Archive for November 2015

Allgemeines Live-Blog vom 28. 11. – 4. 12. 2015

28. November 2015

4. Dezember

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Die Erde von Hayabusa 2 beim gestrigen Anflug gesehen

in einer Fotomontage – derweil ist das Wetter für die Atlas o.k., aber Sorgen bleiben. Gelingt der Start des Cygnus im ersten der 5 Fenster, wäre die Ankunft am Montag, sonst am Dienstag. [22:55 MEZ] Wetter-Briefing für den Cygnus-Start auf der 60. Atlas V: Im Augenblick ist das Wetter komplett „go“, aber es bleibt bei nur 40% Wahrscheinlichkeit für 23:33 MEZ. [23:10 MEZ] Nach dem Go aller Systeme läuft der Countdown wieder nach dem Hold für den 23:33:12-MEZ-Start. [23:30 MEZ] Nach einem Hold ist der neue Ziel-Zeitpunkt 23:48 MEZ. Es wird wieder ab t-4 min gezählt. [23:35 MEZ] Und der Countdown war – nach neuem Go – wieder los gelaufen. Und bei t-3m42s wegen zu starken Winds wieder angehalten worden. [23:45 MEZ] Neue Zielzeit ist jetzt 0:03:12 MEZ am 5. Dezember – das absolute Ende des Startfensters. [23:50 MEZ – Ende. NACHTRAG: Und wieder zu viel Bodenwind -> Abbruch bei t-3m59s -> entweder 24 oder 48 Stunden Verschiebung, wird bald entschieden. NACHTRAG 2: Artikel zum Nicht-Start hier, hier und hier – und der nächste Versuch ist morgen um 23:10 MEZ]

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Da steht die Atlas mit dem Cygnus und wartet auf besseres Wetter: Jetzt wird auf 0:25 MEZ, das absolute Ende des Startfensters, gezielt. [0:00 MEZ] Und der Start ist abgesagt: nächster Versuch heute 23:33 MEZ, mit 30% Chance für akzeptables Wetter. [0:15 MEZ] Das Ganze in mehreren Sätzen. [1:00 MEZ] Auch hier und hier sowie zum Flyby von Hayabusa2, bei dem auch dieses Video der Erde [alt.] entstand. [2:35 MEZ] Weitere Artikel zum Pathfinder-Start hier und hier und zum Cygnus-Scrub. [3:30 MEZ] Der Countdown läuft wieder: 5 instantane Startmöglichkeiten zwischen 23:33 und 0:03 MEZ. Auch eine DLR-PM zum Hayabusa-Flyby und ein UKSA Release zum Pathfinder-Start. [16:15 MEZ. NACHTRÄGE: ein ESA PR zum Hayabusa-Tracking und mehr Bilder rund um den Start des Pathfinder] Und die Wetterchancen für den Cygnus sind auf 40% gestiegen. [17:45 MEZ]


3. Dezember

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Alles bestens gelaufen mit der Abreise des LISA Pathfinder

Nach dem pünktlichen Start und längerem Coasten wurde der Satellit um 6:49 MEZ ausgesetzt – mit 6 eigenen Manövern geht es nun zum L1-Punkt. Unten die über Nacht auf der Rampe wartende Atlas V mit dem Cygnus. Und Hayabusa 2 war da, 3090 km über dem Pazifik, und entschwindet schon wieder. [15:25 MEZ] Beobachtungen der schwachen Sonde am Himmel Italiens hier und hier und eine Analyse daraus. [15:55 MEZ] Der Eintritt in den Erdschatten bei Capella und weitere Amateur-Strichspuren aus Japan hier, hier, hier und hier. [16:50 MEZ] Hayabusas Bahn an der Erde, eine PM des AEI und hier, hier, hier und hier Artikel zum Pathfinder-Start – und weiter 60% Wetter-Chance für Atlas und Cygnus. [17:55 MEZ] Der ist so voll wie nie dank der starken Rakete. Auch ein NASA Blog zum Flug, der neueste Wetterbericht (heite 60, morgen 30%) – und ein JPL Release zum Pathfinder, der NASA-Düsen nutzt, sowie ein Artikel, ein DLF-Bericht und ein Tagesschau-Clip. [18:15 MEZ] Ein Imperial College Release, eine PM der ETH Zürich und weitere Artikel zum LISA Pathfinder hier, hier, hier, hier und hier und zum Cygnus-Start hier und hier. [19:55 MEZ] Für den die Wetter-Chancen – tagelang 60% – plötzlich auf 30% gefallen sind. [21:00 MEZ] Und da waren’s nur noch 10 Prozent. Plus was der 6. Vega-Start für das Programm der Rakete bedeutete. [23:15 MEZ] Nach mehreren Hold Extensions wird jetzt auf 0:10 MEZ gezielt, aber das Wetter bleibt mies. [23:55 MEZ]

Baugenehmigung für das Thirty Meter Telescope annuliert

Der Oberste Gerichtshof Hawaiis hat in der Nacht MEZ die 2013-er Baugenehmigung für das TMT aufgehoben, weil damals angeblich nicht genug Gegenstimmen gehört worden seien – wovon nach anderer Darstellung keine Rede sein kann. Die Zukunft des Projekts ist damit wieder offen – welch ein Kontrast zu Brasilien, wo just am selben Tag jedes Jahr die Astronomie im Land gefeiert wird … Auch Bilder des ausschweifenden Kometen Catalina, der allmählich besser zu sehen ist, von gestern (mehr) und vorgestern (mehr und mehr) und dem 30. November (mehr und weiter), 29. November (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und 28. November sowie Untersuchungen zu den Stürmen Jupiters – und Börsen-Daten live an der Kuppel einer Art Planetarium … [14:55 MEZ. NACHTRÄGE: die kurzen Original-Statements von U HI und TMT sowie eine Frontpage zum Skandal-Urteil plus Komet Catalina heute hier (von hier), hier, hier, hier und hier]

Dann eben … drei Weltraum-Events in unter 19 Stunden

Mit der Verschiebung des Vega-Starts um 24 Stunden (die aufgekommenen Sorgen um die Oberstufe wurden zerstreut) hat sich das Trio der Ereignisse auf einen Zeitraum von 18:50 heute verdichtet: Um 5:04 MEZ soll die Vega mit dem LISA Pathfinder starten (Updates, die Timeline und Artikel hier, hier und hier), um 11:07 MEZ besucht Hayabusa 2 die Erde (ein Artikel), und um 23:55 MEZ startet ein Cygnus auf einer Atlas V (Updates und Artikel hier und hier) – garantiert ist dabei natürlich nur der Hayabusa-Besuch. [0:20 MEZ] Der Roll-out der Atlas V, für die die Wetterchancen weiter 60% betragen, um Richtung ISS abheben zu können. [2:15 MEZ] Der Roll call für den LISA Pathfinder: alles „go“. [4:40 MEZ] Die Vega ist planmäßig gestartet (und sofort in den Wolken verschwunden) – auch ein weiteres Erde/Mond-Bild von Hayabusa 2, diesmal im IR, und eine weitere Cygnus-Vorschau. [5:10 MEZ] Und der Pathfinder mit Oberstufe coastet im Orbit; auch Bilder vom Start von fern und von einer Launch Party in Hannover. [5:25 MEZ]


2. Dezember

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Enceladus dampft sich was über den Saturnringen auf einer Cassini-Aufnahme vom 29. Juli mit dem aktiven Mond im Gegenlicht hinter der unbeleuchteten Seite der Ringe. Auch 20 Jahre SOHO im Orbit, neu verarbeitete SDO-AIA-Bilder, die GAIA Asteroiden findet, die Versprechungen des SABRE-Antriebs – und ein unerwarteter WDR-Rückblick auf den Rettungsversuch für ISEE-3. [0:25 MEZ] Auch ein ESA Release, ein Artikel und eine Broschüre zum SOHO-Jubiläum. [13:05 MEZ] Und ein kleines Highlights-Vide der Mission. [23:15 MEZ]


30. November

Eine Menge Weltraum-Action innerhalb von ca. 42 Stunden

soll sich diese Woche Mittwoch und Donnerstag ereignen: Zwei Starts von besonderem Interesse sind geplant – und unausweichlich werden eine Raumsonde und mehrere kleine Begleiter an der Erde vorbei schießen.

