Archive for Oktober 2017

Allgemeines Live-Blog ab vom 21. – 31. 10. 2017

21. Oktober 2017

31. Oktober

Falcon fliegt und Stufe landet, Minotaur kommt als nächstes

Nach dem abermaligen gestrigen Erfolg einer Falcon 9 mit einem koreanischen Satelliten (Kurzfassung, weitere Start-Bilder hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier und hier), ist heute Abend eine Minotaur-C mit 10 kleinen Satelliten dran: die erhoffte Wiedergeburt der Taurus nach zwei Fehlstarts auf der Vandenberg AFB. Auch der Beginn der wahren kommerziellen Raumfahrt 2009, eine Stimme für den Deep Space Gateway, der Status von JWST & WFIRST, der IR-Satellit Spitzer zum Verkauf, eine weitere Cassini-Erkenntnis zu den Strahlungsgürteln Saturns, was nach Cassini kommen mag – und ein Mini-Thermometer für Raumsonden zu Kometen und Asteroiden. [19:45 MEZ] Und die Minotaur C ist gestartet: mehr Bilder hier und die Stufen-Trennung. [22:50 MEZ] Nach dem Start der Minotaur-C alias Taurus-XL sollten alle 10 Satelliten ausgesetzt sein – das muss aber noch bestätigt werden. [23:20 MEZ – Ende. NACHTRAG: die Bestätigungen von Orbital und Planet Labs, dass der Start ein Erfolg war! NACHTRAG 2: noch ein Video des Starts – während sich alle 10 Satelliten gemeldet haben. NACHTRAG 3: Press Releases von Orbital und Planet Labs, ein Foto vom Start und Artikel hier und hier]

Komet Machholz hatte drei winzige Begleiter bei seinem kürzlichen Periheldurchgang (s.u.), hat eine detaillierte Auswertung der Bilder von SOHO LASCO C3 mit der Hand ergeben (Posting vom 30.10.2017). Auch eine komplette Animation der Passage – und ein neues Paper über C/2014 Q2 (Lovejoy) und seine Chemie vor zwei Jahren nach Radio-Beobachtungen.

Ein Spektrum des interstellaren Besuchers (s.u.) aus dem wohl ersten Paper zu ihm: Der Beobachter war gerade am 5-m-Teleskop des Palomar Obs. zugange, als er von dem Ding erfuhr und nahm mit – selbst für solch ein großes Gerät – erheblicher Mühe ein Spektrum auf. Es ist sehr verrauscht und zeigt keine Absorptionslinien aber eine sehr rote Oberfläche: so wie die rötesten Bewohner unseres Kuiper-Gürtels. Auch weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. Derweil hat eine Astro-Nutzlast während eines Raketenflugs keine Daten geliefert, wurde aber geborgen, hat das LCO ein globales Bildungsprogramm gestartet und wurde hier und hier eine 469-Seiten-Dissertation von 2000 über die Geschichte der Amateurastronomie in den USA aufgespürt, währen sich die britische Astronomiegeschichte seit 2003 hier selbst erforscht. Und es war heute vor 25 Jahren, dass der Papst was zu Galilei zu sagen hatte: eine englische Fassung und damalige und heutige Artikel hier, hier und hier. [19:10 MEZ. NACHTRÄGE: noch ein Paper über A/2017 U1 (kein naher Stern als Herkunfts-Kandidat) und Lichtkurven hier und hier, Peak-Peak-Amplitude knapp 1 mag. & Periode 6-7 Tage]


29. Oktober

„Großes Kino“ auf der ISS: Italien mit 6K-Kamera gefilmt

Das kommt heraus, wenn man aus dem Orbit mit einer High-End-Kinokamera einen sommerlichen Überflug über Italien aufnimmt, hier in Echtzeit – und selbst im 4K-Modus noch nicht der vollen Auflösung – wiedergegeben. Auch das Ende der GRACE-Mission nach dem endgültigen Ausfall der Batterie auf einem der beiden Satelliten („Die Mission der GRACE-Satelliten …“), die 2002 gestartet waren: weitere Press Releases hier, hier und ein Artikel und mehr Links.

Am 7. Dezember gibt’s den Satelliten Gaia sowie eine Simulation einer Gravitationswelle auf deutschen Briefmarken als kleine Serie „Astrophysik“. Plus ein später Nachruf auf Cassini – und das Interesse von OHB an kleinen Start-Ups der Raumfahrt-Branche. [23:30 MEZ]

Keine besonderen Vorkommnisse im Perihel beim Kometen 96P/Machholz, der gerade das Gesichtsfeld von LASCO C3 verlassen hat (und zwar theoretisch am Morgenhimmel auftaucht, wegen geringer Elongation und nun rapide fallender Helligkeit aber kaum beobachtbar sein dürfte) – auch ein Spektrum von Komet C/2017 O1, Schwassmann-Wachmann 1 am 20. Oktober, 2 Monate nach dem letzten Ausbruch, und ein neuer C/2017 T3 (ATLAS), der nächsten Sommer kaum heller als 10 mag. werden dürfte. Auch die hohe Sonnenaktivität im September aus Sicht vieler Satelliten, Amateurbeobachtungen des Crab-Pulsars im Optischen (Teile zwei und drei), wie sich der Bau des ELT anfühlt, welche Faktoren eines Astro-Papers den Impakt bestimmen, Dark Sky in Texas, ein Paper über Licht als Insekten-Sauger an Ufern (auch eine PM und Artikel hier und hier), ebenfalls betroffene Fledermäuse – und das älteste Marine-Astrolabium identifiziert (auch Artikel hier und hier). [21:35 MEZ]


27. Oktober

Das ist der Sonnenschirm des James Webb Space Telescope

(oder Sunshield Subsystem) – zum ersten Mal entfaltet und straff gespannt bei einem Test beim Hersteller. Auch die Selbstjustage der Spiegelsegmente des JWST im Orbit, die Slides zum Bericht über WFIRST („scope and cost are not aligned“ …), eine Hummer-Augen-Optik für ein Teleskop auf der ISS, das vorgeschlagene Transient Astrophysics Observatory (S. 4-5) für u.a. LIGO-Quellen – und der deutsche Röntgensatellit ABRIXAS verglüht bald: Ein Konstruktions-Fehler der Batterie hatte ihn 1999 direkt nach dem Start ruiniert. Ferner Gaia als Spaceweather-Detektor, etwas ESA-Hardware für Luna 27, der berühmte Eisberg jetzt, bald eine Entscheidung über den Termin der 1. SLS-Mission EM-1, die auf 2020 rutschen könnte, Interesse der ESA am Deep Space Gateway beim Mond, eine Milliarden-Investition der Saudis in Virgin Galactic plus eine Rakete, erstaunliche nächtliche Licht-Effekte nach einem russischen Raketen-Test [NACHTRÄGE: hier, hier, hier und hier noch mehr Bilder des Phänomens aus anderen Perspektiven] – und die anstehende große Renovierung des Nat’l Air & Space Museums in DC wird 900 Mio.$ kosten, mehr als viele Raumfahrt-Projekte … [4:15 MESZ]


25. Oktober

Auftritt des Kometen 96P/Machholz heute im Gesichtsfeld von LASCO C3 auf dem Satelliten SOHO (mehr und mehr): Bilder – von unten – um 16:06, 17:06 und 18:30 MESZ; die jeweils 15 aktuellsten gibt’s hier. Auch Polarlicht auf Jupiter von Juno, eine geologische Karte von Europa, die Wiederaufnahme von Curiositys Bohrungen, Indiens zweite Mondmission in der Integration, warum der JWST-Start verschoben wurde, das Aussetzen eines großen Kleinsatelliten und ein neu angekommener Computer für ein Tierbeobachtungssystem auf der ISS, alle vier Galileos für einen Ariane-Start am Platz, ein Feuer auf einem SpaceX-Drohnenboot, die Starts von BEXUS 24 und 25 – und eine Wiederholung eines gescheiterten Ballonflugs mit Teilchen-Detektor. [23:50 MESZ. NACHTRÄGE: Die erste Stunden von Machholz im LASCO-Bildfeld hier und hier, der Anblick am 27.10. früh und der weitere Flug animiert]

