Posts Tagged ‘Fobos-Grunt’

Spekulationen über das Versagen – und den endgültigen Verbleib – von Fobos-Grunt

31. Januar 2012

treiben auch zwei Wochen nach dem Wiedereintritt die Weltraumszene um: Zum einen gibt es jetzt einen offiziellen Untersuchungsbericht zum Ausfall der Marssonde schon kurz nach Erreichen der Parkbahn um die Erde Anfang November 2011, zum anderen angeblich präzise Koordinaten ihres Einschlags am 15. Januar 2012 – aber beidem fehlt die letzte Überzeugungskraft. Der Bericht zum Versagen der Sonde verweist immerhin Spekulationen über äußere Einflüsse – wie ein amerikanisches Radar – ebenso ins Reich der Fantasie wie Programmierfehler: Stattdessen werden einige Probleme benannt und der Ausfall im Wesentlichen der Wirkung Kosmischer Strahlung auf ungeeignete elektronische Bauteile – zwielichtige Billigimporte aus China womöglich – zu geschrieben, die wider besseres Wissen über solche Risiken verbaut worden seien. Nachdem sie der Strahlungsbelastung nicht standhielten, rebooteten dem Bericht zufolge zwei Bordcomputer von Fobos-Grunt und verblieben dann in einem Wartezustand, aus dem sie sich dann in den zwei dramatischen Monaten in der Parkbahn nicht mehr befreien ließen. [NACHTRAG: Zusammenfassungen des Berichts in Russisch und in Englisch vom 3. Februar.]

Und das Ende? USSTRATCOM hat zu guter Letzt doch noch einen genauen Zeitpunkt und Koordinaten – 18:46 MEZ ±1 Minute und 46°S 87°W – angegeben, was im Pazifik 930 km vor der südamerikanischen Küste und 1100 km vor der nächsten Landberührung auf der Bahn liegen würde. Diese Angaben – wenn sie wirklich so präzise sind, basieren sie wohl auf der direkten Beobachtung des Wiedereintritts durch einen Frühwarnsatelliten; offiziell wird das mal wieder nicht bestätigt – beziehen sich indes auf eine Höhe von 80 km: Diverse Orbitexperten gehen davon aus, dass bestimmte Trümmerteile (darunter die Probenkapsel) noch bis zu 820 km weiter entlang der Bahn nieder gegangen sein könnten. Und da Fobos-Grunt jede Minute 450 km zurück legte, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass etwas die Region Araucania in Chile erreichte. Berichte über derartige Beobachtungen – oder gar Funde – aus dieser dünn besiedelten Region gibt es allerdings weiter nicht, aber vielleicht lohnt ja tatsächlich die Suche. Voice of Russia, TASS, Novosti, Reuters, Universe Today, Spiegel 31., Jonathan’s Space Report, The Space Review 30., Txnologist 29., ESA Release, Universe Today 25.1.2011

Eine vermeintliche Enthüllung über das Ende des ROSAT geistert gleichzeitig durch die Medienwelt, aufgebracht von Spiegel Online und heute ohne Quellenangabe übernommen und weiter aufgepeppt von der britischen Daily Mail: Danach hätte der deutsche Horror-Satellit beinahe die chinesische Hauptstadt Beijing vernichtet (oder so ähnlich). Welche Neuigkeit: In der Reentry-Nacht hatten Weltraumfans rund um den Globus, darunter natürlich auch dieser Blogger, den letzten Orbit ROSATs per Simulation anhand der letzten Bahnelemente ‚live‘ verfolgt und natürlich registriert, dass der – virtuelle – Satellit (der da nach späteren Angaben schon in den Indischen Ozean gefallen war) über mehrere chinesische Großstädte hinweg zog.

