Archive for Juli 2022

Allgemeines Live-Blog vom 28. 7. bis 1. 8. 2022

28. Juli 2022

1. August

Ein weiteres Astronauten-Foto Leuchtender Nachtwolken von der ISS aus, diesmal aus der Nacht 17./18. Juli von Samantha Cristoforetti – auch weitere ISS-NLCs, irdische NLCs aus den Nächten 30./31. Juli (mehr und mehr), 29./30. Juli (mehr, mehr und mehr) und 28./29. Juli (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr und Zeitraffer hier und hier) und ein All-Sky-all-night-Zeitraffer aus Solingen aus der Nacht 24./25. Juli mit NLC ‚auf 10 Uhr‘ in Sekunde 50. Ferner Aurora von SOFIA aus, eine weitere Amateur-Entdeckung in Sachen Aurora, eine krasse Feuerkugel über Santiago am 7. Juli (eine andere Perspektive), eine Feuerkugel mit Knall aber ohne Meteoriten, eine bei Puerto Rico (auch aus dem Orbit und mit Infraschall gesehen) und der texanische Fall vom 24.7. [1:45 MESZ]

Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) mit zwei Schweifen – Plasma nach oben, Staub nach rechts – und reichlich Deep Sky am 27. Juli aufgenommen von Gerald Rhemann remote in Namibia mit 12 Zoll, LRGB 12 und 3 x 7 Minuten. Auch Bilder von gestern, vorgestern (mehr und mehr), dem 29. Juli (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), 28. Juli (mehr) und 27. Juli sowie C/2022 E3 (TZF) hier, gestern (mehr), vorgestern (mehr) und am 29. Juli, 28. Juli, 27. Juli und 24. Juli und 73P/SW3 vorgestern. Ferner die vier Planeten am 27./28. Juli, der Mars am 27. Juli, der Jupiter heute (mehr), gestern (mehr), vorgestern (mehr und mehr), am 29. Juli, 28. Juli, 26. Juli und in Rotation am 23. Juli, jede Menge Karten der Umgebung des GRF – und der Saturn am 27. Juli, auf dessen Ringe wieder schräger geschaut wird. [20:35 MESZ]

Das Projekt „Eclipse Megamovie 2017“ war nur ein Teilerfolg, gibt jetzt ein Paper zu: Statt einer Million Amerikaner, die vor 5 Jahren im Kernschatten standen, als er quer über die USA sauste, steuerten nur 1200 Bilder der Korona bei, 50’000 insgesamt – und das Material war extrem unterschiedlich und nur mit großer Mühe zu einem Film zu vereinen. Der eigentlich Veränderungen der Korona über 90 Minuten dokumentieren sollte, aber Wissenschaft hat er bislang keine abgeworfen – für 2024 wird nun eine Wiederholung erwogen. Auch die Modellierung des deutschen Sonnen-Stroms für die partielle SoFi im Oktober – und eine SoFi im griechischen Theaterstück „The Wahncau File“, das „Alkestis“ von Euripides mit einem angeblichen Fall kataleptischer Totenstarre im 19. Jh. zusammen bringt (ob es das Phänomen überhaupt gibt, diskutierte 2010 ein Paper, das hier diskutiert wurde – wohl eher nicht). Auch die Sonne heute, gestern (mehr und mehr), vorgestern und am 29. Juli (mehr) und die SN 2022hrs am 28. Juli. Ferner Berichte eines Astronomen am Südpol im polaren Winter, die Spiegel-Produktion für das ELT, eine Neu-Regelung des Mauna Kea, ein Artikel über das WHT-Instrument WEAVE, eine Fripon-Meteorkamera in Jodrell Bank, die Bedeutung dunklen Himmels für’s McDnald Obs. in Texas, Dark-Sky-Tourismus auf Borneo, die Folgen von Lichtverschmutzung für Tiere, das Paper „The rising moon promotes mate finding in moths“ nebst einem Artikel dazu, ein trefflicher Kommentar zum Astro-Tagungs-Wesen, den die IAU nicht hören wollte (deren General Assembly jetzt in Korea beginnt) – und ein unterhaltsamer Vortrag von Seth Shostak vom SETI Institute [alt.] zum Stand der Suche nach Aliens. [23:45 MESZ – Ende]


30. Juli

Der Jupiter von Webb vor drei Tagen – ausgerollt als Karte

zu zwei Zeitpunkten am 27. Juli, die hinter dem Bild geblinkt werden: auch ein grobes Mosaik aus den 2.12-µm-Bildern, die im Rahmen der Early Release Science entstanden und deren einziges Motiv im Sonnensystem sind, sowie der Jupiter-Ring. Ferner die neuen Webb-Papers First Insights into the ISM at z>8, Spatially resolved metallicity in a low-mass z∼3 galaxy, The first rest-frame optical size-luminosity relation of galaxies at z>7, Extreme rest-optical equivalent widths, First spectroscopic confirmation of low-mass quiescent galaxies at z>2, The Morphology of Galaxies at the Epoch of Reionization und Discovering a bluer z~4-7 Universe through UV slopes (es werden weniger), Pressemitteilungen von MPA und TUM zu einer der Analysen der Gravitationslinse (Ende 3. Absatz erwähntes Paper) und ein Press Release aus Edinburgh zum Galaxien-Kandidaten mit z=16.7, ein Interview mit John Mather, Lob vom US-Senat und ein Artikel.

Ebenfalls von einem Weltraumteleskop, diesmal einem indischen, das Paper „Extended far-ultraviolet emission in distant dwarf galaxies von AstroSat“ nebst einem Press Release und einem Thread, im Sonnensystem die erfolgreiche 2. Bahnkorrektur von CAPSTONE, Unterschiede zwischen Mars und Erde in Sachen Staub; das Paper „In situ Identification of Paleoarchean Biosignatures Using Colocated Perseverance Rover Analyses: Perspectives for in situ Mars Science and Sample Return“ nebst einem Thread, die Vorbereitungen des Europa Clipper, Material-Tests für die ESA-Venus-Mission, die Kontroll-Zentren für den 1. Meteosat Third Generation, die Installation von EMIT auf der ISS [NACHTRAG: von dem es schon erste Daten gibt], weitere Bilder der letzten EVA in diesem Album so wie dieses, der NASA Authorization Act of 2022 (mehr und mehr) und das FY-2023-Budget vom Senat (mehr). Und ein Start in China (Visuals hier, hier und hier und hier [NACHTRAG: und Artikel hier und hier]) – und der Fund von Weltraum-Schrott in Australien, offenbar von einem Crew Dragon: weitere Bilder von der Fundstelle, die Identifikation und warum sie plausibel ist.

In 24 Stunden dürfte die CZ-5B-Raketenstufe 2022-085B Geschichte sein: Die Grafik oben von Jonathan McDowell zeigt den Höhenverfall der Rakete, mit der das chinesische Raumstations-Modul Wentian gestartet wurde (mittlere Höhe, Apogäum und Perigäum) und ein paar der vorausgesagten Zeitfenster für den Reentry, die mittlere nach einer dieser Berechnungen von der Aerospace Corporation die letzten Orbits (Europa kann nicht mehr getroffen werden, wie auch die Globen von McDowell zeigen, und die untere die zeitliche Entwicklung der Prognosen von Marco Langbroek vom 25.-30. Juli mit einigen der amerikanischen Weltraum-Überwachung dazu in blau. Die aktuellen Prognosen sind 19:22 MESZ ±5 Stunden von SpaceTrack, 20:16 MESZ ±5 Stunden der Aerospace Corp., 20:58 ±5 Stunden von Langbroek und 22:54 MESZ ±5.8 Stunden von der EU, die alle auch auf Twitter Updates liefern, ebenso NORSS HIVE, wo man auf 21:20 MESZ ±11.1 Stunden (2 Sigma) tippt. Auch ein Statement der Aerospace Corp. zu Chinas Betragen und Artikel hier, hier, hier und hier. [0:00 MESZ]

Nach einer frischen Berechnung von Langbroek mit dem Reentry um 19:50 MESZ ±2 Stunden wird es irgendwo entlang der hier noch dargestellten Orbits passieren: Für den Großteil der Erde gilt also schon jetzt Entwarnung. Der einzige andere publizierte Update für den Reentry ist von heute früh von SpaceTrack: 19:47 MESZ ±5 Stunden. [12:45 MESZ] Dort ist man soeben mit 19:05 MESZ ±60 Minuten radikal präziser geworden, wie auch gerade die Aerospace Corp. mit 19:15 MESZ ±60 Minuten, während Langbroek jetzt auf 19:29 MESZ ±1½ Stunden tippt. [14:00 MESZ]

Vor einer Viertelstunde wurde eine neue (und als FINAL deklarierte) Prognose der EU veröffentlicht: mit 19:24 MESZ ±58 Minuten quasi identisch mit den ebenfalls ganz frischen 19:24 MESZ ±1 Stunde der Aerospace Corp. (nichts Neues von den anderen). Auch eine Reihe Globen für den letzten Orbit und ein Artikel – während man in China lieber Wentian lobt als über die Rakete zu sprechen … und deren Verfolger angeht. [16:05 MESZ] Seit der letzten Bestandsaufnahme (eine Grafik dazu) hat SpaceTrack den Reentry auf 18:50 MESZ ±31 Minuten ‚vorgezogen‘, womit die Karte dann so aussähe, während Langbroek 19:20 MESZ ±37 Minuten sieht und Aerospace 19:15 MESZ ±1 Stunde. [17:30 MESZ] Seither nirgends Updates – und die ersten prognostizierten Intervalle haben gerade begonnen. [18:25 MESZ]

Die Position der Rakete vor einer Minute und ihre Bahn in den kommenden Minuten – sofern sie überhaupt noch im Orbit ist: So sank die Bahnhöhe jedenfalls, auf zuletzt 119 x 140 km. Und es gibt doch noch neue Prognosen für den Reentry: 18:49 MESZ ±10 Minuten und 19:12 MESZ ±15 Minuten. [18:40 MESZ] Ein Update noch: 19:10 MESZ ±15 Minuten – das wäre über dem Pazifik. [18:50 MESZ]

Das könnte es sein! Aus Malaysia, und zwar auf Borneo unter der Bahn – und es sieht sehr nach einem größeren Wiedereintritt aus; auch ein weiteres Video mit wenig Detail. [19:05 MESZ. NACHTRAG: eingebetteter Link ersetzt; gemeint ist der erste Clip] Wo etwas herunter gekommen sein könnte … [19:20 MESZ] … und weitere Videos hier, hier und hier. [19:40 MESZ] Das DoD bestätigt den erfolgten Reentry, der – vermutlich gemäß Satelliten-Beobachtungen – um 18:45 MESZ begonnen hatte. [19:50 MESZ] Wobei die gerade nachgereichte letzte ‚Vorher’Sage auf 18:51 MESZ ±1 Minute kommt. Und China ein Erreichen der Oberfläche um 18:55 MESZ angibt, in der Sulusee zwischen Borneo – von dort ein weiteres gutes Video – und den Philippinen. [20:00 MESZ] Und zwar an dieser Stelle – und noch ein Video. Auch eine wunderliche Beschwerde vom NASA-Chef: Die Bahn der Rakete war doch bestens bekannt, gerade den USA. [20:30 MESZ] Das seltsame Statement nochmal amtlich – und Artikel hier und hier. [21:25 MESZ. NACHTRÄGE: und hier (mit detaillierten Zahlen zum Risiko durch die CZ-5B), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – plus Beobachtungen aus Indonesien hier, hier und hier, ein Einzelbild aus Malaysia und ein hypothetisches Trümmerfeld 2000 km weiter nach Osten sowie der nahende nächste Start einer CZ-5B-Start mit einem weiteren Modul zur Station. Auch ein 5-Minuten-Video über den Crew-Dragon-Schrott in Australien, der China in die Karten spielt …]


28. Juli

Der Mond besuchte die Venus gestern früh: Aufnahmen dieses Bloggers aus Bochum – auch Bilder von anderswo von gestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr), vorgestern (mehr, mehr und mehr) und vom 25. Juli. [1:00 MESZ] Amateur-Venüsse der letzten Monate mit Erläuterungen und die Papers „Reflectivity of Venus‘ dayside disk during the 2020 observation campaign: outcomes and future perspectives“ und „Infrasound from large earthquakes recorded on a network of balloons in the stratosphere“: eine Beobachtungs-Technik, die auch speziell auf der Venus gut anwendbar wäre.

Der Jupiter am 25. Juli bei 5 µm von der IRTF: auch der Planet extra scharf im Sichtbaren gestern und vorgestern, nochmals die Callisto-Verfinsterung am 25. Juli, der Saturn am 24. Juli, das Paper „The multichord stellar occultation on 2019 October 22 by the trans-Neptunian object (84922) 2003 VS2“ nebst Zusammenfassung, die Kometen C/2017 K2 (PANSTARRS) gestern, vorgestern, am 25. Juli und 24. Juli und C/2022 E3 (ZTF) gestern und am 25. Juli (mehr), das Review-Paper „Formation of Comets“, die Sonne heute und gestern und die unklare Entwicklung der weiteren Aktivität. Auch der prächtige Himmel über Neu Göhren in der dunkelsten Ecke Deutschlands (der Aufnahme-Ort ist auf der dritten Karte dort o.r. östlich von Neu Kaliß zu finden) – und ein erster Livestream der Astronomical League heute von der ALCON 2022 in New Mexico: Auf diesem Kanal bzw. diesem hier folgen noch viele weitere.

So genau kennen wird heute die Entfernung (in Kiloparsec, x-Achse) und die Masse (in Millionen Sonnen, y-Achse) vom mutmaßlichen Schwarzen Loch Sgr A* im Zentrum der Milchstraße: Der winzige gelbe Unsicherheitsbereich – 8.28±0.04 kpc bzw. 4.30±0.05 Mio. Sonnen – hier auf einem erst wenige Jahre alten Diagramm stammt vom VLTI-Instrument Gravity und seiner Vermessung von engen Bahnen von Sternen um Sgr A*, ergänzt zuletzt durch Messungen von Gemini North. Die Grafik stammt von einem Vortrag am dritten Tag (d.h. heute früh [alt.]: 5:02 bis 5:26) eines großen Gemini Science Meetings in Südkorea, das komplett frei gestreamt wird: auch die Tage zwei [alt.] und eins [alt.], einer folgt noch. [21:55 MESZ]

Eine Webb-Galaxie mit Rotverschiebung ca. 16.7?

