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Und so sah Cassini Erde, Mond und Saturn!

21. Juli 2013

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24 Stunden nach der großen Cassini-Aktion haben bereits genug Rohbilder die Erde erreicht, um einen ersten Eindruck des geplanten Mosaiks zu vermitteln: oben eine Aufnahme von Erde und Mond mit der Telekamera NAC [NACHTRAG: eine „farbige“ Version], darunter ein Grob-Mosaik des Gesamtbildes aus Aufnahmen der Weitwinkelkamera WAC und unten ein einzelner WAC-Frame mit der Erde im Bild.

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Zusammen mit einem weiteren Frame ist auch schon eine Art Farbaufnahme entstanden [NACHTRAG: hier, hier und hier andere Versionen] – hier noch eine Sammlung früher Rohbilder, all dies übrigens zuerst über Cassinis Facebook-Seite verbreitet: So macht man das heute wohl. [NACHTRÄGE: Dafür dauert’s bis zum ‚amtlichen‘ Endergebnis um so länger; weitere Artikel hier, hier hier und hier] Und als „Gegenschuss“ noch ein Peach-Saturn zu fast dem Zeitpunkt der Aufnahmen.

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Der Mond mit Sonne von allen Seiten gleichzeitig: So was gibt’s natürlich nie am Himmel zu sehen, aber hier wurde aus 110’000(!) Aufnahmen der Weitwinkelkamera des LRO bei 643 nm ein künstlicher Mond berechnet, für den die Sonne überall 80° hoch am Himmel steht. Dergleichen wird es demnächst auch in Farbe geben. Auch die Feststellung (mehr, mehr und mehr [NACHTRAG: und mehr Links]), dass tatsächlich eine Raketenteil von Apollo 11 geborgen wurde. Und der private Plan (unfinanziert), ein Teleskop auf den Mond zu stellen.

Noch kurz gemeldet

Beobachtungen des möglichen Zielasteroiden (163249) 2002 GT für eine erneute Missionsverlängerung von Ex-Deep-Impact EPOXI – den die alte Sonde 2020 erreichen könnte – wurden Ende Juni in Europa koordiniert: Es galt, die letzte Annäherung an die Erde für fundamentale Messungen zu nutzen.

Der aktuelle Status des James Webb Space Telescope, über das eine wahre Flut von Pressemitteilungen über jeden kleinen technischen Schritt produziert wird, ist durchaus nicht so perfekt: Ein Anzahl kritischer technischer Hürden müssen noch genommen werden, und die Reserven schwinden.

Jede Menge wissenschhaftliche Errungenschaften der ISS wurden kürzlich auf einer Tagung in den USA gefeiert, insbesondere vom großen Teilchendetektor AMS-02, der inzwischen 35 Mrd. Teilchen Kosmischer Strahlung beobachtet hat: Darüber wird sogar in China berichtet, auch weil der AMS-PI ursprünglich von dort stammt.

Klumpen aus Eispartikelchen in den Jets von Hartley 2: ein neuartiges Kometen-Phänomen

18. November 2010

Zwei Wochen nach dem Vorbeiflug von Deep Impact am Kometen Hartley 2 und den Erkenntnissen der ersten Stunden und Tage sind heute auf einer Pressekonferenz weitere Einsichten über die „Funktionsweise“ des Kometen vorgestellt worden – inklusive bisher zurück gehaltener Aufnahmen mit der hochauflösenden Kamera wie dem Bild oben. Zu sehen sind nicht nur das schattige Ende des Kerns und einige Jets – sondern auch jede Menge helle Objekte, bei denen es sich (wie nach der Auswertung von Bildsequenzen feststeht) weder um Artefakte noch Sterne im Hintergrund handelt. Sondern um Golf- bis Basketball-große sehr lockere Klumpen aus Wassereis-Teilchen, die jedes für sich nur 1 bis maximal 10 µm groß sind (wie man der ausnehmenden Tiefe eines IR-Absorptionsbandes um 3 µm entnehmen kann). Von „Schneebällen“, mit denen der Komet um sich wirft, kann also keine Rede sein: Das Material hat eher die Beschaffenheit der haarigen Flugschirme von Löwenzahn, wie sich die Deep-Impact-Spektroskopikerin ausdrückte.

Die Klumpen gibt es offenbar nur in Kernnähe und kaum in den 700 km Vorbeiflugdistanz: Schwere Treffer hat es jedenfalls keine gegeben, und allenfalls 9 leichte Touchierungen der Sonde sind aus kleinen Schwankungen der Lage im Raum während der 10 kernnächsten Minuten zu erschließen. Die einzelnen Eisteilchen-Klumpen bewegen sich mit weniger als 1 m/s relativ zum Kometenkern – aus dem sie unterirdische Kohlendioxid-Reservoire an beiden Enden des langen Kerns heraus getrieben haben. Dieselben CO2-Jets sind es auch, die dort Staub mitreißen (auf den im mittleren Bild der geringer auflösenen Kamera der Schatten des Kerns fällt). Dies ist vermutlich ungewöhnlich unter den Kometen: Von dem knappen Dutzend, deren CO2-Produktion man kennt, ist sie bei keinem so groß wie bei Hartley 2. Aber das ist nur die halbe Geschichte!

Infrarot-Scans im Licht verschiedener Komponenten zeigen nämlich, dass zwar der Staub und die Eisklumpen mit dem CO2 korrelieren, der – ebenfalls reichlich vorhandene – Wasserdampf aber nicht: Dieser tritt vor allem aus der schmaleren „Taille“ des Kometenkerns aus, wo es offenbar unter der Oberfläche Eisdepots gibt. Dieses Eis sublimiert und gelangt durch die poröse Oberfläche ins Freie. Genau auf diese Weise setzt der andere von Deep Impact besuchte Komet Tempel 1 (siehe Artikel A80) seinen Wasserdampf frei, der bei ihm die (auf Nahaufnahmen nicht zu erkennenden) Staubjets antreibt. Noch laufen übrigens die Beobachtungen von Hartley 2, 32’000 Aufnahmen sind nach dem Encounter schon entstanden, und am Ende wird es 22 GB Daten geben. Thanksgiving ist die Sache zuende, und den Dezember wird Deep Impact ruhig verbringen und auf neue Kommandos warten: Eine Anzahl Vorschläge für die weitere Verwendung sind bis zur Deadline eingegangen und werden nun bewertet.

