Zwar kamen heute „nur“ etwas über 60’000 Besucher zum alle zwei Jahre abgehaltenen Tag der Luft- und Raumfahrt von DLR und ESA auf deren gemeinsamem ausgedehnten Campus bei Köln – aber gefühlt waren es mehr, vor allem an den Brennpunkten des Interesses: zum Beispiel dem Kontrollzentrum des Kometenlanders Philae, inzwischen mit Pressestimmen zur Landung dekoriert, vor dem sich eine lange Schlange bildete und in dem das Gedränge groß war.
Als das LCC vor zwei Jahren die Türen öffnete, lag die Kometenlandung noch in weiter Ferne – heute werden auf einem Modell des Kerns die vier Kontaktpunkte gezeigt: von oben nach unten der planmäßige Aufsetzpunkt in Agilkia, der Kraterrand, wo er gestreift wurde, der zweite Aufsetzpunkt und die endgültige Landestelle Abydos. Und mal wieder nett beleuchtet das elektrische Bodenmodell Philaes; zu anderer Zeit ist das nicht der Fall.
Von Philae-Chef S. Ulamec auf der Hauptbühne und -Ingenieur K. Geurts am dicht umlagerten 1:1-Modell waren auch ein paar Neuigkeiten zum weiteren Missionsverlauf von Rosetta und vielleicht auch Philae zu erfahren: So sollte der Orbiter dem Kern bald wieder näher kommen, und irgendwann ab Oktober auch wieder den Lander anpingen. Sollte dieser reagieren und stabile Kommunikation zustande kommen, wäre binnen ein paar Tagen die Wiederaufnahme des wissenschaftlichen Programms möglich – das bis Dezember oder Januar laufen könnte, denn nach neueren Berechnungen geht erst dann der Sonnenstrom zu stark zurück. Und auch die Suche nach Philae mit der OSIRIS-Kamera ist noch nicht vorbei: Im Sommer 2016 soll Rosetta kurz vor dem Missionsende extrem nah an den dann wieder inaktiven Kern heran fliegen, nur 1-2 km hoch, und noch einmal Abydos absuchen.
Mehr praktische Astronomie als je zuvor bei einem TdLR, angeboten von gleich mehreren auswärtigen Organisationen – leider nur kurz war dabei Sonnenbeobachtung möglich (dafür waren aber gleich zwei Aufblas-Planetarien aufgebaut).
Der „andere“ Star auf dem TdLR natürlich Alexander Gerst bei seinem ersten Auftritt hier nach dem ISS-Flug. Oder besser Auftritten: Hier sieht man man ihn vor Kindern (eine Frage: Gibt es Feuer auf dem Mars?), bei einer Autogrammstunde mit endloser Schlange – daher lieber durch die Zeltwand fotografiert – und auf der Hauptbühne.
Und noch jede Menge mehr Impressionen (hier 33 Bilder mehr) – oben Sternenkrieger, ein Prototyp für ein Habitat auf einer anderen Welt (interessiert vorne rechts der Chef der SMART-1-Mission Bernard Foing, der von weiteren Mondprojekten der ESA träumt), der Astronaut Jean-François Clervoy als Kronzeuge dafür, was Weltraummediziner alles mit einem anstellen, und Regolith-Industrie auf dem Mond in einer Vision der FH Aachen, unten eine simulierte EVA des Österreichischen Weltraumforums, just mit der neuen DLR-Chefin als Capcom (die ‚Astronautin‘ braucht 3 Stunden zum An- und Ablegen des ‚Raumanzugs‘), Bonus-Essen für den nächsten britischen Astronauten, die ISS-Kaffeemaschine, Marslandschaften in 3D-Projektion, die SpaceLiner-Studie, die Originalrakete und -nutzlast MAPHEUS 5 – und der nächste DLR-Lander MASCOT, der schon mit Hayabusa 2 unterwegs ist:
Die Würfel sind gefallen: Unter den drei Finalisten für die 12. Discovery-Mission der NASA ist der Marslander InSIGHT ausgewählt worden – der u.a. eine Art Maulwurf aus Deutschland auf dem Planeten absetzen soll. Diese Heat Flow and Physical Properties Package alias HP³ soll mit ihren Sensoren bis zu fünf Meter tief in den Marsboden eindringen, um den Wärmefluss aus dem tiefsten Innern des Mars zu vermessen. Bisher ist solch ein vollautomatischer Maulwurf – mit elektromechanischem Schlagmechanismus – noch auf keinem Körper des Sonnensystems zum Einsatz gekommen. Dennoch ist die Mission unter den drei Finalisten die konservativste, ist der Lander selbst doch eine Kopie des Phoenix von 2008. Die Auswahl war rasch durchgesickert und schließlich noch vor einer kurzfristig angesetzten Telecon in ½ Stunde offiziell bestätigt worden.
