Archive for Oktober 2019

Allgemeines Live-Blog vom 30. 10. – 7. 11. 2019

30. Oktober 2019

7. November

So sieht der Exoplaneten-Jäger TESS – 29 Entdeckungen, 1000+ Kandidaten – den Himmel: ein Mosaik aus Bildern des ersten Betriebs-Jahres. Auch Russlands Millimetron-Pläne mit Frankreich, 10 Jahre Sonnen-Satellit Proba 2 im Einsatz, ein virtuelles Instrument für das SDO und der Bau des Solar Orbiter zeitgerafft. Ferner was Voyager 2 am Rande zum ISM sieht (mehr und mehr, eins der Papers und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier), die Bilder der JunoCam vom 23. Perijovium in Fan-Verarbeiting hier, hier und hier, ein Modell von Juice, wie es MINERVA II2 bei Ryugu und den anderen Landern erging, eine FAQ von NASA und DLR zum Status des Maulwurfs HP3, der ein Opfer mangelnden Wissens über die Physik des Marsbodens wurde, ein Paper über Hot oxygen and carbon escape from the martian atmosphere, die bisherige Reise des Mond-Rückseiten-Rovers Yutu 2 und der LRO 10 Jahre im Orbit um den Mond. Und „Surface Biology and Geology“ der NASA, wie kleine Privat-Satelliten die Erde beobachten, zwei Cygnusse gleichzeitig unter Kontrolle, Kosten von 2 Mrd.$ pro SLS-Start (oder eigentlich 4 Mrd.$, Entwicklung inklusive), eine US-Senats-Initiative zur Verlängerung des ISS-Betriebs bis 2030 (mehr und mehr) – und heute Orts- bzw. morgen deutscher Zeit vor 50 Jahren startete der erste deutsche Satellit Azur! [19:00 MEZ – Ende. NACHTRAG: ein langer Artikel dazu]


6. November

Heute vor 100 Jahren: Was Eddington & Co. gefunden hatten

Auf einem gemeinsamen Meeting der Royal Society und der Royal Astronomical Society in London wurden am 6. November 1919 die Ergebnisse der beiden Expeditionen zur Sonnenfinsternis am 29. Mai bekannt gegeben, bei der die Lichtablenkung am Sonnenrand gemessen werden sollte: der erste neue Test der gerade vier Jahre jungen Allgemeinen Relativitätstheorie. Darüber gibt es einen detaillierten zeitgenössischen Bericht, Erwähnungen in zwei Briefen an Einstein von de Sitter und Eddington, eine historische Einordnung (Seite 16), einen Thread und Artikel hier, hier und hier über den an diesem Tag begründeten Weltruhm Einsteins. Auch eine Art Deklaration [alt.] über eine Rettung des Yerkes Observatory mit unklarem Status, zum Anschluss der fränkischen Simon-Marius-Feierlichkeiten nun auch eine englische Ausgabe der gefeierten Monografie, deren deutsche Kapitel hier verlinkt sind, und zu der Himmelsscheibe von Nebra eine reichlich spekulative Pressemitteilung, die hier und hier aufgegriffen wird. Ferner gibt’s die erste Gravitationswelle vom Run O3b (mehr, mehr und mehr plus ein Stachelschwein), eine detaillierte Datenpolitik für das LSST, von dem z.B. Unmengen Asteroiden erwartet werden, Unterstützung von LOFAR durch den Supercomputer JUWELS im Forschungszentrum Jülich, einen Vortrag über Key Inventions Behind the Modern Telescope, ein Town Hall Webinar Update on the Decadal Survey on Astronomy and Astrophysics und von einer laufenden Tagung über Exoplaneten jede Menge Vorträge live & archiviert. Und schließlich Artikel zu Lichtverschmutzung hier, hier und hier und der Komet C/2017 T2 (PANSTARRS) vorgestern (auch sein Orbit am ganzen Himmel) und 260P/McNaught am 23. Oktober. [23:45 MEZ]


5. November

Ein Test des Astronauten-Rettungssystems des Starliner von Boeing gestern … mit gemischtem Ergebnis: Die Kapsel ist nach dem Mini-Ausflug zwar weich gelandet, aber nur mit zwei der drei Fallschirme, was Stoff für jede Menge Meinungen z.B. hier, hier, hier, hier und hier liefert – auch Boeing sah sich genötigt, einem Jubel-Press Release noch ein weiteres Statement folgen zu lassen. Auch ein komplettes Video der Aktion (Ausschnitte hier, hier und hier und Screenshots hier, hier und hier), zwei Fotos, ein NASA Release und Blog-Stories davor und danach, ein Boeing-Feature und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und die Atlas V für den echten Flug des Starliner bereits „on Stand“ sowie die laufenden Fallschirm-Tests des Crew Dragon: eine Präzisierung und Artikel hier und hier.

Die Ankunft des neuesten Cygnus ebenfalls gestern: ein Video-Clip (früher und Screenshots), spätere Astronauten-Fotos hier und hier, eine NASA-Blog-Story (früher) und Artikel hier, hier und hier. Auch chinesische Starts eines Navigations-Satelliten (mehr, mehr und mehr und Visuals hier und hier) und des Erdbeobachters Gaofen-7 (der Orbit, Artikel hier, hier, hier und hier und Visuals hier und hier) – und frühestens am 11.11. der nächste Start einer Falcon 9 mit dem nächsten Schwung Starlink-Satelliten, wobei gerade derartige Mega-Konstellationen auf der World Radio Conference diskutiert werden. [17:30 MEZ] Ein Static Fire der Falcon war gut, der Start zielt damit auf den 11.11. – und der Cygnus wird entlanden, der u.a. ein Wein-Experiment an Bord hat … [21:45 MEZ] Bei pünktlichem Start der Falcon könnten die neuen Starlinks noch am 11.11. zu sehen sein, danach schlechter. [22:10 MEZ]


3. November

Neue Daten, alter Schluss: Interstellar-Borisov ganz normal

Nach den Molekülen CN und C2 (wobei letzteres von weiteren Beobachtungen nicht bestätigt wird) ist im Spektrum des interstellaren Kometen 2I/Borisov nun auch verbotene Emission des Sauerstoff-Atoms [OI] bei 630 nm nachgewiesen worden, das wahrscheinlich aus dem Wasser-Molekül entsteht: Damit ergibt sich ein für Kometen des Sonnensystems nicht ungewöhnliches CN/H2O-Verhältnis von ~1/2%. Und eine Wasser-aktive Fläche auf dem Kometenkern von ~1.7 km²: Je nach seinem weiterhin umstrittenen Durchmesser (zwischen wenigen 100 m und 3 km) sind zwischen 1 und 150% seiner Oberfläche aktiv, in letzterem Fall spräche man von Hyper-Aktivität. Ein weiteres dickes Borisov-Paper präsentiert derweil Pre-Discovery-Beobachtungen von Borisov mit der Zwicky Transient Facility (oben und ganz links in der Lichtkurve unten), die auf damals noch von CO getriebene Aktivität hindeuten (blau in der Grafik), denn damals war es noch zu kalt für HO-Sublimation (orange Kurve). Und die Grafik in der Mitte zeigt, dass die Farbe Borisovs (g-r vs. r-z) nicht sonderlich aus dem Rahmen fällt. Weitere neue Papers wittern alte cm-große Teilchen in der Koma auf dem Hubble-Bild, betonen die Schwierigkeit der Beobachtung von Sternbedeckungen durch den Kern und stellen Parallelen zu 8 Kometen aus unserer Oort-Wolke mit ähnlicher Periheldistanz und guten Daten fest; auch Bilder von gestern, vorgestern (mehr) und dem 30. und 26. Oktober sowie Artikel hier, hier, hier, hier und hier. Sowie Komet 260P gestern, der Uranus am 21. Oktober, eine Visualisierung der sonnennächsten Sterne [NACHTRAG: alles Material dazu in GitHub zur freien Verfügung] – und ein neues Zooniverse-Citizen-Science-Projekt zur Klassifizierung von Stern-Lichtkurven der ESO-Durchmusterung VVV. [21:30 MEZ. NACHTRÄGE: In diesem Borisov-MPEC von heute – mit viel neuer Astrometrie, die die Bahn weiter verbessert hat, die hier über Jahrhunderte geplottet ist – taucht auch eine ZTF-Sichtung vom Dezember 2018 auf. Und im CBET #4691 wird ein marginaler Nachweis des OH-Radikals mit dem Nancay-Radioteleskop gemeldet]