Auch die beiden folgenden Wochen werden spannened: Am 7. Dezember gibt es den zweiten Versuch für Akatsuki, in eine Venus-Bahn zu gelangen, und am 15. Dezember startet u.a. ein Brite zur ISS. Und noch ein ungewöhnlicher Blick 6 1/2 Jahre zurück auf STS-125, die letzte Hubble Servicing Mission – und ihre exotischen Werkzeuge. [0:00 MEZ] Der Vega-Countdown läuft planmäßig für den Pathfinder-Start – und ein Bild von Erde & Mond von Hayabusa 2. [12:45 MEZ] Ein Airbus PR zum Flug des Pathfinder, weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier, die Fracht des Cygnus, die letzte Chance für Akatsuki – und der Brite ist in Baikonur angekommen. [23:50 MEZ. NACHTRÄGE: Der Start des LISA Pathfinder ist wegen Problemen mit der Vega verschoben worden, speziell wegen Sorgen um die thermische Belastung der Oberstufe beim Coasten, um mindestens einen Tag! Davor ein UKSA Release, ein CNES Communiqué und Artikel hier und hier. Sowie die Beobachtungs-Bedingungen für Hayabusa 2 und ein NASA Release, ein Wetter-Update und ein Artikel zum Cygnus]


28. November

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Schröters 50-cm-Teleskop von 1793 steht wieder bei Bremen in der Sternwarte Lilienthal: ein Bild von der heutigen Einweihung der originalgetreuen Rekonstruktion des Instruments mit 8 Metern Brennweite von Andreas Hänel, 5 weitere Bilder hier und hier. Auch neue AO für’s VLT mit vier Lasern, der Komet Catalina im Mondschein ‚morgen‘ (japanischer Ortszeit), heute (mehr, mehr und mehr) und gestern – und Jamaikas Astroverein hilft den Cayman-Inseln, einem britischen Überseegebiet nebenan in der Karibik. [23:55 MEZ]

Falcon-9-Teil nach 14 Monaten in England angeschwemmt

An der englischen Küste ist ein Raketenteil angeschwemmt worden, das Fans einer Falcon-9 zuordnen konnten, die im September 2014 mit der Mission CRS-4 einen Dragon zur ISS befördert hatte: Artikel hier, hier, hier und hier. Auch Andeutungen einer Verschiebung des 1. SLS-Starts mit der Orion von 2018 auf 2019 oder 2020 (ein NASA-Feature zur EM-1-Mission ohne Jahresnennung und ein Artikel zu den sekundären Nutzlasten dabei), die Auswahl der Nutzlast für den russischen Lander von ExoMars 2018, von dem der Rover rollen soll – und die dunklen Sanddünen, die gerade von Curiosity bestaunt werden. [23:45 MEZ]

Weitere größere Artikel

27. November 2015

Gipfeltreffen der Volkssternwarten des westlichen Deutschlands in Essen. Auch Volksternwarten-Treffen bei Hohmann.

Komet Catalina mit 6. Größe zurück – weitere Entwicklung offen: Auf diesem Bild von heute macht er jedenfalls gar nichts her.

Jupiterbeobachter im Paradies: auch mit Hubble und Orbiter kann neuerdings bzw. bald ‚beobachtet‘ werden.

100 Jahre Allgemeine Relativitätstheorie: zu Recht gefeiert, auch wenn das entscheidende Paper erst am 2. Dezember „ausgegeben“ wurde (unten auf der Seite), was immer das nun genau bedeutet.

DLR @ Geeks@Cologne mit Raumfahrt-Vorträgen, z.B. zu Granulats-Effekten unter µg.

Plutos Impaktkrater spiegeln ganzen Kuiper-Gürtel wieder und damit die Größenverteilung der kleineren Körper dort.

Bilder einer Gründungsfeier im Deutschen Museum Bonn, das viel Astronomie-Bezug hat – dem Veranstalter gefällt’s.

Die Show geht weiter: Venus nah bei Mars am Morgenhimmel am 3. November – auch Bilder vom 4., 6., 7. und 8. November mit dem Mond in der Nähe.

Landschafts-Bilder … unterirdisch in einem neuen Museum in Bochum – mit ein bisschen atmosphärischer Optik.

Kürzere Artikel

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Ein heißer Felsenplanet nur 39 Lichtjahre entfernt per Transit entdeckt (wobei obiges Video entstand): das Paper, ein Schlüssel-Diagramm daraus, weitere Infos, Press Releases hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Tauriden liefern Feuerkugeln wie bestellt von den Theoretikern.

Falscher Planet von Alpha Centauri aus dem Katalog getilgt: das verantwortliche Paper, die relevante Liste und ein Artikel.

Vorgetäuschter Meteoritenfall in Hamburg – auch eine längere Darstellung.

Staub des Kometen Encke bombardiert regelmäßig Merkur und moduliert dessen Exosphäre.

Irisierende Eisenbahn – zum zweiten und wieder bei Köln.

Alle drei optischen Riesenteleskope sind jetzt im Bau, nach dem 1. Spatenstich für das GMT.

Allgemeines Live-Blog vom 22. bis 26. 11. 2015

22. November 2015

26. November

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Die Südhemisphäre des Kometen 67P/C-G dominiert auf dieser NavCam-Aufnahme vom 22. November aus 128 km Abstand: Dank der Blicke auf diese letzten unerforschten Regionen des Kometenkerns konnte das berühmte Malmer’sche 3D-Modell nun vollendet werden, während die sinkende Distanz neue Hoffnung auf Kontakt mit Philae macht. Auch ein Ceres-Atlas des DLR, ein kontroverses US-Gesetz, das den heimischen Asteroiden-Ausbeutern einen vermeintlichen Freibrief ausstellt, der baldige Abschied des ExoMars-Orbiters aus Europa, um den Baikonur-Start im März zu schaffen (mehr, mehr und mehr und ein finnisches Video) – und was der Europa-Orbiter der NASA erreichen soll. [23:40 MEZ – Ende]

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Aktuelle Radar-‚Bilder‘ des Asteroiden Nr. 413’577 alias 2005 UL5 vom 20. November, erstellt mit der Goldstone-Antenne, die 1.9 m Auflösung auf dem 200 x 300 m großen Körper erzielte. Auch ein Komet Catalina von gestern, Artikel aus Kentucky und Wyoming mit wachsendem Interesse an der ToSoFi 2017, der geplante Start von Polarlicht-Raketen der NASA in Norwegen, ein High-School-Observatorium in Australian – und ein weiteres Paper das zeigt, dass die Erderwärmung nie ‚pausiert‘ hat: Schluss mit diesem Mythos! [23:30 MEZ]

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Das erste von 18 Spiegelsegmenten des JWST wird installiert: Jedes ist 1.3 m groß und 40 kg schwer. Der Start des enormen IR-Teleskops ist weiter für 2018 geplant. Auch ein HST-Bild einer komplexen Galaxien-Fusion, die Nutzung von DSCOVR-Bildern für die Simulation von Exoplaneten-Beobachtung, die Ortung der Crash-Stelle der Apollo-16-Rakete auf LRO-Bildern – und der orbitale Zerfall eines kaputten Wettersatelliten, NOAA-16. [23:15 MEZ]


25. November

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Heute vor 100 Jahren: Allgemeine Relativitätstheorie fertig

Es war am 25. November 1915, als Albert Einstein (hier Jahrzehnte später in Princeton von einer Mitfahrgelegenheit abgelichtet) zum vierten Mal im Monat bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften vorstellig wurde und eine wissenschaftliche Arbeit zur Veröffentlichung einreichte: „Die Feldgleichungen der Gravitation“ schlossen erst die jahrelange Entwicklung der Allgemeinen Relativitätstheorie ab, die Einstein aber auch schon im Juni in einem öffentlichen Vortrag und im Jahr zuvor in einem Zeitungsartikel angedeutet hatte. In zig Büchern und Artikeln – gestern selbst in Washington Post und New York Times – kann man lesen, dass Einstein in jenem November vor 100 Jahren „vier Vorträge“ vor der Akademie gehalten habe, aber auch wenn deren Publikation Sitzungsberichte hieß: Wie dieses Blog von mehreren Wissenschaftshistoriken erfahren hat, war es eher üblich, das druckreife Manuskript eines Papers (das man eh mitbringen sollte) nur abzugeben oder allenfalls im lockeren Gespräch mit Kollegen zu diskutieren. Zu einem formelleren Vortrag ist es offenbar nur bei einer der vier Gelegenheiten gekommen – und am 25. November gerade nicht. An diesem Tag jedenfalls – oder vielleicht mit einem großen Review-Paper 1916 – begann eine hundertjährige Erfolgsgeschichte, die die Physik in eine fundamental neue Richtung lenkte, quasi von A bis Z neu erfand, ein heute noch fruchtbares Forschungsfeld begründete und auch ein wesentlicher Grund für das laufende International Year of Light ist: ein paar weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein einstündiger Vortrag und ein 5-Minuten-Beitrag der Deutschen Welle und ein 3-Minuten-Vortrag mit Animationen. [1:10 MEZ. NACHTRÄGE: Videos von 100 Sekunden, 3 Minuten und 5 Minuten Länge, ein 8-Minuten-Podcast, ein 27-Minuten-Feature, viele Papers und Artikel hier, hier und hier, weitere Einzelartikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier – und pünktlich zum Jahrestag sind alle Papers zur Gravity Probe B publiziert]


24. November

Rakete flog in den Weltraum und kam heil wieder zurück

Dieses First der Raumfahrt-Geschichte hat gestern der New Shepard von Blue Origin geschafft, denn sowohl Rakete wie Kapsel flogen höher als 100 km, knapp aber immerhin, und kehrten beide nach dem suborbitalen Ausflug sanft und wiederverwendbar zur Erde zurück: Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Allerdings sind bereits 1963 die X-15 zweimal und 2004 das SpaceShipOne dreimal höher als 100 km geflogen und waren vollständig wieder verwendbar (beim SS1 inklusive des Trägerflugzeugs), im Gegensatz zum Space Shuttle, der jedes Mal den Außentank einbüßte. Die sanfte Rückkehr einer Rakete aus dem Weltraum ist allerdings neu: Selbst das Wiederverwenden der 1. Stufe einer mehrstufigen gelang bisher nicht, wie die ESA 1985 und Space X letztens mehrere Male erleben mussten. [23:55 MEZ]

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Catalina mit Schweifstrukturen – und einer schätzt 5.7 mag.

