Posts Tagged ‘apollo’

In Speyer: Europas größte Weltraum-Ausstellung

28. September 2013

Damit hatte dieser Blogger nicht gerechnet, als er am 21. September zusammen mit einer internationalen Schar Weltraum-Nerds nach Speyer aufbrach, um im dortigen Ableger des Technik-Museums die relativ neue Raumfahrtausstellung zu besichtigen. Wie das ganze Museum ist auch diese Space-Expo das Werk eines e.V. von Enthusiasten – von äußerst einnehmendem Wesen, wie die Fülle z.T. rarer Exponate aus der bemannten Raumfahrt in Ost & West beweist, die hier zusammen getragen wurde. Zur größten derartigen Ausstellung Europas!

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Die jüngste Erwerbung ist dieser Mondstein („Ein vierter Apollo-Mondstein ist dauerhaft in Deutschland“) von Apollo 15, der …

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… in der großen Raumfahrthalle am Rande einer nachgebauten Apollo-Landestelle platziert worden ist (und dort nicht besonders auffällt). Alle Landungen werden durch Schautafeln ausgiebig dargestellt, wobei …

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… ein gigantisches Mond-Panorama aus Bildern des Lunar Reconnaissance Orbiter das Zentrum bildet. Echte – und v.a. geflogene – Artefakte von Apollo und seinen Vorgängern sind in dieser Sektion der Halle noch nicht zu finden, wohl aber in anderen und v.a. den höher gelegenen Umgängen. (Auf ein didaktisches System der Anordnung wurde bewusst verzichtet: Der Besucher soll sich lieber überraschen lassen.)

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Zu den originalen Preziosen gehört diese Sternkarte, die 1966 mit Gemini 11 im Orbit war und bei einem Rendezvous-Manöver half: Weil die Sterne alle mit den üblichen griechischen Buchstaben versehen sind, gab es zur Sicherheit noch einen Spickzettel mit deren Aussprache dazu. Die Karte hat Pilot Gene Cernan signiert, der wiederum Probleme mit den römischen Zahlen zu haben schien …

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Mit Apollo 15 auf dem Mond war 1971 dieses Stromkabel aus der Landefähre „Falcon“, das dort zur Versorgung der Beleuchtung diente.

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Und hier ein besonders unappetitliches Mitbringsel von Apollo 17: dehydrierter Grapefruit-Saft, den die Besatzung wohl schon 1972 nicht mochte und deswegen von ihrer Mondreise, der letzten überhaupt, wieder mitbrachte …

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Die jüngste Erwerbung Speyers an großer Weltraum-Hardware ist die Landekapsel von Soyuz TM-19, mit der vor 19 Jahren u.a. Ulf Merbold von seinem Mir-Aufenthalt zurück kehrte.

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Und das Glanzstück ist natürlich der Prototyp OK-GLI von 1984 der sowjetischen Raumfähre Buran [NACHTRAG: dieser inzw. gelöschte Artikel (Seite zwei) war aus einem Buch gestohlen], der für Flugversuche in der Atmosphäre verwendet wurde (weshalb er vier eigene Jet-Triebwerke besitzt) – und nach allerlei Wirrnissen 2008 den Rhein hinauf nach Speyer gekommen war. Jetzt besticht die – seither mächtig herausgeputzte – Raumfähre durch ihre schiere Größe und Eleganz und kann von allen Seiten und aus nächster Nähe inspiziert werden. NACHTRAG: ein späterer Besuchs-Bericht.

So lang ist der aktive Asteroid 2010 A2 geworden

3. Juni 2013

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Der Strich quer durch diese aktuelle Aufnahme des WIYN-Teleskops ist der „Staubschweif“ des aktiv gewordenen Asteroiden 2010 A2, drastisch länger als letztes Jahr mit Keck („Immer noch Partikel in der Bahn …“) nachgewiesen: Rund eine Million Kilometer ist das Band aus Zentimeter-großen Teilchen lang, das selbst das 15′-Bildfeld der neuen Weitwinkelkamera ODI sprengt. Warum es der Asteroid allerdings im Jahre 2009 in die Welt gesetzt hat (siehe ISAN 122-7), klären auch die WIYN-Beobachtungen nicht.

Ein vierter Apollo-Mondstein ist dauerhaft in Deutschland

„gelandet“: Im Technik-Museum Speyer ist nun nach Berlin, Bonn und Nördlingen seit heute mit Sample 15499,67 eine Hälfte dieses Apollo-15-Steins als Dauerleihgabe der NASA ausgestellt. Nicht der erste „Besucher“ von Apollo 15 in Deutschland übrigens: Ein Fragment von Sample 15555 war 2010 für kurze Zeit in Oberhausen zu sehen.

Per Microlensing auf die Jagd nach Planeten von Proxima Centauri werden sich Astronomen 2014 und 2016 machen können, wenn der sonnennächste bekannte Stern der Sichtlinie zu zwei schwachen anderen Sternen sehr nahe kommen wird. Gemessen werden muss eine Verschiebung der Positionen dieser Sterne durch Proximas – und etwaiger Planeten – Schwerefeld(er) um Millibogensekunden sowie eine Lichtverstärkung, die u.U. sogar Amateurastronomen packen können.

