Posts Tagged ‘GOCE’

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

3. April 2011

Mitteleuropa fast wolkenlos am 22. März: eine Aufnahme des ESA-Satelliten Envisat mit 300 m Auflösung, auf der besonders die größeren Seen am Alpenrand gut hervor treten.

Die Wüstenlandschaft von Wadi Rum in SW-Jordanien, gesehen vom Advanced Land Imager auf Earth Observing-1 (EO-1) der NASA: Berge aus Granit und Sandstein ragen hier aus dem Sand. Viele Szenen des Mars-SF-Schinkens „Red Planet“ wurden hier gedreht …

Teil eines Mosaiks von Manhattan, aus Aufnahmen von der ISS aus zusammengestitcht.

Ein neues Weltraum-Radar-Interferogramm von Japan mit Messungen des Phased Array type L-band Synthetic Aperture Radar auf dem Advanced Land Observing Satellite (ALOS) der JAXA vom 20. März: Gegenüber einem früheren Interferogramm sind neue Verformungen durch ein 6-er Beben vom 19. März dazu gekommen, das Bodenverschiebungen von 30-40 cm verursachte. Auch entsprechende Interferometrie vom Envisat, ein Statement der JAXA zu den Bebenfolgen und der Scientific American zur Frage, ob nun Kalifornien ‚dran‘ sei.

Das beste Geoid aller Zeiten, aus 8 Monaten Daten des Satelliten GOCE, ist jetzt vorgestellt worden, gegenüber einem ersten Modell („Das erste globale Modell der Erdschwerkraft …“) noch einmal erheblich genauer geworden – und erstaunlicherweise auf den Titelseiten von SZ und FAZ (und anderen Zeitungen) gelandet. Inzwischen sind über 12 Monate Daten im Kasten, und weil der Satellit trotz seines Rekord-Tiefflugs (255 km!) wegen der bisher geringen Sonnenaktivität überraschend wenig Luftwiderstand erfuhr, reicht der Treibstoff für die Bahnstabilisierung noch bis Ende 2012. Die genaue Kenntnis des – oft missverstandenen – Geoids ist für zahlreiche geophysikalische Analysen entscheidend; mehr dazu auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Russischer Astrosatellit Spekr R tatsächlich 1/4 Jahr vor dem Start

Der russische Satellit Spektr R, der mit seiner großen Radioschüssel zusammen mit Antennen auf der Erde im Rahmen des Projekts RadioAstron per Interferometrie extrem hochauflösende Bilder liefern soll, soll nach dem letzten Plan den Startplatz in Baikonur Anfang Juni erreichen und in der zweiten Juli-Dekade auf einer Zenit-2SB mit Fregat-SB-Oberstufe abheben. Derzeit wird der Satellit – mit starker internationaler Beteiligung – noch thermischen Tests in einer Vakuumkammer unterzogen: Basierend auf demselben „Navigator“-Bus des Wettersatelliten Elektro-L soll er eine Lebensdauer von mindestens 5 Jahren erreichen. (Interfax 31.3.2011)

Die Kostenexplosion des James Webb Space Telescope um einen Faktor von mindestens einem Dutzend – auch dieser Blogger kann sich noch erinnern, dass der Satellit Mitte der 1990-er Jahre mal 500 Mio.$ kosten sollte; jetzt sind es mindestens 6.5 Mrd.$ – führt eine Rekonstruktion durch einen Wissenschaftsjournalisten auf fortwährenden Selbstbetrug aller Beteiligten zurück, inklusive der Astronomen. (Science News „9.“4.2011)

„Flugschreiber“ des verglühenden HTV-2 überlebte, Wassersturz inklusive

Als verblüffend robust hat sich ein kleiner Re-entry Breakup Recorder (REBR) erwiesen, den eine US-Firma in den japanischen ISS-Transporter HTV-2 eingebaut hatte: Mit Mini-Sensoren beobachtete er zunächst, wie die Kapsel in der Atmosphäre zerbrach, was ihn auch selbst frei setzte. Während des folgenden Sturzes zur Erde sendete das Gerät – gewissermaßen ein Handy mit Hitzeschild – diese Daten über Iridium-Satelliten zum Auftraggeber, der damit Modellrechnungen für Reentries verbessern will, und überraschend gab es auch noch mehrere Stunden Signale von der Meeresoberfläche. Eine Bergung des REBR – von dem ein zweites Modell im ATV-2 sitzt, das Anfang Juni entsorgt wird – war und ist allerdings nicht vorgesehen. (Space.com 28., 30., New Scientist Blog 31.3.2011)