27. Juli 2022

„Eine Webb-Galaxie mit Rotverschiebung ca. 12.4?“ So lautete hier vor nicht mal einer Woche die Schlagzeile – aber in den drei „Deep Fields“ des JWST, die im Rahmen der Early Release Observations (der linsende Galaxienhaufen SMACS J0723.3-7323) und Early Release Science (die CEERS- und GLASS-Felder) lange durch verschiedene NIRCam-Filter belichtet wurden und deren Daten seit Monatsmitte öffentlich sind, haben zahlreiche Astronomen jede Menge weitere Galaxien mit rekordverdächtigen Rotverschiebungen entdeckt, die v.a. in einer Flut von Preprints vorletzte Nacht bekannt wurden. Zum Beispiel dieser Kandidat mit einer photometrischen Rotverschiebung von 16.6 bis 16.8 (gemäß drei verschiedener Methoden) aus dem Paper „The evolution of the galaxy UV luminosity function at redshifts z ~ 8-15 from deep JWST and ground-based near-infrared imaging“, der sich im CEERS-Feld befindet:

Im 2.0-µm-Bild ist die Quelle noch extrem blass, aber bei 2.7 µm und noch längeren Wellen ist sie deutlich heller, und eine andere Erklärung als eine Galaxie mit einer enormen Rotverschiebung – die je nach Hubble-Konstante einem Zeitpunkt 220 bis 240 Mio. Jahre nach dem Urknall entspräche – sehen die Autoren nicht, die hier ein simuliertes Galaxienspektrum über den Fluss bei den NIRCam-Wellenlängen (in Å) legen und eine Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Rotverschiebung plotten, auf die auch mehrere andere Auswerter kommen. Aus den Daten schließen sie – in Kombination mit Galaxienmodellen – auf eine Masse von einer Milliarde Sonnen, einer Sternentstehungsrate von einer Sonne pro Jahr und ein Alter von 10 bis 60 Mio. Jahren: Demnach begann die Sternentstehung in dieser Galaxie 120 bis 220 Mio. Jahre nach dem Urknall, bei Rotverschiebungen von 26 bis 18.

Die z=16-Galaxie – auch in Threads des ersten Autors und hier beschrieben – war dabei eigentlich nur ein Ausreißer, denn es ging dem Team vor allem um diesen Plot: Dargestellt ist der Logarithmus (!) der Raumdichte von ultravioletten Photonen, die wiederum die Sternbildungsrate pro Volumen abbildet, gegen die Rotverschiebung, basierend auf energischer Auswertung aller drei JWST-Deep-Fields sowie der alten UltraVISTA-Himmelsdurchmusterung mit dem VISTA-Teleskop der ESO vor einem Jahrzehnt. Eingegangen sind insgesamt 55 Galaxien mit hohen Rotverschiebungen (7.6 bis 14.3, plus der 16.7-Exot), davon 44 neu entdeckte: Das braune Modell fliegt aus dem Fenster, stattdessen scheint der weiße Verlauf die kosmische Entwicklung besser nachtzuzeichnen: Schon viel mehr los als viele dachten war im ganz frühen Kosmos (rechts), womit die UV-Photonen der frühesten Galaxien als der Re-Ionisator des Kosmos weiter an Plausibilität gewinnen. [16:45 MESZ]

Und da wäre schon der nächste Kandidat für eine JWST-Galaxie enormer Rotverschiebung, diesmal 16.0±0.4, aus dem Paper „Revealing Galaxy Candidates out to z∼16 with JWST Observations of the Lensing Cluster SMACS0723“ (Fig. 6), das den Fund von 6 Galaxien mit 9 < z < 11, 7 mit 11 < z < 15 und zwei über 15 beschreibt, wobei der zweite Kandidat aber problematisch ist. Die Masse des besseren wird diesmal auf grob 100 Mio. Sonnenmassen geschätzt, mit dem Großteil der Sternbildung in den letzten 20 Mio. Jahren. Gleich 88 Galaxien-Kandidaten mit z > 11 in derselben Gegend vermeldet derweil das Paper „First Batch of Candidate Galaxies at Redshifts 11 to 20 Revealed by the James Webb Space Telescope Early Release Observations“, das sich auch das – automatisch mit aufgenommene – parallele NIRCam-Feld neben dem Galaxienhaufen angeschaut hat, wo dessen Galaxien und Intra-Haufen-Licht weniger stören. Für jene Galaxien, die sich auch bei 2.0 µm noch unsichtbar machen, werden Rotverschiebungen überwiegend zwischen 14.2 und 20.6 angegeben: Letzteres wäre 160 bis 180 Mio. Jahre nach dem Urknall. [17:25 MESZ]

In dieses Diagramm sind einige der neuen Kandidaten eingetragen, aber Vorsicht: Hier wird genau ein spezifisches kosmologisches Modell verwendet, das wegen der berühmten Hubble Tension nicht als das letzte Wort gelten kann, insbesondere variiert die Lookback-Zeit erheblich mit der Hubble-Konstanten, während die Zeit nach dem Urknall relativ und v.a. in absoluten Jahrmillionen weniger unsicher ist. Weitere Hoch-z-Papers diese Woche: „A Candidate z ~ 14 Galaxy in Early JWST CEERS Imaging“ (z~14.3 mit Vorbehalten; starke Sternbildung und mittlere Masse), „Discovery and properties of ultra-high redshift galaxies (9<z<12) in the JWST ERO SMACS 0723 Field" (vier neue Kandidaten bis z~11.5, letzterer eine Zwerggalaxie mit knapp 100 Mio. Sonnenmassen), „Physical characterization of F090W-dropout galaxies“ (ein Kandidat mit z~10.0) und „A very early onset of massive galaxy formation“ (sieben Galaxien mit großen Massen mit 7.5 < z < 11). zu der Jagd nach dem größten z auch Scherzchen hier, hier und hier und vorsichtige Meinungen hier und hier. [18:10 MESZ]

Ein Ausschnitt aus einer Fan-Verarbeitung eines NIRCam-Bildes der Umgebung der Zwerggalaxie Wolf–Lundmark–Melotte, gleich noch eine und Bilder von CEERS ganz groß dargestellt. Zu Galaxien mit z < 10 – in der Webb-Ära schon fast 'nahe' – gibt es auch jede Menge Papers: „Finding Peas in the Early Universe with JWST“ (Spektren von drei Galaxien mit z~8 erinnern an die ‚Green Peas‘ im nahen Kosmos), „The chemical enrichment in the early Universe as probed by JWST via direct metallicity measurements at z~8“, „Stellar masses and mass-to-light ratio of z>7 galaxies“ (größere Vielfalt als erwartet), „Rest-frame UV-optical properties of galaxies at 7 < z < 9", „Confirmation of Lensed z⩾7 Lyman-Break Galaxies Behind the Abell 2744 Cluster“, „JWST/NIRCam Observations of Stars and HII Regions in z≃6−8 Galaxies: Properties of Star Forming Complexes on 150 pc Scales“ (ein Großteil der Sternmasse steckt in geklumpten Entstehungs-Gebieten), „Serendipitous Discovery of a Strong [O III]/Hα Emitter at z=6.11“, „The Physical Conditions of Emission-Line Galaxies at Cosmic Dawn“ (mit z > 5) und „An Extremely Magnified Blue Supergiant Star at Redshift 2.65“, dem gleich zwei Gravitationslinsen halfen.

Ein Video mit vielen Details zum Commissioning des JWST-Instruments MIRI – auch die Papers „JWST/MIRI coronagraphic performances as measured on-sky“, „Early results from GLASS-JWST. II: NIRCam extra-galactic imaging and photometric catalog“ und „The JWST Early Release Observations“ mit der Wissenschaft hinter den am 12. Juli präsentierten ersten Bildern, die derzeit auch riesengroß in Heidelberg zu sehen sind, ein langer Press Release über das CECILIA-Projekt mit Webb nebst kurzem Thread dazu und Artikel zu den Hoch-z-Kandidaten und anderen JWST-Aspekten hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [19:00 MESZ] Und hier.

Hubble kann auch noch Pretty Pictures: die Aktive Galaxie SDSS J162558.14+435746.4 vor SDSS J162557.25+435743.5, wobei dem ACS-Bild bei 606 nm auch viele Bilder des 4-m-Teleskops auf dem CTIO und der SDSS beigemischt wurden. Auch das Roman Space Telescope als größte Herausforderung für den neuen Astrophysik-Direktor der NASA, eine neue Version der Web-App zur Visualisierung von Gaias DR3, bestimmter Aspekte jedenfalls – und ein Interview zu Erkenntnissen aus der Mission bisher.

Eine Gesamtkarte der Wasserstoff-Häufigkeit auf der Mondoberfläche (je gelber desto mehr, Maximum 117 ppm) aus dem Paper „Global Hydrogen Abundances on the Lunar Surface“, die auf Daten des Lunar Prospector aus den späten 1990-er Jahren basiert, das Paper „Thermal and Illumination Environments of Lunar Pits and Caves: Models and Observations From the Diviner Lunar Radiometer Experiment“ aufgrund von Daten des Diviner auf dem Lunar Reconnaissance Orbiter – und die ESA-Mission EarthCARE nimmt Form an.

Ein spannendes JPL-Programm zum kommenden 10. Jahrestag der Landung von Curiosity auf dem Mars und was dieser Rover seither geschafft hat – sein Durchhalten war auch ein wesentlicher Grund für eine neue Architektur der Mars Sample Return Mission, die heute auf einer Telecon vorgestellt wurde, welche hier live getweetet wurde: Percy soll selbst zum Abhol-Lander fahren, wobei zwei Helikopter zur Not beim Proben-Abliefern helfen können, ein weiterer Rover wird nicht benötigt [NACHTRAG: weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier]. Auch eine UV-Animation des Mars von Hope, Erinnerungen an 25 Jahre Mars Pathfinder – und die NASA sucht Alternativen für JANUS nach dem Startverbot für Psyche.

Bei ihrem ersten Start hat heute eine chinesische Zhongke-1 alias ZK-1 alias Lijian-1 sechs Satelliten inden Orbit gebracht: Artikel hier, hier, hier, hier und hier [NACHTRAG: und hier und hier]. Der ist Tianzhou-3 planmäßig versenkt worden (mehr), während der unkontrollierte Reentry der Langer Marsch 5 nach dem Wentian-Start gemäß Berechnungen hier derzeit am 31. Juli um 1:12 MESZ ±16 Stunden erwartet wird: Erläuterungen dazu, Grafiken hier und früher und Artikel hier, hier und hier [NACHTRAG: andere Vorhersagen zum Reentry gibt es hier, hier und hier, mit Updates].

So stellt sich Russland seine nächste Raumstation ROS vor, die Ende des Jahrzehnts auf einer polaren Umlaufbahn gebaut werden und nur zeitweise bewohnt sein soll, wie gestern ausführlich erläutert wurde: eine Zusammenfassung auf Englisch und Artikel im Kontext hier und hier. Und wenn es losgeht, wird die ISS verlassen, hat man gegenüber den USA versichert, und nicht früher. Mehr steckte auch nicht hinter der Aussage des neuen Roskosmos-Chefs gestern, dass der Ausstieg aus der ISS längst beschlossen sei, was auch schon früher mehrfach betont wurde [NACHTRAG: und daher auch den ESA DG nicht überrascht hat]: mehr oder weniger verständige Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein missratener Aufmacher (Borisov kritisch falsch übersetzt) und Scherzchen drüber. Ansonsten ein Zeitraffer und Fotos hier und hier von der EVA der Crew 4, der Ärger mit Crew 5, ein Neuer bei Crew 6 – und jede Menge Apollo-11-Memorabilia wurden versteigert, nur für den berühmten Stift wurde zu wenig geboten: Artikel hier, hier, hier und hier. [21:45 MESZ – Ende]

Allgemeines Live-Blog vom 22. bis 26. Juli 2022

22. Juli 2022

26. Juli

Leuchtende Nachtwolken von der ISS aus aufgenommen am 12. Juli vom Crew-4-Mitglied Bob Hines, der sich auch – aus dem Orbit! – auch an einer angeregten Diskussion über solche Fotos beteiligt. Auch eine Sammlung NLCs aus dem Orbit von 2003 bis 2016 und was danach noch reinkam. NLCs über Deutschland hat es ordentliche in der Nacht 24./25. Juli gegeben: mehr Bilder dieses Bloggers hier, hier und früher sowie live getweete Handy-Bilder von 3:50, 4:00, 4:10, 4:25 und 4:30 MESZ. Bilder aus der Nähe gibt es hier und hier (alle paar Minuten, dieses z.B.) und von weiter weg hier (alle 10 Minuten), hier, hier, hier, hier, hier und hier – und aus der Nacht 23./24. Juli (alle 10 Minuten, dieses z.B.), hier (alle paar Minuten), hier, hier, hier, hier, hier und hier. [0:00 MESZ]

Lichtkurven der viel beachteten Supernova 2022hrs in NGC 4647 über 100 Tage: Die unterste ist im B-Band, die 2. und 3. von unten ungefiltert bzw. V, wo sie bei 15.6 angekommen ist. Auch die Bergung der Ballon-Nutzlast XL-Calibur, die es vom Schweden bis nach Nordost-Kanada geschafft hatte, die aktuelle Lage auf dem Kitt Peak nach dem Waldbrand (in einem Update vom 21.7.), die vollständige Freischaltung der „Archives of Photographic Plates for Astronomical USE“ (APPLAUSE) mit hunderttausend digitalisierten Platten, Simulationen in Vorbereitung des SKA, das australische Huntsman Telescope aus 10 Teleobjektiven – und der Gravitational-wave Optical Transient Observer (GOTO) mit zwei optischen Teleskopen auf La Palma & in Australien soll 2023 die Arbeit aufnehmen: weitere Press Releases hier, hier und hier und Artikel hier und hier. [2:35 MESZ]

Die abnehmende Mondsichel über der gerade aufgegangenen Venus: Dieses Bild einer Webcam in Hagen von 3:56 MESZ und ein Vorgänger 2 Minuten früher sind die einzigen, die diese nette Konstellation zeigen, die sich in Bochum komplett versteckte. Wo das dann noch weitere Paar einen Tag und zwei Tage vorher (mehr und mehr) bestens zu sehen gewesen war. [4:45 MESZ] Bilder der heutigen Mond-Venus-Konjunktion aus aller Welt hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, die Venus am 23. Juli, der Mars vorgestern und am 22. Juli, der Jupiter vorgestern (mehr, mehr, mehr und mehr), am 23. Juli und 22. Juli (mehr und mehr), ein streifender Schatten-Durchgang Callistos gestern (mehr und mehr), ein Video zum Jupiter 2022, der Saturn vorgestern, am 22. Juli superscharf in Peru (Erläuterungen und eine Aufzeichnung des Live-Streams, der gestackt wurde) und 20. Juli – und Vorträge zu den Ringen und Monden von Frank Spahn.

