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Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

13. Februar 2011

300 Mio.$ weniger für die NASA 2011 als letztes Jahr

sieht ein Plan des Hous Appropriations Committee vor, der – im Rahmen weitreichender Sparmaßnahmen – der Weltraumbehörde im (längst laufenden) Finanzjahr 578 Mio.$ weniger als in Obamas FY2011 Budget Request und damit 303 Mio.$ weniger als im FY2010 geben würde. Wo gespart werden soll, wird nur allgemein genannt: Am stärksten leiden sollen Exploration und Wissenschaft. Immerhin würde die NASA endlich von entbunden, sinnlos weiter Geld für Constellation auszugeben („Continuing …“) und kann stattdessen in eine Schwerlastrakete und Raumkapsel investieren. Und die NASA muss sich von China fernhalten … (Space Politics, Space News 12.2.2011. Auch NASA Spaceflight und Spaceflight Now zu vagen Plänen für das ultimative Foto der ISS und ein ESA Release über den Blick aus der ISS) NACHTRAG: weitere Einzelheiten zu den o.g. Kürzungs- und Politik-Plänen – die natürlich nicht nur die NASA sondern alle Bereiche der Wissenschaft betreffen.

Privat-Raumfahrer hoffen weiter auf NASA-Kohle: Auch wenn es bei weitem nicht so viel Förderung für Privatfirmen, die in der bemannten Raumfahrt mitmischen wollen, geben wird wie von Obama gewünscht – viele hoffen immer noch auf entscheidende Unterstützung im Rahmen von CCDev 2 („Mindestens 4 Bewerber …“). Etwa Sierra Nevada, die auf der Basis des Uralt-Minishuttle-Projekts HL 20 der NASA ihren Dream Chaser fit machen will. Bald wird das Feld der Bewerber ausgedünnt. (New York Times 31.1.2011)

Amerikanisch-europäische Billigrakete für die bemannte Raumfahrt?

Die Firma ATK, die die Feststoffbooster für den Shuttle baute und auf deren Basis die 1. Stufe der Ares I (die keiner mehr will), und Astrium mit Ariane-Erfahrung haben vorgeschlagen, gemeinsam eine preiswerte Rakete zu entwickeln, die jede Art von künftiger amerikanischer Raumkapsel in den Orbit Richtung ISS schicken könnte – als Alternative zur Atlas V. Die „Liberty“ könne diese – und erst recht die Ares I – locker unterbieten, weil sie auf bewährter Technik basiert: Die 1. Stufe entspräche derjenigen der 2009 erfolgreich getesteten Ares I-X, die 2. würde auf der zweiten der Ariane 5 basieren (während sie für die Ares hätte neu entwickelt werden müssen). Und das Manrating wäre auch kein Problem: Die Shuttle-Booster sind es schon, und die Ariane V war eigentlich mal für den bemannten Einsatz vorgesehen (man erinnere sich an den Hermès) und ist nicht weit davon entfernt. Ein Liberty-Start soll für unter 180 Mio.$ machbar sein; wenn die Firmen NASA-Mittel aus dem CCDev-2-Topf abgreifen können, wäre ein Testflug vielleicht schon 2013 denkbar. (ATK Release, New York Times, Space Today 8.2.2011)

Testflug der Taurus 2 weiter unklar: Wegen der unklaren finanziellen Zukunft der NASA (s.o.) ist weiter nicht sicher, ob es einen Test der Taurus-2-Rakete („Erster Start …“) vor dem ersten Flug direkt zur ISS geben kann. Der würde u.a. die Leistung der Rakete genauer charakterisieren, so dass u.U. mehr Nutzlast zur ISS gebracht werden könnte. Der Vorab-Flug würde 100-200 Mio.$ kosten und wäre im Spätsommer möglich. (Spaceflight Now 11.2.2011) NACHTRAG: Der erste Testflug des Hauptkonkurrenten Dragon wird derweil von der NASA ausgewertet – noch ist unklar, ob schon der 2. direkt zur ISS gehen darf. NACHTRAG 2: Das NASA-Geld für den Taurus-Testflug kommt nun doch.