Der Vorbeiflug an Hartley 2 – in Bewegung!

6. November 2010

Mindestens drei verschiedene Animationen der Aufnahmen von Deep Impacts MRI-Kamera rund um die größte Annäherung tummeln sich bereits im Web: eine des EPOXI-Teams aus 40 Bildern und zwei von Fans, die die ersten 5 Bilder durch bekannte Morphing-Software zum Leben erweckt haben. Hier zunächst ein hektisches Video, das die Sicht von 37 Minuten vor bis 30 Minuten nach dem Closest Approach auf sechs Sekunden komprimiert, in einer YouTube-Version:

Den Clip gibt es hier dreimal nacheinander. Bereits eine Weile vorher hatte eine gemorphte Version der 5 Bilder von Daniel Macháček aus dem bekannten Bildverarbeiter-Forum Unmanned Spaceflight für Aufsehen gesorgt, hier ebenfalls in YouTube-Fassung:

Aus aufeinanderfolgenden Bildern dieses Films konnten dann 3D-Paare erzeugt werden, was dann – als Vorwärts-Rückwärts-Endlosschleife in einem animated GIF – diesen Anaglypen-Clip ergibt:

Inzwischen sind eine Menge weitere MRI-Bilder vom Encounter-Tag veröffentlicht worden – auf die noch schärferen Aufnahmen des Hartley-Kerns durch die Kamera HRI, deren Entfaltung sich hinzieht, warten wir indes weiterhin. NACHTRAG: Wie das EPOXI-Team via Facebook mitteilt, liegt die Zurückhaltung nicht an Deconvolutions-Problemen … sondern daran, dass in den HRI-Bildern genug Wissenschaft steckt, die man erst für eigene Papers ausschlachten will. (Hoffen wir mal, dass es bis zu deren Veröffentlichung nicht ein Jahr wie bei LCROSS dauern wird.)

Fünf Stunden danach: erste Erkenntnisse über das Betragen des Kometen Hartley 2

4. November 2010

Genau 5 Stunden nach dem Eintreffen der fünf Nahaufnahmen von Hartleys Kern gab es auf einer JPL-Pressekonferenz schon allerlei Interpretationen zu hören – und dieses Bild zu sehen, das das „dunkle“ Ende des Kerns aufgehellt zeigt: Am Terminator aber auch auf der ‚Nachtseite‘ sind einzelne Jets zu erkennen, mit denen man dort nicht gerechnet hatte. Hartley ist der erste der fünf aus der Nähe betrachteten Kometen, bei denen man einzelne Jets direkt bis auf die Oberfläche verfolgen kann, und der Großteil entsprang während der heutigen Beobachtungen im Vorbeihuschen aus dem anderen Ende. Hier sitzt, so die ersten Vermutungen, dicht unter der Oberfläche ein Depot aus gefrorenem Kohlendioxid („Trockeneis“), das die staubigen Jets antreibt und – so zeigte eine Bilderserie vom 31.10.-2.11. durch einen engen Filter – regelmäßig zu Ausbrüchen von CO2 führt.

Die Wasser-Emission (bisher quantitativ nicht erfasst) schwankt dagegen kaum mit der Zeit. Zwar sind bereits einige IR-Spektren auf der Erde eingetroffen aber noch nicht einmal angeschaut worden (und die chemischen Verhältnisse in diesem speziellen Kometen noch entsprechend unklar). Und die Bilder der hochauflösenden Kamera bedürfen noch intensiver Scharfrechnung, da sie bekanntlich defokussiert ist – erste Versuche hinterließen so hässliche Artefakte, dass die Bilder noch nicht präsentiert werden konnten, was aber „in the near future“ der Fall sein soll. Alle Operationen in der Nähe des Kometen sind wie am Schnürchen verlaufen: Der Closest Approach lag nur 2 Zeitsekunden daneben, d.h. der Komet sollte auf allen Bildern da sein, wo man ihn haben wollte, und die Flyby-Distanz von 700 km wurde nur um 3 km verfehlt.

Noch drei Wochen laufen die intensiven Beobachtungen Hartleys weiter, und am Ende werden allein 120’000 Bilder im Kasten sein. Die Mission an sich läuft noch bis Jahresende, aber die wissenschaftliche Gemeinde ist bereits aufgefordert worden, sich rasch eine neuerliche Verwendung von Deep Impact auszudenken! Treibstoff für eine weitere signifikante Kursänderung zu noch einem anderen Kometen hat die Anfang 2005 gestartete Sonde (siehe Artikel 999) nach Milliarden Kilometern leider nicht mehr genug, aber für eine stabile Lageregelung würde es schon reichen. Schon jetzt ist die Missionsverlängerung EPOXI ein Meilenstein im Sonden-Recycling: Für Gesamtkosten von 45 Mio.$ hat man praktisch eine komplette neue Discovery-Mission erhalten, die heute neu 300 bis 350 Mio.$ kosten würde!

Begegnung mit Hartley: Live-Blog zum Encounter von Deep Impact mit Komet 103P

4. November 2010

Die fünf Bilder vom Flyby als Animation, zusammengestellt von Emily Lakdawalla, die sich auch schon erste Gedanken über die Interpretation der heutigen Aufnahmen von Deep Impact (hier eine andere Animation der besten 5) gemacht hat. Weitere frühe Artikel gibt’s u.a. hier, hier, hier, hier und hier sowie einen JPL Press Release. [17:40 MEZ]

Die drei besten Aufnahmen des Kerns von 103P/Hartley 2, die bereits die Erde erreicht haben, in der Originalauflösung, in der sie z.Z. auf der EPOXI-Homepage zu sehen sind, zusammen mit den vorher downgelinkten Aufnahmen von 18 bis 2 Stunden vor der größten Annäherung. Der gesamte Downlink wird 3 Tage dauern, darunter auch Aufnahmen mit der Telekamera, die noch mehr Auflösung versprechen. Aber erstmal gibt’s um 21:00 MEZ eine Pressekonferenz mit allerersten Auswertungen! [16:30 MEZ]

Die ersten Nahaufnahmen sind da!!!

