Posts Tagged ‘Andromeda-Galaxie’

Bilder der ersten Woche des neuen Jahres

7. Januar 2011

Die Andromeda-Galaxie mit den Augen von Herschel und XMM-Newton, deren Beiträge orange bzw. blau dargestellt sind: Das IR-Bild (250-500 µm) betont einen markanten Staubring mit 75’000 Lichtjahren Durchmesser (s.a. auch ein WISE-Bild im kürzeren IR), in dem viele neue Sterne entstehen, das Röntgenlicht zeigt v.a. Sternüberreste im Bulge. Weitere Press Releases hier und hier und brauchbare Artikel hier und hier – und ein ziemlich bescheuerter, der glauben machen will, nur weil ein Amateurastronom im Sichtbaren eine ähnliche Auflösung schafft (dessen astrofotografische Leistungen per se ja zu Recht gefeiert werden), seien die Satelliten irgendwie überflüssig. Die der ahnungslose Autor auch noch der NASA statt der ESA zuschreibt … NACHTRAG: … was Senge gibt! NACHTRAG 2: Und Anlass für weitere tiefe Gedanken ist.

Der Lagunennebel M 8 im nahen und mittleren IR (J, H und Ks bzw. 3.4 bis 22 µm), aufgenommen im Rahmen der „VISTA Variables in the Via Lactea“-Durchmusterung mit dem ESO-IR-Teleskop bzw. mit dem Satelliten WISE (unten).

Ein Ausschnitt aus dem Adler-Nebel um den Sternhaufen NGC 6611, vom HST mit der ACS in zwei Nah-IR-Kanälen aufgenommen – siehe auch einen anderen Teil („Ein Ausschnitt …“) des berühmten Nebels.

Spikulen auf der Sonne in drei verschiedenen UV-Kanälen des Solar Dynamics Observatory: Gerade sind sie mal wieder die „heißesten“ Kandidaten für die Erklärung der Aufheizung der Sonnenkorona geworden, wie auch dieser und dieser Pressemitteilung und diesem, diesem, diesem, diesem und diesem Artikel zu entnehmen ist.

Weitere Cassini-Aufnahmen des großen Saturnsturms vom 2. Januar (eine frühere Ansicht) sind eingetroffen, aus denen auch gleich jemand wieder ein Falschfarbenbild gebastelt hat.

Die Küste von Queensland, gesehen von Aqua-Satelliten am 4. Januar: Schwere Regenfälle haben nicht nur zu gewaltigen Überschwemmungen geführt, sondern lassen auch reichlich Sedimente ins Meer fließen. Dort – man beachte das Great Barrier Reef – sorgt das für zusätzliche Umweltprobleme. NACHTRAG: Auch Terra, Envisat und TerraSAR-X haben die Überschwemmungen im Blick.

Sieben tiefe, ~ aktuelle, Blicke in den Kosmos

2. November 2010

NGC 6888, der Crescent Nebula, aufgenommen mit dem Isaac Newton Telescope und seiner Wide Field Camera in zwei Emissionslinien: Der zentrale Wolf-Rayet-Stern WR 136 regt die Strahlung an, während sein starker Wind den Nebel zerzaust.

Ein Teil-Mosaik von Messier 17 alias Omega-Nebel vom VLT und seinem ISAAC-Instrument bei 1.2 bis 2.2 µm (aufgenommen schon vor Jahren): Hier bringen junge Sterne einiges zum Leuchten.

Eine Hubble-Aufnahme des Kugelsternhaufens NGC 1806 in der LMC mit der ACS; entdeckt wurde er bereits 1836 von John Herschel.

Ein Ausschnitt aus Omega Centauri, ebenfalls von HST-ACS: Dabei ging es um die Eigenbewegungen der Sterne in dem Kugelhaufen, der allgemein als Überrest einer Zwerggalaxie interpretiert wird; Positionen wurden mit 4 Jahren Abstand gemessen.

Ein UV-Mosaik der Andromeda-Galaxie von der Kamera auf Swift aus 330 Aufnahmen des UVOT: Etwa 20’000 einzelne Quellen werden erkennbar.