So sieht ein 4-Meter-Teleskop den hellen Stern Arktur, wenn es mit einer extra-empfindlichen Kamera – in diesem Fall der Dark Energy Camera am Blanco-Telescope auf dem Cerro Tololo Inter-American Observatory den Himmel durchmustert und leicht geblendet wird: Auch andere Großteleskope sehen dann erstaunliche Artefakte. Ferner der Himmel live mit einem Nachtsichtgerät hinter einem kurzbrennweitigen 6-cm-Refraktor: Es ist eins der 10’000-Euro-Klasse, dessen First Light hier erhalten ist und von dem es hier einen Test gibt. Sodann eine viel beachtete Feuerkugel über v.a. Texas gestern (ein Video und Artikel hier und hier) und eine zwei Tage früher und die Kometen 73P/SW3 am 23. Juli mit einem mutmaßlichen abgebrochenen Teil, C/2022 E3 (ZTF) vorgestern und am 23. Juli (animiert; mehr) und C/2017 K2 (PANSTARRS) vorgestern (mehr) und am 23. Juli und 22. Juli. [20:30 MESZ]

PANSTARRS gestern vor einem Emissionsnebel im Schlangenträger, ein 12-Zoll-Bild von Gerald Rhemann – auch Bilder von heute mit einem eVs und dem 23. Juli (auch u.a. eins vom ZTF) und ein Zeitraffer vom 22. Juli. Ferner Sonnen-Aktivitäts-Updates (auch mit etwas Aurora in der Folge) von 19:48 und 17:47 MESZ heute, 14:44 und 14:11 MESZ gestern, 23:21, 13:21, 13:10, 6:12 und 5:17 MESZ vorgestern und 21:00, 20:25, 20:05, 19:39, 19:32, 12:59, 12:48, 10:42, 8:57, 5:15, 5:12, 5:08, 4:56, 4:51, 4:48, 4:46, 4:36, 3:34 und 3:16 MESZ am 23. Juli, die Sonne heute (mehr), gestern, vorgestern (mehr) und am 23. Juli (mehr, mehr und mehr) – und Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung am Grand Canyon, wo das tatsächlich nötig sein könnte. [23:05 MESZ – Ende]


24. Juli

Webb gegen Hubble: Galaxien schon viel früher wie heute?

Der Galaxienhaufen aus den Early Release Observations des JWST („Eine betont krasse Weiterverarbeitung …“) erweist sich als unerschöpflicher Quell für die Astrophysik – und scheint schon nach Tagen das Bild der Galaxien-Evolution, das die berühmten Deep Fields des HST gezeichnet hatten, in Frage zu stellen: hier Schlüssel-Illustrationen aus dem Paper „First Rest-frame Optical Observations of Galaxy Structure at z>3 with JWST in the SMACS 0723 Field“. Oben wurden mehrere hundert fernere Galaxien im Bild – die mit dem Haufen gar nichts zu tun haben – aufgrund ihrer photometrischen Rotverschiebung in drei Bins gepackt, darunter ist der Anteil von kugeligen und scheibenförmigen (was auch Spiralen einschließt) Galaxien in den drei Entfernungs- = Alters-Gruppen aufgetragen, von Webb wie auch von Hubble aus den CANDELS-Himmelsfeldern. Für das optische Weltraum-Teleskop, das nur bis 1.6 µm gucken und Galaxien nur bis z~2.5 sauber klassifizieren kann, hatte der Anteil beider Galaxientypen mit steigender Rotverschiebung rasant abgenommen, während – hier nicht gezeigt – der Anteil pekuliärer Galaxien bis auf über 40% stieg. Für Webb fällt er dagegen, auf 20% bei z=4.5, während die kugel- und scheibenförmigen dann jeweils rund 40% erreichen. Fazit: Die „frühen Galaxien haben eine normalere Morphologie als erwartet“, und es könnte mithin sein, dass sich unsere Milchstraße die letzten gut 10 Mrd. Jahre kaum verändert hat.

Und hier, aus demselben Paper, fünf Galaxien mit steigender Rotverschiebung: jeweils ihr Anblick für Hubble bei 1.6 µm, ihr „wahres“ Bild von Webb (in derjenigen Wellenlänge, die ihren Anblick bei Rotverschiebung Null wiedergibt) und Falschfarbbilder Webbs von 2.8 bis 4.4 µm: Hubble kann bei Galaxien mit z>3 nur noch deren UV-Emission erkennen, die – wie nun Webb gezeigt hat – auch bei ’normalen‘ Galaxien oft ein klumpiges, pekuliäres Bild vorgaukelt. Offenbar hat sich die „Hubble-Sequenz“, die berühmte ‚Stimmgabel‘ der Galaxien-Typen mit den Armen Ellipsen und Spiralen schon früh in der kosmischen Geschichte herausgebildet: wie sich nun abzeichnet bei Rotverschiebungen um 6. Und Verschmelzungen von Galaxien untereinander spielten womöglich eine geringere Rolle als bisher gedacht. Auch das Paper „Rest-frame near-infrared sizes of galaxies at cosmic noon: objects in JWST’s mirror are smaller than they appeared“ revidiert das Bild der frühen Galaxien, diesmal mit Webb-Beobachtungen über tausend Exemplaren im CEERS-Feld – eine riesengroße Darstellung dieses Bildes in einem Visualisierungs-Lab – mit 1.0 < z < 2.5: Die sind bei 4.4 µm im Schnitt 8% kleiner als bei 1.5 µm, und bei den massereichstens (100 Mrd. Sonnen) beträgt der Unterschied sogar 25%. Ein offensichtlicher Grund für diesen Effekt wird in dem Paper nicht genannt.

Wieder zurück zu den besonders fernen Galaxien im Feld um den Galaxienhaufen: Hier haben sich die Papers „First look with JWST spectroscopy: z∼8 galaxies resemble local analogues“ und „A first look at the SMACS0723 JWST ERO: spectroscopic redshifts, stellar masses and star-formation histories“ die Chemie der fernsten Galaxien mit NIRSpec angeschaut, die in der Epoche der Reionisation des Kosmos liegen. Oben ein Auszug aus dem Spektrum einer Galaxie mit z=7.66, unten Teile von fünfen von Galaxien mit 5.3 < z < 8.5: Sie entsprechen den Spektren bestimmter Galaxien in unserer Nähe mit ähnlich starken Emissionslinien, deren Metallizität bei 5-15 % des solaren Werts liegt und die bereits – und wie sich nun zeigt, korrekt – als Analogien zu z~8-Galaxien gesehen wurden. Bestimmte spektrale Details der Webb-Galaxien mit 7 < z < 9 deuten dabei auf ein sehr junge Sternpopulation hin: Der Großteil ihrer Sterne dürfte erst in den letzten 10 Mio. Jahren entstanden sein, wobei eine der Galaxien schon 1 Mrd. Sonnenmassen hat, keine 700 Mio. Jahre nach dem Urknall. Ansonsten gibt es noch das Paper „First JWST observations of a gravitational lens: Mass model of new multiple images with near-infrared observations of SMACS~J0723.3−7327“, das auf eine Hintergrund-Galaxie mit z > 7.5 gestoßen ist, von der der Linsen-Effekt des Haufens ein Bild um einen Faktor 10 heller macht. Die meisten anderen gelinsten Galaxien haben z < 3. [2:15 MESZ]

Genug der harten Astrophysik mit Webb, hier sind ein paar neue Pretty Pictures von Galaxien aus Bildern der Early Release Science: die wechselwirkenden Galaxien Arp 321 (S. Atkinson), die staubigen Arme der Galaxie IC 5333 von MIRI (2.1 bis 7.7 µm) über ein Hubble-Bild gelegt (J. Schmidt) und die Seyfert-2-Galaxie NGC 6552 mit MIRI 5.6µm (rot; der aktive Kern) auf Hubble WFPC2 814 nm gelegt (grün bis blau gemäß Intensität; Ö. Detre). Ferner ein Zufallstreffer von MIRI, eine Fan-Bearbeitung von Gum 31 (oft irrtümlich zum Carina-Nebel gezählt; auch im Vergleich mit der NASA), kosmologische Kurven zur Einordnung der fernsten Galaxien bzw. -Kandidaten (dazu auch ältere Papers hier und hier nebst einer Populär-Version davon), der scheidende JWST-Programm-Direktor in The Daily Show, ein längerer Chat über Webb und Supernovae, die Teile eins, zwei und drei einer Series des Herstellers und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [14:30 MESZ]

Der heutige Start des nächsten Moduls Wentian (mehr, mehr und mehr) für Chinas Raumstation: eine Live-Übertragung (los geht’s bei 3:32), Video-Clips hier, hier, hier hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, weitere Fotos und Video-Stills hier, hier, hier, hier und hier und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch die ISS nach der EVA, der schwierige Weg danach, die Vorbereitungen von Artemis I, Videos hier und hier eines weiteren SLS-Motor-Tests – und der lange Weg von Chandrayaan zu Artemis I.

Eine Graviationslinse zur Abwechslung mal wieder von Hubble, im System SGAS J143845+145407. Auch die Suche nach einer Rakete für Euclid, ein Foto von Phobos durch Tianwen-1 im Mars-Orbit (mehr, mehr, mehr und mehr), das Paper „Alignment of fractures on Bennu’s boulders indicative of rapid asteroid surface evolution“ nebst Press Release dazu, 50 Jahre Landsat – und ein interaktives Raketen-Exponat im KSC-Besucherzentrum. [15:25 MESZ]

2702 Starlink-Satelliten befinden sich derzeit im Erdorbit, nachdem vorgestern und soeben 99 weitere gestartet wurden: die Webcasts von vorgestern (auch der nebulöse Start daraus, Screenshots hier, hier und hier sowie Fotos von Aufstieg aus dem Nebel und der Video-Clip einer Mond-Passage, davon auch das Foto oben) und heute (der Start, ein Screenshot, ein alternativer Clip und die Landung sowie Fotos hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier) und eine frische Kette. [16:15 MESZ]

Eine krasse Gegenlicht-Aufnahme des heutigen Starlink-Starts – weitere interessante Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel von heute (mehr und mehr), gestern (mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr und mehr), dem 21. Juli (mehr) und 20. Juli.

Das neue Modul Wentian hat knapp neun Stunden nach dem Start bereits an Tianhe angedockt (man beachte die arbeitenden Düsen), während wie befürchtet die 21-tönnige Oberstufe unkontrolliert im Orbit verblieb: auch Bilder von unterwegs und nach dem Andocken, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier und TV-Clips über den Start, das Modul und das große Weltraum-Teleskop, dessen Start auf denselben Orbit weiter für Ende 2023 geplant ist – und ein scharfes Amateur-Bild der ISS von vorgestern. [22:45 MESZ. NACHTRAG: Vom Andocken Wentians Videos hier und hier – das Modul wurde bereits ‚betreten‘ (mehr, mehr und mehr), während die unkontrollierte Oberstufe gegen Ende des Monats abstürzen dürfte (mehr und mehr) … es geht schon abwärts]


22. Juli

Zwei Kometen, zwei Photographen, drei Bilder: oben C/2017 K2 (PANSTARRS) mit zwei Schweifen am 19. Juli von Michael Jäger insgesamt 45 Minuten mit 16 Zoll belichtet, darunter C/2022 E3 (ZTF) ebenfalls von Jäger am 19. Juli, 10 Minuten mit 16 Zoll – und unten der letztere Komet gestern 21 Minuten mit dem 1.82-m-Plaskett Telescope des Dominion Astrophysical Observatory in Kanada. [3:20 MESZ] PANSTARRS gestern (mehr), vorgestern (mehr) und am 19. Juli sowie eine Lichtkurve eines Einzelnen und ein Beobachtungs-Aufruf, ZTF vorgestern und HMP (mehr) und SW3 gestern.

Noch ein erfolgreicher Nachweis von Japetus vor der Saturnscheibe durch Bernd Gährken: Es ist der kleine dunkle Fleck im zweiten dunklen Streifen von unten, deutlich links der Mitte. Auch der Saturn gestern (mehr) und der Jupiter heute (eine beachtliche C11-Animation!) und gestern, etliche aktuelle Gesamtkarten, eine Karten-Animation, eine eingefärbte Version eines Jupiter-Fotos von 1891 mit gewaltigem GRF und das Paper „The Dynamical Viability of an Extended Jupiter Ring System“ nebst einem Press Release und einem Artikel dazu. [20:35 MESZ] Sonnen-Updates von 19:37, 19:29, 4:21 und 3:42 MESZ gestern und 21:53, 21:31, 13:02, 4:20, 3:10 und 0:59 MESZ gestern, die Sonne heute (mehr, mehr und mehr) und gestern (mehr, mehr und mehr), eine Supernova 16. Größe mit dem eVs, die Bewerbung von Armagh als Weltkulturerbe, das Rubin Observatory wird teurer, das Paper „Full-shape cosmology analysis of SDSS-III BOSS galaxy power spectrum using emulator-based halo model: a 5% determination of σ8 NOP“ nebst Press Release, der Abbruch der SOFIA-Beobachtungen in Neuseeland (auch eine Sendung mit der Maus zur fliegenden Sternwarte), die Vermarktung des dunklen Himmels im Nationalpark Eifel – und ein Nachruf auf den Bochumer Astronomen Wolfhard Schlosser, der am 14. Juni mit 82 gestorben ist. [23:30 MESZ]

Eine Webb-Galaxie mit Rotverschiebung ca. 12.4?

21. Juli 2022

Dieser unscheinbare Blob auf NIRCam-Bildern des JWST sorgt gerade reihum für atemlose Schlagzeilen: Er wurde von zwei unabhängigen Arbeitsgruppen in Daten des Early Release Science-Programms „GLASS“ aufgespürt und ist zusammen mit einem weiteren Fund im selben kleinen Himmelsfeld Star der vorletzte Nacht gleichzeitig erschienenen Papers „Early results from GLASS-JWST. III: Galaxy candidates at z∼9-15“ und „Two Remarkably Luminous Galaxy Candidates at z ≈ 11 − 13 Revealed by JWST“ – hier wurde er von Gabriel Brammer als Nah-Infrarot-Falschfarben-Bild dargestellt.

Darin erscheint das Objekt „knallrot“, weil es auf den NIRCam-Bildern – es waren sieben Aufnahmen von 900 nm bis 4.4 µm gemacht worden – erst ab 2 µm schlagartig zu sehen ist, dann konstant stark, aber bei kürzeren Wellenlängen komplett fehlt: Hier aus beiden Papers die komplette Bilder-Serie bzw. der kritische Übergang.

Und hier die Auswertung durch die beiden Teams, die das Objekt „GHZ2“ bzw. „GLASS-z13“ oder „GL-z13“ nennen: Beide sind sich sehr sicher, dass es nur eine extrem weit entfernte Galaxie sein kann, deren Licht unterhalb einer bestimmten Wellenlänge komplett durch intergalaktischen neutralen Wasserstoff absorbiert wird, wie einer der Autoren in diesem Thread erläutert – andere plausible Erklärungen für den „Dropp-Off“ im Spektrum, exotische völlig andere Objekte mit ähnlichem Spektrum etwa, können sie nicht erkennen. Oben und darunter sind aus beiden Papers Magnituden aus den Bildern gegen die Wellenlänge in Ångström bzw. der Fluss gegen die Wellenlänge aufgetragen, jeweils unterlegt mit typischen Galaxienspektren mit Kante, und im kleinen Bild oben bzw. der Grafik unten die Ableitungen der Rotverschiebung des Objekts aus dem Dropp-Off: ziemlich scharfe ~12.3 durch die eine bzw. mit zwei verschiedenen Methoden 12.4±0.2 und 13.1±0.8 durch die andere Gruppe.