Der wohl „erste klare Fall eines interstellaren Kometen“

ist der neu entdeckte Komet C/2017 U1 (PANSTARRS) mit e ~ 1.2, also einer derart hyperbolischen Bahn, dass ein gebundener Orbit um die Sonne kaum vorstellbar ist: „Unless there are serious problems with much of the astrometry listed below, strongly hyperbolic orbits are the only viable solutions.“ Auch erstaunliche akuelle Amateur-Beobachtungen des Neptun mit auffälligem hellem Fleck, die heute beginnende Kickstarter-Kampagne für das eVScope, die hier und hier angekündigt wird, während das Projekt wie auch eine Art Mitbewerber gerade einen Innovationsorden abgestaubt haben – und hier noch mal der gute Zustand von Arecibo nach dem Hurrikan gefeiert wird. [7:15 MESZ] Eine Animation der Bahn des mutmaßlichen Besuchers aus einem anderen Sonnensystem und ein Artikel – und der eVscope-Kickstarter hat bereits binnen Minuten sein Ziel erreicht! Auch wie die Sternwarte Radebeul überraschend ein 60-cm-Teleskop bekommen hat. [17:40 MESZ] Der Kometen-Besucher auf der Hyperbel kommt aus Richtung der Leier. Weitere Artikel hier, hier, hier und hier. Und dieses Blog hat von einer Analyse von Radioastronomen erfahren, die „Planet Neun“ glatt zu widerlegen scheinen … [22:55 MESZ. NACHTRÄGE: eine neue Bahn von A/2017 U1 (kein „C/“ mehr, da nach einer tiefen VLT-Aufnahme völlig inaktiv) und weitere Updates hier und hier sowie unabhängige Analysen hier, hier und hier (alle immer hyperbolisch mit e=1.2), Press Releases u.ä. von IfA, QUB, CfA, ESA und JPL, die Bahn am Himmel in den letzten zwei Jahren, allerlei FAQ, weitere Spekulationen über die Herkunft, rauschige Spektren hier und hier, weitere Animationen hier und hier, Fotos hier (vom Gemini-Teleskop), hier (früher), hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, von diesem Blogger hier, hier, hier, hier und hier – und ein weiterer detailreicher Neptun aus Amateurhand sowie ein Press Release zum Erfolg des eVscope-Crowdfundings]


24. Oktober

Heute vor 100 Jahren hätte man die ersten direkten Hinweise auf Exoplaneten finden können, wenn man dieses damals aufgenommene Spektrum des Weißen Zwergs van Maanen 2 mit heutigem Wissen interpretiert hätte: Der Stern ist nämlich derart mit schweren Elementen verunreinigt, dass er ein Planetensystem besitzen muss. Aber 1917 war noch nicht einmal die Existenz Weißer Zwerge bekannt (van Maanen vermutete einen F-Stern extrem geringer Helligkeit), und es dauerte bis etwa 2007, bis eindeutig verstanden wurde, was hier vorgeht. [20:45 MESZ. NACHTRAG: ein etwas verspäteter aber um so längerer JPL Release dazu (alt.)]


23. Oktober

2017 UJ2: Mini-Asteroid flog 18’000 km an der Erde vorbei

Das amtliche Zirkular kam erst zwei Tage danach heraus: Am 20. Oktober gegen 16:05 MESZ ist der – mit einer Absoluthelligkeit von 31 nur 1 bis 2 Meter große – Asteroid 2017 UJ2 in 18’000 km Abstand am Erdmittelpunkt, also in knapp 12’000 km Höhe an der Erde vorbei geflogen (hinter der Grafik oben eine Animation). Direkt danach verbesserte sich die Sichtgeometrie erheblich, und ein paar Stunden lang müsste er – fast in Opposition – 14. bis 15. Größe gehabt haben; als er Tags darauf schließlich entdeckt wurde, hatte er nur noch 18 mag. Ein anderer Mini-Asteroid könnte übrigens noch näher gekommen sein, aber die Informationen darüber sind nur spärlich. Auch ein Monduntergang mit atmosphärischer Optik am Schluss – und Amateurbeobachtungen des Sternpaares vor der Fusion um 2022, wie im Januar hier und hier und im April in diesem detaillierten Paper vorausgesagt. [23:55 MESZ]

Statistik mit 1 Fall – wieviel Kilonovae hätten Sie denn gern?

Der einzige eindeutige Fall einer Kilonova nach der Fusion zweier Neutronensterne wirft natürlich die Frage auf: Wie häufig kommt sowas eigentlich vor – und wann sehen wir wohl die nächste? Die LIGO-Forscher rechnen (S. 7) aus dem einen Fall GW170817 im Beobachtungslauf 2 und keinem einzigen im Lauf 1 aus, dass es pro Jahr und Giga-Kubik-Parsec 1540(+3200/-1220) Neutronenstern-Verschmelzungen gibt. Das passt auch zur Zahl der in der Milchstraße beobachteten Neutronenstern-Paare – und lässt erwarten (S. 27), dass LIGO & Virgo zwischen 6 und 120 Gravitationswellen pro Jahr von solchen Ereignissen beobachten können sollten, wenn die Detektoren ihre volle Empfindlichkeit erreicht haben. Bzw. während des kommenden Laufs 3 von 2018 bis 2019 zwischen einem und 50: Allerdings ist nur in 0.1 bis 1.4 dieser Fälle auch ein auffälliges Gammaburst-Signal zu erwarten (bzw. später 0.3 bis 1.7 pro Jahr).

Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Neutronenstern-Merger etwas im Röntgen-, optischen und Radiobereich zu sehen, könnte allerdings höher sein: Nach dieser groben Abschätzung wird die jährliche Zahl der Detektionen jeweils zwischen etwa 1/50 und 25 liegen. Das wirft wiederum die Frage auf, wieviele solche Kilonovae wohl in den Daten vergangener Himmelsdurchmusterungen verborgen sein mögen – und wie viele künftige automatische Himmelsabtastungen aufspüren dürften. Auch das wurde schon abgeschätzt: In alten Daten ist demnach praktisch nichts zu erwarten (die Gesichtsfelder waren zu klein, die Empfindlichkeiten zu gering, die Bildfolgen zu langsam) aber insbesondere das Large Synoptic Survey Telescope sowie ATLAS und ZTF aber auch der Satellit WFIRST sollten – ohne LIGO-Trigger – 10 bis 60 Kilonovae entdecken, mit kaum Falschmeldungen durch Supernovae. Eine weitere interessante Frage ist, ob der GRB 170817A, der das Gravitationswellensignal begleitete und der für einen kurzen Gammablitz ungewöhnlich schwach war, ein Einzelfall war oder nicht: Ein chinesisches Paper schlägt eine ganze Reihe von möglichen Parallelfällen vor, namentlich den GRB 130603B, zu dem es auch einen vagen Kilonova-Kandidaten gab.

