12. Juli







Das machen 12½ Stunden NIRCam mit einem Galaxienhaufen
So sieht es also aus, das erste (Falsch-)Farbbild des James Webb Space Telescope, dass heute um 0:19 MESZ auf bizarre Weise „enthüllt“ wurde, im Rahmen einer 73(!) Minuten verspätet gestarteten und dann nur wenige Minuten dauernden kläglichen Show (ein Live-Thread) aus dem Weißen Haus [alt.], oben komplett mit der 4537 x 4630 Pixel großen Vollversion dahinter, darunter sechs Ausschnitte. Das Bild ist die tiefste – im Sinne von Empfindlichkeit, nicht unbedingt auch Rotverschiebungen, die man noch gar nicht kennt – nahinfrarote Aufnahme mit gleichzeitig der höchsten Schärfe und lässt auf Großes hoffen, zeigt aber auch Probleme auf: Die Point Spread Function heller Punktquellen ist enorm, und das ganze Bild ist bei genauerem Hinsehen von Beugungsstrahlen durchzogen. Über die Belichtungszeit von einem halben Tag hinaus haben die bisher dazu vorliegenden Erläuterungen hier, hier, hier, hier oder hier wenig zu bieten (und der POTUS hielt keinen gelehrten Vortag zu den Daten): Das ändert sich hoffentlich heute im Webcast zu allen vier Bildern und dem Spektrum ab 16:30 MESZ. Die endlose Verschiebung des Enthüllungs-Events um erst 1/2 Stunde und dann weitere 43 Minuten war Gegenstand manchen Spotts wie hier, hier, hier, hier, hier, hier oder hier – und im Vorfeld hatte die NASA Bilder von NASA-Managern beim Hantieren mit einem Ausdruck des Bildes verbreitet, insbesondere dieses: Daraus konnten dieser Blogger und andere wie hier, hier oder hier durchaus etwas herausholen, z.B. den hellen Stern mit den krassen Beugungsstrahlen … [1:55 MESZ]

Ein Vergleich mit einem Hubble-Bild des Haufens aus dem Archiv – nun ist dieses HST-Bild aber genauso wenig ein Deep Field im eigentlichen Sinne (bei dem tagelang auf eine besonders ‚leere‘ Stelle des Himmels gehalten wird) wie das JWST-Bild. Das ist wohl eher ein Teaser dafür, was Webb bei langer Integration schaffen kann: laut diesem Paper Rotverschiebungen bis mindestens 15. Eine „rote“ Galaxie bei Webb, die bei Hubble fehlt, könnte ein Kandidat für ein Objekt mit hoher Rotverschiebung sein. Auch das tiefe Fine Guidance Sensor-Bild („Kurz vor der großen Webb-Bilder-Enthüllung …“) im Vergleich mit einem 60-cm-Teleskop (auch geblinkt … und warum manche Vergleiche irreführend sind), weitere Threads hier und hier zu den heute kommenden anderen Motiven und wo sie in der Gaia-basierten Milchstraßen-Karte zu finden sind, die Bestätigung von NASA wie ESA, dass alle 17 Instrumenten-Modi funktionieren, ein Press Release von Northrop Grumman und ein NASA Release zu einem medizinischen Spin-Off Webbs. [2:45 MESZ]