Jeden Tag verbessern sich die Sichtbedingungen für Komet Catalina – siehe ganz unten und auch hier, hier und hier – weiter, und so gelang gestern Doug T. Durig in Tennessee dieses Bild, während ein anderer in Spanien 5.7 mag. Gesamthelligkeit schätzte, was allerdings auch der einzige Datenpunkt des Tages zu sein scheint. Auch eine treffliche Meteor-Satire, ein lukrativer Meteoriten-Regen in der Türkei (mehr und mehr), eine vorausgesagte Umwandlung von Phobos in einen Ring um den Mars (mehr, mehr, mehr und mehr), ein NIR-Jupiter von gestern, exzellente ISS-vor-dem-Mond-Bilder aus Australien (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), eine helle Aurora in Echtzeit mit normaler Kamera gefilmt (5:00-6:30), mal wieder ein neuartiger IR-Detektor für die Astronomie, wieder Fortschritte bei FAST (mehr), die Krise von Arecibo – und die Schaltsekunde bleibt, jedenfalls mindestens bis 2023. [2:15 MEZ] Von heute eine deutsche Catalina-Aufnahme, die Sternhelligkeiten darauf und eine amerikanische Helligkeits-Schätzung mit 6.1 mag. [15:35 MEZ]

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Und ein bunter Catalina von heute Morgen von Michael Jäger aus Österreich, wo er 5° hoch stand: UT 8″/2.8 FLI 8300 / L-2×120 UV/IR 1×120 green 1×120 blue 4×120 red. Weitere Aufnahmen aus Spanien und aus Katalonien mit verschiedenen Brennweiten hier, hier und hier – und eine Sichtung knapp mit bloßem Auge bei 5.8 mag. [23:15 MEZ. NACHTRÄGE: Aus dem Jäger-Bild wurde später eine Gesamthelligkeit von 6.6 mag. ermittelt. Auch Analysen der Schweife hier und hier – und das detailreichste Bild bisher, ebenfalls von heute & wieder von Durig]


23. November

Eine 40-minütige Suite über die Rosetta-Mission mit gewissem ‚Anklang‘ an Filmmusik – hier ganz zu hören – eines britischen Komponisten. Auch der Komet von der Erde gestern mit weitem Feld und am 20.11. im Detail, die PDR für die Mast-Kamera des Mars-2020-Rovers der NASA, die Digitalisierung aller 90’000 Bilder der Surveyor-Mondlander, wie Citizen Science Gaia helfen kann, wenn die Menge des ‚Beifangs‘ anschwillt, der Status von Indiens ASTROSAT – und wie der Satellit Suomi mit Hilfe des Airglows unbekannte Schwerewellen in der Erdatmosphäre fand. [19:45 MEZ]


22. November

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Komet Catalina wieder „da“ – leider nur mit ca. 7. Größe

Das wird wohl nichts mit einem mit bloßem Auge sichtbaren Kometen hoch am Winterhimmel: Zwar haben die ersten Hardcore-Astrofotografen den länger hinter der Sonne verschwundenen Kometen C/2013 US10 (Catalina; oben ein Bild von Michael Jäger vom Juli aus Namibia) wenige Grad über dem Horizont in der Morgendämmerung wieder gefunden (Bilder vom 21. November von hier, vom 20. November hier und hier und 19. November), aber Helligkeitsschätzungen daraus liegen nur um 7 mag. Und gemäß einer typischen Helligkeitsformel müßte Catalina nunmehr seine maximale Helligkeit erreicht haben oder nur noch um wenige Zehntel ansteigen: Das hier und hier ersehnte Weitersteigen auf 5. Größe basiert auf der fragwürdigen Annahme, dass die absolute Helligkeit die nächsten Monate genau so extrem langsam fällt wie sie seit Sommer gestiegen war. Zahlreiche mehr oder weniger aktuelle Webseiten beschreiben die Erscheinung Catalinas, etwa hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, konkret sieht der Fahrplan für Deutschland so aus:

  • Zur Zeit: Komet nur in der Morgendämmerung über dem Horizont.

  • 25. November: Bei Beginn der nautischen Dämmerung 7° hoch.

  • 30. November: Bei Beginn der astronomischen Dämmerung = Ende der Nacht 7° hoch, aber heller Mond 94° entfernt.

  • 5. Dezember: Bei Ende der Nacht 15° hoch, Mond 32% beleuchtet 32° entfernt.

  • 10. Dezember: Bei Ende der Nacht 20° hoch, Mond weg.

  • 23. Dezember: Bei Ende der Nacht 36° hoch, letztmals ohne Mond.

  • Bis Jahresende: Bei Ende der Nacht bis zu 50° hoch, aber mit hellem Mond.
Vom 5. bis 21. Januar 2016 gibt es dann die beste Sicht, mit dem Kometen mutmaßlich am hellsten (aber wohl kaum heller als jetzt, da die Erdnähe von 0.725 au am 17. Januar die steigende Sonnendistanz kaum wettmacht, denn das 0.82-au-Perihel war bereits am 15. November). Catalina kann nun mondlos vor Beginn der Morgendämmerung in extremer Höhe bis praktisch zum Zenit gesehen werden, wobei er aber auch schon am späteren Abend in 10 bis 30 Grad Höhe gesichtet werden kann und dann immer höher steigt. Die „bequemste“ Sicht dürfte sich um den 15. Januar bieten, mit Catalina mondfrei um Mitternacht schon 30° hoch und jede weitere Stunde etwa 8° mehr; an den Folgetagen stört dann der Mond immer länger auch in der 2. Nachthälfte. Erneut mondfreie Sicht beginnt dann wieder am 26. Januar, jetzt mit dem Kometen schon am Ende der Abenddämmerung 40° hoch, aber seine Helligkeit sollte dann schnell fallen. [1:35 MEZ] Heute die erste visuelle Beobachtung nach der Konjunktion: 6.1 mag. mit Fragezeichen. [14:25 MEZ] Und hier und hier Fotos von heute, mit zwei Schweifen. [15:30 MEZ] In dieser Tabelle eine weitere visuelle Schätzung von heute: 6.5 mag. [19:55 MEZ] Ein weiteres Foto und hier noch mehr von heute. [21:40 MEZ]

Das sind die zwei Pole des Zwergplaneten Ceres

21. November 2015

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Bildmosaike von den Nord- und Südpol-Regionen des Zwergplaneten Ceres aus Dawn-Aufnahmen aus 1470 km Höhe zwischen dem 17.8. und 23.10., wobei die unmittelbare Umgebung des Südpols seit Dawns Ankunft im März permanent im Schatten lag. Die Karten der Polarregionen erlauben es, die Krater hier mit denen anderer geographischer Breiten zu vergleichen: Abweichungen in Form und Komplexität könnten auf eine unterschiedliche Zusammensetzungen der Oberfläche in verschiedenen Breiten hinweisen. Zudem gibt es in der Nähe der Pole Krater, deren Böden während des gesamten Umlaufs von Ceres um die Sonne im Schatten liegen und wo oberflächliches Eis überdauert haben könnte.

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Je ein kompletter Tag Pluto und Charon, aufgenommen von LORRI vom 7. bis 13. Juli aus 8 Mio. bis 650’000 km Abstand: Vor allem beim Pluto wird der Unterschied der Hemisphären deutlich, von denen New Horizons leider nur eine aus der Nähe sehen konnte. Unter den jüngsten LORRI-Rohbildern fielen derweil nur diese finsteren Berge auf; auch die Artefakte LORRIs bei Gegenlicht.

Fast vier Stunden lang: alle Rohbilder der Cassini-Kamera

ISS bis jetzt, nämlich 341’805 Stück, einfach hintereinander gezeigt mit maximaler Geschwindigkeit – wer’s denn braucht … Auch ein Interview mit einem Bahnmechaniker der ESA über diverse Missionen der Vergangenheit und Zukunft – und der Sonnensatellit STEREO-A arbeitet wieder ganz regulär, nachdem er ausreichend weit hinter der Sonne hervor gekommen ist.

