… die heute früh noch im Dunkeln den US-Wetter- und Klimasatelliten NPP startete: Es war die 151. Rakete diesen Typs (Bild: gestern, nach dem Rollback der Service Structure), und obwohl noch 5 fertige eingelagert sind, gibt es keine konkreten Interessenten dafür. Die hofft die United Launch Alliance aber doch noch zu finden, weshalb man jetzt auf jedwede (Freuden- oder Trauer-)Feier zum Programmende verzichtet hat. Für bestimmte Forschungssatelliten der NASA hätte die Delta II genau die richtige Größe, und da soll es geheime Gespräche geben. Wenn es noch zu Starts kommen sollte, dann vermutlich 2014 oder 2015 und wieder im kalifornischen Vandenberg – wo heute auch der NPP seine Reise auf eine 824 km hohe Polarbahn antrat. Das Kürzel NPP steht für „NPOESS Preparatory Project“, NPOESS wiederum für ein „National Polar-orbiting Operational Environmental Satellite System“ der USA – das es aber gar nicht mehr gibt, nachdem die glücklos vereinigten zivilen und militärischen Wettersatelliten-Programme (letzter Satz der 1. BU) 2010 wieder getrennt wurden.
Für die zivile Wetterbehörde NOAA ist der NPP dabei inzwischen nicht mehr nur eine Experimentalplattform sondern ein ‚lebenswichtiger‘ polar umlaufender Satellit geworden, da sie ihren letzten des alten Programms, NOAA-19, schon vor 2 1/2 Jahren startete – und der NPOESS-Nachfolger Joint Polar Satellite System (JPSS) wird frühestens 2017 oder 2018 seinen ersten haben, einen Klon des NPP mit seinen 5 neuartigen Instrumenten, von denen 4 Weiterentwicklungen existierender Sensoren sind. Über 30 Klimaparameter sollen sie überwachen und täglich 4 TB Daten liefern, sowohl für die Forschung wie die Wetterprognosen von Agenturen rund um den Globus: NPP schlägt eine Brücke zwischen dem alten Earth Observing System (EOS) und dem JPSS. Neben dem 2-Tonnen-Satelliten waren auch noch 5 kleine CubeSats an Bord der Delta, der 3. Educational Launch of Nanosatellite (ELaNa) der NASA. Fotos (!), das NASA– und ein Amateur-Video vom Start, eine Broschüre, Press Releases von NOAA, NASA (früher) und ULA und What on Earth sowie Spaceflight Now, CBS, BBC, Space.com (früher), Planetary Society Blog, Real Climate, Space Policy Online, Science 2.0 28.,Scientific American 27., Standard 19.10.2011
Der erste Start einer Soyuz in Französisch-Guayana
war genau eine Woche zuvor geglückt: Die bisher nur die kasachische Trockensteppe von Baikonur und die Taiga von Plesetsk gewohnte russische Rakete kam problemlos mit dem besonders schlechten Tropenwetter klar, das kaum überzeugende Videos und Fotos zu ließ. Aber um pretty pictures geht es ja auch nicht sondern um mehr Nutzlast: Praktisch vom Äquator aus kann eine Soyuz bis zu 3 Tonnen Nutzlast auf einen geostationären Transferorbit hieven, in Baikonur auf 46°N sind es nur 1.7 Tonnen. In einem komplizierten Arrangement sind die ESA, die CNES, Roskosmos und Arianespace für die Starts zuständig. An Bord der ersten Tropensoyuz waren die ersten beiden Satelliten zur In-Orbit Validation von Galileo („Fortschritte …“): Mit ihnen kann zum ersten Mal das System von Navigationssatelliten konkret getestet werden, Bodenstationen inklusive. Dank besserer Atomuhren an Bord der Satelliten soll Galileo dereinst das amerikanische GPS an Präzision übertreffen und so manche neuartige Anwendung erst möglich machen. Der Aufbau des Satellitennetzes geht im August 2012 weiter, wenn erneut zwei Galileo-Satelliten starten: Mit dann insgesamt vier kann dann zum ersten Mal auch eine Ortung auf Basis der Galileo-Daten durchgeführt werden.
Die Atomuhren und der Signalgenerator wurden bereits mit den Testsatelliten Giove-1 und -2 als weltraumtauglich qualifiziert, die schon 2005 und 2007 starteten; seither wurden 18 operationelle Satelliten geordert, die bis 2015 im Orbit sein sollen: Dann ist Galileo einsatzbereit (das Fernziel sind allerdings 30 Satelliten im Orbit, davon 3 in Reserve, bis ca. 2020). Das Programm ist freilich mit rund 5 Mrd. Euro viel teurer geworden als vorgesehen und hinkt ausserdem etwa 12 Jahre hinter den ersten Plänen her: Wie weit sich die Spezialdienste von Galileo gegenüber dem dann auch schon wieder besseren GPS behaupten können werden, ist kaum ab zu sehen, und so mancher Raumfahrtexperte hat schon jetzt alle Hoffnung aufgegeben … (Video [ein längeres aber schlechteres], Bilder [mehr & mehr] und Press Releases von ESA, DLR und Arianespace [früher, noch früher] zum Start sowie Reuters 25., New Scientist, Universe Today, Spiegel, Space Today, KosmoLogs, Eureka 21., Space Today 20., Nature News, EurActiv 19.10.2011 – und Universe Today 28.10.2011 zum nächsten kasachischen Soyuz-Start am 30.10. mit einem Progress-Transporter)
Die erste Vega-Rakete ist in Französisch-Guayana angekommen: Die einzelnen Stufen des Trägers für den Qualifikationsflug sind am 24. Oktober in Kourou eingetroffen (Bild), die Kampagne beginnt am 7. November mit der Überführung der ersten Stufe zum Startplatz, und der Erststart ist für Ende Januar 2012 vorgesehen. Die Vega ist Europas neue kleine Trägerrakete. Ihre Leistung wird die des Schwerlastträgers Ariane 5 und der mittelgroßen Sojus ergänzen: Je nach Art und Höhe der Umlaufbahn kann die Vega Nutzlasten mit einer Masse zwischen 300 kg und 2500 kg ins All bringen; als Eckwert gilt die Beförderung einer Masse von 1.5 t in eine polare 700-km-Bahn. (PM der ESA, Arianespace Press Release 28., Arianespace Mission Updates 26., 25.10.2011)