Amateurastronomen verfolgen auch das zweite X-37B und haben die Bahn des Mysterien-Mini-Shuttles sogar schneller als beim ersten Mal im Griff: Die Höhe liegt zwischen 327 und 345 km, die Umlaufszeit bei 91.1 Minuten, die Neigung bei 42.8°. Interessant sind gelegentliche Flares des Raumschiffs, einer mit -6 mag. sogar heller als die Venus. (Space.com 28., Wired 30.3., SpaceWeather 1.4.2011) NACHTRAG: Der Minishuttle ist auch nicht manövrierfähiger als andere Satelliten. NACHTRAG 2: Auch dieser „revealed“-Artikel weiß nix …

„Pioneer-Anomalie“ noch eleganter zu den Akten gelegt

Dass es keine ’neue Physik‘ ist, die eine minimale Abbremsung der Pioneer-Sonden verursacht, ist schon lange klar, aber nun gibt es eine neue Berechnung der tatsächlichen Ursache – anisotrope Wärmeabstrahlung – mit Hilfe derselben Software, die für Raytracing in der Computergrafik verwendet wird und die immer mehr Anomaliefans zu überzeugen scheint. Entscheidend für die quantitative Abschätzung des von den Sonden selbst gemachten Effekts ist nämlich, wie die Wärmestrahlung von ihren eigenen Komponenten – v.a. der großen Parabolantenne – reflektiert wird, und das gelingt mit der CGI-Software wohl besonders elegant. Da die exakten Baupläne der Pioneers unauffindbar sind, kann leider nur wahrscheinliche Größe des Effekts abgeschätzt werden, die aber genau die richtige Größe hat. Also mal wieder: Case closed … (Francisco & al., Preprint 27., Arxiv Blog 31.3., Centauri Dreams 1.4.2011)

Im Juli ist der nächste Sonnensegler fertig, das LightSail-1, das eine kleine Firma für die Planetary Society gebaut hat: Dann wird der Mini-Satellit eingelagert und darf auf eine Mitfluggelegenheit warten. Da dieser CubeSat auf eine höhere Bahn soll als die meisten anderen, die die NASA jüngst auf eine Shortlist setzte („Nächster Sonnensegler …“), wird das wohl bis 2012 dauern. In der Zwischenzeit kann schon mal am LightSail-2 gebaut werden (alle Teile wurden doppelt eingekauft), und ein dritter Segler wird auch angedacht. (Space News 25.3.2011)

Ungewöhnlicher Startabbruch einer Ariane V – nichts passiert

Noch nie ist ein Ariane-Start so knapp vor dem Abheben abgebrochen worden, aber dann lief alles so, wie es sein soll: Die Haupttriebwerke liefen bereits, da registrierte ein Computer eine Anomalie und verhinderte das Zünden der Booster, die dann nicht mehr zu stoppen gewesen wären. Ähnliches kennt man auch vom Space Shuttle, nur kommt ein solch feuriger Launch Abort bei Ariane V (wo zwischen den beiden Zündungen volle 7 Sekunden vergehen) wie STS nur äußerst selten vor: Da verschlug es dem Startkommentator nachhaltig die Sprache … (Arianespace Mission Update, Press Release, Spaceflight Now, Universe Today 30., Space Today, Alles was fliegt 31.3.2011)

Schweizer Minisatellit nach 1 1/2 Jahren gerettet: Der im November 2009 von einer indischen Rakete ausgesetzte Swisscube drehte sich danach zu schnell, um genutzt werden zu können, aber jetzt ist es doch gelungen, kritische Systeme des ersten Schweizer Forschungssatelliten neu zu starten und zu stabilisieren – brauchbare Bilder des Airglows werden nun empfangen. (NZZ 24.3.2011)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

5. September 2010

ESA-Satellit GOCE sendet – nach schwerer Störung – wieder Daten!

