Posts Tagged ‘GSLV’

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

23. Januar 2011

Start einer Delta IV Heavy in Vandenberg am 20. Januar mit einem geheimen Aufklärungssatelliten (den Amateurastronomen aber schon im Orbit gefunden haben): Der Start war beeindruckend, aus der Nähe wie aus der Ferne. NACHTRAG: Der geheime Satellit ist rasch als neuer Keyhole identifiziert worden.

Wie Galaxy 15 vom „Zombie-Satelliten“ zum „Phönix“ wurde

Seit dem 23. Dezember ist der auf Abwege geratene Nachrichtensatellit („Dem amoklaufenden Satelliten …“) wieder unter Kontrolle: Der ausgebliebene Sonnenstrom führte zu einem tiefen Reset, er nahm wieder Kommandos entgegen – und ist bereits mit neuer Software versorgt worden, die ein erneutes Eintreten des „untoten“ Zustands verhindern soll. Das war im April eindeutig nicht auf Sonnenaktivität zurück zu führen gewesen, sondern die Folge einer Entladung in der Elektronik, wie sie Satelliten im Orbit nicht selten passiert (und im konkreten Fall bei Bodentests nachgespielt werden konnte). Schaden hat Galaxy 15 während seiner 8-monatigen Odysee im GEO nicht genommen und sogar Sprit gespart, der für das Einhalten des Orbit-Slots bestimmt war (und nun dazu benutzt wird, ihn wieder auf die ursprüngliche Position zu schieben): Nach eingehenden Tests wird der Satellit wieder in Betrieb genommen und sollte – wie einst geplant – bis 2022 brauchbar sein. (Space News, Satellite Spotlight 13., Broadband TV News, BBC 14., KosmoLogs 18., Raumfahrer 19.1.2011)

Weiter Rätseln um das Versagen des GSLV in Indien am 25. Dezember: Zwar steht außer Frage, dass das Abreissen von Kommando-Kabeln ursächlich („Wieder ein GSLV …“) für das Abweichen der Rakete von der Flugbahn und ihr Auseinanderbrechen war, doch der Grund dafür bleibt mysteriös. Ob unerwartet starke Belastungen – aus welchem Grund auch immer – dazu führten, dass sich gleich 10 Steckverbindungen (übrigens eines deutschen Zulieferers) gleichzeitig lösten und deshalb die Booster der 1. Stufe vom Bordrechner nicht mehr ausgerichtet werden konnten, muss die weitere Untersuchung klären. (ISRO Release 31.12.2010; TIME 29., Space News, Parallel Spirals, Spaceflight Now 31.12.2010, Hindu, Space Today 1., KosmoLogs 2., IBN 5., Outlook 10.1.2011) NACHTRAG: Die ISRO wartet noch auf russische Daten.

Galileo-NavSats: noch viel später, noch viel teurer …

Nächste Runde in der ewigen Saga des europäischen (primär) zivilen (ein bisschen) kommerziellen Gegenstücks zum amerikanischen GPS: Jetzt steht fest, dass 2014 höchstens ein Minimalservice mit 18 Satelliten geboten werden kann, und es mindestens 2020 wird und weitere 1.9 (bzw. insgesamt 5.4) Mrd. Euro kostet, bis alle 30 Satelliten für den Vollbetrieb im Orbit sind. Und die jährlichen Betriebskosten dürften sich auf 800 Mio. Euro belaufen: Dass Galileo überhaupt irgendwann direkt Profit abwirft, ist kaum zu erwarten. Man solle das System eben wie das Internet betrachten: eine Infrastruktur, die selbst nur Kosten produziert, mit deren Hilfe aber die dollsten Dinge möglich werden. Noch vor Jahresende soll immerhin mit dem Start der ersten (Test-)Satelliten begonnen werden. (Space News 20., BBC, AFP 18.1.2011) NACHTRAG: der BR zum Galileo-Status.

Gleich drei verschiedene Raketen gleichzeitig starten ab diesem Jahr in Kourou, wenn alles glatt geht: neben der bewährten Ariane auch die Soyuz (erstmals zwischen dem 15.8. und 15.9.) und die Vega. Das gibt der ESA zwar erheblich mehr Flexibilität bei der Auswahl des jeweils für eine Nutzlast geeignetsten Launchers, dürfte aber für erhebliches Durcheinander in der ausgedehnten Startanlage in Französisch-Guyana sorgen: Nicht mal der ESA-Chef ist sich sicher, dass man da an alles gedacht hat. (BBC 14.1.2011)