NACHTRAG: Der NASA Press Release zur Auswahl bestätigt einen Start in Fenster 2016 zu maximalen Kosten von 425 Mio.$ (Inflationsstand 2010): Mit vier Instrumenten – HP³ darunter sicher dem ungewöhnlichsten – geht es vorrangig um das Innere des Planeten. NACHTRAG 2: Keine tiefen Einsichten während der Telecon – außer dass nun klar ist, dass die ExoMars-Ersatz-Mission 2018, die noch völlig undefiniert ist, sicher keine geophysikalische Station werden wird. Und dass die Discovery-Entscheidung bewusst schon vor Curiositys EDL getroffen wurde. Die Meinungen zu InSight unter Planetenfans sind scharf geteilt und reichen von „awesome“ bis „cowards“. Weitere frühe Artikel hier, hier, hier, hier und hier. NACHTRAG 3: Auf dem Bild in diesem JPL Release sieht der Lander geringfügig anders als oben aus. Und auf der Telecon wissen sie nicht auswendig, wie der deutsche Maulwurf funktioniert und wie tief er sich bohren soll – schwaches Bild.
NACHTRAG 4: Ein 6-Minuten-Video über InSight – und eine weitere Inkarnation des NASA-Releases mit einer anderen Version. Auch ein Nachruf auf die nicht gewählten Projekte. NACHTRAG 5: 15 Stunden nach dem NASA Press Release hat sich auch das DLR vom Schreck erholt und eine Pressemitteilung heraus gegeben – aber ohne neue Erkenntnisse gegenüber der 2011-er, nachdem InSight (damals noch als „GEMS“) Finalist geworden war. Via Twitter weist man aber darauf hin, dass ein Modell des DLR-Maulwurfs im September auf der ILA in Berlin zu sehen sein wird.
NACHTRAG 6: Ein DLR-Stummfilmchen zur Funktionsweise des Maulwurfs. Auch InSight-Artikel von Washington Post (Kommentator findet die Mission doof), astrobites, Tagesspiegel (wieso hält der das Seismometer – dazu Press Releases der UK Space Agency und der Univ. of British Columbia und ein BBC-Artikel eines Beteiligten – und nicht den Thermo-Maulwurf für das „wichtigste Instrument“?) und Spiegel. NACHTRAG 7: Und noch mehr Kommentare zur InSight-Auswahl: Die New York Times findet sie gut, der Guardian schlecht.