Knapp 40 Jahre nach der letzten Mondlandung …

6. Dezember 2012

… von Apollo 17 – Start am 7., Landung am 11., Rückstart am 14.12.1972 – erinnerte die NASA heute auf einer ziemlich unorganisierten Pressekonferenz im Morgengrauen an den wissenschaftlichen Output des primär ganz anders motivierten Apollo-Programms:

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Dies z.B. – so H. Schmitt – waren allein die Erkenntnisse, die sich aus der Apollo-11-Mission gewinnen ließen, auch wenn es danach keine Landungen mehr gegeben hätte.

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Auch gezeigt wurden gerade erst rekonstruierte und erstmals digitalisierte Daten der Dust, Thermal, & Radiation Engineering Measurements Packages, die den Output mehrerer Solarzellen mit der Zeit maßen – u.a. machten sich die Degradation der Zellen durch den Riesen-Sonnensturm von 1972 und Mondfinsternisse bemerkbar. [NACHTRAG: ein späterer NASA Release zur Daten-Rekonstruktion, unabhängig von der PK.]

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Und der Lunar Reconnaissance Orbiter durfte am Rande auch mitspielen, hier mit Topografie-Daten des Vulkan-Komplexes Compton-Belkovich, der sich als kollabierte Caldera nach dem Aufstieg einer Magmablase aus der Tiefe erweist, gefolgt von weiteren komplexen Prozessen. Zum ‚big picture‘ des Mondes trug dieses unzusammenhängene Event weniger bei als die gestrige GRAIL-Präsentation, und irgendwelche Press Releases dazu gab es auch nicht …

Nachrichten vom und zum Mond kompakt

2. Februar 2012

First Light für die MoonKAMS auf den neuen Mondorbitern des GRAIL-Projekts der NASA, die am 31.12. und 1.1. problemlos in ihren vorläufigen Mondumlaufbahnen ankamen und inzwischen Ebb und Flow heißen: Hier hat die MoonKAM auf Ebb erste Impressionen der Mondrückseite eingefangen. Und zwar gleich ein ganzes Video [NACHTRAG: eine andere Version, vom Hersteller der Kamera]:

Noch sind Ebb und Flow damit beschäftigt, ihre endgültigen Orbits einzunehmen, damit – voraussichtlich um den 8. März – mit der präzisen Vermessung des Mondschwerefelds begonnen werden kann (siehe ISAN 144-4). Und kurz vor dem Erreichen des Mondes wurde überraschend auch bekannt, dass über den Juni hinaus eine Missionsverlängerung bis Jahresende angestrebt werden soll – falls es mit trickreichen Manövern gelingt, eine partielle MoFi zu überstehen!

Die beste topografische Karte des Mondes „Global Lunar DTM 100“ ist von den Kameraleuten des Lunar Reconnaissance Orbiter in Deutschland und in Arizona aus 70’000 Aufnahmen der Weitwinkelkamera WAC durch Stereoanalyse erstellt worden: Alle 100 Meter gibt es eine Höhenangabe.

Der Dynamo im Mondinneren war verblüffend lange in Aktion

und hat noch vor 3.7 Mrd. Jahren dafür gesorgt, dass das Mare-Basaltstück 10020 einem starken Magnetfeld ausgesetzt war, hat jetzt eine Untersuchung desselben gezeigt – und da andere Gesteinsproben auf einen Dynamo bereits vor 4.2 Mrd. Jahren hinweisen, muss er mindestens 500 Mio. Jahre lang „gelaufen“ sein. Die Abkühlung des Mondinneren als Motor kann das keineswegs bewirkt haben, da sie viel schneller abgelaufen sein muss – aber auch andere Mechanismen für einen langlebigeren Monddynamo, die letztes Jahr vorgeschagen wurden (kontinuierliches Umrühren durch Wechselwirkung mit der Erde oder durch gelegentliche Impakte) reichen vermutlich nicht. Da hat also ein am 20. Juli 1969 während der ersten bemannten Mondlandung aufgelesener Stein nach 43 Jahren die Mondforschung in Aufruhr versetzt – wer braucht da noch eine republikanische Mondbasis … (Shea & al., Science 335 [27.1.2012] 453-6, Dwyer & al. und Le Bars & al., Nature 479 [10.11.2011] 212-8, Jault, ibid. 183-4; Universe Today 30., Welt der Physik 27., Space.com 26.1.2012; UCSC Release, New Scientist, BdW 9., Sky & Tel. 10.11.2011. Und SwRI Release 13.1.2012 zu LRO-Daten von LAMP, die für besonders haltbares Wassereis in kalten Kratern sprechen)

Bemühungen zum Schutz historischer Stätten & Relikte auf dem Mond nehmen Fahrt auf, je näher die ersten unbemannten Mondlandungen – auch privater Gruppen – rücken: Rechtlich bindend sind die No-Go-Zonen rund um Apollo 11 und Co. allerdings nicht, da nach internationalem Recht die USA kein noch so kleines Gebiet auf dem Mond für sich beanspruchen können. Auch wenn die Hardware – bis hin zu zurück gelassenen Mülltüten – Eigentum der USA bleibt. (New York Times 9.1.2012. Auch New Scientist 13.12.2011, New York Times 21., Spiegel 22.1.2012 [NACHTRAG: und BBC 20.2.2012] zur Suche nach verbummeltem Mond-Gestein und anderen außerirdischen Proben)