2. November

Hier wartet eine Antares mit dem nächsten Cygnus für die ISS in Wallops unter der gestrigen Mondsichel – das 5-minütige Startfenster beginnt heute um 14:59 MEZ: weitere Bilder hier und hier, Infos zur Nutzlast hier, hier (zur EVA-Reparatur vom AMS-02) und hier und Artikel hier, hier und hier. Auch die Abreise des jüngsten HTV gestern (früher, Bilder hier und hier und Artikel hier und hier), der kommende Abort-Test des Starliner von Boeing (mehr und mehr) und die entsprechenden Probleme des Dragon, die Rückkehr der Langer Marsch 5 inklusive Chang’e-5 zum Mond, Beobachtungen von von Argon 40 daselbst durch Indiens Chandrayaan-2, 25 Jahre Satellit Wind im Einsatz, das NASA-Budget des Senats – und mal wieder Indiens ASAT-Müll weiter im Orbit. [2:15 MEZ]

Der Solar Orbiter ist am KSC ist am KSC gelandet [NACHTRAG: Fotos hier und hier und ein Artikel], Indien will’s mit der Mondlandung noch mal versuchen – und der Cygnus wartet auf der Antares von Northrop Grumman auf den Start um 14:59 MEZ: Die Sonne ist aufgegangen, und die Wetter-Chancen sind 100%. [13:55 MEZ] Der Webcast hat begonnen. [14:35 MEZ] Was alles an Bord ist. [14:40 MEZ] Der Start ist pünktlich erfolgt (weitere Screencaps) – und die 2. Stufe brennt schon. [15:05 MEZ] Und Cygnus ist im Orbit ausgesetzt! [15:10 MEZ]

Das erste NASA-Foto des Starts: Die lebenden Fotografen hatten Gegenlicht; bessere Bilder dürfte es von automatischen Kameras geben – die aber erst eingesammelt werden müssen. [15:20 MEZ] Fotos anderer hier und hier sowie aus der Ferne, ein Tele-Video der Rampe, allerlei Screencaps aus dem Webcast und Artikel hier und hier. [15:35 MEZ] Und hier sowie ein Video aus Distanz, eine NASA-Blog-Story und weitere Fotos von nah und ganz fern. [16:30 MEZ] Fotos mit der Sonne im ‚Rücken‘ / von automatischen Kameras hier, hier, hier, hier und hier, ein weiteres im Gegenlicht, ein besserer Amateurfilm und weitere Artikel hier und hier. [18:35 MEZ] Was im Orbit ist, ein NASA Release und eine Blog-Story und mehr Bilder hier und hier. [20:40 MEZ] Und hier, hier, hier und hier sowie weitere ferne Amateurfilme hier und hier und ein Thales Release. [23:45 MEZ. NACHTRÄGE: Videos aus der Nähe hier, hier und hier und aus der Ferne, mehr Fotos hier, hier und hier und weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und das HTV ist verglüht (ein JAXA Release dazu), während der Cygnus Montagfrüh ankommt]


1. November

So viele Sehnen schneiden bereits durch (87) Sylvia

Die Liste erfolgreicher Beobachtungen der Sternbedeckung durch den Asteroiden und seine beiden Monde (siehe vorgestern) wird immer länger: Hier sind die positiven ‚chords‘ auf ein 3D-Modell des zu 277±2 x 230±4 km groß bestimmten Körpers geplottet, während in dieser Grafik auch Bedeckungen durch die beiden Monde gezeigt werden. Nach gegenwärtiger Datenlage ist Romulus mindestens 22.3 und Remus mindestens 11.5 km groß. Von den derzeit sichtbaren Kometen Bilder von 260P und C/2018 N2 vom 30. und C/2017 T2 vom 27./28. Oktober sowie mal wieder ein LTP-Projekt, ein Paar Sonnenflecken vom neuen Zyklus 25 und die Nova Scuti 2019. Außerdem der Auftrag zum Bau der Struktur des GMT u.a. an eine Tochter von OHB in Mainz: noch mehr Press Releases hier, hier, hier und hier [NACHTRAG: und verspätet hier aus Italien], die Baustelle in Chile und Artikel hier und hier – und das Projekt hat diesem Blog gestern mitgeteilt: „Yes, the current timeline for the GMT expects first light in 2029.“ Damit dürfte das GMT mit seinen 24.5 Metern nie das größte optische Teleskop werden, denn das ELT mit 39 m soll – wie der ESO-Chef im September sagte – Ende 2025 sein. Weiterhin ein neues 1-m-Teleskop in Texas (vom LCO), der Haus-Coyote von LIGO-WA (alle drei Gravitationswellen-Detektoren laufen seit heute wieder für den Run O3b), eine Neu-Organisation der US-Sternwarten und Streit in den Niederlanden … [23:30 MEZ]


31. Oktober

Ein Hubble-Bild der Spiralgalaxie NGC 1706 – auch von Arp-Madore 2026-424 sowie ein Spitzer-Bild eines O-Sterns mit Umgebung aus dieser Arbeit. Ferner die Rolle des DESY beim israelischen UltraSat, der unglückliche eROSITA-Vorgänger ABRIXAS und vielleicht doch noch der Satellit NEOCam. Sowie die Frage, ob der Erfolg von InSight von HP3 abhängt [NACHTRAG: der zumindest stabil im Loch hängt], das Ende des Aufenthalts von Hayabusa 2 an Ryugu, weitere Anaglyphen-Bilder möglicher Landeplätze von OSIRIS-REx auf Bennu hier, hier und hier, ein deutscher Prototyp für ein Europa-Uboot, weitere Pläne Chinas für Forschungssatelliten, wie die ESA Wissenschaft bis 2050 denkt, ein Pluto-Orbiter unter den 10 Ideen, die im Vorfeld des nächsten NASA-10-Jahr-Plans untersucht werden, der Mini-Satellit HARP und die Identifikation mysteriöser Satelliten. Und der nächste Cygnus zur ISS, die kommenden Abort-Tests beider Commercial-Crew-Projekte, große Töne von SpaceX und einem Verehrer aber Kritik an den Mega-Konstellationen wie den Starlinks, was vor STS-51L gesprochen wurde – und ein suborbitaler Fehlstart. [17:00 MEZ]


30. Oktober

Sternbedeckung durch Sylvia an mehreren Orten gesehen!