Und der nächste Röntgensatellit kommt bestimmt: der RXTE

Wenn der gerade abgeschaltete Rossi X-ray Timing Explorer der NASA im Zeitraum – je nach künftiger Sonnenaktivität – 2014 bis 2023 unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintritt, dann besteht ein ungewöhnlich großes Risiko für einen Personenschaden von 1:1000 (dass es irgendwen auf dem Planeten trifft): Das ist 10-mal größer als man heute für akzeptabel hält. Doch der Start des erfolgreichen Satelliten war im Dezember 1995 vier Monate erfolgt, bevor die NASA diesen Standard in Kraft setzte, so dass formell alles mit rechten Dingen zugegangen ist. In ein paar Jahren wird sich das Spektakel der unkontrollierten Rückkehr eines Röntgensatelliten also wiederholen: Dann ist die Zone zwischen 23° N & S betroffen. Satelliten mit einem RXTE-ähnlichen Schadensrisiko – das beim ROSAT 1:2000 und beim UARS 1:3200 betragen hatte – fallen übrigens alle paar Jahre vom Himmel, und passiert ist noch nie etwas: Auch 1:1000 ist halt eine ziemlich kleine Zahl.

Fobos-Grunt: feuriges Ende in ca. zehn Tagen

5. Januar 2012

Hier kommt die todgeweihte russische Marssonde („Kaum noch Hoffnung …“; Update in ISAN 152-7) Fobos-Grunt am 1. Januar über den Himmel gezogen: ein Teleskop-Video von T. Legault (der mit guten Argumenten entsprechende Versuche von R. Vandebergh für zweifelhaft hält; letzterer war gegenüber diesem Blog zu keiner konkreten Stellungnahme bereit). Das russische Militär geht jetzt von einem Wiedereintritt am 15. Januar aus, ohne die Unsicherheit genauer zu beziffern, während der erfahrene Bahnanalytiker Harro Zimmer auf den 15. oder 16. Januar tippt und der nicht minder bekannte T. Molczan auf den frühen 16. Januar (±2 Tage) kommt – einen Zeitpunkt, auf den der Trend der Prognosen seit zwei Wochen sehr stabil hinweist. Updates zum Reentry gibt es u.a. auf dieser und dieser Webseite, während der augenblickliche Aufenthaltsort des großen Satelliten hier angezeigt wird; wenn das Ende näher kommt, wird wieder ein Live-Blog fällig …

Nachrichten aus der Marsforschung kompakt

15. November 2011

Opportunity hat Homestake kaputt gefahren und dann Fahrerflucht begangen – allerdings war der ‚Unfall‘ geplant: Indem der Marsrover mehrfach über die kuriose ‚Vein‘ (ein geologischer Fachausdruck, im Deutschen etwa ‚Ganglagerstätte‘) gefahren war und sie zertrümmerte, konnte wohl etwas über die Beschaffenheit dieses auf dem Mars noch nie gesehen Aufschlusses gelernt werden. Danach hat der Rover freilich rasch die Flucht ergriffen: Bevor der nächste Winter kommt, muss er sich auf Cape York ideal mit seinen Sonnenzellen platzieren.

Die komplette Mars-Rundfahrt von Opportunity im Zeitraffer, gesehen mit der vorderen rechten ‚Hazcam‘, die 3418 Bilder lieferte – bis der Rover sich endgültig fest fuhr und dann der Kälte zum Opfer fiel …

Der Marsvulkan Tharsis Tholus – ein kollabierter Achttausender in einer dreifach überhöhten 3D-Rekonstruktion von Bildern des Mars Express: Die Grundfläche beträgt 155 x 125 km, die Caldera, wo der Vulkankegel nach Verbrauch des Magmas eingebrochen ist, misst 34 x 32 km.

