Posts Tagged ‘ExoMars’

Allgemeines Live-Blog vom 22. bis 23. Januar

22. Januar 2013

lmc

Ein winziger Ausschnitt aus der Großen Magellanschen Wolke, genauer gesagt ihrem Sternentstehungsgebiet LHA 120-N 11 neben NGC 1769 (links), aus Sicht des Hubble Space Telescope: Die Bilddaten entstanden im Rahmen eines wissenschaftlichen Programms und wurden nun im Rahmen der „Hidden Treasures“-Aktion ‚geborgen‘. [22:40 MEZ am 23. Januar – Ende]

Schon wieder eine Feuerkugel mit ca. -20m über den USA

Fünf Tage nach einer gleißend hellen Feuerkugel über dem Westen der USA („Eine Feuerkugel über Kalifornien …“) hat sich über dem Osten der USA & Kanadas gestern morgen ein vergleichbares Schauspiel ereignet, „alle Farben des Regenbogens“ sollen zu sehen gewesen sein … [22:35 MEZ]

apex

Staubwolken im Orion im sichtbaren und Nah-IR-Licht und Sub-mm-Bereich in einem wilden Mix aus der Digital Sky Survey (440 bis 800 nm) und Daten des Atacama Pathfinder Experiments (APEX; 870 µm), das die orange eingefärbten Schwaden beisteuert, wo im Optischen wenig zu sehen ist – wo’s lang geht, möge dieses Zoom-Video klarer machen. [20:10 MEZ]

Neues Mosaiksteinchen in Sachen Heizung der Korona

Die Bilder der Sonnenkorona mit 0.2″ Auflösung des Hi-C-Raketenflugs vom letzten Juli sind jetzt ausgewertet: Sie stützen offenbar die Vermutung, dass das ‚Abwickeln‘ magnetischer „Verflechtungen“ und ihre Rekonnektion die besonders heißen Zonen der Sonnenkorona erzeugen (während für die Normalkorona eher Wellenphänomene verantwortlich seien). Während der 5 Minuten langen Beobachtungen mit Hi-C konnte zweimal beobachtet werden, wie in entsprechenden Zonen genügend Energie für ihre Heizung dissipiert wurde. Dass dies der generelle Prozess in der aktiven Korona ist, konnte in der Kürze der Zeit allerdings nicht bewiesen werden: Wie gerade auf einer noch laufenden NASA-Telecon erzählt wurde, wäre ein HiC-artiges Teleskop auf einem Satelliten wünschenswert … [19:35 MEZ. NACHTRAG: Press Releases auch von UCLan, LockMart und NASA]

sdo-promi

Eine Riesen-Protuberanz hängt gerade am Südrand der Sonne, hier vom SDO bei 30 nm Wellenlänge vor 20 Minuten aufgenommen – und so sah es 75 Minuten früher aus. [5:05 MEZ] Und noch ein Bild. [5:30 MEZ] Und hier die Protuberanz in Bewegung, Show schon vorbei. [6:40 MEZ]

ExoMars-Vertrag zwischen ESA & Russland ausgehandelt!

Einen Press Release war’s der ESA bisher nicht wert, aber RIA Novosti, Voice of Russia und Xinhua melden übereinstimmend, dass die Chefs von ESA und Roskosmos, Dordain und Popovkin, gestern den Vertragstext über die gemeinsamen ExoMars-Missionen 2016 und 2018 fertig gestellt haben. Unterzeichnet werden soll das Abkommen am 15. März in Paris, direkt nach seiner Absegnung durch den ESA-Rat. [4:10 MEZ]

supertiger

Dieser Antarktis-Ballon hat den Langzeitrekord gebrochen! Bereits seit 45 Tagen – im Bild der Start am 9.12.2012 – ist der Super-TIGER im polaren Vortex unterwegs, und ein Ende der Mission zur Messung Kosmischer Strahlung ist noch nicht in Sicht. Der alte Rekord von 2004/5 hatte bei 42 Tagen gelegen (siehe Cosmic Mirror #287 Kurzmeldung), der Super-TIGER wird auch auf Blogger und Facebook dokumentiert. [1:45 MEZ. NACHTRAG: späterer Wallops Release. NACHTRAG 2: Am Ende blieb er 55 Tage oben, bis das He abgelassen wurde]

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dsi

Das war „DSI“: viele wilde Ideen aber (noch) kein Geld

Hundert Minuten dauerte die erste Pressekonferenz [NACHTRÄGE: komplette Aufzeichnung und eine neue Version des Promo-Videos daraus; die alte wurde entfernt] der „Deep Space Industries„, und schon bald ahnte das Publikum: Im Gegensatz zu „Planetary Resources“ sind hier offenbar noch kaum nennenswerte Finanzen gesammelt worden, um die weitreichenden Pläne auch in die Tat um zu setzen. Wie es da gelingen soll, schon 2015 die ersten „Firefly“-Sonden (von denen gleich mehrere zusammen auf einer Rakete starten sollen) an Near Earth Asteroids vorbei fliegen zu lassen und bereits 2016 mit „Dragonfly“ (Grafik in der Mitte; man sieht eine Heritage aus der CubeSat-Welt) gar eine Sample Return Mission zu beginnen, steht wahrlich in den Sternen. Ein wahres Wort sprach der Chairman of the Board R. Tumlinson allerdings auf der PK: Während ihrer Dauer hätte so mancher auf dem Planeten mehr Zinsen auf sein Vermögen bekommen als ein „Firefly“ kosten würde – diese Leute müsste man halt nur irgendwie anlocken (und erste Investoren gibt es angeblich schon). Die ersten Einnahmen erhoffen sich die DSI (die einen Börsengang erwägen, wenn „Dragonfly“ beladen auf dem Rückweg ist) jedenfalls aus dem Verkauf von Asteroiden-Beobachtunges-Daten an die Regierung. Und wenn dann erst der Abbau von NEAs beginnt, sind den Gewinnen keine Grenzen gesetzt, wenn im Weltraum mit den gewonnenen Rohstoffen die tollsten Sachen gebaut – oder sie an andere Kunden im All verkauft – werden … [21:00 MEZ am 22. Januar. NACHTRÄGE: weitere PK-Berichte hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

Betel

Ein Bugschock vor Betelgeuse im interstellaren Medium ist auf dieser Herschel-Aufnahme bei 70-160 µm zu sehen – und 9 Bogenminuten in Flugrichtung lauert offenbar eine interstellare Staubwand: Mit der wird der staubige Schock in etwa 5000 Jahren und der Stern 12’500 Jahre danach zusammenstoßen. Wenn dieser nicht bis dahin schon zur Supernova geworden ist. [18:45 MEZ]

Russen sind raus: Indien baut seinen Mond-Lander selber

Nachdem Russland sein mehrteiliges neues Mondprogramm erneut umstrukturiert hat, werden auch in Indien die Karten für Chandrayaan-2 neu gemischt: Den Lander wird man nun selber bauen, mit 2 Instrumenten auf einem von ihm rollenden Rover, während der Orbiter derer 5 tragen soll. Vor gut 5 Jahren war eigentlich beschlossen worden, dass Russlands den Lander für Chandrayaan-2 beisteuert, aber die Pleite mit Fobos-Grunt hat auf beiden Seiten zu einem Neubeginn geführt. Und der asiatische Wettlauf zur Mondoberfläche hat wieder drei Teilnehmer, mit China und seinem Rover Chang’e 3 als klarem Favoriten mit Start noch dieses Jahr. Russlands Luna-Glob 1 und Chandrayaan-2 sind derzeit beide für 2015 geplant. [18:25 MEZ]

