Posts Tagged ‘Gerst’

DLR/ESA-TdLR im Rausch der Philae-Landung(en)

20. September 2015

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Zwar kamen heute „nur“ etwas über 60’000 Besucher zum alle zwei Jahre abgehaltenen Tag der Luft- und Raumfahrt von DLR und ESA auf deren gemeinsamem ausgedehnten Campus bei Köln – aber gefühlt waren es mehr, vor allem an den Brennpunkten des Interesses: zum Beispiel dem Kontrollzentrum des Kometenlanders Philae, inzwischen mit Pressestimmen zur Landung dekoriert, vor dem sich eine lange Schlange bildete und in dem das Gedränge groß war.

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Als das LCC vor zwei Jahren die Türen öffnete, lag die Kometenlandung noch in weiter Ferne – heute werden auf einem Modell des Kerns die vier Kontaktpunkte gezeigt: von oben nach unten der planmäßige Aufsetzpunkt in Agilkia, der Kraterrand, wo er gestreift wurde, der zweite Aufsetzpunkt und die endgültige Landestelle Abydos. Und mal wieder nett beleuchtet das elektrische Bodenmodell Philaes; zu anderer Zeit ist das nicht der Fall.

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Von Philae-Chef S. Ulamec auf der Hauptbühne und -Ingenieur K. Geurts am dicht umlagerten 1:1-Modell waren auch ein paar Neuigkeiten zum weiteren Missionsverlauf von Rosetta und vielleicht auch Philae zu erfahren: So sollte der Orbiter dem Kern bald wieder näher kommen, und irgendwann ab Oktober auch wieder den Lander anpingen. Sollte dieser reagieren und stabile Kommunikation zustande kommen, wäre binnen ein paar Tagen die Wiederaufnahme des wissenschaftlichen Programms möglich – das bis Dezember oder Januar laufen könnte, denn nach neueren Berechnungen geht erst dann der Sonnenstrom zu stark zurück. Und auch die Suche nach Philae mit der OSIRIS-Kamera ist noch nicht vorbei: Im Sommer 2016 soll Rosetta kurz vor dem Missionsende extrem nah an den dann wieder inaktiven Kern heran fliegen, nur 1-2 km hoch, und noch einmal Abydos absuchen.

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Mehr praktische Astronomie als je zuvor bei einem TdLR, angeboten von gleich mehreren auswärtigen Organisationen – leider nur kurz war dabei Sonnenbeobachtung möglich (dafür waren aber gleich zwei Aufblas-Planetarien aufgebaut).

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Der „andere“ Star auf dem TdLR natürlich Alexander Gerst bei seinem ersten Auftritt hier nach dem ISS-Flug. Oder besser Auftritten: Hier sieht man man ihn vor Kindern (eine Frage: Gibt es Feuer auf dem Mars?), bei einer Autogrammstunde mit endloser Schlange – daher lieber durch die Zeltwand fotografiert – und auf der Hauptbühne.

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Und noch jede Menge mehr Impressionen (hier 33 Bilder mehr) – oben Sternenkrieger, ein Prototyp für ein Habitat auf einer anderen Welt (interessiert vorne rechts der Chef der SMART-1-Mission Bernard Foing, der von weiteren Mondprojekten der ESA träumt), der Astronaut Jean-François Clervoy als Kronzeuge dafür, was Weltraummediziner alles mit einem anstellen, und Regolith-Industrie auf dem Mond in einer Vision der FH Aachen, unten eine simulierte EVA des Österreichischen Weltraumforums, just mit der neuen DLR-Chefin als Capcom (die ‚Astronautin‘ braucht 3 Stunden zum An- und Ablegen des ‚Raumanzugs‘), Bonus-Essen für den nächsten britischen Astronauten, die ISS-Kaffeemaschine, Marslandschaften in 3D-Projektion, die SpaceLiner-Studie, die Originalrakete und -nutzlast MAPHEUS 5 – und der nächste DLR-Lander MASCOT, der schon mit Hayabusa 2 unterwegs ist:

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Die erste orbitale Pressekonferenz von Alex Gerst

5. Juni 2014

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Eine Bildqualität wie gleich aus einem Büro nebenan, mit nur ganz leichten Störungen, und ein Ton wie aus dem Studio: Der erste TV-Auftritt des 11. deutschen Astronauten Alexander Gerst eine Woche nach Start und Ankunft auf der ISS für die Presse im European Astronaut Centre in Köln geriet so perfekt, dass es manchem schon fast zu wenig nach Weltraumabenteuer aussah – hätte sich Gerst nicht zuweilen lässig im Raum gedreht.

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In den 19 heute Nachtmittag zur Verfügung stehenden Minuten ließ das EAC nur Fernsehanstalten, große Radiosender und die Lokalpresse je eine Frage stellen: Man erfuhr etwa (im Original [NACHTRAG: bessere Version] bzw. mit englischem VO), dass Gerst noch immer ständig Neues lernt und deswegen gar keine Zeit für Heimweh habe, während er zehn Stunden am Tag beschäftigt sei.