Kaum noch Hoffnung für den gestrandeten Fobos-Grunt

in der niedrigen Erdumlaufbahn (208 x 331 km, Neigung 51.4°), wo die erste russische Marsmission seit 15 Jahren nach ihrem Bilderbuch-Start einer Zenit vor einer Woche hängen geblieben ist, besteht trotz intensiver Bemühungen der Bodenkontrolle: Die Sonde ist offenbar kurz nach Erreichen der Parkbahn, wo sie sich noch einmal kurz gemeldet haben soll, in einen tiefen Safe Mode geraten. Deswegen hat sie auch keine der beiden Zündungen ihres eigenen Triebwerks zur Vergrößerung der Ellipse und dann dem Abflug Richtung Mars durchgeführt – und weigert sich auch beharrlich mit der Erde zu kommunizieren, obwohl sie offenbar eine stabile, womöglich sogar aktiv kontrollierte, Fluglage hat und auch sonst keine Beobachtungen auf physischen Schäden an Bord hinweisen. Das Verlassen der Parkbahn hätte komplett autonom und außerhalb der Reichweite von Bodenstationen erfolgen sollen, weshalb Amateurastronomen sogar offiziell eingeladen worden waren, die Manöver zu beobachten: Das erste wäre ideal für Brasilien platziert gewesen. Die Nachricht, dass sich die Bahn von Fobos-Grunt nicht verändert hatte, war denn auch zuerst von internationalen Satellitenbeobachtern gekommen: Das russische Management befindet sich in einer unfassbaren Schockstarre und hat so gut wie nichts Offizielles zum Status der Mission und den konkreten Rettungsversuchen verlauten lassen!

Dass wieder und wieder keine Reaktion auf die – wegen der niedrigen Bahn nur Minuten lang möglichen – Versuche der in dieser Missionsphase nie vorgesehenen Kontaktaufnahme erfolgte, wurde immer nur hinten herum russischen Medien gesteckt, und dass die Sonde zumindest im Orbit nicht taumelt und womöglich gar einmal aktiv die Bahnhöhe ein wenig angehoben hat, machten wiederum die Amateurastronomen bekannt. (Ende November beginnt übrigens ein exzellentes visuelles Beobachtungsfenster für Deutschland.) Erst auf der traditionellen Pressekonferenz nach dem gestrigen Soyuz-Start zur ISS konnte Roskosmos-Chef Vladimir Popovkin den Fragen der Presse nicht mehr ausweichen: Bis Anfang Dezember habe man noch Zeit, die Sonde – deren Systeme er keck aber womöglich durchaus zutreffend als „nominal arbeitend“ beschrieb – wieder unter Kontrolle zu bringen und die Erdbahn noch zu verlassen, dann ist der Orbit zu tief gesunken, um mit dem vorhandenen Treibstoff noch weg zu kommen. Mit dem Wiedereintritt wäre dann im Januar zu rechnen (das sehen auch unabhängige Bahnrechner so; die Oberstufe der Zenit kommt dagegen schon Ende November herunter), wobei Popovkin von einer großen Explosion der 7.5 Tonnen Hydrazin ausgeht, die noch in den Tanks sein sollten: Die werde die Sonne derart zerreißen, dass kaum Trümmer den Boden erreichen könnten.

Andere Experten sehen das weniger optimistisch – und erwarten neben der ‚Landung‘ eines gefrorenen und giftigen Hydrazinklumpens auch die unbeschadete Rückkehr der Kapsel, mit der eigentlich 2014 Bodenproben vom Phobos eintreffen sollten. Und in der sich auch lebende Kleinstorganismen eines kuriosen „Transspermie“-Experiments der Planetary Society befinden: Die könnten es womöglich schaffen. Eigentlich sollten sie das Überleben einer Reise zum Mars und zurück demonstrieren, so wären es immerhin ein paar Wochen im Orbit. Die gesamte Raumsonde hat übrigens nur 1.2 Mrd. Rubel = 30 Mio. Euro gekostet und war voll versichert; in die komplette Entwicklung von Fobos-Grunt waren allerdings 5 Mrd. Rubel (120 Mio. Euro) gesteckt worden. (Physics World, Universe Today, Tagesspiegel 15., Spaceflight Now, Planetary Society Blog, Space.com 14., MarsPages 13., NASA Spaceflight 11., Nature News 4.11.2011 – viele weitere Artikel sind im roten Kasten des Cosmic Mirror #345 verlinkt, Status-Updates gibt es im RussianSpaceWeb und endlose Diskussionen im Forum von NASA Spaceflight. Und NASA Release 10., Space Policy Online 12., LA Times 13.11.2011 zu den Vorbereitungen für den Start des US-Marsrovers Curiosity am 25. November, die planmäßig voran kommen)