Und der Komet sieht genau so aus wie auf den Radarbildern („Die ersten …“): extrem länglich, quasi zwei verbundene Körper. Jedes Bild wird bejubelt. Ein Schnappschuss aus der TV-Übertragung; die Webseite für die Bilder ist ziemlich überlastet … [16:05 MEZ]

Die ersten wissenschaftlichen Daten – und Bilder – kommen jetzt

Aber erst erscheinen Bilder von 18 Stunden vor dem Vorbeiflug: Die müssen zuerst raus, weil der Speicher de facto voll ist und immer noch weiter Bilder aufgenommen werden. In diesen Strom der Fern-Aufnahmen werden aber auch 5 Nahaufnahmen eingeflochten, die es in etwa 1/2 Stunde zu sehen geben wird. Platzhalter auf der Homepage sind schon mal eingerichtet. [15:35 MEZ]

Der Download der ersten Daten sollte jetzt laufen …

… aber zu sehen gibt es ca. 20 Minuten lang noch nichts: Daher zeigen sie jetzt im NASA TV lieber, wie man selber einen Kometen bastelt. Da Twitter weiter weitgehend unbrauchbar ist (und damit wollen die irgendwann Geld verdienen?) sei zur Abwechslung mal auf die Facebook-Seite von EPOXI verwiesen, wo es derzeit wohl die schnellsten ‚gedruckten‘ Updates geben könnte. Ach ja: Vergangene Nacht wurde von japanischen Amateuren ein ziemlich heller Komet entdeckt, der bisher weder einen Namen noch einen Orbit hat. [15:25 MEZ]

Es kommt wieder was über die High-Gain-Antenne!

Nach einer fünfminütigen Sendepause ist die Aquisition of Signal (AOS) erfolgt (jetzt haben sie am JPL gejubelt), und der Download der ersten Bilder (der noch bis zum 6. November dauern soll) beginnt in ein paar Minuten. Das bedeutet auch, dass Deep Impact den Flug durch Hartleys Koma offenbar unbeschadet überstanden hat. Die Datenrate ist jetzt 200’000 Bit/s, gegenüber den 512 Bit/s über die LGA. [15:10 MEZ]

Deep Impacts Bahn war auf ein paar km genau

So viel lässt sich – trotz der extrem geringen Datenrate über die Low-Gain-Antenne (die Hauptantenne zeigt ja z.Z. nicht zur Erde) – schon jetzt sagen. Ansonsten war der Vorbeiflug selbst ein eher „antiklimaktisches“ Ereignis, wie auch gerade ein Kommentator auf NASA TV sagte: Hier ein Bit und da ein Bit; irgendwelcher Jubel brandete nicht auf … [15:05 MEZ]

Closest Approach (Earth Received Time)!

Jetzt ist es passiert! Größte Annäherung von Deep Impact an Hartley 2 im Rahmen der Deep Impact Extended Investigation (DIXI), die wiederum Teil der EPOXI-Mission ist. Während der kritischen Minuten wird der Speicher an Bord nahezu komplett voll geschrieben, was auch die Aufnahmerate der Bilder beschränkt. Daher beginnt auch in wenigen Minuten der Download all der Köstlichkeiten. [15:00 MEZ]

Automatische Navigation funktioniert problemlos

Der Kometenkern ist genau im Zentrum des Gesichtsfelds der Kamera auf Deep Impact, die jetzt für die automatische Navigation zuständig ist, wurde gerade in der Live-Sendung berichtet. In diesem Augenblick sollte die Sonde am Kometenkern vorbei fliegen, aber in der interplanetaren Raumfahrt ist es üblich, statt dieser Spacecraft Event Time in Ground Received Time zu denken, bei der die Lichtlaufzeit addiert wird. Danach sind es noch 10 Minuten bis zum Encounter. Leider ist Twitter gerade mal wieder sehr instabil, aber wenn’s läuft, gibt’s die besten Updates von dem Deep-Impact-Team selbst und einer Reporterin der Planetary Society vor Ort. Ach ja, die Discovery startet heute nicht, diesmal wegen schlechten Wetters: Deep Impact hat die Weltraum-News heute ganz für sich! [14:50 MEZ]

Eine halbe Stunde bis zum Vorbeiflug der Sonde!

Um 14:50 MEZ (Sondenzeit) wird die gebrauchte Kometensonde Deep Impact in 700 km Entfernung am Kern des Kometen 103P/Hartley alias Hartley 2 vorbeischießen, aber Livebilder gibt es nicht, da die Hauptantenne schon seit gestern Abend aus geometrischen Gründen von der Erde fortgedreht ist (außerdem beträgt die Signallaufzeit rund 10 Minuten). Mit dem Erscheinen erster Bilder (aus größerer Distanz) auf irdischen Bildschirmen wird gegen 15:30 MEZ gerechnet, mit Nahaufnahmen des Kerns kurz nach 16:00 MEZ. Informationen zum Encounter gibt es im is Newsletter vom 15.10. und 29.10., zum Betragen des Kometen bei Cosmos 4 U vom 15.10. und 1.11. und allgemein im Header des Cosmic Mirror #338. Eine detaillierte Timeline des Encounters gibt es hier – und was Deep Impact vor 5 1/3 Jahren bei Tempel 1 erlebte, habe ich damals hier gebloggt. Diesmal gibt’s das Live-Blog hier, wie auch schon bei der Rückkehr von Hayabusa, mit Mini-Updates auch bei Twitter. Oben noch der Kometenentdecker Malcolm Hartley selbst bei einem Vortrag vorletzte Nacht am JPL, ein Screenshot aus einer Liveübertragung bei UStream. Dort wie auch auf NASA TV gibt es ab 14:30 MEZ eine Livesendung vom Encounter; der Ablauf ist hier zu finden. [14:20 MEZ]

