Archive for September 2019

Allgemeines Live-Blog vom 22. 9. bis 4. 10. 2019

22. September 2019

4. Oktober

So sieht Chandrayaan 2 jetzt die Oberfläche des Mondes

mit seiner Orbiter High Resolution Camera (OHRC) aus 100 km Höhe, wenn ein Pixel 30 cm entspricht, ein Auflösungs-Rekord: ein Ausschnitt in voller Auflösung aus einem Bildstreifen vom 5. September. Es gibt auch Messungen des Geotails der Erde am Mond, aber – siehe z.B. hier und hier – weiter nichts Neues zum Lander-Verlust. Auch das kuriose Studenten-Mond-Projekt GLEE („Great Lunar Expedition for Everyone“), ein schattiges Bild von Bennu, schon mindestens 21 Mars-Beben von InSight gemessen, wo ein neuer Anlauf zur Rettung des Maulwurfs beginnt (mehr und mehr), Indiens Mars-Orbiter bereits 5 Jahre bei der Arbeit – und neue organische Verbindungen in Enceladus‘ Fontänen in alten Cassini-Daten.

Ein Hubble-Bild der Galaxie NGC 4149 alias Medusa Merger – auch das Ende der Mission des Meereshöhen-Messers Jason 2, ein möglicher Neustart des gestörten DSCOVR, die Zukunft der US-Frühwarn-Satelliten, der baldige Betriebsbeginn der kontroversen Swarm-Satelliten, ein weiterer chinesischer Raketenstart (viele Visuals [NACHTRAG: und weitere Artikel hier und hier]), eine Mini-Rakete von OHB, ein 78-Seiten-Report der ESA zur Raumschrott-Lage und was dagegen getan werden könnte und die Umweltfolgen von kommenden Massenstarts von Orbitalraketen.

Die gestrige Rückkehr von Soyuz MS-12 auf Bildern von Roskosmos [alt.], auch die Gegenstücke der NASA und aus der TV-Übertragung das Schließen der Luke, die Abreise und die Landung (Stills hier und hier). Sowie ein NASA Release und Blog-Posting und Artikel hier, hier, hier und hier – plus die Vorbereitungen für einen Crew-Dragon-Flight-Abort-Test und der Status der Verzögerungen bei den beiden Commercial-Crew-Programmen, die den Ankauf weiterer Soyuz-Sitze durch die NASA erzwingen. [23:45 MESZ – Ende. NACHTRAG: ein Video-Clip zu ISS-Aktivitäten]


3. Oktober

Komet C/2018 W2 (Africano) nahe der größten Helligkeit am Abend des 28. September, aufgenommen – in Anwesenheit dieses Bloggers übrigens – auf der Klostersternwarte in Münsterschwarzach, inzwischen hat er ~9.0 mag.: weitere Bilder und Animationen von gestern (mehr), vorgestern (mehr und mehr) und dem 30. (mehr) und 29. September (mehr) sowie eine mögliche Fragmentierung von 29P/Schwassmann-Wachmann 1, der Jupiter gestern, die deutsche Feuerkugel, eine tasmanische und die eMeteor News vom Oktober.

Aufwändige Visualisierungen Schwarzer Löcher mit reichlich Raumkrümmung – auch drei weitere Gravitationswellen-Kandidaten vom 30. September (mehr und mehr), früher am 30.9. (mehr und mehr) und 24. September (mehr und mehr) und ein Rückblick auf den 14. August. Ferner die Bedeutung von VLBI für Geodäsie, der Bau des ELT, die Gründung des National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory der NSF – und ein Besuch im Sternenpark Rhön & der Sternenstadt Fulda, zahlreiche Orden der IDA und das Paper „How dark is a river? Artificial light at night in aquatic systems“. [23:55 MESZ]


2. Oktober

Hayabusa 2 setzt gerade den letzten Lander MINERVA-II2 ab

Der Abstieg hat 2.4 km erreicht, und zwischen 17:00 und 19:00 MESZ soll das Absetzen erfolgen, das aber erst um den 8.10. zur Landung führt, denn die Hauptaufgabe ist die Vermessung des Schwerefelds von Ryugu. Dies ist das letzte große Manöver dort vor der Rückreise Hayabusas mit den beiden Bodenproben zur Erde; oben das jüngste Tele-Bild von Bord, empfangen um 14:53 MESZ. Auch ein großes Manöver von Juno zwecks Vermeidung des Jupiter-Schattens, ein neuer Starttermin für ICON (10. Oktober 3:30 MESZ), was 1/2 Jahr nach Indiens ASAT-Sauerei noch im Orbit ist, kaum mehr Veränderungen bei den ersten Starlinks – und die vielleicht größte Struktur im Orbit neben der ISS, der USAF-Satellit DSX.

Wachwechsel auf ISS: Seit 15:27 MESZ ist Luca Parmitano Kommandant, als der dritte Europäer. Auch was aus Jähns Ersatzmann Eberhard Köllner wurde, Matthias Mauer offenbar für einen ISS-Flug ca. 2021 gesetzt, was Musk in Sachen Crew Dragon verspricht – und in Sachen „Starship“ im O-Ton: auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [15:35 MESZ. NACHTRAG: die ISS-Kommando-Übergabe in Bewegung hier und hier und der Zwist NASA/SpaceX]

Ein um 15:53 MESZ empfangenes Tele-Navigations-Bild von Hayabusa 2, ein Ausschnitt in voller Auflösung und weiter verarbeitet – üblicherweise endet der „Live-Stream“ kurz vor Abwurf-Aktionen, daher ist unklar, mit was für Ryugu-Bildern heute noch gerechnet werden kann. [16:05 MESZ] Das Bild von 16:53 MESZ – da war die Höhe rund 1.8 km gewesen, und der Abwurf ist für 1 km geplant. [17:20 MESZ] Und hat um 17:57 MESZ stattgefunden (Bordzeit). [19:05 MESZ]