Der Ton auf dem Mars entstand überwiegend unterirdisch in 5 bis 10 km Tiefe, hat die ausgiebige Analyse von Daten mehrerer Marsorbiter ergeben: Auf längere Phasen mit flüssigem Wasser auf der Planetenoberfläche dürfe man zumindest aus den Ton-Vorkommen (wie sie Opportunity nach der Winterpause – s.o. – am Rande von Endeavour untersuchen soll; womöglich ist The Vein so ein Fall gewesen) nicht schließen. Die bildeten sich in heißem Wasser in der Tiefe und wurden erst durch Erosion frei gelegt, nur vereinzelt mag es auch zu Tonbildung an der Oberfläche gekommen sein – und der Mars war immer eine Wüste. Diese Schlussfolgerung – unter Marsforschern nicht unumstritten; andere halten die Morphologie vieler Täler für einen zwingenden Beweis reichen flüssigen Oberflächenwassers in ferner Vergangenheit – macht die Suche nach Fossilien nicht leichter, ist aber auch kein Argument gegen (früheres) Leben auf dem Mars: Auch auf der Erde gibt es, sogar komplexe, Lebensformen in erheblicher Tiefe. (Ehlmann & al., Nature 479 [3.11.2011] 53-60; JPL Release, Science News 2., BdW 3.11.2011)

NASA pleite, ESA verzweifelt: Jetzt soll Russland die 2016-er Hälfte von ExoMars retten

15. Oktober 2011

Der erhoffte Brief von der NASA („ExoMars-Missionen …“) ist im September nicht gekommen, und auch ein Gipfeltreffen der Chefs von ESA und NASA am 3. Oktober brachte nicht den Durchbruch: Die NASA kann (bzw. das weisunggebende Office of Management and Budget des Weißen Hauses will) keine Atlas 5 mehr für den Start des 2016-er ESA-Marsorbiters beisteuern, wie es die gemeinsamen Marspläne von 2009 („Grünes Licht …“) eigentlich vorsahen. Damit gab es für die ESA nur drei Möglichkeiten: irgendwo 150 Mio. Euro für eine Ariane 5 zusammen zu kratzen (ziemlich aussichtslos), auf den Satelliten komplett zu verzichten (extrem unerfreulich und voller übler Konsequenzen) – oder aber einen dritten Partner ins Boot zu holen. Und genau das hat ESA-Chef Dordain jetzt getan: An die russische Weltraumbehörde Roskosmos ist eine offizielle Einladung geschickt worden, dem ESA-Orbiter doch bitte einen Proton-Start zu spendieren, im Austausch für den Mitflug eigener Experimente und/oder Technologie. Und zwar eher auf dem Rover denn auf dem Orbiter, dessen Design schon praktisch fest steht und der dringend gebaut werden muss, um das Startfenster 2016 zu schaffen.