Erste Riesenforschungsmission: ESA vor schwieriger Entscheidung zur Sommensonnenwende

Am 21. Juni muss sich das Science Programme Committee der Europäischen Weltraumbehörde zwischen einem von drei Kandidaten für die erste große Mission („L-Klasse“) des Langzeitplans Cosmic Vision (siehe Artikel C63) entscheiden, die ca. 2022 starten würde: Zur Auswahl stehen ein Flug zum Jupiter und speziell dem Mond Ganymed, der gigantische Röntgensatellit IXO und der Gravitationswellen-Detektor LISA. Allenfalls noch den Ganymed-Flug, keineswegs aber die anderen beiden Projekte, könnte die ESA alleine stemmen: Die NASA und/oder die JAXA wären wesentliche Partner. Und so hat die Entscheidung der ESA starke Auswirkungen auf die Weltraumforschung der anderen, während sie umgekehrt von deren Richtung beeinflusst wird. In Sachen Jupiter haben sich immerhin gerade NASA und ESA koordiniert und die Zielsetzung ihrer „Europa Jupiter System Mission“ (zu der die NASA einen Europa- und die ESA einen Ganymed-Orbiter beisteuern würde) definiert: „the emergence of habitable worlds around gas giants“. Am 7. März erscheint der Decadal Report zur Richtung der US-Planetenforschung: Das – noch unbekannte – Ranking der EJSM darin könnte entscheidend sein. (ESA-Dokumente 3., JPL Release 4.2.2011; Nature News, BBC Blog, Space News, DLF 4., NZZ 2.2.2011)

Zweifel an ESA-Erdbeobachter Earthcare: Drei Earth Explorers hat die ESA bereits im Orbit, aber die Arbeit an Earthcare ist in eine Sackgasse geraten – unter Vakuumbedingungen kontaminiert sich das entscheidende LIDAR-Instrument selbst. Der Sinn der ganzen Mission, die wesentlich teurer zu werden droht, wird jetzt noch einmal hinterfragt. (BBC 24.1.2011. Und ein ESA Release zur Freigabe der Daten des CryoSat)

Japanischer Labortest zur Space Solar Power – und bald ein Satellit?

Riesige Satelliten mit Solarzellen im Orbit, die Energie per Mikrowellenstrahl auf die Erde und in die Stromnetze pumpen, werden seit Jahrzehnten theoretisch diskutiert – aber in einem japanischen Labor wird jetzt der vielleicht kritischste Schritt, die effiziente Umwandlung von elektrischem Strom in Mikrowellen, getestet. Bei Erfolg könnte um 2016 ein Satellitendemonstrator folgen – und ein operationelles System (40 Satelliten à 200 Meter) namens Solarbird um 2025, das mit 1 GW Leistung einem KKW entspräche. (Daily Yomiuri 23.1.2011)

Fortschritte für zwei nationale deutsche Raumfahrtprojekte: Sowohl der Demonstrator für Funktechnik „Heinrich Hertz“ („Deutscher Satellit …“) wie der Rendezvous-Demonstrator „DEOS“ („Dürfen DLR …“) – „Deutsche Orbital Servicing Mission“ – haben erste Studien passiert und werden vorangetrieben, dito der Methan-Satellit Merlin gemeinsam mit Frankreich. (DLR PM 26., AW&ST 28.1., Space News 4.2.2011)

Private Mondfahrer buchen eine Falcon 9

Im Rahmen des Google Lunar X Prize hat Astrobotic Technogy – eine Ausgründung der Carnegie Mellon University – eine Falcon 9 gebucht, die ihren geplanten Rover vielleicht schon Ende 2013 zum Mond befördern könnte. Die Rakete würde sich praktisch nicht von der zweimal erfolgreich gestarteten Version unterscheiden, lediglich die Navigationssoftware müsste für das Verlassen des Erdorbits angepasst werden. Es ist sogar noch Platz für 110 kg zusätzliche Nutzlast: Kundschaft für 1.5 Mio.$/kg (plus 250’000$ Servicegebühr) willkommen! Ist Astrobotic jetzt der Frontrunner des Mondflug-Wettbewerbs? (Astrobotic Release 6., Discovery 7.2.2011. Und YouTube, GXLP Podcast, Golem, EE Times, FR und Spiegel zum deutschen GLXP-Bewerber PTS [„Deutsche Computerfreaks …“])