Chandrayaan-2 hat ein Massenproblem bei der Nutzlast

Die stammt zwar diesmal – im Gegensatz zu Chandrayaan-1 – nur aus Indien und hat keine ausländischen Zugaben mehr, aber die Planer tun sich nun schwer, die 5 Instrumente auf dem Orbiter und 2 auf dem Rover leicht genug hin zu bekommen. Auch ist der Starttermin unklar: Eigentlich sollte es 2013 los gehen, aber die Probleme mit der großen Rakete GSLV werden wohl zu einer Verschiebung um etwa ein Jahr führen. (DNA India 27.12.2011. Auch Prakasam & al., Current Science 102 [10.1.2012] 105-9 zu Messungen seismischer Effekte beim Start von Chandrayaan 1. Und Spaceflight Now 9.1.2012 zu den chinesischen Absichten, Chang’e 3 weiterhin 2013 zu starten) NACHTRAG: Weitere Verzögerungen von Chandrayaan 2 scheint die Krise der russischen Planetenforschung zu bewirken: Start nicht vor 2016?

Sondenpaar auf langer Reise zur Mondvermessung

13. September 2011

Mit zwei Tagen Verspätung ist das ‚Gravity Recovery and Interior Laboratory‘ (GRAIL) der NASA am 10. September um 15:08 MESZ mit der 110. und letzten Delta II, die vom Cape aus startete, in Richtung Mond aufgebrochen: Die Mission besteht aus zwei nahezu identischen Sonden, die nun getrennt auf langwierigen aber treibstoffsparenden Wegen in einen gemeinsamen niedrigen Mondorbit gelangen sollen. Zuerst geht es zum Lagrangepunkt 2 des Erde-Sonne-Systems, dann zum Mond, den beide in 55 km Höhe und 60 bis 225 km Abstand – der mit enormer Präzision vermessen wird – voneinander umkreisen werden: Je nach der Massenverteilung im Mondinneren kommen sie sich dabei zuweilen näher. Dasselbe Prinzip benutzt bereits seit 2002 die GRACE-Mission im Erdorbit (siehe Artikel 447, 713 und C54), und die Schwerekarte des Mondes soll sogar noch genauer als die irdische werden: Weil es keinen Luftwiderstand gibt, können die Satelliten wesentlich dichter über der Oberfläche fliegen.

Dafür müssen subtile Effekte wie der Strahlungsdruck der Sonne auf die Satelliten berücksichtigt werden, und die lange Reise zum Mond hilft dabei, dass sie gut ausgegast mit der Arbeit beginnen: Austretendes Restgas könnte sonst mit kleinen Düseneffekten die Bahnen stören. Die Verwendung der GRACE-Erfahrungen und die energiesparende Reise, die wiederum den Start mit der kleinen Delta ermöglichte, haben die Gesamtkosten der Mission mit 496 Mio.$ recht gering ausfallen lassen, und es ist auch – neben ein paar Mondkameras auf beiden Satelliten, die US-Schüler steuern werden und die keinen missionsrelevanten Zweck erfüllen – nur eine einzige wissenschaftliche Nutzlast an Bord: das Radiosystem, das den Abstand zwischen den beiden Satelliten mit Mikrometern Genauigkeit bestimmt, im Zusammenspiel mit ihrer Bahnvermessung von der Erde aus.

Am Mond eintreffen werden die beiden Satelliten am 31.12.2011 und 1.1.2012, und die 82-tägige Mondvermessungen beginnt nach der Einrichtung der Orbits am 8. März und endet am 29. Mai. Bis zu einer Mondfinsternis am 4. Juni muss alles erledigt sein: Die wird wahrscheinlich zum Aus der Batterien führen. Und noch im selben Monat dürften die Satelliten auf den Mond aufschlagen – was zugleich den Anfang vom Ende der aktuellen Mondforschung der NASA markiert, denn konkret finanziert ist nur noch der Start des Staubforschers LADEE und eine Verlängerung für den Lunar Reconnaissance Orbiter. Da auf absehbare Zeit keine bemannten Mondmissionen geplant sind, müssen unbemannte Projekte künftiger wieder gegen das gesamte Sonnensystem antreten … Nature News 30.8., Spaceflight Now 5., Science@NASA 7., JPL Release, Spaceflight Now 10.9.2011 – weitere Bilderserien auch hier, hier und hier und Startvideos hier.