Bis kommenden Februar soll Klarheit herrschen, ob Russland tatsächlich als dritter vollwertiger Partner bei ExoMars einsteigt: Noch sind auch die USA ein solcher, mit einer Art von Garantie (so hat es Dordain jedenfalls verstanden), dass sie wesentliche Komponenten des 2018-er Rovers samt Start und Landetechnik beisteuern („Keine ESA-Landeübung …“). Sollte der Deal mit Russland scheitern, bliebe der ESA nur die Streichung des 2016-er Trace Gas Orbiters, was zahlreiche unbequeme Folgen hätte. Zum einen wäre die ganze wissenschaftliche Nutzlast – zur Erforschung von Spurengasen, insbesondere des mysteriösen Methans – in der Marsatmosphäre heimatlos, zum anderen müsste die Funkrelais-Technik für den 2018-er Rover in dessen eigene Cruise Stage umziehen, die dann im Orbit bleiben müsste. Und das komplizierte Geflecht von europäischen Industrieaufträgen und den finanziellen Beiträgen einzelner ESA-Mitglieder zu dem – freiwilligen! – ExoMars-Projekt geriete in eine solche Schieflage, dass neu verhandelt werden müsste und einzelne Länder samt ihrer Euros auch wieder aussteigen könnten. Es bleibt spannend …

Nature News, BBC, Planetary Society Blog 14., Space News 13., KosmoLogs 5., AW&ST 4.10., Space News 30.9.2011. Auch umfangreiche Seiten der ESA und Updates von Russian Space Web sowie Planetary Society Blog 14. und Universe Today 15. und 13.10.2011 zum nun für den 7. November geplanten Start der russischen Mars-Mond-Sample-Return-Mission Fobos-Grunt. Der entgegen anhaltenden Gerüchten nun tatsächlich – zusammen mit dem chinesischen Mondorbiter Yinghou-1 – im 2011-er Startfenster stattfinden und damit das russische Marsprogramm 15 Jahre nach dem letzten (Fehl-)Start wieder aufnehmen soll

Die Karbonate in ALH84001 wuchsen auf einem feuchten Mars bei 18°C, hat eine komplizierte Isotopenanalyse des Innenlebens des berühmt-berüchtigten ältesten Marsmeteoriten jetzt ergeben: Zumindest an einem Ort und für kurze Zeit muss der Mars – vor rund 4 Milliarden Jahren – ein geradezu gesundes Klima gehabt haben. Wie weit man diese Erkenntnis allerdings auf den gesamten Planeten und einen längeren Zeitraum ausdehnen kann, ist alles andere als klar. (Caltech Press Release 12., Space.com 3.10.2011. Und ESA Release 29.9.2011 zu überraschend viel Wasserdampf in der Marsatmosphäre, den SPICAM auf dem Mars Express entdeckt hat)

Kritisches Bahnmanöver von Akatsuki im November

Nachdem sich das Haupttriebwerk der unglücklichen japanischen Venussonde bei Tests im September als zu stark beschädigt erwiesen und nur 1/9 des erhofften Schubs geliefert hat, ruht jetzt alle Hoffnung auf den kleinen Düsen des Systems für die Lageregelung: Mit denen wird Anfang November ein erstes Bahnmanöver versucht, das zu einer erneuten Annäherung an die Venus im Jahre 2015 führen soll. Wie schon bei Hayabusa geben die Japaner so schnell nicht auf … (Planet C Update 30.9.2011. Auch EPSC Release 6.10.2011 zur Entdeckung einer dünnen Ozonschicht und NASA Release 27.9.2011 zur Dynamik der Meso- und Thermosphäre der Venus, beides vom Venus Express)

Die GRAIL-Satelliten gehen jetzt getrennte Wege

Bahnmanöver von GRAIL A und B am 30. September und 5. Oktober haben dazu geführt, dass die beiden Sonden nun leicht unterschiedliche Bahnen eingenommen haben und mit einem Tag Abstand den Mond erreichen werden. Die lange Reise hat den Vorteil, dass das einzige Instrument auf beiden künftigen Orbitern, der Ultra Stable Oscillator, in aller Ruhe eine stabile Arbeitstemperatur einnehmen kann, und auch das Testen der Satelliten selbst kann in aller Ruhe durchgeführt werden. (NASA Release 6.10.2011)

Die Titan-Vorkommen auf der Mondoberfläche kartiert hat der Lunar Reconnaissance Orbiter mit seiner Weitwinkel-Kamera: Das Verhältnis von Reflektivität im UV und Sichtbaren verrät nämlich den Titangehalt des Bodens, der in irdischem Gestein 1% selten übersteigt. Auf dem Mond hingegen schwankt er in den Maria zwischen einem und knapp über 10%, während er in den Hochländern unter 1% liegt. (EPSC Release 7.10.2011)

Und nochmal ISS und Endeavour … in Bewegung!