Die Abreise von MINERVA-II2 von Hayabusa 2 aus gesehen mit der Weitwinkel-Kamera ONC-W2! Und es wird Funk empfangen. [19:45 MESZ] Das muss gefeiert werden – aber jetzt erstmal die Bahn um Ryugu verfolgen. Und es gibt hier neue Bilder vom erneuten Aufstieg Hayabusas. [20:55 MESZ] Zu Verdeutlichung der MINERVA-II2-Operationen ein Manga … [23:55 MESZ. NACHTRÄGE: … und Artikel hier, hier, hier, hier und hier]


30. September

Komet C/2018 W2 (Africano) am Abend 26. September aufgenommen von Michael Jäger – weitere Bilder von gestern (mehr), vorgestern (mehr; in Anwesenheit dieses Bloggers aufgenommen), dem 27. September (mehr und mehr), 26. September (mehr), 25. September, 24. September und 21. September (mehr und mehr); die visuelle Helligkeit des Kometen liegt erwartungsgemäß um 8.5 mag. Auch 2I/Borisov am 24. September, eine Feuerkugel über NO-Deutschland am 27. September (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), der Orbit der vom 12.9., eine über Tasmanien, der Neptun mit einigem Detail am 27. September – und ein seeehr langer Artikel über Lichtverschmutzungs-Forschung in Deutschland sowie der Status des neuesten Projekts dazu. [0:15 MESZ]


26. September

Weitere Bilder des Starts von Soyuz MS-15 von der ISS aus

sind jetzt veröffentlicht worden – auch eine PM der ESA, ein Video-Clip einer Launch Party in den VAE und Artikel hier, hier, hier, hier und hier. Heute ist schon wieder eine Soyuz gestartet worden, wobei diesmal weniger der Start in Plesetsk als vielmehr der Reentry der nur marginal orbitalen 3. Stufe über Australien für Aufsehen sorgten: tolle Fotos, ein Video und Analysen hier, hier und hier inklusive der Bahn.

Verschiedene Arten von Felsen auf dem Asteroiden Bennu: Das Bildfeld ist ~9.5 m groß, und der kleine Stein auf der Felsplatte links ist so groß wie ein Corgi. Auch eine weitere Nahaufnahme von OSIRIS-REx, die Phase B für PUNCH = Polarimeter to Unify the Corona and Heliosphere, eine Mission zur Beobachtung der äußeren Sonnenkorona – und der erste Orbitalstart von Virgin rückt allmählich näher. [23:55 MESZ]

Das Bild, auf dem der Lunar Reconnaissance Orbiter den armen Vikram nicht fand, obwohl der verunglückte erste indische Mondlander in dieser Region – zwischen den Kratern Simpelius N und Manzinus C – herunter gekommen sein sollte: Die Sonne stand bei dieser ersten Gelegenheit am 17. September wohl zu schräg, die Schatten sind zu tief; im Oktober wird noch mal bei besserem Licht gesucht. Interessant übrigens die Formulierung der NASA, dass „the precise location of the spacecraft in the lunar highlands has yet to be determined“ – entweder hat man die angebliche Sichtung des Landers durch Chandrayaan 2 (wie der Rest der Welt) nicht zu sehen bekommen, oder man glaubt ihr nicht. Die ISRO schweigt sich weiter aus (der letzte „Update“ vor einer Woche war ein Witz). Auch das vorläufige Ende der Kontaktversuche durch das DSN, da nun Nacht an der Landestelle ist, und Artikel – wieder meist mit dubiosen Quellen – von heute (mehr) und dem 24., 22., 21. (mehr und mehr), 20. (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), 19. (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), 18. (mehr, mehr, mehr und mehr), 16., 15., 13. (mehr, mehr, mehr und mehr), 12. (mehr, mehr, mehr und mehr) und 11. September (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr). [23:40 MESZ]


25. September

Der nächste Crew-Start zur Internationalen Raumstation

soll in einer Stunde erfolgen, und die Besatzung von Soyuz MS-15 (hier heute früh) ist besonders bunt gemischt: eine NASA-Blog-Story, ein NASA Release, Updates und Artikel hier, hier, hier und hier. Bald nach ihrer Ankunft wird Parmitano Kommandant. Bereits seit gestern unterwegs zur ISS ist der japanische Transporter HTV-8 (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), während China heute früh einen Umwelt-Satelliten startete. Auch der ESA-Satellit FORUM – und Chinas Taurus 1 hat sich entfaltet. [14:55 MESZ] Und die Soyuz ist pünktlich gestartet …. [16:00 MESZ] … und auch der Abwurf der Booster war gegen den Abendhimmel gut zu sehen. Jetzt brennt die 3. Stufe. Und die ersten Sekunden des Starts. [16:05 MESZ]

Spektakuläre Live-Bilder vom Abwurf der 3. Stufe – und die Wolke vom Aufstieg glüht im Gegenlicht im Hintergrund. Und die Szene in Bewegung. [16:10 MESZ] Letzte Blicke auf die Wolke – und die Ankunft an der ISS wird gegen 21:45 MESZ erwartet. [16:20 MESZ]

Und ein tolles Bild des Starts von der ISS aus! Und ein Artikel. [16:30 MESZ] Die Soyuz ist um 21:42 MESZ an der ISS angekommen, umgestiegen wird gegen 23:45 MESZ, womit sie dann kurz 9 Raumfahrer aus 4 Ländern bewohnen – und es gibt jede Menge Bilder der Wolke vom Boden, auch hektisch aninimiert: Das Licht in der späten Abenddämmerung war perfekt! [22:55 MESZ] Das Hatch auf der ISS-Seite ist offen, aber der Druckausgleich mit der Soyuz ist noch nicht komplett. [23:55 MESZ. NACHTRAG: Um 0:12 MESZ war auch das Soyuz-Hatch offen, und die Besucher kamen herein. NACHTRAG 2: Damit ist es nun ziemlich voll auf der Station: das Gewusel in Bewegung]