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

22. September 2010

Grünes Licht für Hayabusa 2 (mit Asteroidenbömbchen); Natur der Partikel in Hayabusas Kapsel weiter unklar

Die japanische Space Activities Commission hat den Weg für den Bau eines Nachfolgers der Hayabusa-Asteroidensonde frei gemacht, aber die Finanzierung (umgerechnet rund 140 Mio. Euro) und der Zeitplan sind knapp: Am liebsten würde man nämlich schon 2014 losfliegen, 2018 den kohlenstoffreichen 1999 JU3 erreichen und eine Bodenprobe 2020 auf der Erde haben. Diesmal soll durch den Abwurf eines kleinen Sprengsatzes(!) ein 1 m großer Krater in den Kleinplaneten gesprengt werden, um frisches – und mutmaßlich aus den Anfängen des Sonnensystems stammendes – Material freizulegen. Das würde dann wie bei Hayabusa Nr. 1 mit einem Pellet beschossen, auf dass es in einen Trichter gelange, und zusätzlich wird auch noch mit einem klebrigen Finger hingelangt. Derweil sind im Inneren der Probenkapsel Hayabusas dutzende µm-große Partikel gefunden worden, die vom Asteroiden Itokawa stammen könnten; sowohl die Bergung wie die Analyse ziehen sich hin und dürften bis Dezember dauern. Größere Teilchen weiter außen im Sammelmechanismus sind vermutlich irdische Verunreinigungen noch aus der Startphase. (Links im Header des Cosmic Mirror #337 unter den Links zum Rosetta-Flyby am Asteroiden Lutetia, von dem bislang zwar massig pretty pictures aber kaum wissenschaftliche Erkenntnisse bekannt wurden)

Deep Impact im Anflug auf den Kometen Hartley 2: Wie eine Animation von Bildern vom z.Z. 5.-20. September zeigt, wächst die Koma spürbar im Gesichtsfeld der recycleten Sonde, die nun die EPOXI-Mission durchführt. Weitere Links und Bilder – auch von Amateuren; noch sind sie schöner … – im letzten Cosmos 4 U im 3. Paragraphen! A propos Kometenmissionen: In den Staubfängern von Stardust sind inzwischen drei Kandidaten für interstellare Staubteilchen im Rahmen von Stardust@Home entdeckt worden; Isotopenanalysen sollen zeigen, ob sie wirklich von jenseits des Sonnensystems stammen. Diese wie auch alle gefundenen Teilchen des Kometen Wild 2 sind nun auch in einem Online-Katalog zu finden.

Nutzlast für die Solar Probe Plus ausgewählt

Spätenstens 2018 soll sie starten und bis ca. 7 Mio. km an die Photosphäre der Sonne herankommen, weit näher als der bisherige (deutsche!) Rekordhalter Helios 2 mit 44 Mio. km 1976: Jetzt sind 5 Instrumente – darunter auch eine Kamera – sowie Marco Velli vom JPL ausgewählt worden, der den großen Überblick behalten soll und in Tabellen als ‚observatory scientist‘ denselben Status wie die eigentlichen Instrumente (von denen zwei zusammen gehören) als eigenständige „science investigation“ hat. (JPL, SwRI Releases, Science@NASA 2., CfA Release 14., JHU Newsletter 16.9.2010. Und Parallel Spirals und AW&ST zum indischen Sonnensatelliten Aditya [„Indischer …“], der vielleicht schon 2012 starten und v.a. Koronale Massenauswürfe überwachen soll)

Weitere Testflüge bereiteten die erste Wissenschaft mit SOFIA vor: Vom 23.6. bis 4.8. verbrachte die fliegende Sternwarte bei 12 Flügen insgesamt 49 Stunden in der Luft, um alle Szenarien durchzuspielen, die später bei wissenschaftlichen Einsätzen eintreten werden. Nun dürfte es schon diesen November die ersten astronomischen Flüge geben, mit dem Instrument FORCAST wie beim First Light im Mai; nächsten Februar ist dann GREAT – aus Bonn – an der Reihe. (Vortragsfolie Zinnecker – AG Tagung Bonn – 16.9., Status 11.8 und 2.7.2010; auch ein NPR-Artikel pro und ein Nature-Artikel contra SOFIA)

Der „Zombie-Satellit“ Galaxy 15 geistert immer noch durch den geostationären Gürtel

mit aktivem Transponder und keiner Möglichkeit, ihn abzuschalten („Nachrichtensatellit auf Abwegen …“): Entgegen früheren Hoffnungen hat er sich immer noch nicht von der Erde und Sonne weggedreht. Das Problem ist außergewöhnlich in der Welt der Satelliten, und jedes Mal, wenn sich Galaxy 15 wieder einem anderen aktiven Nachrichtensatelliten nähert, was inzwischen siebenmal der Fall war, ist eine andere Strategie erforderlich, um dessen Betrieb nicht zu stören. Wenigstens ist die Kollisionsgefahr praktisch Null. (UPI 17., Space.com 16., Spaceflight Now 15.9., 25., FAZ 20., Space.com 7.7., BBC Blog 25., The Space Review, AP 24., Spaceflight Now 18., Space News, Space.com 17.5.2010 – und Überlegungen, ob die Sonne am Malheur schuld ist)

Teurer Militärfunk-Satellit kriecht in den geostationären Orbit: Weil sein Haupttriebwerk versagte, muss sich der US-Satellit AEHF (Advanced Extremely High Frequency) 1 mit kleineren Düsen aus dem Transferorbit, wo ihn eine Atlas V korrekt abgesetzt hatte, in den GEO quälen. Das dauert statt wenigen Monaten nun bis Mitte 2011, aber insgesamt wird nicht mehr Sprit verbraucht als geplant, so dass auch die Lebensdauer nicht schrumpft. Die AEHL-Satelliten sollen die Milstar-Serie ablösen. (Jonathan’s Space Report #632 22., Space.com 8., Spaceflight Now 5.9., Space Today 31., Spaceflight Now, Space News 30.8.2010)

Der ICESat ist verglüht, am 30. August über der Barents-See: Schon eine Weile war der betagte Satellit inaktiv („Die Mission des ICESat …“) gewesen, man hatte ihn noch für technische Experimente genutzt und schließlich auf eine Absturzbahn gebracht. Die letzten Kommandos gaben übrigens Studenten, die bei der University of Colorado öfters mal selber Hand anlegen dürfen – da lernen sie was, und die NASA spart Geld. (NASA Release 27., Spaceflight Now 30., Space.com 31.8., Register, Universe Today 1.9.2010. Auch ESA Releases 20., 1.7.2010 zu ersten Erfolgen des CryoSat 2 und 3.9.2010 zum SMOS) NACHTRAG: noch ein Nachruf auf ICESat – und US-Umweltsatelliten allgemein.