Gemäß dem Cosmology Calculator sehen wir die Galaxie 350±25 Mio. Jahre nach dem Urknall (die Zahl variiert mit der genauen Rotverschiebung wie auch dem Wert der Hubble-Konstanten nur wenig) – wenn die Rotverschiebung denn stimmt: Sie ist ja allein photometrisch aus wenigen Bildern abgeleitet worden, ein Spektrum mit womöglich identifizierbaren Linien gar gibt es bisher nicht. Das ist bei den beiden aktuellen Rekordhaltern in Sachen z anders: Die 11.1 von GNz11 gelten als spektroskopisch gut abgesichert, die 13.3 von HD1 sind eher photometrisch, haben aber auch ein spektroskopisches Indiz. Ob GHZ2/GL-z13 einen neuen Rekord aufgestellt haben mag, bleibt vorerst Interpretations-Sache. In dieser Grafik ist jedenfalls die Absoluthelligkeit im UV gegen die Rotverschiebung von bekannten Galaxien aus der ersten Jahrmilliarde des Universums aufgetragen: Der neue Kandidat unten rechts wie auch der zweite Fund GHZ1 alias GL-z11 beider Gruppen mit einer photometrischen Rotverschiebung von ~10.6 (und leicht länglicher Gestalt, im Gegensatz zum rundlich erscheinenden GHZ2) liegen in einem neuen Parameter-Bereich, fern und nicht besonders hell. Aber dass sie überhaupt gleich im allerersten kleinen von Webb untersuchten Himmelsfeld gefunden wurden, könnte auf eine deutlich größere Galaxienzahl im ganz jungen Universum hindeuten als aktuelle Modelle erwarten lassen – Webb könnte eine Menge zu sehen bekommen. Und tatsächlich sind im selben GLASS-Feld auch noch fünf weitere Fern-Galaxien-Kandidaten mit – teilweise allerdings widersprüchlichen – Rotverschiebungs-Abschätzungen von 9 bis 11 gefunden worden. [20:00 MESZ]

Eine betont krasse Weiterverarbeitung des NIRCam-Bildes des linsenden Galaxienhaufens ohne wissenschaftlichen Anspruch (eine weniger verrückte) – und trotzdem nützlich: Das Intra-Cluster-Licht von Sternen, die bei Wechselwirkungen der Haufen-Galaxien untereinander aus diesen gerissen wurden und nun durch den Haufen driften, tritt hier dunkelblau hervor. Und es wird deutlich, dass ein über interessante Substrukturen verfügt, auf die bereits das Paper „Unscrambling the lensed galaxies in JWST images behind SMACS0723“ hingewiesen hatte, mit Bogenstrukturen an den Enden: Wie das ICL mit der Verteilung der Dunklen Materie korrespondiert, die sich wiederum über den Linsen-Effekt verrät, wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein: Dieses Paper identifizierte 14 neue Linsen-Systeme mit zusammen 42 produzierten Bildern (zusätzlich zu den bereits von Hubble gefundenen fünf Linsen) und kann alles durch ein Modell der Massenverteilung im Haufen erklären (die natürlich von dessen fetter Zentralgalaxie dominiert wird): Dieser hat eine Rotverschiebung von 0.39, während die gelinsten Galaxien oft etwa 1.5 aber zuweilen 5 bis 7 haben. Das Paper „Precision modeling of JWST’s first cluster lens SMACSJ0723.3-7327“ fand sogar 16 neue Linsensysteme: Eine Hintergrund-Galaxie an genau dem richtigen Ort würde nicht nur stark verzerrt sondern auch um bis zu einem Faktor 1000 heller gemacht. Nicht ‚künstlich‘ aufgehellt wurden übrigens die fernsten bereits in Haufennähe von Webb gefundenen Galaxien (mit spektroskopischen Rotverschiebungen bis 8.5) und maximal um einen Faktor 2 drei besondere Galaxien im selben Bild, die das Paper „Properties of the submillimeter galaxies revealed by JWST and ALMA in SMACS 0723 galaxy cluster“ beschreibt: Submillimeter-Galaxien mit Rotverschiebungen von 0.8 bis 2.1. [21:00 MESZ]

Der Randbereich des Kugelsternhaufens Messier 92, von Judy Schmidt aus NIRCam-Bildern in vier Wellenlängen von 900 nm bis 4.4 µm erzeugt: auch ein anderes Feld in der Nähe und das gesamte M-92-Pakete in anderer Fan-Verarbeitung; das Zentrum des Haufens fehlt. Und hier, hier und hier ein paar Details aus dem JWST-Early Release Science-Programm CEERS – auf dessen NIRCam-Bildern eine der anfangs genannten Gruppen übrigens gleich noch drei weitere Galaxienkandidaten mit hohen photometrischen Rotverschiebungen gefunden hatte und wo offenbar noch mehr wartet. [21:35 MESZ]

Die Spiralgalaxie Messier 74, wie sie MIRI mit 7.7, 10 und 11 µm sieht: hinter dem Bild ein Falschfarben-Komposit in voller Auflösung, auf dem besonders filamentäre Strukturen durch Staub und PAHs auffallen. Auch eine interaktive Version dieser Daten, weitere M-74-Verarbeitungen hier und hier, ein Fan-Experiment mit Stephan’s Quintet – und wieviele Gaia-Sterne hinter Webbs Bildern liegen. Und eine Sneak-Preview eines Exoplaneten-Spektrums mit scharfen Absorptions-Linien und viel Wasser sowie Lichtkurven von TESS für Webbs Exoplaneten der Early Release Science. [21:50 MESZ]

Eine besonders gute Verarbeitung des hier schon viermal präsentierten Webb-Jupiters, der während Nachführ-Tests am 28. Juni aufgenommen worden war: Nun sieht man auch einiges Detail in der hellen Äquatorzone, die bei anderen oft ausgebrannt ist. Auch besonders krasse Jupiter-Verarbeitung [NACHTRAG: eine besondere Betonung des Rings], das Tracking eines Aten-Asteroiden, wie das JWST widerstandsfähig gemacht wurde, der NASA-Wissenschafts-Chef in Schrift und Wort (auch ein Transkript u.a.), JWST-Pläne in Innsbruck, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Web-TV– und ein Radio-Beitrag. Und die NASA hat den Start-Vertrag für das Roman Space Telescope vergeben, für eine Falcon Heavy, 2026 oder 2027 (auch ein Interview und Artikel hier und hier) – plus Tests mit XRISM, einem Röntgen-Satelliten von JAXA, NASA & ESA. [22:10 MESZ]

Die Ius und Tithonium Chasmata, Teil der Valles Marineris, aufgenommen vom Mars Express – ja, den gibt es noch – am 21. April: Auflösung 25 Meter pro Pixel. Auch die weitere Planung der Mars Sample Return Mission von NASA und ESA, wo es nun um die Technik der Proben-Abholung geht, eine kuriose private Mars-Mission, die weiterhin unklare Zukunft des ExoMars-Rovers, die Papers „The Geophysical Environment of (486958) Arrokoth—A Small Kuiper Belt Object Explored by New Horizons“ und „High-Resolution Thermophysical Analysis of the OSIRIS-REx Sample Site and Three Other Regions of Interest on Bennu“, die Untersuchung der Psyche-Krise, die bis zur Absage der Mission führen könnte, und JUICE und EarthCARE im Test. Ferner die Mond-Mission der VAE auf Kurs, Luna 25 eher nicht, schon wieder eine NASA-Mond-Mission mit privaten Partnern, während VIPER verschoben wurde, und wie die Roboter auf dem Ätna Training für die Monderkundung betrieben und Buzz Aldrins Mond-Memorabilia unter den Hammer kommen. Und auf einer Telecon gestern wurde der 29. August als frühest-möglicher Startermin von Artemis I genannt: Live-Tweet-Threads hier, hier, hier, hier und hier, ein NASA Release, Updates vom 15.7. und 8.7. und Artikel von gestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und dem 8. Juli.

In diesen Minuten geht eine russisch-europäische EVA zuende, mit Artemyev & Cristoforetti, die mit der Freilassung zahlreicher Mini-Satelliten begann (mehr) und gegen den Widerstand der Spacewalker beendet wurde: NASA-Updates von 17:09 und 15:40 MESZ heute und 19:25 MESZ gestern, die komplette EVA und weitere Screenshots. Auch eine Vorschau auf die Mission Crew 5 [NACHTRAG: inklusive eines Zwischenfalls mit der Rakete des Dragon], warum sich ein Cygnus verspätet, der Abbruch eines Starlink-Starts bei t-46 Sekunden, die Highlights der Vega-C-Premiere, die Starts von Isar Aerospace in Französisch Guyana, die Eröffnung des DLR-Observatoriums für Raumschrott (mehr, mehr und mehr) – und dann waren da noch kuriose Lichterscheinungen in China, die einen militärischen Hintergrund haben könnten. [23:55 MESZ – Ende. NACHTRAG: ein NASA-Update von 0:04 MESZ am 22. Juli und Artikel hier, hier und hier zum Abschluss der EVA]

Allgemeines Live-Blog vom 16. bis 20. Juli 2022

16. Juli 2022

20. Juli

Heute ist der erste (UN-)amtliche „International Moon Day“

Darauf zwei Mond-Fotos dieses Bloggers von gestern und heute früh, mit minimalem Aufwand: Letzten Dezember haben die Vereinten Nationen unter Punkt 13 der Resolution „International cooperation in the peaceful uses of outer space“ (Seite 4) den 20. Juli zum International Moon Day erklärt, zur Erinnerung an die Landung von Apollo 11 und „to raise public awareness about sustainable Moon exploration and utilization“. (Der „Space Exploration Day“ am selben Datum ist dagegen primär ein amerikanisches Ding, auch wenn das BMBF heute von einem „Tag der Weltraumforschung“ spricht.) Auch der Jupiter – an dem der Mond an den letzten drei Tagen vorbei zog – vorgestern hier bzw. hier. Und den Japetus vor der Saturn-Scheibe gibt es anmiert aus Puerto Rico und in Fotos aus Europa hier (früher und noch früher) und hier (eine frühere Version). [16:55 MESZ]

Nochmal Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) bei Messier 10, am 17. Juli von Michael Jäger 30 Minuten mit 11 Zoll aufgenommen: auch Bilder von gestern, dem 17. Juli (mehr), 16. Juli (mehr und mehr) und 15. Juli (im Detail), wieder ein Asteroiden-Mond bei einer Sternbedeckung entdeckt, diesmal von (172376) 2002 YE_25 (zwei Lichtkurven hier und hier aus diesem Archiv), warum Meteoriten ständig teurer werden und die Tageslänge der Erde schwankt, die Venus am 14. Juli, NLC in der Nach 18./19. Juli (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr – und warum viele Tiere kein künstliches Licht mögen.

Ein neues Instrument überwacht seit einem knappen Monat die Sonne im UV: SUVI auf dem US-Wettersatelliten GOES-18, hier eine Auswahl seiner Wellenlängen. Auch der Satellit ‚Traceable Radiometry Underpinning Terrestrial- and Helio-Studies‘ alias TRUTHS, der aber erst 2030 starten soll – und weitere Bilder der viel beachteten Protuberanz hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [20:45 MESZ] Sonnen-Updates von 17:00, 3:08 und 3:00 MESZ heute, 12:54 MESZ gestern und 14:02, 3:57 und 2:52 MESZ vorgestern, die Sonne heute (mehr), gestern (mehr, mehr und mehr) und vorgestern (mehr, mehr und mehr), das neuartige ‚eMuseum‘ Himmelswege, deutsche Schüler mit Faulkes-Teleskopen erfolgreich, das Instrument GHOST für Gemini Süd, die fliegende Sternwarte SOFIA in Neuseeland beschädigt – und der Astro-Ballon XL-Calibur ist gelandet: die Nutzlast am Boden und die zurückgelegte Strecke von Schweden bis Kanada. [23:55 MESZ – Ende. NACHTRAG: die wohlbehalten geborgene Nutzlast von Sunrise III nach dem Flug-Abbruch – und die MPS-Meldung zum Auffinden wurde ergänzt]


18. Juli

Webb auf der Spur von Galaxien mit Rotverschiebung > 11

Die bekannten Objekte mit den höchsten Rotverschiebungen derzeit, die auf Spektren (und nicht nur Photometrie) basieren, sind die 2016 publizierte Galaxie GN-z11 mit z=11.1 und die beiden Kandidaten HD1 und HD2 von diesem Frühjahr mit vermutetem z ∼ 12–13 (wobei es aber auch nur z~4 sein könnte) – aber das JWST könnte diese Grenzen bald durchbrechen! Wie soeben verlautete, hat der neue IR-Wunder-Satellit schon jetzt „an exciting number of high-redshift candidates, with some reaching z ~ 11 (and higher!)“ aufgespürt, auch wenn wegen „the nascent nature of our data we have several remaining tests to perform“. Jedenfalls hat Webb schon mal eine bekannte z~9-Galaxie mit der NIRCam in weniger als einer Stunde und in Farbe abgelichtet, an der sich Hubble und Spitzer einen abgebrochen hatten: Sie erscheint nun sehr auffällig.

Weitere Testbilder der Instrumente Webbs sind ebenfalls aufgetaucht: hier das bereits aus dem Frühjahr bekannte Feld („Ein genauerer Blick auf das MIRI-Testbild …“), nun aber in Farbe aus MIRI-Aufnahmen bei 5.6 und 7.7 µm – und es gibt noch viele Commissioning-Aufnahmen mehr zu sehen. Warum die Point Spread Function von MIRI ganz anders als die der NIRCam aussieht, obwohl doch beide durch das selbe Teleskop schauen, wird ausgiebig in diesem Thread erklärt: Es kommen – bei den kürzeren Wellenlängen – zusätzliche Streu- und Beugungseffekte im IR-Detektor selbst dazu. [2:05 MESZ]

Und es geht immer weiter: die Spiralgalaxie Messier 74 aus MIRI-Aufnahmen mit 7.7, 10 und 11.3 µm Wellenlänge. Und CEERS hat sich auch ’nähere‘ Galaxien angeschaut: ein verschmelzendes Paar bei 1.5 µm, das schon Hubble kannte. [4:30 MESZ] Eine weitere Verarbeitung der M-74-Daten, eine Überblendung mit einem Bild im Sichtbaren und weitere Kommentare dazu hier, hier und hier. [14:40 MESZ]

Die Galaxie NGC 7496 aus NIRCam- und MIRI-Bildern kombiniert: auch eine Kombination von JWST und HST für diese Galaxie, ein Kombination von JWST und vielen anderen Quellen für Stephan’s Quintet, die sogenannten JWST-Rohbilder der ‚Klippen‘ in Gum 31 interaktiv ins WWT eingebaut, ein LSU Release mit Experten-Meinungen zu den ERO-Bildern und deren Präsentation in ganz groß auf dem Times Square animiert.

