Heute Abend wird in der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD die neue Super-Show „Outer Space – Faszination Weltraum eröffnet, wobei die Vernissage – ungewöhnlich – eine öffentliche Veranstaltung ist, Anmeldung via FB genügt. Bereits auf dem Museumsplatz locken ein 1:5-Modell einer Ariane 5 und der bekannte Aufblas-Astronaut des EAC – unddieser Blogger hatte schon heute Mittag die Gelegenheit zu einer Vorbesichtigung der Ausstellung mit viel DLR-Unterstützung, während noch die letzten Schildchen geklebt wurden, passend mit Laser-Hilfe. Ein paar Impressionen aus den 12 Räumen, in denen sich wertvolle Weltraumartefakte und alte und neue Kunst begegnen; der Rundgang beginnt unten rechts:
Begrüßt wird der Besucher – anfangs ist die Richtung vorgegeben, in der Mitte nicht mehr, am Ende wieder – vom größten Brocken des Meteoriten von Ensisheim vor Rubens‘ Erschaffung der Milchstraße. Und nach dem 8. Dezember auch von der „Bundesbiene“, einer auf natürliche Weise verstorbenen Bewohnerin eines Bienenstocks auf dem Dach der Kunsthalle – die zur Zeit auf der ISS ‚haust‘, dann aber von Alexander Gerst im Rahmen einer großen Party persönlich zurück gebracht werden wird.
Verbeulte Spitze einer V2 vor alle 20 Minuten lautstark startender Soyuz mit der ISS-Expedition 38. In diesem Raum wird kurioserweise mehr über die Technik der V2 erzählt als derzeit im Museum in Peenemünde, aber die unmenschlichen Aspekte der Raketengeschichte bleiben natürlich auch in Bonn nicht unerwähnt.
Diverse Raumanzüge mit Kurator und Ausstellungsleiter Stephan Andreae – und die Kapsel, mit der der Schimpanse Enos Ende 1961 als erster Primat von amerikanischem Boden aus in den Orbit gelangte – keine gute Erfahrung übrigens. [NACHTRAG: ein Bild …]
Marsforschung im frühen 20. Jh. (oben, aus einer entlegenen französischen Sammlung) – und Zeichnungen von Antoniadi von 1896: Da sah auch er noch die Kanäle, zu deren Widerlegung erspäter maßgeblich beitrug.
Das Highlight für Astrofans (ohne Platzangst): eine Kugel aus 4200 Holzstücken, in die 30’000 Glasfasern gesteckt sind – im Inneren schaffen sie einen bemerkenswert realistischen Sternenhimmel. Und zwar rund herum um den jeweils einen Besucher, hinter dem sich lichtdicht eine Klappe schließt! Ein außergewöhnliches Kunstwerk von Hiroyuki Masuyama aus dem Jahre 2010, eine Leighabe der Galerie Sfeir-Semler in Hamburg: Selbst Astronaut Reinhold Ewald sei „mit leuchtenden Augen“ wieder heraus gekommen, hieß es auf der PK (unten).
Ein prächtiger Himmelsglobus von – natürlich mal wieder – Willem Blaeu aus Amsterdam, aus dem Jahre 1616.
Ein Spiegelkreis von Edward Throughton aus London, um 1795.
Ein Passage-Instrument von John Bird, ebenfalls aus London, um 1750.
Das erste Bonner Universitätsfernrohr von Carl Dietrich Münchow, aus der Wende 18./19. Jh.; im Hintergrund eine der vom Fotokünstler Thomas Ruff bearbeiteten Himmelsaufnahmen der ESO.
Gänse auf Mondmission – oder so ähnlich. Sehr bizarr …
Socken des deutschen Astronauten Reinhold Ewald von seinem Mir-Flug 1997.
Heute persönlich anwesend: Galina Balaschowa, hier vor dem von ihr entworfenen Farbdesign für die sowjetische Raumfahrt.
Der Star der Ausstellung: die aus der Tiefsee geborgene Liberty Bell 7, deren Innenleben trotz Jahrzehnten auf dem Meeresgrund noch erstaunlich gut erhalten ist.
Ein Sternensucher mit Nokturnal von Doppelmayr & Puschner aus Nürnberg von 1730.
„The Still Expanding Universe“ von Björn Dahlem aus dem Jahre 2013 – so beeinflusst die moderne Kosmologie die moderne Kunst!
„Star Projector“ von Oliver van den Berg, 2005: made from Birkenholz.
Ein Kunstwerk – Acryl auf Masonit – von Ken Grimes von 2011, dessen kompletter Titel praktischerweise gleich drauf steht. Die darin gestellte Frage beantwortete der anwesende Pressesprecher des Teleskopbetreibers … nicht.
SF-Movie-Props satt: z.B. eine Enterprise aus Star Trek: Generations, der Prototyp von Gigers Chest Burster aus Aliens und die beiden Roboter aus den Star Wars-Filmen.
Ein Viking-5C-Haupttriebwerk einer Ariane 4.
Ein Kometensucher von Jesse Ramsden aus London, um 1780.
Der letzte von drei den zwölf Haupträumen zugeordneten Kunsträumen: die Installation „The Men Who Flew Into Space“ von Ilya Kabakow.