2013 Inaguration Parade

Als Curiosity vor dem Weißen Haus vorfuhr … eine dramatische Perspektive von der Inaugurations-Parade (siehe ganz unten) – auf der leider der winkende POTUS durch einen Querbalken verdeckt und auch in voller Auflösung nicht klar zu identifizieren ist. Ob es wohl einen ‚Money Shot‘ von schräg unten mit deutlich erkennbarem Präsidenten und ebenso eindeutigen Curiosity-Details im Vordergrund gibt? Na ja, auf diesem anderen NASA-Bild ist Obama immerhin gut zu sehen, und er applaudiert dem Marsrover sogar. [1:40 MEZ. NACHTRAG: ein Video dazu]

Und die nächsten Asteroiden-Abbauer steigen in den Ring

Nur ein Dreivierteljahr nach dem Auftauchen von „Planetary Resources“ – die erstmal ein ganz kleines Weltraumteleskop bauen, im Video oben vorgestellt – hat für heute ein Mitbewerber im vermeintlich lukrativen Markt des Asteroiden-Bergbaus zu einer PK eingeladen: „The world’s first fleet of commercial asteroid-prospecting spacecraft will be announced at 10 a.m. Tuesday, Jan. 22, at the Santa Monica Museum of Flying by a new company“, tönen die „Deep Space Industries“. Die wollen bereits ihr Raumschiff – in einem Video – präsentieren sowie „a breakthrough process for manufacturing in space. Deep Space is pursuing an aggressive schedule and plans on prospecting, harvesting, and processing asteroids for use in space and to benefit Earth.“ Dem Ganzen soll man ab 19:00 MEZ auf diesem Kanal folgen können (vor Ort ist’s aber besser: „Coffee and doughnuts will be served“); Vorberichte gibt’s u.a. hier, hier und hier. [1:15 MEZ]

inaug-moment

inaug-curi

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Die NASA zeigt Präsenz bei Obamas zweiter Inauguration während der Parade danach gestern Abend: Ein Modell von Curiosity (ganz oben in einem TV-Still vom Moment der Passage vor Obama und Biden) und eine Orionkapsel waren dabei, dazu bedeutendes Mars-Personal und 8 Astronauten. Die NASA war auch 1969 (ein Bild des Floats), 1973, 1977 (sehr bescheiden …) und 2009 (ganz am Ende) dabei gewesen; diesmal war die Teilnahme an der Parade nur eine von vielen Aktionen rund um die Inauguration, die auch eine kleine Starparty in Arlington umfassten. [0:25 MEZ]

NASA pleite, ESA verzweifelt: Jetzt soll Russland die 2016-er Hälfte von ExoMars retten

15. Oktober 2011

Der erhoffte Brief von der NASA („ExoMars-Missionen …“) ist im September nicht gekommen, und auch ein Gipfeltreffen der Chefs von ESA und NASA am 3. Oktober brachte nicht den Durchbruch: Die NASA kann (bzw. das weisunggebende Office of Management and Budget des Weißen Hauses will) keine Atlas 5 mehr für den Start des 2016-er ESA-Marsorbiters beisteuern, wie es die gemeinsamen Marspläne von 2009 („Grünes Licht …“) eigentlich vorsahen. Damit gab es für die ESA nur drei Möglichkeiten: irgendwo 150 Mio. Euro für eine Ariane 5 zusammen zu kratzen (ziemlich aussichtslos), auf den Satelliten komplett zu verzichten (extrem unerfreulich und voller übler Konsequenzen) – oder aber einen dritten Partner ins Boot zu holen. Und genau das hat ESA-Chef Dordain jetzt getan: An die russische Weltraumbehörde Roskosmos ist eine offizielle Einladung geschickt worden, dem ESA-Orbiter doch bitte einen Proton-Start zu spendieren, im Austausch für den Mitflug eigener Experimente und/oder Technologie. Und zwar eher auf dem Rover denn auf dem Orbiter, dessen Design schon praktisch fest steht und der dringend gebaut werden muss, um das Startfenster 2016 zu schaffen.

Bis kommenden Februar soll Klarheit herrschen, ob Russland tatsächlich als dritter vollwertiger Partner bei ExoMars einsteigt: Noch sind auch die USA ein solcher, mit einer Art von Garantie (so hat es Dordain jedenfalls verstanden), dass sie wesentliche Komponenten des 2018-er Rovers samt Start und Landetechnik beisteuern („Keine ESA-Landeübung …“). Sollte der Deal mit Russland scheitern, bliebe der ESA nur die Streichung des 2016-er Trace Gas Orbiters, was zahlreiche unbequeme Folgen hätte. Zum einen wäre die ganze wissenschaftliche Nutzlast – zur Erforschung von Spurengasen, insbesondere des mysteriösen Methans – in der Marsatmosphäre heimatlos, zum anderen müsste die Funkrelais-Technik für den 2018-er Rover in dessen eigene Cruise Stage umziehen, die dann im Orbit bleiben müsste. Und das komplizierte Geflecht von europäischen Industrieaufträgen und den finanziellen Beiträgen einzelner ESA-Mitglieder zu dem – freiwilligen! – ExoMars-Projekt geriete in eine solche Schieflage, dass neu verhandelt werden müsste und einzelne Länder samt ihrer Euros auch wieder aussteigen könnten. Es bleibt spannend …

Nature News, BBC, Planetary Society Blog 14., Space News 13., KosmoLogs 5., AW&ST 4.10., Space News 30.9.2011. Auch umfangreiche Seiten der ESA und Updates von Russian Space Web sowie Planetary Society Blog 14. und Universe Today 15. und 13.10.2011 zum nun für den 7. November geplanten Start der russischen Mars-Mond-Sample-Return-Mission Fobos-Grunt. Der entgegen anhaltenden Gerüchten nun tatsächlich – zusammen mit dem chinesischen Mondorbiter Yinghou-1 – im 2011-er Startfenster stattfinden und damit das russische Marsprogramm 15 Jahre nach dem letzten (Fehl-)Start wieder aufnehmen soll

Die Karbonate in ALH84001 wuchsen auf einem feuchten Mars bei 18°C, hat eine komplizierte Isotopenanalyse des Innenlebens des berühmt-berüchtigten ältesten Marsmeteoriten jetzt ergeben: Zumindest an einem Ort und für kurze Zeit muss der Mars – vor rund 4 Milliarden Jahren – ein geradezu gesundes Klima gehabt haben. Wie weit man diese Erkenntnis allerdings auf den gesamten Planeten und einen längeren Zeitraum ausdehnen kann, ist alles andere als klar. (Caltech Press Release 12., Space.com 3.10.2011. Und ESA Release 29.9.2011 zu überraschend viel Wasserdampf in der Marsatmosphäre, den SPICAM auf dem Mars Express entdeckt hat)

Kritisches Bahnmanöver von Akatsuki im November

Nachdem sich das Haupttriebwerk der unglücklichen japanischen Venussonde bei Tests im September als zu stark beschädigt erwiesen und nur 1/9 des erhofften Schubs geliefert hat, ruht jetzt alle Hoffnung auf den kleinen Düsen des Systems für die Lageregelung: Mit denen wird Anfang November ein erstes Bahnmanöver versucht, das zu einer erneuten Annäherung an die Venus im Jahre 2015 führen soll. Wie schon bei Hayabusa geben die Japaner so schnell nicht auf … (Planet C Update 30.9.2011. Auch EPSC Release 6.10.2011 zur Entdeckung einer dünnen Ozonschicht und NASA Release 27.9.2011 zur Dynamik der Meso- und Thermosphäre der Venus, beides vom Venus Express)

