Posts Tagged ‘Ares I-X’

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

8. Dezember 2009

Roll-Out des „Virgin SpaceShip Enterprise“

Bei unterirdisch schlechtem Wetter ist pünktlich in der vergangenen Nacht das erste SpaceShipTwo mit Namen „Virgin SpaceShip Enterprise“ der kalifornischen Firma Scaled Composites (rechts: Chef Burt Rutan) in Mojave der Öffentlichkeit vorgestellt worden, das zunächst exklusiv für die Firma Virgin Galactic (links: Chef Richard Branson) ab ca. 2012 suborbitale Touristenflüge durchführen soll. Jetzt sind aber erstmal zahlreiche Testflüge dran: zuerst fest montiert unter dem Trägerflugzeug White Knight Two alias Eve (wie hinten zu sehen), dann simple Abwürfe in der Luft, schließlich – wohl nicht vor 2011 – die ersten Flüge mit dem eigenen Raketenantrieb. Mehrere weitere SS2 könnten später auch für andere Firmen fliegen – oder auch für bescheidene Weltraumforschung oder rasante Reisen von A nach B. (Bilder vom Roll-Out gibt’s hier, hier und hier, einen Virgin Press Release und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, mehr Links hier und hier, ein Videointerview mit Branson sowie einen früheren Virgin Press Release und Vorberichte hier, hier, hier, hier, hier und hier – und ein paar Visionen hier, hier und hier)

Der erste kommerzielle Transporter zur ISS könnte schon kommendes Jahr die Dragon-Kapsel der Firma Space X sein, deren Rakete Falcon 9 auch bald den ersten Testflug absolvieren soll – damit niemand von einer etwaigen Verspätung desselben sprechen kann, wird allerdings kurzerhand kein konkretes Zieldatum genannt. Die ISS-Crew, die die erste Dragon in Empfang nehmen könnte, wurde jedenfalls schon mal mit der Hardware am Boden vertraut gemacht. (Space News, Space Fellowship 3.12., Spaceflight Now 26.11.2009)

Im Januar: Premiere für Indiens eigenes kryogenes Triebwerk – und ein großer Booster-Test

Fünfmal ist das indische Geosynchronous Launch Vehicle (GSLV) schon mit einer russischen kryogenen Oberstufe geflogen – aber im Januar 2010 kommt zum ersten Mal eine selbst entwickelte Stufe mit dieser edlen Technologie zum Einsatz, die nur wenige beherrschen. (Neben einem Nachrichtensatelliten wird auch der israelische UV-Astrosatellit TAUVEX an Bord sein; siehe Artikel 821.) Ebenfalls für den Januar ist der Bodentest eines gewaltigen neuen Feststoffboosters geplant, die ab 2011 die Tragkraft des GSLV glatt verdoppeln soll. (Sify 4., PTI 7.12.2009 zur Oberstufe, IANS 6.12.2009 zum Booster)

Russlands Angara-Rakete fliegt frühestens 2012: Im Prinzip ist der künftige Ersatz für die Proton wie auch etliche andere Raketen so gut wie fertig, beim Bau der Startanlagen in Plesetsk ist aber das Geld ausgegangen. (Spaceflight Now 4.12.2009)

Ares I-X flog ohne nennenswerte Probleme

Noch läuft die Auswertung des einsamen Ares-Tests vom Oktober auf Hochtouren (inklusive der Rekonstruktion unvollständig an Bord aufgezeichneter Daten), aber bislang sind keine nennenswerten Schwachstellen entdeckt worden: Insbesondere kam es zu keinen übermäßigen Oszillationen. Das Versagen des Fallschirmsystems wird weiter untersucht. (Spaceflight Now, Orlando Sentinel Blog 3., Space Today 4.12.2009)

Vier Schmetterlinge schlüpften auf der ISS, nachdem sich dort im Rahmen eines mit dem letzten Shuttle gelieferten Experiments vier Raupen verpuppt hatten – dabei geht es v.a. darum, in Parallelexperimenten auf dem Boden involvierte Schüler zu beeindrucken. (Homepage des Experiments; Space.com 8., Universe Today 7., National Space Biomedical Research Institute Press Release 2.12., Discovery 30.11.2009)