Chinas Chang’e-2 ist im Lagrangepunkt 2 angekommen, nachdem die Sonde den Mondorbit verlassen („Chinas zweiter …“) hatte. Von „exploration activities“ in dieser Region 1.5 Mio. km von der Erde entfernt – die bisher nur NASA- und ESA-Missionen erreichten – ist nun die Rede und dass China Ende 2012 „measure and control stations“ in den erdfernen Raum schicken will, mit denen Chang’e-2 dann zusammen arbeiten soll. Ansonsten wird noch einmal versichert, dass die erste Mondlandung samt Rover für 2012 geplant bleibt und die erste Proben-Rückholmission für „um 2017“, während es für bemannte Flüge keinen Zeitplan gäbe. (Xinhua 30.8.2011)

Die schärfsten Bilder der Landestellen dreier Apollo-Missionen hat der Lunar Reconaissance Orbiter im August gemacht, als sein Orbit 28 Tage lang bis auf 21 (statt der sonst üblichen 50) km an die Oberfläche heran geführt wurde: Bei rund 25 cm pro Pixel sind darauf beispielsweise die Spuren der Mondfahrzeuge – hier von Apollo 17 – deutlich von Fußspuren und anderen Tätigkeiten zu unterscheiden. (ASU, NASA Releases, Spaceflight Now, Universe Today 6., WissensLogs 7.9.2011)

Nachrichten aus der Planetenforschung kompakt

12. Juli 2011

Neptun am 25./26. Juni über 11 1/4 Stunden hinweg etwa alle vier Stunden von Hubble im I-, R- und B-Bereich mit der WFC3 aufgenommen [NACHTRAG: eine animierte Version] – aus Anlass der Vollendung des ersten Sonnenumlaufs des fernen Gasplaneten seit seiner Entdeckung 1846 gestern oder heute. Es gibt jetzt mehr Wolken als noch vor ein paar Jahren, wohl ein jahreszeitlicher Effekt. (HST Release 12.7.2011. Und NASA Release, Science@NASA 9., JHU APL, JPL Releases, Nature News 15., Physics World 22.6.2011 zu Erkenntnissen von Voyager 1 nahe am Rand des Sonnensystems)

Akatsukis Versagen verstanden, Lösungen denkbar

Die Aufklärung des missglückten Einschusses in den Venus-Orbit der japanischen Raumsonde Akatsuki ist nach Laborexperimenten weiter voran gekommen: Der Oxidator ist während des Hinflugs offenbar langsam und unvorhergesehen durch ein Ventil gesickert und mit dem Treibstoff in Berührung gekommen. Dabei bildeten sich durch eine chemische Reaktion Kristalle, die das Ventil verstopften und schließlich in entscheidenden Moment den Treibstoffzufluss in die Brennkammer stark behinderten – das wiederum führte vermutlich zu abnormer Verbrennung mit zu hoher Temperatur, was wiederum die Düse beschädigt haben dürfte. Diesen September soll noch einmal versucht werden, den Raketenmotor testweise zu starten: Klappt das, wird bei der nächsten Annäherung an die Venus noch einmal ein regulärer Orbiteinschuss versucht. Bleibt das Triebwerk aber unbrauchbar, dann entsteht bereits ein Plan B: Aller Oxidator wird abgelassen, um die Masse Akatsukis zu verringen. Und dann wird nur mit den kleinen Düsen des Reaction Control Systems ein Orbiteinschuss versucht. Die Missionsdauer im Venusumlauf wäre dann zwar reduziert – aber besser als nichts. (NKH 30.6., Planetary Society Blog 2., Parabolic Arc 6.7.2011)

Die Kometensonde Rosetta schläft jetzt, 136 Wochen lang

vom 8. Juni 2011 bis 20. Januar 2014, da die Solarzellen in maximalem Sonnenabstand – bis 790 Mio. km, über 5 AU – eh‘ nicht genug Strom für sinnvolle Tätigkeit liefern würden. Nur kritische Heizelemente, ein Empfänger und ein Zeitgeber bleiben in Betrieb, während Rosetta durch Rotation stabil gehalten wird statt der üblichen 3-Achs-Stabilisierung: So wird kein Treibstoff verbraucht. Die wissenschaftlichen Instrumente waren bereits im ersten Jahresdrittel abgeschaltet worden; kurz zuvor war es der Kamera OSIRIS aber im März noch gelungen, mit 13 Stunden Gesamtbelichtungszeit ein extrem schwaches Bild des Zielkometen Churyumov-Gerasimenko zu schießen. Der wird schon kurz nach dem Aufwecken aus dem „Winterschlaf“ im Mai 2014 erreicht, und voraussichtlich im November soll der Lander Philae abgesetzt werden. Bis es so weit ist, kann die ESA noch ausgiebig über Probleme mit dem Drucksystem des Treibstofftanks und zwei der vier Reaktionsräder nachdenken, die jetzt ohnehin ruhen. ( ESA PM 31.5., ESA Release, MPS, DLR PMn 8., Space News 15.6.2011)

Start in 3 Wochen: Die Jupitersonde Juno ist jetzt betankt

mit Hydrazin und Oxidationsmittel, und die Tanks stehen unter Druck – das Antriebssystem ist damit bereit für den Start; das Fenster öffnet sich am 5. August. Nach dem Tankmanöver ist Juno zu 99% startbereit: Es fehlen nur noch die letzten Thermal Blankets und ein Wet-Spin-Test, dann kann es vom Hangar der Firma Astrotech in Titusville in Florida zur nahen Cape Canaveral AF Station mit einer Atlas 551 gehen. Den eigenen Treibstoff wird Juno für vier große Manöver seines Haupttriebwerks benötigen, das letzte ist der Orbiteinschuss 2016. (Juno Update 7., JPL Release 5.7., Juno Update 24.6.2011. Und ein JPL Release 15.6.2011 zur Störung des Plasma-Spektrometers auf dem Saturnorbiter Cassini, von dem seither nichts mehr zu hören war)