Die GRAIL-Satelliten gehen jetzt getrennte Wege

Bahnmanöver von GRAIL A und B am 30. September und 5. Oktober haben dazu geführt, dass die beiden Sonden nun leicht unterschiedliche Bahnen eingenommen haben und mit einem Tag Abstand den Mond erreichen werden. Die lange Reise hat den Vorteil, dass das einzige Instrument auf beiden künftigen Orbitern, der Ultra Stable Oscillator, in aller Ruhe eine stabile Arbeitstemperatur einnehmen kann, und auch das Testen der Satelliten selbst kann in aller Ruhe durchgeführt werden. (NASA Release 6.10.2011)

Die Titan-Vorkommen auf der Mondoberfläche kartiert hat der Lunar Reconnaissance Orbiter mit seiner Weitwinkel-Kamera: Das Verhältnis von Reflektivität im UV und Sichtbaren verrät nämlich den Titangehalt des Bodens, der in irdischem Gestein 1% selten übersteigt. Auf dem Mond hingegen schwankt er in den Maria zwischen einem und knapp über 10%, während er in den Hochländern unter 1% liegt. (EPSC Release 7.10.2011)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

18. August 2011

Venus in Konjunktion mit der Sonne nebst einer Coronal Mass Ejection derselben (was dank der STEREO-Satelliten inzwischen von der inneren Korona bis zur Erde verfolgt werden kann) am 17. August um 6:00 MESZ – vom 6. bis 26.8. ist deswegen auch der Funk mit dem Venus Express gestört: Man kann lediglich mit sehr geringer Datenrate nach dem Gesundheitszustand des Orbiters schauen. Derweil hat der MESSENGER seine zweite Bahnkorrektur im Orbit um den Merkur absolviert, um die Periode wieder auf exakt 12 Stunden zu bringen – und der Orbiter hat inzwischen alle denkbaren Licht- und Schatteneffekte mindestens einmal erlebt. BepiColombo dagegen steht das noch bevor: Grund für umfangreiche Tests an Modellen des ESA-Merkurorbiters.

Keine ESA-Landeübung bei der Marsmission 2016?

Um die Kosten für das Doppel-Mars-Projekt ExoMars („ExoMars-Missionen 2018 und 2016 …“) in den Griff zu bekommen, erwägt die ESA inzwischen, das Entry, Descent & Landing Module des 2016-er Orbiters weg zu lassen, mit dem eigentlich das weiche Landen auf einem anderen Planeten geübt werden sollte: 120 Euro (und 600 kg) würde das sparen – aber nur noch die Hälfte, sollte die Entscheidung erst 2012 getroffen werden. Sollte das EDL gekippt werden, müssten die marsianischen Industrieaufträge unter den ESA-Staaten neu verteilt werden, da die Landeeinheit vor allem von Frankreich und Italien geleitet wurde. Bzgl. des gemeinsamen ESA-NASA-Rovers 2018 soll derweil im September ein Konzept stehen, bei dem die ESA im Wesentlichen für das Fahrzeug und die NASA für alles rund um die Landung im MSL-Stil sorgen dürfte. (AW&ST 3.8.2011, auch zu Details der Landetechnik des MSL. Und Space.com 31.7., Discovery 2.8.2011 zu einer Idee, mit der Dragon-Kapsel auf dem Mars zu forschen)

Der LRO senkte seine Mondbahn für kurze Zeit auf nur 20 km statt der üblichen 50 km Höhe, um die Apollo-Landestellen mit noch höherer Schärfe als bisher aufnehmen zu können – morgen geht es aber wieder auf die normale Höhe zurück. Jeden Tag liefert der Lunar Reconnaissance Orbiter 400 Gigabit Daten, bisher z.B. über 371’000 hochauflösende Bilder, die bereits 20% der Mondoberfläche mit 50 cm bis 2 m pro Pixel abdecken (und man hofft auf genug Zeit, um dies auf den kompletten Mond auszudehnen). Die geringer auflösende Kamera WAC hat seine komplette Oberfläche bereits 20-mal aufgenommen. (Universe Today 10.8.2011. Und Asahi 31.7.2011 zu gleich drei Spielfilmen in Produktion über die Hayabusa-Asteroidenmission, deren letztendlicher Erfolg gegen alle Widerstände gerade jetzt Japan aufmuntern soll)

Stratosphären-Ballonflüge für zahlende Passagiere

will die spanische Firma Zero 2 Infinity (man beachte die bizarre URL) ab Mitte des Jahrzehnts mit einem sogenannten Bloon anbieten: Der bringt eine Kapsel mit 2 Piloten und 4 Passagieren bis in 36 km Höhe, wo sie bis zu 2 Stunden lang verbleiben kann, bevor es an einem steuerbaren Gleitschirm zur Erde zurück geht. 110’000 Euro pro Person soll das Vergnügen kosten, mehr als die Hälfte von einem Suborbitalflug bei Virgin Galactic, der bis in über 100 km Höhe führt. Aber Zero 2 Infinity argumentiert, dass der Blick aus dem Fenster in einem Drittel der Höhe praktisch schon derselbe sei, mit schwarzem Taghimmel und gekrümmtem Horizont – und pro Minute Erlebnis sei das mit dem Ballon dramatisch billiger. Außerdem sind die körperlichen Anforderungen an die Passagiere gegenüber einem Raketenstart deutlich geringer. Nachdem das erste Risikokapital gewonnen werden konnte, soll ein verkleinertes Modell eines Bloon noch dieses Jahr aufsteigen, gefolgt vom ersten bemannten Flug (oder sagt man bei Strato-Ballons noch „Fahrt“?) 2012, zunächst in Spanien. (Wired 12.8.2011)

Die NASA reserviert suborbitale Forschungsflüge bei 7 Anbietern mehr oder weniger luxuriöser Ausflüge in den „Near-Space“: Neben edlen Transportmitteln wie dem künftigen Touristenschiff SpaceShipTwo (schon 445 Reservierungen mit über 55 Mio.$ Vorkasse) sind auch eher bescheidene Raketenhüpfer dabei. Die zwei Jahre umfassenen Kontrakte belaufen sich auf 10 Mio.$. (NASA Release 9., Virgin Release 10., Space Today 11.8.2011)

Drei Millionen NASA-Dollar für 30 wilde Innovationen

mit – innerhalb von frühestem 10 Jahren – potenziellem Nutzen für die Raumfahrt sind ausgeschüttet worden, womit das alte Programm NIAC (NASA Innovative Advanced Concepts) von 1998-2007 wieder da ist. Die Gewinner-Ideen unter über 150 eingegangenen Anträgen, die alle jeweils 100’000$ bekommen, decken ein sehr breites Spektrum ab, von Satellitenstrukturen, die sich unter Lichteinfluss verändern über exotische Weltraumoptiken bis zu Studien über die optimale Sprengung von Asteroiden im „Armageddon“-Stil. Vielversprechende Ansätze können später auf weitere 500’000$ hoffen, sofern das Geld vorhanden ist – da wenige Mio.$ aber im NASA-Haushalt eine Marginalie sind, dürfte NIAC kein attraktives Ziel für drohende neue Kürzungswellen darstellen. (NASA Release, Parabolic Arc, Space Policy Online, Cosmic Log, 8., New Scientist, VoA, Universe Today, Space Today 9.8.2011)