Schon Anfang des Jahres war der primäre, am 18. Juli auch der Ersatzcomputer an Bord des Erdvermessers („Das erste globale Modell …“) ausgefallen, der für die Übertragung von Daten sorgt, aber wenigstens blieb die Verbindung zur Erde erhalten. Durch trickreiche Softwareänderungen ist es nun schon Anfang September gelungen, den wissenschaftlichen Betrieb wieder aufzunehmen: Man hatte erwartet, dass dies mindestens bis Monatsende dauern würde. (Nature Blog 3.9., Spaceflight Now 29., Spiegel 24., Nature Blog 23., BBC 21.8.2010) NACHTRAG: Später hat auch die ESA was zu sagen. NACHTRAG 2: Dem Satelliten war wohl zu kalt geworden, und das schon am 8., nicht 18., Juli.

Envisat wird noch ein großes Problem – als Weltraummüll: Der 8 Tonnen schwere ESA-Umweltsatellit von 1992 (siehe Artikel 425) wird sich nach Missionsende noch etwa 150 Jahre im Orbit halten – und dort wegen seiner Größe und Ausleger (26 x 10 x 5 Meter!) ein „ideales“ Ziel für kleine Teilchen Raumschrott abgeben. Wobei jeder Treffer wieder eine Wolke neuer gefährlicher Partikel produziert. Einmal musste der Satellit schon einem bekannten Stück Raumschrott ausweichen, sonst wäre er wahrscheinlich getroffen worden. Eine gezielte Entsorgung des Envisat hat die ESA bedauerlicherweise einzuplanen vergessen, so dass womöglich eine eigene Spezialmission dazu erforderlich werden könnte. (Space News 26.7.2010)

Indischer 850-Gramm-Satellit, von Studenten gebaut, sorgt für Schlagzeilen

Der StudSat war der kleinste von 5 Satelliten, die am 12. Juli ein indisches PSLV in den Orbit beförderte – und doch hat er im Lande für ein größeres Medienecho gesorgt als die größte und dramatisch teurere Nutzlast, der Erdbeobachter Cartosat 2B: Indiens winzigster Satellit ist nämlich das Werk von Studenten („Erster indischer „Studentensatellit“ …“) von vier Colleges, die auch noch vor 3 Jahren spontan auf diese Idee gekommen waren, nachdem sie einem Raumfahrtvortrag gelauscht hatten. Funkkontakt mit dem StudSat – weitere ähnliche Projekte laufen an diversen indischen Unis, und allerorten will man es nun auch versuchen – konnte rasch hergestellt werden; ob der Picosatellit schon Erdbilder geliefert hat, wurde bisher nicht bekannt. Die sollten 90-93 Meter Auflösung haben, während Cartosat 2B 80 Zentimeter schafft; erste Proben hat er schon geliefert. (ISRO Releases 12., 21.7.2010; Trak 28., Hindu 27.8., Hindu 22., Economic Times 18., Hindu, PTI [more] 14., Deccan Herald, Eureka 13., Hindu, Space News, Space Today 12., Hindustan Times, Sify 2.7.2010)

Die indische Turbopumpe war Schuld am GSLV-Disaster im April, als die erste selbstentwickelte kryogene Oberstufe nach Sekunden versagte („Weiter Konfusion …“): Die bisherige Untersuchung hat gezeigt, dass die Wasserstoffpumpe zwar sofort die vollen 34’800 U/m erreicht hatte – aber eine Sekunde später einfach stehen blieb. Damit war es um die Stufe und den ganzen Start geschehen. Um der genauen Ursache auf die Spur zu kommen, werden nun Bodentests durchgeführt; die nächsten beiden GSLVs benutzen derweil wieder russische Oberstufen. (ISRO Release, Spaceflight Now 9., Hindu, Space Today 10., Space.com 12.7.2010)

FASTSAT in Alaska angekommen – Start im November?

