So sieht Europa bei Nacht aus – erstmals in Farbe

Letztens wurde sie im Paper „Environmental risks from artificial nighttime lighting widespread and increasing across Europe“ vorgestellt: die erste Karte Europas, die das künstliche Licht in der Nacht in echten Farben zeigt, wofür tausende DSLR-Fotos von ISS-Astronauten kombiniert wurden. Bisherige monochrome Nachtbilder der Erde stammen von Kameras auf amerikanischen Wettersatelliten zweier Serien, deren Empfindlichkeitsbereich erst bei 450 bzw. 480 nm beginnt: Violettes Licht fehlt ganz und auch einiges des blauen. Nun emittieren LEDs, die wegen ihres geringeren Stromverbrauchs in den letzten 10 Jahren zum dominanten Leuchtmittel geworden sind, aber ausgerechnet im Blauen stark: Erst mit den Astronauten-Fotos können die Folgen endlich quantitativ beschrieben werden. Und es bestätigt sich der subjektive Eindruck vieler, dass es nachts heller geworden ist: Zwischen 2012-2013 und 2014-2020, als die LEDs kamen, ist Europas Helligkeit im Grün-Kanal um 11% gestiegen und im Blau-Kanal sogar um 24% – der Kontinent ist heller und auch blauer geworden. Die Autoren der Arbeit besorgt das sehr, denn gerade blaues Licht spielt in der Ökologie, etwa beim Verhalten von Insekten, wie in der Medizin – als Unterdrücker der Schlaf-relevanten Melatonin-Produktion – oft eine dominante Rolle.

Solche spezifischen Karten lassen sich aus Hyperspektral-Daten des neuen deutschen Umweltsatelliten EnMAP erstellen: Am 2. November 2022 hat die Mission ihre Testphase abgeschlossen und ist in den Routinebetrieb gestartet – und Nutzer können ab sofort auf das stetig wachsende Daten-Archive des ersten in Deutschland entwickelte und gebaute Hyperspektralsatelliten mit 242 Spektralkanälen zugreifen und Beobachtungsanträge stellen, wpbeo die EnMAP-Mission die Daten kostenfrei zur Verfügung stellt. Und schon macht sich der nächste Umweltsatellit – Schwerpunkt Wald-Messungen – bereit: Biomass der ESA reist ab zu finalen Tests in Toulouse vor dem Start.

Der weitgehend wolkenfreie Svalbard-Archipel am 21. August von Sentinel 2 gesehen, ein echtes (!) Selfie des Mikrosatelliten MP42 vor dem Sternenhimmel mit einer Mini-Kamera auf einer Stange und der schwedische Satellit Mesospheric Airglow/Aerosol Tomography and Spectroscopy (MATS) vor dem Start mit einer Electron, deren Unterstufe in der Luft gefangen werden soll: auch ein Artikel und weitere Bilder. Auch Startverträge für Isar Aerospace – und der Start von Eutelsat Hotbird 13G auf einer Falcon 9: der Webcast, daraus Start, Landung und Aussetzen, Bilder hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier und hier.

Der unkontrollierte Absturz der großen chinesischen Raketenstufe („Neues CSS-Modul, neue Sorgen vor der fetten Oberstufe …“) wird vom EU Space Surveillance and Tracking Operations Centre derzeit für morgen um 11:49 MEZ ±3.7 Stunden erwartet (siehe Karte), während The Aerospace Corporation auf 13:24 MEZ ±4 Stunden tippt. Zwei weitere ältere Prognosen des Absturzes gibt es hier und hier – und ein aufgelöstes Video der Rakete, das mit dieser Technik mit einer Kamera auf einem Satelliten entstand. NACHTRAG:

Der Verfall von Apo- und Perigäum der Raketenbahn und die Vorhersagen für den Eintritt von drei Modellen: Alle sehen ihn gegen Mittag MEZ am 4. November. Konkrete neue Prognosen aus der europäischen Nacht sind 10:39 MEZ ±1.9 Stunden, 14:41 MEZ ±3.5 Stunden und 12:20 MEZ ±3 Stunden. NACHTRAG 2: Die Rakete ist um 11:01 MEZ in den Pazifik gestürzt – diese Aussage dürfte auf IR-Beobachtungen auf dem Orbit basieren. Kurz zuvor war sie noch taumelnd über Australien gesehen worden (mehr und mehr), aber wiederum davor hatte die falsche Prognose 9:50 MEZ ±31 Minuten mit absurd kleiner Ungenauigkeit vor allem in Spanien Chaos ausgelöst, wo zeitweise der Luftraum gesperrt wurde: ein Erlebnis-Bericht und Artikel hier, hier, hier und hier. Fast zeitgleich hatte SpaceTrack 10:45 MESZ ±3 Stunden angegeben, mit wiederum ungewohnt großem Fehler so kurz vor dem Crash: Um die Situational Awareness war es diesmal schlechter bestellt als bei den meisten anderen großen Reentries der letzten 10 Jahre. NACHTRAG 3: Was war denn das? Um 11:06 MEZ ist – 5 Minuten nach dem eigentlichen Reentry; eine Karte dazu – nochmal was in den Pazifik gefallen, „korreliert“ mit der Rakete. NACHTRAG 4: Eine Karte der zwei Reentries, der letzte Orbit der Hauptmasse, große Lücken in der Verteilung von Sensoren als Ursache der Konfusion und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Radio-Interview.

Eine Antwort to “So sieht Europa bei Nacht aus – erstmals in Farbe”

  1. Zwei große Mars-Impakte: jeweils Beben & Krater | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] dem erfolreichen Start von Mesospheric Airglow/Aerosol Tomography and Spectroscopy („Der weitgehend wolkenfreie […] und der schwedische Satellit …“) auf einer […]

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