Die große Beobachtungskampagne heute Nacht war ein Erfolg: oben die erste publizierte Lichtkurve, von Pierre-Michel Bergé, Jean Christophe Lachurie, Frédéric Pailler und Pascal André in Belesta en Lauragais in Frankreich mit einem 30-cm-Spiegel, für den der Stern mehr als 20 Sekunden verschwand. Und mehrere andere berichten von Bedeckungen von 1 Sekunde bis 22 Sekunden Länge, so dass etliche ‚Sehnen‘ durch den Asteroiden Nr. 87 geschnitten wurden – und vielleicht auch eine durch Mond Remus. Auch die Arecibo-Analyse von Asteroid 2019 OK, die superschmale Mondsichel vorgestern, das neue Instrument DESI auf dem Kitt Peak (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) – und das Projekt Straßen-Spektren in Spanien. [2:15 MEZ] Christian Weber in Berlin war auch wieder erfolgreich: 20 Sekunden saubere Bedeckung! [2:45 MEZ] Weitere Erfolge im Bereich 10 bis 15 Sekunden sind bekannt. Und in Biesental im Landkreis Barnim in Brandenburg bedeckte erst Romulus den Stern für 0.6 und später Sylvia für 19.5 Sekunden, während es in La Bastide des Jourdans in Frankreich zu einer 0.3-Sekunden-Bedeckung vermutlich durch Remus kam! [14:15 MEZ] Eine andere Beobachtung von Remus. Die Sammlung aller Beobachtungen füllt sich mit reichlich Erfolgen – und die Gestalt von Sylvia wird bereits grob erkennbar. [21:30 MESZ. NACHTRÄGE: Das Bild Sylvias wird immer besser, das die Sehnen formen – und eine tolle Lichtkurve mit Romulus und Sylvia aus Berlin]

Es steht 2 zu 1 für eine Hubblekonstante um 74

29. Oktober 2019

km/s/Mpc, wenn man die drei wichtigsten und in sich stabilsten – und gänzlich voneinander unabhängigen – Methoden zur Bestimmung der Expansionsgeschwindigkeit des Universums nach Lage aktueller Papers vergleicht, von denen gerade dieses Jahr mehrere wichtige erschienen sind. Die Planck-Kollaboration kommt aus den Eigenschaften der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung (unter Annahme der Standard-, also ΛCDM-Kosmologie) in ihrem jüngsten Paper von Mitte 2018 auf H0 = 67.4±0.5 km/s/Mpc, was sich – bis auf einen halbierten angegebenen Fehlerbalken – kein Bisschen vom ersten Ergebnis fünf Jahre früher unterscheidet, mit dem die ‚tension‘ zu fast allen anderen Methoden zur H0-Bestimmung ihren Anfang nahm, die heute allerdings signifikanter denn je geworden ist, weil zwar die Zahlen aller Beteiligten inetwa gleich geblieben, die Fehlerbalken aber überall geschrumpft sind.

Denn zwei andere Techniken, die oft als „lokal“ bezeichnet werden, auch wenn sie auf Messungen in Galaxien in bis zu einigen Milliarden Lichtjahren Entfernung basieren, und die besonders gut abgesichert sind, liefern konsistent Hubble-Konstanten von etwa 72 bis 76, mit ebenfalls immer kleineren statistischen wie (so hofft man) systematischen Fehlerangaben. Der Klassiker ist die kosmologische Entfernungsleiter, bei der Supernovae in fernen Galaxien als Standardkerzen verwendet werden, wobei die Galaxien-Entfernungen wiederum über andere Sterne bekannten Verhaltens, am liebsten Cepheiden, heraus kommen, deren Parameter wiederum tatsächlich lokal – in den Magellanschen Wolken etwa oder gar in der Milchstraße – geeicht werden. Hier wird als bestes Paper derzeit meist Riess et al. von Anfang 2019 zitiert, die auf H0 = 74.0±1.4 (genauer: 74.03±1.42) km/s/Mpc kommen. Was in jenem Rahmen liegt, den 20 Jahre früher das Hubble Space Telescope Key Project on the Extragalactic Distance Scale auf demselben Weg ermittelt hatte, H0 = 71±7 km/s/Mpc.

Und just dieses Jahr ist auch Methode Nr. 3 quasi erwachsen geworden, die zwar bereits 1964 erstmals vorgeschlagen wurde, für die aber erst jetzt die notwendigen guten Daten zur Verfügung stehen: Time-delay Cosmography. Dabei werden Gravitationslinsen beobachtet, bei denen die Quelle im Hintergrund, deren Bild von der Schwerkraft des Vordergrundobjekts verformt wird, zeitlich variabel ist. Ihr Licht erreicht uns auf verschieden langen Wegen aus etwas anderen Richtungen, und wenn man den zeitlichen Versatz der Lichtkurven dieser Bilder misst und die Massenverteilung der linsenden Vordergrund-Galaxie gut kennt, kommen – da die Lichtgeschwindigkeit bekannt ist – die Distanzen beider Beteiligten direkt heraus. Woraus sich dann über ihre gemessenen Rotverschiebungen abermals eine Hubblekonstante ergibt, die weder von Informationen über die Hintergrundstrahlung oder anderen Gesamt-kosmischen Strukturmessungene einerseits noch der ‚lokalen‘ Entfernungsleiter andererseits abhängt.

Die Time-delay Cosmography ist nun dieses Jahr in einen Genauigkeitsbereich vorgedrungen, der die anderen beiden Methoden einzuholen beginnt. Da ist zum einen das H0LiCOW-Projekt, das im Juli mit drei analysierten Linsen [alt.] auf 76±3 bzw. 77±3 km/s/Mpc gekommen ist, je nach Methodik bei der hochauflösenden Abbildung der Linsen-Galaxie (was jetzt zu diesem, diesem und diesem Press Release geführt hat, letzterer mit arg reißerischer Überschrift), und mit sogar sechs Linsen auf 73±2 km/s/Mpc – was nur noch ein Fehler von 2.4% ist und geradezu perfekt zu dem besten Supernova-Resultat passt. (Erlaubt man sich etwas exotischere Kosmologien, so ist das konservative Fazit dieser Arbeit übrigens H0 ~ 73 bis 78 km/s/Mpc.) Und eine andere Gruppe, STRlDES, ist mit einer einzelnen besonders guten Linse auf 74±3 km/s/Mpc gekommen, was hier gewürdigt wird.

Beide Gruppen sind sich einig, dass es eingehender Untersuchungen von etwa 40 Graviationslinsen bedarf, um den Fehler von H0 auf 1% zu drücken, was dann die ‚Spannung‘ zu Planck – die schon jetzt bei 5 Standardabweichungen liegt – endgültig etablieren würde, aber das ist keine Utopie mehr. Und die H0-Forschung macht auch anderswo gerade Fortschritte:

  • Eine alternative Verwendung von Gravitationslinsen mit Lichtlaufzeiten und mehr Geometrie, die dafür weniger kosmologischer Annahmen bedarf, kommt mit zwei starken Linsen auf 82±8 km/s/Mpc, was angesichts des 10%-Fehlers derzeit nur generell in Richtung eines hohen H0 weist.

  • Statt Cepheiden lassen sich auch Mira-Sterne für die untere Stufe der kosmologischen Leiter-Methode verwenden, was aber mühsam ist (laaange Perioden, besser im Infraroten) – doch es gibt nun eine Entfernungsbestimmung von NGC 1599 mit 115 Mirasternen, und weil es in dieser Galaxie auch eine Supernova des Typs Ia gab, kommt via Leiter ein H0 = 73±4 km/s/Mpc heraus, was hier bewundert wird.

  • Wichtig ist auch eine Neuberechnung der Entfernung von NGC 4258 über Wasser-Maser in Bewegung, eine direkte geometrische Technik unter Umgehung der Entfernungsleiter, weshalb sich viele Arbeiten zur Hubblekonstanten hier ‚bedienen‘: 7.6±0.1 Mpc. Und daraus folgt über Cepheiden-Eichung und Supernovae ein H0 = 72±2 bzw. zusammen mit weiteren Informationen 73.5±1.4 km/s/Mpc.

Und zu erwähnen ist schließlich noch diese Analyse zahlloser Supernovae, die ausschließen kann, dass ‚lokale‘ Hohlräume und große Strömungsbewegungen von Galaxien ein zu großes H0 vortäuschen: Die bald 7 Jahre alte ‚tension‘ zwischen zwischen H0 aus der Urknall-Reststrahlung und zig anderen Methoden will nicht weichen – und das intensive Nachdenken über Erweiterungen der ΛCDM-Kosmologie, die alles unter einen Hut bringen könnten, ist mehr als gerechtfertigt. NACHTRAG: Das sagt auch dieser Artikel, der leider die Linsen als 3. großen Test nicht kennt. NACHTRAG 2: ein Review der starken Tension auch durch Adam Riess.