Der kuriose Satellit mit 6 Technologie- und Atmosphären-Experimenten („Das nächste Sonnensegel …“) ist am 10. August im Kodiak Launch Complex angekommen, wo er als eine von etlichen sekundären Nutzlasten einer Minotaur IV im Herbst starten soll – das hat sich immer wieder verschoben, weil ein minimales Softwareproblem bei der Rakete entdeckt worden war. Auch der Start einer anderen Minotaur IV mit dem ersten Satelliten des Space-Based Surveillance System (SBSS) in Vandenberg ist deswegen auf nunmehr den 24. September gerutscht. (NASA Release 11.8., Spaceflight Now 8.7., Discovery 14.6.2010) NACHTRAG: Ein anderer Passagier in Kodiak ist RAX.

Die Prisma-Satelliten haben sich getrennt, Picard sieht die Sonne, Proba 2 verfolgt CMEs: Die drei im Juni gestarteten europäischen Satelliten („Sonnensatellit …“) und der bereits seit November im All und seit Februar im Routinebetrieb befindliche gehen ihren Aufgaben nach. Während sich bei Prisma der kleinere Tango von Mango getrennt hat und ihm nun als Rendezvous-Ziel dient, hat Picard mit Aufnahmen der Sonne mit seinem 11-cm-Teleskop in rascher Kadenz begonnen, u.a. um etwaige Durchmesserschwankungen zu erkennen – und Proba 2 („So sieht der …“), der schon rund 100’000 Sonnenbilder im Kasten hat, verfolgt koronale Massenauswürfe weiträumiger als das Solar Dynamics Observatory. (Spaceflight Now 11.8., CNES Release 28.7., ESA Release 30.6.2010)

„Geheimshuttle“ X-37B änderte Bahn – aber Amateure fanden ihn bald wieder

Das mysteriöse wiederverwendbare Vehikel hielt bis zum 9. August seine 403 x 420 km hohe Bahn durch fortwährendes Ausgleichen des Luftwiderstands ein – aber dann wurde die Bahnhöhe plötzlich um 27.5 km angehoben, und die Amateurastronomen rund um den Globus, die den Shuttle verfolgen („Amateurastronomen fanden …“), verloren ihn zunächst. Bis ihn am 19. August ein Beobachter in Kapstadt wieder fand. Mit einer bevorstehenden Rückkehr hatte das Manöver vermutlich nichts zu tun, und über den Zweck des ganzen Unternehmens haben die Amateurbeobachtungen leider keine Erhellung bringen können … (Space.com, Raumfahrer 23., News.com.au 25.8.2010)

Prozess gegen mutmaßlichen Weltraumforscher-Möchtegern-Spion verzögert sich: Weil seine Anwälte erst entsprechende Sicherheitsstufen erlangen mussten, um überhaupt die relevanten Dokumente lesen zu dürfen, hat sich der Prozessbeginn gegen Stu Nozette um weitere Monate verschoben. Immerhin weiß man inzwischen, dass man ihm vorwerfen wird, er habe Geheimnisse über US-Satelliten, Frühwarn- und Abwehrsysteme verhökern wollen, die er – neben seiner bekanntere Tätigkeit als Mondforscher – gekannt haben soll. (CNN 11.8.2010)

Raketenstarts in Japan jetzt das ganze Jahr möglich: Bisher darf aufgrund von Abkommen mit den örtlichen Fischern nur 190 Tage im Jahr vom Weltraumbahnhof Tanegashima aus gestartet werden, aber das hat man nun neu verhandelt. Die zeitliche Beschränkung wird demnach ab April 2011 aufgehoben, aber es sind weiter nur 14 Starts pro Jahr erlaubt. (JAXA Release 29.7.2010)

Nachrichten aus der Erdbeobachtung kompakt

30. Juni 2010

Ein Radarbild des neuen TanDEM-X mit 1 Meter Auflösung: Der neue Satellit kann auf unterschiedliche Weise beobachten, und bei diesem Spotlight-Modus zoomt er auf ein etwa 5 bis 10 km großes Gebiet, in dem innerhalb von Sekunden hunderte von Schaltungen an der Antenne durchgefahren werden, um die Radarstrahlen auf ein Ziel gerichtet zu halten. Rund 200 Bilder in verschiedenen Modi sind schon entstanden; im DLR-Missionsblog berichten fast täglich wechselnde Projektmitarbeiter über die Fortschritte (und setzen dabei einen neuen Standard für die Kommunikation einer Mission im Web).