Später gab es Gerüchte, ein Signal des Wiedereintrittskörpers sei empfangen worden, aber einer DPA-Story von heute, nach der ein Bergungsschiff den Körper „eingesammelt“ habe, steht bislang keinerlei offizielles Wort vom DLR oder dem Shefex-Team zur Seite (und die falsche genannte Gipfelhöhe weckt kein Vertrauen). Was Deutschland mit den Daten von Shefex II überhaupt einmal anfangen kann, ist übrigens auch nicht klar: Für eine direkte – zivile – Nutzung der Erfahrungen gibt es keinen Plan. NACHTRAG: Knapp 24 Stunden nach dem Flug hat das DLR eingestanden, dass es keine Daten unter 37 km Höhe gibt – was aber nur ein 5%-Verlust sei. Und die Schiffssuche nach dem Flugkörper, dessen Peilsender tatsächlich ein Flugzeug ortete, dauert – wie oben korrekt vermutet – an, mit nur einer 50%-Chance auf Erfolg, bis der Sender am Montag schweigt. NACHTRAG 2: ein Amateurfilm vom Start! NACHTRAG 3: Und die Suche geht weiter … NACHTRAG 4: ein norwegischer Artikel mit Video aber keinen neuen Erkenntnissen. NACHTRAG 5: keine Bergung gelungen, zum Schaden der Erforschung der letzten Flugphase. NACHTRAG 6: Nach dieser Einschätzung wiegt der Datenverlust doch empfindlich. NACHTRAG 7: Nach einem späten DLR-Update fehlen nur 5 Sekunden Daten unter 29 km Höhe – und eine Bergung vom Meeresboden wird erwogen.
Eigentlich müsste es im Sonnensystem von rollenden, krabbelden und kletternden Robotern made in Germany nur so wimmeln, wenn sie denn nur jemand auf fremde Welten mitnehmen würde: Diesen Eindruck vermittelt die neue Ausstellung „Roboter – unsere Wegbereiter ins Weltall“ im Deutschen Museum Bonn, die noch bis zum 10. April zu sehen ist, als Begleitung der 2. Nationalen Konferenz zur Raumfahrt-Robotik des DLR in Berlin.
Gezeigt werden überwiegend Prototypen von kleinen Planetenerkundern mit teils originellem Bewegungsapparat wie oben dem „SCORPION“ des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Bremen, der sich mit 8 Beinen an Insekten orientiert (auch ganz oben; in der Mitte CESAR, ganz vorne ARAMIES), oder unten dem „INDIE“ von SCISYS – konkrete Missionen in Aussicht hat leider keines der Projekte, die z.T. schon einige Jahre alt sind.
Das ist natürlich bedauerlich, gehört doch die Robotik im Weltraum – mit ihren Spin-Offs auf der Erde – nach Einschätzung des in Deutschland für die Raumfahrt zuständigen Wirtschaftsministeriums nach der Erderkundung zu den potenziell einträglichsten Sektoren jenseits der Erde: Das wurde bei der gestrigen Eröffnung der Ausstellung von DLR-Vorständlern und dem Minister gleichermaßen betont. Wobei der Festakt im Rahmen der o.g. Tagung in Berlin stattfand, das Durchschneiden des Ausstellungsbandes aber per Telepräsenz in Bonn: Minister Rösler – angeleitet von Standard-Raumfahrt-Moderator Claus Kruesken, wie im TV-Feed aus Berlin zu sehen – ließ den Roboter Justin die Schere schwingen …
Das Ende eines laaangen Tages … während der aufgeblasene Riesenastronaut vor dem EAC zum wiederholten Male schlappmachte (unten), konnten innen noch die 1:1-Mock-Ups von Columbus (oben; schon bewohnt von einem iPhone-bewaffneten Tweep) und ATV besichtigt werden, dessen Größe mit den Besuchern davor erst so richtig bewusst wird. Interessant auch die Kontrollen für sein An- und Abdocken im russischen Teil der ISS: sehr rustikal (ein Videobild mit aufgemalten Kreisen, die Toleranzgrenzen markieren), mit Plastiklinealen zum Vermessen des Bildes und sehr