Space Adventures hat angeblich ein Ticket für eine Mondumkreisung verkauft, für 150 Mio.$ an einem noch geheim gehaltenen Promi – und der zweite freie Sitz in der Soyuz für den Apollo-8-gleichen Stunt ist auch schon fast weg. So hieß es jedenfalls kürzlich auf einer Konferenz in München (wo auch Virgin Galactic verkündete, im ersten Jahr der suborbitalen Touristenflüge – ab 2012 – 500 Passagiere befördern zu wollen; nach New Mexico soll der zweite ‚Bahnhof‘ in Abu Dhabi entstehen). Der bereits 2005 erstmals angekündigte Touristen-Mondflug soll um 2015 stattfinden. (New Space Journal 23., Spaceports 24.1.2011)

Russischer Kartografie-Satellit auf falschem Orbit gelandet

Offenbar weil die Oberstufe Briz-KM einer Rockot bei ihrer zweiten Zündung versagte, landete der überwiegend militärische Geo-IK-2 am 1. Februar auf einer 330×1000-km-Ellipse statt der gewünschten 1000-km-Kreisbahn. Zwar besteht inzwischen Kontakt zu ihm, aber es ist fraglich, ob er in diesem Orbit seine Mission durchführen kann. (AntaraNews, Spaceflight Now, Space.com 1., Space Today, Spiegel 2., Red Orbit 3., Space.com 4.2.2011) NACHTRAG: Der Satellit musste aufgegeben werden.

Bald fliegt der zweite X-37B, der am 4. März – abermals ohne Nennung des Zwecks – auf einer Atlas V abheben soll. Derweil wird das bereits geflogene Exemplar („Der zweite …“) überholt und darf auch noch mal ins All – der Termin ist allerdings offen. (Spaceflight Now 31.1.2011)

„Hundred Year Starship“ auf Meeting kontrovers diskutiert

Im Rahmen der berühmt-berüchtigten Studie von DARPA und NASA („Eine – bescheidene – Studie …“) über den rechten Weg zu einem interstellaren Raumfahrtprojekt gab es im Januar ein erstes Brainstorming – bei dem sehr unterschiedliche Meinungen aufeinander prallten. Geld ausgegeben werden darf nur für die Diskussion über mögliche Organisationsformen für solch ein Projekt, nicht dessen technische Umsetzung – aber schon an der Frage, ob man überhaupt schon am Anfang eine klar umrissene Organisation (mit einem Jahrhundert garantierter Lebensdauer) brauche oder diese sich schon ganz von selbst finden werde, schieden sich die Geister. Und erst recht daran, ob ein interstellares Raumschiff besser von der öffentlichen Hand oder Privatspenden finanziert werden oder aber kommerziell betrieben werden sollte. Und ob Religionsgruppen etwas zu sagen haben sollten. Jetzt „verdauen“ DARPA und NASA erst einmal die Debatte – ob sie zu irgendetwas führen wird, ist völlig offen. So endet auch ein knapper Press Release zum Workshop mit der Feststellung: „The workshop concluded with unanimous acknowledgement that there exist many unanswered questions and a great deal of work ahead …“ (Centauri Dreams 28.1., DARPA Release 9., The Register 10.2.2011) NACHTRAG: noch ein später Bericht.

Nachrichten vom Mond kompakt

9. April 2010

Die Entdeckung eines bisher unbekannten Minerals auf Mond in Daten des Moon Mineralogy Mapper (M3) der NASA auf dem indischen Mondorbiter Chandrayaan-1 belegen diese Bilder: Für die rechte Darstellung des linken Ausschnitts aus der Mondoberfläche wurde für jedes Pixel der Wert des bei 2 µm reflektierten Sonnenlichts durch den Wert bei 1 µm dividiert. In zwei Bereichen der Ebene Sinus Aestuum macht sich so ChromitSpinell bemerkbar: Insgesamt bedeckt dieses Mineral zehntausende Quadratkilometer der Vorderseite des Mondes – und wurde bisher übersehen, weil es keine Daten bei 2 µm gab. (NASA-Feature 8.4.2010. Auch: Mondkarten – u.a. in Principal Components – von M3)