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Ein Live-Blick gestern auf die Montage des James Webb Space Telescope, wo bald das erste Segment des Hauptspiegels eingebaut wird: Updates hier, hier und hier sowie von den Start-Vorbereitungen des LISA Pathfinder. Auch die Auswahl des Vegetations-Satelliten FLEX als 8. Earth Explorer der ESA und ein neues CubeSat-Startprogramm von ULA, das manch neue Option für Kleinsatelliten verspricht [NACHTRAG: mehr Links].

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Neue Artist’s Views lassen die Orion-Raumkapsel glänzen

Die neuen Bilder der NASA-PR-Abteilung zeigen die künftige amerikanische Raumkapsel mit dem ESA-Modul dahinter mit hoch reflektierender Oberfläche, die eine konstantere Temperatur im Weltraum verspricht. Auch ein weiterer großer Auftritt von Alexander Gerst mit Kanzlerinnen-Support-Act, die erste Bestellung eines Astronauten-Taxis von Space X für den Crew-Transport zur ISS [NACHTRAG: mehr Links] – und der geheimnisvolle Raumschrott-Regen auf Spanien ist aufgeklärt: Er stammt von einem Atlas-V-Start des Jahres 2008 und konkret dessen Centaur-Oberstufe.

Allgemeines Live-Blog vom 14. bis 20. 11. 2015

14. November 2015

20. November

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Wie britisches Astrotainment vor 200 Jahren funktionierte

Vor kurzem ist ein außergewöhnlich rares Dokument entdeckt worden: das vollständige Skript einer mehrstündigen Astronomie-Show „Ouranologia“ mit gewaltigen Requisiten, die der Schauspieler George Bartley von 1820 bis 1828 während der Fastenzeit – in der sonst wenig geboten wurde – im English Opera House in London veranstaltete. Jetzt wurde ein komplettes Transkript nebst detailliertem Hintergrund-Paper open access veröffentlicht: rund 100 Seiten, die ein bewegtes Kapitel der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit dieser fernen Ära verblüffend lebendig werden lassen. „The most significant inspiration from the manuscript Ouranologia to modern readers is perhaps in its revelation of the the connections between astronomy and theatre,“ heißt es in dem Paper: „Theatrical facilities and showmanship were frequently used in popular astronomical lectures in the first half of the nineteenth century. Lent was a competitive marketplace but not an exclusive season – astronomy lecturing took place all year round in every nook and cranny of the British Isles. The blend of scientific instruction, entertainment and religious narratives, all indicate a very distinct performance from what we conceive of as scientific discourses today.

The Ouranologia is a lively specimen of these long-forgotten astronomical shows“ – von der wir nun den Text haben aber leider keinerlei Requisiten, ja selbst was diese genau waren, ist unbekannt: „The transparent orreries, and visual aids for displaying scenic transparencies, were critical apparatus moulding onstage lectures. These visual aids were often advertised by lecturers as major attractions. However, the mechanism of the transparent orrery remains unclear. […] In the Ouranologia, [Skript-Autor] Arnold elaborated on spectacular onstage scenes, but neglected backstage technical parts. There are no known preserved fragments of these stage machines,“ die teilweise als ‚Grand Planetarium‘ angesprochen wurden – und das Publikum mächtig beeindruckten, wie man aus zeitgenössischen berichten weiß. Bonus 1: ein knapp 100 Jahre altes Paper von George Ellery Hale über die große Bedeutung des (High-End-)Amateur-Astronomen, der eigentlich alles kann und deshalb ein ausgeklügeltes Sonnenteleskop bauen möge. Bonus 2: ein Artikel über das ‚GalileoMobile‘ des IYA 2009, das derzeit wieder in Schulen in Südamerika unterwegs ist. Und Bonus 3: ein White Paper über die nächsten 20 Jahre des Planetariums einer schwedischen Firma, das auch hier und hier zusammen gefasst wird. [1:35 MEZ – Ende]

Zeitgeraffte Polarlichter von einer typischen Hurtigruten-Tour Anfang des Monats – immer wieder reichlich grün, oft Wolken, schließlich eine richtig große Show: So kommt’s häufig. Auch ein Meteor mit persistent train zeitgerafft – und der laufende El Nino im Vergleich zu 1997/98 (mehr und mehr). [0:40 MEZ]


19. November

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Solch ein Mini-Helikopter könnte 2020 auf dem Mars sein

und den nächsten NASA-Marsrover als „Scout“ begleiten, um für ihn wieder und wieder die beste Fahrtroute auszukundschaften: Was Anfang des Jahres als Konzeptstudie vorgestellt und auch schon als verkleinertes Modell getestet worden war, wurde heute in einer Rede am JPL erstmals öffentlich in Zusammenhang mit dem 2020-er Rover gebracht! Genehmigt ist der Mitflug freilich noch nicht, aber es sind 2016 Tests mit einem 1:1-Modell in einer Simulationskammer geplant, und das Mini-Modell tut’s ja schon. Der Herausforderungen sind viele: Die dünne Atmosphäre erfordert geringes Gewicht und enorme Drehzahl, der Heli muss dabei der Marsumwelt standhalten und viele Male autonom starten und auch wieder landen können. Auch der Status von Curiosity (um dessen Klon es geht), ein Chaos-Bild vom Mars Express – und eine möglicherweise günstigere Route zum Mars mit Auftanken am Mond. [20:00 MEZ]

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Der Rosetta-Komet vorgestern aus 141 km Entfernung – so nahe war der ‚Orbiter‘ dem Kern seit Wochen vor dem Perihel nicht mehr, dann wurde er durch zu viel Staub, der die Lageregelung irritierte, auf Distanz gehalten. Auch ein früheres Stereopaar des Kerns mit Jets, Amateuraufnahmen vom 16.11. und 12.11., ein paar neue Rosetta-Erkenntnisse von der DPS-Tagung letzte Woche und in Videos hier und hier und ein Artikel zur Philae-Suche. Auch der bevorstehende 2. Versuch Akatsukis einer Venus Orbit Insertion [NACHTRAG: mehr dazu sowie zu PROCYON im Erdanflug], ein Hangout mit den Israelis beim GLXP, ein Huygens-Jux auf einer Kinder-Seite, US-Erkenntnisse über Chinas Raumfahrt (S. 15-19) – und ein neues Space-Debris-Teleskop (S. 9 + 12-13) auf Ascension Island. [19:45 MEZ]


18. November

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Baufortschritte beim größten Radioteleskop der Welt, dem 500-Meter-FAST in China, das 2016 fertig sein soll – auch die ungelöste Krise um Arecibo ohne Direktor, Big Data beim SKA, die Modernisierung des HET, die Morgen-Planeten-Wanderungen und der Anblick vorgestern, Jupiter-Karten von Amateuren im Hubble-Vergleich, die BAA-Seite für 2015/16 und der aktuelle Jupiter-Bericht, der Planet Uranus jetzt gut zu finden, Vorhersagen des Magnetfelds der Korona aus Oszillationen in Sonnenflecken, Sonnenzeichungen des 18. Jh. neu ausgezählt – und was man in den letzten 20 Jahren über Exoplaneten gelernt hat. [22:55 MEZ]


16. November

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Seltene Einblicke in die Philae-„Landung“ aus Kölner Sicht verschaffte heute Koen Geurts, der technische Projektleiter des Rosetta-Landers beim DLR, auf einer Geek-Veranstaltung daselbst: So hatte man im Lander Control Center binnen Sekunden realisiert, dass Philae nach dem ersten Kontakt offensichtlich nicht auf dem Kometenkern stand, denn er rotierte danach weiter frei im Raum – während auf einem TV-Schirm eine Jubelfeier aus Darmstadt zu sehen war, waren die Experten entsetzt und lange nicht einmal sicher, ob Philae zur Oberfläche zurück kehren würde. Eigentlich war abgesprochen gewesen, dass man in Darmstadt erst auf ein klares „Wir stehen“ aus Köln warten sollte. Der Grund für das Versagen der Harpunen ist auch ziemlich klar: chemische Zersetzung des Sprengstoffs, wie sie sich auch bei unter Weltraumbedingungen aufbewahrten Proben im Labor gezeigt hatte. Eine Verringerung der Zündspannung rettete dort die Auslösung bei 5 von 6 Tests, in der kosmischen Realität leider nicht. Inzwischen wird jeden Monat zwei Wochen lang versucht, ein drittes Mal Kontakt zu bekommen, denn Rosettas Abstand zum Kern konnte inzwischen wieder auf 140 km verringert werden – bis Ende Januar besteht noch Hoffnung. Auch ein Amateur-Bild C-Gs von gestern mit dem Leo-Galaxien-Trio, bald grünes Licht für Indiens Aditya – und auf der ISS ist schon wieder was kaputt, das eine EVA zur Reparatur erfordert. [23:55 MEZ. NACHTRÄGE: mehr und mehr dazu sowie zu µg-Augenproblemen]


