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Kosmische Kuriosa kurz & bündig

1. November 2009

Erfolg von Auger könnte nördliches Gegenstück verhindern

Das Pierre Auger Observatory in Argentinien hat bereits in kurzer Zeit so fundamentale Erkenntnisse über das Wesen der UHECRs geliefert, dass sich ein Gutachtergremium für Hochenergiephysik in den USA gegen den Bau eines 127 Mio.$ teuren Gegenstücks in Colorado ausgesprochen hat: Das lohne sich nicht, weil das PAO das UHECR-Mysterium ohne aufregende ‚New Physics‘ erklärt habe (vgl. Artikel C69). Stattdessen solle lieber in je ein teures Experiment zur Untersuchung von Dunkler Materie (hier werden bald Durchbrüche erwartet) und Dunkler Energie (wobei der beste Weg noch unklar ist) und hochenergetischer Gammastrahlung investiert werden. Es ist das 1. Mal, das in den USA unabhängige Experten über die künftige Astroteilchenphysik befragt wurden. (Nature 29.10.2009 S. 1181) NACHTRAG: Jedenfalls wird weiter kräftig Werbung für Auger Nord gemacht. NACHTRAG 2: z.B. in diesem Artikel.

Keine Abhängigkeit der Photonen-Geschwindigkeit von der Energie zeigt – ziemlich signifikant – die Ankunftszeit eines einsamen Photons mit 31 GeV Energie beim GRB 090510, das dem Fermi-Satelliten ins Netz ging: Bestimmte Theorien der Quantengravitation sind damit vom Tisch. (Jede Menge Autoren, Nature Advance Publ. 8574, Preprint 13.8., NASA Release, Symmetry Breaking, Ars Technica, New Scientist 28.10.2009)

Wettlauf der Riesenteleskope: USA gegen USA gegen Europa …

Beim nächsten großen Schritt in der bodengebundenen optischen Astronomie mit Spiegeldurchmessern von 25 m und mehr treten nicht nur die ESO (mit dem E-ELT, 42 m, rund 1000 Spiegelsegmente) und die USA gegeneinander an (vgl. Artikel A44): Noch schärfer ist die Konkurrenz zwischen den zwei US-Projekten TMT (30 m; 492 Segmente) und GMT (24.5 m, 7 Segmente). Hier treffen zwei völlig unvereinbare Konzepte, Forschungseinrichtungen und Einstellungen der führenden Köpfe aufeinander, wie ein langer Artikel in Science (326 [23.10.2009] 512-5) verdeutlicht. Beide Projekte haben erst einen Bruchteil der erwarteten Kosten von 1 Mrd. bzw. 700 Mio.$ zusammen (und sind sogar schon in China und Indien vorstellig geworden) – während es beim noch teureren E-ELT dank großer Unterstützung durch die ESO-Staaten besser aussieht. Und eine Fusion von TMT und GMT zu einem schlagkräftigeren Projekt ist schon lange nicht mehr möglich … NACHTRAG: TMT-Werbung bei Wired. NACHTRAG 2: die LA Times zum Wettlauf.

Radioaktiver Zerfall doch nicht temperaturabhängig? Entsprechende Beobachtungen anderer Gruppen – die im Rahmen der Physik keinen Sinn machen würden – widerlegt ein neuer Versuch zwar nicht direkt, aber er liefert ein starkes Nullresultat. (arXiv Blog 27.10.2009)

Wireless LAN ist ein Spin-Off der Radioastronomie

Genauer gesagt basiert die für Funknetzwerke aller Art notwendige Signalverarbeitung mittels Spezialchips für schnelle Fouriertransformation auf Arbeiten des australischen Radioastronomen John O’Sullivan – der eigentlich damit nach von Hawking vorhergesagten explodierenden Schwarzen Mini-Löchern suchen wollte (die nie gefunden wurden). Später bewährten sich seine Chips aber bei der Signalübertragung trotz starker Reflexionen in Gebäuden, die man durch parallelen Einsatz zahlreicher Frequenzen eliminieren kann. Für seine reine Grundlagenforschung mit spektakulärer Anwendung im „richtigen“ Leben erhielt O’Sullivan jetzt den 2009-er Prime Minister’s Prize for Science. (Science in Public und ABC 28., ASTRON Release 30.10.2009) Und 2010 noch ’ne Ehrung!

Fraktionale Infinitesimalrechnung ideal für Bildverarbeitung in der Astronomie? Diese nicht ganz triviale Mathematik, bei der der Ableitungsbegriff auf nichtganzzahlige Ordnungen erweitert wird, hilft bei der Kanten-Detektion und könnte ebenso beim Erkennen schwacher kosmischer Gebilde wie auch dem Schärfen von Planetenbildern helfen – jetzt gibt’s auch ein fertiges Tool dafür. (Preprint 26.10.2009)

US-Mondforscher wollte „Berufs-Spion“ werden

Immer neue bizarre Details in der Nozette-Affäre: Gegenüber der FBI-Frau, die er für eine israelische Agentin hielt, hat der Mondforscher erklärt, er wolle all sein Wissen über geheime Satellitentechnologie der USA für 2 Mio.$ verkaufen und sich sodann ins Ausland absetzen. Derartige Fluchtpläne im Zusammenhang mit einer drohenden Gefängnisstrafe wegen Betrugs gegenüber der US-Regierung hatte er zuvor gegenüber einem Mitarbeiter geäußert, was überhaupt erst zu der FBI-Operation führte. Israel habe er bereits Geheimmaterial verkauft, behauptete Nozette gegenüber der Agentin – das konnte das FBI bisher nicht bestätigen. (Washington Post 30.10.2009)

Berater erklärt die Wissenschaft in „The Big Bang Theory“

Die umstrittene US-Sitcom (z.Z. samstagsmittags auf Pro7) über vier stereotypische Physiker-Nerds und ihre blonde Nachbarin wird genauso geliebt wie verabscheut – aber die Physik, die darin vorkommt, ist echt: Der Wissenschaftsberater der Show, ein Teilchenphysiker aus LA, hat kürzlich ein Blog gestartet, in dem er sehr detailliert und Episode für Episode die Theorie dazu liefert. (UCLA Today 26.2., Space.com 21.9., Cosmic Variance 23.10.2009)