Konfusion um deutsche „HiROS“-Erdbeobachter-Pläne

Das Projekt von High Resolution Optical Satellites ist seit 2009 öffentlich bekannt, wenn auch hierzulande nie groß diskutiert worden – und ebenso ist es kein Geheimnis, dass Deutschland mit den SAR-Lupe-Radarsatelliten und speziellen Nachrichtensatelliten über ein eigenes militärisches Raumfahrtprogramm verfügt, wie andere europäische Länder auch. Trotzdem wurde es Anfang des Monats vielerorts als sensationalle Enthüllung verkündet, dass es die Idee einer deutsch-amerikanischen Konstellation von Satelliten zur Erdbeobachtung mit 50-cm-Pixeln und schnellem Download gibt, mit Dual Use durch zivile Dienste z.B. nach Katastrophen, den BND und ggf. die Bundeswehr. Es hatte halt in den WikiLeaks-Diplomaten-„Kabeln“ gestanden und war von einer norwegischen Zeitung, die irgendwie an die Dateien gelangt war, an die große Glocke gehängt worden. Allein, bereits 2009 hatte ein Fachinfo-Dienst all dies im Detail berichtet, inklusive des drohenden Ärgers mit Frankreich, das die optische Erdbeobachtung in Europa für eine Art Erbrecht halte. Und die technischen Details der Satelliten waren und sind auf einer Webseite der Uni Stuttgart frei verfügbar. Ob aus dem HiROS überhaupt etwas wird, ist übrigens immer noch unklar. (Aftenposten, Foreign Policy, SPIEGEL, ZEIT 3., Stuttgarter Zeitung 5., Wörner-Blog 6., KosmoLogs 10., Alles was Fliegt 19.1.2011)

Angebliches WikiLeaks-Zitat kostet deutschen Raumfahrt-Manager den Job: Weil er das Galileo-Programm (s.o.) laut ge-WikiLeak-ten Kabeln gegenüber den Amerikanern als „stupid idea“ bezeichnet haben soll, ist der CEO des deutschen Raumfahrtunternehmens OHB gefeuert worden – obwohl er das Zitat bestreitet, selbst massiv daran beteiligt war, dass OHB einen Galileo-Großauftrag („Drei wichtige …“) bekam und sich zur Zeit der angeblichen Aussage gegenüber Kollegen positiv darüber äußerte. Aber das Vertrauen war wohl zu nachhaltig erschüttert … (OHB Press Release, KosmoLogs, BBC 17., Tagesschau, Space Politics, Deutsche Welle, Nature Blog, Space Today 18.1.2011)

NASA zweifelt an Erfüllbarkeit des Schwerlast-Raketen-Befehls

Als Obama am 11.10.2010 die Authorization Bill für den NASA-Haushalt unterschrieb, begann eine Uhr zu ticken: Genau drei Monate hatte die Behörde Zeit, einen Plan vorzulegen, wie sie die dort festgeschriebenen Forderungen der Politik zu erfüllen gedenke. Gar nicht, lautet die – wenig überraschende – Antwort: Die geforderte Schwerlastrakete sei weder mit den in der Bill angegebenen (und dabei noch lange nicht tatsächlich zur Verfügung stehenden) Finanzmitteln noch bis zum Jahr 2016 zu realisieren! Dabei hatte man in dem Konzept schon reichlich auf existierende Komponenten aus den Shuttle- und Apollo-Programmen zurückgegriffen bzw. bei der Raumkapsel auf die Orion aus dem untergegangenen Constellation-Programm gesetzt. Alles halb so wild, beschwichtigt inzwischen der – ansonsten in Sachen Zukunft der bemannten Raumfahrt extrem wortkarge – NASA-Chef: Irgendwie werde das schon klappen. Unterdessen laufen wenigstens Bemühungen in der Politik, die sinnlosen Ausgaben für Constellation-Komponenten zu stoppen, die keinesfalls mehr gebraucht werden, im Rahmen der bis zum 4. März laufenden Continuing Resolution („Continuing …“) aber trotzdem vorgeschrieben werden – der Inspector General der NASA hatte sich darob bereits ungewöhnlich heftig beschwert … (Space Politics 20., 19., Science Insider 18., Space Review 17., Orlando Sentinel 16., Space Politics 15., Spaceflight Now 14., Space Politics 13., Space News 11.1.2011)

Zoff um den Weltraumbahnhof „Spaceport America“ in New Mexico: Die neue Gouverneurin hat den Chef zum Rücktritt genötigt und scheint von dem 209-Mio.$-Projekt (130 Mio.$ sind schon ausgegeben) weniger begeistert zu sein als ihr Vorgänger. Hier soll – vielleicht schon ab Jahresende – das SpaceShipTwo (dessen Testprogramm gut voran kommt, wie es heißt, und das schon 400 Kunden fest gebucht haben) seine suborbitalen Touristenflüge starten, und auch andere Anbieter wollen sich hier später niederlassen. (AW&ST, LA Times Blog, New Scientist, Parabolic Arc 23.12.2010, Las Cruces Sun News, Alamogordo Daily News 9., New Space Journal 14., 16., Cosmic Log 18.1.2011) NACHTRAG: Jedenfalls waren die Glaser da …