Allgemeines Live-Blog vom 18.-28. Oktober 2019

18. Oktober 2019

28. Oktober

Asteroid Hygiea verblüffend rund: Kandidat für Zwergplanet

Oben ein – stark prozessiertes (‚entfaltetes‘) – Bild des Asteroiden (10) Hygiea mit 20 Millibogensekunden Auflösung, das mit dem Instrument SPHERE erstellt wurde: Im Gegensatz zu Erwartungen einer zerbeulten Form mit einem dominanten Impaktkrater ist der 430-km-Körper ziemlich rund. Nach neuen Simulationen könnte sich der Körper nach dem großen Impakt eines rund 100 km großen anderen Asteroiden (von dem seine riesige ‚Familie‘ von ~7000 kleinen Asteroiden zeugt) in nahezu Kugelform wieder zusammengefügt haben, weil sich sein zertrümmertes Material zeitweise wie eine Flüssigkeit verhielt. Und das könnte ihn nach den IAU-Kriterien als Zwergplanet qualifizieren , wobei er kurioserweise in der großen Kandidaten-Tabelle fehlt: Die Annahme war, dass im Hauptgürtel nur die 950-m-Ceres massiv genug sei, um von selbst Kugelgestalt anzunehmen. Hygiea ist der viertgrößte Asteroid dort (unten SPHERE-Aufnahmen aller vier) und der einzige mit Ceres-ähnlicher Oberflächen-Zusammensetzung. Die Zahl der amtlichen Zwergplaneten ruht seit September 2008 bei fünf: Vor Hygiea ständen etwa 130 Bewerber aus o.g. Liste in der Schlange, alle im äußeren Sonnensystem, von denen allerdings noch keiner per direkter Abbildung seine Quasi-Kugelgestalt beweisen kann. Die doppelt logarithmische Grafik ordnet einige Planeten (blau), Zwergplaneten (gelb) und Asteroiden (weiß) nach mittlerem Radius in km (x-Achse) und der Asphärizität – so dargestellt ist Hygiea ein Schwesterchen von Ceres … [19:55 MEZ – Ende. NACHTRÄGE: warum Hygiea die IAU-Definition doch nicht erfüllen dürfte (es könnte am Wörtchen „rigid“ scheitern), weitere Verarbeitungen der Rohbilder und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

Ein farbiger Komet 260P/McNaught von den zwei (!) Kloster-Sternwarten Münsterschwarzach vom 22. Oktober gleichzeitig aufgenommen – die L-Information stammt vom bewährten 30-cm-Newton, RGB vom 18-cm-EDT-Refraktor der neuen Sternwarte. „Die RGB-Information ist alleine vom Refraktor“, so Pater Christoph: „Der hatte einen Reducer von 0,65 – ein Prototyp von der Astro-Optik-Manufaktur, und damit 1080 mm Brennweite. Die L-Information wurde aus den L-Aufnahmen des Newton (1123 mm Brennweite) und den L(aus RGB)-Aufnahmen des Refraktors gewonnen. Dadurch konnte ca. 0,7 mag mehr an Tiefe erreicht werden.“ Auch der Uranus am 22.10., der Saturn am 26.10. und eine ‚innere Uhr‘ der Sonne. Sowie ein kurioser Zwischenfall mit einer alten Nachführung über Gewichte, wie der Supercomputer Summit den SKA simulierte – und der erste Urban Night Sky Place (eine neue Kategorie der IDA), eine Dark-Sky-Konferenz in Neuseeland und wie künstliches Licht das Verhalten von Tieren stört. [2:10 MEZ]


27. Oktober

Drama auf dem Mars: „Mauswurf“ aus dem Boden gehüpft!

Es hatte alles so gut ausgesehen: Nach monatelangen vergeblichen Versuchen, den deutschen ‚Mars-Maulwurf‘ HP3 des NASA-Landers InSight in den Boden zu hämmern, schien das mit Hilfe von seitlichem Druck der Schaufel des Robotsarms endlich in die Wege geleitet zu sein – aber in den letzten Stunden angekommene Bilder der Arm-Kamera zeigen, wie HP3 plötzlich wieder an die Oberfläche kommt. Oben ein Bild von Sol 325 um 15:30 Uhr Ortszeit …

… und hier Aufnahmen von 12:28 und 12:48, die zeigen, wie schnell das gegangen ist. War es ein technisches Versagen der Hammer-Technik, ist der Marsboden derart widerspenstig, dass sie nie funktionieren konnte? Spekulationen in diesem Forum (bereits über mehr als eine Seite) in Deutsch und diesem Thread in Französisch – offizielle Stellungnahmen von DLR oder NASA gibt es so früh noch nicht. [11:45 MEZ] Eine längere Animation des Herauskommens, nachdem weitere Bilder eingetroffen sind. [13:15 MEZ] Und noch eine, mit Zeitmarken. [17:55 MEZ] Die NASA glaubt, dass unerwartete Eigenschaften des Marsbodens die Ursache des Problems sind – morgen soll es Details geben. [19:35 MEZ] Ein Artikel ohne Neuigkeiten, woher auch. [23:45 MEZ. NACHTRÄGE: im Missions-Blog ein Eintrag vom 28.10. und weitere Artikel hier, hier, hier und hier]


26. Oktober

Das meist-zitierte Paper von der ISS … stammt von AMS-02

In dem dicken Dokument „Benefits for Humanity“ zu überwiegend wissenschaftlichen Ergebnissen von Forschung auf der Raumstation findet sich auf den Seiten 39 bis 42 eine selten diskutierte Statistik: Welche wissenschaftlichen Arbeiten wurden am meisten in anderen zitiert (was bei allen Mängeln immer noch der Gold-Standard für Bedeutung ist)? Und auf Platz 1 liegt nicht etwa eine Arbeit zu Forschung unter Mikrogravitation (das sind die Plätze 2-4) sondern „First Result from the Alpha Magnetic Spectrometer on the International Space Station: Precision Measurement of the Positron Fraction in Primary Cosmic Rays of 0.5–350 GeV“ – dabei ist der gewaltige Teilchendetektor auf der Station, dem bald eine EVA angedeihen soll, durchaus umstritten gewesen. Und auf Platz 5 schon wieder Astronomie: „Discovery of the Onset of Rapid Accretion by a Dormant Massive Black Hole“ mit (u.a.) dem Röntgenteleskop MAXI auf dem Kibo-Modul! [NACHTRAG: die wirtschaftliche Bedeutung der ISS aus demselben Dokument.] Derweil hat das deutsche Hyperspektral-Instrument DESIS auf der ISS den Betrieb aufgenommen, es gab zeitweise Probleme mit der Küche, und der Kauf weiterer Soyuz-Sitze scheint unausweichlich: Updates zu den beiden Commercial-Crew-Programmen hat’s hier, hier, hier und hier.

Ein neues ‚Selfie‘ von Curiosity aus 57 Bildern mit der Kamera auf dem Arm – auch ein Update von gestern zum InSight-Maulwurf, der auch ohne den seitlichen Druck vom Arm langsam weiter in die Tiefe geht, und die ersten Daten vom Seismometer InSights. Sowie Chinas Mars- und Mond-Pläne 2020, das erneute Erwachen auf der Mondrückseite (mehr und mehr), der NASA-Mond-Rover VIPER für 2022 (mehr, mehr, mehr und mehr [NACHTRAG: und mehr]), ein Anaglyphen-Bild von Bennu, der beginnenden Bau von JUICE – und was New Horizons so treibt, wobei in dem Text der umstrittene inoffizielle Name von 2014 MU69 nicht mehr vorkommt: Gibt es womöglich bald einen richtigen?