Dem Discovery-Programm der NASA gegen die Leute aus

Genauer gesagt jene qualifizierten Planetenforscher mit wissenschaftlicher und Management-Erfahrung, denen man die alleinige Leitung einer dieser (relativ) preiswerten & innovativen Planetenmissionen als Principal Investigator (PI) anvertrauen kann: Einer demografischen Analyse zufolge wird schon bei der nächsten Discovery-Runde – Ausschreibung 2013, Auswahl 2015 – nur noch jeder zweite Missionsvorschlag von einem erfahrenen Wissenschaftler begleitet werden. Das grundsätzliche Problem bei der Planetenforschung ist, dass Erfahrung praktisch nur im Rahmen früherer Weltraummissionen gesammelt werden kann – in anderen Bereichen der Weltraumforschung kann sich der künftige PI z.B. auch bei der Durchführung von Ballon-Flügen oder Starts von Höhenforschungsraketen bewähren. Bisher hat die NASA 16 kleine Missionen nach dem PI-Prinzip durchgeführt, die meisten im Rahmen von Discovery, und es waren überwiegend große Erfolge. Allerdings ist die quasi alleinige Verantwortung für eine ganze Planetenmission derart anstregend, dass von sämtlichen PIs und Projektwissenschaftlern der NASA-Missionen seit 1977 und auch ihren Stellvertretern kein einziger PI einer weiteren Planetensonde wurde … (Nature News 5.7.2011)

Schon wieder legaler Ärger um Apollo-Mondgestein …

Mit den Apollo-Proben – egal ob großer Stein oder Staubkorn – verstehen die USA keinen Spaß und verbieten jeglichen Privatbesitz an diesem Staatsschatz („Auch Dreck …“): Welchen Erfolg mag da wohl ein Fischer haben, der eine von ihm ‚geborgene‘ Mondprobe offiziell als sein Eigentum anerkannt bzw. viel Geld dafür haben will? Die Probe ist wohl echt, ein Geschenk der NASA an den Staat Alaska, die Umstände ihres Verlustes dagegen werden unterschiedlich dargesellt. Unstrittig ist nur, dass sie sich 1973 in einer Ausstellung in Anchorage befand, die niederbrannte: Deren Kuratoren behaupten, die entsprechende Vitrine zunächst noch recht gut erhalten gesehen zu haben, aber dann sei sie plötzlich weg gewesen – der Finder-Fischer stellt es so dar, dass er sie aus dem abtransportierten Schutt gezogen habe, den offensichtlich keiner mehr habe haben wollen. So oder so hielt er Jahrzehnte Stillschweigen über seine Fundsache – bis im Rahmen einer großen Fahndung nach derlei verschollenen Apollo-Geschenken (mehr als die Hälfte der 370 Exemplare sind abhanden gekommen!) ein Aufruf in einer Zeitung erschien. Per Anwalt ließ der freche Fischer dann mitteilen, entweder ernenne ihn der Staat Alaska zum legalen Besitzer der Apollo-Steinchen – die sich derzeit vermutlich in Asien befinden – oder sie entlohne ihn für deren Rettung, Reinigung und Aufbewahrung … (Anchorage Daily News 2., New York Times 9., Seattle Times 11.7.2011. Und CBS News 10.7.2011 mit einem langen Interview mit einem Apollo-Fan, der gleich einen ganzen Tresor hatte mitgehen lassen … [NACHTRAG: ein Verriss des Buches dazu])

Allerlei Nachrichten vom Mond kompakt

30. Juni 2011

Der Zentralberg des Kraters Tycho vom LRO am 10. Juni im Schrägblick – um 65° – im Morgenlicht aufgenommen.

192 TB des Lunar Reconnaissance Orbiter abgeheftet

Die Primärmission des LRO – im Auftrag der NASA-Abteilung für bemannte Raumfahrt – ist nun formell abgeschlossen: Die dabei gesammelten mehr als 192 Terabyte Monddaten, die natürlich auch jenseits der einstweilen gestrichenen neuen bemannten Aktivitäten einen Wert haben, wurden nun in das Planetary Data System eingespielt und sind damit frei verfügbar. Die große Nähe des Mondes – verglichen mit allen anderen Körpern des Sonnensystems – ermöglicht die enormen Downloads. Bereits letzten Herbst war das Kommando des LRO an die Wissenschafts-Abteilung übergeben worden, die den Mondorbiter zunächst bis September 2012 betreiben darf, zzgl. 6 Monaten Auswertung, sich aber um mindestens eine weitere zweijährige Verlängerung bemühen wird. Im gegenwärtigen nur 50 km hohen Orbit wird man allerdings nur bis Ende dieses Jahres bleiben: Hier muss zu oft die Bahn korrigiert werden, um nicht abzustürzen. Für den Rest der Mission soll ein inhärent stabiler elliptischer Orbit eingenommen werden, mit dem nächsten Punkt über dem Südpol: Das kann im Prinzip noch 6 bis 8 Jahre beibehalten werden. (NASA Press Release, Visuals & Transkript einer PK 21.6.2011)