Das Innenleben der Elliptischen Galaxie NGC 3077 mit Hubbles ACS aufgenommen: Die Galaxie, die mit M 81 und 82 ein Trio bildet, ist von staubigen Fasern durchzogen, Überresten heftiger Sternentstehung.

Sternstrichspuren über dem derzeit berühmtesten Teleskop auf La Silla in Chile, dem 3.6-Meter der ESO mit dem Spektrografen HARPS, der an zahlreichen Exoplanetenentdeckungen beteiligt war. [Iztok Bončina/ESO]

Schon mal ein kosmisches Infrarotbild mit 44,4 Megapixeln gesehen?

17. Februar 2010

Hier ist eins, zwecks Darstellung in drei verschiedenen Ausschnitten aus dem 6666 mal 6666 großen Originalbild (15 MB): So sieht der neue Infrarot-Satellit WISE die Andromeda-Galaxie, ein Falschfarbenbild von 3.4 bis 22 µm Wellenlänge. Ausgewachsene Sterne erscheinen dabei in Blau, während Gelb und Rot warmen Staub zeigen, den junge, massereiche Sterne aufgeheizt haben. Dieses Bild gehört zu einer ganzen Reihe spektakulärer Early Release Observations, die heute vorgestellt wurden: JPL und NASA Releases und Jubel von Discovery und Bad Astronomy.

Negativ-Beobachtung des Chandra-Satelliten spricht für verschmelzende Weiße Zwerge statt Akkretion auf einen Weißen Zwerg als Mechanismus der Supernovae des Typs Ia

Weil das Chandra X-Ray Observatory in fünf Elliptischen Galaxien und der Zentralregion – dem Bulge – der Andromeda-Galaxie weit weniger Röntgenpunktquellen findet (und die Strahlung um einen Faktor 30 bis 50 geringer ist), als zu erwarten wären, wenn von einem normalen Begleiter akkretierende Weiße Zwerge die Ursache der Typ-Ia-Supernovae wären, lautet die Schlussfolgerung: Stattdessen stecken „bis auf wenige Prozent“ der Fälle Verschmelzungen zweier Weißer Zwerge dahinter, die vorher ein enges Paar bildeten und ineinander spiralierten. Das wäre in dreifacher Hinsicht „unbequem“: Zum einen ist dieser Verschmelzungsprozess – obwohl schon länger als Alternative zur Akkretion vorgeschlagen – weit weniger theoretisch oder durch Computersimulationen ergründet als das populärere Akkretions-Szenario (siehe ISAN 77-7 zu einem Indiz dafür). Ebenso sind kaum passende Weiß-Zwerg-Paare bekannt, was freilich daran liegt, dass sie viel schwerer zu finden sind.

Eine Dominanz des Verschmelzungs-Szenarios könnte schließlich auch den Nutzen der Ia-SNe als Standardkerzen schmälern: Im Akkretionsbild hätten die explodierenden Weißen Zwerge immer gerade die Chandrasekhar-Masse erreicht, bei der Verschmelzung ist jedoch die explodierende Gesamtmasse keineswegs festgelegt, weil Weiße Zwerge recht unterschiedliche Massen haben können. Aufgrund der Sorgfalt, mit denen die Erforscher der Dunklen Energie indes „ihre“ Ia-SNe geeicht und Exoten eliminiert haben (und auch, weil die Existenz der DE auf viele andere Weisen abgesichert ist), gibt es jedoch erst einmal keinen Grund zur Aufregung, hieß es auf einer noch andauernden NASA-Telecon. Und vielleicht gibt es doch einen höheren Anteil akkretierender Weißer Zwerge an den Ia-Vorgängern, aber irgendetwas unterdrückt ihre Röntgenemission: Schlussfolgerungen aus einem negativen Resultat sind grundsätzlich ein wenig riskant. (Abstract eines Papers, Chandra Release, weitere Bilder) NACHTRAG: das ganze Paper für alle – so isses recht!