Eine extrem prozessierte Version, um auch schwache Galaxien in der Totalen sichtbar zu machen – auch andere Bearbeitungen hier, hier, hier und hier, das erstaunliche Muster des IntraCluster Lights des Haufens, ein kurioses Etwas dahinter, viele weitere Ausschnitte, das Bild im World Wide Telescope integriert zum Hinein- wie davon weg Zoomen, eine Sammlung Galaxien aus dem Bild, etwas Verarbeitung durch einen Weltraumkünstler, die verwendeten Filter der NIRCam (und deren Durchlass-Bereiche), eine Erklärung für das unhöflich-abrupte Ende der Übertragung aus den Weißen Haus und Artikel von heute (MESZ) hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, gestern hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, vorgestern und vom 7. Juli. [3:55 MESZ] Das brandneue Paper „HST strong-lensing model for the first JWST galaxy cluster SMACS J0723.3-7327“ und eine Zusammenfassung, diverse Expert Reaction, das Problem (?) mit den vielen Beugungs-Strahlen (mehr, mehr und mehr), eine besonders interessante Galaxie, ein Doppelstern, den auch Gaia kennt, Hubble und Webb sauber geblinkt und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – gerade werden wieder große Reden geschwungen (bei einem Festakt im GSFC; Live-Threads hier und hier), es folgen u.a. um 16:30 die Präsentation der anderen ERO-Bilder (und wo sie am Himmel stehen), um 17:00 MEZ eine PK von der NAM im U.K. und um 20:00 MEZ eine Show aus dem HDA in Heidelberg. [16:15 MESZ – Ende]
11. Juli



Deutsches Ballon-Sonnenteleskop „Sunrise“ kam nicht weit
Die dritte Fahrt des überwiegend deutschen Sonnenteleskops Sunrise (Mitte; auch hier und hier zu sehen) endete gestern früh abrupt: Schon bald nach dem Start im Esrange Space Center in Schweden – oben und in der Aufzeichnung eines Webcasts von 4:40-42; auch die aufsteigende Gondel – um 3:44 MESZ kam es zu „ungeklärten Unregelmäßigkeiten“ und die Fahrt gen Westen wurde um 9:05 MESZ „safely terminated“. Wie dieser Abbruch ablief und wie es dem Teleskop (dem dieser Blogger vor 5 Jahren überraschend begegnet war [„In einem anderen wartet das Sunrise-Ballonteleskop …“], im MPS in Göttingen) und seinen ganz neuen Instrumenten dabei ergangen ist, wurde zunächst nicht mitgeteilt, aber die Karte unten zeigt, dass es noch auf schwedischem Gebiet niederging und nicht mal die norwegische Grenze erreichte – eigentlich war das Ziel wie bei den ersten beiden Fahrten Kanada gewesen. [1:25 MESZ]





Während sich die Fleckengruppe 3053 („Die Fleckengruppe (1)3053 …) – jetzt nahe der Scheibenmitte oben – zurück entwickelt hat, hat sich die 3055 links unterhalb stark entwickelt: von oben Bilder des HMI-Instruments auf dem SDO von 19:23 MESZ (die 3055 bzw. vier Gruppen) und 1:11 MESZ heute, 2:53 MESZ gestern und 15:29 MESZ vorgestern (jeweils die 3055). Auch die Sonne heute (mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und Visuals zur Aktivität – es gab wieder M-Flare von 15:58, 15:53, 15:02, 13:39, 12:49, 5:32, 4:35, 4:16, 3:25, 3:16, 3:15, 3:09 und 0:02 MESZ heute, 20:56 MESZ gestern und 20:26 und 16:53 MESZ vorgestern sowie Erinnerungen an eine nordamerikanische totale SoFi gestern vor 50 Jahren hier und hier und verrückt hier. Sowie der Saturn vorgestern (mehr), der Mars heute der Jupiter heute, gestern und vorgestern (mehr, mehr, mehr, hier (und ein Ausnahme-Bild von 2020) und die Venus am 7. Juli, die Kometen 22P heute, 2017 K2 vorgestern und am 8. Juli, 2022 E3 vorgestern und am 8. Juli und 2022 N1 vorgestern, die große Feuerkugel von Neuseeland, NLC in der Nacht 9./10. Juli hier und hier – und die aktuelle Timeline für das Rubin Observatory: Los gehen soll es irgendwann 2024. [20:35 MESZ]
10. Juli