Impressionen aus der Raumfahrt kompakt

26. Juni 2010

TanDEM-X hat schon die ersten Radarbilder geliefert, nur etwas mehr als drei Tage nach dem Start! Oben Berge auf Madagaskar, unten ein Stausee in der Ukraine, dazwischen feiernde Wissenschaftler am Nachmittag des 24. Juni mit ersten Ausdrucken. „Damit haben wir den Weltrekord bei der Erstellung von Satellitenbildern gebrochen“, sagt ein Projektleiter – jetzt wird der neue Satellit („Pünktlicher Start …“) erst einmal ausgiebig getestet, bevor im Oktober der Formationsflug mit TerraSAR-X in nur 200 m Abstand beginnt. Mit ersten 3D-Bildern durch das Satelliten-Paar im interferometrischen Modus wird im Januar 2011 gerechnet: „Dann beginnen wir mit der Vermessung der gesamten Erde und generieren das Höhenmodell.“

Ein Schnappschuss der Sonne durch den Satelliten SDO im ultravioletten Licht – Anklicken liefert das jeweils letzte verfügbare Bild mit hoher Auflösung.

Mal wieder eine Konjunktion von Saturn-Monden aus Cassini-Sicht, diesmal Dione im April vor Titan, bei dem auch eine vage Bänderstruktur in der Nähe des Nordpols zu erkennen ist.

Die Spiralgalaxie Messier 83 aus Sicht des IR-Satelliten WISE bei 3.4 bis 22 µm; alle Instrumente des Satelliten sind beteiligt: Junge Sterne erscheinen in dieser Falschfarbenversion in grün, Staub in Rot.

Der Start einer Delta II einmal anders: Auf den Start einer dieser Raketen am 7. Juni 2007 in Vandenberg einen hatten mehrere Fallschirmspringer schon gewartet (das Bild macht gerade mal wieder die Runde im Web). Oder wie wär’s mit diesem Arrangement für den Shuttle-Start am 14. Mai diesen Jahres?

Sonntagnacht: EPOXI holt Schwung an der Erde

Bis auf 30’400 km wird Ex-Deep-Impact auf dem Weg zum Kometen Hartley 2 („Kurskorrektur …“) in der Nacht 27./28. Juni an die Erde heran steuern, um sich 1.5 km/s mehr Schwung zu holen. Die größte Annäherung über dem Südatlantik erfolgt um 0:03 MESZ. (JPL, UMD Releases, Spaceflight Now 24.6.2010)

Die Öffnung der Kapsel von Hayabusa hat begonnen – und es ist schon mal ein wenig Gas aus dem hermetisch versiegelten Probenbehälter entwichen: Vielleicht stammt es aus Material vom Asteroiden Itokawa, vielleicht auch nicht. In etwa einer Woche wird der Behälter ganz geöffnet sein; Röntgenbilder zeigten bereits, dass kein individuelles Teilchen > 1 mm darin ist. (Spaceflight Now, Japan Times 25., JAXA Release, BBC, Space Policy Online 24.6.2010)

Die Zentralregion von Messier 82: das erste astrophysikalische Motiv für SOFIA

29. Mai 2010

Neben dem Planeten Jupiter hat die fliegende Sternwarte SOFIA bei gegen Ende des First-Light-Fluges am 26. Mai auch noch die Galaxie M 82 beobachten können, deren Zentralregion hier bei vier IR-Wellenlängen zu sehen ist – durch den Staub, der hier den Blick im Sichtbaren versperrt, fällt der Blick nun direkt ins Herz der Sternentstehung. Präzision der Teleskopausrichtung wie Bildstabilität entsprachen während der Operationen in bis zu 11 km Höhe den Vorgaben oder übertrafen sie sogar, und dass die Luftströmung an der großen Öffnung im Jumbo-Jet vorbei kaum Turbulenzen mit sich bringt, hatten bereits frühere Testflüge gezeigt. Insbesondere einer am 30. April: Damals war zwar der Spiegel noch eingepackt gewesen, aber zwei Nachführteleskope hatten Beta Leo, Beta Ori und den Saturn im Blick gehalten. Im Herbst dürften nun die ersten längeren wissenschaftlichen Einsätze der Kamera FORCAST folgen, und bald sollte auch das erste der beiden deutschen SOFIA-Instrumente zum Einsatz kommen, GREAT aus Bonn. Noch lange muss sich die Forschung aber viel Zeit mit weiteren Flugtests teilen: Erst 2014 wird SOFIA ganz der Astronomie gehören, mit bis zu 160 Flügen à 6 bis 8 Stunden und 800 Stunden Beobachtungen pro Jahr. Das dann aber zwei Jahrzehnte lang, während ständig neue Instrumente dazu kommen: SOFIA ist gewissermaßen ein substanzieller Infrarot“satellit“, der 99% des Wasserdampfs unter sich lässt – und jeden Morgen zur Erde zurück kehrt.

