Incidence Spectrograph (EUNIS-13) bei einem Raketenflug gesehen zu haben. EUNIS konnte mit seiner hohen spektralen Auflösung die Fe XIX-Linie bei 59.22 nm, die von 9 Mio. Kelvin heißem Plasma stammt, von der Fe XII-Linie (59.26 nm, 1.6 Mio. K) trennen – und diese Emission war überall. Das ist zumindest „konsistent mit dem Nanoflare-Heizungs-Modell der Sonnenkorona“ und „the strongest evidence to date“ dafür; alternative Erklärungen für die Fe XIX-Emission werden nicht diskutiert: ein NASA Release.
  • Die junge Erde wurde noch 500 Mio. Jahre lang durch gigantische Impakte umgegraben, schließen Marchi et al. (Nature 511 [31.7.2014] 578-81) aus der Statistik der Krater auf dem Mond, wo die geologische Frühgeschichte wesentlich besser überliefert ist als auf der Erde. Die Kraterzahlen wurden in einen Projektil-Fluss umgerechnet und dann die Geschichte der Erde rund 5000-mal simuliert: Nur so wird man der Statistik kleiner Zahlen Herr, da Megaimpakte auch damals sehr seltene Ereignisse waren. Bis vor 4.15 Mrd. Jahren durften die Impaktoren bis zu 4000 km groß sein (wie die größten Planetesimals), danach noch bis 1000 km (wie heute Ceres, der größte Bewohner des Hauptgürtels). Ergebnis: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde die Erdoberfläche bis in 20 km Tiefe „umgegraben“, der Planet wurde sterilisiert (1-4 Impakte von Brocken > 1000 km), und die Urozeane verdampften komplett, „dank“ 3-7 Impakten von Brocken > 500 km. Typischerweise fand der letzte 500-km-Einschlag vor 4.3 Mrd. Jahren statt, in 10% der Simulationen aber erst vor 4.0 Mrd. Jahren. Das Hadean, wie diese Epoche heißt, war schon sehr ungemütlich, und eventuelles Leben schon damals war besser sehr hitzebeständig und gut versteckt: NASA, SwRI und SSERVI Releases und Artikel hier, hier, hier und hier.

Sollten sich diese Papers in die Freiheit des Open Access durchkämpfen können, gibt’s hier die Links. [14:55 MESZ]


3. August

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Churyumov-Gerasimenko gestern aus nur noch ca. 500 km Abstand und in wieder einem anderen Rotationszustand von Rosettas NavCam aufgenommen, wobei die ESA diesmal freundlicherweise Bildartefakte gleich selber entfernte – auch eine Würdigung der Bilder bisher und das erfolgreiche vorletzte Bahnmanöver. Ferner ist heute der 10. Jahrestag des Starts von MESSENGER, der kürzlich ganz tief über den Merkur flog, es wird weiter gerätselt, was aus ExoMars 2018 wird, MOM vor dem Einschuss in den Mars-Orbit, weitere Fortschritte bei Curiosity, der Status von Dawn vor Ceres, Gezeter (mehr und mehr) über die Asteroid Retrieval Mission, wie Apollo damals empfunden wurde, ein On-Board-Video des Absetzens des 5. ATV (und ein Amateurfilm und Bilder hier und hier vom Start), der Start des nächsten GPS-Satelliten (mehr und mehr Links), 2 Jahre NuSTAR, der Status des HST – und die bescheidene Realität hinter einem angeblichen Wunder-Triebwerk (mehr) der NASA. [19:35 MESZ. NACHTRAG: noch ein (auch meta-)kritischer Artikel zu der Sache]

Asteroid entpuppt sich als Komet: 6-au-Perihel Ende 2016

Der zunächst als Kleinplanet verbuchte 2014 OE4 hat sich jetzt als Komet erwiesen: Sein Perihel in enormen 6.2 au Sonnenabstand wird er erst Ende 2016 erreichen. Auch die Kometen Jacques – weiter mit detailreichem Plasmaschweif – heute (mehr, mehr und mehr), gestern (mehr), vorgestern, am 29. Juli und an mehreren Tagen und Marsbesucher Siding Spring gestern (mehr), am 28. Juli und an mehreren Tagen. Sowie zahlreiche Bilder vom Mars 2014 eines einzelnen, ein schwimmendes Polarlicht-Hotel in Norwegen – und erstaunliche Filmaufnahmen der Milchtraße mit 24 fps bei ISO 410’000 mit der neuen ‚Astro‘-Kamera Sony a7s. [19:00 MESZ]

OSIRIS vs. NavCam: der Komet C-G aus 1000 km!