Von diesen Himmelsobjekten gibt’s übermorgen Webb-Bilder
zu sehen, haben NASA und ESA vorgestern angekündigt: dem Eta-Carinae-Nebel (NGC 3372), dem Planetarischen Nebel NGC 3132, der Galaxiengruppe Stephan’s Quintet und dem Galaxienhaufen SMACS J0723.3-7327, der sich heftig als Gravitationslinse betätigt. Und es wird ein Spektrum des ‚heißen Saturns‘ WASP 96b gezeigt, vom dem auch gerade neue optische Spektren veröffentlicht wurden: Alle Objekte werden auch in Threads hier und hier diskutiert. Auch was nach dem 12. Juli publik werden soll an wissenschaftlichen JWST-Daten, Updates zu NIRSPECs fertigen Tests und der allgemeinen Stimmungslage, Artikel von vorgestern (mehr, mehr, mehr und mehr), dem 7. Juli (mehr) und 6. Juli und ein Videoclip. [3:30 MESZ. NACHTRAG: Überraschung … nicht bei der Show am Dienstag, sondern bereits am Montag um 23:00 MESZ wird das erste (Falsch-)Farb-Bild des JWST vorgestellt, vom POTUS selbst – dem Vernehmen nach das bisher tiefste Bild des Universums]

Interessante Wolken-Effekte durch die kanarischen Inseln auf einer Aufnahme von Sentinel 3 von vorgestern – auch der qualmende Anak Krakatau von Sentinel 2, eine Orbit-Anhebung der Swarm-Satelliten und Vorbereitung auf Aditya-L1, einen indischen Sonnensatelliten. Derweil hat – auch von Amateurfunkern verfolgt, die es unabhängig bestätigten konnten – die erste und wichtigste Bahnkorrektur von CAPSTONE stattgefunden, die zweite wurde allerdings verschoben: weitere Updates von Terran Orbital, Advanced Space und der NASA (früher und mehr) und Artikel von heute, vorgestern, dem 7. Juli (mehr und mehr) und 6. Juli (mehr und mehr). Auch der NASA-Beitrag zum Lunar Pathfinder der ESA (mehr), Press Releases von ISAS und LPI zur internationalen Analyse der Ryugu-Proben von Hayabusa 2, nunmehr neun Gesteinsproben in der Sammlung von Perseverance – und das 43. Perijovium Junos im Vergleich mit Amateurbeobachtungen sowie Io-Bilder hier und hier. [15:55 MESZ]

Mit diesem Start von 53 weiteren vor 3 Tagen sind nun gemäß dieser Statistik erstmals mehr als 2500 Starlink-Satelliten gleichzeitig im Orbit, nämlich 2506 (davon rund 2000 operationell) – und morgen früh sollen schon wieder 46 dazu kommen: der kurze Webcast des 28. Falcon-9-Starts dieses Jahr, der Start daraus, Fotos hier, hier, hier, hier und hier, neue Statistiken enger Begegnungen und Artikel von vorgestern (mehr und mehr), dem 7. Juli (mehr und mehr), 1. Juli (mehr und mehr), 30. Juni, 29. Juni, 28. Juni (mehr), 23. Juni, 22. Juni und 21. Juni. Und ein Blick auf die Start-Statistik bisher dieses Jahr, vor dem o.g. Starlink-Start sowie einem mit GLONASS-Satelliten ebenfalls vor drei Tagen: Artikel hier und hier. [23:55 MESZ]
8. Juli