Es sieht aber so aus, dass Neutronenstern-Paar-Fusionen recht unterschiedlich ausgehen können. Und dass hinter jedem kurzen GRB solch ein Ereignis steckt, ist noch nicht einmal klar – es könnten manchmal auch Weiße Zwerge und Schwarze Löcher eine Rolle spielen. Die LIGO-Forscher (s.o.) wiederum schätzen inzwischen ab, dass der Gravitationswellen-Hintergrund aus verschmelzenden Neutronensternen ähnlich stark sein könnte wie der von verschmelzenden Schwarzen Löchern – und die LIGOs sollten ihn in der End-Ausbaustufe tatsächlich „hören“ können. Ansonsten wären da zu GW170817 z.B. noch eine Berechung der Neutronenstern-Fusion und des Produkts (in diesem Fall wieder ein Neutronenstern), noch mehr Berechnungen (schwache Kurz-GRBs, wenn nur Neutronensterne im Spiel, starke wenn ein Schwarzes Loch dabei ist?), das Postulat eines Dreifach-Systems hinter GW170817, bei dem das Neutronenstern-Paar in einer zirkumstellaren Scheibe steckte, die ein überlaufender dritter Stern fütterte, GW17017 als Zerstörer exotischer Dark-Matter-Alternativen – und Insider-Berichte von Magellan und H.E.S.S., wo man aber nichts sah. [22:05 MESZ]


21. Oktober

Zwei Monate sind schon seit der Sonnenfinsternis vergangen

und einer seit der letzten Link-Sammlung dazu (vorangegangene hier und hier und auf den drei Seiten davor): Immer noch kommt täglich was Neues dazu, allmählich auch Wissenschaftlich(er)es. So gibt es einen Vergleich der Korona-Prognose mit der Realität, es gibt Strahlungs-Messungen von RAVAN auf einem CubeSat, die RIT Polarization Imaging Camera wurde bei der SoFi getestet und die Polarisation des Himmelslichts gemessen, das Eclipse Ballooning Project hat schon mal einen Orden bekommen, Hinode sah die SoFi partiell, es gab viel Citizen Science, etwa mit Beobachtungen der SoFi-Reaktionen von Vögeln und Bienen oder Wolken-Statistik. Die öffentlichen Büchereien waren fleißig, es gibt eine große soziologische Studie über die Reaktion der Amerikaner auf die SoFi (die leider vergaß, zwischen partieller und totaler Finsternis zu unterscheiden) – und es gab sogar eine Anhörung(!) über die SoFi im US-Kongress vor dem Joint Subcommittee on Research and Technology and Subcommittee on Space! Darin bei 34:15 ein Korona-Clip von Citizen CATE – mehr zum Hearing hier, hier und hier, ansonsten weitere Berichte und Bilderstrecken von Beobachtern hier, hier, hier (alt., alt. und alt.), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Fotos hier, hier, hier, hier (mehr), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Bilder-Sammlungen hier, hier und immer noch wachsend hier, Videos hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Sowie der ultimative Kommentar, SoFi-Jokes vorher und nachher – und was als nächstes kommt. [20:25 MESZ]

Der Schatten von Amalthea auf dem Jupiter, aufgenommen von Juno am 1. September – auch mehr Juno-Erkenntnisse, ein sehr tiefes HST-Bild von 2014 MU69 (nichts in der Umgebung des 2. NewHo-Ziels), ein Manöver des ExoMars TGO beim Aerobraking, was der MRO von Komet Siding Spring sah, Marswolken-Überwachung mit dem Mars Express und seiner Webcam, MAVEN-Erkenntnisse zum Sonnenwind am Mars, eine mögliche elektrische Aufladung der Marsmonde, weitere Analyse der Itokawa-Proben von Hayabusa, eine zweite Missionsverlängerung für Dawn mit erneuter Annäherung an Ceres [NACHTRAG: hier und hier mehr Artikel], wo die Sonde schon einiges herausfand, die Kamera und Laser-Kommunikation der Psyche-Mission, offenbar ausgedehnte Höhlen auf dem Mond – und Aufzeichnungen mehrerer Pressekonferenzen von der Planetentagung DPS 49 diese Woche. Ferner eine Verschiebung des Starts von Euclid wegen Ärger mit einem NASA-Detektor, eine Independent Review von WFIRST (NASA-Antwort und ein Artikel [NACHTRAG: und hier und hier mehr]), wie das JWST gegen künftige Extrakosten abgesichert wird und das HST als Messier-Beobachter. Und schließlich ein Druckabfall während einer Soyuz-Landung im April, der mysteriöse Progress-Sensor, eine weitere EVA [NACHTRAG: mehr Links] und eine kommende Social-Media-Aktion mit der ISS – und langsame Fortschritte in Sachen Deep Space Gateway, während zu Vorsicht gemahnt wird. [16:05 MESZ]

Spektrum: Kleinster Quasimond der Erde ist natürlich

Der kleinste und nächste Quasimond der Erde, der Asteroid (469219) 2016 HO3, ist nicht etwa Raumschrott sondern meteoritischer Natur, haben Beobachtungen mit dem LBT gezeigt: Spektrum und Rotation sind typisch für erdnahe Asteroiden. Derweil ist der kürzliche Erdbesucher 2012 TC4 nach neuer Bahnvermessung dabei von der Liste potenzieller Impaktoren getilgt worden. Auch erste Ergebnisse der Mond-Impakt-Überwachung NELIOTA, Komet C/2017 O1 am 20.10., 19.10., 16.10. (mit dem eVScope: mehr und mehr [NACHTRAG: und ein detaillierter Bericht von dieser Beobachtung]), 14.10. (mehr) und 13.10. sowie die Kometen C/2015 V1 und C/2015 ER61, die Eichung der Mond-Helligkeit, Chi Cygni nahe dem Maximum, ein Versuch, die Aurora-Phänomene Steve & Co. einzuordnen und eine Aurora-Show am 13.10.. So wie das langlebige Observatorium in Kapstadt, der bevorstehende Planetariums-Abriss in Halle, eine Spinne auf dem Chip, letzte Hoffnungen auf La Palma, doch noch das TMT auf die Insel zu holen, Erlebnisse von Astronomen an entlegenen Orten – und die seit 2010(!) vorbereitete Webseite „Astronomie in Deutschland“ ist tatsächlich online gegangen. [2:30 MESZ] Verrückte oder bahnbrechende Idee in der wissenschaftlichen Publizistik? Eine Fachzeitschrift für unfertige astronomische Forschung ist jetzt an den Start gegangen … [15:25 MESZ] … und richtet sich auch an Amateur-Astronomen, die was zu berichten haben! [15:50 MESZ. NACHTRÄGE: Und schon ein erstes Beispiel, was da rein passt! Plus C/2017 O1 von heute früh mit großem und etwas kleinerem Gerät sowie die Lichtkurve. Auch ein paar nette Protuberanzen von heute, während die große September-Fleckengruppe wieder da ist, nun arg geschrumpft – und Chi Cygni nähert sich dem Maximum, wie zuletzt vor einem Jahr. Oh, und die VdS hat einen neuen Vorsitzenden, nach Jahrzehnten]

Die Kilonova vom August in 7 Schlüssel-Grafiken

20. Oktober 2017

So fing es an mit dem bahnbrechenden kosmischen Ereignis („Die Ära der Multi-Messenger-Astronomie hat begonnen“) vor zwei Monaten, das auch längere Artikel dieses Bloggers hier, hier („Meine Kilonova, Deine Kilonova? Von wegen!“) und hier diskutieren und das insbesondere auch dieser Insider-Bericht, ein Paper eines triumphierenden Theoretikers und dieser lange FAQ-Artikel beleuchten: erst ein Gravitationswellen-Signal (das nachträglich bis 6 Minuten in die Vergangenheit nachgewiesen werden konnte; unten), 1.7 Sekunden später ein Gammastrahlen-Blitz der kurzen Art, den zwei Satelliten sahen.