Urige sowjetische Raumstationen gelandet – auf der Isle of Man

Eine kuriose britische Firma hat zwei Raumstationen des alten Typs Almaz gekauft, die die Sowjetunion in den 1970-er Jahren teilweise fertigstellte aber nie startete: Nun warten sie auf der Isle of Man darauf, dass die Geschäfte des Unternehmens einmal so gut laufen, das sich ein Start als private bemannte Raumstation lohnen würde. Na dann viel Glück … (Excalibur Almaz Press Release 5., Universe Today 7., Parabolic Arc 10.1.2011)

Erster Start von Taurus II/Cygnus für Dezember angesetzt: Zum ersten Mal eine Kapsel in den Orbit und zur ISS bringen will der Falcon 9/Dragon-Konkurrent Orbital Sciences am 14.12., wurde nun angekündigt. Die Rakete („2. Test …“) soll zuvor auch einmal ohne die Kapsel getestet werden, wofür allerdings noch auf Geld vom US-Kongress gewartet wird. (AW&ST 6.1.2011)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

27. Dezember 2010

Cassinis erster Blick auf den neuen großen Saturnsturm, entstanden vor drei Tagen: Die weiße Wolke wird schon seit Wochen von Amateurastronomen beobachtet, ist in letzter Zeit aber noch auffälliger geworden – die einlaufenden Cassini-Rohbilder werden in dieser Galerie gesammelt. NACHTRAG: ein schnelles Falschfarben-Bild daraus.

Stardust hat – gerade noch – genug Sprit für Tempel 1

Voraussichtlich drei Bahnkorrekturen muss das alte Stardust-Mutterschiff noch durchführen, um am 15.2.2011 morgens MEZ in 190 km Höhe mit 10.9 km/s über den Kern des Kometen Tempel 1 zu schießen – und drei verschiedene Verfahren zum Abschätzen der Treibstoffvorräte sprechen alle dafür, dass dafür genug und noch ein kleines Bisschen mehr im Tank verblieben ist. Der enthielt einmal 85 kg Hydrazin, jetzt sind es noch etwa 3.5 kg. Hauptzweck der Missionsverlängerung der alten Mission als Stardust NeXT (New Exploraton of Tempel 1) ist der Versuch, den 2005 vom Impaktor Deep Impacts geschlagenen Krater zu inspizieren – aber da das Rotationsverhalten des Kometenkerns nur ungenau bekannt ist, kann es gut sein, dass der Krater gerade auf der falschen Seite ist. Nach dem Encounter wird wohl der gesamte kleine Treibstoffrest verbrannt, um zu sehen, wieviel tatsächlich noch im Tank war, um die drei Schätzverfahren zu prüfen – und dann wird Stardust abgeschaltet. (Spaceflight Now 23.12.2010)

Akatsuki offenbar Opfer eines klemmenden Ventils in einer Treibstoffleitung geworden: Die Untersuchung des Triebwerksversagens an der Venus scheint darauf hinaus zu laufen, dass die Treibstoffzuleitung durch ein verklemmtes Ventil blockiert war, das eigentlich einen Rückfluss in den Tank verhindern soll. Das Ventil arbeitet völlig automatisch und kann von der Erde aus nicht gesteuert werden: Diverse Experimente am Boden sollen nun herausfinden, ob man das Triebwerk überhaupt noch für einen zweiten Einschussversuch in 6 Jahren nutzen könnte. (Mainichi Daily News 27.12.2010. Und Daily Yomiuri 24.12.2010 zu angeblichen Vollfinanzierung von Hayabusa 2)

Der Satellit WISE darf noch bis Januar weiter machen

und – mit seinen beiden kurzwelligeren Infrarot-Instrumenten – eine zweite komplette Himmelsdurchmusterung beenden, vor allem um der Entdeckung weiterer Kleinkörper des Sonnensystems willen: Die NASA hat bis Ende Januar 1.6 Mio.$ freigegeben, um den Betrieb (der 400’000$/Monat kostet) weiter zu führen. WISE hat bisher über 155’000 Asteroiden und Kometen beobachtet und über 34’000 neue Kleinkörper des Sonnensystems entdeckt, darunter etwa 500 NEOs. Zwar sind die beiden IR-Kanäle mit 3.4 und 4.6 µm nicht ideal (bei längeren Wellen, die nach dem Ende des Kühlmittels nicht mehr zugänglich sind, strahlen sie mehr), aber WISE ist der einzige Asteroidenjäger im Weltraum – seine Mission NEOWISE erschien der NASA wertvoll genug. Danach aber ist endgültig Schluss: WISE wird „eingeschläfert“, für den Fall dass jemand doch noch Interesse daran haben sollte; die Bahn ist noch lange stabil. (Spaceflight Now 19.12.2010)