Außergewöhnlich helle Leuchtende Nachtwolken über NRW
und angrenzenden Regionen gab es vorgestern früh zu sehen, noch bis in die helle Dämmerung hinein: hier ein Bild dieses Bloggers aus Bochum von 4:05 MESZ, das es gestern sogar groß in die Zeitung schaffte, auch die ganze Entwicklung in 21 Bildern dokumentiert, 77 Bilder in voller Auflösung, ein erster Bericht mit vielen Antworten auch in Bildern, weitere ‚Auftritte‘ u.a. hier, hier und hier – und das obigem entsprechende Bild einer Webcam in 18 km Entfernung, die das Spektakel gut erfasste und im Gegensatz zum Blogger auch vor 4 Uhr klare Sicht und ihn maßgeblich zum Ausharren bewogen hatte. In den Nächten 7./8. Juli (jedenfalls der ersten Hälfte; mehr) und 6./7. Juli (mehr) tat sich nicht viel, aus der spektakulär geendeten Nacht 5./6. Juli Zeitraffer hier, hier und hier und Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, aus der Nacht 4./5. Juli, als die erwähnte Webcam auch einiges sah (auch die nächsten 45 Minuten) aber dieser Blogger nur einen fiesen Teaser abbekam, Zeitraffer hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Beobachtungs-Bericht und Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Und ein Artikel zur Physik der NLC von 2018. [1:45 MESZ]

Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) am 5. Juli mit 12 Zoll über der Farm Tivoli in Namibia von Gerald Rhemann aufgenommen: auch Bilder von gestern (mehr), vorgestern, dem 5. Juli (mehr und mehr) und 4. Juli. Ferner ein MPEC und ein CBET zum neuen Kometen C/2022 N2 (PANSTARRS), der jetzt 20. Größe in 9.5 a.u. Sonnen- und 8.5 a.u. Erd-Abstand hat und im Juli 2025 bis auf 3.8 a.u. an die Sonne heran kommt: Heller als 14. Größe wird er dabei wohl nicht. Und wie aus Satelliten-Beobachtungen hervorgeht, hat es vorgestern einen Airburst mit 1.8 kt TNT Energie nahe Neuseeland gegeben, der auch von ein paar Kameras gesehen wurde und hier, hier und hier beschriebene geophysikalische Effekte auslöste: auch Artikel hier und hier. [16:30 MESZ]



Die Fleckengruppe (1)3053 – die gerade einen M-Flare langer Dauer veranstaltet (mehr und mehr) – und andere kommen herein rotiert: SDO-HMI-Aufnahmen von 1:53, 14:59 und 23:11 MESZ heute. Auch die Sonne heute (mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr) und am 5. Juli (mehr und mehr) – und ein IRIS-Clip der AR 3006 im Mai. Ferner der Status der Erdrotation, das Paper „Accelerated western European heatwave trends linked to more-persistent double jets over Eurasia“ nebst PM vom PIK dazu, der Jupiter heute (mehr), vorgestern (mehr, mehr, mehr und mehr), am 5. Juli, 4. Juli und 3. Juli (mehr), einige Gesamtkarten, der Saturn vorgestern, eine Sternbedeckung durch Titan heute früh (mehr, mehr und mehr) – und die Nova Cas 2021 an vielen Tagen bis zum 2. Juli. Und noch der Kamera-Verschluss des Rubin Obs., wieder Besucher im Yerkes Obs. (s.a. hier ganz unten) – und Astronomisches auf der IdeenExpo in Hannover (mehr und mehr): noch bis Sonntag in Halle 9 bei freiem Eintritt. [23:55 MESZ]
6. Juli