„Ground Truth“ für Satellit SMOS durch Regattas

Die Jachten der SolOcean-Rennen werden mit automatischen Datenloggern für 8 Messgrößen ausgestattet, so dass sie während ihrer 48’000 km auf See auch aus entlegenen Meeresgebieten Vorort-Werte liefern – die dann mit den Fernerkundungsdaten des ESA-Hydrologie-Satelliten verglichen werden können. Die Rennen finden allerdings erst – alle zwei Jahre – ab 2011 statt. (On Orbit 2.12.2009)

Noch Spenden für neuen Jason-Satelliten gesucht: Seit 1992 gibt es – erst von den Topex/Poseidon-Satelliten, dann zwei Jasons – eine lückenlose Altimetrie-Serie des Meeresspiegels, die für die Ozeanografie wie Klimaforschung von hohem Wert ist, aber die Finanzierung von Jason-3 steht immer noch nicht. Die Mitglieder von Eumetsat müssen noch 63 Mio. Euro aufbringen; insbesondere Deutschland fehlt noch im Topf … (BBC 3.12.2009)

Nächste Auswahl-Runde der „Cosmic Vision“ kündigt sich an

Im Oktober waren sechs Vorschläge für die Mittelklassemissionen des Langzeitplans „Cosmic Vision“ der ESA (siehe z.B. Artikel C63) in die engere Wahl für Assessment Studies gekommen, und am 1.12. nun wurden diese Studien vorgestellt – alle erhielten großen Beifall, eine Rangordnung ist dem Vernehmen nach nicht erkennbar. Bis kommenden Februar werden aber 2 oder 3 auf der Strecke bleiben, Ende 2011 schließlich zwei Gewinner ausgewählt, die frühestens ab 2017 starten dürften – und schon jetzt zeichnet sich ab, dass fast alle der Projekte (die von Astrosatelliten bis Asteroidensonden reichen) eigentlich zu teuer sind … (ESA Release, BBC, BBC Blog 2., DLF 4.12.2009)

Mars-Kameraexperiment mit 2,64 Millionen Euro gefördert: Die Arbeitsgruppe Planetologie und Fernerkundung der FU Berlin erhält für die nächsten drei Jahre weitere Fördergelder, um die Datenflut der HRSC auf dem Mars Express auszuwerten. (FU Berlin PM 4.12.2009)

Raumfahrt kurz & bündig

1. November 2009

Wie stark wird Kepler durch CCD-Rauschen behindert?

Eine Lichtkurve wurde groß gefeiert (siehe ISAN 91-7) ob ihres tollen Signal-zu-Rausch-Verhältnisses – aber 3 von insgesamt 84 Verstärkern für die CCDs des Planeten jagenden Satelliten rauschen stärker als geplant: Das könnte bedeuten, dass sich der etwaige Nachweis eines Zwillings der Erde (was Masse und Umlaufszeit betrifft) verzögert, weil Software gegen die schlechten Daten her muss. In einem Blog-Kommentar wiegelt der Kepler-Chef allerdings ab: Man habe bereits – weniger dramatische – Planeten gefunden, die man Anfang nächsten Jahres vorstellen werde. (Nature News 2009.1051, Space Disco 30.10.2009) NACHTRAG: Weitere Aussagen Boruckis – alles halb so wild? NACHTRAG 2: Die Kommentare unter diesem Artikel sind auch interessant. NACHTRAG 3: ein Mission Manager Update und ein Space News-Artikel.

Die Ares I-X flog perfekt, dann versagten die Fallschirme

Der Flug der Ares I-X verlief einerseits besser als erwartet: Die Rakete oszillierte viel weniger als in so manchem Modell – und die zweite (inerte) Stufe kam nach der Trennung auch nicht der ersten gefährlich nahe; das sah im TV bloß so aus, aus perspektivischen Gründen. Danach allerdings versagten zwei der drei Hauptfallschirme der 1. Stufe, die doppelt so schnell wie geplant auf’s Wasser aufschlug und dabei verbogen wurde. Macht aber nix: Die sollte sowieso nicht wiederverwendet werden. (Spaceflight Now 30., Fla. Today, Space Today 31.10.2009) NACHTRAG: ein spektakuläres Video von einem Begleitflugzeug und Standbilder daraus – so versagten die Schirme!