Chandrayaans Moon Impact Probe registrierte H2O und CO2

mit dem Massenspektrometer CHACE, während die 35-kg-Sonde im November 2008 auf den Mond zustürzte: Das ist erst jetzt mit der Veröffentlichung eines Papers bekannt geworden. Der Partialdruck der beiden nachgewiesenen Gase – eine irdische Verunreinigung des Detektors soll ausgeschlossen sein – ist zwar winzig, aber es passt wohl ins (neue!) Bild des Mondes, dass der Boden allerlei Flüchtiges ausdünstet. (Sridharan & al., Plan. & Space Sci. 6., Parallel Spirals 22., 24., 30.3., Plan. Soc. Blog 7.4.2010)

Auch – dicht – unter sonnigem Mondboden kann Wassereis überleben, besagen neue Modellrechnungen, die die mysteriösen Daten des Instruments LEND (1. Item) auf dem Lunar Reconnaissance Orbiter erklären könnten, wonach es auch Eis in Kratern ohne ständig schattigen Boden gibt. Ein paar Dezimeter Mondboden sollten genügen, um Eis zu konservieren: Das wäre eine gute Nachricht für künftige Siedler, die zum Eisholen nicht immer zu den Polen fahren müssten. Die weitere Analyse der LCROSS-Daten hat derweil gezeigt, dass nicht nur Wasserdampf sondern auch Eisteilchen in der Ejektawolke aus dem Krater Cabeus waren: Das Wasser war also nicht nur an irgendwelche Mineralien gebunden. (Science 19.3.2010 S. 1448)

Dänische Mondlande-Amateure wollen Testsatellit in der Südsee starten

Die European Lunar Exploration Association (Euroluna) ist ein dänischer Bewerber um den Google Lunar X PRIZE, bei dem ein kleines Fahrzeug auf dem Mond abgesetzt werden soll – und Computer, Radio, Kamera und v.a. der Raketenantrieb sollen diesen Dezember mit dem Kleinsatelliten MiniRomit1 getestet werden. Der wiederum auf der ersten „Neptune 30“ der US-Firma Interorbital Systems gestartet werden soll. Die dafür eine Startanlage im Südsee-Königreich Tonga auf der Insel ‚Eua errichten darf und dort v.a. einen Markt für Kleinstsatelliten („TubeSats“) anpeilt, die als Bausatz inklusive Start nur 8000 US-Dollar kosten. MiniRomit1 ist da – als Doppel-CubeSat – schon etwas größer (10 x 10 x 20 cm) und wird sich die N30 mit weiteren CubeSats und 26(!) TubeSats teilen: Die werden alle in 310 km Höhe ausgesetzt, was bewusst ihre Lebensdauer begrenzt; MiniRomit1 jedoch soll dank seines Triebwerks bis auf 700 km Höhe steigen. Funkamateure in aller Welt sind aufgerufen, die Bilddaten des Satelliten aufzufangen, so dass in Dänemark aus den Einzelpixeln komplette Bilder zusammengesetzt werden können. (Pacific Islands Report 8.1., Space News 1.2., Euroluna Press Release 25., ORF Future Zone, Science Blogs 29., KySat 31.3.2010) NACHTRAG: Hat’s noch wer gemerkt.

Deutscher GLXP-Bewerber unschlagbar „preiswert“? In einem Radiointerview geben sich die „Part-Time-Scientists“ („Deutsche Computerfreaks …“) ungebrochen optimistisch, dass sie gute Chancen auf den Gewinn des Mond-Preises haben. Und dafür nur 15 Mio. Euro benötigen würden, während die Mitbewerber eher in der 80-Mio.-Euro-Zone lägen – das sei ja wohl zu machen. (MotoFM 30.3.2010, über diese Seite abrufbar) NACHTRAG: Die neue Wikipedia-Seite zu den PTS vermisst auch Details zur Raumfahrttechnik …

Kunterbunter Kosmos kompakt

30. Dezember 2009

Wintersonnenwende im Jantar Mantar von New Delhi: 1500 waren dabei, als die historischen Riesenmessgeräte (siehe ISAN 17) von lokalen Amateurastronomen wieder „in Betrieb genommen“ wurden. (Astronomy Activities 2009 26.12.2009)