Der Salzgehalt der Weltmeere, beobachtet vom ESA-Satelliten SMOS im Mai, je röter desto salziger: Trotz der Probleme mit Störsendern („Bodenfeuchte-Satellit …“) liefert ‚Soil Moisture and Ocean Salinity‘ überzeugende Daten, und der erste Satz wird im Juli publik gemacht. Neben dem Salzgehalt der Meere mit 200 km Ortsauflösung wird man auch die Feuchtigkeit des festen Bodens mit 4% Genauigkeit und 50 km Ortsauflösung ablesen können; im September gibt’s noch mehr. (ESA Release, BBC 30.6.2010)

Das erste globale Modell der Erdschwerkraft von GOCE, basierend auf Messungen des ESA-Satelliten („Die ersten Daten …“) von Nov. bis Dez. 2009: Zu sehen ist (Farbe = Höhe) das Geoid, d.h. jene Fläche, die ein globaler Ozean ohne Gezeiten und Strömungen einnehmen würde. Seit Mitte Sep. 2009 vermisst der Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer aus einer mit 254.9 km Höhe extrem niedrigen Bahn das Schwerefeld – und die geringere Dichte der oberen Erdatmosphäre infolge der geringen Sonnenaktivität könnte bedeuten, dass dies noch bis 2014 so weiter gehen kann. Einer der beiden Computer an Bord ist allerdings ausgefallen, doch der verantwortliche Chip scheint nicht aus einer schlechten Serie zu stammen – daher wird erwartet, dass der zweite Rechner durchhält. (Space News 30., ESA, UKSA Releases, Nature Blog 29., BBC 28.6.2010) NACHTRAG: noch ein Artikel.

Auch der CryoSat 2 hat erste Daten geliefert

Und der ESA-Eisforschungs-Satellit hat bereits beweisen können, dass sein Radarverfahren funktioniert. Beim Dnepr-Start war der Satellit auf einer etwas zu hohen Bahn abgesetzt worden, aber die Korrektur – von 770 auf unter 760 km Höhe – kostete nur 2.5 kg Treibstoff, während 15 kg für einen derartigen Fall eingeplant waren. Jetzt werden nur noch 2 Gramm pro Tag verbraucht, und die Mission könnte 5 Jahre dauern. (BBC 29.6.2010. Und die Space News über Finanzierungsprobleme des europäischen Erdbeobachtungssystems GMES) NACHTRAG: auch ein ESA Release zu CryoSat.

Neubau des Orbiting Carbon Observatory wieder auf derselben Rakete: Weil sich die Nutzlastverkleidung der Taurus-Rakete nicht löste, erreichte das OCO der NASA letztes Jahr den Orbit nicht (siehe Cosmic Mirror #325, Kurzmeldungen) – und nun hat die NASA den Startvertrag für OCO 2 („Das verlorene …“) abermals an Orbital Sciences und dieselbe Taurus XL 3110 vergeben, kein Wunder, da der Satellit ein perfekter Klon des ersten ist. Der ‚root cause‘ des damaligen Disasters wurde nie gefunden aber immerhin vier Schwachstellen, die angegangen werden konnten. Und bevor OCO 2 im Februar 2013 starten soll, darf sich die Taurus bereits am 22.11.2010 beim Start des NASA-Satelliten Glory bewähren. (NASA Release 22., Spaceflight Now, Scientific American 23.6.2010)

Streit um Aufträge für die neuen Meteosats beigelegt

Der langwierige deutsch-französische Hickhack um die Meteosats der 3. Generation („Noch kein Hauptkontraktor …“) ist zuende: Ein Konsortium unter Führung der französischen Thales Alenia Space darf die Satelliten für 1.25 Mrd. Euros bauen, aber das deutsche EADS Astrium bekommt eine größere Rolle bei den Instrumenten der 6 Satelliten, die ab 2016 starten sollen. Gegenüber der aktuellen 2. Generation sind sie wieder leistungsfähiger und können z.B. die Atmosphäre schichtweise untersuchen. (BBC 21., Raumfahrer 22., Spaceflight Now 23.6.2010)