15. November

Nordlicht aus einem gecharterten Flugzeug vergangene Nacht über dem Nordatlantik, hier und hier auch Standbilder anderer Passagiere [NACHTRÄGE: und hier sowie aus obigem Video und ein weiterer Zeitraffer]. Plus ein tolles Stück Zirkumhorizontalbogen, ein russisches Meteor-Video, ein Mini-Asteroid in Erdnähe nur Stunden nach der Entdeckung und nun auf dem 13. Platz der Tabelle der Rekord-Annäherungen, ein neuer Komet auf sehr ferner Bahn (Perihel 9 au, Periode 178 Jahre), mal wieder die Nachtseite der Venus im NIR, die Wetterchancen für die Ring-SoFi 2017 in Südamerika, eine neuartige Technologie für thermisches IR, ein ferngesteuertes Teleskop für die Uni Stuttgart – und die Rettung mehrerer Kleinplanetarien im deutschsprachigen Raum. [23:05 MEZ]


14. November

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Genau ein Jahr sitzt Philae hier schon auf dem Kern von Komet C-G, denn diese Rosetta-Aufnahme entstand an 12.11.2015 – aus 178 km Abstand: Die vorsichtige Annäherung an den nicht mehr ganz so aktiven Kern schreitet voran, und es sind wieder mehr Einzelheiten zu erkennen. Auch eine schöne erdgebundene Aufnahme von heute mit einem 61-cm-Spiegel, wie die Pluto-Atmosphäre mit Radiowellen durchleuchtet wird, amerikanisch-russische Gespräche über eine gemeinsame Venus-Mission, das Raketen-Teleskop PICTURE-B vor dem Start, warum Hubble den hellen Procyon angeschaut und Erdbeobachter UrtheCast die ISS satt hat und auf Satelliten setzt, wie es dem DeorbitSail ergangen ist (schlecht) – und treffende Worte des ESA-Chefs zum Pariser Massenmord. [23:55 MEZ]

Mini-Live-Blog zum Absturz des Objekts WT1190F

13. November 2015

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Der Reentry von WT1190F, gesehen aus dem Flugzeug!

Zwei der Standbilder, die während des internationalen Beobachtungsflugs trotz Mittagszeit gelungen sind – technische Details und Auswertungen wird es dann später geben. [14:20 MEZ] Der erste Artikel – außerhalb dieses Blogs natürlich – mit den Reentry-Bildern? [15:55 MEZ] Aha, noch welche hier und hier. [16:35 MEZ] Und hier, hier, hier und hier. Wie inzwischen das Impakt-Blog berichtet, war der Reentry für das Auge hell, es gelang auch die Aufnahme guter Spektren – aber wegen der vielen Wolken in der Gegend hatte selbst das Flugzeug Probleme gehabt, eine klare Stelle zu finden. [17:55 MEZ] Und um noch eine regionale Sprache & Schrift zu würdigen: ein Artikel auf Dhivehi von den Malediven. [18:35 MEZ] Ein Album aus dem Flugzeug aber ohne Beobachtungen. [20:50 MEZ] Ein kurzer NASA Press Release ohne weitere Neuigkeiten. [23:05 MEZ – Ende. NACHTRÄGE: ein neues Video aus dem Flugzeug, das dem visuellen Eindruck nahe kommt, ein Video in Zeitlupe, der erste Bericht der Veranstalter mit noch mehr Visuals – und hier und hier Strichspuren des Objekts am Himmel mit starkem Lichtwechsel kurz vor dem Impakt]

So sah der Reentry von WF1190F aus dem Flugzeug aus! Der erste Videoclips und beeindruckende Standbilder in diesem offiziellen Video der veranstaltenden Organisation. [13:35 MEZ] Erste Bilder aus dem Flugzeug während der Operation. [13:40 MEZ]. Bei Slooh hat eine Show zum Reentry begonnen. [14:00 MEZ]

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Der Flieger war „vor Ort“, wir warten auf deren Bericht …

Während es vom Boden in Sri Lanka nach ersten Berichten gar nichts zu sehen gab, was sicher (auch) an sehr schlechtem Wetter lag, ist das Beobachtungsflugzeug nach Aufenthalt am rechten Ort jetzt in Colombo gelandet: Man wird sehen. Kurz vor dem Ende soll das Objekt übrigens eine interessante Lichtkurve gezeigt haben. [7:55 MEZ] Bisher bestenfalls akustische Effekte aus Sri Lanka gemeldet. Die letzte gemeldete Astrometrie in der MPC-Datenbank vor dem Crash hatte das Ding mit etwa 16. Größe gezeigt; zu zwei am besten passenden Kandidaten Argumente hier, hier und hier. [8:15 MEZ] Laut diesem Artikel aus Sri Lanka wurde von dem Flugzeug aus eine Explosion gesichtet, offenbar in größerer Höhe – keinerlei Details allerdings. [9:45 MEZ] Artikel hier und hier beklagen Nicht-Sichtungen, dieser auf Tamilisch spricht dagegen – laut Google Translate – von beobachteten Explosionen. [10:50 MEZ] Immerhin gibt’s einen Cartoon aus Sri Lanka … [11:05 MEZ] … während ein lokaler Journalist diesem Blog berichtet, die Passagiere des Fliegers hätten sich bei der (Zwischen-)Landung in Colombo geweigert, etwas zu sagen. Bitte? [11:30 MEZ] Darauf noch einen Scherz. [11:55 MEZ] Ein Artikel mit falscher Unter-Überschrift („astronomers look on“) weiß auch nur zu berichten, dass Beobachtungen an Land durch das schlechte Wetter vereitelt wurden. [12:20 MEZ] Laut einem Artikel in Singalesisch wurde der Impakt aus dem Flugzeug beobachtet, aber einen Bericht solle es erst morgen geben. Ein böser Fehler angesichts der Unmöglichkeit von Beobachtungen vom Boden, denn es sprießen schon allerlei Verschwörungstheorien, weil es keine Bilder des Reentry gibt … [13:10 MEZ]

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Eine Karte der erwarteten Impakt-Zone, erstellt von srilankischen Verteidigungsministerium, das auch auf ausgerufene No-Fishing- und No-Fly-Zonen hinweist. Plus die berechnete finale Flugbahn, auf die Erde projiziert. [1:00 MEZ] Nun weniger als 80’000 km entfernt, Geschwindigkeit 9760 km/h = 2.7 km/s. Und die Luft-Beobachter kurz vor ihrem Abflug in Dubai und an Bord des Flugzeugs bei Vorbereitungen. [1:40 MEZ] Gleich heben sie ab – nicht klar, ob auch während des Fluges getwittert werden kann. [2:15 MEZ] Noch 70’000 km zum Ziel – wo das Wetter aber schlecht sein soll. [2:35 MEZ] Die Astronomen sind fleißig – und neue Astrometrie hat die Bahn leicht verschoben. Da aus dem Flieger nichts kommt, gibt’s jetzt eine Pause! [3:25 MEZ]

Astronomen wollen WF1190F bis kurz vors Ende verfolgen

Heute gegen 7:18 MEZ wird die mutmaßliche alte Raketenstufe mit der Bezeichnung WT1190F („Der abstürzende Weltraumschrott bleibt unidentifiziert“) südlich von Sri Lanka in die Atmosphäre eintreten („Vermutlich eine alte Raketenstufe: Absturz Mitte November“), wo dann Mittag ist – aber noch bis kurz vorher kann sie an dunklem Himmel teleskopisch beobachtet werden, im Prinzip sogar aus Deutschland, wie diese Simulation von Jost Jahn zeigt: Kurioserweise bewegt sich das Objekt relativ zum Beobachter viel langsamer (ein paar Bogenminuten pro Minute) als relativ zu den Sternen (mehrere Bogenminuten pro Sekunde). Weitere Positionsmessungen sind auch von einigem Nutzen, um die Bahn weiter zu verbessern: Die ist zwar als Kurve im Raum schon sehr gut bekannt, die genaue Position des Objekts auf dieser aber noch nicht – und z.B. die Beobachter im Flugzeug sollten sie kennen, über deren Bemühungen v.a. diese Webseite berichtet. Erfolgreiche Videos von Amateuren gibt es z.B. hier, hier, hier, hier und hier zu sehen, eine Reihe mehr oder weniger technischer Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein informatives Video. Das Ding ist jetzt noch 93’000 km entfernt und kommt mit 9000 km/h näher. [0:00 MEZ]