Chi1 Fornacis Cluster: ein verborgener naher Sternhaufen
Er wurde hier schon im Juni erwähnt: ein der Sonne naher aber kaum bekannter offener Sternhaufen, der erst 2002 erkannt und damals als Alessi 13 gelistet wurde, während später χ1 Fornacis cluster bevorzugt wurde. Nach der jüngsten Untersuchung auf der Basis von Gaia-Daten, namentlich dem Early Data Release 3, hat er 164 Mitglieder – und ist nur 108 Parsec entfernt: Damit ist es gemäß dieser Tabelle der dritt-nächste Sternhaufen überhaupt, nur die Hyaden mit 47 und der Coma-Berenices-Sternhaufen alias Melotte 111 mit 86 Parsec sind noch näher, die Plejaden mit 136 Parsec dagegen weiter entfernt.
Doch die Sterne von „XFOR“ sind über ein enormes Himmelsareal verstreut, wie diese Karte zeigt, die die Co-Autorin Núria Miret Roig des neuen Papers diesem Blog zur Verfügung stellte: Die Farbe codiert dabei die Helligkeit (Gaias „G“, das aber praktisch der klassischen V-Helligkeit entspricht) nach der Skala rechts. Die fünf hellsten Mitglieder XFORs sind immerhin heller als 7.0 mag. und stehen natürlich in diversen bekannten Katalogen als vermeintliche Einzelsterne: Mit 5.1 mag. ist i Eridani der mit Abstand hellste, gefolgt von HD 17864 und dem – weil zentrumsnah – Namensgeber des Haufens Chi1 Fornacis mit 6.4, Chi3 Fornacis mit 6.5 und HD 24966 mit 6.9 mag.(V); der schwächste noch als Haufenmitglied identifizierte Stern hat 19.6 mag.
Der erste Autor des Papers Phillip Galli lieferte auch die Statistik dazu: In einem 1°-Feld um Chi1 Fornacis gibt es 10 Sterne heller als 10 mag.(G), von denen immerhin 5 zum Haufen gehören. In einem 2°-Feld sind es 77 Sterne, davon 8 vom Haufen. Und in einem 3°-Feld gibt es 480 Sterne heller als 10 mag., von denen nur 12 zum Haufen gehören – oder 15 von den 2342 Sternen bis 12 oder 38 der 16’710 Sterne bis 15 mag.(G). So schafft es der Chi1 Fornacis Cluster, sich trotz seiner Handvoll heller Sterne im Sternengewirr komplett unsichtbar zu machen, aber in einer neuen zoombaren Version der Umgebungskarte der Sonne nach den neuesten Gala-Erkenntnissen ist er natürlich vertreten, unter dem alten Namen. Oh, und Gaia hat mal eben die Zahl der bekannten O-Sterne ver-40-facht … [0:45 MESZ]

Die letzte totale Mondfinsternis im thermischen Infraroten beobachtet von Instrumenten auf der Erdbeobachtern Landsat 8 und 9: Das Ergebnis sind Temperaturkarten mit 60 km Auflösung. Wenn die Totalität (am 16. Mai von 03:29 to 04:53 UTC) beginnt, fällt die Temperatur um 100 Kelvin pro Stunde, wobei sich der feinkörnige Regolith am schnellsten abkühlt, die Krater jedoch länger brauchen: Tycho z.B., der helle Fleck unten, blieb die ganze totale Phase relativ warm. Mondbeobachtung mit einem Satelliten für die Erderkundung mag ungewöhnlich scheinen – aber einmal im Monat schauen ihn die Landsats auch sonst an: zwecks Kalibration. Derweil gibt es Updates vom Hersteller und von der NASA zur CAPSTONE-Krise: Der Satellit war in gutem Zustand, bis der Kontakt abriss, aber noch bleibt etwas Zeitreserve für Rettungsversuche; frühere Artikel hier, hier und hier. [2:55 MESZ] Die Kommunikation ist wieder hergestellt! [17:45 MESZ] Und da es CAPSTONE gut geht, steht das erste Bahnmanöver bevor – auch frühere Artikel hier, hier, hier, hier und hier sowie die bisher von Yutu-2 absolvierte Fahrstrecke auf dem Mond. Und Danuri alias Korea Pathfinder Lunar Orbiter ist auf dem Weg in die USA zum Falcon-Start.