Die nächsten europäischen polaren Wettersatelliten werden paarweise kommen, so dass das Eumetsat Polar System, 2nd Generation, mehr Instrumente tragen kann. Bisher hat Europa erst einen polaren Wetterbeobachter gestartet, 2006 den Metop-A; -B und -C sind aber schon fertig und werden in Reserve gehalten und vermutlich 2012 und 2016 starten. (BBC 22.6.2010. Und Spaceflight Now zum Joint Polar Satellite System der USA, dessen erster Satellit JPSS 1 nun 2014 starten soll: Er ist identisch mit dem NPP-Satelliten, der eigentlich Vorreiter des gemeinsamen militärisch-zivilen Satellitenssystems NPOESS werden sollte, dessen Kosten und Komplexität aus dem Ruder gelaufen waren)

Nachrichten aus der Erdbeobachtung kompakt

20. Juni 2010

Nur noch wenige Stunden bis zum Start von TanDEM-X

Ein Probecountdown für den deutschen Radar-Satelliten („Schon 6 Tage später …“) ist schon absolviert, und um 4:14 MESZ am 21. Juni soll die Dnepr nun aus ihrem Silo in Baikonur flutschen: Mindestens drei Jahre gemeinsame radarinterferometrische Messungen der beiden fast identischen TanDEM-X und TerraSAR-X sind geplant. Das Ziel ist eine komplette 3D-Karte der festen Erde, mit einer Maschenweite von 12 Metern und einer Höhenpräzision von 2 Metern. Da es sich um eine Private-Public Partnership handelt, wird es allerdings nicht ganz leicht, an die Daten(produkte) heran zu kommen. (Grundlagen, Datenpolitik, Start-Blog; DPA, Welt)

Die Mission der GRACE-Satelliten wird bis 2015 verlängert

Das haben DLR (Satellitenbus, Start, Betrieb) und NASA (Instrumente, Datenarchiv) beschlossen: Das 2002 gestartete Satellitenpaar zur extrem genauen Vermessung des Erdschwerefelds (siehe Artikel 447) hat sich u.a. erheblich um Transportprozesse von Wasser auf der Erde verdient gemacht (siehe z.B. Artikel C54) aber auch um die Beobachtung vieler anderer Vorgänge, die das Schwerefeld der Erde subtil verändern. (DLR PM, JPL, NASA Releases 10., NASA Blog 16.6.2010)

Die ersten Daten des Schwerefeld-Satelliten GOCE sind öffentlich, „Level-1b-Daten“ vom November 2009: Die ersten weiter verarbeiteten Level-2-Daten des Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer – ein komplettes Modell des Schwerefeldes der Erde – werden Ende des Monats ausführlich auf einer Tagung in Norwegen präsentiert. (ESA Release 9.6.2010. Auch eine PM der TU München zur GOCE-Vermessung des Himalaya)

Bodenfeuchte-Satellit SMOS kämpft mit Störsendern

Der ESA-Satellit („Hydrologie-Satellit SMOS …“) ist der erste Erdbeobachter, dessen Messgerät im L-Band des Radiospektrums arbeitet – und die Hydrologen mussten eine böse Überraschung erleben: Da funken eine Menge Sender, von denen man nichts wusste und die die Daten verschlechtern. Einige konnten inzwischen allerdings zum Schweigen gebracht werden, und da auch die USA und China L-Band-Satelliten vorbereiten, wird bald noch mehr Druck gemacht werden können. Der Satellit SMOS an sich ist inzwischen ausgetestet, und Programme zur Eichung z.B. durch Parallelbeobachtungen mit Flugzeugen laufen (ESA Release 21., General-Anzeiger 12., Nature Blog 6., BBC, Tracker 5.5.2010)

Zufrieden mit den Spirale-Frühwarnsatellitchen, die letztes Jahr zusammen mit zwei Nachrichtensatelliten auf einer Ariane 5 gestartet worden waren, ist das französische Militär: Sie haben Millionen Erdaufnahmen im Infraroten gemacht, um den Hintergrund zu ermitteln, vor dem die Signatur startender Raketen erkannt werden müsste. (Astrium Release 15.6.2010)