Auch der zweite Mach-20-Gleiter versagte bald nach dem Abwurf von einer Minotaur, die das HTV-2b am 11. August mit 20-facher Schallgeschwindigkeit ausgesetzt hatte: Wie schon beim ersten Exemplar („Weiterer militärischer Gleitertest …“) riss bald danach der Funkkontakt ab, worauf hin automatisch der sofortige Sturz in den Pazifik eingeleitet wurde. Zwar spricht der Veranstalter DARPA von „einmaligen Daten während mehrerer Phasen“ des immerhin drei Minuten aerodynamisch kontrollierten Hyperschallflugs, aber Insider nennen das Experiment dennoch einen Fehlschlag: Obwohl Space Shuttles den Hyperschall-Gleitflug 134-mal erfolgreich absolvierten (und einmal nicht), ist er immer noch von enormen Unwägbarkeiten begleitet. Dann gibt’s eben vorerst keine Gleitbombe, die nach einem Start in den USA binnen 60 Minuten jedes Ziel auf dem Planeten treffen kann: Das war das letzte HTV-2, und eine Fortsetzung des Programms scheint ungewiss. (DARPA Releases 14., 11.8.2011; Space.com 18., CNN 15., New Scientist Blog, HobbySpace, TelePolis 12., Space News, AW&ST, Wired, Parabolic Arc, Spaceflight Now [früher], Guardian, Universe Today, Spiegel 11., Spaceflight Now, Nature Blog 10.8.2011)

Warum MSL Curiosity im Krater Gale landen soll

30. Juli 2011

Er hat 155 km Durchmesser, ist – eine Rarität im Sonnensystem – nach einem Amateurastronomen benannt, dem Australier Walter Frederick Gale (1865-1945; Biographien hier, hier und hier) und liegt ungewöhnlich tief, 4.6 km unter dem Normalniveau des Mars. Aber das ist es nicht, was die NASA bewogen hat, ihren nächsten Marsrover Mars Science Laboratory alias Curiosity in diesen Krater zu schicken („Curiosity is am Cape …“): Vielmehr lockt im Kraterinneren ein faszinierender Berg aus zahlreichen Sedimentschichten, die mit flüssigem Wasser in unterschiedlichen Mars-Epochen zusammen hängen könnten, enorme 5 km hoch und doch von so geringer Steigung, dass der Rover den Aufstieg schaffen sollte, während gleichzeitig Canyons exzellente Aufschlüsse versprechen (im Bild eine 3D-Darstellung aus MRO- und Mars-Express-Daten; von oben sieht Gale so aus). Gale war bereits für die Mars Exploration Rover in die engere Auswahl gekommen, aber damals dominierten noch technische Aspekte die Auswahl der Landeplätze: Die Landeellipsen waren so groß, dass auch der Berg selbst hätte getroffen werden können, abgefahren werden musste aber im Flachen.

Das ist nun möglich, da das MSL von einem schwebenden „Kran“ aus abgeseilt werden soll – und die Zielellipse ist jetzt nur noch 21 x 14 km groß, so dass in sicherem Abstand neben dem Berg aufgesetzt werden kann. Zum ersten Mal überhaupt war die Wissenschaft ausschlaggebend für die Wahl des Landeplatzes einer Marsmission: Auf fünf offen Workshops seit 2006 und schließlich in kleinem Kreis führender Manager war die Zahl der Kandidaten von anfangs rund 60 auf vier, dann zwei eingedampft worden, und zum Schluss gewann Gale haarscharf vor einem anderen Krater namens Eberswalde, in den offensichlich früher ein See Sedimente abgeladen hatte. Aber in Sachen Sediment-Erwartung hatten die Marsplaner schon einmal daneben getippt, als sie den MER Spirit in den Krater Gusev schickten – und sich dort auf langweiligem Basalt wieder fanden. Eberswalde war ein „one trick pony“, hatte nur den See-Verdacht zu bieten. Gale dagegen verspricht die größte Auswahl an Untersuchungsmaterial: Da der Krater so tief liegt, ist praktisch sicher, dass hier irgendwann flüssiges Wasser landete und Spuren hinterließ. Der Berg besteht offenbar aus Lagen aus Ton wie Sulfaten, aber es ist – was bei den Curiosity-Planern durchaus Unbehagen hinterlässt – reichlich unklar, wie er überhaupt entstanden ist. Ablagerungen aus verschiedenen feuchten Epochen können es sein – aber auch lediglich angewehtes Material, was dann weniger über das Auftreten lebensfreundlicher Zeiträume verraten würde.

So oder so verspricht der Berg aber eine regelrechte Lektüre der Marsgeschichte mit mindestens drei ganz unterschiedlichen Phasen, während Curiosity langsam hinauf rollt. Die Primärmission soll dabei zwei Jahre dauern, wobei auch die spektakulärste Rundum-Sicht aller bisherigen Marslander versprochen wird: So viel Topografie war noch nie! „Die Szenerie allein“, verspricht ein Gale-Fan, „wird die Sicht der Welt auf den Mars verändern.“ Mit zehn wissenschaftlichen Instrumenten – weit mehr als bei den MER – wird das diverse Bodenmaterial unter die Lupe genommen und auch auf organische Chemie abgeklopft. (Und nein, zum Fossiliensuchen ist auch das MSL-Mikroskop nicht ausgelegt: Sollten sich verdächtige Strukturen zeigen, würde es keine Handhabe geben, einen biologischen Ursprung nachzuweisen – was schon auf der Erde bei mikrobiologischen Hinterlassenschaften oft misslingt.) Angestachelt durch die Zähigkeit der MER wird bereits an Plänen für eine verlängerte Mission gebastelt, die bis zu einem Aufstieg zum Gipfel des Berges reichen: Das allerdings könnte zehn Jahre dauern. Science 29.7.2011 S. 508-9; Discovery 26., S&T 24., AGU Blog, Science Insider, CSM, New Scientist 22.7., New Scientist 19., Planetary Society Blog 18.5.2011

Der MER Opportunity nähert sich seinem größten Aufschluss, dem 22-km-Krater Endeavour: Der unermüdliche Rover – der kürzlich die 30-km- und 20-Meilen-Marken seiner 7-1/2-jährigen Marsrundfahrt knackte – wird als erstes Cape York am Kraterrand erreichen, von dem „Oppy“ nur noch 1/2 km entfernt ist. Dort locken Phyllosilikate und insbesondere Ton, für dessen Bildung längere Zeit flüssiges Wasser vorhanden gewesen sein muss. (Road to Endeavour 15.5., LA Times 7.6., JPL Release 19., Planetary Society Blog 21., Road to Endeavour 26.7.2011) Der Beschluss zur Aufgabe des anderen MER Spirit im Mai („Nachruf …“; auch ISAN 137-5) war gefallen, nachdem sich die Beleuchtungsverhältnisse an seinem Standort bereits wieder verschlechterten: Selbst wenn er sich überraschend doch noch mal gemeldet hätte, wäre nichts Sinnvolles mit dem Rover anzufangen gewesen, dem bereits der nächste Winter ins Haus stand. Das MER-Projekt wurde schon Monaten vorher de facto als Ein-Rover-Mission betrieben, mit 40 verbliebenen Fulltime-Experten (gegenüber mehreren hundert 2004) und jährlichen Kosten von 12 Mio.$. Auf einem Festakt im JPL wurde im Juli Spirits gedacht. (Planetary Society 26., Cosmic Log 31.5., JPL Blog 20.7.2011) NACHTRAG: der neueste der entsetzlich langen MER-Lageberichte der Planetary Society.