So ging es weiter in den Stunden nach den Detektionen des offensichtlich identischen Ereignisses auf den beiden „Kanälen“ um 12:41 UTC: Die – damals geheim gehaltenen – entsprechenden GCN-Zirkulare sowie dieses Paper (S. 5) dokumentieren es genau. Um 13:21 UTC gab es den ersten Alarm mit noch sehr ungenauem Ort, gefolgt von etwas genaueren Koordinaten um 13:47 UTC – die ersten Gruppen begannen bereits mit dem Absuchen von passenden Galaxien rund um die Position, fanden aber nichts. Um 17:55 UTC wurde dann die genauestmögliche Ortsbestimmung aus den Messungen der drei GW-Detektoren mitgeteilt (grüner Streifen; andere Farben = viel gröbere Ortsbestimmung nur aus dem Gammablitz), inklusive einer Entfernungs-Schätzung von 40±8 Mpc. Und um 1:05 UTC am 18. August wurde dann die erste Sichtung der offensichtlichen Quelle im Optischen gemeldet (gelbes Sternchen), die mit dem 1-m Swope Telescope auf dem Las Campanas Observatory um 23:33 UTC oder 10.9 Stunden nach der Neutronenstern-Verschmelzung gelungen war. Ihr folgten noch 5 weitere unabhängige Entdeckungen innerhalb einer Stunde, bevor diese Nachricht verbreitet wurde: alle ebenfalls in Chile, wo die Galaxie – auf 23° Süd – noch 45° hoch stand.

Was danach passierte, fasst diese Grafik zusammen, in der die Zeit nach dem Bruch nicht mehr linear sondern logarithmisch verläuft: Während die UV- bis IR-Astronomen der – verglichen mit allen bekannten kosmischen Quellen „in der Nähe“ – äußerst rasanten Helligkeitsentwicklung der Kilonova folgen (das spektrale Maximum rutscht rasch ins nahe Infrarote), sehen die Röntgen- und Radioastronomen erst nach 9 bzw. 16 Tagen etwas. Letztere sind auch die einzigen, die der Kilonova länger als ein paar Wochen zuschauen konnten, denn die Sonne rückte immer näher und macht NGC 4993 derzeit für alle anderen unsichtbar.

Das waren die Lichtkurven vom UV bis IR: oben sind Kreise Messungen, Dreiecke Obergrenzen. Die Magnituden-Skala links gibt die tatsächlichen Messwerte an (wobei die Kurven für die einzelnen Farben – in der Grafik unten definiert – um die angegebenen Differenzen nach oben bzw. unten verschoben sind, so dass sie sich nicht groß überlappen), die Skala rechts die Absoluthelligkeit in der Distanz von NGC 4993. Man darf wohl vermuten, dass es ohne die Nachrichtensperre manchen B-, V- und R-Wert von erfahrenen Amateurastronomen mit großem Gerät mehr gegeben hätte. (Zwar war das iTelescope-Netz im Einsatz, aber von koreanischen Profi-Astronomen gesteuert.) Unten die rasante Veränderung der spektralen Energieverteilung der Kilonova in der ersten Woche mit schneller Wanderung Richtung Infrarot bei gleichzeitigem Schwund der Helligkeit.

Die Lichtkurve der Kilonova – in einzelnen Farben bzw. bolometrisch – und Modelle dazu: Es passt! In der unteren Kurve in blau die Gesamtstrahlung aus Photometrie in zahlreichen Wellenlängen im Vergleich mit einer theoretischen Vorhersage von 2010 für eine Kilonova, die von 1/100 Sonnenmasse neu gebildeten Elementen aus dem r-Prozess angetrieben wird, die mit 1/10 Lichtgeschwindigkeit expandieren. Wobei ein Mehrfaches dieser Menge an schweren Elementen erzeugt worden sein dürfte, da deren Radioaktivität nur zum Teil als Wärme zur Verfügung steht. Freut sich der Theoretiker: „As information on the discovery percolated in, I was overtaken by the degree to which the optical and infrared transient being observed agreed with those predicted by myself and colleagues, such as work I led in 2010 (Fig. 1). Seeing Nature agree so well with our basic ideas is a triumph for astrophysics theory.“

Allgemeines Live-Blog vom 12. bis 16. 10. 2017

12. Oktober 2017

16. Oktober

Raumschrott verglühte spektakulär über arabischen Ländern

heute Abend: sehr wahrscheinlich die Oberstufe der Soyuz mit dem Progress, wie auch Analysen in der Region besagen: weitere Videos hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Bereits im September ist das InflateSail verglüht, während es Sentinel-5b gut geht, und die Einschlagstelle von SMART-1 ist gefunden. Und es gab heute noch eine Pressekonferenz: über allerlei Erkenntnisse von Cassini am Saturn, am Rande einer Tagung in Utah. [21:05 MESZ – Ende. NACHTRÄGE: eine Aufzeichnung der PK („DPS 49“, 1. Eintrag), weitere Cassini-Items hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und ein 7-Minuten-Video über den Reentry und hier und hier weitere Visuals]

Die Ära der Multi-Messenger-Astronomie hat begonnen

mit der Beobachtung der ersten „Kilonova“ per Gravitationswellen und Gamma-Blitz gleichzeitig am 17. August nach der Verschmelzung zweier Neutronensterne und der weiteren Verfolgung der Explosion in zig Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums in den folgenden Wochen: oben ein Bild mit dem VISTA-Teleskop der ESO (es ist der rötliche Punkt links oberhalb des Zentrums der Galaxie NGC 4993), unten die Lichtkurve bei verschiedenen Wellenlängen, dazwischen eine Mini-Doku aus Sicht des Las Cumbres Observatory mit seinen Teleskopen rund um die Welt; aktuelle Papers zum Kilo-Nova-Komplex gibt es hier und hier – und da war auch ein möglicher früherer Fall. Zum neuen jedenfalls beginnen in dieser Minute Pressekonferenzen an vielen Orten auf der Welt, wie Einladungen z.B. hier, hier, hier, hier, hier und hier zu entnehmen ist: Die zentrale PK in Washington, DC wird hier, hier und hier gestreamt, die der ESO hier – und es gibt schon seit ein paar Stunden eine Bingo-Karte dazu … [16:00 MESZ]

Ein weiteres Video aus einem Info-Paket von LIGO: Dort gibt’s auch das Paper zum GW-Ereignis, während am Ende des ESO-Releases weitere sechs Papers verlinkt sind – alles open access! [16:20 MESZ] Noch mehr Papers hier = hier und hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein Factsheet und eine Infografik – während eine weitere NSF-PK beginnt. [17:15 MESZ] Ach du gute Güte, noch mehr Papers, ebenfalls open access, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein Review – und wie die erste Meldung (leider bis eben geheim gehalten) aussah. [17:25 MESZ]

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Drei weitere Videoclips, noch jede Menge mehr Papers, noch mehr hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier plus ein Review, auch alles open access, sowie auch eine frühe Timeline, eine detaillierte Zusammenfassung, tonnenweise weitere Press Releases hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Interviews hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auf der zweiten PK haben sie derweil zugegeben, dass Amateurastronomen die Kilonova hätten – sinnvoll! – beobachten können, schon mit einem 16-Zöller, wenn man es ihnen denn gesagt hätte. Künftig – wann genau, wurde nicht gesagt – würden die LIGO-Alerts aber öffentlich sein, und dann hätte jeder eine Chance, von Anfang an dabei zu sein, vielleicht sogar als erster. [18:15 MESZ] Es soll ab dem Beobachtungslauf O3 – siehe Abschnitt 2 dieses Papers – so weit sein, teilt LIGO mit, also vielleicht schon in etwa einem Jahr. Und demnächst kommt mit Japans KAGRA ja schon der vierte GW-Detektor ins Spiel.

