Posts Tagged ‘Astronauten’

Dramatischer Proton-Fehlstart in Baikonur

2. Juli 2013

Nach ersten Berichten ist niemand zu Schaden gekommen, aber der Fehlstart einer Proton-M heute Morgen – ein laufend aktualisierter Artikel, andere Video-Versionen hier und hier, Stills hier, hier, hier und hier und mehr Diskussion – kann nicht ohne ernste Konsequenzen für die russische Raumfahrt bleiben. NACHTRAG: weitere frühe Artikel hier, hier und hier. NACHTRAG 2: jede Menge technisches Detail zur Rakete und der GLONASS-Nutzlast. NACHTRAG 3: Zwei dramatische Amateurvideos sind aufgetaucht; dieses zeigt den Unfall deutlicher, aber dieses bleibt länger drauf – doch ansonsten auch 12 Stunden danach wenig Konkretes zu den Ursachen des Disasters. NACHTRAG 4: weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier, plus nochmal alle Videos zusammen. NACHTRAG 5: der tiefschürfendste Artikel bisher – drehte die Steuerung eines der Triebwerke durch? Und ExoMars soll auch Proton fliegen …

ase

Rund 80 Astrononauten sind derzeit in Deutschland zum 26. Planetary Congress der Association of Space Explorers: ein Bericht dieses Bloggers über die Auftakt-Veranstaltungen in Köln, ein lokaler Zeitungsartikel dazu und noch mehr Bilder davon.

Die Arkyd-Kampagne endete mit 1.5 Mio. Dollar Spenden

für das erste Crowd-finanzierte Weltraum-Teleskop, und weil zuerst Richard Branson 100’000$ stiftete und kurz vor Schluss ein ‚Stretch Goal‘ mal eben um 100’000$ verringert wurde (wobei ein entsprechender Tweet aber schon Stunden früher rausging), wurden am Schluss gleich derer drei genommen. Damit wird neben einer 2. Bodenstation für den Satelliten parallel eine Crowd-ge-source-te Auswertung alter Himmelsaufnahmen zwecks Aufspürens übersehener Asteroiden organisiert. Und das Weltraumteleskop? Wie im finalen Webcast (oben) zu hören war, stehen dessen Spezifikationen noch gar nicht fest – aber wenn, dann gibt’s ein detailliertes Benutzerhandbuch.

Noch kurz gemeldet: der Status von Opportunity, auch hier und hier / der Shuttle-Orbiter Atlantis ist jetzt am KSC öffentlich ausgestellt / und der kanadische Kleinsatellit MOST zur Sternfotometrie ist zehn Jahre im Einsatz und tut’s immer noch.

Mal eben einen UFO-Klassiker at Acta gelegt …

23. Oktober 2012

Es war am 11. Dezember 1998, als ein Astronaut vom Space Shuttle Endeavour aus während der Mission STS-88 diese auf den erste Blick erstaunlichen Bilder schoss: mit einer Hasselblad auf Diafilm, hier Ausschnitte aus Scans in der maximalen Auflösung, die die Datenbank der NASA für Erdaufnahmen durch Astronauten hergibt. Anklicken zeigt jeweils das gesamte 6×6-Bild in geringerer Auflösung, und auf diesem Bild noch vor dem 1. gezeigten (oben) und diesem und diesem nach dem letzten ist das ‚Close Encounter‘ auch noch dokumentiert. Damals erregten die Bilder offenbar keinerlei Aufsehen, das WWW war ja auch noch jung und direkter Zugang zu den zigtausenden von Fotos, die während amerikanischer bemannter Flüge entstanden, nahezu unmöglich. Als die Bilder aber schließlich – inzwischen war 2009 – viel leichter auf zu treiben waren, geriet der Wirbel in UFO-philen Kreisen um so größer, wie etwa dieser, dieser, dieser und dieser Fund zeigen; es gibt aber noch viele mehr. Und vor ein paar Stunden sind die Bilder schon wieder aufgetaucht, in diesem Video eines UFO-Spinners, der hier die Vorboten einer Invasion im nächsten Monat gewahrt – und das sogleich von einer indischen „Nachrichten“-Webseite angepriesen wurde („Nasa Insider Leaks HD Pics Of Alien Ship (UFO) In Orbit“). [NACHTRAG: Video wie Artikel sind inzwischen futsch.]