Und abermals Messier 74: diesmal zusammengesetzt aus Hubble-Aufnahmen bei 435 und 814 nm und einem MIRI-Bild bei 7.7 µm. Auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie welche hier und hier, hier zu dem Mikrometeoriten-Treffer auf den Hauptspiegel, dessen minimaler ‚Impakt‘ auf die Mission z.B. hier, hier, hier und hier klargestellt wird. Auch eine Verschiebung des Mond-Rovers VIPER auf frühestens Ende 2024, mehr Percy-Müll auf dem Mars – und die abrupte Absage der ESA-PK „The way forward to Mars“, in der übermorgen über die Rettung des ExoMars-Rovers informiert werden sollte: Vor November will man gar nichts mehr sagen …

Nach dem 31. Falcon-Start des Jahres – soviele wie sonst in einem Jahr stattfinden – mit weiteren 53 sind gemäß der ewigen Statistik derzeit 2603 Starlink-Satelliten im Orbit: der Webcast, daraus Start und Physik-Effekte, Fotos aus der Nähe (mehr) und aus der Ferne (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), ein fernes Video und Artikel hier (früher), hier, hier, hier, hier und hier.

Die Langer Marsch 5B Y3 mit dem Modul Wentian für Chinas Raumstation nach dem Roll-Out – viele Bilder in diesem Thread und hier – auf der Startrampe: Zuvor war Tianzhou-3 von der Station abgekoppelt worden, hier und hier weitere Bilder davon. Und mit dem jüngsten Cargo Dragon sind zwei Faser-Fertigungs-Experimente auf die ISS gekommen, während in Goddard das Integrated Laser Communications Relay Demonstration Low-Earth Orbit User Modem and Amplifier Terminal alias ILLUMA-T für den Start dahin vorbereitet wird. [23:30 MESZ]


17. Juli

Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) vorgestern Abend beim Kugelsternhaufen Messier 10 im Schlangenträger, von Gerald Rhemann remote mit einem 12-Zöller in Namibia mit 33 Minuten Gesamt-Belichtungszeit aufgenommen: Zu sehen sind der Staubschweif nach oben und ein kurzer Gasschweif Richtung Sternhaufen. Weitere Bilder von heute, gestern (mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr [alt.], mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und dem 14. Juli. [1:30 MESZ]

Viele Gruppen auf der Sonnenscheibe heute (ein Teil um 15:41 MESZ) und gestern (alle um 3:29 MESZ; auch vier komplette Sonnen der letzten 2 1/2 Tage), dazwischen eine große Protuberanz gestern Nachmittag, die auch heute noch da ist. [16:35 MESZ] Und auch noch öfters auf bei den Aktivitäts-Updates von 16:02, 15:55, 13:51, 10:28, 3:42, 2:29 und 1:43 MESZ heute und 23:08, 20:53, 20:22, 18:19, 18:00, 17:59, 17:58, 17:27, 17:26, 16:02, 15:49, 15:40, 14:33, 13:56, 13:51, 10:36, 10:34, 5:22, 2:40 und 2:25 MESZ gestern auftritt – auch die weiße Sonne heute (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und vorgestern. [18:05 MESZ]

PANSTARRS bei Messier 10 gestern Abend von Michael Jäger mit 11 Zoll – weitere aktuelle Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch Details zur Feuerkugel über Ungarn, der Jupiter heute (mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und vorgestern, der Saturn gestern (und ein seltener Transit von Japetus in der heutigen Nacht) und der Mars vorgestern. Sowie NLC vergangene Nacht (mehr und mehr), eine langjährige Animation der Planeten von HR 8799, die Entdeckung von 40’000 Ringgalaxien – und der aktuell fahrende Astronomie-Ballon („Röntgenteleskop XL-Calibur …“) ist schon seit 5 Tagen unterwegs, manchmal bis 40.5 km hoch und in jetzt vielfach über Kanada gesichtet worden (mehr und mehr) und zuvor über Island: Bald wird gelandet. [22:35 MESZ. NACHTRAG: die Pariser Balkon-Planeten Jupiter und Saturn gestern als Roh-Videos und verarbeitet]


16. Juli

Immer neue Produkte vom JWST fluten die Sozialen Medien

Von oben ein MIRI-Falschfarbbild der Galaxie IC 5332 aus Aufnahmen von 7.7 bis 21 µm, der bereits erwähnte und nun offiziell gemeldete Supernova-Kandidat (der Lichtpunkt mit 24. Größe oberhalb der Bildmitte, der auf dem entsprechenden älteren Hubble-Bild fehlt), nochmal die Galaxie NGC 7496 (diesmal nur NIRCam und MIRI, es leuchten sowohl Sterne wie Staub [NACHTRAG: das Bild in voller Auflösung]), ein unbeschriftetes aber sehr sauberes Galaxien-Spektrum, in dem sich offenbar PAHs verraten, der Kugelsternhaufen Messier 92, für den auch schon ein Farben-Helligkeits-Diagramm erstellt wurde, die sehr rauscharme Lichtkurve eines Transits von WASP-39b vor seinem Stern (x-Achse Zeit in 0.05-Tagen, y-Achse Sternhelligkeit in 0.0025-Schritten markiert) – und der schon dreimal gezeigte NIRCam-2.12-µm-Jupiter vom 28. Juni [NACHTRAG: noch eine weitere Verarbeitung] zu einer Teilkarte ausgerollt und mit einer Gesamtkarte aus Aufnahmen von Amateuren aus demselben Zeitraum verglichen. A propos Amateure … da hat jemand in Südafrika ein Stück des Nebels Gum 31 aufgenommen, mit einem 20-cm-Teleskop (einem 203/2000 mm Aplanatic Flatfield Cassegrain) und durch SHO-Filter: Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick wie eine unschärfere Version des gefeierten Webb-Bildes aus. Auch ein Portrait eines JWST-Daten-Empfängers, ein Konzert-Auftritt der Webb-Bilder, eine originelle Montage, ein Scherzchen, 3 Minuten Webb als Aufmacher von This Week @ NASA, ein NASA-Podcast-Transkript, ein 50 Minuten langes Radio-Stück und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [20:30 MESZ]

Heute vor 28 Jahren traf das erste Fragment von Komet SL9 den Jupiter (einer von zahlreichen Berichten dieses Bloggers damals während eines Chile-Aufenthalts): In dieser Aufzeichnung einer NASA-PK im STScI kommt in der 49. Minute Heidi Hammel – aus dem Keller – hineingeschneit und zeigt ein Hubble-Bild mit Spuren des Impakts. Der Jupiter-Crash spielt auch in der JPL-Doku „Saving Galileo“ ab Minute 15 mit, die gerade online ging: Auf dem Weg zum Jupiter konnte die angeschlagene Sonde exklusiv einen späteren Impakt direkt sehen. Ferner der Mars-Stein „Ilha Novo Destino“, den gerade Curiosity besucht hat, wie ein Swarm-Satellit einer Kollision entkam, ein neuer Katalog von Trümmer-Wolken im Orbit nach Kollisionen, schon wieder ein neuer Zwischenfall dieser Art, ein chinesisches Drag-Sail-Experiment, der erste Eurostar Neo im Test, ein Start in China heute im Nebel (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr [NACHTRAG: und mehr]), die künftige Bedeutung der Vega C, die Nutzlast ROBI auf einer PSLV-Oberstufe, weitere Fortschritte mit der Ariane 6, wohin die Raketen-Entwicklung gehen könnte – und nach einem Jahr immer noch kein zweiter Passagier-Flug des SpaceShipTwo. [23:45 MESZ]

Hier startet der Cargo Dragon Nummer 25 zur ISS

16. Juli 2022

gestern früh MESZ bzw. in der Abenddämmerung des 14. Juli Ortszeit in Florida, was erwartungsgemäß wieder einmal zu einer tollen Show am halbdunklen Himmel führte, nachdem die Falcon 9 und ihre Ausgasungen bis ins Sonnenlicht gestiegen waren; angedockt werden soll heute gegen 17:20 MESZ: der Webcast vom Start bei NASA und SpaceX, daraus das Abheben [alt.], die Booster-Landung und das Aussetzen des Dragon [alt.], Videos vom Start aus der Ferne (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vom Staging (mehr) und den Lichteffekten am Himmel mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr und Fotos vom Start (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und von den Himmels-Effekten (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr).

Zur Fracht gehört insbesondere die hyperspektrale Earth Surface Mineral Dust Source Investigation EMIT, die an der ISS angebracht werden soll (mehr, mehr und mehr), der Drag De-Orbit Device CubeSat (D3) und der CubeSat Laser Infrared CrosslinK A (CLICK A). Dies war der 25. Start eines Crew Dragon im Rahmen der amerikanischen Commercial Resupply Services für die Raumstation, die vor knapp 10 Jahren begonnen hatten – der Cygnus startete weitere 17-mal, und bei beiden Vehikeln scheiterte jeweils ein Start: NASA Releases hier, hier und hier, Updates von 17:28 und 4:12 MESZ gestern, vorgestern und dem 13. Juli, Aufzeichnungen von Telecons nach und vor dem Start und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [1:45 MESZ]

Um 17:21 MESZ hat der Cargo Dragon an der ISS angedockt: der Anflug hier und zeitgerafft und die Ankunft – und die komplette Live-Übertragung. [17:25 MESZ] Und Hard Mate ist bestätigt: frühere NASA-Updates von 17:27 und 16:02 MESZ, auch die erste Müll-Entsorgung aus dem Bishop Airlock vor zwei Wochen (mehr, mehr und mehr), ein Vorschlag, Wissenschaftler auf die Station zu schicken, die Vermessung von Herzen auf der ISS mit smarter Sensorik, die Auswahl der nächsten ESA-Astronauten in der finalen Phase, der Start des zweiten Moduls zur chinesischen Raumstation – und die gegenseitige Mitnahme von Raumfahrern durch die USA & Russland zur ISS ist tatsächlich beschlossen, just während Russlands schriller Raumfahrt-Chef Rogozin gegangen wurde: Mitteilungen, Meldungen & Meinungen von gestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr), dem 13. Juli (mehr), 9. Juli (mehr, mehr, mehr und mehr) und 7. Juli (mehr). [17:35 MESZ – Ende]

Allgemeines Live-Blog vom 12. bis 16. Juli 2022

12. Juli 2022

16. Juli

Drei neue Bilder vom Webb, die nicht von der NASA kamen

oder von der ESA oder der CSA: oben ein Falschfarbenbild des Jupiter von einer Spezialistin für Satelliten-Bilder aus den schon von hier und hier bekannten NIRCam-Testaufnahmen für Sonnensystems-Objekte erstellt wurde, wobei der 2.1-µm-Kanal blau und der 3.2-µm-Kanal rot eingefärbt wurde (ob da rechts eine Art dünner Airglow über dem Planeten hängt oder das nur ein Artefakt ist, wird bereits hier und hier diskutiert), darunter der Planetarische Nebel NGC 6543 (mit einem Hubble-Bild von 375 bis 953 nm als blau bis grün und einem 5.6-µm-Bild von Webbs MIRI in rot) und unten die Galaxie 7496 mit einem Hubble-Bild von 275 bis 814 nm als blau bis rot und MIRI von 10 bis 21 µm in knallrot darüber. Und es gibt bereits die vermutlich ersten wissenschaftlichen Papers über echte JWST-Daten: Unscrambling the lensed galaxies in JWST images und Precision modeling of Webb’s first cluster lens befassen sich beide mit dem linsenden Galaxienhaufen. Auch was John Mather heute denkt, Artikel von gestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), dem 13. Juli (mehr) und 12. Juli (mehr), ein Radio-Stück von 13 Min. (Englisch) und 45 Min. Web TV (Deutsch) – und die NASA hat einen neuen Astrophysik-Direktor, Mark Clampin. [0:30 MESZ – Ende]


15. Juli

Ein NLC-Feld „auf der Flucht“ nach Westen heute früh über Bochum zwischen 3:42 und 4:19 MEZ: Mit zunehmender Dämmerung sauste es nach Westen, so dass es vor trotzdem kaum heller werden Himmel blieb und kaum kürzer belichtet werden konnte. Auch ein komplettes Album, ein Bericht und erste Meldungen hier, hier und hier sowie Bilder von anderswo in Europa – wo teilweise wesentlich mehr los war – hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Sowie Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) – gerade in Erdnähe gewesen – heute, gestern (mehr und mehr) und in einem Video vom 5. Juli, der Jupiter heute (mehr, mehr und mehr) und aktuelle Gesamtkarten, der Mars heute, Sonnen-Updates von 20:00, 8:59, 5:06, 0:25 und 0:13 MESZ heute, die Sonne heute (mehr und mehr) und gestern – und mögliche Fortschritte in Sachen Mauna Kea, das Daocheng Solar Radio Telescope (DSRT) in Tibet und das 500. Spiegel-Segment für das ELT in Chile. [23:35 MESZ]


14. Juli

Webbs Daten aus dem Commissioning werden jetzt öffentlich

Alles was das JWST im letzten halben Jahr zur Test und zuletzt ersten wissenschaftlichen und PR-Zwecken (die Early Release Observations für vorgestern) aufgenommen hat, taucht nun im öffentlichen Archiv auf: Daraus nochmal etwas besser verarbeitet der Jupiter und ein Asteroid in schneller Bewegung. Auch andere Darstellungen hier und hier der obigen Jupiter-Daten bei 2.12 µm, von denen bereits im Commissioning-Bericht eine grobe Darstellung erschien, die in den letzten Tagen gleichwohl viral ging – und just für heute waren auch die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen Jupiters geplant. Und hier und hier unabhängige Verarbeitungen der ERO-Daten und ein Mix mit anderen Beobachtungen. [23:15 MESZ]

Hier auf einer Seite Jupiters nunmehr bei 3.23 µm die Ringe neben dem Planeten sowie die Monde Europa (mit der fetten PSF) und oben Thebe. Ebenfalls aus Commissioning-Testaufnahmen ein großer Thread zu MIRI, mit den Bildern ganz groß hier, eine mögliche Supernova-Entdeckung und die Galaxie NGC 7469. Ferner das überraschende Fehlen des Tidal Tails einer Quintett-Galaxie bei Webb, den tiefe Amateur-Bilder zeigen, alle ERO-Bilder im WWT und hier, hier und hier der himmlische Kontext des fälschlich als Carina-Nebel betitelten JWST-Bildes, das in Wirklichkeit den Nebel Gum 31 zeigt, der neben dem Carina-Nebel liegt – und ob er wenigstens zum Carina Nebula Complex gehört, ist umstritten und eher nicht der Fall (aber in der riesigen Carina OB1 Association liegen definitiv beide). Auch weitere ERO-bezogene Videos hier, hier, hier und hier, eine Trophäen-Sammlung der NASA mit Reaktionen, ein Press Release der UA, ein TV-Clip über einen MIRI-Baustein aus Köln, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Scherzchen. Und noch die vollständige Integration von Euclid, das Paper „Breaking Orion’s Veil with fossil outflows“ über Beobachtungen mit SOFIA, bis August keine Ingenuity-Flüge mehr, eine formelle Untersuchung des Psyche-Debakels – und das Paper „Boat encounter with the 2019 Java bioluminescent milky sea: Views from on-deck confirm satellite detection“. [23:45 MESZ. NACHTRAG: ein langer Artikel dazu]