9. Juni 2011

Und zwar erheblich beschleunigter … in Originalgeschwindigkeit sind Nespolis Videoaufnahmen hier zu sehen, während er hier der ESA beschreibt, wie er dauernd zwischen Standbildern (eine weitere Sammlung und zoombare Versionen) und Video wechselte und kaum selbst zum Gucken kam. Erinnert an unerfahrene SoFi-Beobachter …

Die Aschewolke des Chile-Vulkans Puyehue-Cordón Caulle am 8. Juni auf einer Aqua-Aufnahme; es gibt auch ein früheres Satelliten-Video.

Der zweitschwerste Buschbrand in der Geschichte Arizonas (siehe hier und hier) wird von zahlreichen Satelliten überwacht, hier Landsat 7 am 7. Juni.

Die südliche Polkappe des Mars nahe Ulyxis Rupes aus Sicht des Mars Express – veröffentlicht zur Feier des 8. Jahrestags seines Starts (siehe Artikel 673).

Der russische Fobos-Grunt hat tatsächlich Gestalt angenommen nach chaotischer Vorgeschichte („Chaos bei Fobos-Grunt …“): weitere Bilder hier und ein Bericht über Tests in der Vakuumkammer.

Nachrichten aus der Planetenforschung kompakt

20. Juni 2010

Hayabusas Probebehälter in Japan – und eine neue Mission?

Mit einem Charterflugzeug ist der – von aller Pyrotechnik befreite (Bild oben) und weiterhin hermetisch versiegelte – Probencontainer der Hayabusa-Kapsel von seiner Landestelle in Australien in der Nacht vom 17. zum 18. Juni zum japanischen Flughafen von Haneda gebracht worden, von dem es aus weiter in ein Speziallabor in Kanagawa ging. Hier wird der Container zunächst mit Computertomografie untersucht, bevor er in einigen Wochen vorsichtig geöffnet wird. Schon jetzt wird die in Japan überaus populäre Mission als Triumpf gefeiert – und der Ruf wird laut, die Arbeit an der de facto eingestellten Mission Hayabusa 2 wieder aufzunehmen, die einen anderen Asteroiden ansteuern würde. Mittleres Bild: die Spur der Kapsel am Himmel, während die Reste des Mutterschiffs verglühen, aufgenommen mit einer Bildverstärker-Kamera auf dem NASA-Flugzeug. Unten: Strichspuren der beiden, aufgenommen am Boden (in Kingoonya) bei wolkigem Himmel. (Mainichi Daily News, Japan Times 18., Daily Yomiuri, Space.com 17., Japan Today, Daily Yomiuri [Kommentare] 16.6.2010)

Chaos bei Fobos-Grunt: Schafft Russland einen Sample Return vom Marsmond Phobos? Der Start der kühnen russischen Mission ist bereits von 2009 auf’s nächste Fenster 2011 gerutscht, aber es ist keineswegs ausgemacht, dass die überaus kompliziertes Mission bis dahin bereit sein wird: Den Mechanismus für die Probenentnahme wird man offenbar durch den polnischen Bohrer CHOMIK (entwickelt für den Kometenlander Philae) ergänzen, der aber wohl nur zum Einsatz kommt, wenn der Boden ungewöhnlich hart sein sollte. Das Flugkontrollsystem weist noch erhebliche Mängel auf. Und der Landeort der Probenkapsel – ein Militärgelände in Kasachstan mit ein bisschen oder eins in den USA mit ganz viel Radar zur Ortung – ist ein Politikum, fordern die USA doch sofortigen Zugang zu den Bodenproben als Gegenleistung … (Russian Space Web) NACHTRAG: dieselbe Story bei der BBC.