Und was war es wirklich? Da Googeln nach STS-88 in Kombination mit allerkei Keywords einfach nicht weiter half und immer nur neue Spinneren auftischte, hatte die ‚Sache‘ offenbar außerhalb dieser Kreise keinerlei Wirkung entfaltet, weder 1998 noch 2009. Schließlich hat dieser Blogger einfach mal auf den Webseiten des Weltraum-Gurus Jim Oberg nach STS-88 gesucht – und auf der letzten Seite dieses Artikels tatsächlich die Antwort gefunden! Dort wird auf diese Video-Dramatisierung der Bilder hingewiesen – und dass „the space-walking STS-88 astronauts who took the photos were apologizing for dropping an insulation blanket they had removed during wiring up the first module of the International Space Station“. Der Verlust der Isolationsmatte ist auch in diesem Orbital Debris Quarterly auf Seite 8 dokumentiert: Wie ein weiterer Raumfahrt-Experte mitteilt, wurde sie einfach ersetzt. Das langsam rotierende und sich verformende Stück – natürlich als „Shapeshifter“ eine besonders bedenkliche Alien-Technologie … – blieb länger in der Nähe des Shuttles und wurde schließlich auch mal abgelichtet. Wie übrigens auch manch anderes, das bei EVAs verloren geht. Case closed also – fünf Minuten vor der internationalen Debatte der Präsidentschafts-Bewerber: Dann braucht ja doch keine interstellare draus zu werden …. NACHTRÄGE: spätere Slides von Oberg und lange Artikel hier und hier.

Himmlische Fotogrüße (garantiert) aus Moskau …

9. April 2012

Ob Flickr, Twitter, Google+, Facebook oder Astronauten-Blogs: Seit Monaten quellen westliche Social Media über von Astronauten-Fotos der Erde, des Himmels oder auch von technischen Operationen – aber nie wird konkret dasjenige Crewmitglied der ISS genannt, das auf den Auslöser drückte. Dass der Bildautor nicht unbedingt mit dem Betreiber des entsprechenden Bilder-Streams identisch sein, ja noch nicht einmal zur selben Weltraumagentur gehören muss, wissen Insider schon lange – aber alle Bilder dieser Roskosmos-Sammlung (hier sieben Kostproben) stammen unter Garantie von russischen Kosmonauten, hat Peter Caltner heraus gefunden. Und siehe da, auch die spektakulären Nachtaufnahmen vom Anflug des ATV-3, die dieser Tage immer mehr Weltraum-affine Webseiten ‚entdecken‘, sind aus dieser Quelle.

Dieser Start wird die Besatzung der ISS verdoppeln

27. Mai 2009

soyuz-fliegt

Wieder einmal auf die Sekunde genau ist heute um 12:34 MESZ eine Soyuz zur ISS gestartet (oben; Screenshot aus dem ESA-Webcast, weitere hier und hier), Soyuz TMA-15 (Mitte, beim Roll-Out am 25.5.) mit einem belgischen Astronauten, der als erster Westeuropäer – ab Oktober – das Kommando auf der Raumstation übernehmen wird, einem Kanadier und einem Amerikaner: Sie stellen die zweite Hälfte der „Expedition 20“ dar (unten; ein Gruppenbild, bevor die anderen drei gestartet waren), der ersten sechsköpfigen Besatzung der ISS.

soyuz

Die Zeit für wissenschaftliche Experimente auf der Raumstation soll sich nach der Ankunft der drei in zwei Tagen verdreifachen – und weil andererseits noch gar nicht alles Forschungsgerät an Bord der ISS ist, wird anfangs sogar zuviel Crew-Zeit zur Verfügung stehen: Das gab es noch nie! Während des 20. Inkrements der ISS-Besatzung, dessen Zusammensetzung sich während seiner sechs Monate ändert, wenn einzelne Mitglieder ausgetauscht werden, stehen rund 600 Stunden für Wissenschaft zur Verfügung, pro Woche bis zu 70 statt der bisherigen 20 Stunden.

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Am Ende dieses Inkrements sollte die Besatzung auch die Installation des dreiteiligen japanischen Kibo-Moduls durch Montage seiner Außenkomponente abgeschlossen haben, das erste japanische Transportfahrzeug H-II dürfte angekommen und die Ankunft des ersten von zwei weiteren russischen ISS-Modulen sollte vorbereitet sein. Russland tönt übrigens schon, dass man vor der Versenkung der ISS – 2020? – seine eigenen Module wieder abzukoppeln und zur Basis einer neuen Raumstation machen wolle, als nächster Schritt zur Ausdehnung bemannter Operationen ins Sonnensystem. Während in den USA der künftige Kurs unklarer denn je ist – und sich bei einer der letzten Pressekonferenzen während STS-125 gar ein hochrangiger NASA-Manager (und Veteran des Hubble-Programms) offen gegen das seit 5 Jahren verfolgte Constellation-Programm aussprach, das ihm reichlich ziellos vorkomme …

Ein ESA Press Release und eine PM des DLR zum Start, eine Vorschau auf die 6-Personen-Crew, noch eine, die russischen Visionen – und der „Aufstand“ bei der PK des HST-Managers Dave Leckrone, der zu einiger Unruhe geführt hat.

NACHTRAG: ein scharfes Bild der startenden Rakete und noch eins; dass sie unten ganz weiß geworden ist, hängt mit Eisbildung zusammen, wie die Kommentare zu diesem Artikel (und auch das andere Reflexionsverhalten, verglichen mit der weißen Farbe der Oberstufe!) plausibel machen.

Deutscher Geophysiker unter den sechs neuen ESA-Astronauten

20. Mai 2009

gerst

Sie werden ab 2013 bereit für die Reise in den Orbit – und womöglich darüber hinaus – sein, und mindestens sieben Fluggelegenheiten glaubt die ESA ihnen garantieren zu können: Heute wurden sechs neue ESA-Astronauten auf der Pressekonferenz in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt, die ersten neuen seit 1992, als es ebenfalls sechs waren. Die Auswahl sei strikt nach ihrem Können erfolgt, betont die ESA: Nationalität wie Geschlecht spielten keine Rolle. Es wurden fünf Männer und eine Frau, zwei Italiener, ein Däne, ein Franzose, ein Brite (und das, obwohl das UK die bemannte ESA-Raumfahrt bislang de facto boykottierte!) – und ein Deutscher.

Es ist der Geophysiker und Vulkanspezialist Alexander Gerst (Abb.: Screenshot während des Webcasts der PK), geboren 1977 in Künzelsau, der in Karlsruhe und Neuseeland studierte und seit 2005 am Institut für Geophysik der Universität Hamburg arbeitet. Seine jüngste Veröffentlichung: „Long period earthquakes and co-eruptive volcano respirations captured with particle image velocimetry“ als Ko-Autor in Nature 2008; bereits 2004 war er 1. Autor des Science-Papers „Seismic Anisotropy Beneath Ruapehu Volcano: A Possible Eruption Forecasting Tool“. Dem privaten Teil seiner Homepage zufolge scheint Gersts wahre Leidenschaft aber der Antarktis zu gelten – da ist der Sprung in den Weltraum wohl der naheliegende nächste Schritt. 🙂

Links: Pressemitteilungen von ESA und DLR zur Auswahl, Kurz-Bios aller sechs, Gersts Homepage – und sein Statement auf der PK, in dem er seine Weltraumbegeisterung auf seinen Großvater zurückführt, der einst als Radioamateur die Stimme des Sechsjährigen zum Mond funkte und das Echo empfing.