Posts Tagged ‘galileo’

Live-Blog zum Start der nächsten zwei Galileos

12. Oktober 2012

Ein weiteres ESA-Foto vom Start – weitere im Stream – und ein Video ab t-3 min. [22:25 MESZ] Die Fregat brennt wieder, wird bestätigt! [23:55 MESZ] Und auch, dass der 2. Burn erfolgreich war. Jetzt wird die Stufe in die richtige Orientierung gedreht. [23:57 MESZ] Die Satelliten sind ausgesetzt! Wenn die beiden neuen Galileos einsatzbereit sind, kann mit den nunmehr vier operationellen zum ersten Mal tatsächlich eine Position auf der Erde bestimmt werden. [24:00 MESZ – ENDE. NACHTRÄGE: ESA und Arianespace Press Releases, Artikel hier, hier, hier, hier & hier, ein Jubel-Tweet und noch mehr Start-Bilder im Stream. NACHTRAG 2: Die ersten 1 1/2 Stunden ist alles bestens gelaufen. NACHTRAG 3: Auch Tags darauf die Satelliten beide glücklich, und die EU auch]

Intermezzo! Radioastronomen sehen grün auf diesem bemerkenswerten japanischen Bild vom ALMA-Interferometer in Chile im Mondschein – derweil dürfte man in München eher blau sein, wo der 50. ESO-Geburtstag gestern Abend heftig begossen vornehm gefeiert wurde … [22:15 MESZ]

Ein echtes Foto vom Soyuz-Start hat die ESA gerade veröffentlicht, mit dem Hinweis, dass die Galileos um 23:59 MESZ ausgesetzt werden sollen. Zuvor soll die Fregat ab 23:49 MESZ ein 2. Mal 5 Min. lang brennen. [21:30 MESZ]

Intermezzo! Die allerletzte Reise der Endeavour hat begonnen, mit dem zwei Tage währenden Landtransport vom Flughafen LAX – oben die Abfahrt heute ganz früh – ins California Science Center: Das Interesse ist groß. Unten noch Überflüge des Hollywood-Zeichens von LA und der Golden Gate Bridge in San Francisco (ein Amateur-Video vom Boden) bei der Ankunft an der Westküste am 21. September; Artikel dazu hier und hier, mehr Bilder, auch hier, hier, hier, hier und hier – und von einem Satelliten aus. [21:15 MESZ]

Die Fregat & die Galileos sind im Orbit in ballistischem Flug: In gut drei Stunden wird die Oberstufe erneut gezündet, bevor die Satelliten ausgesetzt werden. Der Webcast soll um 23:25 MESZ wieder aufgenommen werden. [20:45 MESZ]

Intermezzo! Richtige Fotos von der Ankunft des Dragon an der ISS mit DSLR-Kameras sind – diesmal mit erheblicher Verspätung – veröffentlicht worden. Und SpaceX und die NASA untersuchen gemeinsam, wieso der Falcon-Start beinahe schief gegangen ist … [20:35 MESZ]

Weitere Screenshots aus dem Arianespace/ESA-Webcast; die Zeit läuft von unten nach oben. Die Oberstufe Fregat hat gerade zum 1. Mal gezündet und wird 13 Minuten brennen. [20:25 MESZ]

Keine 2 Minuten mehr bis zum Start. [20:13 MESZ] Gut weg gekommen! Schöner Start am Tag, mit strahlendem Sonnenschein; auch der Abwurf der Booster war gut zu verfolgen. [20:18 MESZ]

Da sitzen sie drin: Fast exakt ein Jahr nach dem Start der ersten beiden operationellen Galileos („Der erste Start einer Soyuz in Französisch-Guayana“) warten nun die nächsten beiden auf ihren Start um 20:15 MESZ mit der 3. Südamerika-Soyuz. Ein Webcast hat soeben verspätet hier begonnen; mehr Artikel sind in dieser Sammlung und speziell hier und hier zu finden. [19:55 MESZ]

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

15. Mai 2011

Globaler Magma-Ozean von Io in Galileo-Magnetfeld-Daten

Erst jetzt sind Modellrechnungen ausgefeilt genug geworden, um in 11 Jahre alten Daten des Magnetometers auf dem Jupiter-Orbiter Galileo nach Effekten durch das Innenleben des Mondes Io zu fahnden: Dabei ist – unabhängig von mehreren früheren Argumenten – bestätigt worden, dass es unter seiner Kruste eine globale Schicht zumindet zähflüssigen Magmas gibt. ultramafisches Gestein wird nämlich in geschmolzenem Zustand ein guter elektrischer Leiter und beeinflusst das Jupiter-Magnetfeld in ähnlicher Weise wie der salzige Ozean von Europa- Allerdings sind die Aussagen über Ios 50 bis 200 km dickem Magma-„Ozean“ (aus mindestens zu 20% geschmolzenem Lherzolith?) nur vage, basiert doch die Analyse auf nur zwei nahen Vorbeiflügen Galileos an Io 1999 und 2000: Ja, wenn man einen eigenen Io-Orbiter hätte … (JPL Release, Ars Technica, Bild der Wissenschaft 12., Gish Bar Times, Space Today 13.5.2011)