Das laaange Signal vom 17. Augustin Echtzeit sowie noch mehr Press Releases hier, hier, hier, hier, hier und hier, noch mehr Papers & Hintergrund und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und jede Menge alte Visuals zu fusionierenden Neutronensternen. [20:25 MESZ. NACHTRÄGE: eine Art Homepage für Kilonovae, 65 Papers allein der Beobachter und insgesamt 76 am 1. Tag auf ArXiv, darunter eins zur Bedeutung, dass GW so schnell wie Gammastrahlen sind (ist tödlich für viele alternative Gravitationstheorien), die erste Kontroverse (über die Distanz der Kilonova und die resultierende Hubble-Konstante), alle GCNs zusammen, die Swope-Story damals auf Slack (S. 14) und jetzt in 38 Tweets und als AMA, eine Einordnung, Notizen von ener weiteren PK in Oz, Podcasts hier, hier und hier, wie VIRGOs Nicht-Detektion trotzdem half und weitere Videos hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier (mehr und mehr), hier, hier und hier, Press Releases u. ä. hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier (früher), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

Ein „neues“ Bild vom Trace Gas Orbiter (11 Monate alt)

ist heute veröffentlicht worden: Lavaströme, Windeffekte und Wolken über der Tharsis-Region am 22. November 2016 – ein Ergebnis von Testaufnahmen mit CaSSIS vor dem langen Aerobraking; die reguläre Marsbeobachtung aus einem fast kreisförmigen 400-km-Orbit beginnt erst Anfang 2018. Auch wie Beagle 2 gefunden wurde und was jetzt kommt – und farbige Opportunity-Bilder, von Sol 4880. Derweil macht das German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar (GESTRA, beschrieben hier, hier und hier) Fortschritte: Artikel hier und hier. Und der Progress hat problemlos an der ISS angedockt (mehr). [15:25 MESZ]


15. Oktober

Ein Atlas-V-Start im fünften Anlauf ist heute früh gelungen – Nutzlast mal wieder unbekannt und Video entsprechend abrupt zuende: auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier (Tage vorher geschrieben, wie dieser Screenshot von gestern beweist, LOL) und hier, ein weiteres Video und weitere Fotos. Sowie die Heimkehr der beiden Falcon-Unterstufen der letzten zwei Starts kurz nacheinander (mehr) – und ein Falcon-Start mit mysteriöser Nutzlast im November. [21:15 MESZ. NACHTRAG: eine geniale „Astro-Aufnahme“ des Atlas-Starts]


14. Oktober

Progress auf einer 2-Tages- statt 2-Orbit-Reise zur ISS

Der Start von Progress-MS-07 heute Morgen ist problemlos verlaufen – aber wegen des Abbruchs zwei Tage vorher passten wohl die Orbits nicht mehr zusammen, und die Reise zur ISS dauert zwei volle Tage anstatt der eigentlich geplanten 3 1/2 Stunden: viele weitere hochauflösende Bilder, ein kurzes und ein längeres Video und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch die Aufzeichnung eines Orbit-Gesprächs über Erdbeobachtung und -fotografie aus der ISS, die ersten vier Triebwerke des SLS, Berechnungen hier, hier und hier zum Absturz von Tiangong-1 um den Jahreswechsel, das Colorado Ultraviolet Transit Experiment, Messungen des Satelliten OCO zu CO2-Schwankungen der Erde, schwere Stürme auf Titan, mögliche NASA-Beiträge zu russischen Mond-Missionen – und widersprüchliche Andeutungen zum Status des SpaceShipTwo. [23:35 MESZ]


13. Oktober

Das „WorldWide Telescope“ gibt’s jetzt im Webbrowser ganz unabhängig vom Betriebssystem: Dafür hat die American Astronomical Society gesorgt, die jetzt für dieses 10 Jahre alte Betrachtungstool für den Himmel in vielen Wellenlängen und Auflösungen – hier ein Zoom auf h & chi Per – zuständig ist (und deren Mitglieder überwiegend keine Windows-Rechner benutzen). Auch Instrumenten-Entwicklungen am LBT (mehr) und Lesedi-Teleskop und Infrastruktur für’s VLA und das Dunlap Institute sowie die Sonnenaktivität im September, Komet C/2017 O1 vorgestern, Veränderungen der Rotation von Komet 41P in Erdnähe – und energische Meteoritensuche in China nach dem Boliden vom 4. Oktober. [23:20 MESZ]


12. Oktober

Was für ein Central Flash von der Atmosphäre des Triton!

Diese spektakuläre Lichtkurve der Sternbedeckung durch den Neptunmond nahmen Rui Goncalves und Maximo Ferreira in Portugal in der Nähe der Zentrallinie auf: Der Central Flash durch von Tritons Atmosphäre exakt auf die Beobachter fokussiertes Licht des Sterns (siehe auch Papers hier, hier und hier zu Central Flashs vom Pluto 2007 und 2015 mit der Physik dazu) ist viel höher als das Sternlicht ohne den Mond davor! Viel Glück war im Spiel: „We (me and Maximo Ferreira from CCVC) had very lucky to be at the right place at the right time“, schreibt Goncalves – überdies war es vor dem 5. Oktober wolkig gewesen und danach die Luft voll Qualm von Waldbränden. Weitere Lichtkurven mit weniger starken Central Flashs gibt’s z.B. hier und anderswo in dem Thread und hier aus dieser Seite, plus ein Flash-loses Video aus dem UK mit dieser Lichtkurve und ein Fehlschlag in der Schweiz. [1:45 MESZ] Die obige Grafik im Original – und ein paar Gedanken dazu. [2:30 MESZ. NACHTRAG: ein Podcast und Bilder zu SOFIAs Triton-Generalprobe]

Heute kommt ein 20-Meter-Asteroid in 50’000 km Abstand

am Erdmittelpunkt vorbei – aber viel zu sehen gibt es nicht von 2012 TC4, der eher eine Art Generalprobe für das Verfolgen erdnaher Asteroiden ist: weitere Animationen hier und hier (hier beschrieben) ebenfalls mit Lichtwechsel, Bilder hier (von Kanadas Mini-NEA-Satellit), hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch Komet C/2017 O1 am 10. Oktober, 2. Oktober (mehr), 30. September und 23. September (mit Labels), ein besonders langsamer Bolide über Deutschland (mehr, mehr und mehr), mehrere Meteor-Schauer über Kreta, ein Draconid plus Aurora aus einem Flugzeug (auch Details und ein Video dazu), Rants gegen Draconiden-Unfug hier und hier und passende Satire. Sowie der Sonnenaufgang am Südpol, weitere ‚Steves‘ mit Lattenzaun hier und hier, wie Astrofotografie mitten in London gehen kann, erste Pulsar-Entdeckungen mit FAST, der Nutzen von „beam-shaping diffusers“ für schärfere Bilder, ein BlackGEM-Teleskop für La Silla, wie das TMT auf Hawaii zu halten wäre – und die Vision eines 4.5-m-Sonnenteleskops für Europa. [1:15 MESZ. NACHTRÄGE: von 2012 TC4 weitere Videos hier (mit der Lichtkurve daraus), hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein NASA-Clip mit noch einem, eine weitere Lichtkurve, die Aufzeichnung eines Webcasts und Artikel hier, hier und hier]

Die Erde und der Mond aus der Sicht von OSIRIS-REx

am 2. Oktober zehn Tage nach dem Erd-Vorbeiflug aus 3’180’000 km Abstand [NACHTRAG: und eine Vegetations-Analyse der Erde]. Auch Hinweise auf eine frühe Atmosphäre des Mondes, eine geologische Karte Merkurs, das Ende Cassinis in mehr Detail (sowie Erkenntnisse der Mission über das Magnetfeld und allerlei Bildverarbeitung durch Amateure), ein Interview zum JWST, das erste Jahr vom ScatSat-1, ein Testflug eines ‚Stratolliten‘, eine weitere ISS-EVA, was auf der ISS & anderswo in den letzten 2 Monaten geschah – und warum es Scott Kelly nicht gefallen hat (alt. und mehr) bei seinem 1-Jahres-Aufenthalt daselbst.