Kurz vor der großen Webb-Bilder-Enthüllung am 12. Juli hat es einen Teaser gegeben: ein 2800 Pixel breites Deep Field vom kanadischen Fine Guidance Sensor, das hier und hier erläutert wird und von dem hier ein Ausschnitt heraus vergrößert wurde – 32 Stunden Gesamt-Belichtungszeit, Lich von 600 nm bis 5 µm, fast nur ferne Galaxien zu sehen. Auch das Paper „Insight-HXMT Discovery of the Highest-energy CRSF from the First Galactic Ultraluminous X-Ray Pulsar Swift J0243.6+6124“ über die Messung des stärksten Magnetfelds im All bisher durch das Hard X-ray Modulation Telescope, erste Ergebnisse des Zooniverse-Projekts „Jovian Vortex Hunter“, bei dem auf JunoCam-Bildern nach Wolken-Features gesucht wird, wie es Zhurongs Rädern auf dem Mars ergeht, die Messung urbaner Hitze von der ISS mit dem Instrument ECOSTRESS, das ULA-Musikvideo zum letzten Atlas-Start – und die Initiative „Humans on Mars“ in Bremen startet übermorgen. [23:45 MESZ]
4. Juli

Ein Partner des Wissenschaftsjahres werden: Was das bringt
Noch nie war der Weltraum das Thema eines Wissenschaftsjahres des BMBF, wie es sie schon seit dem Jahr 2000 gibt, auch im Internationalen Jahr der Astrononomie 2009 nicht, doch 2023 lautet das Motto endlich: „Unser Universum“. Auf Fördergelder für Projekte dazu wurde hier schon hingewiesen (die Deadline ist vorbei), aber nun gibt es einen weiteren Aufruf: Es werden Exponate für die MS Wissenschaft gesucht, die als schwimmendes Science Center auf deutschen Flüssen unterwegs ist. In den Teilnahmebedingungen wird auch umrissen, um was es 2023 gehen soll: „Die Neugier der Menschen und der Wunsch nach mehr Wissen wirken seit jeher als Treiber, um neue Technologien und mathematische und naturwissenschaftliche Methoden zu entwickeln, genauso wie sie die philosophisch-geisteswissenschaftliche Erkenntnissuche fördern. Das Wissenschaftsjahr 2023 – Unser Universum stellt dies in den Mittelpunkt.
Gerade der Blick auf die unbegrenzte Weite des Universums bringt die Menschen dazu, sich auch immer wieder auf sich zu besinnen. Das Wissenschaftsjahr 2023 – Unser Universum will auch beleuchten, was diese Einsichten für das Selbstverständnis der Menschheit und ihre Rolle im Universum bedeuten. Unser Planet und sein Zustand sind derzeit Gegenstand intensiver gesellschaftlicher Diskussionen. Der Blick auf das große Ganze ist dabei ebenso wichtig wie der auf die kleinsten Strukturen, die das Große zusammenhalten. Das Wissenschaftsjahr 2023 will uralte Menschheitsfragen nach dem Ursprung der Welt mit aktuellen Entwicklungen und Zukunftsperspektiven verbinden: Woraus besteht das Universum? Was sind schwarze Löcher? Gibt es außerirdisches Leben? Was macht unsere Erde zu einem bewohnbaren Planeten? Wie sieht die Zukunft unseres Planeten aus? Wie können wir unseren Lebensraum schützen?“
Auch unabhängig von Förder-Ausschreibung und MS-Wissenschafts-Bewerbung wird das Wissenschaftsjahr die Möglichkeit zur Beteiligung bieten, war im Juni bei einer Videokonferenz mit dem BMBF zu erfahren – und das macht es insbesondere für Einrichtungen der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit interessant. Partner zu werden, ist nämlich ein völlig unbürokratischer Vorgang: Veranstaltungen formlos bei der sogenannten Redaktion melden genügt, besondere Kriterien sind nicht zu erfüllen. Dann winken die Aufnahme in einen zentralen Kalender und die Teilhabe an koordinierter Werbung v.a. auf Social Media (die Wissenschaftsjahre betonen zunehmend den direkten Austausch mit dem Publikum). Geld gibt’s für die Partner natürlich nicht und auch keine konkrete Unterstützung oder Koordination der Partner untereinander, aber sollte die Redaktion Synergien wittern, würde sie sie sich melden. Die konkrete Planung wird erst im Herbst Fahrt aufnehmen, parallel zum laufenden Jahr – am 1.1.2023 wird dann ‚umgeschaltet‘. [21:15 MESZ]