Titans Atmosphäre könnte durch Kometeneinschläge entstanden sein, während des Late Heavy Bombardements vor 3.9 Mrd. Jahren: Das legen Laborversuche nahe, bei denen Projektile auf eine Mischung aus Ammoniak und Wassereis geschossen wurden, die der Kruste des Saturnmonds entspricht. Dabei wurde etwas Ammoniak in Stickstoffgas umgewandelt: Man kann hochrechnen, dass die gesamte dichte Stickstoffatmosphäre Titans auf diese Weise gebildet worden sein könnte. (New Scientist 8.5.2011. Und Ars Technica 9.5.2011 zu weiteren Indizen für einen unterirdischen Titan-Ozean)

MESSENGER schon mehr als 100-mal um den Merkur gesaust

Am 6. Mai war dieser Meilenstein erreicht: Der erste Merkur-Orbiter hatte bis dahin fast 2 Mio. Kommandos ausgeführt, über 70 Mio. Magnetfeldmessungen gemacht, 300’000 Spektren von Gamma bis IR und 16’000 Bilder aufgenommen. Zur Zeit geht es besonders „heiß her“, da MESSENGER die Tagseite Merkurs beim höchsten Sonnenstand überfliegt – dafür geht es umgekehrt immer wieder in den Schatten des Planeten: Der Orbiter hat damit aber – dank umfassender Vorbereitung – keine Probleme. (Mission News 6.5.2011)

Genesis-Analyse fördert Isotopen-Differenz Sonne(nwind) / innere Planeten zu Tage: Mühsam ist die Auswertung der Sonnenwindteilchen, die die Genesis-Mission einsammelte und die dann unsanft in der Wüste landeten (siehe Artikel 946) – aber es geht. Gelegentlich erscheinen Papers zur Mission, jetzt mit überraschenden Sauerstoff-Isotopenverhältnissen. (Los Angeles Times 9.5.2011)

Japan gibt Satellit ALOS auf: symbolisches „letztes Kommando“

Gehört hat der ausgefallene Advanced Land Observing Satellite („Japanischer Erdbeobachter …“) das finale Kommando am 12. Mai – Sender & Batterien aus! – wohl nicht mehr: Die Elektrik war schon drei Wochen vorher zusammen gebrochen, jeder Versuch der Kontaktaufnahme fehlgeschlagen. Nach der Ursache wird weiter gesucht, aber immerhin hatte ALOS alis Daichi seine nominelle Lebensdauer von 3 Jahren klar überschritten und die gewünschten 5 Jahre gerade eben erreicht. Vor allem Bilder von frischen Naturkatastrophen wie den Erdbeben in Sichuan 2008 und Japan selbst diesen März hat ALOS geliefert: Rund 100-mal pro Jahr gab es Anfragen. (JAXA Release, Spaceflight Now, Space.com 12.5.2011)

Investment-Firma will argentinischen Satelliten als Geisel nehmen: Die auf den Cayman-Inseln ansässige NML Capital Ltd. fordert vom argentinischen Staat mehrere Milliarden Dollar – und hat versucht, den kurz vor dem Start stehenden argentinisch-amerikanischen Forschungssatelliten SAC-D/Aquarius („Ozeansatellit …“) beschlagnahmen zu lassen. Daraus wird aber wohl nichts, und die Vorbereitungen für den Start am 9. Juni gehen planmäßig weiter. (Space News 12.5.2011)

Chinesische Raumstations-Pläne öffentlich diskutiert

Die langfristige Finanzierung für eine zweite Raumstation im Erdorbit scheint jetzt zu stehen, da China wohl noch lange nicht bei der ISS mitspielen darf: Geplant ist der Start von drei Teststatiönchen, gefolgt vom Aufbau einer größeren. Zuerst kommt Tiangong-1 („In rund einem …“) dieses Jahr: Daran wird zunächst die unbemannte Shenzhou-8-Kapsel das Andocken üben, bevor 2012 zweimal Besatzungen jeweils kurz einziehen. Die in den folgenden drei Jahren geplanten Stationen Tiangong-2 und -3 können dann bereits 20 bzw. 40 Tage lang bewohnt werden – und dann beginnt der Aufbau der eigentlichen chinesischen Raumstation mit einem Kernmodul (18.1 m lang) und zwei Forschungsmodulen (à 14.4 m): immer noch kleiner als einst die russische Mir. (Nature News 4., Spaceflight Now 12.5.2011)