Das Aussetzen eines der 10 Iridium-Satelliten (im Hintergrund weitere), die mit einer Falcon-9 gestartet sind (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) – weitere Starts gab’s in den letzten Tagen in China (mehr, mehr, mehr und mehr) und Japan (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr; auch hier und hier Amateur-Aufnahmen des Ausgasens der Oberstufe) und vor wenigen Minuten wieder mit einer Falcon 9 (Vorschauen hier und hier). Und bald sind ein Progress zur ISS auf besonders schneller Bahn und mit mysteriöser Zusatz-Nutzlast dran und eine Rockot mit Sentinel-5P in Plesetsk. [1:00 MESZ] Die Landung der 1. Falcon Stufe gelang erneut. [1:05 MESZ. NACHTRAG: dito das Abliefern des Satelliten im GTO; auch Fotos vom Start hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. NACHTRAG 2: Der Soyuz-Start wurde kurz vorher abgebrochen (mehr und mehr) und soll nun am 14. Oktober stattfinden – und die Rückfahrt der Unterstufe vom ersten und Bilder vom zweiten erwähnten Falcon-Start. NACHTRAG 3: Der Start der 30. Rockot mit Sentinel 5b ist gelungen: das Start-Event, ein Foto, mehr Bilder, die AOS und Artikel hier, hier, hier und hier]

Dieser Tage … vor 250, 100, 60, 50 & 25 Jahren

10. Oktober 2017

Neben den 75 Jahren A 4 und 60 Jahren Sputnik 1 („Heute vor 60 Jahren …“) gibt es diesen Oktober noch jede Menge weitere ‚runde‘ Jahrestage mit mehr oder weniger direktem Weltraum-Bezug. Z.B. auch diese fünf, die ersten beiden inklusive Feiern:

Vor 250 Jahren wurde die Vermessung der „Mason-Dixon-Linie“ abgeschlossen, die ungefähr entlang 39°43’20“ Nord die Grenze zweier US-Staaten festlegte und damit zugleich später die Nord- und Südstaaten trennte – und Charles Mason war ein Astronom, der auch sonst öfters auf Expeditionen ging und sich ständig mit Kollegen in Großbritannien austauschte. Das Aufstellen des letzten Markers der „Linie“ [NACHTRAG: was laut diesem Artikel am 18. Oktober 1767 geschah] wird kommendes Wochenende ausgiebig gefeiert, siehe auch hier, hier und hier.

Vor 100 Jahren nahm das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik seine Arbeit auf, in Berlin in der Wohnung des ersten Direktor Albert Einstein: das spätere MPI für Physik, das sich heute in München vor allem mit (Astro-)Teilchenphysik befasst. Zwei ehemalige Teilinstitute sind zudem die eigenständigen Max-Planck-Institute für Astrophysik bzw. extraterrestrische Physik in Garching. Am 12. Oktober gibt’s einen Festakt.

Vor 60 Jahren fand ein kurioses Raketen-Experiment statt, bei dem der Astronom Fritz Zwicky glaubte, zwei kleine Splitter auf Fluchtgeschwindigkeit gebracht zu haben: An dieser Interpretation von Beobachtungen der Explosion vom 16. Oktober 1957 – auch hier und hier erwähnt – wurden allerdings 1961 erhebliche Zweifel angemeldet, und es hat wohl nichts den Erdorbit verlassen (eine komplette Analyse fehlt aber immer noch).

Vor 50 Jahren wurde die Sekunde neu definiert und von einem direkten astronomischen Bezug getrennt: Die Definition vom 13. Oktober 1967 als „das 9’192’631’770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustands von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung“ hat heute noch Gültigkeit und wird auch eine Ende 2018 anstehende Neuorganisation des internationalen Einheitensystems überdauern.

Vor 25 Jahren kam es zum Meteoritenfall von Peekskill in den USA, als am Abend des 9. Oktober 1992 zunächst eine spektakuläre Feuerkugel vielfach gefilmt wurde – und dann ein Meteorit in ein altes Auto krachte, dessen (Sammler-)Wert sich dadurch vervielfachte und das bald in dieser Ausstellung in Paris gezeigt wird: Artikel auch hier und hier.

Allgemeines Live-Blog vom 2. bis 6. Oktober 2017

2. Oktober 2017

6. Oktober

Die Nacht ist da: Neptuns Mond Triton bedeckt einen Stern

Diverse Augen in mehreren Ländern und wohl auch auf der fliegenden Sternwarte SOFIA auf Kurs zum Kreuzungspunkt mit der Zentrallinie starren derzeit auf ein Bild genau wie dieses (hier vom University of Hertfordshire Observatory in Bayfordbury): links der Neptun, dann sein Mond Triton und rechts der eine Größenklasse hellere Stern, den er in Kürze bedecken wird und dem er sich nun zügig nähert – mehr zum warum und wie siehe unten („Derweil wird eine …“). [0:50 MESZ] Mehr Bilder aus Bayfordbury – und was von den Kanaren; diverse andere Beobachter melden dagegen Wetter-Ärger. Auch frühere Bilder mit großen und kleinen Teleskopen – und eine Webseite zum Sammeln von Beobachtungen. [1:20 MESZ] Auf dem Calar Alto gucken sie auch – nur noch etwa 3 Minuten, bis es in Europa passieren wird. [1:45 MESZ]

Vorher und während der Bedeckung, von den Kanaren – und da ist der Stern wieder! Und Wolfgang Beisker berichtet auf Mailing-Listen, er habe möglicherweise in Portugal einen Central Flash gesehen, während erwartungsgemäß ein anderer Beobachter bei Mainz keinen sah. [2:00 MESZ] Bilder während und nach der Bedeckung in Bayfordbury, ein Erfolg auch in Georgia – und auf den Kanaren haben sich Triton und Stern wieder getrennt. [2:10 MESZ] Ein Zeitraffer aus Bayfordbury! Und in Calern in Südfrankreich haben sie möglicherweise auch den Central Flash gesehen – aber viele andere Beobachter in Europa waren clouded out. [2:20 MESZ] Das Ganze mal in einem Posting – auf den Kanaren sahen sie mit dem Nordic Telescope übrigens keinen Flash. [2:35 MESZ]

Eine rohe Lichtkurve aus Bayfordbury – dass die in England einen Central Flash sahen, ist reichlich unwahrscheinlich, dafür wird aber eine Sichtung desselben aus Bologna berichtet. Und eine weitere Lichtkurve aus upstate New York. [2:55 MESZ] Auch SOFIA sah die Bedeckung – aber keine Erwähnung des Flashs. [3:10 MESZ] Im Ast. Obs. C.C.V. Constancia in Portugal gab es in der Nähe der Zentrallinie einen geradezu dramatischen Central Flash, wie eine rohe Lichtkurve zeigt, die diesem Blog vorliegt – wow! Eine andere schöne Lichtkurve mit Flash kommt aus Südwest-Frankreich, auf dem Pic du Midi gab es hingegen keinen. Insgesamt liegen eine Menge Beobachtungen aus Südeuropa vor: Wolkenpech gab es v.a. weiter nördlich, während England wieder Glück hatte. [14:15 MESZ] Eine Zusammenfassung der Ergebnisse bisher – mit einer sauberen Lichtkurve mit Central Flash! Dagegen eine Lichtkurve aus New York, nahe dem Nordrand – und ein Video von den Kanaren (mehr und mehr) … [17:00 MESZ] … wo jede Menge Teleskope Daten aufnahmen. Auch der Flug von SOFIA animiert – aber was zu den Beobachtungen? Fehlanzeige. [18:35 MESZ – Ende. NACHTRÄGE: SOFIA hat den Central Flash ausgiebig aufgezeichnet – auch R. Ewald an Bord beim Flug, weitere Lichtkurven mit Central Flash und wohl ohne, mehr Zeitraffer-Clips hier, hier und hier, ein Vorher/Währenddessen-Blink und eine Sequenz vom Austritt]