dicken Knöpfen für unterschiedlich heftige Abbrüche des völlig autonomen ATV-Fluges. Ein manueller Steuermodus wie bei Progressen ist nicht vorhanden: Das Vehikel ist so schwer zu steuern, dass das von Hand eh kaum ginge. Interessant auch Bemerkungen des neuen italienischen Astronauten Luca Parmitano, der im Mai 2013 zur ISS fliegen soll – und freimütig über Simulationen und die gefährlichsten Risiken auf der ISS Auskunft gab. Ohne konkreten Schlusspunkt löste sich der erste europäische Weltraum-Tweetup schließlich nach 19:00 Uhr in einer lockeren Party auf: eine gelungene Premiere, die – darf man angesichts des Lobs auch der angereisten Veteranen von jenseits des Atlantiks – wohl nicht ohne Nachfolger bleiben wird. Sage ich jetzt mal. [23:55 MESZ – Ende. Und der TdLR kann, gerade angesichts des durchwachsenen Wetters zu Beginn, mit 85’000 Besuchern auch zufrieden sein]
Der SpaceTweetup nähert sich dem Ende, die Tische im Zelt sind nicht mehr ganz so aufgeräumt, und feinstes Herbstwetter hat sich eingestellt, während mit dem European Astronaut Center (oben) die letzte zu besichtigende Attraktion wartet. Und den TdLR haben bisher 85’000 besucht, seriös ermittelte Zahlen, wie man uns versichert hat. [17:30 MESZ]
Der charismatischste Sprecher ist der letzte, der um halb fünf Werbung für Erdbeobachtung aus dem Weltraum macht: Alexander Soucek mit einer Messung der Meerestemperatur – nachdem gerade ein Hurrikan durchgezogen ist, ist es an einer Stelle viel kälter, nachdem der Sturm des Wasser regelrecht die Wärme ausgesaugt hat. [16:55]
Die beiden Pionierinnen des Tweetup-Wesens, Beth Beck & Stephanie Schierholz von der NASA: Mit diesen Aktionen wird erst mal weiter gemacht, da die Nachfrage einfach nicht nachlässt (für den Start eines Wettersatelliten haben sich über 700 auf 25 Plätze beworben). Aber man denkt schon wieder über neue Wege der Kommunikation nach: Fragile Oasis und Launch.org gehören dazu. (Weitere Bilder vom Tweetup auch hier, hier und hier.) [16:40 MESZ]
Wie sich die erste Landung auf einem Kometen ‚anfühlen‘ wird, war von Ed Trollope & Paolo Ferri zu erfahren: Der Abstieg von Philae dauert 1/2 Stunde, und in den ersten Minuten fotografieren sich Rosetta und der Lander gegenseitig, wobei die Bilder auch übertragen werden. Dann aber muss Philae Strom sparen und landet stumm – erst später soll er sich von der Oberfläche von Churyumov-Gerasimenko melden. [15:55 MESZ]
Der „intimste“ Moment des SpaceTweetup: Jedem Tisch im Zelt wurde ein Astronaut ‚zugeteilt‘, in meinem Fall Drew Feustel von STS-134. Er erzählte, dass das Ende des Shuttle-Programms richtig war, denn immer nur im LEO herumfahren, das geht gar nicht – „a single planet species doesn’t live forever. Als Geologe fand er natürlich die Erde aus dem Orbit besonders cool, während die Weltraumbeobachtung nicht so einfach ist: Die Cupola guckt immer nach unten. Sein schönstes Erlebnis war eine EVA, wo er ‚am Ende‘ der ISS-Struktur länger ausharren musste, um mit einer IR-Kamera zu arbeiten: Dabei erlebte er einen Sonnenaufgang – und klappte den Sonnenfilter erst im letzten Moment herunter, um das richtig auskosten zu können. In der Mitte ein Bild mit einigen der Astronauten (ein Gesamtgruppenbild mit ein paar davon gibt es hier von der ESA). Und unten noch ein Bild von der DLR-Kurzarm-Zentrifuge in Action, die kurz besucht wurde – nicht leicht, da der Campus inzwischen rappelvoll ist. [15:05 MESZ]