Eine Hubble-Aufnahme der Galaxie IC 4653 – während das Missionsende des Spitzer Space Telescope immer näher rückt. Auch die Arbeit deutscher Radar-Satelliten, ein Sonnensegel-Problem eines Eutelsat, gemeinsame deutsch-schwedische Raketen-Entwicklung (aber die kuriose Forderung nach einem deutschen ‚Weltraumbahnhof‘ macht natürlich keinen Sinn), ein baldiger Lande-Test mit dem „Starship“ von SpaceX (sowie das Wesen von dessen Fans, große Sprüche über die Konkurrenten und die Starlink-Plage animiert mit ’nur‘ 12’000 Satelliten) und diverse Vereinbarungen Australiens mit u.a. Deutschland in Sachen Raumfahrt. Sowie der Börsengang von Virgin Galactic (mehr und mehr und frühere Artikel hier und hier), ein Raktenstart auf Wallops (Visuals hier, hier und hier) – und die Ballonfahrt von BEXUS 29 hat begonnen, zu u.a. Planeten-Entstehungs-Forschung, gefolgt von BEXUS 28. [2:15 MESZ. NACHTRAG: der erste Tag an der Börse von Virgin Galactic]


24. Oktober

Eine Sternbedeckung durch den Geminiden-Macher Phaeton

hat Christian Weber am 15. Oktober westlich von Berlin mit einem mobilen 10-Zoll-Newton aufzeichnen können: Die „conditions were not very good because of high thin clouds, strong dew and nearly full Moon, distance 41°“, schrieb er auf einer Mailingliste, aber ein 0.22-Sekunden-Drop der Helligkeit des 11.3-mag.-Sterns (blaue Kurve, gelb ein Vergleichsstern) um 5 mag. ist deutlich zu erkennen. Auch Upcoming Occultations by New Binary Asteroids für Europa am 25.10. und 8.11., das große Sylvia-Event mit zwei Monden am 29./30.10., mal wieder ein NEA im Anflug, der kaum der Rede wert ist und nur 12. Größe erreichen wird – und die Folien von jeder Menge Talks der International Meteor Conference diesen Monat (ein bildreicher Bericht eines Teilnehmers) sind über die Programm-Seite verlinkt.

Ein fundierter Kurzbeitrag des BR über Lichtverschmutzung, der insbesondere die Initiative „Paten der Nacht“ würdigt (während eine halbstündige Sendung desselben Senders nur temporär online ist) – auch wie in Arizona die Stadt Flagstaff Astronomen-freundlich auf LEDs wechselte, ein sehr bunter Amateur-Mond, der Jupiter vorgestern, ein Artikel über die AAVSO von 1939 (mit Hunde-Story als Zugabe) – und die Erdrotation hält an, jedenfalls ein wichtiger Info-Service darüber. Während die Himmelsscheibe von Nebra von Halle nach London reisen wird … und wieder zurück.

Die Linse L3 des Large Synoptic Survey Telescope ist in einem Cleanroom am SLAC angekommen – und von drei Linsen seiner Kamera ist sie mit ~1 m Durchmesser noch die kleinste … Auch der Long Wavelength Array im Owens Valley (eine Art Prototyp für FARSIDE auf dem Mond) – und große Probleme für die vielen Sternwarten in Chile wegen der Unruhen und des Ausnahmezustands: ein Rundschreiben der ESO (plus Mitteilungen hier und hier) und Tweets von Las Campanas (früher), Gemini Süd und Cerro Tololo (früher). [0:55 MESZ] Ein illustrierter Augenzeugen-Bericht aus einer betroffenen Stadt, Valparaiso. [19:30 MESZ. NACHTRAG: ein AURA Release und Hintergrund-Artikel hier, hier und hier]


22. Oktober

So sieht das deutsche Röntgenteleskop eROSITA auf Russlands SpektrRG die Große Magellansche Wolke: Dieses ‚First Light‘-Bild (das auch das große Gesichtsfeld relativ zum ESA-Satelliten XMM-Newton demonstriert) gehört mit u.a. auch einem Pulsar, einem Supernova-Überrest, einer Seyfert-Galaxie und zwei interagierenden Galaxienhaufen zu den ersten Resultaten, die heute bei einem kleinen Symposium in Garching vorgestellt wurden – kurz zuvor hatte SpektrRG den finalen Orbit am L2-Punkt erreicht. Die Inbetriebnahme von eROSITA dauerte wegen einiger Anomalien in der elektronischen Steuerung der Kameras länger als erwartet, aber die Probleme erwiesen sich als nicht kritisch: Man arbeitet weiter daran, aber in der Zwischenzeit kann das Programm normal fortgeführt werden. Das Teleskop ist nun in einer Phase der Kalibrierung und Überwachung, mit astronomische Beobachtungen, um das Instrument besser zu verstehen [NACHTRÄGE: noch mehr Resultate via Roskosmos, eine Lichtkurve der o.g. Galaxie, ein Vortrag bei AoT Bonn, zwei Video-Clips, ein IAC-Auftritt und eine PM des DLR und Artikel hier, hier, hier, hier und hier]. Auch ein Paper über TESS und Körper in unserem Sonnensystem – und Keplers Exoplaneten-Systeme sonifiziert, was beim Verständnis ihrer Entstehung helfen mag.

Junos 20. Perijovium animiert. Derweil ist InSights Mars-Maulwurf 28 cm tief in den Boden vorgedrungen (die auch in einem Logbuch-Eintrag vom 18.10. beschriebene Rettungs-Methode funktioniert wirklich), und es gibt neue Bilder von Indiens Marsorbiter MOM. Auch das Innenleben von Io, ein 48-Seiten-Dokument der NASA zu neuen Regeln bei der Planetary Protection [NACHTRAG: ein weiterer Artikel], die Voyagers am Rand des Sonnensystems, das Ende der Mission der Van Allen Probes, die USA-Reise des Solar Orbiter (Artikel hier, hier, hier und hier) und das Ozon-Loch diesmal extra klein. Sowie die Orbital-Familien von Satelliten, ein Katalog besonders weit entfernter, ein mysteriöser geostationärer Satellit aus China, das kommerzielle Raketen einführen will, ein USAF-Satellit auf Inspektions-Kurs, diverse Einsprüche gegen die Starlink-Schwemme [NACHTRAG: was SpaceX da plant], der Status des Starliner, das Ende von HDEV von der ISS, ein Auftritt von Samantha, neue Dokumente über Voskhod-1 – und in Washington, DC, läuft der 70. Int’l Astronautical Congress: ausgewählte Live-Übertragungen und Artikel hier, hier, hier, hier und hier. [15:45 MESZ. NACHTRAG: und hier, hier, hier und hier]

Und noch mehr Pretty Pictures aus der Weltraumforschung heute: vom Dual-Frequency Synthetic Aperture Radar (DF-SAR) auf Indiens neuem Mond-Orbiter Chandrayaan-2 liegen die ersten Resultate vor! Drei verschiedene Echo-Typen wurden hier R, G und B zugeordnet, so dass sowohl Ejekta-Felder von Kratern als auch deren Verwitterungsgrad erkennbar werden – und die ISRO betont, so etwa sei bei früheren Radaranlagen im Mondorbit nicht möglich gewesen, auch dem LRO nicht. Auch neue Erkenntnisse über einen Fund von Chang’e-4 auf der Rückseite. [18:05 MESZ. NACHTRAG: Der LRO hat den gecrashten Vikram auch am 14. Oktober nicht gesichtet] Und auch dieses Bild ist bemerkenswert: ein (Fan-)Mosaik des Olympus Mons aus drei Aufnahmen der kleinen Kamera VMC auf dem ollen Mars Express der ESA – die eigentlich nur an Bord war, um den Abflug des (gescheiterten) Landers Beagle 2 zu beobachten. [19:35 MESZ]


20. Oktober

Nach CN jetzt auch C2 im interstellaren Boris nachgewiesen

Nach dem Nachweis von CN in 2I/Borisov (Press Releases hier und hier und Artikel hier und hier) ist nun auch der Nachweis von C2 in der Koma gelungen: Das Verhältnis der Produktionsraten Q(C2)/Q(CN) von 0.5±0.1 würde Borisov im Sonnensystem als „abgereicherten“ Kometen einordnen, was für die Jupiter-Familie typisch wäre – aber die Bedeutung für einen Kometen aus einem anderen Sonnensystem ist natürlich offen. Weitere aktuelle Borisov-Papers behandeln die Geschwindigkeit seiner Staubteilchen (70 bis 90 m/s) und diverse andere Eigenschaften (z.B. dass der Kern wohl nur ein paar 100 m groß ist) – ein Press Release [alt.] und zahlreiche Artikel wie hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier beziehen sich dagegen auf ein altes Paper, dessen generelle Schlussfolgerung, dass sich Borisov nicht von Kometen des Sonnensystems unterscheidet, die neueren allerdings nicht verändert haben. Oben eine Hubble-Aufnahme von Borisov (weitere Press Releases hier, hier und hier, ein Video, Amateur-Bearbeitungen der Rohbilder hier und hier und Artikel hier und hier), und es gibt Bilder vom Boden vom 12., 10. und 4. Oktober, Papers über interstellare Objekte als Quelle langperiodischer Kometen, die möglichen Querverbindungen zwischen solchen Gästen und Bildern zirkumstellarer Scheiben von ALMA (ein Artikel dazu) und die Natur des ersten Besuchers ‚Oumuamua, der mal als eine Scheibe und mal als fraktales Staub-Aggregat betrachtet wird – und die Frage einer Reise zu einem solchen Objekt.