Marsrover Spirit hat schon wieder „Amnesie“

Er steckt immer noch fest, und nun streikt auch noch das Flash-Memory: Zur Zeit „vergisst“ der Marsrover Spirit jede Nacht alle gespeicherten Daten. Zwar geht es auch ohne, aber dann muss jeden Tag vor der Nachtruhe alles zur Erde gesendet sein. Ansonsten ist der Rover gesund und spricht auch stabil mit der Erde, die langwierige Befreiungsaktion dürfte sich nun allerdings noch weiter verzögern. (JPL News 30., Planetary Society, Space.com 31.10.2009)

Die erste Vega-Rakete fliegt nicht vor nächstem Herbst

Die Raketenmotoren und die Startanlagen auf dem Weltraumbahnhof von Kourou sind fast fertig – aber die Software nicht: Die neue europäische Rakete für kleinere Lasten muss noch viele Tests über sich ergehen lassen und kommt dieses Jahr nicht mehr hoch. Beim ersten Mal sollte es schon klappen: Es sind insgesamt 11 echte Satelliten an Bord! (Spaceflight Now 23.10.2009. Im April 2010 soll übrigens auch die 1. Soyuz in Kourou starten)

Neuer militärischer Wettersatellit der USA im Orbit

Begleitet von kuriosen Himmelseffekten durch ein Experiment mit der Atlas-Raketenoberstufe ist am 18.10. ein neuer Satellit des Defense Meteorological Satellite Program in den Orbit gelangt: Im Tiefflug – der eine besonders hohe Ortsauflösung bringt – dienen sie zwar in erster Linie dem US-Militär (besonders hilfreich bei aufziehenden Sandstürmen in Nahost), aber auch zivile Nutzer werden bedient. (Spaceflight Now, Space Today 18.10.2009)

Nochmal 3 1/2 Stunden Zittern – dann ein Ares-Flug wie aus dem Bilderbuch!

28. Oktober 2009

Immer wieder war auch am zweiten Tag der Start der Ares I-X verschoben worden, diesmal nur wegen – für das bloße Auge kaum wahrnehmbarer – Cirrus-Wolken. Aber die hätten zur elektrischen Aufladung der durchstoßenden Rakete führen können, was wiederum die Funkverbindung zur Selbstzerstörungsanlage stören könnte. Doch um 16:26 MEZ war es so weit: Ein Beobachtungsflugzeug meldete ausreichend klaren Himmel und zog sich zurück – und der bei t-4 min. stehende Countdown konnte wieder aufgenommen werden.

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Von unten nach oben der Verlauf des Ares-I-X-Fluges ab 16:30 MEZ: Die 1. Stufe hat dem Anschein nach perfekt gearbeitet, höchstens die Abtrennung der 2. (Dummy-)Stufe verlief etwas anders als in Computersimulationen. Nach eigen Minuten Unsicherheit war dann auch klar, dass die 1. Stufe im Ozean gesichtet wurde; ob allerdings die Fallschirme korrekt gearbeitet haben, konnte zunächst nicht bestätigt werden. NACHTRAG: Auf einer PK zwei Stunden nach dem Start wurde das Erreichen aller Missionsziele gefeiert – die Ares folgte perfekt und problemlos der geplanten Trajektorie. Die unerwartete Mechanik bei der Stufentrennung muss noch ergründet werden, und ob die Fallschirme funktionierten, weiß man auch noch nicht (aber da die 1. Stufe schwimmt, war das wohl so). NACHTRAG 2: ein Video und Bilder (v.a. dieses; der Effekt wird hier und hier diskutiert) vom und ein NASA Press Release zum Start – und die Fallschirme haben funktioniert: Da schwimmt sie, die Ares! NACHTRAG 3: Der Tag zusammengefasst.

Ares-Start nach 3 1/3 Stunden dramatischer „Seifenoper“ abgesagt

27. Oktober 2009

So spannend war ein Nicht-Start wohl selten gewesen: 3 Stunden und 20 Minuten durfte gehofft, geflucht und auch öfters mal gelacht werden, als heute von 13:00 bis 16:20 MEZ vergeblich auf den Start der Ares I-X gewartet wurde. Gehofft, weil mit der Rakete selbst alles im grünen Bereich war und es meist nur am sich andauernd ändernden Wetter lang, dass ein Startzeitpunkt nach dem anderen gekippt wurde, geflucht, weil als endlich mal alles passte, ein Frachtschiff in die Seeverbotszone vor dem Cape eindrang. Und gelacht, weil man eben diesem Schiff offenbar ganz buchstäblich „Dampf gemacht“ hatte und es statt in den zunächst angekündigten 90 Minuten blitzschnell aus der Gefährdungszone gescheucht werden konnte. Oder weil am Ende neue „allerletzte“ Startzeiten im Minutentakt nachgeliefert wurden, während ein Astronaut in einem Flugzeug durch die vorüberjagenden Wolken sauste, auf der Suche nach einem vielleicht doch noch passenden Loch. Denn durch Wolken starten wollte man nicht, wegen der Gefahr tribolelektrischer Effekte auf der Raketenhaut (einem relativ neuen Kriterium).