Vier im Kontrast erhöhte Ausschnitte aus europäischen Aufnahmen des Jupiter vorgestern früh im Vergleich, von J.L. Dauvergne und R. Burkart oben und T. Hansen und D. Peach – auch weitere Jupiters und Saturne von heute (Vorversion), gestern (mehr) und vorgestern, der Mars vorgestern und die Venus am 1. Juli, die Kometen C/2017 K2 (PANSTARRS) gestern (mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr und mehr), dem 1. Juli (mehr, mehr und mehr) und dem 30. Juni (mehr und mehr), C/2022 E3 (ZTF) am 30. Juni, die ungewöhnliche Bahn von A/2019 O2, die Sonne heute (mehr und mehr), gestern (mehr, mehr und mehr) und vorgestern, das Paper „Maximal growth rate of the ascending phase of a sunspot cycle for predicting its amplitude“ nebst Press Release, warum Sirius in der Antike nicht rot war und die Supernova 2022hrs am 1. Juli mit 15.0 mag. Schließlich NLC heute Nacht und in der Nacht 2./3. Juli hier, hier, hier, hier, hier und hier, eine NLC-Zunahme Ende Juni in den Daten des Satelliten AIM, ein teleskopisches Video eines platzenden Wetterballons – und ein bemerkenswertes asynchrones Online-Konferenz-Konzept, das bei Cosmology from Home besten funktioniert und eine Unmenge Vorträge hinterlassen hat. [23:35 MESZ]



Jetzt geht’s zum Mond: Lunar Photon setzte CAPSTONE ab!
Just am 88. Todestag der Namensgeberin hat heute früh das Curie-Triebwerk der Kickstage Lunar Photon seine Arbeit vollendet und den experimentellen CubeSat CAPSTONE – der aber Teil des gigantischen Artemis-Programms ist – solo auf den Weg Richtung Mond geschickt: Press Releases von Rocket Lab, Advanced Space und NASA, die Aufzeichnung eines Webcasts und Artikel hier und hier [NACHTRAG: und hier, hier, hier und hier – aber es gibt Sorgen um CAPSTONE, der sich nicht beim DSN meldet. NACHTRAG 2: Die NASA hat bestätigt, dass kein Kontakt besteht, aber es gäbe noch Zeit].



Heute vor 25 Jahren landete der Mars Pathfinder der NASA, der erste Besucher nach fast 21 Jahren: hier was er in die Runde blickend sah und der Lander (später „Sagan Station“ getauft) aus Sicht seines kleinen Rovers Sojourner, der unten gerade abgefahren ist, auch die alte Homepage, alle PR-Bilder, die die Top-Entdeckungen und eine lange NASA-Dokumentation zu der Mission sowie ein Artikel. Ferner ein Software-Upgrade auf dem Mars Express, Artikel zu Perseverance hier, hier, hier und hier und das Paper „Changing spatial distribution of water flow charts major change in Mars‘ greenhouse effect“ nebst einem Press Release. Sowie Fan-Fotos des letzten Ariane-Starts, der Erstflug der Vega-C nun frühestens am 13. Juli, eine Exploration Roadmap der ESA [NACHTRAG: mehr und mehr], der heutige Talk „Europas Ambitionen im Weltraum“ und der kommende erste Start im U.K. mit Virgin Orbit. Und die Heuchelei des Westens in Sachen ISS wurde heute krass offenbar: Während weiter über eine Russin in einem Crew Dragon verhandelt und Heile Welt auf der Station beschworen wird, feierten die drei Russen auf der ISS den Ukraine-Krieg – eine Übersetzung und mehr hier und hier. [20:30 MESZ]