Der weitere Fortgang der Sonnenaktivität in Bildern von SDO-HMI von (von oben) gestern 4:23 und 23:23 MESZ und heute 18:35 MESZ, mit der Gruppe 3055 hervorgehoben, deren frühere Entwicklung hier zeitgerafft zu sehen ist: auch die Sonne heute (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr und mehr) und vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und ein M-Flare heute. Ferner der Jupiter gestern und vorgestern hier und hier und eine aktuelle Gesamtkarte vs. IR, der Saturn am 11. Juli, Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) gestern, der Perigäums-nächste Vollmond des Jahres (Zahlen und Bilder), eine private Lichtkurve der Supernova SN 2022hrs, das Zooniverse-Projekt „Black Hole Hunters“, etwas NLC letzte Nacht, das KPNO nach dem Feuer, Bemühungen zur Dark-Sky-Zertifizierung von Künzelsau und die Folgen von Lichtverschmutzung für die Natur – und die Wiedereröffnung des Deutschen Museums in München. [22:45 MESZ]


13. Juli

Erste Vega C setzte Relativitäts-Messer LARES2 im Orbit aus

Zweimal war der Countdown in der vorletzten Minute gestoppt und nach einer Weile bei t-4 Minuten wieder aufgenommen worden – und dann ist es um 15:13 MESZ tatsächlich losgegangen: Die erste Vega C startete in Französisch-Guyana – und hat soeben die Haupt-Nutzlast, den Laser RElativity Satellite #2 alias LARES2 aus Italien in den Orbit entlassen (das Video kam etwas später; ein anderes Standbild), der den Lense-Thirring-Effekt alias Frame-Dragging aus der Allgemeinen Relativitätstheorie mit noch höherer Genauigkeit messen soll. Sein Vorgänger LARES – der mit der ersten Vega überhaupt startete – hat sich bereits vor 10 Jahren dabei verdient gemacht. Der laaange Webcast der ESA geht aber immer noch weiter, da die Oberstufe den Orbit abgesenkt hat und noch sechs CubeSats absetzen soll: das Press Kit zu Start VV21, eine PK vom 7. Juli, ein Zeitraffer vom Stacking, Fotos von der Startrampe und Artikel von heute (mehr), dem 7.7. und 16.6. [17:00 MESZ] Die sechs Cubesats – zu denen Trisat-R gehört – sind auch ausgesetzt, woraufhin im Kontrollzentrum Gesänge wie in einem Fußballstadion ausbrachen … [17:25 MESZ] Ein ESA Release – der Text deutsch – und ein Arianespace Release zum Erfolg, die Minuten um den Start und ein Artikel. [17:45 MESZ. NACHTRAG: weitere hier, hier, hier, hier und hier sowie einer der CubeSats vom CERN und warum sie schwer zu verfolgen sind, ein Video-Zusammenschnitt, die Party danach und Fotos hier, hier und hier]

Dicht daneben ist auch vorbei … wie ein Spezialist für die 3D-Struktur der Milchstraße in diesem Thread ausführt, befindet sich das Webb-ERO-Motiv “Cosmic Cliffs” – hier ein Ausschnitt aus dem 14575 x 8441 Pixel großen Bild in halber Auflösung – gar nicht im Eta-Carinae-Nebel alias Carina Nebula: Der offene Sternhaufen NGC 3324 nebst Nebulosität liegt über 100 Parsec hinter dem großen hellen Nebel NGC 3372 [NACHTRAG: weitere Details dazu – aber auch eine andere Gaia-Analyse, die NGC 3324 als Carina-Anhängsel sieht]. Und so sehen die Rohdaten dazu aus, aus dem vor wenigen Stunden freigeschalteten MAST-Archiv – auch der Commissioning Report auf ArXiv, die ERO-Bilder zoombar – und gerade streamt ein Event zu den ERO-Bildern bei einer Tagung im U.K., dem um 21:00 MESZ gleich noch eins bei der NASA folgt. [19:50 MESZ] Weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie Video-Clips hier und hier. Und der Start der dritten NASA-Rakete in Australien zur Exoplaneten-Forschung: Artikel hier und hier. [22:55 MESZ]

Eine Wolke hoch in der Marsatmosphäre, von der Kamera EXI auf der Emirates Mars Mission (Hope) – von der auch dieses Bild stammt – direkt von der Seite gesehen. Ferne der Beginn der Suche von Perseverance nach einer Landestelle für die Mission, die seine Gesteinsproben abholen soll, russische Versprechungen einer ExoMars-Landung auch ohne die ESA (die sich endgültig abgewendet hat, mit möglicher Vergeltung … auf der ISS) und Verhandlungen in Sachen Hardware-Rückführung, der mögliche Nachweis von CO2-Gletschern auf dem Mars, Ryugu-Proben auch für Berlin, eine DART-ähnliche chinesische Mission mit 2020 PN1 als Ziel – und Fortschritte beim Electrojet Zeeman Imaging Explorer der NASA.

Die Impaktkrater durch die chinesische Oberstufe auf dem Mond auch von Chandrayaan 2 nachgewiesen: linkes Bild 21.2., rechtes 3.4. dieses Jahr. Auch das zweite Bahnmanöver von CAPSTONE auf dem Weg zum Mond (mehr und Artikel hier und hier), der weiter geplante Start von Luna 25 Russlands, ein netter Sungrazer für SOHO, eine öffentliche Namens-Suche für einen chinesischen Sonnen-Satelliten – und wer die ESA in Sachen Exploration berät.

Der jüngste (50. oder 51.) Start von (diesmal 46) Starlink-Satelliten (diesmal in Kalifornien) am 10. Juli (in MESZ vorgestern): der Webcast, der Start daraus, ein Standbild, ein anderer Webcast, der Start daraus, Fotos hier, hier, hier, hier und hier und Artikel von gestern (mehr), vorgestern (mehr und mehr) und dem 10. Juli (mehr). Auch ein Start in China gestern (Artikel hier, hier, hier, hier und hier [NACHTRAG: und hier] und Visuals hier und hier) – und einer in Neuseeland heute: der Webcast, ein Ausschnitt, ein Foto und Artikel hier und hier. [23:45 MESZ. NACHTRAG: und hier und hier sowie ein besseres Foto – und der Start in Zeitlupe]

Röntgenteleskop XL-Calibur mit Ballon bestens unterwegs

Gemäß der Tracking-Information (eine globale Sicht) ist der Ballon nach dem gestrigen Start in Schweden – mehr hier, hier, hier, hier und hier – inzwischen schon bis kurz vor Island gekommen: An Bord ist ein Röntgenteleskop aus St. Louis, das es bis nach Kanada schaffen soll. Das war kurz vorher dem Sonnenteleskop Sunrise III nicht vergönnt gewesen – aber immerhin wurde die Nutzlast wohlbehalten gefunden und kann es irgendwann wieder versuchen. [16:45 MESZ]


12. Juli

Auch das gab’s heute: ein Webb-Versuchs-Bild vom Jupiter

Sie sind im 60-seitigen Science Performance Report auf Seite 9 (PDF-Seite 14) zu finden: NIRCam-Aufnahmen des Jupiter mit Monden und auch dem Ring bei hier 2.12 sowie 3.23 µm, mit denen die Nachführung auf ein bewegliches Ziel getestet wurde – das klappt, so lange der helle Planet mindestens 140″ vom Fine Guidance Sensor enfernt bleibt. Und der Bericht schließt, dass „the JWST mission enters Cycle 1 having demonstrated that the observatory exceeds its demanding pre-launch performance expectations. With revolutionary capabilities, JWST has begun the first of many years of scientific discovery.“ Auch ein Tool für’s Webb-Archiv, wo übermorgen 40 Terabye Daten aus dem letzten halben Jahr frei verfügbar werden, eine gute Fan-Verarbeitung des Planetarischen Nebels, ESA & NASA Releases hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und zu den 5 Objekten hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, noch eine Bildersammlung der CSA, RAS-Statements hier und hier, die Aufzeichnung einer NASA-PK nach dem Reveal, Beiträge von Tagesschau 24 und in Heute, Tagesschau, Heute Journal und Tagesthemen, heute um 21:00 MESZ noch ein NASA-Event und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [23:45 MESZ. NACHTRAG: und hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein TV-Clip aus Kanada, „Rezensionen“ der Reveal-Show hier und hier, ein Statement der AURA, ein Clip der CSA, Open-Air-Shows hier und hier, ein Mem für Nerds – und vielleicht eine Entdeckung im Quintet-Bild]

Das sind die weiteren Early Release Observations

12. Juli 2022

des James Webb Space Telescope, die jetzt bei einem Online-Event vorgezeigt werden, nachdem bereits in der Nacht der Galaxienhaufen präsentiert worden war:

Von dem gibt es jetzt auch ein MIRI-Bild zu sehen, es gibt Spektren einiger der sehr fernen Galaxien hier und hier und von einer gelinsten Galaxie. [16:50 MESZ. NACHTRAG: In einer PK hieß es später, die höchste hier spektroskopisch gemessene Rotverschiebung sei 8.5]

Das Spektrum des Exoplaneten WASP-96b (auch eine gemessene Transit-Lichtkurve vom Juni) …

… der Südliche Ring-Nebel gesehen von MIRI …

… und NIRCam, auch beide im Vergleich – da sitzt doch glatt eine Edge-On-Galaxie oben links dahinter. [17:05 MESZ]

Die Galaxiengruppe Stephan’s Quintet für MIRI [NACHTRAG: geblinkt gegen Visuell] …

… und kombiniert mit NIRCam: Es gibt auch Farbauszüge von NIRSpec und MIRIs Medium-Resolution Spectrometer und ein MIRI-Spektrum des Kerns von NGC 7320. [17:15 MESZ]

Und schließlich der Eta-Carinae-Nebel mit zwei Ausschnitten in voller Auflösung von der NIRCam – und kombiniert mit MIRI. Die Bilder gesammelt gibt’s bei der ESA und bei der NASA. [17:35 MESZ – Ende]

Allgemeines Live-Blog vom 2. bis 12. Juli 2022

2. Juli 2022

12. Juli

Das machen 12½ Stunden NIRCam mit einem Galaxienhaufen

So sieht es also aus, das erste (Falsch-)Farbbild des James Webb Space Telescope, dass heute um 0:19 MESZ auf bizarre Weise „enthüllt“ wurde, im Rahmen einer 73(!) Minuten verspätet gestarteten und dann nur wenige Minuten dauernden kläglichen Show (ein Live-Thread) aus dem Weißen Haus [alt.], oben komplett mit der 4537 x 4630 Pixel großen Vollversion dahinter, darunter sechs Ausschnitte. Das Bild ist die tiefste – im Sinne von Empfindlichkeit, nicht unbedingt auch Rotverschiebungen, die man noch gar nicht kennt – nahinfrarote Aufnahme mit gleichzeitig der höchsten Schärfe und lässt auf Großes hoffen, zeigt aber auch Probleme auf: Die Point Spread Function heller Punktquellen ist enorm, und das ganze Bild ist bei genauerem Hinsehen von Beugungsstrahlen durchzogen. Über die Belichtungszeit von einem halben Tag hinaus haben die bisher dazu vorliegenden Erläuterungen hier, hier, hier, hier oder hier wenig zu bieten (und der POTUS hielt keinen gelehrten Vortag zu den Daten): Das ändert sich hoffentlich heute im Webcast zu allen vier Bildern und dem Spektrum ab 16:30 MESZ. Die endlose Verschiebung des Enthüllungs-Events um erst 1/2 Stunde und dann weitere 43 Minuten war Gegenstand manchen Spotts wie hier, hier, hier, hier, hier, hier oder hier – und im Vorfeld hatte die NASA Bilder von NASA-Managern beim Hantieren mit einem Ausdruck des Bildes verbreitet, insbesondere dieses: Daraus konnten dieser Blogger und andere wie hier, hier oder hier durchaus etwas herausholen, z.B. den hellen Stern mit den krassen Beugungsstrahlen … [1:55 MESZ]

Ein Vergleich mit einem Hubble-Bild des Haufens aus dem Archiv – nun ist dieses HST-Bild aber genauso wenig ein Deep Field im eigentlichen Sinne (bei dem tagelang auf eine besonders ‚leere‘ Stelle des Himmels gehalten wird) wie das JWST-Bild. Das ist wohl eher ein Teaser dafür, was Webb bei langer Integration schaffen kann: laut diesem Paper Rotverschiebungen bis mindestens 15. Eine „rote“ Galaxie bei Webb, die bei Hubble fehlt, könnte ein Kandidat für ein Objekt mit hoher Rotverschiebung sein. Auch das tiefe Fine Guidance Sensor-Bild („Kurz vor der großen Webb-Bilder-Enthüllung …“) im Vergleich mit einem 60-cm-Teleskop (auch geblinkt … und warum manche Vergleiche irreführend sind), weitere Threads hier und hier zu den heute kommenden anderen Motiven und wo sie in der Gaia-basierten Milchstraßen-Karte zu finden sind, die Bestätigung von NASA wie ESA, dass alle 17 Instrumenten-Modi funktionieren, ein Press Release von Northrop Grumman und ein NASA Release zu einem medizinischen Spin-Off Webbs. [2:45 MESZ]

Eine extrem prozessierte Version, um auch schwache Galaxien in der Totalen sichtbar zu machen – auch andere Bearbeitungen hier, hier, hier und hier, das erstaunliche Muster des IntraCluster Lights des Haufens, ein kurioses Etwas dahinter, viele weitere Ausschnitte, das Bild im World Wide Telescope integriert zum Hinein- wie davon weg Zoomen, eine Sammlung Galaxien aus dem Bild, etwas Verarbeitung durch einen Weltraumkünstler, die verwendeten Filter der NIRCam (und deren Durchlass-Bereiche), eine Erklärung für das unhöflich-abrupte Ende der Übertragung aus den Weißen Haus und Artikel von heute (MESZ) hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, gestern hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, vorgestern und vom 7. Juli. [3:55 MESZ] Das brandneue Paper „HST strong-lensing model for the first JWST galaxy cluster SMACS J0723.3-7327“ und eine Zusammenfassung, diverse Expert Reaction, das Problem (?) mit den vielen Beugungs-Strahlen (mehr, mehr und mehr), eine besonders interessante Galaxie, ein Doppelstern, den auch Gaia kennt, Hubble und Webb sauber geblinkt und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – gerade werden wieder große Reden geschwungen (bei einem Festakt im GSFC; Live-Threads hier und hier), es folgen u.a. um 16:30 die Präsentation der anderen ERO-Bilder (und wo sie am Himmel stehen), um 17:00 MEZ eine PK von der NAM im U.K. und um 20:00 MEZ eine Show aus dem HDA in Heidelberg. [16:15 MESZ – Ende]