24. September

Der 2. interstellare Besucher heißt permanent 2I/Borisov

Während die Nummer 1 vor zwei Jahren von ihren Entdeckern getauft wurde und eine Tradition von Namen, die etwas mit Botschaftern zu tun haben, zu begründen schien, hat die IAU heute der Nr. 2 die Nummer 2I verpasst und den Namen Borisov beibehalten – einer anderen Tradition folgend, dass eindeutige Kometen nach ihren Entdeckern benannt werden. Konsistent ist das aber nicht … Jedenfalls gibt es keinerlei Zweifel mehr an der interstellaren Herkunft, mit einer stabilen Exzentrizität der Bahn-Lösungen bei 3.4: Die Grafik oben von Terry Lovejoy zeigt schön, wie bei einer erzwungenen Parabel-Exzentrizität von 1.0 die Residuen der Himmelspositionen in Rektaszension (oben) und Deklination bis zum 21. September davon liefen. Auch das CBET #4670 mit dem Nachweis von CN-Emission durch das WHT und anderen aktuellen Beobachtungen, Papers mit Beobachtungen vom GTC und dem WHT & Gemini North, die alle für einen ausgesprochen ’normalen‘ Kometen sprechen – mit einem kleinen Kern unter 1 km, was wiederum zu einer theoretischen Abschätzung passt. Ferner Bilder vom 21. September (mehr), 20. September (mehr, mehr und mehr), 18. September, 17. September (mehr) und 11. September, die grundlegenden Fakten, eine spekulative Reise zu Borisov und Artikel von heute (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern und dem 20., 18., 17. (mehr und mehr), 16. (mehr und mehr), 15. und 14. September. Sowie der Komet C/2018 W2 (Africano), der ‚planmäßig‘ ~8.5 mag. erreicht hat, am 22. September (mehr), 21. September (mehr, mehr und mehr), 20. September (mehr), 19., 18. und 12. September und Komet C/2018 N2 (ASASSN) gestern hier und hier. Ferner eine Analyse des jüngsten Impakt-Blitzes auf Jupiter (mehr und mehr) und der Planet am 21. September, ein Bolide über Kanada am 31. August und massig interne E-Mails von NEO-Experten, die nun aufgebauscht werden. Ansonsten viel Kohle zum Ausbau des Event Horizon Telescope, weitere Verbesserungen an ALMA, die Wiederbelebung des Allen Telescope Arraym bald internationale Beobachter bei FAST und wie sich mit dem VLT beobachtet. Und zwei neue Gravitationswellen-Kandidaten vom 15. und 23. September, eine IAU-Aktion für Astronomie in Schulen, ein Dark-Sky-Reiseführer – und eine Analyse der Pilot-Beobachtungen von Nachtlicht-BueHNE zur Lichtquellen-Erfassung. [23:45 MESZ. NACHTRÄGE: Papers zur Mikrophysik des Staubs, der potenziellen Herkunft von Borisov, was aber nicht glaubwürdig scheint und statistischen Erwägungen im Kontext der DSHARP-Scheiben-Flut von ALMA]


23. September

Sigmund W. P. Jähn, der erste Deutsche im All, 1937 – 2019

Vorgestern ist der Interkosmos-Kosmonaut (oben mit Вале́рий Ф. Быко́вский beim Einsteigen in Soyuz 31 am 26. August 1978, „Heute vor 40 Jahren …“) und spätere Mittler zwischen der westlichen und östlichen Astronautik (unten mit dem zweiten Deutschen im All Ulf Merbold auf einer Weltraum-Party in Bonn 2014) im Alter von 82 Jahren in Strausberg gestorben; noch am 14. September war er öffentlich aufgetreten: Nachrufe von ESA (auch Englisch) und DLR [NACHTRAG: und GFZ] und in Artikeln hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier [NACHTRÄGE: und hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier] plus ein TV-Clip.

Der Roll-Out von Soyuz MS-15 heute früh für den Start einer dreiköpfigen Besatzung übermorgen um 15:57 MESZ: auch eine NASA-Blog-Story (früher und früher) und ein ESA Release. Und immer noch keine eindeutige Ursache des Soyuz-Lochs vor einen Jahr: eine Zusammenfassung und frühere Artikel hier, hier, hier und hier. Sowie die Rückkehr von ESA-Experimenten, der morgige Start um 18:05 MESZ des HTV-8 zur ISS und die Verbesserung von Fallschirmen im Rahmen von Commercial Crew.

Ein Struktur und Thermal-Modell des ESA-Observatoriums Euclid – auch der Sinn und die Preliminary Design Review [NACHTRAG: und der ungewöhnliche Koronograph] des verwandten NASA-Projekts WFIRST, wie sich eROSITA gegenüber XMM schlägt (und eine Animation), die Exoplaneten-Mission Ariel, ein NASA-IR-Satellit Zur NEO-Suche aus Resten des NEOCam-Projekts [NACHTRÄGE: Slides und ein Thread von Zurbuchen und weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier], ein Laser-Prototyp für LISA, chinesische Experimente im Weltraum für ein Gegenstück, erneutes Erwachen auf der Mond-Rückseite von Chang’e-4 und Yutu 2 und ein Resultat von Chang’e-3. Sowie Aspekte hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier zur Sicherheitslage im Orbit mit den Mega-Konstellationen und anderen Objekten, ein Start in China mit fünf Satelliten (ein weiterer Artikel, ein Video, viele weitere Visuals und mal wieder reichlich Schrott am Boden) und einer mit zwei – und angeblich große Fortschritte der Großrakete von SpaceX. [21:50 MESZ]


22. September

Der Schatten von Io auf dem Jupiter letztens von der JunoCam aufgenommen und von Kevin Gill verarbeitet: ein weiteres Bild und Artikel hier, hier, hier und hier. Auch ein möglicherweise bevorstehender Ausbruch eines Vulkans auf Io, mal wieder Diskussion über das Alter der Ringe des Saturn – und Enceladus als ‚Schnee-Kanone für die Monde Saturns.