Sonnenbeobachtung vor dem European Astronaut Center! Das Wetter ändert sich ständig, zwischen Platzregen und gleißendem Sonnenschein – dabei gelang sogar eine spontane Protuberanzen-Aufnahme durch einen Lunt. [13:20 MESZ]
Echte Astronauten!!! Da flippen die Tweeps natürlich aus … hier ein Kurzauftritt von Cady Coleman & Paolo Nespoli. [12:30 MESZ]
Typische Szenen aus dem SpaceTweetup: Einer spricht, alle tippen … Hier erklärt Alois Hinnes allerlei Hintergründe zu SOFIA – etwa dass die Operationsbasis immer die USA bleiben werden, weil der Luftraum über Europa so voll ist, dass man kaum da lang fliegen kann, wo man will. Neuseeland geht vielleicht noch. Es war auch zu erfahren, dass demnächst Sonderausgaben von ApJ und A&A mit ersten SOFIA-Papers von FORCAST und GREAT erscheinen werden – dann gibt’s vielleicht auch mehr Visuals als die Handvoll, die bisher das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. [12:20 MESZ]
Impressionen aus dem Airbus A380, Modell Nr. 4 – immer noch voller Kabelstränge und Kontrollkonsolen. Jetzt gibt’s im Tweetup-Zelt („Twent“) Vorträge über SOFIA. [11:40 MESZ]
Wahre Astronomen sind nicht zu stoppen: Im Regen warten Amateure vom Köln-Bonner Astrotreff und der VSW Bonn auf bessere Zeiten – zum ersten Mal stehen auf einem TdLR Teleskope für die Sonnenbeobachtung bereit. [11:30 MESZ]
Panoramen! Oben das Innenleben von SOFIA (hinter der Blitzlicht-Version liegt eine größere Version) mit der Teleskopmontierung im Hintergrund, unten ein Testmodell des Airbus 380. [11:20 MESZ]
SOFIA in Köln! Im strömenden Regen … gut dass es eine fliegende Sternwarte ist. In der Mitte eine Impression von einem großen Info-Zelt, durch das der Besucher geht, oben der Blick auf die Teleskopmontierung und das deutschen GREAT-Instrument (im Wesentlichen ist alles Blaue made in Germany). Das Teleskop selbst kann nicht besichtigt werden; der Blogger hatte das Glück, dies 2007 bei einer SOFIA-Pilgerfahrt in der Edwards AFB zu dürfen. [10:55 MESZ]
Der Tag der Luft- und Raumfahrt ist jetzt für alle offen – und trotz schlechten Wetters hatte sich schon um 10:00 Uhr eine riesige Schlange auf der Flugzeug-Schau gebildet: Erstmals müssen alle Besucher (außer den Tweetuppern natürlich) durch einen Metalldetektor, und da geht es nur sehr langsam voran. Aber anders kommt man nicht zu SOFIA und dem A380-Testmodell … [10:40 MESZ]
Am Ziel! Nach einer kurzen Wartepause vor einem verschlossenen Zaun ist die Tweetup-Gang soeben in ihrem Zelt auf dem DLR-Campus bei Köln-Porz angekommen – erste Amtshandlung: Laptops aufbauen und einloggen, mit dem streng geheimen Password. Das Netz hält … [8:40 MESZ]
Zur Einstimmung ein geniales Zeitraffer-Video der nächtlichen Erde von der ISS aus gesehen, montiert von einem Weltraum-Fan aus öffentlichen Rohbildern der NASA. [2:30 MESZ]
In sechs Stunden beginnt er, der erste SpaceTweetup in Europa, organisiert von DLR und ESA als Bei- und Parallelprogramm zum Tag der Luft- und Raumfahrt auf dem DLR-Campus bei Köln-Porz – und im Vorfeld gab es schon eine Menge Action. Seien es das von den Tweetup-Organisatoren angesetzte SpaceKölsch vorgestern abend (mit special guest, wie man sieht … ) in einem unfassbar lauten Kölner Brauhaus oder aber mehrere von den Teilnehmern selbst per intensiver Facebook-Diskussionen organisierte Zusatzereignisse wie die gestrige Erweiterung des traditionsreichen Bonner Planetenseminars