ExoMars-Missionen 2018 und 2016 im Schwebezustand

Der Plan – von ESA und NASA eigentlich gemeinsam beschlossen – sieht den Start eines Marsorbiters im Fester 2016 vor, der auch eine experimentelle Landeeinheit mitführt, und den Start eines gewaltigen Rovers 2018, der wesentliche Komponenten der Landetechnik Curiositys übernimmt und in dem der ursprüngliche ESA-Rover ExoMars aufgeht („Nur ein gemeinsamer …“). Doch angesichts ihrer Haushaltsprobleme konnte die NASA bis zu einer entscheidenden ESA-Sitzung Ende Juni nicht schriftlich garantieren, dass sie ihre versprochenen Beiträge zum Rover auch wirklich leisten kann und musste bis September vertrösten – das wiederum hat Frankreich und Großbritannien veranlasst, gegen den expliziten Willen der ESA-Spitze die Mittelfreigabe für den Baubeginn des 2016-er Orbiters zu verhindern. Denn die beiden Missionen werden als eine gemeinsame betrachtet, mit einem harten Kostendeckel von 1 Mrd. Euro (von denen 850 Mio. aufgebracht sind): Ärger mit dem Rover müsste durch Kürzungen beim Orbiter aufgefangen werden. Der soll zum einen als Funkrelais für den Rover dienen, zum anderen aber den mysteriösen Methanquellen des Mars nachspüren und u.U. zur Auswahl des Landeortes für den Rover beitragen. Auch ist er der Träger der Landeeinheit, mit der die ESA den Atmosphäreneintritt und das weiche Aufsetzen – im Hinblick auf spätere Missionen – üben will; gerade wurde die Nutzlast ausgewählt. Die ESA verhandelt nun mit den Firmen, die den Orbiter bauen sollen, über eine Zwischenlösung: Ab wann die Zeit (zu) knapp wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. (ESA Release 10., Space News 24., 30.6.2011)

Eine weitere NASA-Marsmission hat die Critical Design Review passier: Damit kann der Bau von MAVEN – Mars Atmosphere and Volatile EvolutioN – beginnen, der Ende 2013 starten soll. Bei dieser Mission aus der neuen (und schon wieder eingestellten) „Mars-Scout“-Serie geht es ganz um die Marsatmosphäre und insbesondere ihre Verlustprozesse, um die sich frühere Sonden – etwa Phobos 2 – nur am Rande kümmern konnten. Erst wenn der Verlust durch den Sonnenwind genau quantifiziert werden kann, lässt sich zurücl rechnen, wieviel Atmosphäre der Mars einmal gehabt haben kann – und ob das zu der geologischen Evidenz für reichlich flüssiges Wasser in der Frühzeit passt. (NASA, U. Colorado Releases 22.7.2011)

Zwei Hinweise zur Frage, warum der Mars so klein ist

(im Vergleich mit den terrestrischen Planeten Erde und Venus), haben kürzlich Untersuchungen an Marsmeteoriten wie Modellrechnungen zur Wanderung des Jupiter im Sonnensystem in dessen wilder Jugend gegeben: Die Isotopenanalysen legen nahe, dass der Mars in nur wenigen Jahrmillionen entstanden ist, im Gegensatz zur 100 Mio. Jahre lang gewachsenen Erde – und der Jupiter hat möglicherweise durch damals viel geringeren Sonnenabstand dafür gesorgt, dass gar nicht mehr ‚Baumaterial‘ für einen größeren Planeten vorhanden war. Nach der neuen Hafnium/Wolfram-Analyse erreichte der Mars seine heutige – kleine – Größe in nur 800’000 bis 2.7 Mio. Jahren und blieb als „gestrandeter planetarer Embryo“ zurück, mit nur 11% der Erdmasse. Und in den Simulationsrechnungen des jungen Sonnensystems macht sich der Jupiter bis auf 1.5 AU an die Sonne heran, was die Planetesimal-Scheibe bei 1 AU regelrecht abschneidet: Für die Erde blieb reichlich Baumaterial zurück, für den Mars aber nicht. Später, als der Saturn entstand, zog sich der Jupiter dann auf die heutigen 5 AU zurück, wobei zwischen Mars und ihm der – mit neuen Planetesimals aufgefüllte – Asteroidengürtel verblieb: Auch seine Feinstruktur mit mehr eisreichen Kleinplaneten weiter draußen ist in diesem Szenario gut zu verstehen. (Dauphas & Pourmand, Nature 473 [26.5.2011] 489-92, Brandon, ibid 460-1, Walsh et al., Nature 475 [14.7.2011] 206-9; Science 10.6.2011 S. 1255; U. Miami, U. Chicago Releases 25.5., SwRI, PSI Releases 5.6., NASA Feature 6.6.2011)

NASA steigt aus LISA, IXO aus – ESA allein gelassen

7. April 2011

Noch sind die Quellen allein Blog-Stories, die auf einem internen Rundschreiben und einzelnen Interviews basieren, aber das Bild ist eindeutig: Die NASA hat alle Arbeit an den großen Weltraumastronomie-Projekten LISA (Gravitationswellen-Nachweis durch mehrere Satelliten) und IXO (großes Röntgenobservatorium) abgebrochen. Beide gehören auch zu den 3 Finalisten für das erste Großprojekt der Cosmic Vision der ESA („Erste Riesenforschungsmission …“); der dritte wäre eine Mission zum Jupiter ebenfalls mit der NASA zusammen. Angesichts der Unwägbarkeiten der NASA-Politik war die ESA-Auswahl bereits verschoben worden („NASA zu verwirrt …“): Da nunmehr allen drei Kandidaten der NASA-Beitrag abhanden gekommen ist, wird diesseits des Atlantuik ein gewaltiges Umdenken nötig, die bisherigen Missionskonzepte sind allesamt Geschichte und müssen deutlich vereinfacht werden. Und jenseits des Teichs? Dort werden die Karten erst recht neu gemischt werden müssen (womöglich mit gleich einer neuen Decadal Review für die Astrophysik) – und schon munkeln manche, das viel zu teuer geratene JWST könnte doch noch dran glauben müssen … Cat Dynamics, Cosmic Variance 6., BBC Blog, Living LIGO, Nature Blog [NACHTRAG: mit einem Update vom 11.4.] 7.4.2011. NACHTRAG: ein offizielles Wort zu LISA. NACHTRAG 2: ein Statement des AEI Hannover zum Weiterleben von LISA … NACHTRAG 3: … und ein Statement der NASA (in einem Update vom 13.4.)

Nur ein gemeinsamer Marsrover von ESA & NASA 2018

Auch das gemeinsame Marsprogramm von ESA und NASA („Grünes Licht …“) wird abspecken müssen: Eigentlich sollten 2018 gemeinsam ein ESA- und ein NASA-Rover starten, der erste zu intensiven astrobiologischen Forschungen, der andere zum Probensammeln für einen Transport irgendwann zur Erde, aber beide (ExoMars bzw. MAX-C) werden nun zu einem Fahrzeug vereinigt, größer als die beiden gewesen wären. Viele Details müssen noch ausgehandelt werden, aber der Rover wird vermutlich in Europa gebaut und mit europäischen und amerikanischen Instrumenten bestückt, und die USA sorgen auch für Verpackung und Start – und die Landung, mit genau derselben Skycrane-Technik, die erstmals beim MSL (s.u.) zum Einsatz kommt: Deren exakte Wiederverwendung soll entscheidend zum Geldsparen beitragen. (BBC 7.4.2011) NACHTRAG: Die ESA soll sich Ende Mai entscheiden, ob das was wird.