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Vor allem aber war es zuvor recht lustig geworden (für die TV-Zuschauer jedenfalls), als die Schutzverkleidung einiger Messinstrumente an der Raketenspitze längere Zeit nicht abgehen wollte und man zuschauen konnte, wie mit wachsender Verzweiflung am Seil gezerrt wurde (Bild). Als die „Socke“ dann plötzlich weg war, war die Freude um so größer, und in der Flugkontrolle wurde applaudiert, was sonst während Startvorbereitungen nie passiert. Doch was half’s: Morgen wird’s erneut probiert, die Wahrscheinlichkeit für schlechtes Wetter sinkt von den heutigen 60 auf dann 40%, mit insgesamt weniger Wolken und weniger Wind – aber immer noch genug Potenzial für Aufregungen, die heute selbst in einem NASA-eigenen Blog als wahre soap opera gesehen wurden. Vielleicht morgen nicht mehr ganz so vielen … NACHTRAG: andere Artikel über heute von BBC, Space.com und Universe Today. NACHTRAG 2: Was es mit den triboelektrischen Problemen auf sich hat … NACHTRAG 3: Und was bei Starts sonst schon passiert ist.

Noch 45 Minuten bis zum Ares-Startfenster

27. Oktober 2009

Mal abgesehen von der Frage, ob das Programm überhaupt weitergeführt werden wird, ist der möglicherweise in weniger als einer Stunde stattfindende Flug der Ares I-X ein Meilenstein(chen) der Raumfahrtgeschichte: Der ‚Stack‘ auf der Rampe 39B des Kennedy Space Center ist die derzeit längste Rakete der Welt und die erste große der NASA ist fast drei Jahrzehnten – aber auch eine kuriose Kombination aus übrig gebliebenen Teilen verschiedener Raketenprogramme, was ihr den Spitznamen „Lego-Projekt“ eingebracht hat. Im Prinzip handelt es sich um einen der Feststoffbooster des Space Shuttle mit ein bisschen „was drauf“: den Dummies einer zweiten Stufe und eines Abort-Systems aber auch über 700 Sensoren. Die sind am wichtigsten: Bei dem Flug handelt es sich gewissermaßen um einen Windtunnel-Test in freier Natur zum mechanischen Verhalten der ersten Stufe – oder auch nicht, denn der verwendete Booster hat nur die üblichen vier Segmente, während die erste Stufe der echten Ares noch ein fünftes haben soll (dessen Rolle jetzt ebenfalls ein Dummy spielt), und Experten sind sich uneins, wie gut die Ares I-X überhaupt dem ‚Original‘ entspricht.

Alles Wesentliche wird in nur zwei Minuten passieren: Viel schneller als ein Space Shuttle soll die überaus schlanke Rakete die Rampe verlassen, akustische und mechanische Belastungen erleben, die u.U. zu bedenklichen Vibrationen führen und dann nach 124 Sekunden bei Mach 4.7 in 39 km Höhe die mit Stahlplatten gefüllte Dummy-Stufe abwerfen – zumindest Telekameras sollten bei klarem Himmel diese Phase noch zeigen. Die erste Stufe kehrt dann (wie auch die normalen Shuttle-Booster) am Fallschirm zurück und wird geborgen, der Rest versinkt 236 km von der Rampe entfernt im Meer. Dann beginnt die Analyse der Datenflut der Sensoren – 12 MB/Sekunde – und der Vergleich mit den Modellen: Jeder echte Testflug verspricht ganz neue Erkenntnisse, weshalb auch die Augustine-Komission bei allen Zweifeln nie einen Verzicht auf die I-X in Erwägung gezogen hatte (und das nicht nur wegen der 445 Mio.$, die der Test kostet) – irgendwelche Erfahrungen wird man auf jeden Fall einmal nutzen können. Ob ein klarer Erfolg oder gravierende Probleme allerdings die anstehenden politischen Entscheidungen beeinflussen werden, darüber gehen die Meinungen schon vorher auseinander …

Eine TV-Liveshow von Spaceflight Now nebst schnellem Blog, das offizielle Blog der NASA und die letzten Artikel von Spaceflight Now, Orlando Sentinel und Orion.