zu einer Weltraum-Party, bei der 20 der Tweetupper, die bis aus Kanada angereist waren, nicht nur rheinische Gastfreundschaft genießen und die Alte Sternwarte besichtigen konnten, sondern auch selbst Bericht erstatteten. Insbesondere über die Tweetups, die die NASA anlässlich des letzten Space Shuttle-Starts im Juli sowohl am KSC wie am JSC veranstaltet hatte. Remco Timmermans machte dabei in der KSC-Präsentation (Abb.) deutlich, dass solche Tweetups inzwischen integraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der NASA geworden sind, die die Teilnehmer als kostengünstige Werbeträger versteht, die authentisch über ihre Eindrücke berichten. Schon das Bonner Event hatte ein großes Echo [NACHTRAG: eine spätere Übersicht] – und beim eigentlichen Tweetup wird u.a. auch die ESA selbst bloggen & streamen, auf Kanälen in großer Zahl, und auch vom TdLR soll auf vielfältigen Wegen berichtet werden. [2:05 MESZ]
Mit der Rückkehr von S. Noguchi von der ISS war der monatelange Strom faszinierender „Live“-Fotos aus dem Orbit abrupt zuende – aber drei Wochen später ist er wieder da: Kaum mit Soyuz TMA-19 auf der Raumstation angekommen, hat der US-Astronaut Doug Wheelock die ‚Tradition‘ heute wieder aufgenommen. Seine ersten beiden Bild-Sendungen via TwitPic zeigen ein schönes Polarlicht und eine Gegenlichtansicht der ISS – und schon vor dem Start hatte er aus Baikonur einen ungewöhnlichen Blick auf ’seine‘ Rakete geschickt. NACHTRAG: Wie ein österreichischer Amateur-Archivist von Erdaufnahmen aus dem Orbit herausgefunden hat, waren die ersten Bilder nach Wheelocks Start alle alt, mal Monate, mal Jahre! (Persönliche Mitteilung 25.6.2010) Mißtrauen geweckt hatte ein falsches Mondbild („Wer hat …“) – und die Aurora könnte von O. Kotov stammen.
Vorbereitung des nächsten Falcon-9-Starts – und ein Riesenauftrag
Noch im Spätsommer soll das zweite Exemplar der schlagzeilenträchtigen Privatrakete („Nächste Falcon 9“) starten, dann mit einer vollwertigen Dragon-Kapsel, die zu 95% fertig ist: Vom Erfolg dieses ersten Tests im NASA-Auftrag wird entscheidend abhängen, ob bereits beim nächsten Mal direkt zur ISS geflogen werden darf. Der praktisch tadellose Erstflug der Rakete – der Zielorbit in 250 km Höhe wurde prozentgenau getroffen – hat jedenfalls schon Folgen: Vom Satellitenhandy-Betreiber Iridium Communications Inc. (dem einzigen, der die gesamte Erde abdeckt) gab es Startauftrag für den Großteil der 72 Satelliten der nächsten Generation. In den 492 Mio.$ ist auch die Entwicklung eines Adapters inbegriffen, der den gleichzeitigen Start mehrerer Satelliten erlaubt (weil noch gar nicht feststeht, wie groß und schwer die Iridium-NEXT-Satelliten sein werden, ist auch nicht klar, wieviele Falcon 9s zum Einsatz kommen sollen). Die Starts sollen zwischen 2015 und 2017 erfolgen – vorher sind noch 24 andere Flüge geplant. Den Auftrag bekam die Falcon, weil sie unschlagbar billig ist: Nur 7 Mio.$ pro Iridium-Satellit! Derartige Tarife gab es in den 1990-er Jahren mal in Russland und der Ukraine, heute aber nirgendwo mehr. (Space X Press Release 16.6.2010; Raumfahrer 19., peHUB 18., Space News, Space Today, 17., Spaceflight Now, Space.com, Nature Blog, Discovery, Spiegel 16., AW&ST, Raumfahrer 15.6.2010)