Der Komet 260P/McNaught am 11. Oktober von Pater Christoph mit dem 30-cm-Newton der Klostersternwarte Münsterschwarzach – quasi im Auftrag dieses Blogs – aufgenommen. Auch ein Bild von heute, wie mit dem eVscope eine Sternbedeckung durch den Trojaner Orus beobachtet wurde, einem Ziel für die NASA-Mission Lucy [NACHTRAG: die gerade die Critical Design Review geschafft hat] – und der Status und die Strategie der AAVSO: Die über 100 Jahre alte Gesellschaft für Veränderliche tagt gerade.

Ein großes Citizen-Science-Projekt u.a. zur systematischen Erfassung von Quellen der Lichtverschmutzung im Kontext von Satelliten-Beobachtungen ist am Wochenende in Jena ernsthaft gestartet: ein Artikel mit vielen Links in einem anderen Blog in den Einträgen vom 18. und 19. Oktober und viele Bilder, insbesondere auch von Folien – diesmal ist der Ansatz „Co-Design“, d.h. Bürgerforscher sind bereits in der Planungsphase involviert. Auch ein Artikel zu legalen Aspekten von Lichtverschmutzung, ein besonders absurdes Beispiel unter einer Brücke in Leiden, wie die NASA Nationalparks hilft, u.a. die Wirkung von Licht auf Wildtiere zu tracken, ein großer Plan für ein „Dark Sky Center“ in der Nähe der Großstadt Phoenix in Arizona, Neuseeland auf dem Weg zur ersten Dark Sky Nation – und vom Erfinder ein Buch über das ‚Zooniverse‘, das erste große Citizen-Science-Unternehmen in der Astronomie. [23:55 MESZ]


18. Oktober

Infrarotspektren verschiedener Punkte auf dem Mond vom Imaging IR Spectrometer (IIRS) auf Chandrayaan 2, das 800 nm bis 5.0 µm abdeckt – die Unterschiede hängen sowohl mit Differenzen in der Chemie wie unterschiedlicher Ver(weltraum)witterung zusammen. Auch die Suche des LRO nach Vikram, ein chinesisches Mond-Paper hinter einer amerikanischen Paywall von Chang’e-4, der nun schon 10 Mond-Tage auf der Mondrückseite durchhält, neue Bilder von HiRISE auf dem MRO von Curiosity und InSight, wo die neue Maulwurf-Methode offenbar funktioniert (mehr, mehr und mehr), ein erstes Bild von Chinas Mars-Lander 2020, gewisse Fortschritte beim Fallschirm-Problem des ExoMars-Landers 2020, neue Bennu-Nahaufnahmen hier und hier und ein verrückt entzerrtes Juno-Bild mit GRF. Sowie die 1-m-Bilder von Iceye zu kaufen, das Mikrowellen-Experiment für JPSS-2, die Top-Entdeckungen der Van-Allen Probes, der Starttermin für den Solar Orbiter von ESA & NASA (der 5.2.2020), alle Kameras von eROSITA in Betrieb – und der Flug von CHEOPS nach Französisch-Guyana, mit einem Co-Passagier an Bord. [1:00 MESZ]

Schon wieder eine große Feuerkugel über Mitteleuropa

Diesmal passierte es am 16. Oktober um 20:58 MESZ und wird außer in den Meldungen hinter der Karte von Beobachter-Verteilung und grob rekonstruierter Flugbahn auch in Artikeln hier (mehr) und hier erwähnt. Auch die Kometen Africano gestern und 260P am 29.9., ein Besuch im Meteor Crater, die neueste Ausgabe des Journal for Occultation Astronomy, ein Reiseführer zu dunklen Orten, eine Amateur-Messung der Polarisation des Nachthimmels am Cerro Paranal, die Daten-Verfügbarkeit der VISTA Magellanic Survey, die Astronomie in Argentinien, die La-Palma-Option für das TMT – und wie man mit LOFAR Kosmologie betreiben kann. [1:00 MESZ]

Da sitzt ein 16-Cubesat auf einer gerade abgetrennten Kickstage auf einem Live-Bild aus 433 km Höhe, aufgenommen von der Oberstufe einer Electron-Rakete, die in Neuseeland gestartet war: Es handelt sich um Palisade von Astro Digital. Die Live-Übertragung, daraus das Staging, der Fairing-Abwurf und besagte Kickstage im Abflug sowie Screenshots hier und hier und Artikel hier, hier, hier und hier; später will man mit der Bergung der Raketen beginnen. Ferner was nach Indiens ASAT-Test immer noch im Orbit ist, der Start des Zentralmoduls von Chinas Raumstation 2020, der Bau des Dream Chaser als künftigem ISS-Transporter, der Status der Commercial Crew bei Boeing und SpaceX, die erste EVA nur mit Frauen heute (mehr), ein neuer NASA-HSF-Chef (mehr), was die ESA von den Ministern will, kuriose BDI-Weltraum-Visionen und der XXXII Planetary Congress der ASE in Houston, von dem die Eröffnung und ein paar Sessions online sind. [1:00 MESZ. NACHTRÄGE: die „Berliner Weltraumerklärung“ und eine PM des BDI sowie erste Reaktionen – und zur all-female EVA eine NASA-Notiz, ein Gruppenbild und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

Wenn die Uni Bochum bei der ISS anruft …

16. Oktober 2019

Eine Operation fast so komplex wie ein Raumflug: Gestern war der derzeitige ISS-Kommandant Luca Parmitano 20 Minuten lang mit Lehrern in drei europäischen Ländern verbunden, wobei die Übertragung über die ESA im ESTEC in den Niederlanden geschaltet wurde – dieser Live-Call war von der Bildungs-Abteilung der ESA organisiert worden, namentlich den drei European Space Education Resource Offices in Deutschland, Italien und den Niederlanden.

An den drei Schaupätzen – in Deutschland einem Hörsaal der Universität Bochum, wo ESERO Deutschland seine Basis hat – gab es vor dem Call umfangreiche Vor-Programme; dieser Blogger nahm an der Bochumer Veranstaltung teil.

Dito zwei Fernsehteams, Fotografen und der der Weltraum-Podcast Auf Distanz, der aber erst in einigen Monaten im Rahmen eines Programms über ESERO allgemein berichten wird.

Die Bochumer Veranstaltung – zahlreiche Fotos in diesem Album und andere Berichte hier, hier, hier und hier [NACHTRAG: und hier und hier] – beginnt mit Vorträgen über das ESERO-Konzept und die ISS, …

… und dann können die vier für Deutschland ausgesuchten Lehrerinnen und Lehrer sich und ihre Schul-Aktivitäten im MINT-Bereich vorstellen (einer hat bereits über seine Live-Call-Erfahrung berichtet).