Panspermie-Experimente während des vorletzten Shuttle-Flugs STS-134, der jetzt für morgen angesetzt ist (mit weiterhin 70% Wahrscheinlichkeit für gutes Wetter) hat die Planetary Society vorbereitet: Im Rahmen von Shuttle LIFE gehen Bärtierchen sowie je zwei Bakterien- und Archäen-Arten auf die Reise – als Testlauf für eine MFG auf der russischen Fobos-Grunt-Mission zum Mars. Auch die Exobiologen des DLR in Köln sind beteiligt! (Planetary Society Press Release 13.5.2011)

NASA bucht Flüge auf zwei – noch nicht fertigen – Suborbital-Systemen

Die meisten der 16 Mikrogravitations-Experimente, für die die NASA jetzt Träger gebucht hat, werden auf Parabelflügen beim kommerziellen Anbieter Zero G im Juli durchgeführt – aber ein paar sollen mit dem Xaero von Masten Space Systems und dem Super Mod von Armadillo Aerospace fliegen, im Rahmen von Tests noch dieses Jahr. Mit diesem Vertrauen in diese beiden noch unerprobten Vertical-Takeoff-Vertical-Landing-Vehikel will die NASA auch die kommerzielle wiederverwendbare Suborbital-Träger-Industrie des Landes fördern. (NASA Release 13.5.2011)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

23. Januar 2011

Start einer Delta IV Heavy in Vandenberg am 20. Januar mit einem geheimen Aufklärungssatelliten (den Amateurastronomen aber schon im Orbit gefunden haben): Der Start war beeindruckend, aus der Nähe wie aus der Ferne. NACHTRAG: Der geheime Satellit ist rasch als neuer Keyhole identifiziert worden.

Wie Galaxy 15 vom „Zombie-Satelliten“ zum „Phönix“ wurde

Seit dem 23. Dezember ist der auf Abwege geratene Nachrichtensatellit („Dem amoklaufenden Satelliten …“) wieder unter Kontrolle: Der ausgebliebene Sonnenstrom führte zu einem tiefen Reset, er nahm wieder Kommandos entgegen – und ist bereits mit neuer Software versorgt worden, die ein erneutes Eintreten des „untoten“ Zustands verhindern soll. Das war im April eindeutig nicht auf Sonnenaktivität zurück zu führen gewesen, sondern die Folge einer Entladung in der Elektronik, wie sie Satelliten im Orbit nicht selten passiert (und im konkreten Fall bei Bodentests nachgespielt werden konnte). Schaden hat Galaxy 15 während seiner 8-monatigen Odysee im GEO nicht genommen und sogar Sprit gespart, der für das Einhalten des Orbit-Slots bestimmt war (und nun dazu benutzt wird, ihn wieder auf die ursprüngliche Position zu schieben): Nach eingehenden Tests wird der Satellit wieder in Betrieb genommen und sollte – wie einst geplant – bis 2022 brauchbar sein. (Space News, Satellite Spotlight 13., Broadband TV News, BBC 14., KosmoLogs 18., Raumfahrer 19.1.2011)

Weiter Rätseln um das Versagen des GSLV in Indien am 25. Dezember: Zwar steht außer Frage, dass das Abreissen von Kommando-Kabeln ursächlich („Wieder ein GSLV …“) für das Abweichen der Rakete von der Flugbahn und ihr Auseinanderbrechen war, doch der Grund dafür bleibt mysteriös. Ob unerwartet starke Belastungen – aus welchem Grund auch immer – dazu führten, dass sich gleich 10 Steckverbindungen (übrigens eines deutschen Zulieferers) gleichzeitig lösten und deshalb die Booster der 1. Stufe vom Bordrechner nicht mehr ausgerichtet werden konnten, muss die weitere Untersuchung klären. (ISRO Release 31.12.2010; TIME 29., Space News, Parallel Spirals, Spaceflight Now 31.12.2010, Hindu, Space Today 1., KosmoLogs 2., IBN 5., Outlook 10.1.2011) NACHTRAG: Die ISRO wartet noch auf russische Daten.