Und das allerletzte Exponat vor dem Ausgang: die „Big Crunch Clock“ von Gianni Motti, die seit 1999 die letzten 5 Mrd. Jahre des Lebens der Sonne herunterzählt.
Auf einer PK am Vormittag hatten Kunsthallen-Chef Wolfs, eine Sprecherin des DLR, die Kuratoren Claudia Dichter & Stephan Andreae und der Ausstellungsarchitekt das Konzept des „Outer Space“ – siehe auch Interviews hier, hier und hier – in Anwesenheit der gefeierten Balaschowa (u.) diskutiert: Derartige „Hybrid“-Ausstellungen von Wissenschaft, Technik und Kunst gibt es schon seit 95 Jahren (die allererste Dada-Schau 1919 war so angelegt), und hier werde die „transdisziplinäre“ Faszination für den Kosmos als „anthropologische Konstante“ gezeigt. Vier Jahre dauerten die Vorbereitungen, manches war verblüffend leicht zu bekommen (die Liberty Bell wurde den Kuratoren schon 20 Minuten nach ihrem Eintreffen in der Kansas Cosmosphere angeboten), anderes nicht. Am Ende sei ein „feines Gespinst aus Assoziationslinien“ zwischen Kunst und Wissenschaft (Dichter) enstanden – das nun bis zum 22. Februar bestaunt werden kann, umrahmt von allerlei eher Kunst-orientierten Veranstaltungen und ein paar ‚Satelliten‘, etwa einer kleinen Foto-Ausstellung im Kunstmuseum nebenan. Zu entdecken gibt es eine Menge, und Kunst- wie Astronomie- wie Raumfahrtfans werden gewiss auf ihre Kosten kommen. NACHTRÄGE: ein paar Bilder auch vom Abend, ein weiteres Exponat mit Sonnenfinsternis, mehr Artikel zur Eröffnung hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, spätere hier, hier und hier, ein Balaschowa-Interview und andere Galerien hier, hier, hier und hier nach und hier vor der Eröffnung.
Schlagwörter: Ausstellung, bonn, Bundeskunsthalle, Museum, Outer Space
2. Oktober 2014 um 22:27 |
[…] PK und eingehende Besichtigung, abends erneut zur Bundeskunsthalle zur Eröffnungs-Party – mit lunarem […]
4. Oktober 2014 um 09:10 |
Informativer Artikel und sehr schöne Fotos. Ich war gestern in der Ausstellung und fand es sehr schade, dass man – wie immer- nicht fotografieren durfte in der Bundeskunsthalle.
Darf ich fragen wie Sie es angestellt haben dafür eine Erlaubnis zu bekommen?
4. Oktober 2014 um 13:29 |
Am Eröffnungstag durften wir von den Medien alles – siehe auch die in den Nachträgen verlinkten Bilderstrecken anderer. Die Kunsthalle würde Fotografieren gerne erlauben (sagte sie auf Facebook), aber viele Leihgeber denken noch altertümlich. Man hoffe aber, dass es im Zeitalter der Social Media zu einem Umdenken komme …
11. Januar 2015 um 02:34 |
[…] zum vierten Mal in der Outer Space-Ausstellung der Bundeskunsthalle Bonn – diesmal als Gewinner eines Online-Weltraum-Quizzes von WDR 3 […]
28. Januar 2015 um 21:59 |
[…] Bonn blieb die Biene auch noch in einem Stau auf der Autobahn stecken, aber nun ist sie Teil der Ausstellung “Outer Space”, die just gestern ihren 100’000. Besucher begrüßte und noch bis zum 22. Februar läuft: […]
28. Januar 2015 um 22:27 |
[…] einen knappen Monat zuvor zurück gekehrte Alexander Gerst die Gelegenheit, die dort z.Z. laufende Ausstellung “Outer Space” zu, nun ja, besichtigen – verfolgt von einem substanziellen Pressetross und VIPs […]
24. Februar 2015 um 10:58 |
Hat dies auf Martin's Spaceblog rebloggt und kommentierte:
Am Sonntag gelang es mir, gewissermassen auf den letzten Drücker, die „Outer Space“ Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn zu besichtigen. Vom 3. Oktober 2014 bis zum 22. Februar 2015 waren im Ausstellungsgebäude an der Museumsmeile Exponate aus Weltraumfahrt und Kunst ausgestellt. Trotz des Gedränges hat der Besuch Spass gemacht. Da Fotografieren verboten war, möchte ich auf diesen Bericht verweisen, der einen guten Eindruck von der Ausstellung vermittelt.
10. März 2015 um 09:06 |
[…] Einen Tag vor der Ausstellungseröffnung findet im allgemeinen eine Pressekonferenz statt. Lade zu dieser nicht nur Journalisten, sondern ebenso Blogger ein. Die Bundeskunsthalle Bonn erhielt hierdurch beispielsweise zur Ausstellung „Outer Space“ noch am gleichen Tag (also einen Tag vor der offiziellen Eröffnung) Blogbeiträge (z.B. skyweek.wordpress.com: Outer Space in Bonn). […]