2. August 2014

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1000km3ESA/MPS for OSIRIS MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA & ESA/NAVCAM

Da fürchtete man schon, am Wochenende gäbe es zwei Tage lang keine neuen Rosetta-Bilder – und dann das: erst ein NavCam-Bild von gestern aus 1026 km Entfernung (Mitte: Originalbild, um Faktor 2 vergrößert, unten: von der ESA bearbeitete Version, beide um 150° gedreht), dann ein OSIRIS-Bild aus ca. 1000 km (oben)! Es ist nicht mehr „Voll-Chury“ wie an den vorangegangenen Tagen, so dass es endlich etwas Schatten gibt und die Topographie hervor zu treten beginnt. Beide Bilder haben Artefakte, das OSIRIS-Bild z.B. einen großen schwarzen Fleck. Von Hand ‚bereinigte‘ Versionen beider Bilder gibt es hier – und hier ein kleines Video aus Frankreich, das die Ansicht des Kerns aus der ersten Parkbahn Rosettas zeigt. Die plötzlichen Bildveröffentlichungen haben wir vielleicht einem erneuten OSIRIS-Bilder-Leak zu verdanken: Gestern hatte der PI eines anderen Rosetta-Experiments ein bis dahin unveröffentlichtes Bild als Gag gezwitschert, den Tweet aber schnell wieder verschwinden lassen … Auch eine NavCam-Animation bis zum 31. Juli und Artikel hier, hier und hier.

NACHTRAG zum schwarzen Fleck auf dem OSIRIS-Bild von Colin Snodgrass in einer geschlossenen Facebook-Gruppe für Rosetta-Spezialisten: „The black dot is a single bad pixel, but it gets expanded a bit due to the smoothing algorithm that makes the real features easier to see. It is just bad luck that one of the bad pixels fell on the comet here (there are a handful out of the 4 million in the NAC CCD). Remember, this image is a relatively small region of the CCD still, where the comet has been chopped out (as the rest of it is just black in the short exposure time used for the nucleus). By next week, when the comet will fill the full NAC 2k x 2k, you won’t even be able to notice the few bad pixels. Und da sage noch einer, man bekomme auf Facebook keine nützlichen Dinge erzählt! Auch ein Science@NASA, die letzten beiden Rosetta-Burns im Anflug – CATP und CATI – und weitere Artikel hier, hier und hier.

Weitere größere Artikel

1. August 2014

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Komet Jacques begeistert Fotografen, so wie auf dieser Aufnahme von Michael Jäger vom 30. Juli; auch ein weiteres Bild von vorgestern und dieses, dieses und dieses von gestern.

Gaias 3D-Kartierung der Milchstraße läuft nun, nach allerlei Anlaufschwierigkeiten.

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Comet mission must not keep space fans in the dark: noch einmal die die Argumente für mehr Rosetta zusammengefasst (und schon von der Uni Cambridge und anderen verbreitet). Oben der Kern gestern aus 1327 km Distanz (welche Details auch immer man schon glaubt), auch noch ein Kommentar, ein OSIRIS-PI-IV (mit bemerkenswertem erstem Kommentar und Widersprüchen zu einem früheren) und eine ausgiebige Debatte.

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Wenn Captain Picard in 48 Minuten einfach alles erklärt– das neue deutsche Gemeinschafts-Planetariums-Programm „Zeitreise“.

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Rosetta vor der Ankunft am »Doppelkometen«: Die Grafik zeigt den Zielanflug (Skala in 1000 km); auch eine weitere Amateur-Bearbeitung des OSIRIS-Bildes, Verwünschungen des Koma-Bildes, eine erste IR-Messung der Temperatur der Kern-Oberfläche – und die Rolle Österreichs bei Rosetta.

Kürzere Artikel

Die Verfinsterung von EE Cephei hat pünktlich begonnen! Effekt bisher winzig aber signifikant.

Sloan Digital Sky Survey geht in Runde vier mit drei neuen Durchmusterungen.

40km: Langstreckenrekord auf dem Mars durch Opportunity.

ISEE-3: Bahnänderung misslungen, neuer ‚Citizen Science‘-Plan noch völlig unklar.