Uni Stuttgart, USRA, DLR und NASA Releases; New Scientist, Discovery, Universe Today, Bad Astronomy, Alles was Fliegt. NACHTRÄGE: ein längerer NASA Release mit mehr jubilierenden Zitaten (aber keiner neuen Information) und ein später Sky & Tel.-Artikel

Die beiden Artemis-Satelliten sind schon am Mond angekommen

Die beiden THEMIS-Sonden, die aus ihren Erdumlaufbahnen auf Bahnen Richtung Mond geschickt wurden, sind dort dieses Jahr ohne großes Aufsehen angekommen und schon mehrere Male in einigen tausend Kilometern Höhe über die Mondoberfläche geflogen. (Jonathan’s Space Report #628 26.5.2010)

Kurskorrektur für Deep Impact/EPOXI erfolgreich: Die alte/neue Kometensonde hat am 28. Mai ihr Triebwerk für 11.3 Sekunden gezündet – das Delta-V von 10 cm/s genügte, um sie auf die richtige Trajektorie für einen Erd-Flyby am 27. Juni zu lotsen, der wiederum die Begegnung mit Hartley 2 („Der Kern …“) am 4. November verursachen wird. (JPL Release 28.5.2010)

Nachrichten aus dem Planetensystem kompakt

17. Mai 2010

Sauwetter in Japan verhindert Dreifach-Start zur Venus

Sechs Satelliten sitzen in der H-2A-Rakete auf dem japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima, und drei von ihnen sollen auf den Weg zur Venus geschickt werden – doch ausnehmend schlechtes Wetter hat gerade (bzw. am Morgen des 18. Mai japanischer Zeit) zur Verschiebung des Starts geführt, obwohl man bis fünf Minuten vorher noch Hoffnung gehegt hatte. Bei den Venus-Reisenden in spe handelt es sich mit Akatsuki und IKAROS („Die nächste Mission …“) um Japans ersten Venus-Orbiter und einen Sonnensegler, und auch der experimentelle Nanosatellit UNITEC-1, einer von vier Kleinsatelliten an Bord, sollte das Paar Richtung Venus begleiten. Ein Termin für den nächsten Startversuch wurde zunächst nicht genannt; das Wiederbetanken der Rakete würde zwei Tage dauern, und die Konstellation der Planeten spielt natürlich auch eine Rolle. Das Startfenster reicht bis zum 3. Juni. (Status, Science 7.5.2010 S. 677; viele weitere Links im Cosmic Mirror #336) NACHTRAG: Der JAXA Release zum Scrub kommt wenigstens mit einem bunten Diagramm … NACHTRAG 2: Neue Zielstartzeit ist 23:58:22 MESZ am 20. Mai.

Der Venus Express maß die Dichte der Planetenatmosphäre durch ihre Reibung an den Solarzellen, die in 180 km Höhe in unterschiedlichen Winkeln zur Flugrichtung gestellt wurden: nicht die erste und nicht die letzte derartige ‚aerodrag‘-Kampagne. (Mission Ops Update #219 7., ESA Release 21., LichtEcho 22.4.2010. Und das Planetary Society Blog zu Wissenslücken in der Venusforschung)

Hayabusas Proben-Kapsel landet am 13. Juni gegen 17:00 MESZ in Australien

im Woomera Prohibited Area im Outback Südaustraliens: Obwohl Ort und auch Datum schon länger ‚in der Szene‘ bekannt waren, ist dies erst seit dem 21. April offiziell, nachdem Japan von Australien den „Authorized Return of Overseas Launch Space Object“ (AROLSO) erhalten hatte. Noch „zielen“ die Sonde Hayabusa („Asteroiden-Sampler …“) und die – vielleicht mit ein wenig Staub des Asteroiden Itokawa gefüllte – Kapsel knapp an der Erde vorbei, und erst die letzten beiden Bahnkorrekturen werden die Trajektorie Richtung Australien biegen: Während die Kapsel eine Stunde nach dem Atmosphäreneintritt am Fallschirm landen soll, verglüht Hayabusa selbst. Und auch dies soll noch einmal Gegenstand wissenschaftlicher Forschung sein, wird doch dieser ‚kontrollierte Meteor‘ mit immerhin 12 km/s von Instrumenten auf einem Flugzeug und vom Boden aus beobachtet werden. (Hayabusa Live, Science 30.4.2010 S. 565; zahlreiche Links im Cosmic Mirror #336)

Dawns Orbits um den Asteroiden Vesta werden „die bisher komplexeste operationelle Umgebung für eine NASA-Mission“ sein: Da kann es zu resonanten Einfängen kommen, und unterhalb von 400 km Radius kann nicht garantiert werden, dass Dawn während des Aufenthalts von Juli 2011 bis Juli 2012 nicht versehentlich auf die Oberfläche knallt. Die genaue Bahn um den Asteroiden kann überhaupt erst geplant werden, wenn Dawn in größerer Höhe erste direkte Messungen des Schwerefelds absolviert hat. (Tricarico & Sykes, Preprint 21.4.2010. Und Science@NASA zu Dawns Antrieb)

Kann Voyager 2 schon bald wieder Daten liefern?

Während ansonsten an Bord alles in Ordnung zu sein scheint, liefert die Raumsonde Voyager 2 seit letztem Monat keine verständlichen wissenschaftlichen Daten der immerhin noch 5 funktionsfähigen Instrumente mehr: Wahrscheinlich hat ein Teilchen der Kosmischen Strahlung ein einzelnes Bit im Programmspeicher ‚gekippt‘, keine Seltenheit in der interplanetaren Raumfahrt. Jetzt ist der Speicher komplett ausgelesen worden, und der Zustand der Bordsoftware wird überprüft: Wird das defekte Bit gefunden, kann es entweder wieder auf den richtigen Wert gesetzt werden, oder man lässt diesen Teil des Speichers unbenutzt. (Planetary Society Blog 13., Spaceflight Now 11., JPL Release 6.5.2010. Ist doch leicht zu verstehen – außer für gewisse Spinner, deren Bullsh*t dann auch noch die Runde macht …) NACHTRAG: Na bitte – es war ein geflipptes Bit, das nun gerichtet werden soll!