Erste Spektren des deutschen GREAT-Instruments auf der fliegenden Sternwarte SOFIA, aus der Sternentstehungsregion M17SW im Terahertz-Bereich, die beim ersten Wissenschaftsflug in der Nacht 5./6. April aufgenommen wurden, auch die Galaxie IC342 war beobachtet worden. Auf dem Jungfern-Flug wurden mit GREAT die stärksten Emissionslinien beobachtet, über die eine Kühlung des interstellaren Mediums erfolgt: Pressemitteilungen von MPG, MPIfR und DLR und den Universitäten Stuttgart und Köln und NASA und USRA Press Releases 7.4.2011.

Soyuz TMA-21 im Anflug auf die ISS heute morgen, knapp 49 Stunden nach dem Start und 10 Minuten zu früh: Man sah die Chance, schneller zum Ziel zu kommen und dabei etwas Sprit zu sparen und nutzte sie. Und nun? Die ‚Abschaltung‘ der US-Regierung ist immer noch nicht abgewendet und hätte z.B. gravierende Folgen am KSC für die Vorbereitung von STS-134, z.Z. für den 29.4. geplant. Und noch schlimmer: Es gäbe dann kein NASA-Fernsehen mehr …

So „sieht“ das Laseraltimeter LOLA auf dem LRO den Mond: von links ein Höhen-, ein Neigungs- und ein Rauigkeitsbild, das aus den Höhenmessungen aus dem Orbit abgeleitet wurde, alle auf den jungen Krater Tycho zentriert – alle 192 Terabyte Daten der ersten Missionsphase (die einer längst nicht mehr existierenden bemannten Mission zuarbeiten sollte) sind inzwischen öffentlich, darunter auch eine 1.1 GB große Höhenkarte mit 100 m Netzweite. Der LRO betätigt sich weiterhin, nun rein wissenschaftlich; derweil hat der zweite chinesische Orbiter Chang’e 2 seine Primärmission abgeschlossen und wendet sich weiteren Aufgaben zu – während es bereits Pläne bis Chang’e 5 gibt.

So weit ist der nächste Marsrover schon gediehen: das Mars Science Laboratory der NASA alias „Curiosity“ (allmählich wird der, äh, kuriose Name etwas populärer). Gestartet werden soll zwischen dem 25.11. und 18.12., und wo gelandet werden soll, wird auch bald entschieden. Das Bild des 3-m-Rovers enstand am 4. April im Rahmen einer Pressevorführung, von der Fotografen reichlich Gebrauch machten.

Eine Merkuraufnahme vom ersten Wissenschaftsorbit MESSENGERs von 80°S: Wie angekündigt, gibt es seither genau einen Bild-Happen pro Tag in der Galerie, während der Planet systematisch fotografiert wird: Die morphologische Basiskarte soll 90% der Oberfläche mit 250 Metern pro Pixel Auflösung zeigen, überwiegend mit schrägem Sonnenstand.

Nachrichten vom Mars kompakt

11. September 2010

Opportunity auf halbem Weg zu Endeavour – und jetzt geht’s schneller voran

Zwei Jahre hat der Mars Exploration Rover Opportunity gebraucht, bis er am 8. September die Hälfte des 19 km langen Weges zwischen dem 800-m-Krater Victoria und dem nächsten Rand des 22-km-Kraters Endeavour zurücklegte: Ein Dünenfeld hatte einen ca. 7 km langen Umweg erzwungen, und Interessantes am Wegesrand für Stopps gesorgt. Aber jetzt scheint der Weg einfacher zu sein, und bis zum nächsten großen Ziel wird es wahrscheinlich nicht noch einmal so lange dauern. Dort warten die ersten Aufschlüsse von Phyllosilikaten, die je in Reichweite eines Marslanders waren: Diese Art Gips entsteht nur unter geradezu lebensfreundlichen Bedingungen und wurde aus dem Orbit auch schon mancherorts aufgespürt. (Planetary Society Tweet 7., NASA Release, Bild, Cosmic Log 8., Road to Endeavour 10.9.2010)

Gebt dem schweigenden Spirit noch etwas Zeit! Eine überraschende – und widersprüchliche – Pressemitteilung des JPL, die fast wie ein Nachruf klang, versetzte die Fans des anderen Marsrovers Ende Juli in helle Aufregung, aber Gemach: Konkret mitgeteilt wurde nur, dass es diesem seit März schlafenden MER („Spirit offenbar …“) nach neuen Rechnungen möglicherweise so kalt geworden ist, dass seine innere Uhr ausfiel. In diesem Fall würde der Rover in einem zufälligen – und z.Z. nur kurzen – Intervall nach Kommandos von der Erde lauschen, die er sofort quittieren würde. Also wird Spirit seit dem 26. Juli systematisch angefunkt; realistisch mit einer Antwort rechnen kann man aber wohl nicht vor November, aber es kann auch bis April 2011 dauern. Erst wenn dann immer noch nichts vom Mars zurück kommt, darf man Spirit abschreiben. (Planetary Society 31., San Francisco Chronicle 1.8., Planetary Society, Space Today 31., JPL Release, Science@NASA, Spaceflight Now, Planetary Society Blog 30.7.2010)

Experimente für den 2016-er Marsorbiter von NASA und ESA ausgewählt

Unter 19 Kandidaten sind nun fünf Instrumente für den ersten Marsorbiter („Grünes Licht …“) des gemeinsamen Marsprogramms von NASA und ESA ausgewählt worden: Vier haben einen amerikanischen, eines einen belgischen Principal Investigator, aber in der Regel sind bei jedem Instrument Wissenschaftler beiderseits des Atlantiks beteiligt, allerdings nur bei einem – der Marskamera HiSCI aus Arizona – auch deutsche. Der ExoMars Trace Gas Orbiter startet auf einer US-Rakete und setzt nebenher auch einen Landedemonstrator der ESA ab, ferner dient er später als Funkrelais für die aufwändigere Mission von 2018.

Das Hauptinteresse gilt zwar der chemischen Erforschung der Marsatmosphäre mit ihren Spurengasen, die – v.a. das Methan – erhebliche Rätsel aufgeben: Sie werden mit verschiedenen Techniken mit enormer Empfindlichkeit gemessen; MATMOS z.B. könnte bereits drei irdische Kühe (aufgrund ihrer Methan-produzierenden Bakterien) auf dem Mars nachweisen. Aber es sind auch wieder zwei neue Kameras dabei. Die HiSCI ist dabei eine Variante von HiRISE auf dem MRO: Diesmal ist die Auflösung mit 2 m/Pixel geringer, dafür aber das Bildfeld so viel größer, dass der komplette Planet erfasst werden kann. Und zwar sofort in 3D, ähnlich wie mit der HRSC des Mars Express. (JPL, ESA, UA, Caltech Releases 2., Uni Bern PM 3., JPL Release 26.8.2010)

Der nächste Marslander Curiosity ist zum ersten Mal gefahren

Allerding nur einen Meter vor und zurück, nachdem das Mars Science Laboratory im Juli seine 6 Räder nebst Aufhängung und Motoren bekommen hat.Und auch der Robotarm hat sich erstmals bewegt: Das Vehikel ist nun zu 80-90% fertig, und alle wesentlichen Hürden scheinen genommen, so dass es mit dem Start im Fenster Ende 2011 klappen dürfte. Auch der Ärger mit dem Titan-Betrug liegt weitgehend hinter dem gebeutelten Projekt und gilt gleichfalls als zu 80-90% erledigt. (JPL Releases 1., 13., 23.7., 3.9.2010; Spaceflight Now 23., Space Today 24.7.2010. Auch ein JPL Release zur Abstiegs-Filmkamera MARDI und das Planetary Society Blog zum ebenfalls 2011 – als Mitpassagier auf Russlands Fobos-Grunt – startenden ersten chinesischen Marsorbiter Yinghuo-1)