Ein Streifen vom Mars vom alten Mars Express aus Bildern der HRSC vom Orbit Nr. 19550 am 17 Juni 2019. Auch neue Bilder vom ExoMars TGO und vom MRO mit polare Dünen, Messungen des Mars-Magnetfelds durch InSight mit mysteriösen Pulsationen, die Untersuchung irdischer Diust Devils zum Verständnis der marsianischen, die Planung der Mars Sample Return durch NASA & ESA und Regeln zum Schutz der Marsmonde. Sowie immer noch Funksignale von Chang’e 3 nach fast 6 Jahren auf dem Mond, was der Rover von Chang’e 4 auf der Mond-Rückseite fand, eine weitere Verschiebung von Chang’e-5, künftige chinesisch-russische Kooperation bei Missionen zum Mond. Und was Akatsuki auf der Venus findet, eine koordinierte Venus-Kampagne im Oktober 2020, die mögliche Bewohnbarkeit der Venus vor langer Zeit – und wie DoT-1 die Erde sieht.

Das Absetzen des weiteren Target Markers TM-C von Hayabusa 2 auf Ryugu am 17. September in einer Reihen-Montage echter Bilder im 4-Sekundentakt: auch das Absetzen von TM-E kurz davor, Aufnahmen während des Abstiegs (eine Auswahl) und eine Vorschau auf das Manöver plus Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und ein Vortrag über den Lander MASCOT. Sowie ein neues Bild von Bennu und die Kandidaten für die Landestelle von OSIRIS-REx – und Bewegungen auf Komet C-G und jede Menge neue Papers zur Rosetta-Mission. [15:35 MESZ]

SOFIAs erster astronomischer Flug über Europa

20. September 2019

hat in der Nacht von vorgestern auf gestern planmäßig stattgefunden (Grafik; im Westen fehlt ein Stück der Route, als SOFIA allen Trackern davon geflogen war) – und ist nach Informationen dieses Blogs „zu hundert Prozent erfolgreich“ verlaufen. Die amerikanisch-deutsche fliegende Sternwarte war vier Tage in Stuttgart stationiert, um erstmals in mittleren nördlichen Breiten Astronomie zu betreiben, wo noch weniger Wasserdampf als über Kalifornien, wo die Flüge normalerweise beginnen, das Fern-Infrarote schluckt. Der mit Verspätung begonnene Aufenthalt SOFIAs in Stuttgart bis heute früh, als es zurück über den Atlantik ging – genau parallel zur zur Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft daselbst – wurde auch groß für die Öffentlichkeit inszeniert: oben fünf der Aufnahmen von Susanne Hüttemeister vom Ankunftstag, weitere hier, hier sowie ein zeitgeraffter Rundgang. An einem Tag wurde – für Dreharbeiten der „Sendung mit Maus“ – sogar ungewohnterweise die große Tür vor dem Teleskop am Boden geöffnet. SOFIA war schon öfters in Deutschland (2/3 runter scrollen), aber immer nur im Zusammenhang mit der Groß-Wartung durch Lufthansa Technik in Hamburg.

Eine Nutzlast für einen Stratosphären-Ballon mit stabilisierter Kamera – von Schülern gebaut, die das System („STRATOSCOPE III“) bereits einmal erfolgreich im Flug getestet und darüber jetzt auf einer Lehrerfortbildung im Rahmen der o.g. AG-Tagung berichtet haben: Noch driftet die Kameraoplattform, die auf einem handelüblichen Gimbal basiert, allmählich weg, aber dagegen soll künftig mit einem Regelkreis vorgegangen werden. Bis zu einer astronomischen Anwendung ist alles allerdings noch ein langer Weg, zumal Nachtstarts in Deutschland kaum möglich sind. Aus Stuttgart selbst soll derweil das European Stratospheric Balloon Observatory (ESBO) kommen, für das auf der Tagung mehrfach geworben wurde: Als erste Nutzlast ist ein 50-cm-Ultraviolett-Teleskop vorgesehen.

„Flying Laptop“ der Uni Stuttgart in der Verlängerung

Kürzlich wurde seine Mission um zwei Jahre verlängert, nachdem der 2017 in Russland gestartete (ganz unten) Kleinsatellit keinerlei nennenswerte Alterungserscheinungen zeigt: Auf der o.g. Tagung wurden im Raumfahrtzentrum BW wurden ein 1:1-Modell und der Kontrollraum gezeigt (dort waren in den ersten Tagen bis zu 20 Personen tätig, jetzt ist er fast verwaist, weil der Satellit weitgehend autonom arbeitet) und über mögliche astronomische Anwendungen vorgetragen. Die gestalten sich als schwierig, da die Kameras an Bord für die Erdbeobachtung gedacht sind (schöne Ergebnisse hängen riesengroß im Foyer des RZBW), aber just die Startracker können ein wenig beitragen. Und in Stuttgart bereitet man bereits den CubeSat SOURCE zur Meteorbeobachtung aus dem Orbit vor: Wie die Auflösung des Akronyms „Stuttgart Operated University Research Cubesat for Evaluation and Education“ verrät, geht es wie beim Flying Laptop in erster Linie um die Ausbildung der Raumfahrtstudenten am echten Objekt.