Levitierter Staub auf dem Mond alles nur Messfehler? Astronauten wie unbemannte Lander sahen etwas diffus Leuchtendes über der Mondoberfläche, und das Apollo-Experiment LEAM schien auch allerlei Impakte elektrostatisch levitierter Staubteilchen zu registrieren – aber jetzt behauptet eine Neuanalyse der alten Daten, das seien alles nur elektrische Störsignale gewesen, verursacht von anderen Oberflächen-Experimenten in 7 m Entfernung. Kann nicht sein, schimpfen die LEAM-Forscher – vielleicht gelingt ja dem NASA-Orbiter LADEE 2013 aus dem Orbit eine eindeutige Antwort. (Science 24.6.2011 S. 1439. Und ein ESA Release 31.5.2011 zum vorgeschlagenen Euro-Mondlander von 2018, der sich mit der ‚Umwelt‘ der Mondoberfläche und natürlich auch der Staubsituation befassen würde)

Chinas zweiter Orbiter Chang’e 2 hat den Mond verlassen

und bewegt sich seit dem 9. Juni Richtung des Lagrangepunkts L2 des Erde-Sonne-Systems, den er nach ca. 85 Tagen 1.5 Mio. km in Antisolar-Richtung von der Erde entfernt erreichen soll: Damit hat sich China für die riskanteste mehrerer Möglichkeiten entschieden, die aber als Testlauf für Operationen tiefer im Sonnensystem (sprich: am Mars) verstanden werden kann. Beobachter hatten eher mit einer viel einfacheren Reise zum L2 des Erde-Mond-Systems („Chang’e verlässt …“) gerechnet. Vor dem Aufbruch war Chang’e 2 – dessen Primärmission („Wieder ein chinesischer …“) am 1. April beendet war – noch einmal bis auf 15 km hinunter gegangen, um erneut den Sinus Iridum unter die Lupe zu nehmen, wo „um 2012“ Chang’e 3 landen soll, und hatte erneut die beiden Polregionen aufgenommen. Die jetzige Missionsphase ist riskanter, da Chang’e 2 – so ein Projektmitarbeiter – für Operationen jenseits des Mondorbits eigentlich gar nicht ausgelegt ist. (Xinhua 9., China Daily 10., AW&ST 13., Space.com 15., Planetary Society Blog 16.6.2011. Indiens nächster Orbiter Chandrayaan 2 muß derweil etwas länger warten und abgespeckt werden, weil er sicherheitshalber nur eine normale GSLV-Rakete – die man für prinzipiell sicher hält – und keine Mk-III bekommen wird)

Die Artemis-Sonden erreichen die Mond-Umlaufbahn: Zwei der fünf THEMIS-Erdorbiter waren bekanntlich – da sie durch lange Schattenphasen eh‘ zerstört worden wären – auf verschlungenen und störungsanfälligen aber auch enorm Treibstoff sparenden Wegen Richtung Mond geschickt worden (siehe ISAN 123-8). Zunächst hielten sie sich eine Weile quasi „hinter“ dem Mond auf, wo sie einem „veritablen Zoo von Plasma-Phänomenen“ begegneten, aber jetzt werden sie tatsächlich zu Orbitern: ARTEMIS P1 am 27. Juni und P2 am 17. Juli. (NASA Feature 23., NASA Release 28.6.2011) NACHTRAG: ein Berkeley Release 13.7.2011.

Auch Dreck vom Mond gehört den Vereinigten Staaten …

Jedenfalls wenn er bei einer der Apollo-Mondlandungen an etwas haften blieb, das dann zur Erde zurückkehrte: Das ist die dezidierte Meinung des amerikanischen Gesetzgebers, und die hat sie nun wieder einmal durchgesetzt. Ein Fotograf hatte beim Öffnen einer der Kameras, die bei Apollo 11 auf der Mondoberfläche waren, etwas Mondstaub vorgefunden, der dort nicht hingehörte und den Film zu zerkratzen drohte: Unter anderem mit einem Streifen Klebeband entfernte er ihn. Diesen Streifen klebte er später auf eine Tafel mit Erinnerungsfotos, die ihm die Astronauen geschenkt hatten, und – so sagt er heute – niemand hatte was dagegen. 2001 verkaufte er die Tafel für 25’000$ an einen deutschen Händler für Weltraum-Memorabilia (ohne dass es Probleme gab): Der löste das Klebeband mit dem Mondstaub ab, schnitt es in kleinere Schnipsel und verkaufte diese. Eines dieser Stücke – mit so wenig Mondstaub dran, dass man ihn kaum sieht – gelangte (wie genau, ist ungeklärt) in den Besitz eines Amerikaners, der nun verstorben ist, woraufhin seine Witze das Objekt zur Versteigerung gab.