Allgemeines Live-Blog vom 10. bis 12. Nov. 2015

10. November 2015

12. November

Der total verfinsterte Mond im thermischen Infraroten gefilmt während der September-MoFi – von einem Amateurastronomen mit einer Kamera aus dieser Serie: Bilder so gut wie von einem teuren Satelliten; auch eine Analyse der Helligkeit und ein Webcast der MoFi. Ferner ein neues fernstes Objekt des Sonnensystems mit nur vagen Informationen und noch nicht mal einem Orbit (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und ein kurioser Press Release), ein Radarfilm des Doppel-NEA (385186) 1994 AW1, die statistische Bestätigung der ungewöhnlich vielen Feuerkugeln von den Tauriden 2015 und Bilder hier, hier, hier, hier und hier und die Morgenplaneten mit und ohne Mond gestern in Rumänien, vorgestern in Kanada, dem UK und Malaysia und am 9.11. in Österreich und Malaysia. Sowie ein hektischer Nacht-Zeitraffer, eine Online-Allsky-Kamera, ein offensichtlicher Brandanschlag auf die Stuttgarter Sternwarte auf der Uhlandshöhe, die schwer beschädigt wurde, Experimente mit einem visible nulling spectrograph und machine learning für Astrobild-Auswertung, eine Video-Analyse des Raketentests vor Kalifornien, neue Geldsorgen bei und eine Resolution für Arecibo, 11 Mio. deutsche Euro für Südafrikas MeerKAT – und der erste Spatenstich für das Giant Magellan Telescope: Artikel hier, hier, hier, hiera und hier. [23:35 MEZ – Ende]

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Mal ein Pluto in sehr falschen Farben … Hier wurde principal component analysis eingesetzt, um subtile Farbunterschiede auf einem MVIC-Bild heraus zu arbeiten. Auch was man bisher über Ceres gelernt hat, für dessen weiße Flecken es mehrere Ideen gibt, was an Computer-Hardware in Hayabusa 2 steckt, eine Schweizer Kamera für den ExoMars-Orbiter, der Status von Opportunity, die Galileo-Satelliten als ART-Tester, die Gaia-Messung eines Mond-Transits, wie man mit ‚freeform optics‘ kompakte Teleskope für die Raumfahrt bauen kann, das SM der ESA für Orion bereit für Tests – und der jüngste Ariane-5-Start wieder ohne Probleme. [20:55 MEZ]

Die Abenteuer von Philae vor genau einem Jahr in neuer Rekonstruktion: So ist der arme Lander über den Kometenkern gehüpft, als es mit der Landung nicht so ganz nach Plan verlief: Press Releases zu den Ereignissen damals, den Erkenntnissen seither und dem vermutlichen Status des Landers hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Interview mit dem Chef, ein Video-Update, wie Rosettas eigene Landung ablaufen soll – und aktuelle Amateuraufnahmen des Kometen vom 9. November und mit nur 10 cm Öffnung vom 8. November. [20:45 MEZ. NACHTRÄGE: die Aufzeichnung einer Philae-Jubiläums-PK vor dem LCC in Köln, eine ESA-Kurz-Doku zum Jahrestag und ein Artikel zu den Rosetta-Landeplänen]

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Io-Vulkan-Kartierung / Griseldis getroffen / C-G ganz nah

Die letzte PK von der 47. DPS-Tagung begann mit der Auswertung der Bedeckung des Io-Vulkans Loki durch Europa, die mit dem Large Binocular Telescope bei 4.8 µm beobachtet worden war, wo der Vulkan hell strahlt: Die Lichtkurven von Ein- und Austritt am Europa-Rand liefern dank 8 Bildern pro Sekunde – zwischen denen sich Europa nur um 2.4 km verschiebt – 40-mal höhere Ortsinformation als das Teleskop direkt. Auf der daraus schließlich rekonstruierten Karte (oben) hat sich die Aktivität des Vulkans gegenüber früher verschoben, womöglich ein periodischer Vorgang. Dann wurde Staub-Aktivität des Asteroiden (493) Griseldis klar auf einen Impakt zurück geführt: Der Staub sah nicht wie ein normaler Schweif aus und verschwand schnell, nachdem er fern des Perihels schlagartig aufgetaucht war. Einschläge auf dem 46 km großen Asteroiden sind statistisch alle 5 Jahre zu erwarten: Passt!

Vom Rosetta-Kometen C-G wurden die bekannten spektrophotometrischen Daten nochmals referiert und auf Frage dieses Blogs klargestellt, dass die spektrale Ununterscheidbarkeit beider Hälften des Kerns keine Aussagen über dessen Entstehung zulässt: Man sieht es inzwischen als weitgehend erwiesen an, dass dies durch sanfte Verschmelzung zweier chemisch ähnlicher Teile in ferner Vergangenheit geschah. Neu dagegen Hinweise auf bisher unbekannte Plasma-Chemie in der inneren Koma von C-G, in der OH sonst nicht so hell leuchten würde, wie es OSIRIS durch enge Filter sieht. Und der direkt abgebildete Planet von 51 Eri b ist wirklich einer: Auf einem neuen GPI-Bild vom September 2015 hat er sich auf seiner Bahn weiter bewegt. Der warme Jungplanet (650 Kelvin, 2 Jupitermassen, 14 au projiziert vom Stern) ist die erste Entdeckung der GPI Exoplanet Survey (GPIES), die inzwischen 150 der 600 Zielsterne angeschaut hat und auch allerlei andere Kuriositäten entdeckte. [20:30 MEZ]

Sicher der ungewöhnlichste Dokumentarfilm über eine totale Sonnenfinsternis seit langem: Man folgt einer Gruppe Skifahrer und dem Fotografen Reuben Krabbe nach Svalbard, der die ersteren vor der SoFi diesen März ablichten will, wie auch hier und hier beschrieben wird. Das Ergebnis all der Mühen ist am Ende des preisgekrönten 1/2-Stunden-Werks leider kaum zu erkennen, aber in Zusatz-Material (linke Spalte: „Part 4“ und dann „THE SHOT“) taucht eine Totalität mit fahrendem Skifahrer als Hintergrund auf wie auch in der letzten Sekunde dieses Extra-Videos, während herumstehende Skifahrer vor Partialität – wohl Stills aus der Doku – hier = hier und hier zu sehen sind. Wie Krabbe diesem Blog verriet, soll aber demnächst was Großes in dieser Zeitschrift erscheinen. [4:35 MEZ. NACHTRAG: Und hier ist das Bild, aus diesem Beitrag, auf den dieser Artikel verweist. NACHTRAG 2: und noch ein ganz später Artikel]


11. November

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NEOWISE-Erfolge, NEO-Zuordnungen, Wolkensysteme Titans

Die heutige DPS-PK feierte zunächst die über 35’000 Asteroidenentdeckungen mit dem als NEOWISE wiederbelebten Infrarot-Satelliten WISE: In Kombination mit der visuellen Helligkeit liefert die infrarote Größe und Albedo. Für rund 8000 Objekte, darunter 201 Near Earth Asteroids, wurde diese Analyse schon durchgeführt: Die Grafik zeigt, wie NEOWISE vor allem dunkle Objekte mit weniger als 10% Albedo (und von gelegentlich über 1 km Durchmesser) entdeckt hat. Leider wird es (NEO)WISE etwa 2017 zu heiß, um die Asteroidenjagd fortsetzen zu können.

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Sowohl die NEOWISE-Sprecherin Carrie Nugent wie der Asteroidenspezialist Rick Binzel waren der Meinung, dass sich durch NEOWISEs Dunkelfunde die Statistik der Impakte auf der Erde spürbar verändert habe: Dazu seien es immer noch viel zu wenig. Binzels Thema war die Bestimmung der Regionen im Sonnensystem, aus dem die NEAs kommen: Dazu werden Spektren (der IRTF) verglichen und auch dynamische Überlegungen angestellt. Die Nu-6-Resonanz im Hauptgürtel erweist sich als wichtigste Einzelquelle, aber auch Mars-Kreuzer und die 3:1-Resonanz sind wichtig. Die primitiven NEAs des C-Typs kommen eher aus dem äußeren Asteroidengürtel, während die am häufigsten auf der Erde gefundenen Meteoriten (Chondriten der Klassen LL, H und L) jeweils Bereichen des inneren und mittleren Hauptgürtels zugeordnet werden können.

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Andere Themen der PK waren ein ausgedehntes Wolkensystem auf dem Titan, von dem Cassinis Kamera nur die ‚Spitze‘ gesehen hat, das CIRS aber weit in die Tiefe der Atmosphäre des Saturnmonds verfolgen konnte, Curiositys Untersuchungen an Veins in Garden City, wo noch spät in der Geschichte des Gale-Kraters mehrfach Flüssigkeit in den schon verfestigten Mudstone eindrang, und die Erkenntnis, dass Kohlenwasserstoff-Dunst durch Photochemie aus Methan, wie er die Erde im Archaean umgab, auch bei Exoplaneten als Indiz für lebensfreundliche Welten dienen könnte: „pale orange dots“ halt. [23:25 MEZ. NACHTRÄGE: ein verspäteter Press Release dazu und eine Aufzeichung der PK hier unter „DPS 47“ 3. Item und hier]


10. November

Ein bemerkenswerter düsterer Science-Fiction-Kurzfilm (20 Minuten) eines Filmstudenten aus Florida von 2012 ist jetzt frei im Web zu sehen: „At the End“ erinnert mit der Unausweichlichkeit des baldigen Endes der Erde stark an „Melancholia“ und kann es von der technischen und schauspielerischen Qualität mit „Another Earth“ und anderen ambitionierten Low-Budget-Produktionen aufnehmen. Und was wurde aus dem Schöpfer? “ I’m currently living in Los Angeles trying to make my dreams of becoming a feature film director come true,“ teilte er diesem Blog mit – viel Erfolg! [19:50 MEZ]

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Encke trifft Merkur / Phobos kaputt / Planeten-Definition

Ein bunter Themen-Mix heute auf der 2. Pressekonferenz während der DPS-Tagung: So ist nun im Detail nachgerechnet worden, dass ein regelmäßiger Anstieg des Kalziums in der Exosphäre des Merkur wie vermutet durch Staub des Kometen Encke verursacht wird, der auf die Planetenoberfläche schlägt. Dabei muss der Poynting-Robertson-Effekt auf die Teilchen berücksichtigt werden, der den Dust Trail (weiß) so im Raum verschiebt (orange), dass der Kalzium-Ausbruch (beige) tatsächlich zum Durchflug Merkurs auf seiner Bahn passt. Dann wurde vorgerechnet, dass das orbitale Absinken des Marsmonds Phobos zur Zerstörung des Marsmonds führen wird: Seine auffälligen ‚Grooves‘ passen zumindest teilweise zum Gezeiten-Stressmuster, das ihm der Planet verursacht, entwickeln sich allerdings nur auf Zeitskalen von Millionen Jahren.