Allgemeines Live-Blog vom 6. bis 14. 9. 2019

6. September 2019

14. September

Spektrum mit dem GTC: Interstellarer Borisov gewöhnlich

Mit dem 10.4-Meter-Teleskop auf La Palma ist trotz schwieriger Sichtgeometrie ein Spektrum von Komet C/2019 Q4 (Borisov) aufgenommen worden (oben; in der Mitte ein Bild der Kometenkoma mit demselben Teleskop) – das genau so aussieht wie von einem typischen Kleinkörper unseres Sonnensystems. In der Heimatwelt, aus der Borisov einst geworfen wurde, geht es chemisch also auch nicht anders zu als im Sonnensystem. Dass der Komet wirklich auf einer Hyperbelbahn anfliegt, wird inzwischen immer klarer: In der Grafik unten hat Terry Lovejoy die Residuen aller Positionsmessungen bis gestern bei einer erzwungenen Parabelbahn in Deklination gegen die Zeit aufgetragen. Es ist jetzt eine klare systematische Zunahme zu sehen, während es mit Exzentrizität 3.2 keinen Trend gibt. Auch eine Aufnahme mit einem 17-Zöller, Infos zur Sichtbarkeit, eine Animation der Bahnen vom ‚Oumuamua und Borisov, die ESA-PM in Deutsch und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein Stern mit 1-mag.-Dimming, ein toller STEVE – und ein Interview mit dem Kite-Surfer, der die Feuerkugel filmte. [13:35 MESZ] Der abgestürzte Mini-Asteroid hatte grob 2 m Durchmesser und 10 Tonnen (Anfangs-)Masse, ergibt sich aus der Explosionsenergie. Und die Interstellar-Reisenden Borisov und ‚Oumuamua sind sich letztes Jahr ‚begegnet‘, in ~9 a.u. Abstand. [23:30 MESZ – Ende]

Die Große Magellansche Wolke in nah-infraroten Falschfarben (RGB = 2.2 bis 1.0 µm) aufgenommen mit dem VISTA-Teleskop der ESA im Rahmen der VISTA survey of the Magellanic Clouds system (VMC): Hier geht es um die Morphologie der Stern-Populationen. Auch eine wichtige Linsenlieferung für das und eine neue All-Sky-Kamera bei dem Large Synoptic Survey Telescope, die „Milky Way Imaging Scroll Painting“-Himmelsdurchmusterung (MWISP) mit dem 13.7-m-Radioteleskop des Purple Mountain Observatory mit guten Fortschritten – und die erste Ausgabe des Magazins „Contact“ des Square Kilometer Array. [2:15 MESZ]


13. September

Tageslicht-Feuerkugel mit lautem Knall vor Ostfriesland

Es geschah gestern gegen 14:49 MEZ und wurde von zahllosen Zeugen (Tabelle hinter der Karte) in vor allem den Niederlanden aber auch Deutschland (bis in erhebliche Distanz) gesehen und vor allem gehört: Eine Feuerkugel leuchtete über der Nordsee auf, zufällig gefilmt von einem Kite-Surfer (oben; bei 1:15), einer Kamera in den südlichen NL (unten) oder auch Dashcams hier und hier (ein Standbild Kontrast-verstärkt). Viele Berichte auch in den Kommentaren unter Postings hier (über 600!), hier und hier und in Foren hier, hier und hier sowie Artikel hier (mehr), hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch jede Menge Perseiden 2019, mal wieder Asteroiden in der Nähe und Amateur-Bilder vom Merkur mit Details. Auch jede Menge aktuelle Bilder hier, hier, hier, hier, hier und hier von STEVE (nebst grünem Lattenzaun), einem Verwandten der Aurora aber eben nicht dasselbe, und das Ende der Nord-NLC-Saison 2019. Ferner ein Interview mit dem Astrofotografen Juan-Carlos Muñoz, seltene Einblicke in ein Planetarium, ein besonders verwegenes Astro-Backronym, keine Extra-Flares durch den Besuch von G2 bei Sgr A*, die fliegende Sternwarte SOFIA zu Gast in Stuttgart, Papers hier und hier zum Extreme Universe Space Observatory on a Super Pressure Balloon (EUSO-SPB1), die große weiter reichende Bedeutung des TMT für Hawaii – und ein Breakthrough Prize für das Event Horizon Telescope: weitere Press Releases hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier und hier sowie eine Simulation künftiger SgrA*-Filme, ein Artikel und ein Comic. [1:25 MESZ] Nach Messungen eines IR-Satelliten entsprach die Explosions-Energie 480 Tonnen TNT – auch ein Standbild aus dem Kite-Surfer-Video, eine PM der DGzRS und weitere Artikel zur Feuerkugel hier und hier mit Erwähnung eines Postings dieses Bloggers sowie hier und hier. [12:30 MESZ]

Nach einer Neu-Analyse der Bahn aus gefilterten visuellen Beobachtungen nur der ersten zwei Stunden – danach verblassen Details in der Erinnerung – ergibt sich inzwischen eine andere Flugbahn (linker Groundtrack), die südlich von Rens in Dänemark endet. Und sie passt recht gut zu der Bahn, die aus den Daten des US-Infrarot-Satelliten bestimmt worden war (rechter Track) sowie zu einem deutschen Allsky-Video. Auch das Kite-Surf-Video in Zeitlupe, ein TV-Clip und weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier. Ferner ein Farbbild von Komet C/2019 Q4 (Borisov) von Gemini Nord, vage statistische Überlegungen zu solchen Besuchern, warum das MPC (das in einem Update nun e=3.2 findet) und das JPL weiterhin unterschiedliche e-Werte bestimmen und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und die Gewinner eines Astrofoto-Wettbewerbs, auch animiert und ein Artikel. [21:15 MESZ] Dito hier und hier. [23:35 MESZ]

Ein Hubble-Bild vom Saturn vom 20. Juni, mehr Material hier, hier und hier. Auch eine Aufbereitung des LRO-Mond-Mosaiks, der ehemalige Mars-Rover-Chef nun bei Blue Origin, starke Brände in Indonesien aus dem All, der erste Erd-Beobachter mit KI vor dem Start, mehr zum Fehlstart der Vega-Rakete, die kommende Starlink-Satelliten-Schwemme, Verzögerungen bei Chinas Raumstation – und ein Start einer Langer Marsch 4B gestern. [0:40 MESZ. NACHTRÄGE: die Nutzlast der Rakete – und weitere Verarbeitung der Hubble-Saturne]