11. Juli

Deutsches Ballon-Sonnenteleskop „Sunrise“ kam nicht weit

Die dritte Fahrt des überwiegend deutschen Sonnenteleskops Sunrise (Mitte; auch hier und hier zu sehen) endete gestern früh abrupt: Schon bald nach dem Start im Esrange Space Center in Schweden – oben und in der Aufzeichnung eines Webcasts von 4:40-42; auch die aufsteigende Gondel – um 3:44 MESZ kam es zu „ungeklärten Unregelmäßigkeiten“ und die Fahrt gen Westen wurde um 9:05 MESZ „safely terminated“. Wie dieser Abbruch ablief und wie es dem Teleskop (dem dieser Blogger vor 5 Jahren überraschend begegnet war [„In einem anderen wartet das Sunrise-Ballonteleskop …“], im MPS in Göttingen) und seinen ganz neuen Instrumenten dabei ergangen ist, wurde zunächst nicht mitgeteilt, aber die Karte unten zeigt, dass es noch auf schwedischem Gebiet niederging und nicht mal die norwegische Grenze erreichte – eigentlich war das Ziel wie bei den ersten beiden Fahrten Kanada gewesen. [1:25 MESZ]

Während sich die Fleckengruppe 3053 („Die Fleckengruppe (1)3053 …) – jetzt nahe der Scheibenmitte oben – zurück entwickelt hat, hat sich die 3055 links unterhalb stark entwickelt: von oben Bilder des HMI-Instruments auf dem SDO von 19:23 MESZ (die 3055 bzw. vier Gruppen) und 1:11 MESZ heute, 2:53 MESZ gestern und 15:29 MESZ vorgestern (jeweils die 3055). Auch die Sonne heute (mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und Visuals zur Aktivität – es gab wieder M-Flare von 15:58, 15:53, 15:02, 13:39, 12:49, 5:32, 4:35, 4:16, 3:25, 3:16, 3:15, 3:09 und 0:02 MESZ heute, 20:56 MESZ gestern und 20:26 und 16:53 MESZ vorgestern sowie Erinnerungen an eine nordamerikanische totale SoFi gestern vor 50 Jahren hier und hier und verrückt hier. Sowie der Saturn vorgestern (mehr), der Mars heute der Jupiter heute, gestern und vorgestern (mehr, mehr, mehr, hier (und ein Ausnahme-Bild von 2020) und die Venus am 7. Juli, die Kometen 22P heute, 2017 K2 vorgestern und am 8. Juli, 2022 E3 vorgestern und am 8. Juli und 2022 N1 vorgestern, die große Feuerkugel von Neuseeland, NLC in der Nacht 9./10. Juli hier und hier – und die aktuelle Timeline für das Rubin Observatory: Los gehen soll es irgendwann 2024. [20:35 MESZ]


10. Juli

Von diesen Himmelsobjekten gibt’s übermorgen Webb-Bilder

zu sehen, haben NASA und ESA vorgestern angekündigt: dem Eta-Carinae-Nebel (NGC 3372), dem Planetarischen Nebel NGC 3132, der Galaxiengruppe Stephan’s Quintet und dem Galaxienhaufen SMACS J0723.3-7327, der sich heftig als Gravitationslinse betätigt. Und es wird ein Spektrum des ‚heißen Saturns‘ WASP 96b gezeigt, vom dem auch gerade neue optische Spektren veröffentlicht wurden: Alle Objekte werden auch in Threads hier und hier diskutiert. Auch was nach dem 12. Juli publik werden soll an wissenschaftlichen JWST-Daten, Updates zu NIRSPECs fertigen Tests und der allgemeinen Stimmungslage, Artikel von vorgestern (mehr, mehr, mehr und mehr), dem 7. Juli (mehr) und 6. Juli und ein Videoclip. [3:30 MESZ. NACHTRAG: Überraschung … nicht bei der Show am Dienstag, sondern bereits am Montag um 23:00 MESZ wird das erste (Falsch-)Farb-Bild des JWST vorgestellt, vom POTUS selbst – dem Vernehmen nach das bisher tiefste Bild des Universums]

Interessante Wolken-Effekte durch die kanarischen Inseln auf einer Aufnahme von Sentinel 3 von vorgestern – auch der qualmende Anak Krakatau von Sentinel 2, eine Orbit-Anhebung der Swarm-Satelliten und Vorbereitung auf Aditya-L1, einen indischen Sonnensatelliten. Derweil hat – auch von Amateurfunkern verfolgt, die es unabhängig bestätigten konnten – die erste und wichtigste Bahnkorrektur von CAPSTONE stattgefunden, die zweite wurde allerdings verschoben: weitere Updates von Terran Orbital, Advanced Space und der NASA (früher und mehr) und Artikel von heute, vorgestern, dem 7. Juli (mehr und mehr) und 6. Juli (mehr und mehr). Auch der NASA-Beitrag zum Lunar Pathfinder der ESA (mehr), Press Releases von ISAS und LPI zur internationalen Analyse der Ryugu-Proben von Hayabusa 2, nunmehr neun Gesteinsproben in der Sammlung von Perseverance – und das 43. Perijovium Junos im Vergleich mit Amateurbeobachtungen sowie Io-Bilder hier und hier. [15:55 MESZ]

Mit diesem Start von 53 weiteren vor 3 Tagen sind nun gemäß dieser Statistik erstmals mehr als 2500 Starlink-Satelliten gleichzeitig im Orbit, nämlich 2506 (davon rund 2000 operationell) – und morgen früh sollen schon wieder 46 dazu kommen: der kurze Webcast des 28. Falcon-9-Starts dieses Jahr, der Start daraus, Fotos hier, hier, hier, hier und hier, neue Statistiken enger Begegnungen und Artikel von vorgestern (mehr und mehr), dem 7. Juli (mehr und mehr), 1. Juli (mehr und mehr), 30. Juni, 29. Juni, 28. Juni (mehr), 23. Juni, 22. Juni und 21. Juni. Und ein Blick auf die Start-Statistik bisher dieses Jahr, vor dem o.g. Starlink-Start sowie einem mit GLONASS-Satelliten ebenfalls vor drei Tagen: Artikel hier und hier. [23:55 MESZ]


8. Juli

Außergewöhnlich helle Leuchtende Nachtwolken über NRW

und angrenzenden Regionen gab es vorgestern früh zu sehen, noch bis in die helle Dämmerung hinein: hier ein Bild dieses Bloggers aus Bochum von 4:05 MESZ, das es gestern sogar groß in die Zeitung schaffte, auch die ganze Entwicklung in 21 Bildern dokumentiert, 77 Bilder in voller Auflösung, ein erster Bericht mit vielen Antworten auch in Bildern, weitere ‚Auftritte‘ u.a. hier, hier und hier – und das obigem entsprechende Bild einer Webcam in 18 km Entfernung, die das Spektakel gut erfasste und im Gegensatz zum Blogger auch vor 4 Uhr klare Sicht und ihn maßgeblich zum Ausharren bewogen hatte. In den Nächten 7./8. Juli (jedenfalls der ersten Hälfte; mehr) und 6./7. Juli (mehr) tat sich nicht viel, aus der spektakulär geendeten Nacht 5./6. Juli Zeitraffer hier, hier und hier und Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, aus der Nacht 4./5. Juli, als die erwähnte Webcam auch einiges sah (auch die nächsten 45 Minuten) aber dieser Blogger nur einen fiesen Teaser abbekam, Zeitraffer hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Beobachtungs-Bericht und Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Und ein Artikel zur Physik der NLC von 2018. [1:45 MESZ]

Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) am 5. Juli mit 12 Zoll über der Farm Tivoli in Namibia von Gerald Rhemann aufgenommen: auch Bilder von gestern (mehr), vorgestern, dem 5. Juli (mehr und mehr) und 4. Juli. Ferner ein MPEC und ein CBET zum neuen Kometen C/2022 N2 (PANSTARRS), der jetzt 20. Größe in 9.5 a.u. Sonnen- und 8.5 a.u. Erd-Abstand hat und im Juli 2025 bis auf 3.8 a.u. an die Sonne heran kommt: Heller als 14. Größe wird er dabei wohl nicht. Und wie aus Satelliten-Beobachtungen hervorgeht, hat es vorgestern einen Airburst mit 1.8 kt TNT Energie nahe Neuseeland gegeben, der auch von ein paar Kameras gesehen wurde und hier, hier und hier beschriebene geophysikalische Effekte auslöste: auch Artikel hier und hier. [16:30 MESZ]

Die Fleckengruppe (1)3053 – die gerade einen M-Flare langer Dauer veranstaltet (mehr und mehr) – und andere kommen herein rotiert: SDO-HMI-Aufnahmen von 1:53, 14:59 und 23:11 MESZ heute. Auch die Sonne heute (mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr) und am 5. Juli (mehr und mehr) – und ein IRIS-Clip der AR 3006 im Mai. Ferner der Status der Erdrotation, das Paper „Accelerated western European heatwave trends linked to more-persistent double jets over Eurasia“ nebst PM vom PIK dazu, der Jupiter heute (mehr), vorgestern (mehr, mehr, mehr und mehr), am 5. Juli, 4. Juli und 3. Juli (mehr), einige Gesamtkarten, der Saturn vorgestern, eine Sternbedeckung durch Titan heute früh (mehr, mehr und mehr) – und die Nova Cas 2021 an vielen Tagen bis zum 2. Juli. Und noch der Kamera-Verschluss des Rubin Obs., wieder Besucher im Yerkes Obs. (s.a. hier ganz unten) – und Astronomisches auf der IdeenExpo in Hannover (mehr und mehr): noch bis Sonntag in Halle 9 bei freiem Eintritt. [23:55 MESZ]


6. Juli

Chi1 Fornacis Cluster: ein verborgener naher Sternhaufen

Er wurde hier schon im Juni erwähnt: ein der Sonne naher aber kaum bekannter offener Sternhaufen, der erst 2002 erkannt und damals als Alessi 13 gelistet wurde, während später χ1 Fornacis cluster bevorzugt wurde. Nach der jüngsten Untersuchung auf der Basis von Gaia-Daten, namentlich dem Early Data Release 3, hat er 164 Mitglieder – und ist nur 108 Parsec entfernt: Damit ist es gemäß dieser Tabelle der dritt-nächste Sternhaufen überhaupt, nur die Hyaden mit 47 und der Coma-Berenices-Sternhaufen alias Melotte 111 mit 86 Parsec sind noch näher, die Plejaden mit 136 Parsec dagegen weiter entfernt.

Doch die Sterne von „XFOR“ sind über ein enormes Himmelsareal verstreut, wie diese Karte zeigt, die die Co-Autorin Núria Miret Roig des neuen Papers diesem Blog zur Verfügung stellte: Die Farbe codiert dabei die Helligkeit (Gaias „G“, das aber praktisch der klassischen V-Helligkeit entspricht) nach der Skala rechts. Die fünf hellsten Mitglieder XFORs sind immerhin heller als 7.0 mag. und stehen natürlich in diversen bekannten Katalogen als vermeintliche Einzelsterne: Mit 5.1 mag. ist i Eridani der mit Abstand hellste, gefolgt von HD 17864 und dem – weil zentrumsnah – Namensgeber des Haufens Chi1 Fornacis mit 6.4, Chi3 Fornacis mit 6.5 und HD 24966 mit 6.9 mag.(V); der schwächste noch als Haufenmitglied identifizierte Stern hat 19.6 mag.

Der erste Autor des Papers Phillip Galli lieferte auch die Statistik dazu: In einem 1°-Feld um Chi1 Fornacis gibt es 10 Sterne heller als 10 mag.(G), von denen immerhin 5 zum Haufen gehören. In einem 2°-Feld sind es 77 Sterne, davon 8 vom Haufen. Und in einem 3°-Feld gibt es 480 Sterne heller als 10 mag., von denen nur 12 zum Haufen gehören – oder 15 von den 2342 Sternen bis 12 oder 38 der 16’710 Sterne bis 15 mag.(G). So schafft es der Chi1 Fornacis Cluster, sich trotz seiner Handvoll heller Sterne im Sternengewirr komplett unsichtbar zu machen, aber in einer neuen zoombaren Version der Umgebungskarte der Sonne nach den neuesten Gala-Erkenntnissen ist er natürlich vertreten, unter dem alten Namen. Oh, und Gaia hat mal eben die Zahl der bekannten O-Sterne ver-40-facht … [0:45 MESZ]

Die letzte totale Mondfinsternis im thermischen Infraroten beobachtet von Instrumenten auf der Erdbeobachtern Landsat 8 und 9: Das Ergebnis sind Temperaturkarten mit 60 km Auflösung. Wenn die Totalität (am 16. Mai von 03:29 to 04:53 UTC) beginnt, fällt die Temperatur um 100 Kelvin pro Stunde, wobei sich der feinkörnige Regolith am schnellsten abkühlt, die Krater jedoch länger brauchen: Tycho z.B., der helle Fleck unten, blieb die ganze totale Phase relativ warm. Mondbeobachtung mit einem Satelliten für die Erderkundung mag ungewöhnlich scheinen – aber einmal im Monat schauen ihn die Landsats auch sonst an: zwecks Kalibration. Derweil gibt es Updates vom Hersteller und von der NASA zur CAPSTONE-Krise: Der Satellit war in gutem Zustand, bis der Kontakt abriss, aber noch bleibt etwas Zeitreserve für Rettungsversuche; frühere Artikel hier, hier und hier. [2:55 MESZ] Die Kommunikation ist wieder hergestellt! [17:45 MESZ] Und da es CAPSTONE gut geht, steht das erste Bahnmanöver bevor – auch frühere Artikel hier, hier, hier, hier und hier sowie die bisher von Yutu-2 absolvierte Fahrstrecke auf dem Mond. Und Danuri alias Korea Pathfinder Lunar Orbiter ist auf dem Weg in die USA zum Falcon-Start.