Planetenjäger Kepler gleich zweimal im Safe Mode: Der ‚Plan‘ sieht vor, dass Kepler bis zu 12 Tage im Jahr durch solche Sicherheitsmodi ausfallen darf, und das Budget für 2010 ist noch nicht aufgebraucht – trotzdem soll nun dafür gesorgt werden, dass der Satellit weniger leicht über seinen eigenen Zustand so beunruhigt sein kann, dass er die Transitsuche unterbricht. (Mission Manager Updates 22., 14., Nature Blog 15.12.2010) NACHTRAG: Die Fehlersuche zieht sich hin – erst im Januar kann weiter beobachtet werden. NACHTRAG 2: Das 2. Problem ist erkannt – und gelöst!

Wieder ein GSLV gescheitert – nach nicht mal einer Minute!

Fassungslos hat ein erneuter Fehlstart der indischen Prestige-Rakete GSLV vor zwei Tagen die Weltraumexperten des Landes zurückgelassen: Nur 47 Sekunden nach dem Abheben (mit einem teuren einheimischen Nachrichtensatelliten an Bord) brach die Rakete plötzlich zur Seite weg und begann zu zerbrechen; 16 Sekunden später wurden die Reste gesprengt. Nach ersten Ermittlungen waren plötzlich die Steckverbindungen von langen Kabeln zu den Gelenken unterbrochen worden, die die Düsen der vier Booster der ersten Stufe ausrichten, die zur Stabilisierung der Flugbahn nötig sind. Wie das passieren konnte, dazu gibt es keine offizielle Erklärung, aber ein anonymer Experte spekuliert, der Satellit sei womöglich zu schwer für die Rakete gewesen und deren Stabilität im Flug falsch berechnet worden. In der Tat war der Satellit schwerer als jede andere Nutzlast des GSLV bisher, und die Oberstufe – die nun gar nicht zum Einsatz kam – hatte modifiziert werden müssen. Von alleine könnten die Stecker jedenfalls unmöglich herausgefallen sein, so der Experte: Sie könne es erst aus ihren Buchsen gerissen haben, als die Rakete bereits auseinander brach. Das Geostationary Satellite Launch Vehicle bleibt vom Pech verfolgt: Nunmehr sind schon drei der sieben Starts gescheitert. (Hindustan Times, Space News, The Hindu, Parabolic Arc, Science Journalism Tracker 27., Telegraph India, Indian Express, Deccan Herald, Hindustan Times, The Hindu 26., The Hindu [mehr], Deccan Herald, DNA, Hindustan Times, Spaceflight Now, Discovery, Space Today, Spiegel, Eureka 25.12.2010) NACHTRAG: Die ISRO bezweifelt die Übergewichts-Hypothese.

Dem amoklaufenden Satelliten geht der Strom aus: Der unabschaltbare Galaxy 15 bekommt immer weniger Sonnenstrom und hat bereits 95% seiner Nutzlast herunter gefahren – seit dem 17. Dezember sendet er nur noch Telemetrie. In dieser Situation könnte ein tiefer Reset gelingen. (Space News 22.12.2010. [NACHTRAG: Wie die Status-Seite von Intelsat berichtet, ist Galaxy 15 wieder voll unter Kontrolle – der Reset hat geklappt!] Und ILS und Eutelsat Releases sowie Space News, Spaceflight Now, BBC, BBC Blog und Spiegel zum Proton-Start des Ka-Band-Satelliten KA-SAT am 26. Dezember, der 70 Gigabit pro Sekunde in 82 Spotbeams übertragen kann)

Continuing Resolution bis März: NASA bleibt im Ungewissen

Der alte US-Kongress hat es vor dem Weihnachtspause nicht auf die Reihe gebracht, dem Land einen neuen Haushalt für das – längst laufende – Finanzjahr 2011 zu verpassen: Stattdessen hat es wieder eine Continuing Resolution gegeben, die nun bis zum 4. März gilt. Spezielle Passagen bezüglich der Ausrichtung der NASA fehlen, womit die Hoffnung auf eine klare Umsetzung („Die NASA bekommt …“) der Authorization vom Oktober dahin ist: Weder kann das Constellation-Programm abgebrochen noch unverzüglich mit der Arbeit an einer Schwerlastrakete und großzügiger Förderung privater Raumfahrtunternehmen begonnen werden. Stattdessen dürften bis März rund 500 Mio.$ in das Ares-Programm fließen, das eigentlich niemand mehr will – Millionen, die anderswo bitter fehlen. Insgesamt würde die NASA im FY2011 unter einer fortgesetzten CR mit 18.7 Mrd.$ auskommen müssen, 300 Mio.$ weniger als die Authorization vorgesehen hatte. Wie der neu gewählte Kongress ab Januar in der Sache verfahren wird, ist weiter unklar. (Orlando Sentinel 26., AW&ST 24., Space News 22., Spaceflight Now, Space News 21.12.2010)