12. September

Besser als ʻOumuamua: vermutlich 2. interstellarer Gast

Noch basiert die Bahn von C/2019 Q4 (Borisov) nur auf einem 12-Tages-Bogen, und mehr Positionsmessungen sind wesentlich, aber das Minor Planet Center wie das JPL halten – nach tagelanger Debatte im Netz pro und contra – den von einem Amateur auf der Krim entdeckten Kometen nun tatsächlich für den zweiten Besucher aus dem interstellaren Raum. Denn mit einer Exzentrizität von sagenhaften 3.0 bis 3.5 lässt sich die Bahn mit den geringsten Residuen an die vorliegende Astrometrie fitten: Danach ist das Perihel um den 9. Dezember in ~2.0 au Sonnenabstand, wobei der Komet mit einer Bahnneigung von etwa 44° herein kommt und derzeit in 2.7 au Sonnen- und 3.4 au Erd-Distanz um 18.0 mag. hat. Die Elongation beträgt jetzt 43° und nimmt langsam zu, ebenso die Helligkeit – wesentlich bessere Beobachtungsbedingungen als einst bei ʻOumuamua, der erst im Entschwinden aus dem Sonnensystem entdeckt wurde: allerlei inzwischen ‚historische‘ Tweets & Threads hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein Artikel und eine Wikipedia-Seite. Auch die – winkelmäßig am Erdhimmel – enge Begegnung der Kometen 260P und C/2018 N2 (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und Komet Africano (mehr und mehr) früher im Monat sowie 139 neue Transneptune als Nebenprodukt der Dark Energy Survey. [0:10 MESZ. NACHTRAG: ein Press Release dazu ein halbes Jahr später] Der Komet im Orbit-Simulator. [0:45 MESZ] Und seine Bahn am Himmel animiert. [1:30 MESZ] Eine parabolische Lösung scheint weiter nicht ausgeschlossen zu sein … [12:35 MESZ] … auch wenn hier eine weitere e~3-Lösung erschien (ohne Betrachtung von Alternativen). Mit JPL Horizons kann man derweil ausrechnen, dass Borisov bis Mitte Dezember auf ~15 mag. steigen sollte, dann steht er aber nur noch knapp (jetzt: 40°) über dem deutschen Horizont – auch ein Foto von heute, das Entdeckungs-Teleskop und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [14:45 MESZ] Ein weiteres Bild, ein ESA Release, eine Gratulation von Elenin, ein Auftritt auf einer Tagung in Toulouse („Planetary Exploration 2061“) und weitere Artikel hier, hier und hier. [18:10 MESZ] Ein JPL Release, die Bahn am Himmel, eine FAQ und weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier. [23:20 MESZ. NACHTRAG: das erste Paper über Borisov]


10. September

Das ist der Himmel von eROSITA: Quasare und noch mehr

Ende August hat das deutsche Instrument eROSITA auf dem russischen Satelliten SpektrRG hier in der Testphase mit nur einem der sieben Module rund 1° Himmel aufgenommen: Die meisten der Objekte sind ferne Quasare, aber einige entsprechen aktiven galaktischen Kernen nicht sehr ferner Galaxien, und es gibt sogar einige Sterne mit einer sehr hellen Röntgenkorona in unserer eigenen Galaxie; der diffuse Fleck rechts ist ein massereicher Galaxienhaufen mit Rotverschiebung z=0.14. Mit seinen sieben Modulen sollte eROSITA – ein 15-Minuten-Video – wie erhofft mehrere Millionen Röntgenquellen am Himmel sehen. Auch die Evolution des Magnetfelds Merkurs anhand von Daten der Mission MESSENGER, ein Ruf nach neuen Venus-Missionen (PDF-Seiten 23-27), Rechtsfragen zum Mond, jetzt der 10. Oktober als Starttermin für die Mission ICON, eine Instrumenten-Reparatur auf NPP-Suomi, die Luftverschmutzung durch Brände von Sentinel überwacht, rund zwei Dutzend Starlink-Starts 2020 geplant – und ein japanischer Versorgungs-Flug zur ISS ist wegen eines Feuers auf der Startrampe um mindestens einige Tage verschoben worden. [23:45 MESZ. NACHTRÄGE: Artikel dazu hier, hier und hier – und das andere Teleskop auf SpektrRG ART-XC ist auch im Einsatz und eine Galactic Bulge Survey läuft]

Zwei „exotische“ Gravitationswellen(-Kandidaten) binnen 7 Stunden hat es heute früh gegeben: S190910d (Karte; Zirkulare und Diskussion) ist nach erster Einschätzung am ehesten auf den Sturz eines Neutronensterns in ein Schwarzes Loch zurück zu führen, S190910h (Zirkulare und Diskussion) auf die Verschmelzung zweier Neutronensterne – aber leider war nur ein Detektor aktiv, weshalb die Himmelskarte ziemlicher Käse ist. Auch ein Guide to LIGO-Virgo detector noise and extraction of transient gravitational-wave signals nebst deutscher Zusammenfassung, das LIGO Magazine #15 mit ebenfalls viel grundlegenden Informationen zum Umgang mit den O3-Daten – und auf 6 Seiten in Deutsch was zuvor bei den Runs O1 und O2 alles gelernt worden war, inklusive zusätzlicher Ereignisse. [16:05 MESZ] Weitere Erkenntnisse zu S190910h. [20:45 MESZ]

