Das Naturhistorische Museum Wien bietet derzeit mehr Astronomie als üblich. Noch bis zum 12. September wird die Wanderausstellung zu Rosetta des DLR und der MPG gezeigt (mehr, mehr und mehr), die im Wesentlichen …
… aus riesigen selbstleuchtenden Bild- und Schrifttafeln besteht, die eine Menge zu erzählen haben und insbesondere einige OSIRIS-Bilder quadratmetergroß zur Geltung bringen: allesamt schwarzweiß, auf künstliches Herausarbeiten der subtilen Farbinformationen wurde – wohl auch um der Ästhetik willen – verzichtet.
Ein wenig Original-Hardware gibt es auch zu sehen, etwa das Rasterkraftmikroskop MIDAS vom Orbiter und das Boden-Referenzmodell der Abstiegskamera ROLIS und ein Strukturqualifikations-Modell der Kamera CIVA auf dem Lander Philae.
Das Schicksal des letzteren ist im Logbuch des Operations-Direktors im ESOC festgehalten: erst Landung, dann „frequent link breaks“, schließlich „no evidence of contact with surface“ …
Auch Komet Borrelly kommt zu Ehren, immerhin der zweite überhaupt, dessen Kern eine Raumsonde aus der Nähe sah, …
… und der Abschied von der Kometen-brachten-das-Wasser-auf-die-Erde-Hypothese, den Rosettas Messungen beschleunigt haben.
Inmitten der Ausstellung mit geboten geringer Albedo ein Modell des Kerns von Churyumov-Gerasimenko im Maßstab 1:1000, in Vergleich gesetzt auch mit dem Zentrum Wiens – insgesamt ein würdiges Tribut an eine kühne interplanetare Mission, die in dieser Form so schnell nicht wieder kommen wird. Die Ausstellug kann hier virtuell „besucht“ werden, erstaunlich realistisch!
Astronomischer Kern des NHM ist die Meteoriten-Dauerausstellung, in der seit 2012 „nur“ noch 1100 der über 7000 Inventar-Stücke ausgestellt werden – darunter einige enorm große Exemplare …
… wie hier Eisen- …
… und Steinmeteoriten.
Auch Impakte werden ausgiebig thematisiert, etwa mit Shattercones aus dem Steinheimer Becken bzw. der kanadischen Presqu’île-Krater – oder dem nachgebildeten Streufeld des Meteoritenschauers von Mocs in Rumänien von 1882 mit Stücken von 1.6 bis 3.4 kg: Damals fielen rund 300 kg in eine 15 x 3 km große Ellipse, und von den ~3000 Fundstücken landeten 1600 in der Wiener Sammlung.
Radioechos von Meteoren können hier live betrachtet werden (wobei das Wasserfall-Diagramm auch live gestreamt wird) …
… und natürlich gibt es auch ein paar ordentliche Brocken von Chelyabinsk-Fall …
… und ein gewichtiges Stück Mondgestein: Das Fragment #15555,1052 lunaren Basalts von Apollo 15, 83,7 Gramm (ein anderes Stück desselben Steins war 2010 in Oberhausen zu sehen).
Noch bemerkenswerter dürfte aber dieser enorme Marsmeteorit vom marokkanischen Fall von Tissint 2011 sein: Insgesamt wurden etwa 15 kg eingesammelt – und dieses Stück hat 950 Gramm Masse. Angesichts von Marktpreisen von gut 1000$/Gramm kann man sich den Wert ausrechnen [NACHTRAG: der Kaufpreis betrug EUR 400’000, quasi ein Schnäppchen] …
… und natürlich hat gibt es noch ein paar dicke Marsianer mehr im NHM – wo überdies noch bis zum 4. November die Ausstellung „Our Place in Space. Astronomie und Kunst im Dialog“ der ESA (eine frühere Version) zu sehen ist (und bei der besonders die Videoinstallation „Welcome Home Hubble“ auffällt, die eine reale Studie zur HST-Entsorgung aufgreift):
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