Währenddessen eine – gefühlt recht lange – Schrecksekunde, als plötzlich der Feed vom ESTEC mit allen anderen Live-Bildern verschwunden ist und die erneute Einwahl in das gesicherte Konferenzsystem zuerst nicht gelingen will …

… aber dann ist das Signal wieder da, inklusive des Vorschau-Slides des NASA-Fernsehens in bekanntem Design, …

… und ESERO-Deutschland-Chef Andreas Rienow gibt letzte Anweisungen an das Publikum: Auf der Leinwand rechts erscheinen die vorher eingereichten und auch an Parmitano geschickten Fragen in deutscher Übersetzung.

Eigentlich sind es derer zwölf, je zwei aus Deutschland, Italien und Spanien und dann noch eine Runde – doch da die meisten Fragen eigentlich mehrere und ziemlich ausholend sind und auch Parmitano gerne ausgiebig antwörtet, sind schon nach der ersten Runde die 20 Minuten ISS-Zeit um, womit nur zwei der Lehrer in Bochum zu Wort gekommen sind. Aber am Ende herrschte doch große Zufriedenheit, dass nach tagelangen Vorarbeiten vor allem die technische Seite so tadellos funktioniert hatte:

Allgemeines Live-Blog vom 7. – 15. Oktober 2019

7. Oktober 2019

15. Oktober

Ein Hubble-Blick auf die Spiralgalaxie NGC 3717 fast genau von der Seite aber nicht exakt – auch ein HST-Bild des Krebsnebels mit Satelliten-Spur und eine Neu-Analyse der Daten von Planck ohne Überraschungen. Ferner neue Visuals von Chang’e-4, der Mars-Maulwurf wieder etwas tiefer, ein kommerzieller Smallsat zum Mars, New Horizons zurück blickend und das Ende von Jason 2. Sowie das erste Paper über ARISE auf der ISS, Experimente daselbst zu den Grenzen des Lebens und vielem mehr, eine besonders gute ISS-Amateur-Aufnahme, der Status des Starliner und der mögliche Kauf weiterer Soyuz-Sitze, die Apollo-11-Crew vor 50 Jahren in Bonn (mehr und mehr), der Verkauf von Stratolaunch an wen auch immer – und noch mehr Starlink-Satelliten in Planung … [1:00 MESZ – Ende. Artikel dazu hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und eine Statistik sowie Überlegungen zur Sichtbarkeit am Himmel]


13. Oktober

Heute früh: schon wieder eine Feuerkugel über Mitteleuropa

Diesmal passierte es den visuellen Meldungen zufolge wohl ungefähr über Luxemburg, heute früh um 6:50 MESZ: weitere Videos, Bilder und Berichte hier und hier [NACHTRAG: und mehr Visuals und Analyse]. Auch in China hatte zuvor eine schöne Feuerkugel für Aufsehen gesorgt. Derweil wird z.B. hier mal wieder haarsträubender Blödsinn über einen NEA verbreitet, diesmal 2019 SU3 – der gemäß der Umrechnungsformel nur 10 bis 20 Meter groß ist und nur eine winzige Palermo-Zahl hat: Hier gibt es wirklich nichts zu sehen …

Ein schönes Microlensing-Ereignis durch eine Doppelquelle, hier über 4 Monate von Palomar Gattini-IR verfolgt. Auch die Astro-Szene in der Region Antofagasta in China (wo jetzt das ELT gebaut wird), in Südafrika Fortschritte beim SKA und eine Reportage über die Sternwarten am Teide, leider voller Fehler. Und die 50-Jahr-Feier der Walter-Hohmann-Sternwarte, Astronomie für Sehbehinderte – plus hier, hier, hier, hier und hier schon wieder fünf Items mit Bezug zur Lichtverschmutzung. [23:20 MESZ]


11. Oktober

Eine Serie kleiner Sonnenflares, beobachtet von Indiens Mondorbiter Chandrayaan 2 mit seinem Solar X-ray Monitor, vom 30. September bis 1. Oktober (Zeit in UTC, y-Skala W/m logarithmisch), in blau parallele Messungen von GOES-15 – auch Chandrayaan/Vikram-Artikel vom 9. (mehr), 7. und 5. Oktober, neue Erkenntnisse des LRO über die Entstehung der Eis-Vorkommen auf dem Mond und ein alter Fluss auf dem Mars vom Mars Express erspäht. Sowie Versprechungen von Boeing in Sachen Commercial Crew und zum selben Thema Aufzeichungen hier (guter Ton, schlechtes Bild) und hier (umgekehrt) eines gemeinsamen Auftritts der NASA- und SpaceX-Chefs, wo man vom ersten Quartal 2020 für den ersten Flug des Crew Dragon mit Crew spricht – und heute stehen die nächste ISS-EVA und der nächste Start-Versuch von ICON an: die Timeline und Updates hier und hier. [1:45 MESZ] Das Flugzeug mit Pegasus & ICON hat abgehoben – und zum SpaceX-Event ein paar Fotos und Artikel hier, hier, hier und hier. [2:40 MESZ. NACHTRÄGE: und hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier] Der Abflug des Trägerflugzeugs – und NASA-TV sendet jetzt live. [3:20 MESZ]

Wegen Kommunikationsproblemen mit dem Flugzeug hat der Abwurf um 3:30 MESZ nicht stattgefunden – 1/2 Stunde später gibt es aber noch eine Chance. [3:35 MESZ] Der Drop ist nun für 4:00 MESZ angesetzt. [3:45 MESZ] Und die Rakete ist unterwegs: ein Video-Clip und IR-Aufnahmen der aufsteigenden Rakete vom KSC aus. [4:05 MESZ] Oberstufe und ICON sind im Orbit, wo sie 4 Minuten coasten. [4:10 MESZ] Während auf eine Bestätigung der Abtrennung gewartet wird … eine Strichspur-Aufnahme des Pegasus aus der Ferne! [4:20 MESZ] Der Satellit ist ausgesetzt und die bekommt ersten Solarstrom. [4:25 MESZ] Die Solarzellen sind komplett draußen. [4:50 MESZ] Eine NASA-Blog-Story und ein Northrop Grumman Release zum Start. [4:55 MESZ. NACHTRÄGE: das Flugzeug vor dem Abheben, Releases von NASA und Berkeley und Artikel hier, hier, hier und hier]

Während gerade die nächste ISS-EVA begonnen hat, kommt aus Russland die traurige Nachricht, dass die Kosmonauten-Legende Alexey Arkhipovich Leonov heute mit 85 verstorben ist: Seine zwei Raumflüge 1965 und 1975 waren historisch, denn er unternahm die erste EVA überhaupt, mit großen Problemen, und er war der Kommandant jener Soyuz, die im Orbit an eine Apollo-Kapsel andockte. Und ein begabter Weltraumkünstler war er auch noch, der z.B. die eigene EVA malte – und schien kaum zu altern: Die Aufnahme hier machte dieser Blogger 2013 während eines Astronauten-Treffens in Köln; hier ein weiterer Schnappschuss später in Bonn. [14:45 MESZ] Ein Kondolenz-Schreiben vom Roskosmos-Chef (das Google Translate perfekt on Englisch oder Deutsch übersetzt), ein ESA Release und weitere Erinnerungen hier, hier, hier, hier und hier und Nachrufe hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Video-Clip – und alle Aufgaben der ISS-EVA sind erfüllt, es werden schon welche vorgezogen. [19:05 MESZ] Zur EVA eine Blog-Notiz, ein Tweet und ein Artikel sowie Bemerkungen der Spacewalker zu Leonov – und von diesem ein weiteres Bild aus Köln 2013, Erinnerungen an sein Malen im Orbit und sein Training als erster Moonwalker und weitere Nachrufe hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [23:55 MESZ. NACHTRÄGE: ein Videoclip über seine Gemälde, ein Kondolenzschreiben von Wörner, ein Memorial der ASE, ein Farewell von Mike Collins und weitere Nachrufe hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]