Weiterhin Streit um die Schuld am koreanischen Raketenfehlschlag: Weder von der ersten noch der zweiten Stufen des KSLV-1 waren vor dessen plötzlichem Verlust irgendwelche offensichtlichen Signale gekommen, die auf ein Problem hingedeutet hätten, und so sind sich Korea und Russland weiter uneins („Russland und …“) über die Verantwortung, die nun eine gemeinsame Komission klären soll. Unklar bleibt daher auch, wie es mit dem KSLV-Programm weitergehen soll und ob Russland nun eine dritte 1. Stufe gratis liefern muss; eine weitere zweite hätte Korea noch übrig. Dort werden derweil Vorwürfe laut, der misslungene Start sei unter zu großem – selbstgemachtem – Zeitdruck erfolgt. (Novosti, LaunchSpace 18., Yonhap 16., Korea Times, Yonhap, Arirang 14.6.2010)
Kein Deutscher da: Dordain bleibt ESA-Generaldirektor
Eigentlich wäre nun Deutschland an der Reihe gewesen, aber dessen ESA-Delegation konnte keinen geeigneten Kandidaten finden (nachdem der DLR-Chef keine Lust hatte, nach Paris zu gehen): So bekommt der Generaldirektor der Europäischen Weltraumbehörde Jean-Jacques Dordain eine dritte Amtszeit bis 2014; vielleicht findet sich ja dann ein passender Nachfolger aus Schland. (ESA Release 17.6.2010; BBC Blog, Space Today 18., Space News, BBC 17., Spiegel 13., Spaceflight Now 8.6.2010)
Eine deutsche „Raumfahrt-Strategie“ bis Ende des Jahres verspricht der DLR-Chef – in Erfüllung des Koalitionsvertrages der Bundesregierung – in einem Interview: Ziel dieser Strategie müsse sein, längerfristige Perspektiven zu formulieren, die dann durch Einzelziele und daraus abzuleitende Projekte und Missionen umgesetzt werden. (Kowalski 7.6.2010. Auch Woerner-Blog, Parabolic Arc und Flight Global zu neuer deutsch-amerikanischer Raumfahrt-Nähe und Space News zu deutschem Drang nach optischen Aufklärungssatelliten)
Und auch die (vielleicht) übernächste hing an Beans Lippen, als er hernach zu einem kurzen aber fulminanten Vortrag über seinen Mondflug im November 1969 schritt: Und da hatte sich das DLR noch Sorgen gemacht, ob die heutige Jugend mit den Mondmännern ihrer Großelterngeneration überhaupt noch etwas anfangen könne. Auch mehrere Schulklassen waren im Publikum und merklich angetan, übrigens gleichermaßen von dem seltenen Gast wie dem seltenen Stein. Bean illustrierte seine anekdotenreichen Ausführungen fast nur mit seinen Gemälden, die mal auf Missionsfotos basieren, mitunter aber auch Szenen zeigen, die keine Kamera festhielt (etwa als einer der beiden Apollo-12-Mondmänner dem gestrauchelten anderen nur mit einem Finger wieder auf die Beine half).
In seinem Bildern verwendet Bean übrigens gerne ein paar Körnchen Mondstaub, in deren Besitz er überraschend gelangt war, nachdem ihm die NASA das kleine – schmutzige! – US-Fähnchen von seinem Raumanzug zugeschickt hatte. (Davon hat er im Lauf der Jahre immer mehr abgeschnitten, um den Staub herauszufiltern, so dass inzwischen von den Stars & Stripes nur noch die Stars übrig sind …) Am beeindruckendsten empfand Bean während der Mission die große aber doch so ferne Erde und dass dort wegen des Farbkontrasts nur große Wüsten, nicht jedoch vegetationsreiche Gegenden wie Florida (oder auch Deutschland) auffielen. Und den faszinierten Beobachter der Ereignisse in Oberhausen erstaunte am meisten der schon lange nicht mehr bei einem Weltraumereignis in Deutschland beobachtete Kampf etlicher Fotografen und Kameraleute um die besten Plätze, auch nachher noch, als sich alle um den kleinen Mondstein balgten: Der ist noch bis zum 13. April im Gasometer genau unter dem Südpol des 25-m-Mondes zu sehen.