Cassini wagt sich näher an Titan als je zuvor: 880 km Abstand

Am Morgen des 21. Juni (MESZ) wird der Cassini-Orbiter noch 70 km tiefer in die Atmosphäre des Saturnmonds Titan eindringen als bei irgendeiner der 70 nahen Begegnungen zuvor und sich der Oberfläche bis auf 880 km nähern: Drei Jahre lang war dieses etwas riskante Manöver vorbereitet worden, das auch mit Absicht ans Ende der aktuellen Missionsverlängerung (Equinox Mission) gelegt worden. Die Missionsplaner sind sich praktisch sicher, dass Cassini durch den Luftwiderstand nicht in gefährliches Schlingern geraten wird und haben herausgefunden, dass die sicherste Orientierung zufälligerweise fast genau dieselbe ist, bei der die große Antenne Richtung Erde zeigt. Daher hat man beschlossen genau diese Lage einzunehmen und während des Flyby Funkkontakt zur Erde zu halten. Jeder Kilometer tiefer verbessert die Messbarkeit eines eventuellen Titan-eigenen Magnetfelds erheblich, dessen Signatur mit der vierten Potenz der Höhe abnimmt. Und in 880 km unterfliegt Cassini auch zum ersten Mal Titans Ionosphäre und kann fast ungestört von Saturns Feld auch einem schwachen Feld des Mondes nachspüren. Zwar jetzt Titan Saturns Magnetismus nichts Nennenswertes entgegen, aber das heißt ja nicht, dass sein eigenes Feld exakt Null ist: Zu wissen, ob Titan überhaupt eins hat, verspricht weitere Aussagen über sein Innenleben. (JPL Release, Blog, Insider 17., Raumfahrer 20.6.2010)

Intensive Instrumententests mit der Kuipergürtelsonde New Horizons, die nach längerer Zeit wieder einmal aufgeweckt wurde, finden derzeit statt – sie befindet sich (unfähr auf halbem Weg zu ihrem ersten Ziel Pluto) in einer Art Niemandsland des Sonnensystems. (Science@NASA, Raumfahrer 18.6., Centauri Dreams 24., PI Perspective 21.5.2010. Und Planetary Society Blog, Space Politics und Raumfahrer zur weiter nicht gesicherten Versorgung künftiger Sonden ins ferne Sonnensystem mit Plutonium-238)

Die Datenbänder von Explorer 1 und 3 werden digitalisiert

5000(!) Magnetbandspulen aus der Urzeit der Weltraumforschung, die Messdaten James van Allens aus dem erdnahen Weltraum mit den allerersten Forschungssatelliten der USA enthalten, werden nach über 50 Jahren im Rahmen eines 60’000-Dollar-Projekts komplett digitalisiert und dann im Internet zugänglich gemacht: Sie lagerten in einem Keller der University of Iowa, wo sie zu schimmeln begonnen hatten. Da die Messungen der Stärke der Kosmischen Strahlung in einer Art akustischem Format gesendet und auf die Magnetbänder geschrieben wurden, handelt es sich zugleich um den ersten „Schall“-Dokumente der amerikanischen Raumfahrtgeschichte, deren Erhalt nun gesichert zu sein scheint. (Science 328 #5985 18.6.2010)

4 m Auflösung: die Nahaufnahmen von Phobos

15. März 2010

ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)

So sah die High Resolution Stereo Camera des Mars Express den Marsmond Phobos mit ihrem Nadir-Kanal beim Vorbeiflug am 7. März – mit den Bildern hat’s was länger gedauert als angekündigt, dafür haben sie aber auch 4.4 m/Pixel Auflösung. Und die geplante Landeregion von Fobos-Grunt ist bestens zu sehen. Nach der Verschiebung dieser russischen Sample Return-Mission scheint übrigens China zu erwägen, seinen Mitpassagier alleine zum Mars zu schicken.