Kurz vor der großen Webb-Bilder-Enthüllung am 12. Juli hat es einen Teaser gegeben: ein 2800 Pixel breites Deep Field vom kanadischen Fine Guidance Sensor, das hier und hier erläutert wird und von dem hier ein Ausschnitt heraus vergrößert wurde – 32 Stunden Gesamt-Belichtungszeit, Lich von 600 nm bis 5 µm, fast nur ferne Galaxien zu sehen. Auch das Paper „Insight-HXMT Discovery of the Highest-energy CRSF from the First Galactic Ultraluminous X-Ray Pulsar Swift J0243.6+6124“ über die Messung des stärksten Magnetfelds im All bisher durch das Hard X-ray Modulation Telescope, erste Ergebnisse des Zooniverse-Projekts „Jovian Vortex Hunter“, bei dem auf JunoCam-Bildern nach Wolken-Features gesucht wird, wie es Zhurongs Rädern auf dem Mars ergeht, die Messung urbaner Hitze von der ISS mit dem Instrument ECOSTRESS, das ULA-Musikvideo zum letzten Atlas-Start – und die Initiative „Humans on Mars“ in Bremen startet übermorgen. [23:45 MESZ]


4. Juli

Ein Partner des Wissenschaftsjahres werden: Was das bringt

Noch nie war der Weltraum das Thema eines Wissenschaftsjahres des BMBF, wie es sie schon seit dem Jahr 2000 gibt, auch im Internationalen Jahr der Astrononomie 2009 nicht, doch 2023 lautet das Motto endlich: „Unser Universum“. Auf Fördergelder für Projekte dazu wurde hier schon hingewiesen (die Deadline ist vorbei), aber nun gibt es einen weiteren Aufruf: Es werden Exponate für die MS Wissenschaft gesucht, die als schwimmendes Science Center auf deutschen Flüssen unterwegs ist. In den Teilnahmebedingungen wird auch umrissen, um was es 2023 gehen soll: „Die Neugier der Menschen und der Wunsch nach mehr Wissen wirken seit jeher als Treiber, um neue Technologien und mathematische und naturwissenschaftliche Methoden zu entwickeln, genauso wie sie die philosophisch-geisteswissenschaftliche Erkenntnissuche fördern. Das Wissenschaftsjahr 2023 – Unser Universum stellt dies in den Mittelpunkt.

Gerade der Blick auf die unbegrenzte Weite des Universums bringt die Menschen dazu, sich auch immer wieder auf sich zu besinnen. Das Wissenschaftsjahr 2023 – Unser Universum will auch beleuchten, was diese Einsichten für das Selbstverständnis der Menschheit und ihre Rolle im Universum bedeuten. Unser Planet und sein Zustand sind derzeit Gegenstand intensiver gesellschaftlicher Diskussionen. Der Blick auf das große Ganze ist dabei ebenso wichtig wie der auf die kleinsten Strukturen, die das Große zusammenhalten. Das Wissenschaftsjahr 2023 will uralte Menschheitsfragen nach dem Ursprung der Welt mit aktuellen Entwicklungen und Zukunftsperspektiven verbinden: Woraus besteht das Universum? Was sind schwarze Löcher? Gibt es außerirdisches Leben? Was macht unsere Erde zu einem bewohnbaren Planeten? Wie sieht die Zukunft unseres Planeten aus? Wie können wir unseren Lebensraum schützen?“

Auch unabhängig von Förder-Ausschreibung und MS-Wissenschafts-Bewerbung wird das Wissenschaftsjahr die Möglichkeit zur Beteiligung bieten, war im Juni bei einer Videokonferenz mit dem BMBF zu erfahren – und das macht es insbesondere für Einrichtungen der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit interessant. Partner zu werden, ist nämlich ein völlig unbürokratischer Vorgang: Veranstaltungen formlos bei der sogenannten Redaktion melden genügt, besondere Kriterien sind nicht zu erfüllen. Dann winken die Aufnahme in einen zentralen Kalender und die Teilhabe an koordinierter Werbung v.a. auf Social Media (die Wissenschaftsjahre betonen zunehmend den direkten Austausch mit dem Publikum). Geld gibt’s für die Partner natürlich nicht und auch keine konkrete Unterstützung oder Koordination der Partner untereinander, aber sollte die Redaktion Synergien wittern, würde sie sie sich melden. Die konkrete Planung wird erst im Herbst Fahrt aufnehmen, parallel zum laufenden Jahr – am 1.1.2023 wird dann ‚umgeschaltet‘. [21:15 MESZ]

Vier im Kontrast erhöhte Ausschnitte aus europäischen Aufnahmen des Jupiter vorgestern früh im Vergleich, von J.L. Dauvergne und R. Burkart oben und T. Hansen und D. Peach – auch weitere Jupiters und Saturne von heute (Vorversion), gestern (mehr) und vorgestern, der Mars vorgestern und die Venus am 1. Juli, die Kometen C/2017 K2 (PANSTARRS) gestern (mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr und mehr), dem 1. Juli (mehr, mehr und mehr) und dem 30. Juni (mehr und mehr), C/2022 E3 (ZTF) am 30. Juni, die ungewöhnliche Bahn von A/2019 O2, die Sonne heute (mehr und mehr), gestern (mehr, mehr und mehr) und vorgestern, das Paper „Maximal growth rate of the ascending phase of a sunspot cycle for predicting its amplitude“ nebst Press Release, warum Sirius in der Antike nicht rot war und die Supernova 2022hrs am 1. Juli mit 15.0 mag. Schließlich NLC heute Nacht und in der Nacht 2./3. Juli hier, hier, hier, hier, hier und hier, eine NLC-Zunahme Ende Juni in den Daten des Satelliten AIM, ein teleskopisches Video eines platzenden Wetterballons – und ein bemerkenswertes asynchrones Online-Konferenz-Konzept, das bei Cosmology from Home besten funktioniert und eine Unmenge Vorträge hinterlassen hat. [23:35 MESZ]

Jetzt geht’s zum Mond: Lunar Photon setzte CAPSTONE ab!

Just am 88. Todestag der Namensgeberin hat heute früh das Curie-Triebwerk der Kickstage Lunar Photon seine Arbeit vollendet und den experimentellen CubeSat CAPSTONE – der aber Teil des gigantischen Artemis-Programms ist – solo auf den Weg Richtung Mond geschickt: Press Releases von Rocket Lab, Advanced Space und NASA, die Aufzeichnung eines Webcasts und Artikel hier und hier [NACHTRAG: und hier, hier, hier und hier – aber es gibt Sorgen um CAPSTONE, der sich nicht beim DSN meldet. NACHTRAG 2: Die NASA hat bestätigt, dass kein Kontakt besteht, aber es gäbe noch Zeit].

Heute vor 25 Jahren landete der Mars Pathfinder der NASA, der erste Besucher nach fast 21 Jahren: hier was er in die Runde blickend sah und der Lander (später „Sagan Station“ getauft) aus Sicht seines kleinen Rovers Sojourner, der unten gerade abgefahren ist, auch die alte Homepage, alle PR-Bilder, die die Top-Entdeckungen und eine lange NASA-Dokumentation zu der Mission sowie ein Artikel. Ferner ein Software-Upgrade auf dem Mars Express, Artikel zu Perseverance hier, hier, hier und hier und das Paper „Changing spatial distribution of water flow charts major change in Mars‘ greenhouse effect“ nebst einem Press Release. Sowie Fan-Fotos des letzten Ariane-Starts, der Erstflug der Vega-C nun frühestens am 13. Juli, eine Exploration Roadmap der ESA [NACHTRAG: mehr und mehr], der heutige Talk „Europas Ambitionen im Weltraum“ und der kommende erste Start im U.K. mit Virgin Orbit. Und die Heuchelei des Westens in Sachen ISS wurde heute krass offenbar: Während weiter über eine Russin in einem Crew Dragon verhandelt und Heile Welt auf der Station beschworen wird, feierten die drei Russen auf der ISS den Ukraine-Krieg – eine Übersetzung und mehr hier und hier. [20:30 MESZ]

10 Jahre nach Higgs: LHC vor seinem energiereichsten Run

Einen Tag nach dem heutigen 10. Jahrestag der Verkündigung der Entdeckung des Higgs-Bosons (die aber schon zwei Tage vorher geleakt worden war) wird der Large Hadron Collider im CERN nach mehrjährigen Verbesserungsarbeiten auf zuvor unerreichte 13.6 TeV Kollisionsenergie getrieben: Geburtstags-Seiten hier und hier, Press Releases hier, hier, hier, hier und hier, Threads hier und hier, ein noch laufendes langes Event am DESY in Deutsch, ein kurzes Video vom Fermilab, ein Event am CERN zum Beginn des neuen (dritten) Runs morgen ab 16:00 MESZ auf Deutsch und Englisch, das lange Paper „The Higgs boson turns ten“ und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. Und zum Wiederhochfahren des LHC im April Press Releases hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [19:45 MESZ. NACHTRAG: Der 3. Run begann nach Plan – und könnte sogar Teilchen der Dunklen Materie indirekt nachweisen]


2. Juli

Geduld hat sich gelohnt: Atlas V startet 75 Minuten verspätet

Am Vortag hatte das Wetter gar keine Chance gelassen, aber gerade ist eine Atlas V mit zwei Technologie-Testern der Space Force doch noch weggekommen: um 1:15 statt 0:00 MESZ, weil sich erst ein Incus davonmachen musste – hier drei Screenshots aus dem Webcast und noch vier mehr sowie ein fernes Video und Start-Fotos hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [1:55 MESZ] Und hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein weiterer Artikel – und Virgin Orbit versucht es wieder: Webcast ab 7:15 MESZ. [3:30 MESZ] Der Start ist gelungen: Press Releases von Virgin und Gov.uk und Artikel hier, hier, hier und hier. Ferner ein ULA Release zum Atlas-Start und weitere Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier und hier sowie Press Releases und Artikel (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) zu PSLV-C53, eine Nahaufnahme des letzten Falcon-Starts – und der Artemis-I-Stack hat sich in der Nacht in Bewegung gesetzt und nähert sich jetzt dem VAB: aktuelle Fotos hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [18:40 MESZ] Soeben ist der Stack im VAB angekommen.

Eine Seitenansicht der Milchstraße und ihrer engsten Begleiter, rekonstruiert aus Gaia-Daten und daher mit gewissen Lücken, wo der Satellit wegen Absorption keine Sterne sehen konnte. Derweil sind bei Webb 16 der 17 Betriebsmodi der Instrumente abgehakt, zuletzt war NIRSpec fertig geworden und zuvor MIRI, was gefeiert wurde: auch der Plan für den 12. Juli und Artikel vom 30. Juni (mehr) und 29. Juni. Ferner das Paper „Mapping the Brightness of Ganymede’s Ultraviolet Aurora Using Hubble Space Telescope Observations“ und das vorletzte Manöver mit Lunar Photon, bevor CAPSTONE freigelassen wird: eine Animation der Bahn – und die Mission als Aufmacher von This Week @ NASA. [20:40 MESZ]

Die Experimente mit Autonomous Robotic Networks to Help Modern Societies alias ARCHES auf dem Ätna sind nun zuende gegangen – die Roboter stellten bei einem der Versuche sogar LOFAR-artige Radioantennen auf (wie sie es im Realfall auf der Mondrückseite tun würden): weitere Bilder hier und hier. Auch viele wilde Kandidaten für Weltraumforschungs-Missionen in China, eine spezielle Bodenstation in Schottland, ein Manöver zur Kollisionsvermeidung beim Swarm-Projekt, unter am 25. Mai gestarteten Kleinsatellit ein Demonstrator von In-Orbit-Docking zweier CubeSats, ein Europa-Zeitraffer von Columbus Eye auf der ISS, zu der vielleicht noch dieses Jahr Astronauten per Starliner fliegen können, während der Cygnus NG-17 nach seinem Abdocken bald verglüht ist. [23:10 MESZ]

Das Planetarium Münster hat nun wieder geöffnet

1. Juli 2022

nach anderthalbjährigem energischem Umbau, bei dem Projektionskuppel und Gestaltung des Innenraums ebenso erneuert wurden wie die Computertechnik – und vor allem der zentrale optomechanische Projektor ausgetauscht wurde: Der deutsche wich einem kompakteren japanischen. Hier allerlei Impressionen von einem Festakt heute Abend: Für alle beginnt nun eine Festwoche vom 2. bis 10. Juli mit besonders vielseitigem Programm.

Der heutige Abend begann mit einer intensiven Leistungsschau der neuen Technik, die den Sternenprojektor, Fulldome-Beamer und auch Laser umfasst …

… gefolgt von einem Abriss des Umbaus und der Deutschland-Premiere der frisch übersetzten neuen Show „Living Worlds“ der CalAcademy in San Francisco. …

… die vom Senior Director von dessen Planetarium Ryan Wyatt persönlich per Live-Videoschalte vorgestellt wurde. In den nächsten Monaten folgen weitere Premieren, darunter von „Ziel: Zukunft – Vom Jetzt bis zur Ewigkeit“, das derzeit zahlreiche deutsche Planetarien gemeinsam produzieren. [NACHTRAG: noch mehr Bilder]

Der Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) gestern Abend von Michael Jäger mit 16 Zoll aufgenommen: auch Überlegungen zur Schweif-Richtung und weitere Bilder von heute, gestern (mehr), vorgestern (mehr und mehr), dem 28. Juni (mehr und mehr) und 27. Juni (mehr). Ferner C/2021 E3 (ZTF) am 27. Juni, die Kometen C/2022 J1 und L1, möglicherweise C/2022 L2 (ATLAS) mit e>1, mal wieder ein Asteroid mit minimaler Impakt-Chance ‚gesichert‘, diesmal 2021 QM1, ein 15-Minuten-Video über eine Expedition nach Lanzarote zur MoFi im Mai, drei Planeten gestern früh, der Mars gestern, der Jupiter vorgestern, am 28. Juni und 27. Juni (mehr), die Venus am 24. Juni, die Rückseite der Sonne, wo sich was tut, die Vorderseite heute (mehr), gestern (mehr), vorgestern (mehr und mehr) und am 28. Juni (mehr). Schließlich eine partielle SoFi für das Solar Dynamics Observatory und das Paper „V1674 Hercules: It is Blowing out a Wind“ zur Rekord-schnell gefallenen Nova Her 2021.

Ein (als solcher schon beachtlicher) Trailer für ein noch in Arbeit befindliches Zeitraffer Video über die besten Leuchtenden Nachtwolken über Norddeutschland des vergangenen Jahrzehnts – auch Zeitraffer von NLC dieses Jahr hier, hier und hier, aktuelle NLC heute Nacht, heute früh über Nordamerika (mehr) und aus der Nacht 29./30. Juni (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr). Um NLC ging es auch gerade bei Astronomy on Tap in Bonn im 2.Vortrag ab 1:13 – leider mit miserabler Tonqualität, aber gleich am Anfang mit zwei Fotos dieses Bloggers; verwiesen wurde auf das Paper „On the Anthropogenic Impact on Long-Term Evolution of Noctilucent Clouds“ von 2018 und eine Bewertung der NLC-Flut 2019 (im Kontext ebenfalls interessant das Paper „Long term trends of mesopheric ice layers: A model study“, eine Seite des IAP und ein Thread). Beim 1. Vortrag war es um Lichtverschmutzung gegangen (die Schlussfolgerungen des Referenten), auch eine Juli-Vorschau, der un-schwarze Himmel über Chile – und ein letzter Update zum Waldbrand am Kitt Peak: Die Feuerwehr ist abgezogen.