Zweiter Test der Taurus-2-Rakete erfolgreich: Das Triebwerk der ersten Stufe des künftigen ISS-Versorgers („Triebwerk der Taurus-2-Rakete …“) ist am 17. Dezember 55 Sekunden lang erprobt worden, mit bis zu 108% der nötigen Leistung – im Januar soll der dritte Test folgen. Für einen beschleunigten Orbit-Test hätte die Firma Orbital danach gerne Extra-$$ der NASA, die es aber – s.o. – womöglich nicht geben wird. (Spaceflight Now 19., Flight Global 23.12.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

8. September 2010

Die erste Soyuz-Rakete in Kourou startet frühestens im nächsten Frühjahr

Und welcher Satellit der Passagier sein wird, ist auch noch nicht klar, nachdem ein Nachrichtensatellit umgebucht wurde, weil er zu lange hätte warten müssen – der Bau der Startanlagen hatte sich immer wieder verzögert. Nun gelten der französische Erdbeobachter Pleiades (dessen Bodensegment aber u.U. nicht rechtzeitig fertig wird) und zwei Galileo-Testsatelliten als die besten Kandidaten für die Premiere. (Space News 8.9.2010. Auch die Vega-Raketen fliegen erst ab 2011, aber neue Produktionsverträge bringen das Programm voran) NACHTRAG: warum das so lange dauert mit der Soyuz-Rampe. NACHTRAG 2: der Status beider Programme. NACHTRAG 3: Jetzt heißt es März 2011 für den 1. Soyuz-Start.

Zweiter Brenntest einer starken indischen Raketenstufe erfolgreich: Während die L 110 („Im Januar …“) für die künftige GSLV Mk-III beim ersten Bodentest („Test der indischen Raketenstufe …“) nicht die vollen 200 Sekunden brannte, hat der heutige Bodentest tadellos geklappt. (ISRO Release, Parallel Spirals 8.9.2010)

Boeing könnte Indiens bemannte Raumkapsel bauen

Oder der ISRO zumindest dabei helfen, bis 2016 den – offenbar seitens der Politik heftig gewünschten – Einstieg in die bemannte Raumfahrt zu schaffen: Der entsprechende Papierkram für das US-Außenministerium wird schon vorbereitet. Die Kapsel könnte dann zur Versorgung der ISS dienen; konkrete Verträge gibt es aber noch keine. (Times of India 6.9.2010)

Widersprüchliche Pläne in Sachen US-Raumfahrt verfolgen bislang noch beide Häuser des US-Kongresses: Während sich der Senat mit den Zielen des Weißen Hauses halbwegs angefreundet hat, will das Abgeordnetenhaus deutlich mehr des alten Constellation-Programms retten und dafür die Förderung privater Initiativen drastisch zusammen streichen. Einig sind sich aber alle, dass die USA – auf eigene Rechnung – noch schneller als in Obamas Vorstellung eine neue Schwerlastrakete entwickeln sollen. (zahlreiche Links im Cosmic Mirror #337 im grünen Kasten aus Juli und August. Bester Kommentar zur Lage ist aber dieser hier vom Juni. [NACHTRAG: Man kann’s auch noch härter sagen …] Und dieser Artikel macht klar, dass die spontane Reparaturaktion des Kühlsystems mit 3 EVAs demonstriert hat, wie die ISS-Wartung in den kommenden 10 Jahren aussehen wird)

Bewerber für eine mittelgroße ESA-Wissenschaftsmission 2020-22 gesucht

In den Jahren 2017/18 wird die ESA die erste beiden „Mittelklasse“-Missionen des neuen Langzeitplans ‚Cosmic Vision‘ für den Zeitraum 2015-25 starten, wobei die Zahl der Bewerber auf drei geschrumpft ist („Drei Finalisten …“), gefolgt voraussichtlich 2020 von der ersten Großmission (L-Klasse). Aber man möchte für diesen Zeitpunkt auch schon die dritte Mittelklassemission M3 bereit haben, falls es mit der L-Mission Probleme gibt: Bis zum 15. Dezember wird nun um Vorschläge gebeten werden, die nicht mehr als 470 Mio. Euro kosten dürfen (was die aus nationalen Budgets finanzierten Instrumente an Bord nicht einschließt). 2012 sollte der M3-Gewinner fest stehen, der je nach Zustand der L-Mission 2020 oder 2022 auf die Rampe darf. (ESA Release 29., Spaceflight Now 23., BBC 21.7.2010. Auch ein ESA Release und Science Insider zur Fundamentalphysik-Planung)