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Den letzten Auftritt hatte – nach einer Verfeinerung des Mechanismus der Mond-Entstehung – Jean-Luc Margot, der seine bereits hier und hier ausführlich vorgestellte quantitative Planeten-Definition erläuertete. Das sei eben kein bürokratischer Akt, beschied er einem Fragesteller: Die Tatsache, dass Pluto und Co. um drei Größenordnungen schlechter abschneiden als die Planeten sage etwas Fundamentales über die Entstehung des Sonnensystems aus. [19:30 MEZ. NACHTRÄGE: Artikel dazu hier, hier, hier und hier sowie zu Phobos hier und hier, plus die Aufzeichung der PK hier unter „DPS 47“ 2. Item und hier]

‚Ice Age‘ geht in den Weltraum! Der nächste Film der erfolgreichen Animations-Serie im kommenden Sommer, „Collision Course„, wird Mammut, Faultier und Co. erstmals in den Weltraum entführen – und in diesem 5-Minuten-Kurzfilm weist das Säbelzahnhörnchen Scrat schon mal den gewohnt überbordend ins Bild gesetzten Weg, während die BU vage den Plot des kommenden Langfilms umreisst … [19:05 MEZ]

Mögliche Eisvulkane, Kraterzahlen, tanzende Mini-Monde: Überraschungen im Plutosystem

9. November 2015

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wurden heute auf der Jahrestagung der Division of Planetary Sciences der American Astronomical Society zuhauf präsentiert, wo es heute und morgen über 50 Papers mit Erkenntnissen der New-Horizons-Mission gab und geben wird sowie eine Pressekonferenz abgehalten wurde, bei der dieser Blogger zugeschaltet war [NACHTRAG: eine komplette Aufzeichnung]. Die größte Überraschung sind wohl zwei Kandidaten für Eisvulkane südlich von Sputnik Planum (alle Ortsnamen sind weiterhin völlig inoffiziell und werden es noch lange sein), der 160 km breite und 4 km hohe Wright Mons oben und der Piccard Mons (Höhenkarte Mitte): Zumindest sind es Berge mit klaren Vertiefungen auf ihren Gipfeln, bei Wright Mond 56 km breit, und für das Geologen-Auge drängt sich eine vulkanische Erklärung geradezu auf, ist zumindest die am wenigsten verrückte. Man muss im Sonnensystem schon bis zum Mars gehen, um ähnliche Strukturen zu finden, die im äußeren Sonnensystem komplett fehlen (wo zuweilen andere als kryovulkanisch interpretiert werden). Unplausibel wäre Eisvulkanismus auf dem Pluto nicht: Um Wassereis – aus dem seine Berge bestehen – zu verflüssigen, braucht es einiges weniger an Energie als für felsigen Vulkanismus auf den terrestrischen Planeten.

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Mehr Pluto-Topografie, inzwischen gibt es schon 3D-Karten von einer ganzen Reihe Regionen: oben Indizien für eine gewaltige Ausdehnung der Kruste, bei der solche Brüche zurück bleiben, unten mögliche Erosionseffekte, die auch eine Rolle bei den vielen kleinen Gruben in Sputnik Planum gespielt haben könnte.

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1070 Impaktkrater sind bisher auf der gut aufgelöst beobachteten Seite Plutos identifiziert worden, mit deren Hilfe für verschiedene Gegenden das Alter abgeleitet werden kann: Die am meisten verkraterten Gebiete dürften zwischen 1 und 4 Mrd. Jahre alt sein, Sputnik Planum, wo nach wie vor kein einziger Krater entdeckt werden konnte, ist dagegen höchstens 10 Mio. Jahre alt. Die großen Altersunterschiede bedeuten, dass es die ganze Geschichte hindurch Neubildungen der Pluto-Oberfläche gab: Das war bei einem Zwergplaneten nicht erwartet worden.

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Für die Krater sind natürlich andere Körper des Kuiper-Gürtels verantwortlich, die auf Pluto einschlugen – und die Zahl der Krater ist größer als diejenige der katalogisierten Objekte jetzt im Kuipergürtel, wobei die Pluto-Krater überwiegend Objekte betreffen, die für die direkte Beobachtung zu klein sind. Über deren Anahl war in der Vergangenheit viel spekuliert worden, so hatten nicht eindeutig interpretierbare Hubble-Beobachtungen einiger weniger Lichtaussetzer von Sternen zu einer heftigen Hochrechung geführt (in der Grafik oben links). Die Pluto-Krater zeigen nun sehr deutlich, dass diese wohl falsch ist: Entweder wurde die Hubble-Analyse durch die Statistik kleiner Zahlen in die Irre geführt, oder die Interpretation der Aussetzer als Sternbedeckungen ist ganz falsch. Die Pluto-Krater zeichnen jedenfalls ein Bild der Kuiper-Gürtel-Population mit viel weniger kleinen Objekten und einer Größenverteilung (weiße Kurve unten) ganz ähnlich wie im Asteroiden-Hauptgürtel. Und das bedeutet wiederum, dass die Kuiper-Gürtel-Objekte ‚groß geboren‘ wurden und nicht – wie in einem Alternativ-Szenario, das besser zu dem Hubble-Resultat gepasst hätte – durch Verschmelzung sehr kleiner Ursprungskörper entstanden, von denen dann immer noch viele herum fliegen müssten.

Was wiederum bedeutet, dass das kleine Kuiper-Gürtel-Objekt 2014 MU69, auf den New Horizons nun Kurs genommen hat, ein ursprüngliches Planetesimal sein könnte, wie es überhaupt noch keine Raumsonde sah. Weitere New-Horizons-Erkenntnisse auf der DPS-Tagung betrafen die vier kleinen Monde Plutos, die alle aus mindestens zwei kleineren Objekten aufgebaut zu sein scheinen. Das widerspricht der obigen Aussage aber nicht, dass die kleinen Monde wie auch Charon das Produkt einer gewaltigen Kollision sein dürften, aus deren Trümmerwolke sie sich schließlich zusammen fanden. (Diese Kollision, so war auf eine Frage dieses Bloggers hin zu erfahren, muss sich schon in der Urzeit des Sonnensystems zugetragen haben, denn sie erforderte den Einschlag eines Körpers von Charon-Format, und die sind heute extrem rar im Kuipergürtel: Die Energie, die die heutige Aktivität Plutos antreibt, kann also sicher nicht daher stammen.) Kurioserweise rotieren alle kleinen Monde schnell und drehen sich pro Orbit viele Male um ihre Achsen: Hydra 89-mal, Nix 13-mal und Styx und Kerberos je 6-mal, wobei die Achse von Nix auch noch stark geneigt ist und die anderen auf der Seite liegen.

Rätselhaft ist weniger die schnelle Rotation der Mini-Monde, die für Kleinkörper im Kuiper-Gürtel typisch ist, als vielmehr die ausbleibende Dämpfung durch die Gezeitenwirkung Plutos: Sie tun glatt so, als gäbe es ihn gar nicht! In chaotischer Rotation sind die Monde allerdings nicht: Sie rotieren schon gleichmäßig (wobei freilich Nix schneller geworden ist, Hydra aber nicht), doch das ganze Mondsystem ist auf viel längeren Zeitskalen chaotisch. Es gibt auch noch neue Überraschungen zur Atmosphäre Plutos: Gemäß Radio-Okkultation gibt es über der kälteren Seite eine schwach ausgeprägte Troposphäre, über der wärmeren dagegen nicht, während die Messung der Sonne durch Atmosphäre zeigte, dass sie kühler und kompakter ist und weniger Gas in den Weltraum verliert: Pressemitteilungen zu den über das erste Paper (dem jetzt viele weitere folgen werden) hinaus gehenden Erkenntnissen hier = hier = hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier [NACHTRÄGE: und hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier] – plus als Bonus ein kurioser Amateurfilm der Nachtseite Plutos aus LORRI-Rohbilder, die leider als JPEGs keinerlei Information enthalten.