Zu wenig Anerkennung für Indiens Forscher bei der Entdeckung von Wasser auf dem Mond mit dem ersten Mondorbiter des Landes, Chandrayaan-1, wird jetzt beklagt, seien doch die entsprechenden Messungen des CHACE-Instruments („Chandrayaans Moon Impact Probe …“) den wässrigen Daten der Instrumente M3 und MiniSAR auf dem Orbiter zuvor gekommen – aber nur die Erfolge dieser beiden amerikanischen Geräte würden gefeiert. Allerdings war ein frühes CHACE-Paper im Frühjahr und Sommer 2009 bei Science bzw. Nature durchgefallen und ist erst kürzlich formell publiziert worden … (Times of India 15.5.2010) NACHTRAG: noch ein Artikel zu CHACE.

Der Kern des nächsten Kometen-Sondenziels Hartley 2 ist keine 2 km groß

Das haben Untersuchungen am Kern von 103P/Hartley 2 nahes seines Aphels von Mai bis Juli 2008 gezeigt, die ersten Beobachtungen dieses Kometen überhaupt mit – fast – keiner Kernaktivität. Ein bisschen Restkoma vom letzten Periheldurchgang war übrigens auch im Aphel noch nachzuweisen (siehe auch ISAN 88-6), die im Lauf der Wochen aber immer schwächer wurde, obwohl der Komet der Sonne sogar wieder ein wenig näher kam. Hartley 2 ist damit kleiner aber zugleich aktiver als Tempel 1, den 2011 das alte Stardust-Mutterschiff besuchen wird – an Hartley 2 wird dagegen am 4. November diesen Jahres das Mutterschiff von Deep Impact im Rahmen der EPOXI-Mission vorbeifliegen: Beobachtet wird der Komet von 60 Tagen vor bis 21 Tagen nach der größten Annäherung. (Snodgrass & al., Preprint 10.5., Discovery & New Frontiers News April 2010 S. 2)

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

31. Januar 2010

Das beste Bild des Saturnmonds Prometheus ist Cassini vor vier Tagen geglückt, aus 36’000 km Entfernung im sichtbaren Licht – und aus Rohbildern wie diesem kann noch weit mehr herausgeholt werden, erst recht aber aus den finalen Bildprodukten, die mit gewissem Zeitverzug allgemein zugänglich werden. (Auch interessant: was Prometheus mit den Saturnringen anstellt.) NACHTRAG: eine verbesserte Fassung eines etwas anderen Bildes desselben Flybys.

Enceladus nur 1 bis 10 Prozent der Zeit aktiv?

Wahrscheinlich haben wir großes Glück, dass wir die starke Geysir-Tätigkeit des Saturnmonds gerade jetzt erleben dürfen: Nach einem neuen Modell seines Innenlebens (basierend auf der Konvektion der Erdkruste, auf Enceladus-Verhältnisse skaliert) ist er jeweils 100 Mio. bis 2 Mrd. Jahre völlig inaktiv, dann hat sich genug Wärme aufgestaut, dass es 10 Mio. Jahre lang zu heftigem Gasaustritt und Neubildung der Oberfläche kommt. Dieses Szenario – bei dem noch viele Details fehlen – würde die derzeit verblüffend große Wärmefreisetzung wie auch das junge Alter der Geysir-Gegend erklären. (UCSC, JPL Releases 11., Scientific American 10.1.2010) NACHTRAG: Da ist ja noch einer aufgewacht …

Hayabusa kommt der Erde immer näher und ist nach seiner erneuten Wiederauferstehung („Cleverer Rettungsplan …“) tatsächlich weiter auf Kurs. Nach gemischten Erfahrungen in der interplanetaren Raumfahrt (insbesondere Nozomis missglücktem Marsbesuch) halten sich die Japaner allerdings über die genauen Zeitpläne – und Chancen – für eine Landung der (nur vielleicht gefüllten) Probenkapsel in Australien bedeckt. (Status– und Activities-Seiten, JAXA Release 14., Spaceflight Now 11.1.2010, Planetary Society Blog 17.12.2009)

Drei Finalisten für die M-Klasse-Missionen von Cosmic Vision stehen fest

Die ESA wird – zumindest in der ersten Runde – keine Sample Return von einem Asteroiden (Marco Polo) durchführen und auch auf die Geophysikmission Cross-Scale verzichten: Diese zwei der sechs Kandidaten („Nächste Auswahlrunde …“) haben sich bei näherer Betrachtung als zu teuer erwiesen. Damit bleiben das Dunkelenergie-Observatorium Euclid, der Solar Orbiter (mit der NASA) und der Exoplanetenjäger Plato im Rennen (wobei aber nur 2 davon gebaut werden können), und außer der Reihe dürfte auch das IR-Observatorium SPICA zusammen mit Japan realisiert werden – man geht davon aus, dass das Science Programme Committee diese Auswahl am 18.2. bestätigen wird. (Space News 19., BBC 20.1.2010) NACHTRAG: So kam es in der Tat – was in Kiel für Freude sorgt.

Die NASA will bis zu 50-mal schneller mit ihren Raumsonden kommunizieren können, mittels neuer Ka-Band-Sender, vor allem aber Laser-Kommunikation: Bis zu einem Gigabit pro Sekunde von Mond oder Mars könnte es dann geben. Der Mondorbiter LADEE, Start Ende 2011, wird letzteres schon mal ausprobieren. (Space.com 22.1.2010)

Die Spiegelsegmente des JWST beginnen umfangreiche Kältetests

Bis 2011 werden alle 18 Segmente, die einmal den Hauptspiegel des superteuren IR-Teleskops („Die Gesamtkosten des JWST …“) bilden sollen, am MSFC extremer Kälte ausgesetzt – ihre Herstellung hat bereits vor 6 Jahren begonnen. (NASA Release 7.1.2010)

Lichtreflexe verraten Wasserflächen, auf der Erde und anderswo: Was beim Titan klappte, geht natürlich auch bei der Erde, wie die Raumsonde EPOXI vergangenen März sehen konnte – und mit (futuristischen) Weltraumteleskopen sollte es mit demselben Trick auch gelingen, grobe Aussagen über die Oberflächeneigenschaften von Exoplaneten zu treffen. (NASA Release 5., BdW 7.1.2010)