9. Oktober

Wer Proton sagt, muss auch Pegasus sagen – oder auch nicht

Heute ist in Baikonur eine Proton mit zwei Satelliten gestartet, einem Eutelsat und dem ersten Mission Extension Vehicle (MEV-1) für eine US-Firma, wobei es bis zum Aussetzen noch dauert: ein paar Fotos, die Live-Übertragung, ein Clip daraus, Standbilder aus Übertragungen hier und hier und weitere Artikel hier und hier. Ob in der Nacht allerdings eine Pegasus-Flügelrakete mit dem – erheblich verspäteten – Satelliten ICON folgen kann, ist unklar, da die Wetterchancen nur bei 30% liegen: eine NASA-Blog-Story, ein Press Release und Artikel hier, hier und hier. Auch Voyager-Messungen vom Rand des Sonnensystems, ein neues Bennu-Bild, die wichtigsten Rosetta-Ergebnisse, vorgestern der erste Blog-Update zum Mars-Maulwurf nach über einem Monat, die feuchte Vergangenheit des Gale-Kraters, wie man andere Planeten schützt und die ARTEMIS-Satelliten am Mond weiterhin aktiv. Sowie ein neues Citizen-Science-Projekt zur Lichtverschmutzung per Analyse von ISS-Nacht-Fotos [NACHTRÄGE: eine Projekt-Seite, ein weiterer Press Release und ein Artikel], der angebliche Status des Crew Dragon (mehr, mehr, mehr und mehr), warum µg-Forschung so langwierig ist, ein Interview mit dem ESA-Chef – und Boeing investiert in Virgin Galactic: auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. [16:05 MESZ] Der Proton-Flug läuft so weit nach Plan, der ICON-Start wurde um 24 Stunden auf 3:30 MESZ am 11.10. verschoben, wegen des schlechten Wetters – und der Mars-Maulwurf hat sich 1 bis 2 cm tiefer in den Boden bewegt! [23:25 MESZ. NACHTRÄGE: eine Animation der Bemühungen, die Orbits beider Proton-Nutzlasten und weitere Artikel hier und hier]


8. Oktober

Nun 82 bekannt: 20 neue Saturnmonde auf einen Streich

sind gestern bekannt gegeben worden, womit der Ringplant wieder vor dem Jupiter mit „nur“ 79 bekannten Monden liegt. 17 sind auf retrograden Bahnen, alle um die 5 km groß, alle Funde des Subaru-Teleskops – und die Öffentlichkeit darf sie nach strengen Regeln taufen: auch Artikel hier, hier, hier und hier [NACHTRAG: und hier].

Der Komet C/2016 R2 (PANSTARRS) aufgenommen im Januar 2018 mit einem SPECULOOS-Teleskop – auch Komet Africano am 6. Oktober (mehr), 4. Oktober, 2. Oktober, 30. September (mehr, mehr und mehr) und 27. September (mehr) sowie Borisov am 5. Oktober und ein Asteroid mit 90° Bahnneigung, wohl eher ein inaktiver Komet.

Ein möglicher Ausbruch der Draconiden könnte sich heute Mittag UTC – also unsichtbar in Europa – ereignen, jedenfalls sagt das ein Modell für die erhöhte Aktivität letzes Jahr voraus: Die Grafik zeigt die Erdbahn durch Staub, die 21P/Giacobini-Zinner bei vergangenen Perihelia freisetzte (für 2012 lies 1966). Auch der Jupiter am 5. Oktober, ein animierter Infrarot-Uranus von der IRTF, die Häufigkeit extremer Sonnenstürme, die Vorbereitungen für und Kamera des LSST, neuer Glanz für Sunrise und bald macht KAGRA bei LIGO und VIRGO mit: Press Releases hier, hier und hier, eine Zeremonie und ein Artikel. [0:05 MESZ]

Viele Diskussionen hat der heutige Physik-Nobelpreis nach zwei Jahren schon wieder für Astronomie (mehr, mehr, mehr und mehr) ausgelöst: etwa über den krassen Mix eines theoretischen Kosmologen (des ersten überhaupt, alle anderen Nobelpreisträger in diesem Feld waren Beobachter) mit Exoplaneten-Jägern – oder über die Rolle dieser beiden Laureaten im Gesamtgefüge der Geschichte. Peebles wurde eher für sein Gesamtwerk als einer der Väter der heutigen Kosmologie geehrt als für einzelne Papers; in den letzten Jahren hat er vornehmlich Review-Papers über Dunkle Materie wie dieses und dieses geschrieben. Dass Mayor und Queloz – Interviews heute und 2015nicht ersten Entdecker von Exoplaneten um Hauptreihen-Sterne waren, wurde hier schon ausgiebig diskutiert und wird z.B. auch in NASA-Papieren erwähnt: Die Geschichte der Exoplaneten-Suche ist halt ziemlich kompliziert, zumal auch 51 Pegasi b noch mehrere Jahre kontrovers geblieben war (Absätze 4 und 5). Was aber stimmt ist, dass kurz nach 51 Peg die moderne Flut der Exoplaneten-Funde einsetzte, insofern war er schon ein Meilenstein: auch Press Releases anderer Institutionen hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [19:45 MESZ. NACHTRÄGE: weitere Press Releases hier, hier, hier, hier und hier, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein aktueller Vortrag von Mayor am 10. Oktober in Madrid]

Die Draconiden – s.o. – haben kanadischen Radarbeobachtungen (CMOR; hier der Radiant) zufolge mehrere Ausbrüche zwischen 13 und 17 Uhr MESZ gezeigt, mit ZHR-Werten von 50 bis 70: etwa halb so stark wie beim Ausbruch letztes Jahr [NACHTRAG: mit den meisten Meteoren sub-visuell]. Auch eine Animation eines Persistent Trains eines Meteors, der interstellare Komet Borisov heute mit deutlicherem Schweifchen hier und hier, Komet Africano am 5. Oktober und 29. September, kleine Ausbrüche von 260P/McNaught und P/2008 Y1 (Boattini), eine neue Meteorkamera in Tautenburg, was die neuen Regeln zur Lichtverschmutzung in Bayern bringen sollen – und vernetzte Wolkenkameras des DLR. [23:45 MESZ]


7. Oktober

Heute vor 60 Jahren: erste Bilder von der Mond-Rückseite

Am 7. Oktober 1959 gegen 3:30 UTC gelangen der sowjetischen Sonde Luna (oder Lunik) 3 (oder III) die ersten Aufnahmen von der Rückseite des Mondes: auf fotografischen Film, der an Bord entwickelt und abgetastet wurde. Oben ein empfangenes Rohbild aus einer Sammlung der NASA, darunter ein Vergleich mit einem entsprechend gedrehten Mosaik aus Bildern des Lunar Reconnaissance Orbiter und unten ein handmontiertes Mosaik aus sechs Aufnahmen aus einem Paper von 1962, das die Dunkelgebiete gut heraus arbeitete. Auch detaillierte Webseiten zu Luna 3 hier und hier, Artikel hier und hier, ein Podcast und ein Thread – und jede Menge sowjetische Mond-Bilder mehr. Derweil hat gestern die erste von fünf ISS-EVAs zwecks Batterie-Arbeiten diesen Monat stattgefunden: eine NASA-Blog-Story, Artikel hier, hier und hier und Vorschauen hier, hier und hier. [1:00 MESZ]

3 Monate und 3 Tage nach der Sonnenfinsternis

5. Oktober 2019

vom 2. Juli gibt es viele neue (oder neu entdeckte) Visuals und Berichte (frühere Sammlungen hier 2 x oben, hier unten & oben und hier): oben und unten je ein Ausschnitt in Originalauflösung und ein verkleinertes Gesamtbild zweier Verarbeitungen von Miloslav Druckmüller von Bildern aus Chile und in der Mitte ein Video aus der Nähe des Randes der Totalitätszone in Chile. Außerdem Links zu mehr Videos, Seiten mit Berichten und Auswertungen hier (!), hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Bilder hier, hier, hier und hier, Artikel hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links.