Galileo-NavSats: noch viel später, noch viel teurer …

Nächste Runde in der ewigen Saga des europäischen (primär) zivilen (ein bisschen) kommerziellen Gegenstücks zum amerikanischen GPS: Jetzt steht fest, dass 2014 höchstens ein Minimalservice mit 18 Satelliten geboten werden kann, und es mindestens 2020 wird und weitere 1.9 (bzw. insgesamt 5.4) Mrd. Euro kostet, bis alle 30 Satelliten für den Vollbetrieb im Orbit sind. Und die jährlichen Betriebskosten dürften sich auf 800 Mio. Euro belaufen: Dass Galileo überhaupt irgendwann direkt Profit abwirft, ist kaum zu erwarten. Man solle das System eben wie das Internet betrachten: eine Infrastruktur, die selbst nur Kosten produziert, mit deren Hilfe aber die dollsten Dinge möglich werden. Noch vor Jahresende soll immerhin mit dem Start der ersten (Test-)Satelliten begonnen werden. (Space News 20., BBC, AFP 18.1.2011) NACHTRAG: der BR zum Galileo-Status.

Gleich drei verschiedene Raketen gleichzeitig starten ab diesem Jahr in Kourou, wenn alles glatt geht: neben der bewährten Ariane auch die Soyuz (erstmals zwischen dem 15.8. und 15.9.) und die Vega. Das gibt der ESA zwar erheblich mehr Flexibilität bei der Auswahl des jeweils für eine Nutzlast geeignetsten Launchers, dürfte aber für erhebliches Durcheinander in der ausgedehnten Startanlage in Französisch-Guyana sorgen: Nicht mal der ESA-Chef ist sich sicher, dass man da an alles gedacht hat. (BBC 14.1.2011)

Konfusion um deutsche „HiROS“-Erdbeobachter-Pläne

Das Projekt von High Resolution Optical Satellites ist seit 2009 öffentlich bekannt, wenn auch hierzulande nie groß diskutiert worden – und ebenso ist es kein Geheimnis, dass Deutschland mit den SAR-Lupe-Radarsatelliten und speziellen Nachrichtensatelliten über ein eigenes militärisches Raumfahrtprogramm verfügt, wie andere europäische Länder auch. Trotzdem wurde es Anfang des Monats vielerorts als sensationalle Enthüllung verkündet, dass es die Idee einer deutsch-amerikanischen Konstellation von Satelliten zur Erdbeobachtung mit 50-cm-Pixeln und schnellem Download gibt, mit Dual Use durch zivile Dienste z.B. nach Katastrophen, den BND und ggf. die Bundeswehr. Es hatte halt in den WikiLeaks-Diplomaten-„Kabeln“ gestanden und war von einer norwegischen Zeitung, die irgendwie an die Dateien gelangt war, an die große Glocke gehängt worden. Allein, bereits 2009 hatte ein Fachinfo-Dienst all dies im Detail berichtet, inklusive des drohenden Ärgers mit Frankreich, das die optische Erdbeobachtung in Europa für eine Art Erbrecht halte. Und die technischen Details der Satelliten waren und sind auf einer Webseite der Uni Stuttgart frei verfügbar. Ob aus dem HiROS überhaupt etwas wird, ist übrigens immer noch unklar. (Aftenposten, Foreign Policy, SPIEGEL, ZEIT 3., Stuttgarter Zeitung 5., Wörner-Blog 6., KosmoLogs 10., Alles was Fliegt 19.1.2011)

Angebliches WikiLeaks-Zitat kostet deutschen Raumfahrt-Manager den Job: Weil er das Galileo-Programm (s.o.) laut ge-WikiLeak-ten Kabeln gegenüber den Amerikanern als „stupid idea“ bezeichnet haben soll, ist der CEO des deutschen Raumfahrtunternehmens OHB gefeuert worden – obwohl er das Zitat bestreitet, selbst massiv daran beteiligt war, dass OHB einen Galileo-Großauftrag („Drei wichtige …“) bekam und sich zur Zeit der angeblichen Aussage gegenüber Kollegen positiv darüber äußerte. Aber das Vertrauen war wohl zu nachhaltig erschüttert … (OHB Press Release, KosmoLogs, BBC 17., Tagesschau, Space Politics, Deutsche Welle, Nature Blog, Space Today 18.1.2011)

NASA zweifelt an Erfüllbarkeit des Schwerlast-Raketen-Befehls

Als Obama am 11.10.2010 die Authorization Bill für den NASA-Haushalt unterschrieb, begann eine Uhr zu ticken: Genau drei Monate hatte die Behörde Zeit, einen Plan vorzulegen, wie sie die dort festgeschriebenen Forderungen der Politik zu erfüllen gedenke. Gar nicht, lautet die – wenig überraschende – Antwort: Die geforderte Schwerlastrakete sei weder mit den in der Bill angegebenen (und dabei noch lange nicht tatsächlich zur Verfügung stehenden) Finanzmitteln noch bis zum Jahr 2016 zu realisieren! Dabei hatte man in dem Konzept schon reichlich auf existierende Komponenten aus den Shuttle- und Apollo-Programmen zurückgegriffen bzw. bei der Raumkapsel auf die Orion aus dem untergegangenen Constellation-Programm gesetzt. Alles halb so wild, beschwichtigt inzwischen der – ansonsten in Sachen Zukunft der bemannten Raumfahrt extrem wortkarge – NASA-Chef: Irgendwie werde das schon klappen. Unterdessen laufen wenigstens Bemühungen in der Politik, die sinnlosen Ausgaben für Constellation-Komponenten zu stoppen, die keinesfalls mehr gebraucht werden, im Rahmen der bis zum 4. März laufenden Continuing Resolution („Continuing …“) aber trotzdem vorgeschrieben werden – der Inspector General der NASA hatte sich darob bereits ungewöhnlich heftig beschwert … (Space Politics 20., 19., Science Insider 18., Space Review 17., Orlando Sentinel 16., Space Politics 15., Spaceflight Now 14., Space Politics 13., Space News 11.1.2011)

Zoff um den Weltraumbahnhof „Spaceport America“ in New Mexico: Die neue Gouverneurin hat den Chef zum Rücktritt genötigt und scheint von dem 209-Mio.$-Projekt (130 Mio.$ sind schon ausgegeben) weniger begeistert zu sein als ihr Vorgänger. Hier soll – vielleicht schon ab Jahresende – das SpaceShipTwo (dessen Testprogramm gut voran kommt, wie es heißt, und das schon 400 Kunden fest gebucht haben) seine suborbitalen Touristenflüge starten, und auch andere Anbieter wollen sich hier später niederlassen. (AW&ST, LA Times Blog, New Scientist, Parabolic Arc 23.12.2010, Las Cruces Sun News, Alamogordo Daily News 9., New Space Journal 14., 16., Cosmic Log 18.1.2011) NACHTRAG: Jedenfalls waren die Glaser da …

Urige sowjetische Raumstationen gelandet – auf der Isle of Man

Eine kuriose britische Firma hat zwei Raumstationen des alten Typs Almaz gekauft, die die Sowjetunion in den 1970-er Jahren teilweise fertigstellte aber nie startete: Nun warten sie auf der Isle of Man darauf, dass die Geschäfte des Unternehmens einmal so gut laufen, das sich ein Start als private bemannte Raumstation lohnen würde. Na dann viel Glück … (Excalibur Almaz Press Release 5., Universe Today 7., Parabolic Arc 10.1.2011)

Erster Start von Taurus II/Cygnus für Dezember angesetzt: Zum ersten Mal eine Kapsel in den Orbit und zur ISS bringen will der Falcon 9/Dragon-Konkurrent Orbital Sciences am 14.12., wurde nun angekündigt. Die Rakete („2. Test …“) soll zuvor auch einmal ohne die Kapsel getestet werden, wofür allerdings noch auf Geld vom US-Kongress gewartet wird. (AW&ST 6.1.2011)

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

31. Januar 2010

Das beste Bild des Saturnmonds Prometheus ist Cassini vor vier Tagen geglückt, aus 36’000 km Entfernung im sichtbaren Licht – und aus Rohbildern wie diesem kann noch weit mehr herausgeholt werden, erst recht aber aus den finalen Bildprodukten, die mit gewissem Zeitverzug allgemein zugänglich werden. (Auch interessant: was Prometheus mit den Saturnringen anstellt.) NACHTRAG: eine verbesserte Fassung eines etwas anderen Bildes desselben Flybys.

Enceladus nur 1 bis 10 Prozent der Zeit aktiv?

Wahrscheinlich haben wir großes Glück, dass wir die starke Geysir-Tätigkeit des Saturnmonds gerade jetzt erleben dürfen: Nach einem neuen Modell seines Innenlebens (basierend auf der Konvektion der Erdkruste, auf Enceladus-Verhältnisse skaliert) ist er jeweils 100 Mio. bis 2 Mrd. Jahre völlig inaktiv, dann hat sich genug Wärme aufgestaut, dass es 10 Mio. Jahre lang zu heftigem Gasaustritt und Neubildung der Oberfläche kommt. Dieses Szenario – bei dem noch viele Details fehlen – würde die derzeit verblüffend große Wärmefreisetzung wie auch das junge Alter der Geysir-Gegend erklären. (UCSC, JPL Releases 11., Scientific American 10.1.2010) NACHTRAG: Da ist ja noch einer aufgewacht …

Hayabusa kommt der Erde immer näher und ist nach seiner erneuten Wiederauferstehung („Cleverer Rettungsplan …“) tatsächlich weiter auf Kurs. Nach gemischten Erfahrungen in der interplanetaren Raumfahrt (insbesondere Nozomis missglücktem Marsbesuch) halten sich die Japaner allerdings über die genauen Zeitpläne – und Chancen – für eine Landung der (nur vielleicht gefüllten) Probenkapsel in Australien bedeckt. (Status– und Activities-Seiten, JAXA Release 14., Spaceflight Now 11.1.2010, Planetary Society Blog 17.12.2009)

Drei Finalisten für die M-Klasse-Missionen von Cosmic Vision stehen fest

Die ESA wird – zumindest in der ersten Runde – keine Sample Return von einem Asteroiden (Marco Polo) durchführen und auch auf die Geophysikmission Cross-Scale verzichten: Diese zwei der sechs Kandidaten („Nächste Auswahlrunde …“) haben sich bei näherer Betrachtung als zu teuer erwiesen. Damit bleiben das Dunkelenergie-Observatorium Euclid, der Solar Orbiter (mit der NASA) und der Exoplanetenjäger Plato im Rennen (wobei aber nur 2 davon gebaut werden können), und außer der Reihe dürfte auch das IR-Observatorium SPICA zusammen mit Japan realisiert werden – man geht davon aus, dass das Science Programme Committee diese Auswahl am 18.2. bestätigen wird. (Space News 19., BBC 20.1.2010) NACHTRAG: So kam es in der Tat – was in Kiel für Freude sorgt.

Die NASA will bis zu 50-mal schneller mit ihren Raumsonden kommunizieren können, mittels neuer Ka-Band-Sender, vor allem aber Laser-Kommunikation: Bis zu einem Gigabit pro Sekunde von Mond oder Mars könnte es dann geben. Der Mondorbiter LADEE, Start Ende 2011, wird letzteres schon mal ausprobieren. (Space.com 22.1.2010)

Die Spiegelsegmente des JWST beginnen umfangreiche Kältetests

Bis 2011 werden alle 18 Segmente, die einmal den Hauptspiegel des superteuren IR-Teleskops („Die Gesamtkosten des JWST …“) bilden sollen, am MSFC extremer Kälte ausgesetzt – ihre Herstellung hat bereits vor 6 Jahren begonnen. (NASA Release 7.1.2010)

Lichtreflexe verraten Wasserflächen, auf der Erde und anderswo: Was beim Titan klappte, geht natürlich auch bei der Erde, wie die Raumsonde EPOXI vergangenen März sehen konnte – und mit (futuristischen) Weltraumteleskopen sollte es mit demselben Trick auch gelingen, grobe Aussagen über die Oberflächeneigenschaften von Exoplaneten zu treffen. (NASA Release 5., BdW 7.1.2010)

Drei wichtige Aufträge für das operationelle Galileo-System

hat die Europäische Komission vergeben: Die ersten 14 (von 32) Satelliten, die das europäische Navigationssystem aufbauen werden, darf überraschend die deutsche Firma OHB bauen und nicht der einst siegessichere Mega-Konzern EADS. Von den 566 Mio. Euro gehen zwar 236 Mio. an den britischen Subkontraktor SSTL; montiert wird aber in Bremen. Ebenfalls wurde Arianespace (keine Mitbewerber) mit dem Start der Satelliten ab Oktober 2012 in Kourou beauftragt (397 Mio. Euro) und ThalesAleniaSpace mit System-Support (85 Mio. Euro). Wer die folgenden 18 Satelliten bauen darf, bleibt offen: Erneut dürfen sich OHB und EADS im Wettbewerb; durch dieses ‚double sourcing‘ sollen weitere Verzögerungen („Navigationssystem Galileo …“) vermieden werden, falls einer der beiden Probleme haben sollte. Die ersten Galileo-Dienste sollen Anfang 2014 zur Verfügung stehen. (EU, SSTL Releases, Spaceflight Now, BBC, Space News, Tagesschau 7., Space Today 8.1.2010)

Überzeugende Schwerkraftkarten des GOCE-Satelliten wurden auf dem AGU-Herbstmeeting präsentiert: Obwohl der Satellit („GOCE bei der Arbeit …“) da erst 47 Tage gemessen hatte, sollen sie besser als alles bisher dagewesene sein. Und dank der ungewöhnlich niedrigen Sonnenaktivität dürfte sich GOCE weit länger auf seiner niedrigen Bahn halten als gedacht. (BBC 24.12.2009)