Drei wichtige Aufträge für das operationelle Galileo-System

hat die Europäische Komission vergeben: Die ersten 14 (von 32) Satelliten, die das europäische Navigationssystem aufbauen werden, darf überraschend die deutsche Firma OHB bauen und nicht der einst siegessichere Mega-Konzern EADS. Von den 566 Mio. Euro gehen zwar 236 Mio. an den britischen Subkontraktor SSTL; montiert wird aber in Bremen. Ebenfalls wurde Arianespace (keine Mitbewerber) mit dem Start der Satelliten ab Oktober 2012 in Kourou beauftragt (397 Mio. Euro) und ThalesAleniaSpace mit System-Support (85 Mio. Euro). Wer die folgenden 18 Satelliten bauen darf, bleibt offen: Erneut dürfen sich OHB und EADS im Wettbewerb; durch dieses ‚double sourcing‘ sollen weitere Verzögerungen („Navigationssystem Galileo …“) vermieden werden, falls einer der beiden Probleme haben sollte. Die ersten Galileo-Dienste sollen Anfang 2014 zur Verfügung stehen. (EU, SSTL Releases, Spaceflight Now, BBC, Space News, Tagesschau 7., Space Today 8.1.2010)

Überzeugende Schwerkraftkarten des GOCE-Satelliten wurden auf dem AGU-Herbstmeeting präsentiert: Obwohl der Satellit („GOCE bei der Arbeit …“) da erst 47 Tage gemessen hatte, sollen sie besser als alles bisher dagewesene sein. Und dank der ungewöhnlich niedrigen Sonnenaktivität dürfte sich GOCE weit länger auf seiner niedrigen Bahn halten als gedacht. (BBC 24.12.2009)

Deutscher Satellit „Heinrich Hertz“ soll Comsat-Technologien testen

Vorbereitungen laufen für einen kleinen deutschen Satelliten, der verschiedene neuartige Systeme für Nachrichtensatelliten testen soll – denn die Hersteller solcher Satelliten selbst stehen jedweder Innovation erst einmal skeptisch gegenüber. Neben den Experimenten soll der Satellit aber auch eine kommerzielle Telekommunikations-Nutzlast tragen, und deren Lieferant und das DLR wollen sich die Startkosten teilen. (Space News 22.1.2010)

Ein Datenrelaissatelliten-System auch für die ESA – nach dem Vorbild des amerikanischen TDRSS („Der erste Daten-Relais-Satellit …“), bereits 2008 im Prinzip beschlossen, soll dieses Jahr konkret werden: Auf zwei kommerziellen und mindestens einem speziellen Satelliten im GEO werden die Transponder untergebracht; GMES wird der erste Kunde. (Spaceflight Now 22.1.2010)

In rund einem Jahr beginnt der Bau einer chinesischen Raumstation

Ende 2010 oder Anfang 2011 soll nach allmählich klarer werdenden Plänen mit Tiangong-1 („Himmlischer Palast“) die erste Komponente einer chinesischen bemannten Raumstation in den Orbit gelangen, gefolgt von Ankoppelübungen mit der unbemannten Shenzhou 8 und der ersten Dreier-Besatzung mit Shenzhou 9. Lange kann sie nicht bleiben, da Tiangong-1 noch sehr klein ist und es auch an Vorräten fehlen wird, aber später sollen mindestens zwei Module dazu kommen. Und Fernziel bleibt eine große eigene Raumstation, von der aus es möglicherweise in den 2020-ern weiter zum Mond gehen soll. (Universe Today, Space Daily 20.1.2010, CCTV 29.12.2009. Und Spaceflight Now 28.12.2009 zur chinesischen Raumfahrtplanung insgesamt sowie Xinhua 29.12.2009 zu einem angedachten Satelliten zur Erforschung der Dunklen Materie) NACHTRAG: Der Start von Tiangong-1 ist definitiv erst 2011 möglich.

Indischer Sonnenforschungs-Satellit mit Mehrfach-Aufgabe: Aditya-1 soll 2013 gestartet werden und zum einen die Befindlichkeit der Sonne während bzw. nach dem tiefen Aktivitätsminimum ergründen. Aber es soll auch erforscht werden, wie sich Raumflugkörper im Sonnenschein aufheizen, denn da hat Indien noch Nachholbedarf: Der Mondorbiter Chandrayaan-1 fiel wegen Überhitzung vorzeitig aus, und von dem für 2015 angekündigten Einstieg in die bemannte Raumfahrt will man dieses Problem im Griff haben. (DNA 25.1.2010)

Alle Teile der ersten Falcon 9 sind am Cape angekommen

Und da im Oktober 2009 sowie am 2.1.2010 auch Testzündungen der ersten bzw. zweiten Stufe dieser u.U. wichtigen Rakete („Der erste kommerzielle Transporter zur ISS“) erfolgreich waren, darf in den kommenden Monaten – theoretisch ab dem 3. März – mit dem Start gerechnet werden. Wenn er gelingt, folgen drei Demonstrationsflüge zusammen mit der Dragon-Kapsel, der die NASA dann die Erlaubnis zum Besuch der ISS erteilen würde. (Spaceflight Now 29., 5., Space Today 6., Int’l Space Fellowship, Orlando Sentinel Blog, Nature Blog 5.1.2010) NACHTRAG: ein Press Release von Space X.

Indischer Riesenbooster-Test geglückt: Der Feststoffbooster S200, nach den Shuttle-Boostern und denen der Ariane 5 der drittstärkste der Welt, hat am 24. Januar tadellos 130 Sekunden lang gebrannt, womit das GSLV-Mk. III („Im Januar …“) auf Kurs für einen Erstflug Ende 2011 bleibt. Der Start des GSLV-D3 ist derweil auf März gerutscht. (ISRO Release 24., Hindu, DNA, Domain B 25., Hindu 23., 1.1.2010. Und Express Buzz 1.1.2010 zur – rosigen – Lage der indischen Raumfahrt insgesamt) NACHTRAG: Jetzt heißt es April.