Sanddünen in einem namenlosen 48-km-Krater auf dem Mars, aufgenommen vom Mars Express diesen Mai auf seinem 16’934. Orbit. Auch Phobos in IR von Themis auf Odyssey, die erstaunlichen Kameras von Chinas Mars-Orbiter 2020, der Erdmond von OSIRIS-REx gesehen, mal wieder ein neues Dawn Journal, eine Anhörung zum Plutonium-Produktions-Problem für Raumsonden, ein Besuch von Parker bei Parker, nämlich dem Sonnenforscher bei der nach ihm benannten Sonde, deren Start im Juli 2018 geplant ist – und wie das JWST junge Galaxien beobachten soll. [0:40 MESZ]

Besonders strukturreiche Aurora letztens von der ISS aus im Zeitraffer aufgenommen – auch eine EVA gestern (Artikel hier und hier) und das vermutlich erste 360°-Video einer EVA zuvor. Sowie die unklare Zukunft der ISS, die mögliche Verlängerung des BEAM-Tests mit dem Aufblas-Modul (Artikel hier, hier und hier), die erste Sitzung des Nat’l Space Council mit Mond-Visionen (Artikel hier, hier, hier und hier und gesammelte Tweets), ein Interview mit Thomas Reiter zu ESA & Mond – und der suborbitale ASPIRE-Test. [0:30 MESZ]


4. Oktober

Langzeitaufnahme des ‚persistent trains‘ eines Meteors, während die selbstleuchtende Spur vom Winde verweht wird: ein Zufallstreffer des Asteroid Terrestrial-impact Last Alert Systems, das sich eigentlich um erdnahe Asteroidchen auf Kollisionskurs kümmert; auch etliche Videos einer hellen Feuerkugel über China. Derweil wird eine sehr große Beobachtungskampagne für eine Sternbedeckung durch den Neptun-Mond Triton in der Nacht 5./6. Oktober vorbereitet, bei der es v.a. um die Untersuchung seiner dünnen Atmosphäre geht – von der fliegenden Sternwarte SOFIA bis zu etlichen Amateurastronomen wollen viele mitmachen (der Stern hat 12.7, Triton 13.5 V-mag.): Mitteilungen von Gaia (man half mit Sternkoordinaten), NASA und ESA. Auch ein kurioser Doppel-Sonnen-Transit der ISS und eines Vogels, der Wert historischer Sonnen-Beobachtungen und die Analyse eines starken Sonnensturms, der im 18. Jh. Polarlicht über Japan erzeugte, wie stark Vögel von New Yorker „Tribute in Light“ abgelenkt werden, vor dem Pariser Observatorium wurde eine neue Statue von F. Arago enthüllt (Bilder und Artikel hier und hier) – und das Zeiss-Großplanetarium in Berlin feiert 30. Geburtstag. [23:55 MESZ. NACHTRÄGE: ein Artikel und ein Video-Clip zum China-Boliden und ein Gaia-Update, ein weiterer Aufruf, eine 1/2-h-Live-Sendung, ein Thread und ein Tumblr zum Triton-Event]

Ein schräger Astro-Bezug auch beim Chemie-Nobelpreis

ist diesem Blogger durch Zufall untergekommen: Einer der drei Preisträger für Kryo-Elektronenmikroskopie ist der deutsch-amerikanische Biophysiker Joachim Frank – der nebenher Fiktion schreibt und darüber bloggt. Dort findet sich der Hinweis auf seinen unveröffentlichten Roman „The Observatory“, von den in Web immerhin den Prolog „Downpour“ nebst Interview dazu gibt. Die Handlung spielt rund um die Alte Sternwarte in Bonn – die nach dem Auszug der Astronomen von einem zwielichtigen Investor in ein dubioses Etablissement verwandelt wird, worauf sich ein eskalierender Bonner Gesellschafts-Skandal entwickelt. Das sei „inspired by a real story at that location“, schreibt Frank – na ja, die Astronomen haben das Gebäude tatsächlich 1973 verlassen, aber der Rest der Geschichte … [23:05 MESZ. NACHTRAG: Die Story wird auch hier am Ende erwähnt]

Heute vor 60 Jahren startete Sputnik 1, der erste künstliche Erdsatellit – mitten in der Nacht Ortszeit, d.h. die vermeintlichen Aufnahmen des historischen Starts bei Tageslicht, die man allerorten findet, zeigen ein anderes Abheben der R7-Rakete: Artikel zur Geschichte des Satelliten, dem Start und wie der Flug von Deutschland aus verfolgt wurde, der Wahrnehmung in der SU und in den USA hier und hier, eine detaillierte Timeline der Raumfahrt vom Anfang bis Sputnik plus 5 Jahre, weitere Artikel zum Jahrestag hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Video-Clips hier und hier. [1:35 MESZ] Und noch einer, über Sputnik-Beobachtungen in Jodrell Bank. [3:30 MESZ] Ein indonesischer Artikel – mit noch verrückterem falschem Start-Bild. [4:15 MESZ. NACHTRAG: entfernt, ist aber auch das Slide 6 hier …]

Ein Video und ein Artikel von Roskosmos, ein weiteres Video und ein Radio-Beitrag. [11:45 MESZ] Weitere Artikel hier, hier und hier. [13:20 MESZ] Ui, auch von der NASA eine Gedenkseite, eine alte Frontpage heute noch mal, noch mehr davon, weitere Artikel hier, hier und hier und noch ein TV-Clip. [14:50 MESZ] Lange Artikel hier, hier und hier, ein Statement der NSF – und ein Artikel von damals. [16:35 MESZ] Und noch zwei hier und hier und weitere heutige Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [18:55 MESZ] Die ersten Orbits neu visualisiert und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [22:35 MESZ. NACHTRÄGE: und hier, hier und hier – plus das kanadische Radio damals]


3. Oktober

Natürlich LIGO: Nobelpreis für die Gravitationswellen

Als zu Beginn der Pressekonferenz in Stockholm von einer „Entdeckung, die die Welt erschütterte“, die Rede war, gab es schon keinen Zweifel mehr, und dann erschien auch schon die Folie: Der Physik-Nobelpreis 2017 geht „für entscheidende Beiträge zum LIGO-Detektor und die Beobachtung von Gravitationswellen“ an Rainer Weiss (1/2) und Barry C. Barish und Kip S. Thorne (je 1/4). Weiss wurde zwar in Deutschland geboren, aber die Familie floh bereits Monate später vor den Nazis erst nach Prag und dann in die USA: zweifelsohne ein amerikanischer und kein deutscher Physiker. [12:05 MESZ] Gratulationen von MPG, CERN und AEI, ein Live-Blog und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [12:45 MESZ]

Rainer Weiss Ende der 1970-er Jahre in einem MIT-Labor: Damals arbeitete er an kryogenen Detektoren für die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung. Auch eine LIGO-Seite zum Preis mit (unten) der Ankündigung von PKs an MIT und Caltech, ein Kommentar aus Sheffield, ein Interview mit dem DPG-Präsidenten und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [13:50 MESZ] Das Paper von Weiss von 1972, mit dem alles begann, MIT und Caltech Releases, eine PM der DPG, ein STFC Release, Forscher-Soundbites vom AEI und der Univ. of Birmingham und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. [14:55 MESZ]

Kip Thorne heute früh um 3:15 Uhr kalifornischer Ortszeit, nicht lang nach Erhalt der Kunde – ein offizielles Foto seiner Frau im Auftrag des Nobel-Komitees … auch Telefon-Interviews mit Weiss, Barish und Thorne, Jubel am MIT, Press Releases von NSF, IOP, CNRS, APPEC, ANU und In2P3, ein weiteres Soundbite, Artikel hier, hier und hier – und hier streamt in 15 Minuten eine MIT-PK mit Weiss. [16:15 MESZ]