Deutscher Satellit „Heinrich Hertz“ soll Comsat-Technologien testen

Vorbereitungen laufen für einen kleinen deutschen Satelliten, der verschiedene neuartige Systeme für Nachrichtensatelliten testen soll – denn die Hersteller solcher Satelliten selbst stehen jedweder Innovation erst einmal skeptisch gegenüber. Neben den Experimenten soll der Satellit aber auch eine kommerzielle Telekommunikations-Nutzlast tragen, und deren Lieferant und das DLR wollen sich die Startkosten teilen. (Space News 22.1.2010)

Ein Datenrelaissatelliten-System auch für die ESA – nach dem Vorbild des amerikanischen TDRSS („Der erste Daten-Relais-Satellit …“), bereits 2008 im Prinzip beschlossen, soll dieses Jahr konkret werden: Auf zwei kommerziellen und mindestens einem speziellen Satelliten im GEO werden die Transponder untergebracht; GMES wird der erste Kunde. (Spaceflight Now 22.1.2010)

In rund einem Jahr beginnt der Bau einer chinesischen Raumstation

Ende 2010 oder Anfang 2011 soll nach allmählich klarer werdenden Plänen mit Tiangong-1 („Himmlischer Palast“) die erste Komponente einer chinesischen bemannten Raumstation in den Orbit gelangen, gefolgt von Ankoppelübungen mit der unbemannten Shenzhou 8 und der ersten Dreier-Besatzung mit Shenzhou 9. Lange kann sie nicht bleiben, da Tiangong-1 noch sehr klein ist und es auch an Vorräten fehlen wird, aber später sollen mindestens zwei Module dazu kommen. Und Fernziel bleibt eine große eigene Raumstation, von der aus es möglicherweise in den 2020-ern weiter zum Mond gehen soll. (Universe Today, Space Daily 20.1.2010, CCTV 29.12.2009. Und Spaceflight Now 28.12.2009 zur chinesischen Raumfahrtplanung insgesamt sowie Xinhua 29.12.2009 zu einem angedachten Satelliten zur Erforschung der Dunklen Materie) NACHTRAG: Der Start von Tiangong-1 ist definitiv erst 2011 möglich.

Indischer Sonnenforschungs-Satellit mit Mehrfach-Aufgabe: Aditya-1 soll 2013 gestartet werden und zum einen die Befindlichkeit der Sonne während bzw. nach dem tiefen Aktivitätsminimum ergründen. Aber es soll auch erforscht werden, wie sich Raumflugkörper im Sonnenschein aufheizen, denn da hat Indien noch Nachholbedarf: Der Mondorbiter Chandrayaan-1 fiel wegen Überhitzung vorzeitig aus, und von dem für 2015 angekündigten Einstieg in die bemannte Raumfahrt will man dieses Problem im Griff haben. (DNA 25.1.2010)

Alle Teile der ersten Falcon 9 sind am Cape angekommen

Und da im Oktober 2009 sowie am 2.1.2010 auch Testzündungen der ersten bzw. zweiten Stufe dieser u.U. wichtigen Rakete („Der erste kommerzielle Transporter zur ISS“) erfolgreich waren, darf in den kommenden Monaten – theoretisch ab dem 3. März – mit dem Start gerechnet werden. Wenn er gelingt, folgen drei Demonstrationsflüge zusammen mit der Dragon-Kapsel, der die NASA dann die Erlaubnis zum Besuch der ISS erteilen würde. (Spaceflight Now 29., 5., Space Today 6., Int’l Space Fellowship, Orlando Sentinel Blog, Nature Blog 5.1.2010) NACHTRAG: ein Press Release von Space X.

Indischer Riesenbooster-Test geglückt: Der Feststoffbooster S200, nach den Shuttle-Boostern und denen der Ariane 5 der drittstärkste der Welt, hat am 24. Januar tadellos 130 Sekunden lang gebrannt, womit das GSLV-Mk. III („Im Januar …“) auf Kurs für einen Erstflug Ende 2011 bleibt. Der Start des GSLV-D3 ist derweil auf März gerutscht. (ISRO Release 24., Hindu, DNA, Domain B 25., Hindu 23., 1.1.2010. Und Express Buzz 1.1.2010 zur – rosigen – Lage der indischen Raumfahrt insgesamt) NACHTRAG: Jetzt heißt es April.