Das größte, beste, schönste der letzten 12 Monate …

Eigentlich nervt es gewaltig, aber außer dem Team hinter dem Chandra-Satelliten hat es sich mal wieder niemand nehmen lassen, das Jahresende mit Best-Of-Sammlungen zu feiern: zum Weltraum vom ORF, Astro Bob, Spektrum, Nat’l Geogr., (2 NACHTRÄGE) MediaQuell, Planetary Society, Cosmic Log, Science News, Space.com (mehr), Bad Astronomy, Voice of America, Fox News (Kommentar) und NASA, zur Physik von Physics World (mehr) und zur Wissenschaft allgemein von SPIEGEL, BBC, TIME, (4 NACHTRÄGE) IO9, Discover, Wired und RFERL. Außerdem die Financial Times mit den Raumfahrt- und IO9 mit den Science-Highlights der (3 NACHTRÄGE) 10 „Nuller“-Jahre, die man als Jahrzehnt betrachten mag oder auch nicht.

Die 50 größten wissenschaftlichen „Sagas“ der letzten 50 Jahre hat dagegen das Council for the Advancement of Science Writing zusammengestellt: Ungefähr 19 davon haben mit Astronomie und/oder Raumfahrt zu tun. Und im Gegensatz zum angeblichen Abstieg der Astronomie seit 1980 werden es hier immer mehr: 3 in den 1960-ern, 2 in den 1970-ern, 3 in den 1980-ern, 4 in den 1990-ern und 5 in den 2000-ern …

Der „Preprint-Server“ sucht nach einem neuen Finanzmodell

Rund 400’000 Dollar kostet es im Jahr, das zentrale Depositorium für aktuelle Forschungsarbeiten v.a. aus der Naturwissenschaft zu betreiben, die Webseite „arxiv.org“ auch so ziemlich jedes astronomische Paper, das gelesen werden will, landet früher oder später hier und ist dann völlig frei und kostenlos verfügbar. Jetzt sind diejenigen wissenschaftlichen Institute, aus denen am meisten auf den Server zugegriffen wird, um Spenden angegangen worden und scheinen auch zu reagieren: Im Januar sollen Details der neuen Arrangements bekannt werden. (US LHC Blog 29.12.2009) NACHTRAG: Nature Blog dazu. NACHTRAG 2: weitere Details.

Alles was Sie je zu wissenschaftlichen Postern wissen wollten und sich nie zu fragen trauten – weniger ein Ratgeber, mehr eine Glosse. Aber die Atmosphäre typischer Postersessions auf großen wissenschaftlichen Konferenzen wird bestens karikiert … (Prima Klima 19.12.2009. Auch Antworten auf die Fragen, ob der Erfolg eines Papers von seiner Länge und der Zahl der Autoren abhängt …)

Ein ganz frischer Impaktkrater auf dem Mars, der zwischen Januar 2006 und Mai 2008 entstanden ist, auf einer HiRISE-Aufnahme vom November 2008: Er ist 5.5 Meter groß und nicht etwa von dunklen Ejekta umgeben – vielmehr hat die Druckwelle des Einschlags Staub davon geblasen und dunkleren Boden freigelegt. (HiRISE Picture 10862_1880)

10 Jahre vergebliche Suche nach dem Wrack des Mars Polar Lander

nach seinem mutmaßlichen Absturz im Dezember 1999 (siehe Skyweek 50+51/1999 Artikel 1+2) – auf keiner Aufnahme eines seither eingetroffenen Marsorbiters ist bisher irgendetwas Eindeutiges zu entdecken gewesen, aber die Suche geht weiter … (Scientific American 29.12.2009) NACHTRAG: noch ein Aufruf, die Suche anhand von MRO-Bildern zu intensivieren.

Was ist wahr an „Avatar“ …?

Besonders komplex oder versteckt sind die ‚Botschaften‘ hinter dem visuellen Überschwang im SF-Film Avatar ja nicht gerade, aber man kann ja mehr draus machen: Vor allem ein Press Release des Center for Astrophysics, „Avatar’s Moon Pandora Could Be Real“, der sich auf die pünktlich zum Filmstart eingereichte Arbeit von L. Kaltenegger „Characterizing Habitable Exo-Moons“ bezieht, ist schon unzählige Male aufgegriffen worden. Nicht im Film, wohl aber im ‚offiziellen‘ Buch dazu, wird der Avatar-Schauplatz Pandora als einer von 14 Monden eines von 3 Gasriesen eingeführt, die um Alpha Centauri A kreisen – wo man in der Realität noch nicht einen einzigen Planeten gefunden hat, aber kräftig sucht („Noch eine Jagd …“). (Knight Science Journalism Tracker 30., Evolution Blog 29., Space.com, Prima Klima, Ethics & Science 28., Telepolis 22., Centauri Dreams 21., Exoplanetology 20., Popular Mechanics 16.12.2009 – und ein ganz spezielles Video …) NACHTRAG: ‚The science of Avatar‘ sorgt auch 2010 noch für Diskussion … NACHTRAG 2: … und wie baut man eigentlich einen Avatar?