Schicksal von Mondlander Vikram weiter herzlich unklar

Nach Tagen des Schweigens auf allen Kanälen und Gerüchtenebel in indischen Medien hat sich die indische Weltraumbehörde heute zu einem sagenhaft detaillierten Statement hinreißen lassen: „Vikram lander has been located by the orbiter of Chandrayaan-2, but no communication with it yet. All possible efforts are being made to establish communication with lander“ – das war’s! Derweil wurden die Aufzeichnungen des Radioteleskops in Dwingelo weiter analysiert: oben nun die Geschwindigkeiten von Lander (weiß) und Mond (orange) relativ zur Erde – gegen UTC; y-Achse in 200-m/s-Schritten, obere Linie 1 km/s – und der geplante Verlauf für Vikram in blau. Der Funkabriss erfolgte mithin praktisch im Moment des Bodenkontakts, was für eine harte Landung spricht und wenig Hoffnungen macht. Trotzdem wird gegenwärtig u.a. vom Deep Space Network kräftig Richtung Mond gefunkt, und man kann die Echos dieser Rufe empfangen – reflektiert von der Mondoberfläche. Auch weitere unabhängige Analysen hier und hier und Artikel von heute hier, hier, hier und hier und gestern hier (früher), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier (alle weitgehend auf anonymen Quellen unklarer Sachkenntnis und Agenda basierend) sowie zu Parallelen mit Israels Crash, einem gemeinsamen nächsten Versuch zusammen mit Japan – und der indischen Medien-Landschaft … [13:35 MESZ. NACHTRAG: mehr hier, hier, hier, hier und hier]


8. September

Das Ende von Vikram, in Dwingeloo gemessen über den Doppler-Effekt am Funkträger (± ca. 10 kHz) gegen UTC und nun ausgewertet: In weiß die Daten, in orange die Prognose ohne Abstiegsmanöver, in blau der Mond; der Hüpfer am Anfang nach Wiedererscheinen hinter dem Mond wurde durch den Lock mit der DSN-Bodenstation in Madrid verursacht, die den Träger zur Sonde sendet, für maximale Stabilität mit 2-way-Doppler (Seite 6). Auch ein Rekonstruktions-Versuch, ohne Gewähr … [1:45 MESZ] Nach dürrer Auskunft des ISRO-Chefs hat Chandrayaan 2 den Lander Vikram – oder was davon übrig ist – auf dem Mond gesichtet, aber nicht mal mit welchem Orbiter-Instrument das geschah, scheint klar. Ansonsten gibt’s nur Gerüchte – aber auch eine frühe Reaktion des ESA-Chefs. [18:50 MESZ] Mehr konfuse Artikel hier (früher), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – von der ISRO direkt (oder gar das geheimnisvolle Bild) … nix. [23:55 MESZ]


6. September

Funksignal weg um 22:20 MESZ: Vikram wohl abgestürzt

So maßen niederländische Funkamateure den Abstieg des ersten indischen Mondlanders (Frequenz-Abweichung im MHz gegen UTC): Das Rough Braking begann (scharfer Knick links) und endete planmäßig, dann ein paar noch mysteriöse Zacken, dann abrupter Abriss des Funkträgers bereits drei Minuten vor dem erwarteten Zeitpunkt einer weichen Landung. Und gerade hat der ISRO-Chef – nach bald einer halben Stunde ohne Informationen – in einem kurzen Statement gesagt, dass der Abstieg bis in 2.1 km Höhe planmäßig verlief, dann der Funk abriss und die Daten weiter analysiert würden. Derweil ist der Orbiter Chandrayaan 2 mit den meisten Experimenten natürlich wohlauf: Die Gesamtmission kann noch ein Erfolg werden. [22:50 MESZ] Die ISRO hat nun das Statement einfach wiederholt und nichts hinzu gefügt; auch Artikel hier, hier und hier – und der crewlose Testflug von Soyuz TM-14 ist zuende, mit guter Landung. [23:40 MESZ] Weitere Vikram-Artikel hier, hier, hier, hier und hier. [23:55 MESZ. NACHTRAG: was sie mit dem DSN in Madrid sahen, Modi hält eine Rede um 4:30 MESZ und eine Aufzeichung der Nacht; weitere Artikel zu Vikram hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und zur Soyuz-Rückkehr eine NASA-Notiz und ein Artikel. NACHTRAG 2: ein weiteres ISRO-Statement ohne Erkenntnisse zur Funkstille (der Orbiter lauscht aber noch zwei Wochen), die Rede Modis (mit dem Eingeständnis des Fehlschlags), ein Thread des Wissenschafts-Beraters der Regierung und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und 164 Tage später immer noch 38% der indischen ASAT-Trümmer im Orbit …]

Der US-Vulkan Mount Rainier von der ISS aus gesehen (zum Vergleich von der Flanke aus) – auch wie Dorian von einem CubeSat durchleuchtet wurde und die Rechtslage in Sachen geheime Satelliten-Bider. Auch Building Small-Satellites to Live Through the Kessler Effect, die russische Verweigerung eines Ausweichmanövers der ISS, was daselbst passiert, ein Test der ersten CrewDragon-Falcin, ein militärischer Rockot-Start – und Press Releases hier und hier und Artikel hier und hier zur Untersuchung des Vega-Fehlstarts, die hier und hier kritisiert wird.

Die Parker Solar Probe ist durch ihr drittes Perihel gegangen: ein Press Release und eine Blog-Story. Auch Fortschritte für Space-Weather-Missionen der NASA, das russische Yarilo-Projekt und der Vorschlag einer Space Mission to Map the Entire Observable Universe using the CMB as a Backlight aus Bonn. Ferner eine Verschiebung der nächsten Aktion von Hayabusa 2, eine Animation der Orbiter-Bilder von Philae auf C-G, die Prozesse des Atmosphären-Verlusts des Mars und zwei Stunden über New Horizons.