Vielleicht in 2 1/2 Stunden: Teststart der „Ares“ ins Ungewisse

27. Oktober 2009

ARES I-X Launch Prep

Im Augenblick ist das Wetter über dem Cape – überraschend – grün: Wenn das so bleibt, könnte es bereits zu Beginn des 4-stündigen Startfensters ab 13:00 MEZ losgehen mit dem ersten Start einer neu entwickelten Rakete in Florida in Jahrzehnten. Die 100 m hohe Ares I-X (hier gestern abend zu sehen) soll nur einen zweiminütigen suborbitalen Testflug mit einer Dummy-Nutzlast aber über 700 Messgeräten an Bord absolvieren und unterscheidet sich auch deutlich von der Ares I, die nach offiziellem Plan 2015, nach Einschätzung der Augustine-Komission aber erst 2017 in der Lage sein würde, Astronauten in einen niedrigen Erdorbit zu befördern. Ob das Programm freilich jemals so weit kommen wird, ist alles andere als sicher: Kurz nachdem die Ares I-X vor einer Woche auf die Rampe gerollt war, hatten Augustine & Co. ihren Abschlussbericht vorgelegt – und auf den 157 Seiten „Seeking a Human Spaceflight Program Worthy of a Great Nation“ kommt gerade die Ares I nur am Rande vor, in zwei von fünf Szenarien und nicht unbedingt den bevorzugten.

Wie schon in der Vorab-Version macht der – bereits heftig diskutierte – Bericht vom 22. Oktober klar, dass beim augenblicklichen Etat nennenswerte bemannte Raumfahrt jenseits des Low Earth Orbit noch für Jahrzehnte nicht zu machen ist. Aus rund 3000 möglichen Szenarien hatte man die 5 grundsätzlichen Vorgehensweisen herauskondensiert, aus denen sich nun das Weiße Haus und natürlich der Kongress eine aussuchen dürfen, wenn sie wollen. Alles, was nicht die größtmögliche Sicherheit der Astronauten garantiert, wurde von vorneherein ausgeschlossen, so dass die Entscheidung nur vom gewünschten Ziel und den Finanzen abhängt. In zwei der 5 Szenarien bleibt das Finanzniveau, die ISS wird bis 2020 betrieben und danach geht es vielleicht – aber nicht vor 2030 – zum Mond. Wenn aber jedes Jahr(!) 3 Mrd.$ mehr zur Verfügung ständen, dann könnte man wahlweise mit dem aktuellen Constellation-Programm (also Ares I und V und Orion-Kapsel) weitermachen und (bei Versenkung der ISS 2016) immerhin 2025 den Mond erreichen, mit einem alternativen Trägersystem bei ISS-Betrieb bis 2020 den Mond um 2025 erreichen oder aber die ISS bis 2020 betreiben und – mit alternativen Raketen – einem „flexible path“ zu NEOs, den Marsmonden etc. folgen.

Letzteres Szenario wird zwar nicht ausdrücklich empfohlen aber als besonders attraktiv beschrieben: Immer wieder würden im Laufe der Jahre neue Ziele erreicht, es bliebe spannend, und einige Wissenschaft fiele auch noch dabei ab. Das Fernziel aller Bemühungen soll übrigens eine Landung auf der Mars werden, aber die hält die Augustine-Komission für derart schwierig, dass auf jeden Fall eine Reise zum Mond oder eben der flexible path davor absolviert werden müssten. Grundsätzlich sollten sich die USA auch bemühen, die Führung eines internationalen Programms zu übernehmen, privaten Anbietern möglichst große Freiräume geben (was am Ende Kosten senken könnte, aber auch riskant ist) und natürlich die Erfahrungen der vergangenen 50 Jahre optimal nutzen. Noch hat das Weiße Haus nicht wirklich erkennen lassen, wie es mit den Erkenntnissen der Komission zu verfahren gedenkt, und es könnte noch bis kommenden Januar oder Februar dauern, bis im Etatplan für das Finanzjahr 2011 drin stehen muss, was passieren soll. Beobachter vermuten aber, dass sich Obama schon früher äußern wird – und womöglich auch direkt in die Planungen eingreifen wird.

Ein Live-Blog zum Ares-Start, Bilder vom Roll-Out, auf der Rampe und mit künstlerischem Anspruch – und Artikel und Links zu Ares und Augustine zuhauf im Cosmic Mirror 332 im grünen Kasten!