Die Aufwärmung des NASA-Satelliten WISE hat begonnen, nachdem kurz nach dem Ende der ersten Himmelsdurchmusterung (am 17. Juli) das gefrorene Kühlmittel aufgebraucht war. Der Detektor für das langwelligste IR ist bereits ausgefallen, die anderen können aber noch ein paar Monate weiter machen. (Mission Status 10.8.2010. Auch ein NASA Release, Spaceflight Now und der Orlando Sentinel zu Fortschritten und Problemen mit dem JWST [„Eine neuerliche Startverschiebung …“])

Virgin Galactic peilt 110 km Gipfelhöhe an – exakt

Wenn mit dem SpaceShipTwo („Das erste …“) Touristen auf Suborbitalflüge geschickt werden, dann wird es sie bis in genau 110 km Höhe tragen: genug, um sicher die magische 100-km-Grenze des Weltraums unter sich zu lassen – aber auch nicht höher, denn dann würden die körperlichen Belastungen für die Passagiere erheblich zunehmen. Aber so sollen 93% aller Menschen zwischen 22 und 88 Jahren fit genug für den Trip sein, der „eine tiefe und organische Verbindung mit dem Universum“ verspricht. Noch diesen Herbst soll das SS2 zum ersten Mal vom Trägerflieger abgekoppelt werden und solo zur Erde gleiten: Man sieht sich schon „auf der Zielgeraden“ zum ersten Raumflug. (Discovery 2.8.2010. Auch Wired zum 1. Testflug mit Passagier und die Süddeutsche zu den juristischen Fragen)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

5. September 2010

ESA-Satellit GOCE sendet – nach schwerer Störung – wieder Daten!

Schon Anfang des Jahres war der primäre, am 18. Juli auch der Ersatzcomputer an Bord des Erdvermessers („Das erste globale Modell …“) ausgefallen, der für die Übertragung von Daten sorgt, aber wenigstens blieb die Verbindung zur Erde erhalten. Durch trickreiche Softwareänderungen ist es nun schon Anfang September gelungen, den wissenschaftlichen Betrieb wieder aufzunehmen: Man hatte erwartet, dass dies mindestens bis Monatsende dauern würde. (Nature Blog 3.9., Spaceflight Now 29., Spiegel 24., Nature Blog 23., BBC 21.8.2010) NACHTRAG: Später hat auch die ESA was zu sagen. NACHTRAG 2: Dem Satelliten war wohl zu kalt geworden, und das schon am 8., nicht 18., Juli.

Envisat wird noch ein großes Problem – als Weltraummüll: Der 8 Tonnen schwere ESA-Umweltsatellit von 1992 (siehe Artikel 425) wird sich nach Missionsende noch etwa 150 Jahre im Orbit halten – und dort wegen seiner Größe und Ausleger (26 x 10 x 5 Meter!) ein „ideales“ Ziel für kleine Teilchen Raumschrott abgeben. Wobei jeder Treffer wieder eine Wolke neuer gefährlicher Partikel produziert. Einmal musste der Satellit schon einem bekannten Stück Raumschrott ausweichen, sonst wäre er wahrscheinlich getroffen worden. Eine gezielte Entsorgung des Envisat hat die ESA bedauerlicherweise einzuplanen vergessen, so dass womöglich eine eigene Spezialmission dazu erforderlich werden könnte. (Space News 26.7.2010)

Indischer 850-Gramm-Satellit, von Studenten gebaut, sorgt für Schlagzeilen

Der StudSat war der kleinste von 5 Satelliten, die am 12. Juli ein indisches PSLV in den Orbit beförderte – und doch hat er im Lande für ein größeres Medienecho gesorgt als die größte und dramatisch teurere Nutzlast, der Erdbeobachter Cartosat 2B: Indiens winzigster Satellit ist nämlich das Werk von Studenten („Erster indischer „Studentensatellit“ …“) von vier Colleges, die auch noch vor 3 Jahren spontan auf diese Idee gekommen waren, nachdem sie einem Raumfahrtvortrag gelauscht hatten. Funkkontakt mit dem StudSat – weitere ähnliche Projekte laufen an diversen indischen Unis, und allerorten will man es nun auch versuchen – konnte rasch hergestellt werden; ob der Picosatellit schon Erdbilder geliefert hat, wurde bisher nicht bekannt. Die sollten 90-93 Meter Auflösung haben, während Cartosat 2B 80 Zentimeter schafft; erste Proben hat er schon geliefert. (ISRO Releases 12., 21.7.2010; Trak 28., Hindu 27.8., Hindu 22., Economic Times 18., Hindu, PTI [more] 14., Deccan Herald, Eureka 13., Hindu, Space News, Space Today 12., Hindustan Times, Sify 2.7.2010)