Während der PK hat Weiss (Screenshot) mehrmals ziemlich deutlich angedeutet, dass Gerüchte letztens über eine LIGO-Beobachtung verschmelzender Neutronensterne – siehe z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – zu stimmen scheinen, mit der Verkündung am 16. Oktober. Und er erzählt, dass der deutsche Detektor GEO 600 eigentlich größer werden sollte, wegen der deutschen Einheit aber so klein ausfiel, dass es jetzt nicht direkt mitspielen kann: auch ein Statement zum Feiertag … [16:55 MESZ] Weitere Press Releases von Perimeter, LSU und Northwestern, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, die ganze Sendung des DLF – und in 15 Minuten treten hier die anderen beiden Laureaten auf. [18:45 MESZ]

Barish und Thorne beim Caltech-Auftritt – ersterer hatte tatsächlich den Wecker gestellt, es rief aber erst keiner an, und er guckte schon den Webcast aus Stockholm, um zu sehen, wer stattdessen – dann klingelte sein Handy, trotz streng geheimer Nummer … Auch AAAS, GA Tech und JPL Releases und weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier. [19:35 MESZ] Barish auf der PK: Richtige Rückschläge bei der LIGO-Entwicklung gab es nicht, bei jedem Run lernte man dazu und erreichte wieder neue Limits – bloss bis zur ersten Detektion dauerte es am Ende doppelt so lange wie gedacht. [19:50 MESZ] Noch drei Artikel in Deutsch hier (von diesem Blogger), hier und hier. [23:55 MESZ]


2. Oktober

Ein neuer Flug durch die Sternwolken des Gaia-Satelliten aus dem ersten Data Release von vor einem Jahr – in dem sind letztens sogar mehrere Gravitationslinsen nachgewiesen worden. Auch ein 12-Minuten-Beitrag über das Hubble Space Telescope aus dem bekannten CBS-Nachrichten-Magazin „60 Minutes“ letzte Nacht und wie es dem JWST zuarbeitet, das auch die CBS-Soundbites hier und hier diskutieren, die Vorbereitungen des Wettersatelliten JPSS-1, die Ankunft weiterer Galileo-Satelliten in Französisch-Guyana, die Russland-Premiere (und kurze Ausschnitte) des Spielfilms „Salut 7“ – und Tests für den „Stratolliten“ von World View. [23:40 MESZ]

Zwei kleine Astro-Bezüge des Medizin-Nobelpreises 2017

Er wurde heute vergeben „für Entdeckungen von molekularen Mechanismen, die den zirkadianen Rhythmus steuern“, also die innere Uhr des Menschen – und die kurze wie die lange Erläuterung des Nobel-Komitees verweisen auf den (u.a.) Astronomen Jean-Jacques d’Ortous de Mairan, der 1729 mit Experimenten die innere Uhr von Pflanzen nachwies (und ansonsten u.a. den Nebel Messier 43 entdeckte und eine Monografie über die Physik der Polarlichter veröffentlichte, die wie viele andere frühere Ideen auch freilich reichlich daneben war). Und heute berühren sich Chronobiologie und Astronomie erneut, beim Studium der Lichtverschmutzung und ihrer Folgen: Sie kann die Ausschüttung des Hormons Melatonin stören und in den den ausgeklügelten Tagesrhythmus des Menschen eingreifen, mit diversen Konsequenzen. [14:05 MESZ. NACHTRAG: diesbezüglich später eine Reaktion der Int’l Dark-Sky Association: „Elevation of circadian biology to Nobel-worthy science affirms many of the concerns IDA has raised since 2010 regarding known and suspected hazards to human health and wellbeing. […] The potential for circadian rhythm disruption to cause or contribute to human disease should be evaluated cautiously and skeptically. IDA urges further research into artificial light exposure and its effects on biology.“]

Wurde vor 75 Jahren „der Weltraum“ erreicht?

1. Oktober 2017

Es naht – übermorgen – ein runder Jahrestag, mit dem umzugehen nicht leicht ist: Am 3. Oktober 1942 gelang nach drei Versagern der erste Flug eines Aggregat 4, bei dem diese spätere Massenvernichtungswaffe nicht nur 190 km weit flog sondern dabei auch bis in 84.5 km Höhe aufstieg. Das war ein neuer Rekord – und wird gerne als erstes Erreichen des Weltraums betrachtet. Anlässlich des 50. Jahrestags wollte das die damalige Bundesregierung 1992 sogar groß feiern (nach Protesten wurde es eine eher verhaltene Gedenkstunde in Peenemünde, an der auch dieser Blogger teilnehmen konnte; Berichte erschienen seinerzeit im gedruckten Skyweek und SuW), jetzt will man den Termin allerorten möglichst lautlos verstreichen lassen [NACHTRAG: weitere neue Artikel hier und hier]. Aber abseits der düsteren Hintergründe und diffizielen Erinnerungskultur bleibt eine ganz konkrete Frage: Hat das A4 – hier eine Rekonstruktion auf den Gelände des ehemaligen Peenemünder Kraftwerks – Nummer 4 tatsächlich 1942 „den Weltraum erreicht“?

Wo der überhaupt beginnt, darüber wird seit gut einem halben Jahrhundert gestritten: Die bei weitem populärste Definition lautet 100 km, die in den 1950-er Jahren eingeführte „Kármán-Linie“, oberhalb derer die Orbital- die Aerodynamik dominieren soll. Aber bereits seit Anfang der 1960-er Jahre feierte die U.S. Air Force ihre Piloten als „Astronauten“, sobald sie – mit dem Überschallflugzeug X-15, hier 1965 eins nach dem Abheben – höher als 50 Landmeilen = 80.5 km gekommen waren. Bei acht X-15-Piloten war das der Fall: Während die fünf, die zur USAF gehörten, ihre „Astronaut Wings“ verliehen bekamen, gingen die anderen drei in Diensten der NASA leer aus (was 2005 schließlich symbolisch „korrigiert“ wurde; einer von ihnen hatte übrigens auch die 100-km-Marke geknackt). Die Vereinten Nationen haben offenbar überhaupt keine amtliche Meinung, wo denn nun der Weltraum beginnt, in Papieren von einzelnen Raumfahrtagenturen tauchen zuweilen sogar Höhen über 100 km auf, und so müssen wohl die Astronomen ran:

Das sind die Schlussfolgerungen einer Analyse des Raumfahrtchronisten Jonathan McDowell, die demnächst auch als Paper erscheinen soll: Die wahre Kármán-Linie liegt demnach deutlich erdnäher als seinerzeit abgeschätzt, nämlich (Zufall?) just bei den USAF-bevorzugten 80 km! Eine gewisse Art Luftfahrt ist demnach noch bis rund 50 km Höhe möglich, dann beginnt eine 30 km breite Übergangszone – und Raumfahrzeuge können sich ab etwa 80 km Höhe eine Zeitlang im Orbit halten. Nach dieser Definition hätte das A4 Nr. 4 tatsächlich „den Weltraum“ erreicht, wenn auch als Abfallprodukt einer Waffenentwicklung (emsige Beteuerungen in der Nachkriegszeit, dass von Braun und Co. ja eigentlich immer zum Mond statt nach London wollten, mal beiseite). Und auch wenn man auf der 100-km-Regel beharrt, „gewinnt“ erneut ein Aggregat 4, wenn auch ein viel späteres: Am 20. Juni 1944 gelang auf der vorgelagerten Insel Greifswalder Oie ein Senkrecht-Schuss, der bis in 174.6 km Höhe führte. Und es gab tatsächlich Pläne, das A4 mit Meßgeräten für echte Weltraumforschung zu nutzen, doch dazu kam es in Deutschland nicht mehr, sondern erst später in den USA mit erbeuteten Raketen in White Sands, wo bereits am 10. Mai 1946 abermals die 100-km-Marke überschritten wurde. Und diesmal als öffentliches Spektakel – mit der Rakete in gelb: