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„Outer Space“ in Bonn: die ersten Eindrücke

2. Oktober 2014

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Heute Abend wird in der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD die neue Super-Show „Outer Space – Faszination Weltraum eröffnet, wobei die Vernissage – ungewöhnlich – eine öffentliche Veranstaltung ist, Anmeldung via FB genügt. Bereits auf dem Museumsplatz locken ein 1:5-Modell einer Ariane 5 und der bekannte Aufblas-Astronaut des EAC – unddieser Blogger hatte schon heute Mittag die Gelegenheit zu einer Vorbesichtigung der Ausstellung mit viel DLR-Unterstützung, während noch die letzten Schildchen geklebt wurden, passend mit Laser-Hilfe. Ein paar Impressionen aus den 12 Räumen, in denen sich wertvolle Weltraumartefakte und alte und neue Kunst begegnen; der Rundgang beginnt unten rechts:

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Begrüßt wird der Besucher – anfangs ist die Richtung vorgegeben, in der Mitte nicht mehr, am Ende wieder – vom größten Brocken des Meteoriten von Ensisheim vor Rubens‘ Erschaffung der Milchstraße. Und nach dem 8. Dezember auch von der „Bundesbiene“, einer auf natürliche Weise verstorbenen Bewohnerin eines Bienenstocks auf dem Dach der Kunsthalle – die zur Zeit auf der ISS ‚haust‘, dann aber von Alexander Gerst im Rahmen einer großen Party persönlich zurück gebracht werden wird.

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Verbeulte Spitze einer V2 vor alle 20 Minuten lautstark startender Soyuz mit der ISS-Expedition 38. In diesem Raum wird kurioserweise mehr über die Technik der V2 erzählt als derzeit im Museum in Peenemünde, aber die unmenschlichen Aspekte der Raketengeschichte bleiben natürlich auch in Bonn nicht unerwähnt.

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Diverse Raumanzüge mit Kurator und Ausstellungsleiter Stephan Andreae – und die Kapsel, mit der der Schimpanse Enos Ende 1961 als erster Primat von amerikanischem Boden aus in den Orbit gelangte – keine gute Erfahrung übrigens. [NACHTRAG: ein Bild …]

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Marsforschung im frühen 20. Jh. (oben, aus einer entlegenen französischen Sammlung) – und Zeichnungen von Antoniadi von 1896: Da sah auch er noch die Kanäle, zu deren Widerlegung erspäter maßgeblich beitrug.

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Das Highlight für Astrofans (ohne Platzangst): eine Kugel aus 4200 Holzstücken, in die 30’000 Glasfasern gesteckt sind – im Inneren schaffen sie einen bemerkenswert realistischen Sternenhimmel. Und zwar rund herum um den jeweils einen Besucher, hinter dem sich lichtdicht eine Klappe schließt! Ein außergewöhnliches Kunstwerk von Hiroyuki Masuyama aus dem Jahre 2010, eine Leighabe der Galerie Sfeir-Semler in Hamburg: Selbst Astronaut Reinhold Ewald sei „mit leuchtenden Augen“ wieder heraus gekommen, hieß es auf der PK (unten).

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Ein prächtiger Himmelsglobus von – natürlich mal wieder – Willem Blaeu aus Amsterdam, aus dem Jahre 1616.

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Ein Spiegelkreis von Edward Throughton aus London, um 1795.

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Ein Passage-Instrument von John Bird, ebenfalls aus London, um 1750.

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Das erste Bonner Universitätsfernrohr von Carl Dietrich Münchow, aus der Wende 18./19. Jh.; im Hintergrund eine der vom Fotokünstler Thomas Ruff bearbeiteten Himmelsaufnahmen der ESO.

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Gänse auf Mondmission – oder so ähnlich. Sehr bizarr …

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Socken des deutschen Astronauten Reinhold Ewald von seinem Mir-Flug 1997.

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Heute persönlich anwesend: Galina Balaschowa, hier vor dem von ihr entworfenen Farbdesign für die sowjetische Raumfahrt.

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Der Star der Ausstellung: die aus der Tiefsee geborgene Liberty Bell 7, deren Innenleben trotz Jahrzehnten auf dem Meeresgrund noch erstaunlich gut erhalten ist.

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Ein Sternensucher mit Nokturnal von Doppelmayr & Puschner aus Nürnberg von 1730.

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„The Still Expanding Universe“ von Björn Dahlem aus dem Jahre 2013 – so beeinflusst die moderne Kosmologie die moderne Kunst!

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„Star Projector“ von Oliver van den Berg, 2005: made from Birkenholz.

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Ein Kunstwerk – Acryl auf Masonit – von Ken Grimes von 2011, dessen kompletter Titel praktischerweise gleich drauf steht. Die darin gestellte Frage beantwortete der anwesende Pressesprecher des Teleskopbetreibers … nicht.

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SF-Movie-Props satt: z.B. eine Enterprise aus Star Trek: Generations, der Prototyp von Gigers Chest Burster aus Aliens und die beiden Roboter aus den Star Wars-Filmen.

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Ein Viking-5C-Haupttriebwerk einer Ariane 4.

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Ein Kometensucher von Jesse Ramsden aus London, um 1780.

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Der letzte von drei den zwölf Haupträumen zugeordneten Kunsträumen: die Installation „The Men Who Flew Into Space“ von Ilya Kabakow.

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Und das allerletzte Exponat vor dem Ausgang: die „Big Crunch Clock“ von Gianni Motti, die seit 1999 die letzten 5 Mrd. Jahre des Lebens der Sonne herunterzählt.

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Auf einer PK am Vormittag hatten Kunsthallen-Chef Wolfs, eine Sprecherin des DLR, die Kuratoren Claudia Dichter & Stephan Andreae und der Ausstellungsarchitekt das Konzept des „Outer Space“ – siehe auch Interviews hier, hier und hier – in Anwesenheit der gefeierten Balaschowa (u.) diskutiert: Derartige „Hybrid“-Ausstellungen von Wissenschaft, Technik und Kunst gibt es schon seit 95 Jahren (die allererste Dada-Schau 1919 war so angelegt), und hier werde die „transdisziplinäre“ Faszination für den Kosmos als „anthropologische Konstante“ gezeigt. Vier Jahre dauerten die Vorbereitungen, manches war verblüffend leicht zu bekommen (die Liberty Bell wurde den Kuratoren schon 20 Minuten nach ihrem Eintreffen in der Kansas Cosmosphere angeboten), anderes nicht. Am Ende sei ein „feines Gespinst aus Assoziationslinien“ zwischen Kunst und Wissenschaft (Dichter) enstanden – das nun bis zum 22. Februar bestaunt werden kann, umrahmt von allerlei eher Kunst-orientierten Veranstaltungen und ein paar ‚Satelliten‘, etwa einer kleinen Foto-Ausstellung im Kunstmuseum nebenan. Zu entdecken gibt es eine Menge, und Kunst- wie Astronomie- wie Raumfahrtfans werden gewiss auf ihre Kosten kommen. NACHTRÄGE: ein paar Bilder auch vom Abend, ein weiteres Exponat mit Sonnenfinsternis, mehr Artikel zur Eröffnung hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, spätere hier, hier und hier, ein Balaschowa-Interview und andere Galerien hier, hier, hier und hier nach und hier vor der Eröffnung.

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Amerikanischer Nibiru-Spinner sieht schlagenden Beweis bei Bonner Radioastronomen

19. August 2012

Die Vorstellung, dass sich ein schon den alten Sumerern bekannter zusätzlicher Planet namens Nibiru dieser Tage der Erde nähere und im Sonnensystem für gewaltige Unordnung sorgen werde, ist ein besonders populärer Sub-Irrglaube des „2012“-Wahns: Alles und jedes vermeintlich Seltsame auf Himmelsbildern – seien sie selbst gemacht oder aus fachastronomischen Datenbanken gesaugt – wird von den fanatischen Nibiru-Gläubigen als Beleg für das Nahen des Himmelskörpers gewertet. Man muss nur mal bei YouTube nach „Nibiru“ suchen und wird mit ‚Beweisvideos‘ zugeschüttet (die dann mitunter hübsch die Venus-Sichel zeigen) – aber inzwischen ist den Fanatikern offenbar jede Wellenlänge recht. Auf ein besonders kurioses Beispiel von diesem Juni ist dieser Blogger gerade aufmerksam geworden: Da hatte sich jemand mittels des benutzerfreundlichen Skyview-Tools der NASA (die doch sonst immer als Zentrum des Bösen in Sachen Nibiru-Verschleierung gilt) eine Bonner Radiodurchmusterung des Himmels bei 1420 MHz angeschaut und dort dem praktisch unlesbar chaotischen Bericht zufolge das erste klare Bild des „Planet X Super System“ entdeckt, Nibiru samt gleich vier Monden!

Um welche Radioquellen aus der Milchstraße es sich dabei in Wirklichkeit auch handeln mag (diesem Blogger ist noch nicht einmal klar, welche er davon mit Nibiru and friends identifiziert): Was unser „Experte“, der sich für einen Amateurastronomen hält, bedauerlicherweise übersah, ist dass Skyview natürlich kein Live-Bild des Himmels liefert. Just die Bonner 1420-MHz-Durchmusterung enstand von 1972 bis 1976 mit dem alten Radioteleskop auf dem Stockert, die Daten sind also bis zu 40 Jahre alt. Auf die verrückte Verbindung vom inexistenten Nibiru zur real existierenden Bonner Radioastronomie ist dieser Blogger übrigens durch diesen Artikel aus derselben Feder gestoßen (in dem Reflexe in einer Flugzeugscheibe als Nibiru-Beweis herhalten müssen), der wiederum in dieser Vortragsankündigung von einer gerade laufenden Konferenz vom „Chemtrail“-Gläubigen in Los Angeles verlinkt wird, auf die diese Nacht ein engagierter Beobachter der Szene hinwies. Denn dieses – genau so wenig existierende – Himmelsspray wird nach (nicht nur) seiner Auffassung von „ihnen“ vor allem deswegen ausgebracht, um irdische Blicke auf Nibiru zu verhindern, während sich die Mächtigen der Welt in Sicherheit bringen. Eine Große Vereinheitlichte Verschwörungstheorie sozusagen …

2000 Physiker tagen in Bonn – LHC, Schwarze Löcher, Exoplaneten und mehr

15. März 2010

Die ganze Woche findet seit heute an der Universität Bonn die 74. Jahrestagung der DPG und DPG Frühjahrstagung statt, wobei das Kürzel für die Deutsche Physikalische Gesellschaft steht und die Bonner Tagung genau genommen nur 1/3 der gesamten Frühjahrstagung darstellt, die sich inzwischen auf drei Schauplätze verteilt: Mit zusammen 10’000 Teilnehmern und 8000 Papers ist es die größte Physiker-Tagung in Europa und eine der größten der Welt. Die rund 2000 in Bonn – bis heute Morgen waren 2084 angemeldet – füllen die Gebäude der dortigen Universität auch schon gut aus, doch in ein Konferenzzentrum geht man nicht: einmal der Kosten wegen, aber auch, weil die Nähe zu den Studenten explizit gesucht wird, von denen viele auf einer DPG-Frühjahrstagung ihren allerersten Vortrag halten.

Das Themenspektrum allein der Bonner Tagung ist enorm und reicht von philosophischen Fragen der Physik über Teilgebiete der Astronomie bis zu den ersten Erkenntnissen aus dem kurzen Lauf des Large Hadron Collider Ende 2009 („LHC macht kurze Pause“) – die Bonner Tagungsorganisatoren K. Desch & R. Beck sind besonders stolz, dass es gerade sie „getroffen“ hat, Schauplatz dieser Präsentationen zu sein. In ein paar Wochen wird es übrigens am CERN wieder ein großes Medienevent geben, wenn es zu den ersten Protonenkollisionen mit je 3.5 TeV pro Strahl kommt. Mit dieser Energie geht es dann bis Ende 2011 weiter, und Desch erwartet, dass schon während dieser Zeit bedeutende Ergebnisse erzielt werden. Das entsprechende Detektor-Team muss der Konkurrenz am Beschleunigerring übrigens eine Woche Vorwarnung vor der Einreichung und gleichzeitigen Publikmachung der Veröffentlichung geben. Eine erste Erkenntnis der 2009-er Messungen ist bereits, dass sich echte LHC-Daten doch recht anders anfühlen als die Simulationen, mit denen man sich Jahre lang vergnügen musste.

Im ersten Plenarvortrag, wegen der Zahl der Tagungsteilnehmer aus der Aula (Bild oben) auch in einen weiteren großen Hörsaal übertragen, gab Thomas Henning einen rasanten Überblick über die Flut von Beobachtungen und theoretischen Einsichten in Sachen Exoplaneten der vergangenen 15 Jahre. Henning hält das Problem der Planetenbildung dank Turbulenz in der Scheibe für gelöst – und hofft, in Bälde mit dem ersten Spektrum der Atmosphäre einer Supererde aufwarten zu können, von GJ 1214b nämlich (siehe ISAN 100-8): Beobachtungszeit mit dem VLT hat er gerade bekommen. Auch wird Hennings Gruppe versuchen, die erste echte Exoplanetenentdeckung der Astrometrie hinzubekommen (wo es von Fehlschlägen wimmelt, siehe ISAN 100-11). Und die nächste Herausforderung ist die Abbildung einer ‚anderen Erde‘ und deren Spektroskopie – angesichts der rasten Folge von Durchbrüchen in der Exoplanetologie womöglich auch wieder früher als noch vor kurzem gedacht.

Knapp 20’000 bei den Bonner IYA-Feierlichkeiten

1. Juli 2009

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17’000 Besucher waren es allein im SternenZelt an drei Tagen, hat die Bonner Universität anhand von Stichproben hochgerechnet, und dazu kam sicher nochmals eine gut vierstellige Zahl von Zuschauern des 8-stündigen SternenFests am letzten Tage: Die zentralen Feierlichkeiten zum IYA in Bonn vergangene Woche sind die bestbesuchte speziell dem Astronomiejahr gewidmete Veranstaltung von nur wenigen Tagen Dauer zumindest in Europa geworden. Der große Zuspruch der Bevölkerung hat wiederum die zahlreichen Helfer so begeistert, dass schon emsig diskutiert wird, wie man Derartiges auch in die Zukunft transportieren kann – zum Beispiel mit weiterer Sidewalk-Astronomie (Bild: Teleskope des KBA), die es in dieser Form vor dem IYA hier schlicht nicht gegeben hatte.

Ausführliche Bilderstrecken vom SternenZelt und dem Nachmittags- und Abendprogramm des SternenFests sowie ein Artikel des General-Anzeiger und der WDR-Beitrag aus dem SternenZelt zum Herunterladen. NACHTRAG: Noch mehr Bilder von Fest und Zelt. NACHTRAG 2: Bewegte Ausschnitte aus dem SternenFest sind in SternStundeOnline vom Juli zu sehen! NACHTRAG 3: Es wurde nicht nur in Deutsch berichtet …

SternenZelt & SternenFest: Das IYA kulminiert zur Halbzeit … in Bonn!

24. Juni 2009

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So sieht das Logo aus, „Faszination Weltall“ heisst das Motto – und von diesem Donnerstag bis Samstag steht es auf dem Bonner Münsterplatz: das SternenZelt, das – zusammen mit dem 8-stündigen SternenFest am Samstag direkt daneben – gewissermassen ein Halbzeit-Geschenk des IYA in Deutschland an seine Mitstreiter wie an die Bevölkerung darstellt.

Das SternenFest am 27. Juni ist die einzige IYA-Zentralveranstaltung im Lande, zu der jeder eingeladen ist! Geboten wird – von 14:00 bis 22:00 Uhr – ein hochkarätiges Bühnenprogramm mit namhaften Musikern, Kabarettisten und Talkgästen: Die Maus aus der Sendung mit derselben ist zum Beispiel dabei, das Impro-Theater Springmaus, der zur Wissenschaft neigende Comedian Bernhard Hoecker, der zur Comedy neigende Physiker Metin Tolan, der TV-Star Ranga Yogeshwar – und der deutsche Astronaut Reinhold Ewald. In Auszügen wird das Fest auch live im Internet übertragen.

Im SternenZelt zeigen Institutionen aus der deutschen Fach- wie der Amateurastronomie an den drei Tagen 25.-27. Juni ab 10:00 Uhr ihr Können und laden insbesondere junge Gäste ein, die „Faszination Weltall“ persönlich kennen zu lernen. Wie können Satelliten bei der Vermessung der Erde behilflich sein? Wie können Astronomen für das menschliche Auge unsichtbare kosmische Energie rekonstruieren? Welche Geheimnisse birgt die Milchstraße? Wieso färbt sich die untergehende Sonne im Abendhimmel rot, weshalb sind Sterne für uns tagsüber unsichtbar und warum stehen die optischen Teleskope, die auf sie gerichtet sind, erhöht auf Bergen? Fragen über Fragen – die hier beantwortet werden.

Zum SternenZelt Seiten der Uni Bonn (auch eine Pressemitteilung), von Bonn.de und DLR, zum SternenFest Seiten von Uni, UNESCO, CampusWeb und SternStundeOnline (zum Webcast) sowie Allgemeines bei VdS, IYA, A.de (mehr), RedShift und im General-Anzeiger. NACHTRAG: erste Impressionen vom Zelt, die 4-Minuten-Sendung des WDR von dort und ein internationaler IYA Update zu den deutschen Highlights.