Die indische Turbopumpe war Schuld am GSLV-Disaster im April, als die erste selbstentwickelte kryogene Oberstufe nach Sekunden versagte („Weiter Konfusion …“): Die bisherige Untersuchung hat gezeigt, dass die Wasserstoffpumpe zwar sofort die vollen 34’800 U/m erreicht hatte – aber eine Sekunde später einfach stehen blieb. Damit war es um die Stufe und den ganzen Start geschehen. Um der genauen Ursache auf die Spur zu kommen, werden nun Bodentests durchgeführt; die nächsten beiden GSLVs benutzen derweil wieder russische Oberstufen. (ISRO Release, Spaceflight Now 9., Hindu, Space Today 10., Space.com 12.7.2010)

FASTSAT in Alaska angekommen – Start im November?

Der kuriose Satellit mit 6 Technologie- und Atmosphären-Experimenten („Das nächste Sonnensegel …“) ist am 10. August im Kodiak Launch Complex angekommen, wo er als eine von etlichen sekundären Nutzlasten einer Minotaur IV im Herbst starten soll – das hat sich immer wieder verschoben, weil ein minimales Softwareproblem bei der Rakete entdeckt worden war. Auch der Start einer anderen Minotaur IV mit dem ersten Satelliten des Space-Based Surveillance System (SBSS) in Vandenberg ist deswegen auf nunmehr den 24. September gerutscht. (NASA Release 11.8., Spaceflight Now 8.7., Discovery 14.6.2010) NACHTRAG: Ein anderer Passagier in Kodiak ist RAX.

Die Prisma-Satelliten haben sich getrennt, Picard sieht die Sonne, Proba 2 verfolgt CMEs: Die drei im Juni gestarteten europäischen Satelliten („Sonnensatellit …“) und der bereits seit November im All und seit Februar im Routinebetrieb befindliche gehen ihren Aufgaben nach. Während sich bei Prisma der kleinere Tango von Mango getrennt hat und ihm nun als Rendezvous-Ziel dient, hat Picard mit Aufnahmen der Sonne mit seinem 11-cm-Teleskop in rascher Kadenz begonnen, u.a. um etwaige Durchmesserschwankungen zu erkennen – und Proba 2 („So sieht der …“), der schon rund 100’000 Sonnenbilder im Kasten hat, verfolgt koronale Massenauswürfe weiträumiger als das Solar Dynamics Observatory. (Spaceflight Now 11.8., CNES Release 28.7., ESA Release 30.6.2010)

„Geheimshuttle“ X-37B änderte Bahn – aber Amateure fanden ihn bald wieder

Das mysteriöse wiederverwendbare Vehikel hielt bis zum 9. August seine 403 x 420 km hohe Bahn durch fortwährendes Ausgleichen des Luftwiderstands ein – aber dann wurde die Bahnhöhe plötzlich um 27.5 km angehoben, und die Amateurastronomen rund um den Globus, die den Shuttle verfolgen („Amateurastronomen fanden …“), verloren ihn zunächst. Bis ihn am 19. August ein Beobachter in Kapstadt wieder fand. Mit einer bevorstehenden Rückkehr hatte das Manöver vermutlich nichts zu tun, und über den Zweck des ganzen Unternehmens haben die Amateurbeobachtungen leider keine Erhellung bringen können … (Space.com, Raumfahrer 23., News.com.au 25.8.2010)

Prozess gegen mutmaßlichen Weltraumforscher-Möchtegern-Spion verzögert sich: Weil seine Anwälte erst entsprechende Sicherheitsstufen erlangen mussten, um überhaupt die relevanten Dokumente lesen zu dürfen, hat sich der Prozessbeginn gegen Stu Nozette um weitere Monate verschoben. Immerhin weiß man inzwischen, dass man ihm vorwerfen wird, er habe Geheimnisse über US-Satelliten, Frühwarn- und Abwehrsysteme verhökern wollen, die er – neben seiner bekanntere Tätigkeit als Mondforscher – gekannt haben soll. (CNN 11.8.2010)

Raketenstarts in Japan jetzt das ganze Jahr möglich: Bisher darf aufgrund von Abkommen mit den örtlichen Fischern nur 190 Tage im Jahr vom Weltraumbahnhof Tanegashima aus gestartet werden, aber das hat man nun neu verhandelt. Die zeitliche Beschränkung wird demnach ab April 2011 aufgehoben, aber es sind weiter nur 14 Starts pro Jahr erlaubt. (JAXA Release 29.7.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