10 Jahre nach Higgs: LHC vor seinem energiereichsten Run
Einen Tag nach dem heutigen 10. Jahrestag der Verkündigung der Entdeckung des Higgs-Bosons (die aber schon zwei Tage vorher geleakt worden war) wird der Large Hadron Collider im CERN nach mehrjährigen Verbesserungsarbeiten auf zuvor unerreichte 13.6 TeV Kollisionsenergie getrieben: Geburtstags-Seiten hier und hier, Press Releases hier, hier, hier, hier und hier, Threads hier und hier, ein noch laufendes langes Event am DESY in Deutsch, ein kurzes Video vom Fermilab, ein Event am CERN zum Beginn des neuen (dritten) Runs morgen ab 16:00 MESZ auf Deutsch und Englisch, das lange Paper „The Higgs boson turns ten“ und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. Und zum Wiederhochfahren des LHC im April Press Releases hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [19:45 MESZ. NACHTRAG: Der 3. Run begann nach Plan – und könnte sogar Teilchen der Dunklen Materie indirekt nachweisen]
2. Juli



Geduld hat sich gelohnt: Atlas V startet 75 Minuten verspätet
Am Vortag hatte das Wetter gar keine Chance gelassen, aber gerade ist eine Atlas V mit zwei Technologie-Testern der Space Force doch noch weggekommen: um 1:15 statt 0:00 MESZ, weil sich erst ein Incus davonmachen musste – hier drei Screenshots aus dem Webcast und noch vier mehr sowie ein fernes Video und Start-Fotos hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [1:55 MESZ] Und hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie ein weiterer Artikel – und Virgin Orbit versucht es wieder: Webcast ab 7:15 MESZ. [3:30 MESZ] Der Start ist gelungen: Press Releases von Virgin und Gov.uk und Artikel hier, hier, hier und hier. Ferner ein ULA Release zum Atlas-Start und weitere Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier und hier sowie Press Releases und Artikel (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) zu PSLV-C53, eine Nahaufnahme des letzten Falcon-Starts – und der Artemis-I-Stack hat sich in der Nacht in Bewegung gesetzt und nähert sich jetzt dem VAB: aktuelle Fotos hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [18:40 MESZ] Soeben ist der Stack im VAB angekommen.

Eine Seitenansicht der Milchstraße und ihrer engsten Begleiter, rekonstruiert aus Gaia-Daten und daher mit gewissen Lücken, wo der Satellit wegen Absorption keine Sterne sehen konnte. Derweil sind bei Webb 16 der 17 Betriebsmodi der Instrumente abgehakt, zuletzt war NIRSpec fertig geworden und zuvor MIRI, was gefeiert wurde: auch der Plan für den 12. Juli und Artikel vom 30. Juni (mehr) und 29. Juni. Ferner das Paper „Mapping the Brightness of Ganymede’s Ultraviolet Aurora Using Hubble Space Telescope Observations“ und das vorletzte Manöver mit Lunar Photon, bevor CAPSTONE freigelassen wird: eine Animation der Bahn – und die Mission als Aufmacher von This Week @ NASA. [20:40 MESZ]

Die Experimente mit Autonomous Robotic Networks to Help Modern Societies alias ARCHES auf dem Ätna sind nun zuende gegangen – die Roboter stellten bei einem der Versuche sogar LOFAR-artige Radioantennen auf (wie sie es im Realfall auf der Mondrückseite tun würden): weitere Bilder hier und hier. Auch viele wilde Kandidaten für Weltraumforschungs-Missionen in China, eine spezielle Bodenstation in Schottland, ein Manöver zur Kollisionsvermeidung beim Swarm-Projekt, unter am 25. Mai gestarteten Kleinsatellit ein Demonstrator von In-Orbit-Docking zweier CubeSats, ein Europa-Zeitraffer von Columbus Eye auf der ISS, zu der vielleicht noch dieses Jahr Astronauten per Starliner fliegen können, während der Cygnus NG-17 nach seinem Abdocken bald verglüht ist. [23:10 MESZ]