Raumfahrt kurz & bündig

18. Oktober 2009

In wenigen Tagen kommt der Augustine-Bericht

In der Woche ab dem 19. Oktober wird dem Weißen Haus die offenbar ziemlich umfangreich geratene Endfassung des Berichts der Augustine-Komission zugestellt, der eine Reihe von Optionen für die zukünftige Richtung der bemannten US-Raumfahrt aufzeigen wird. Bereits eine Zusammenfassung am 8. September hatte klar gemacht, dass bei der gegenwärtigen Etatlage überhaupts nichts Nennenswertes über den Low Earth Orbit hinaus machbar ist. Und bei einer gewissen Bewertung der Optionen für Größeres während der letzten Anhörung ergab sich eine leichte Führung für den „flexible path“, bei dem weder Landungen auf Mond oder Mars im Mittelpunkt stehen, sondern Besuche bei erdnahen Kleinplaneten oder den Marsmonden. (Das wiese gewisse Ähnlichkeiten mit NASA-Ideen um 2002 auf: siehe Artikel 555.) Wie das Weiße Haus und der Kongress reagieren werden (und ob es das Ares-I-Programm, dessen erster Demonstrationsflug noch diesen Monat stattfinden soll, noch länger geben wird), ist nicht abzuschätzen … (Space News 16.10.2009, CNN 12.10.2009 und New Scientist und Orlando Sentinel Blog 8.10.2009 sowie der Status des Ares-Tests) NACHTRAG: Den Bericht gibt’s am 22.10. um 19:00 MESZ – und der Ares-Testflug bleibt für den 27.10. geplant, während der nächste Shuttle-Start auf den 16.11. rutscht.

Navigationssystem Galileo erst um 2016 fertig

Es zeichnen sich wieder einmal Verzögerungen (und eine neuerliche Kostensteigerung) beim europäischen Galileo-System ab: Vermutlich werden die vier Verifikationssatelliten, bei deren Bau es zu Problemen – und 400 Mio. Euro Mehrkosten – kam, erst 2011 starten und die gesamte Konstellation erst 2016 fertig sein. Auch werden zunächst weniger der operationellen Satelliten bestellt, um ihr Design ggf. leichter ändern zu können. (Space News 16.10.2009)

Ein Nachfolger der Ariane 5 nach 2020 wird vermutlich weniger Power haben (und preiswerter sein): Bis auf das ATV wird die Startkapazität der europäischen Rakete kaum benötigt, weshalb meist zwei Satelliten gleichzeitig an Bord sind. (Spaceflight Now 16.10.2009)

Der erste Daten-Relais-Satellit geht in den Ruhestand

Der 1983 gestartete TDRS-1 hatte zuletzt v.a. die Südpolstation mit dem Rest der Welt verbunden, war aber vorher mehrfach Pionier bei der verbesserten Kommunikation mit Raumschiffen und Satelliten gewesen. Jetzt allerdings ist der letzte Verstärker an Bord ausgefallen, und er wird kommende Woche auf eine Parkposition verschoben. (Spaceflight Now 13.10.2009)

Kommunikationssatelliten für den Mars auf nicht-keplerschen Bahnen, die durch permanent aktive Ionentriebwerke möglich sind, könnten dereinst für eine ununterbrochene Funkverbindung zwischen Erde und Mars sorgen. (ESA Press Release 16.10.2009)

Die Gesamtkosten des JWST sind auf fast 6 Milliarden Dollar gestiegen

Der „Hubble-Nachfolger“ sollte einmal drastisch preiswerter werden als das berühmte Weltraumteleskop, aber „dank“ der jüngsten Startverschiebung um ein weiteres Jahr, mit die 300 Mio.$ extra zu Buche schlägt, ist allein der NASA-Anteil am James Webb bereits auf knapp 5 Mrd.$ geklettert. Dazu kommt noch der Beitrag der ESA zu Hardware, Start und Betrieb von rund 500 Mio. Euro … (Space News 14.10.2009)

Hubble-Pionier gestorben: Rodger Doxsey war fast drei Jahrzehnte lang am STScI für den wissenschaftlichen Betrieb des Weltraumteleskops zuständig gewesen. Und galt als einer der wenigen, die „Hubble als ganzes“ verstanden. (HST Release 14.10.2009, Baltimore Sun 15.10.2009, New York Times 18.10.2009)

Rosetta vor dem nächsten Erdvorbeiflug

Am 13. November wird die ESA-Kometensonde bis auf 2481 km an die Erde herankommen, größte Annäherung in der Nähe von Java, um die Bahn wieder etwas mehr derjenigen von Komet 67P anzupassen. (ESA Blog-Eintrag 16.10.2009) NACHTRAG: Was beim Flyby passieren soll.

Die Interpretation der Wasserdampffontänen von Enceladus bleibt kontrovers, da sie gleichermaßen mit und ohne – potenziell bewohnbaren – Ozean unter der Oberfläche des Saturnmondes erklärt werden können: Das kann als Argument für eine Raumsonde dorthin aber auch dagegen verwendet werden. (Space.com 13.10.2009)