Allgemeines Live-Blog vom 6.-8. November 2015

6. November 2015

8. November

Navy-Raketentest vor der Küste verblüfft viele Kalifornier

Es war ein offenbar kaum angekündigter Abschuss von einem Uboot aus, der zu bemerkenswerten Lichterscheinungen wie auch in diesem (Klasse Soundtrack …), diesem und diesem Video und auf diesem, diesem und diesem Foto und diesen und diesen Fotos führte. Auch Komet PANSTARRS am 5. November, eine deutsche Feuerkugel gestern und die Morgenplaneten heute über Malaysia und Singapur. [4:35 MEZ] Ein weiteres Video, mehr Fotos, ein cooles Bild von weit weg und weitere Artikel hier und hier zum Raketentest. [5:10 MEZ] Die Planeten über Deutschland hier und hier, die Sonne heute über den Philippinen und weitere Raketen-Berichte hier und hier. [6:05 MEZ] Die Rakete kurz nach dem Start und später am Himmel sowie ein weiterer Artikel. [7:10 MEZ] Die Morgen-Planeten und der Mond über Kanada, den USA, dem UK (mehr) und Deutschland (mehr) sowie über der Türkei nebst Taurid, eine weitere und noch mehr Tauriden-Feuerkugeln, die diese Woche crashende Raketenstufe wird nun bald heller – und der Raketentest über einer Starparty, ein Video über San Francisco (ein Standbild daraus) und hier, hier, hier, hier und hier weitere Artikel dazu. [23:25 MEZ – Ende]


7. November

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Das große Finale der langen morgendlichen Planeten-Show

steht bevor – heute morgen bilden für Europa Mars & Venus & der Mond ein kompaktes Dreieck, danach driften alle Beteiligten (der Jupiter sowieso schon) immer weiter auseinander: Bilder von Planeten und Mond von heute aus Malaysia und Australien, von gestern aus Kanada, Florida, Chile, Deutschland (von diesem Blogger, auch oben; mehr), Österreich, Rumänien und Malaysia und von vorgestern aus Rumänien. Auch ein Wetterbericht vom Jupiter 2014/15, die Sonne gestern und vorgestern (mehr), europäische Planungen in Sachen Weltraumwetter, der neue Komet Johnson (Perihel 2017), ein paar Bilder von hellen Tauriden, ein noch unbestätigter kleiner Meteoriten-Fall in Hamburg [NACHTRAG: offenbar ein Hoax: Meteorit echt, Fall inszeniert], die ersten Vorbereitungen für die Grundsteinlegung des GMT, ein langer Artikel über SOFIA aus der Heimat des DSI, mal wieder eine Initiative zur Reform des Publikationswesens in der Astronomie – und ein bemerkenswertes Bild aus dieser Analyse des neuesten Star-Wars-VII-Trailers, das eine doppelte partielle Sonnenfinsternis zeigen könnte … [1:35 MEZ] Planeten & Mond über Indien gerade, laut diesem slowenischen Beobachter fallen die Tauriden-Feuerkugeln heute Nacht nur so – und ein Bild mit Aurora und Feuerkugel aus Schottland heute Morgen. [4:35 MEZ] Bilder des Mond/Venus/Mars-Dreiecks aus diversen Ländern hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, der aktuelle Anblick in Australien, wie es morgen in Europa aussehen wird, weitere Tauriden und die Sonne heute. [20:35 MEZ]


6. November

Das staubige Vierfach-Sternsystem DI Cha auf einer Hubble-Aufnahme – genauer gesagt blasen sie den Staub der Chamaeleon I dark cloud herum. Auch ein HST-Bild der Lenticular-Galaxie Mrk 820 in der Mitte der ‚Stimmgabel‘ des Klassifikationssystems, der 1000. Gamma-ray Burst von Swift, eine massive Galaxienhaufen-Entdeckung von WISE, die Messung eines Mond-Transits durch Gaia, ein Rosetta-Bild vom 31. Oktober, deutsche Ideen für einen Satelliten zur Müll-Beseitigung im Orbit, mal wieder mehr Geld für SLS & Orion benötigt, es gab mal wieder eine ISS-EVA, die fast 8 Stunden dauerte und sich mit dem Kühlsystem befasste – und es hakt bei den ISS-Cargo-Kontrakten für die zweite Runde, und der Bewerber Boeing ist schon mal draußen. [23:45 MESZ. NACHTRAG: mehr Links dazu und zur EVA]

Wie der Sonnenwind die Marsatmosphäre abbaut

5. November 2015

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Der grundsätzliche Prozess ist schon seit Jahrzehnten bekannt: Weil der Schwerkraft des Mars so gering ist, reißt der Sonnenwind beständig Gas mit und baut sie mit der Zeit ab. Zum ersten Mal direkt beobachtet hat dies 1989 das ASPERA-Instrument auf dem sowjetischen Orbiter Phobos 2 (der vor dem Fehlschlag mit der Phobos-Naherkundung durchaus erfolgreich war), später dann ASPERA-3 auf dem Mars Express: Die konkreten Zahlen zur Verlustrate widersprachen sich zwar, aber inzwischen gibt es eine neue Analyse der Phobos-Messungen, die auf einen Verlust von 2-3 x 10^25 Ionen pro Sekunde während des Sonnenmaximums kommt. Derzeit kümmert sich der MAVEN der NASA um das Problem, und heute sind zahlreiche Papers aus der Primärmission erschienen, die sich dem Ende nähert: Drei Übersichts-Artikel sind Open-Access!

Insbesondere wird jetzt besser verstanden, dass etwa 1/4 der Ionen über eine – von einem am Mars durch den Sonnenwind induzierten elektrischen Feld gesteuerte – „Plume“ nach Norden hin entweicht, der Großteil über einen Schweif nur nur wenige einfach abgestreift werden. Die Verlustrate wird zu aktuell rund 2-3 x 10^24 Ionen (oder etwa 100 Gramm) pro Sekunde angegeben, wobei das aber bei hoher Sonnenaktivität um einen Faktor 10 ansteigen kann: Das ist grob mit den Phobos-Zahlen verträglich, und auch der NASA ist klar, dass MAVEN die lange bekannten Prozesse nurmehr detaillierter beleuchtet. Da die Sonnenaktivität in der fernen Vergangenheit höher war, müsste damals auch der Atmosphären-Abbau schneller vonstatten gegegangen sein, doch das ist quantitativ nur schwer zu fassen: auch Press Releases von AGU, U Colorado und NASA, ein paar Minuten Soundbites von deren Pressekonferenz heute, von der auch diese Grafik und die obige stammen, und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [NACHTRÄGE: eine Aufzeichnung der PK, mehr Press Releases hier und hier und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

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Und noch mehr Vorgänge in der Mars-Atmosphäre: An diesen 19 Stellen hat das SPICAM-Instrument auf dem Mars Express zwischen 2004 und 2014 Aurora-Erscheinungen gesehen: in Farbe dahinter Messungen des schwachen Rest-Magnetfelds des Planeten durch den Mars Global Surveyor, wobei blau offene und rot geschlossene Feldlinien bedeutet – und vorzugsweise über der Grenze dazwischen hat es bei den 113 Nachtorbits sekundenlange Leuchterscheinungen im Ultravioletten gegeben. Wie sich auch zusammen mit In-Situ-Messungen von Elektronen ergibt, müssen die Bedingungen schon sehr besonders sein, damit der Mechanismus überhaupt funktioniert. Auch ein indischer TV-Bericht zum ersten Orbit-Jahr der Mars Orbiter Mission, die heute vor 2 Jahren startete, eine Änderung im Speicher des MRO, späte Erkenntnisse aus Daten von Spirit und die Startvorbereitungen für InSight nächsten März.

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Und letztens anderswo im Sonnensystem: vom Oktober eine erst jetzt aufgetauchte Enceladus-Nahaufnahmen von Cassini (auch irdische Analoga für Titans Dünen) und vom September ein Bild des Rosetta-Kometen C-G vom Gaia-Satelliten (auch Ideen zu Rosettas ‚Landung‘, die seit Monaten de facto beschlossen ist) und ein Ceres-Krater aus 1470 km Höhe (auch das neueste Dawn-Blog zur weiteren Annäherung und ein langes Interview zur Mission bisher). Derweil hat Yutu den Betriebsrekord für Mondrover gebrochen, auch wenn er nicht mehr rollt (und das Teleskop auf dem Lander tut’s auch noch), während die Alterbestimmung von Mondgestein neu ‚geregelt‘ wurde. Außerdem neue Erkenntnisse von Voyager 1 zum Übergang ins ISM (mehr und mehr) – und New Horizons hat alle 4 Manöver absolviert, um Kurs auf das 2. Ziel zu nehmen, plus schattige Überlegungen und die größten Überraschungen im Pluto-System.