Der Auktionator wusste, dass das US-Gesetz keinen Privatbesitz an Apollo-Steinen erlaubt, dachte sich bei dem Staub aber nichts weiter. Das Justizministerium schon: Es verlangte unmißverständlich nach dem Schnipsel, hat ihn nun wieder (weder Auktionshaus noch Witwe leisteten Widerstand) und feiert den großen Fang in einer dramatischen Presseerklärung, in der der NASA-Fotograf als Verbrecher und die gefügige Witwe als Heldin mitspielen: Das „amerikanische Volk“ (O-Ton) habe sein Eigentum zurück. Das einzige Argument für die erbarmungslose Jagd auf mikroskopische Partikel ist wohl ein „Wehret den Anfängen“, so ein US-Experte für Weltraum-Sammelstücke: Bei welcher Größe der Mondprobe sollte man sonst die Grenze ziehen? Legal Mondmaterial besitzen kann man – auch als Amerikaner – gleichwohl: Teile der Proben von den Luna-Landern der Sowjetunion sind seit Jahren auf dem Markt, eindeutig dem Mond zugeschriebene Meteoriten ebenfalls. (Dept. of Justice PR, CBS, AP, New York Times 23., Space.com, Discovery, TIME 24.6.2011; Diskussion & Hintergründe. Und KHOU 28.6.2011 zu einem verschollenen und LA Times Blog 20., Space.com 26.5.2011 zu einem mutmaßlichen geklauten Apollo-Stein) NACHTRAG: Jetzt soll auch noch ein Apollo-14-Astronaut eine Mond-Kamera geklaut haben …

Als der Mondmann nach Oberhausen kam

24. März 2010

Auch altgediente Weltraumfans waren sich einig: So etwas gibt es – auf deutschem Boden zumal – nur ganz selten. Der gerade 78 gewordene Apollo-12-Pilot Alan Bean erwies sich bei der Übergabe eines Mondsteins an das Gasometer Oberhausen heute Nachmittag als ungemein eloquent und witzig und ließ die 40 Jahre zurückliegenden Apollo-Missionen wieder lebendig werden. Zuerst wurde eine Kiste präsentiert (mit einem Schild: Eigentum der US-Regierung – falls Sie sie gefunden haben, bitte nach Houston schicken), auf die eigens ein spezieller Wachdienst aufpasste, dann der kleine Mondstein herausgehoben, der von der Mission Apollo 15 stammt: zwar ein „Wander-Exponat“, aber ein eher selten gezeigtes. Mit auf der Bühne (Bild) der deutsche Astronaut Thomas Reiter, als Vertreter des DLR als maßgeblicher Kraft hinter der Ausleihe aber auch Repräsentant der nächsten Generation von Raumfahrern.

Und auch die (vielleicht) übernächste hing an Beans Lippen, als er hernach zu einem kurzen aber fulminanten Vortrag über seinen Mondflug im November 1969 schritt: Und da hatte sich das DLR noch Sorgen gemacht, ob die heutige Jugend mit den Mondmännern ihrer Großelterngeneration überhaupt noch etwas anfangen könne. Auch mehrere Schulklassen waren im Publikum und merklich angetan, übrigens gleichermaßen von dem seltenen Gast wie dem seltenen Stein. Bean illustrierte seine anekdotenreichen Ausführungen fast nur mit seinen Gemälden, die mal auf Missionsfotos basieren, mitunter aber auch Szenen zeigen, die keine Kamera festhielt (etwa als einer der beiden Apollo-12-Mondmänner dem gestrauchelten anderen nur mit einem Finger wieder auf die Beine half).

In seinem Bildern verwendet Bean übrigens gerne ein paar Körnchen Mondstaub, in deren Besitz er überraschend gelangt war, nachdem ihm die NASA das kleine – schmutzige! – US-Fähnchen von seinem Raumanzug zugeschickt hatte. (Davon hat er im Lauf der Jahre immer mehr abgeschnitten, um den Staub herauszufiltern, so dass inzwischen von den Stars & Stripes nur noch die Stars übrig sind …) Am beeindruckendsten empfand Bean während der Mission die große aber doch so ferne Erde und dass dort wegen des Farbkontrasts nur große Wüsten, nicht jedoch vegetationsreiche Gegenden wie Florida (oder auch Deutschland) auffielen. Und den faszinierten Beobachter der Ereignisse in Oberhausen erstaunte am meisten der schon lange nicht mehr bei einem Weltraumereignis in Deutschland beobachtete Kampf etlicher Fotografen und Kameraleute um die besten Plätze, auch nachher noch, als sich alle um den kleinen Mondstein balgten: Der ist noch bis zum 13. April im Gasometer genau unter dem Südpol des 25-m-Mondes zu sehen.

Apollo-12-Astronaut bringt Apollo-15-Stein ins Gasometer in Oberhausen

19. März 2010

Die große Weltraumausstellung im Gasometer in Oberhausen, die als Top-Event des IYA begann und inzwischen bis Ende 2010 als nämliches der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 dient, wird vom 24. März bis 13. April noch um eine Attraktion reicher: ein 93.5-Gramm-Stück des 9.5-kg-Brockens „Great Scott“, den die Crew von Apollo 15 während ihrer 3. EVA einsammelte (Bild; auch der Stein auf dem Mond, aus dieser Sammlung). Präsentiert wird es bei einem Pressetermin vom Apollo-12-Astronauten Alan Bean (der inzwischen auch als Weltraumkünstler von sich reden macht) und dem deutschen Ex-Astronauten und DLR-Manager Thomas Reiter. Das DLR hat auch die Ausleihe vermittelt; der Stein kommt direkt aus dem zentralen Apollo-Lager in Houston. In Deutschland sind permanent mehrere Apollo-Steine zu sehen – es ist gar nicht leicht, den Verbleib („Verschenktes Mondgestein …“) allen Apollo-Materials zu verfolgen.