Und heute Abend MESZ landet Vikram auf dem Mond, nachdem zwei Deorbit-Manöver (früher) absolviert wurden: eine Simulation der Bahnen, eine Infografik, eine Live-Übertragung ab 21:40 MESZ, ein Live-Blog und Artikel von heute (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und dem 3. September (mehr und mehr). [11:35 MESZ] Auch über den Rover Pragyan ein Video und weitere Artikel hier und hier. [14:20 MESZ] Eine Timeline, ein PM des DLR und ein indisches Live-Blog zur Landung und weitere Artikel hier und hier. [17:55 MESZ] Der Webcast aus Indien – teilweise in Englisch – läuft, in diesem Feed ein paar Sekunden schneller (aber mit mehr lästigen Einblendungen als im o.g. Feed): Beginn des Landeanflugs in 1/2 Stunde! Und Amateurfunker gucken direkt zu, über den Funkträger-Doppler-Effekt. [21:40 MESZ] Der Abstieg hat begonnen! 15 Minuten bis zur Landung um 22:23 MESZ. [22:10 MESZ] Was deutlich im Doppler-Effekt zu sehen ist. [22:15 MESZ] Das Rough Braking – bis in 7 km Höhe – ist beendet: ein Plot des Abstiegs und starker Doppler-Effekt. [22:20 MESZ] Sieht nicht gut aus … und sehr besorgte Mienen im Kontrollraum. [22:30 MESZ]

Lichtverschmutzung: die guten & die schlechten

4. September 2019

Seit der Satellit NPP-Suomi die Erde bei Nacht mit neuer Sensor-Technik überwacht, hat die globale Erforschung der künstlichen Lichtverschmutzung eine neue Qualität erreicht: Aus den Messungen abgeleitet wurde ein viel beachteter Weltatlas der Himmelshelligkeit, während auch zeitliche Trends gesucht werden können. Jetzt hat das große Paper „Light pollution in USA and Europe: The good, the bad and the ugly“ interessante Vergleiche mit Bevölkerungsdichte und Wirtschaftskraft gezogen – und jede Menge weitere Karten produziert. Diese hier zeigt in feiner Auflösung – nach Nomenclature des unités territoriales statistiques Stufe 3, was in Deutschland der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte entspricht – die mittlere Zenit-Helligkeit des Nachthimmels, wobei jede Farbstufe einer Verdopplung entspricht.

Ab jetzt wird der Strahlungsfluss nach oben betrachtet: hier nun bezogen auf die Zahl der Einwohner einer Region („Flux per Capita“) – und zwar in der groberen Auflösung NUTS 2, in der Deutschland in 38 größere Regionen zerfällt …

… und wiederum in NUTS-3-Auflösung: je blauer, desto weniger Licht geht pro Einwohner nach oben. Deutschland fällt auf, mit flächendeckend besonders guten Werten v.a. in den ‚alten Ländern‘, was sonst fast nur noch in Südosteuropa der Fall ist (während die gesamten USA dramatisch schlechter da stehen). Ingesamt ist es per Capita nur etwa halb so hell wie der Rest Europas; insbesondere Portugal ist viermal heller!

Hier nun wurde der Lichtfluss auf das Bruttoinlandsprodukt (GDP; NUTS 3) bezogen: Auch auf die Wirtschaftsleistung eines Kreises bezogen – „Flux per Dollar“ – ist Deutschland ein besonders geringer Lichtverschmutzer. (Während wegen der großen Bevölkerung und des hohen GDP die absolute Lichtverschmutzung natürlich ziemlich hoch ist; am absolut dunkelsten in Europa sind drei schottische Provinzen, und in den USA gibt es noch deutlich dunklere Counties.) Nicht-ländliche Gebiete mit hoher Bevölkerungsdichte gewinnen per Dollar generell.

Zu guter Letzt wurden alle NUTS-3-Gebiete bzw. Counties der USA nach Abstrahlung, Abstrahlung pro Einwohner und Abstrahlung pro Dollar GDP in endlose Ranglisten gestellt und aus allen drei Rang-Stellen ein Gesamtranking generiert: Von Top-Rängen 1 bis 25 Europas nimmt Deutschland 17 (!) ein, darunter den ersten (Ammerland in NW-Niedersachsen), dritten und vierten (in S-Niedersachsen und Mittelhessen), während das Ende der Tabelle die Niederlande dominieren, die 4 der letzten 5 Plätze 1355-59 belegen, mit Delft & Westland in Zuid-Holland als Schlusslicht. In der Karte sind Gebiete der Top-25 („the good“) grün, der vorletzten 25 („the bad“) orange und der untersten 25 („the ugly“) rot markiert.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus dieser Big-Data-Analyse sind, dass sich die Lichtabstrahlung pro Einwohner wie pro Dollar in Europa (wie den USA) zwischen den Verwaltungsgebieten um mehrere Größenordnungen unterscheiden kann, wobei die USA konsistent dreimal so viel Licht pro Einwohner in den Himmel schicken wie die Europäer. Und Deutschland weltweit gesehen pro Kopf am wenigsten – wer hätte das gedacht. Der Lichtverschmutzungsexperte Christopher Kyba sieht vor allem zwei Gründe für das gute Abschneiden Deutschlands: Viele Gemeinden ignorierten EU-Vorschriften und stellten weniger Straßenlampen auf – und der Korruptionsindex des Landes ist besonders gering. Direkte Kausalitäten müssten aber noch ergründet werden. Weitere Lichtverschmutzungs-News der letzten Zeit:

Zum Schluss noch weitere Artikel mit Bezug zur Lichtverschmutzung aus dem vergangenen halben Jahr in drei Sprachen von heute („Hotspots für Astrotouristen in Deutschland“), gestern und dem 26. August, 28. Juli, 13. Juli, 1. Juni, 2. Mai, 1. Mai, 29. April, 21. April, 19. April, 18. April und 16. April – und die Verschmutzung des Radio-Spektrums bleibt auch ein aktuelles Thema. NACHTRÄGE: die Entwicklung von Straßenbeleuchtung mit minimierter Licht-Abstrahlung zum Insekten-Schutz – und ein neues Citizen-Science-Projekt zur Lichtverschmutzung in Deutschland, das Bürger-Helmholtz-Netzwerk für die Erforschung von nächtlichen Lichtphänomenen (Nachtlicht-BüHNE), an dessen Planung dieser Blogger beteiligt ist und auch schon erste Experimente durchgeführt hat.