Mars-Scout-Programm beendet – aber Billig-Mars-Missionen dürfen bei „Discovery“ eingereicht werden: Weil sich die NASA in Zukunft auf teure Landeoperationen (inklusive irgendwann einer Sample Return Mission) konzentrieren will, wird die Scout-Reihe für Marsmissionen bis 485 Mio.$ nach nur zwei Missionen, Phoenix (s.u.) und MAVEN (Start 2013) schon wieder eingestellt. Sollte aber doch noch jemand eine vielversprechende „preiswerte“ Marssonde einfallen, dann darf diese künftig im Rahmen der Discovery-Serie von Billigplanetensonden – bis 425 Mio.$ – eingereicht werden, wo der Mars bisher keinen Platz hatte. Die Konkurrenz von anderen spannenden Zielen im Sonnensystem ist dann natürlich gewaltig. (Spaceflight Now 29.7.2010)

CO2-Isotopen-Messungen von Phoenix sprechen für durchgehenden Vulkanismus auf dem Mars

und möglicherweise auch Kontakt der Atmosphäre des Planeten mit flüssigem Wasser bis in die Gegenwart: Das EGA-Spektrometer des TEGA-Instruments auf dem 2008-er Marslander Phoenix hat die Isotopenverhältnisse des CO2 in der Marsatmosphäre genauer als je zuvor bestimmen könnnen – und sie sind nicht so, wie man sie bei einem ‚toten‘ Planeten erwarten würde. Diverse geochemische Prozesse wirken auf dieses Verhältnis ein, und ziemlich klar ist wohl, dass Vulkane beständig CO2 mit leichtem C-12 nachliefern: Ansonsten hätte sich das schwerere Isotop C-13, das leichter in den Weltraum entweicht, längst anreichern müssen, was aber laut den EGA-Daten nicht der Fall ist. Strittiger ist da die andere Schlussfolgerung, dass das CO2 bis in die Gegenwart mit flüssigem Wasser in Kontakt gewesen sein müsse, doch für die beobachtete Anreicherung von O-18 kommen auch andere Prozesse in Betracht. (Niles & al., Science 329 [10.9.2010] 1334-7, auch 1267-8; JPL Release, UA News 9., CSM 10.9.2010)

Erzwingen Phoenix-Erkenntnisse die Neubewertung von Viking-Messungen? Das Fehlen von organischen Substanzen auf der Marsoberfläche, dass die NASA-Lander 1976 gemeldet hatten und das angesichts eines Regens derartiger Verbindungen (die mit Leben erst einmal gar nichts zu tun haben) aus dem Weltraum auf die Oberfläche Verblüffung ausgelöst hatte, ist vielleicht ein Artefakt des Messprozesses. Der 2008-er Lander Phoenix hatte auf der Marsoberfläche Perchlorat nachgewiesen, das mit organischen Verbindungen koexistieren kann – doch wenn man das Gemisch so erhitzt, wie in den Viking-„Labors“ geschehen, wird alle Organik zerstört, weil Perchlorat dann zu einem starken Oxidator wird. Wobei allerdings zwei Chlor-Methan-Verbindungen frei werden – und genau diese hatte Viking damals gemessen, aber sie waren für Rückstände eines Reinigungsmittels gehalten worden.

Ob die neuen Erkenntnisse im Umkehrschluss die Existenz organischer Substanz – welcher Quelle auch immer – auf der Marsoberfläche beweisen, ist allerdings nicht klar: Sie basieren nämlich auf Laborversuchen mit Erdreich aus der Atacama-Wüste als Analog des Marsbodens. (JPL Release 3., Washington Post 4., BBC 6., Science Insider 7., Science Journalism Tracker 8.9.2010) HISTORISCHE ANMERKUNG: Genau dieselbe Erklärung (minus das Atacama-Experiment) sorgte bereits im Frühjahr 2009 für Aufsehen; ein längerer Artikel wurde seither hinter einer Paywall versteckt, aber es gibt Zusammenfassungen bei Softpedia und auf SF- und Verschwörungs-Webseiten (s.a. diese Diskussion) …

Nachrichten vom Mars kompakt

20. Dezember 2009

Spirit-istische Überraschungen: ein Rad streikt, ein „kaputtes“ geht wieder

Auch wenn der festgefahrene Marsrover Spirit bisher kaum vorangekommen ist: Für Aufregungen ist er allemal gut. Das rechte Hinterrad ist Ende November ausgefallen und hat sich bisher nicht wieder in Betrieb nehmen lassen (im Nachhinein sieht es so aus, alt hätte es schon im März kurz Ärger gemacht) – aber dafür läuft plötzlich das seit 2006 ausgefallene und eigentlich längst für nutzlos gehaltene rechte Vorderrad wieder, wie dieser „Film“ vom 2117. Sol = 16. Dezember zeigt. Die neue Rädersituation wird wohl ein Überdenken der Befreiungs-Strategie erzwingen; überdies ist auch noch ein seltsames Elektrikproblem aufgetreten. Und langsam rückt auch der nächste Winter näher, in dem Spirit nicht gut relativ zur schrägen Sonne steht, wenn er sich nicht rührt: Diesmal ist die Gefahr größer denn je, dass der Rover es nicht schafft … (Updates 17., 15., 10., MarsPages 17., Spaceflight Now 16., Space.com 11., Spaceflight Now 9.12.2009)

Beide NASA-Marsorbiter arbeiten wieder einwandfrei

Sowohl der Mars Reconnaissance Orbiter wie Mars Odyssey sind auch ihren Safe Modes befreit worden und liefern wieder wissenschaftliche Daten bzw. stehen als Relaissatelliten für die Marsrover zur Verfügung. Warum der Computer des MRO viermal Resets erlitt, ist nach wie vor unklar, aber Software-Änderungen im nichtflüchtigen Speicher sollen nun dafür sorgen, dass künftige Störungen – so sie denn wieder kommen – nicht kritisch werden können. (HiRISE Blog 17., JPL Releases 16., 8.12.2009)

Grünes Licht für das gemeinsame Marsprogramm von ESA und NASA

hat es auf einer Sitzung des ESA-Rates am 16. und 17. Dezember gegeben, womit im Januar die Ausschreibung für die Instrumente des 2016-er Orbiters kommen kann: Trace Gas Orbiter soll er heißen (womit die Aufgaben schon umschrieben sind: Studium der kleinen aber relevanten Bestandteile der Marsatmosphäre) und im Januar 2016 starten, vermutlich zusammen mit einem Landedemonstrator der ESA, der eine kleine Wetterstation absetzen könnte. 2018 startet dann der große ExoMars-Rover der ESA zusammen mit einem kleinen Rover der NASA, der bereits mit dem Probensammeln für eine späteren Rücktransport zur Erde beginnen könnte, und 2020 wird es vielleicht auch wieder Starts geben. Seitens der ESA stehen für die 2016-er und 2018-er Mission nun definitiv 850 Mio. Euro zur Verfügung. (AO-Vorankündigung; BBC 20., ESA Release 18., Spaceflight Now 14.12.2009) NACHTRAG: mehr zum Orbiter 2016.