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

14. März 2010

Vier europäische Satelliten warten auf ihre drei Dnepr-Starts auf zwei Startplätzen

Probleme mit der ukrainischen Trägerrakete halten derzeit gleich mehrere europäische Projekte der Weltraumforschung auf. Der Flugcomputer der Rakete für den CryoSat 2 („Russische Chirurgin …“) muss neu programmiert werden, um der 2. Stufe mehr Schub zu verschaffen: Diesen Monat wird wohl nicht mehr – in kasachischen Baikonur – gestartet. Das Satellitenpaar Prisma aus Schweden für Experimente im Formationsflug und der französische Sonnenforscher Picard sollen zusammen auf einer Dnepr im südrussischen Yasny starten, was frühestens um den 13. April gelingen dürfte – denn es gibt Zoff mit Kasachstan, auf dessen Territorium Raketenteile fallen werden. Und erst wenn CryoSat 2 unterwegs ist, kann – frühestens Ende Mai – eine Dnepr in Baikonur den deutschen TanDEM-X starten, der mit TerraSAR-X zusammen interferometrische Radarbeobachtungen der Erde machen soll. (Spaceflight Now 10.3.2010)

Zwei X-Flugzeuge vor Hyperschalltests: Dieses Jahr ist nicht nur der geheimnisvolle militärische Mini-Shuttle X-37B („Test des unbemannten …“) an der Reihe, sondern auch der Hyperschall-Demonstrator X-51, der schon Ende März das erste Mal fliegen könnte. Eine Art Nachfolger der X-43A, die zweimal 2004 für Sekunden Mach 7 bzw. 10 erreichte: Diesmal soll es vier Testflüge bis Herbst geben, nicht ganz so schnell, dafür aber unter realistischeren Bedingungen. Und wieder verschwinden die Scramjet-tragenden Flugzeuge anschließend jeweils im Meer. Fernziel dieser Forschungen könnte ein Single-Stage-to-Orbit-Vehikel für die Raumfahrt sein. (SpacePorts 14.3.2010 zum X-37B und Space News 26.2. = Space.com 9., Welt 5.3.2010 zum X-51) NACHTRAG: Die X-37B wird möglicherweise am 19. April fliegen – ein kurzer TV-Clip dazu.

Tatsächlich Wasser in den Gesteinsproben von Apollo

Nicht nur per Fernerkundung lässt sich Wasser auf dem Mond finden: Auch im bei den Apollo-Missionen eingesammelten Mondgestein gibt es signifikante Mengen, wie sich allerdings erst jetzt sicher nachweisen ließ. Nach ersten Hinweisen in vulkanischen Glasperlen 2008 ist jetzt deutlich mehr in Apatit-Kristallen in dunklem Basalt aus den Mond-Maria gefunden worden: Das Mondinnere muss zehntausende mal mehr Wasser enthalten haben als bisher gedacht, wenn auch immer noch Zehnerpotenzen weniger als die Erde – was eine Fülle von Fragen aufwirft. (Nature News 464150a, Nat’l Geogr., New Sci. 9., Space.com 11.3.2010)

Die Mission des ICESat der NASA ist vorbei, denn das letzten Oktober ausgefallene Laser-Altimeter – auch der letzte der 3 Laser hatte sich verabschiedet – hat sich nicht wieder einschalten lassen. Der Satellit hatte das polare Eis systematisch vermessen aber auch andere Daten über die Erde, von Baumhöhen bis Aerosolen, geliefert. Einen Nachfolger könnte es 2015 geben. (NASA Mission Page 24., Spaceflight Now 25.2.2010)

Ein Weltraumteleskop aus 88 Spiegeln à 2 m auf Satelliten in engem Formationsflug

mit 30 Metern effektivem Durchmesser: Das ist ein exotisches Konzept eines „strukturlosen Teleskops“ über das derzeit im Hinblick auf die nächste Generation von Weltraumsternwarten nachgedacht wird („Scharfe Bilder fremder Erden …“), die die Exoplaneten-Forschung vorantreiben könnten. Wie schon beim Hubble Space Telescope, das nächsten Monat 20 wird, stehen auch hier Konzepte aus der Welt der Aufklärungssatelliten Pate: Ein derartiger Riesenspiegel auf einer hohen Umlaufbahn wäre weniger angreifbar als die heute üblichen Fotosatelliten auf niedrigen Bahnen und würde doch dieselbe Bildschärfe auf der Erde liefern. (Discovery News 11.2.2010)

2009 wurden weltweit 68 Milliarden Dollar für die Raumfahrt ausgegeben, 36 Mrd.$ für zivile Projekte (+9%) und 32 Mrd.$ für militärische (+12%). Mit 49 Mrd.$ dominierten die USA bei weitem, gefolgt von Europa mit 8 Mrd.$ und Japan und Russland mit je 3, China mit 2 und Indien mit 1 Mrd.$. (Space News 25.2.2010)