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Die frechste Frage kam natürlich aus Kindermund: Ob er sich denn mit den anderen fünf vertrage, und wohin er flüchten könne, wenn es mal Streit gäbe. Nein, sagt Gerst, man verstehe sich blendend und habe viel Spaß miteinander – und notfalls könne er ja in der Schlafkoje die Tür zu machen.

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Was in den nächsten 5 Monaten bis zu Gersts Rückkehr am 10. November noch an PR-Events geplant sei, konnte der EAC-Sprecher übrigens heute nicht beantworten. Hier noch ein Zeitraffer-Film, Bildergalerien hier und hier und Amateurfilme hier (nett geschnitten), hier, hier, hier und hier aus Baikonur rund um den Start sowie Jubel hier, hier und hier über orbitale Bilder-Tweets (wobei der Absender nicht immer auch der Fotograf ist).

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Auch eine Sichtung im EAC: ein Modell der Orion-Kapsel der NASA mit ESA-Antriebsteil. Beim ersten echten Modell der Kapsel, noch ohne es, wurde übrigens gerade der Hitzeschild installiert – und der Testflug ist weiterhin für diesen Dezember geplant.

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Und auch das steht in einer Ecke im EAC-Foyer: eine Mondbasis aus dem 3D-Drucker … Wie es mit der bemannten amerikanischen Raumfahrt weiter gehen solle, hat just gestern mal wieder ein Papier des NRC empfohlen, das zwar dem NASA-Fernziel Mars zustimmt, den derzeitigen Weg dahin aber für zu zögerlich erklärt: eine Video-Zusammenfassung, die erste Reaktion der NASA, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links.

Rosetta hat auch ihren zweiten großen Burn absolviert

Erneut hat die Kometensonde gestern die Bahn weiter der des Kometen angepasst, das zweite derartige Manöver auf der langen Reise zu Komet 67P. Auch der Status von Dawn, der tatsächliche Bau von OSIRIS-REx, die aktuellen Aussichten vom Mars-Rover Opportunity am Pillinger Point, Erkenntnisse über Titan von Cassini, der Hitzeschild des Solar Orbiter, der immer noch gelegentlich sendende Sonnensegler IKAROS und der Status des LightSail, eine Flut von CubeSats (wobei sich einer von vieren, die Studenten bauen, nie meldet …), ein neuer Space-Fence-Vertrag (mehr, mehr, mehr und mehr Links) – und mysteriös taumelnde tote Satelliten.

Auf dem Satelliten Swift ist eins der Instrumente ausgefallen, aber auch ohne das XRT kann er noch GRBs detektieren. Auch die ersten Spektren von Gaia (mehr Grafiken) und seine Abdeckung des Himmels, die ersten Exoplaneten-Kandidaten (mehr und mehr) der neuen Kepler-Mission, die noch ein paar Jahre laufen könnte, die unsichere Zukunft des IR-Satelliten Spitzer, ein Weltraum-Laser für IceSat 2, die freie Daten-Politik von Copernicus – und Forschungs-Nutzlasten für das SpaceShipTwo von NASA und APL.

Deutscher Geophysiker unter den sechs neuen ESA-Astronauten

20. Mai 2009

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Sie werden ab 2013 bereit für die Reise in den Orbit – und womöglich darüber hinaus – sein, und mindestens sieben Fluggelegenheiten glaubt die ESA ihnen garantieren zu können: Heute wurden sechs neue ESA-Astronauten auf der Pressekonferenz in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt, die ersten neuen seit 1992, als es ebenfalls sechs waren. Die Auswahl sei strikt nach ihrem Können erfolgt, betont die ESA: Nationalität wie Geschlecht spielten keine Rolle. Es wurden fünf Männer und eine Frau, zwei Italiener, ein Däne, ein Franzose, ein Brite (und das, obwohl das UK die bemannte ESA-Raumfahrt bislang de facto boykottierte!) – und ein Deutscher.

Es ist der Geophysiker und Vulkanspezialist Alexander Gerst (Abb.: Screenshot während des Webcasts der PK), geboren 1977 in Künzelsau, der in Karlsruhe und Neuseeland studierte und seit 2005 am Institut für Geophysik der Universität Hamburg arbeitet. Seine jüngste Veröffentlichung: „Long period earthquakes and co-eruptive volcano respirations captured with particle image velocimetry“ als Ko-Autor in Nature 2008; bereits 2004 war er 1. Autor des Science-Papers „Seismic Anisotropy Beneath Ruapehu Volcano: A Possible Eruption Forecasting Tool“. Dem privaten Teil seiner Homepage zufolge scheint Gersts wahre Leidenschaft aber der Antarktis zu gelten – da ist der Sprung in den Weltraum wohl der naheliegende nächste Schritt. 🙂

Links: Pressemitteilungen von ESA und DLR zur Auswahl, Kurz-Bios aller sechs, Gersts Homepage – und sein Statement auf der PK, in dem er seine Weltraumbegeisterung auf seinen Großvater zurückführt, der einst als Radioamateur die Stimme des Sechsjährigen zum Mond funkte und das Echo empfing.