Die Erde hat sich ihre Atmosphäre erst später verschafft, durch Akkretion von Material, dessen Zusammensetzung derjenigen kohliger Chondriten ähnelt: Das wird aus Krypton-Isotopen aus dem Erdmantel geschlossen, die nicht zu einem Ausgasen der festen Erde zu passen scheinen. (Holland & al., Science 326[11.12.2009] 1522-5; Science News 10., Scientific American, BdW 11.12.2009)

Deutsche Computerfreaks wollen auf dem Mond landen

Der einzige deutsche Bewerber um den Google Lunar X Prize sind – seit diesem Juni – die „Part Time Scientists“, eine Schar Computerfreaks ohne Hintergrund in praktischer Raumfahrt, dafür aber umso größeren Ideen: Auf der 26. Chaos Communication Congress in Berlin präsentierten sie am 28.12. zwar einen „Prototypen“ ihres Marsrovers (Abb.: entzerrter Screenshot aus dem Webcast) und sprachen über zwei Stunden lang. Aber diskutiert wurden praktisch nur Details der Bordelektronik; über die eigentliche Mission (für deren Start eine Falcon sorgen soll) inklusive des Landers lernte man fast nichts. Außer dass die Anforderungen des GLXP wohl nicht genügen: Man will auch gleich noch Mondgestein zur Erde schaffen, wenn man schon mal da ist … (Press Release 24.6., Financial Times D 10.7., The Launch Pad 26., Heise Online 28., RaumfahrerNet 30.12.2009) NACHTRAG: ein ZDF-Bericht.

Astrologie + Aderlass = Akupunktur …

In einer brillianten Analyse ist jetzt aufgezeigt worden, wie die Lehren der vermeintlichen „Alternativmedizin“ Akupunktur auf Vorstellungen aus der Steinzeit und frühe medizinische Astrologie zurückgeführt werden können, wobei sich das Nadeln letztlich als „edlere“ Form des früher so verbreiteten Aderlasses entpuppt. (Kavoussi, Focus on Alternative and Complementary Therapies 4.12.2009)

Neuer australischer Impaktkrater passt zu Stories der Aborigines – allerdings ist der Palm Valley-Krater schon vor Jahrmillionen entstanden, so dass irgendeine konkrete Erinnerung an seinen kosmischen Ursprung unmöglich ist. (Sydney Morning Herald 28., Universe Today 30.12.2009)

Die dämlichste Weltraum-Story des ganzen Jahres

machte ausgerechnet heute die Runde: Offenbar gibt es in Russland vage Pläne, mit einer Raumsonde die Bahn eines potenziell die Erde gefährdenden Asteroiden abzulenken – und der Raumfahrtchef hat darüber in einem Interview geplaudert und dabei groben Unfug verzapft. Mal wieder muss der arme Asteroid Apophis, dessen Impaktwahrscheinlichkeit längst nahe Null angekommen ist (siehe ISAN 95-7), als Sündenbock herhalten: „Ich erinnere mich nicht genau, aber ich glaube, er könnte die Erde 2032 treffen,“ hat Anatoly Perminov gegenüber einem Radiosender von sich gegeben – das kann er eben nicht, und deswegen bleibt zu hoffen, dass sich nicht tatsächlich jemand an der Bahn gerade dieses Asteroiden zu schaffen machen wird. Aber Beobachter vermuten eh, dass das geheimnisvolle Projekt allenfalls auf dem Papier existiert und es auch dabei bleiben wird. (NASA Watch, MSNBC, Space.com, 80 Beats, NPR, Science Blogs, New York Times, The Star, Bad Astronomy, SpacePorts, Universe Today, AP, AFP, Novosti, Pravda, Knight Science Journalism Tracker 30.12.2009)