Raumfahrt kurz & bündig

18. Oktober 2009

Staunen über drei Meteoritenfunde Opportunitys nah beieinander

Nur 600 Meter von „Block Island“ entfernt ist der Mars Rover Opportunity am 3. Oktober auf einen weiteren großen Eisenmeteoriten gestoßen, der „Sheltered Rock“ getauft wurde: sehr wahrscheinlich Teil desselben Körpers, der vor rund 3 Mrd. Jahren dank dichterer Marsatmosphäre relativ sanft ‚aufsetzte‘. Und bald darauf wurde mit „Mackinac“ ein dritter Meteorit entdeckt! Spirit sitzt derweil immer noch fest, und es wird immer wahrscheinlicher, dass keine Befreiung mehr möglich ist. Trotzdem würde der Marsrover auch stationär weiter nützliche Daten liefern. (Road to Endeavour-Blog, insbes. 18. und 16.10.2009, Spaceflight Now 11.10.2009, MarsPages 5.10.2009) NACHTRAG: Noch ist aber der Beginn der Befreiungsversuche auf dem Mars für November geplant.

Das Science Programme Committee der ESA hat die neue gemeinsame Mars-Strategie mit der NASA im Prinzip abgesegnet: Der komplexe Rover ExoMars soll 2018 starten, 2016 dagegen ein Orbiter mit einem kleinen stationären Euro-Lander, um wenigstens ein bisschen Landetechnik zu lernen. Dadurch wird es insgesamt trotz gewichtigen NASA-Anteils an ExoMars für die ESA nicht billiger, und das politische „Go“ steht immer noch aus. (BBC 12.10.2009) NACHTRAG: weitere Einzelheiten. NACHTRAG 2: Der Letter of Intent ist unterzeichnet.

Zahlreiche ESA-Missionen werden bis Ende 2012 verlängert

Das hat das Science Programme Committee abgesegnet; allein der Weiterbetrieb vom Mars Express und Venus Express wird 30 Mio. Euro kosten, freut aber (auch) die beteiligten deutschen Institute ungemein. Auch mehrere Astronomie-Satelliten dürfen weiter machen. (ESA Release 7.10.2009, DLR PM 14.10.2009)

Die aktuellen Starttermine der nächsten NASA-Astro-Satelliten sind der 7. Dezember für den IR-Satelliten WISE (Wide-field IR Survey Explorer), der in Vandenberg eine Delta II nehmen wird, und der 3. Februar 2010 für das Solar Dynamics Observatory auf einer Atlas V in Cape Canaveral. (NASA ELV Status Report 16.10.2009)

GOCE bei der Arbeit an der besten Schwerkraftkarte der Erde

Die Bahn des ungewöhnlichen ESA-Satelliten ist nach ausgiebigen Tests in 280 km Höhe am 13.9. auf 255 km abgesenkt worden, wo er nun das Geoid mit unerreichter Genauigkeit vermisst. Die Bahn konnte sogar etwas tiefer gelegt werden als ursprünglich geplant: Dank der anhaltend geringen Sonnenaktivität ist die Erdatmosphäre deutlich kontrahiert und reibt weniger. (BBC 22.9.2009, ESA Press Release 30.9.2009, Discovery 12.10.2009)

ESA und DLR haben sich über ein Datenrelais-Satellitensystem per Laserstrahl (European Data Relay System) geeinigt, dessen Finanzierung zwar noch nicht steht, das aber einmal den Sentinel-Satelliten (und vielen anderen) helfen könnte. (Space News 16.10.2009)

Koordinierte Mars-Pläne von NASA & ESA nehmen Form an

13. August 2009

Vorsicht ist geboten bei Prognosen, die sich auf die Zukunft beziehen: Das musste auch dieser Blog (als er noch anders aussah und es das Wort noch nicht mal gab) erfahren, wo vor 9 Jahren ganz genau zu lesen war, wie sich die NASA (siehe Artikel 144) und die USA und Europa gemeinsam (siehe Artikel 164) die kommenden Jahrzehnte der Marsforschung vorstellten – schon zwei Jahre später war davon wenig übrig geblieben (siehe Artikel 532), und Amerika und Europa gingen wieder eigene Wege, beide auch mit etlichen großen Erfolgen bzw. einem.

Aber nun erscheint erneut ein gemeinsames Programm von Marssonden der NASA und der ESA am Horizont, erzwungen von knappen Kassen beiderseits des Atlantik und im Juni im Prinzip auf einem Meeting in Plymouth (UK) beschlossen. Damals drangen nur vage Visionen an die Öffentlichkeit, aber Ende Juli berichteten mehrere Quellen schon Genaueres – u.a. scheint eine erneute Verschiebung des Euro-Marsrovers ExoMars auf 2018 beschlossene Sache zu sein. Nach dem neuen Plan könnte Folgendes passierien:

  • 2016 startet ein europäischer Orbiter auf einer amerikanischen Atlas-Rakete, auf der außerdem ein amerikanischer statischer Lander Platz hat. Für den würde der Euro-Orbiter als Funkrelais dienen, sich in erster Linie aber mit der Suche nach den konkreten Quellen der Methan-Ausdünstungen auf der Oberfläche beschäftigen.

  • 2018 startet – abermals auf einer Atlas – der ExoMars-Rover der ESA, der damit von einem besonders günstigen Startfenster Gebrauch macht, das den Transport von extra viel Masse auf die Marsoberfläche erlaubt: Dazu soll auch ein kleinerer US-Rover vom Format der MER Spirit of Opportunity gehören. Wenn der Orbiter von 2016 vielversprechende Plätze gefunden haben sollte, könnten beide Rover gezielt in der Nähe von Methan-Quellen abgesetzt werden.

  • 2020 schließlich könnte – wie schon seit Jahrzehnten immer wieder einmal vorgeschlagen – ein ganzes Netzwerk statischer Lander auf der Marsoberfläche verteilt werden.

Noch unklar ist, ob sich die NASA um die riskante Landeoperation von ExoMars kümmern wird, für die die ESA keine Erfahrungen hat (aber gerne sammeln würde): Das Entry, Descent & Landing-System würde man in diesem Szenario vom großen Marsrover MSL alias Curiosity übernehmen, der 2011 auf die Reise gehen soll. Wenn es ihm nicht doch noch an den Kragen geht: Die gegenwärtig mit 2,3 Mrd.$ angegebenen Kosten drohen um weitere 15 bis 115 Mio.$ zu steigen, aber für einen Abbruch des Projekts (dessen Kostenexplosion zunehmend auch Mars-ferne NASA-Missionen bedroht) ist es wohl schon „zu spät“.

Auch die Realisierung von ExoMars ist noch alles andere als sicher: Selbst die Kollaboration mit der NASA garantiert offenbar nicht, dass die politische Vorgabe von maximal 850 Mio. Euro ESA-Beitrag eingehalten werden kann. Harte Zahlen soll es bis September geben, intensive Diskussionen in den nächsten Monaten, und die ESA will bis Jahresende entscheiden. Und wann würde die gewaltige – und vermutlich gemeinsam gestemmte – Mars Sample Return Mission kommen, die 6 bis 8 Mrd.$ kosten dürfte? Sicher nicht vor 2024, sagt die gebeutelte NASA inzwischen ganz offiziell.

AW&ST vom 27.7. S. 36-7 und Nature News vom 10.7.2009 sowie Artikel von New Scientist, BBC, Ars Technica und Great Beyond und ein ESA Release zur neuen Kollaboration.