7. Mai 2010

Test der Orion-Fluchtrakete ein voller Erfolg: In der White Sands Missile Range legte im gestrigen „Pad Abort 1“-Test das seit Jahren für die Orion-Kapsel entwickelte Startabbruchsystem einen perfekten Flug hin (Bilder hier, hier und hier und ein Video) – vielleicht wird es eines Tages bei einem kommerziellen Startsystem zum Einsatz kommen. Für die Orion jedenfalls nicht, die bestenfalls zu einer (unbemannt startenden) ISS-Rettungskapsel wird; s.u. (NASA Release, Spaceflight Now, Scientific American 6., Collect Space, Space Today 7.5.2010)

Vager Zeitplan, kleine Orion-Rolle für US-Raumfahrtpläne

Es bleibt bei der im Februar verkündeten neuen Richtung der bemannten US-Raumfahrt, allem – meist rein lokalpatriotisch motivierten – Geschrei vieler US-Politiker zum Trotz: Das haben ein Fact Sheet aus dem Weißen Haus vom 13. und eine Rede Obamas am Kennedy Space Center am 15. April klar gemacht. Neu sind nur ein paar ‚konkrete‘ Deadlines, nach denen immer wieder gerufen worden war: 2015 soll nun über eine neue Schwerlastrakete entschieden werden, 2025 sollen mit ihr Flüge ins Planetensystem beginnen, mit einem Asteroiden als erstem Ziel, und ca. 2035 wird der Mars umkreist. Landungen dort folgen später, aber noch zu Lebzeiten Obamas, der 1961 geboren wurde. Während die Ares-Rakete weiterhin keinerlei Zukunft hat, könnte zumindest die Orion-Kapsel aus dem eingestellten Constellation-Programm zu einem Rettungsboot für die ISS entwickelt werden, die bis mindestens 2020 in Betrieb bleibt. Wie sich der Rückhalt für die neuen Weltraumpläne in der Politik in den folgenden Wochen entwickelt hat, darüber gehen die Einschätzungen weit auseinander … (Links zu zahlreichen Artikeln im Cosmic Mirror 336 im hellgrünen Kasten)

Die erste Falcon 9 startet vermutlich am 23. März: Die Selbstzerstörungsanlage der viel beachteten privaten Trägerrakete – selbst Obama schaute sich bei seinem KSC-Besuch die Startanlagen an – muss noch abgenommen werden, und mehrere andere Starts (u.a. der letzte der Atlantis am 14. Mai) haben Vorrang. Der Druck auf die Firma Space X ist enorm … (Space.com 7., Cosmic Log, AW&ST 4., Flame Trench 3.5., Orion 21., Spaceflight Now 16.4.2010; Mission Status Center)

Weiter Konfusion um Versagen der ersten indischen kryogenen Raketenstufe

Hat sie gar nicht gezündet oder nur für Sekunden, bevor eine Turbopumpe ausfiel, oder war alles o.k. aber Vernierdüsen versagten? Die ersten beiden Stufen des indischen Geo-synchronous Satellite Launch Vehicle (GSLV-D3) hatten am 15. April tadellos gearbeitet, doch kaum sollte die Cryogenic Upper Stage übernehmen, wich die Rakete – mit einem Nachrichtensatelliten aber ohne TAUVEX („Israelisches Astro-Teleskop …“) – von der Flugbahn ab und musste zerstört werden. Mehrfach wurden die Erklärungen für das Versagen der Oberstufe – die Indien in 19 Jahren allein entwickelt hatte, nachdem die USA Russland gedrängt hatten, die komplexe Technologie nicht an Indien zu liefern – inzwischen geändert, eine formelle Untersuchung läuft und soll Mitte Juni einen Bericht vorlegen. Indien hat mit neuen Raketentypen fast immer erst einmal Pech gehabt, diesmal allerdings war im Vorfeld getestet worden wie selten zuvor. Doch die Bedingungen des Hochfahrens einer kryogenen Raketenstufe schon halb im Weltraum entziehen sich detailgetreuer Bodentests. Vielleicht in einem Jahr könnte die CUS erneut ausprobiert werden (und es starten vorher noch zwei GSLV mit russischen Oberstufen). Was aus TAUVEX wird, ist derweil unklarer denn je … (Frontline Mai, Business Line 24., Parallel Spirals, Parabolic Arc 19., Hindu, Orion 18., Space News, Hindu 17., Hindu, Novosti, Space Today 16., ISRO Press Release, BBC 15., Outlook 10., Hindu 9., Mangalorean 7.4.2010)

Noch vor Jahresende startet die erste Soyuz-Rakete in Französisch-Guyana, verspricht Arianespace: Zwei wurden letzten November angeliefert, und die routinemäßigen Überprüfungen an der ersten kommen gut voran. (Arianespace Soyuz/Vega Update 7.5.2010) NACHTRAG: Spaceflight Now zu den Vorbereitungen. NACHTRAG 2: Der Start soll nun offiziell im 4. Quartal 2010 stattfinden.

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

8. Dezember 2009

Roll-Out des „Virgin SpaceShip Enterprise“

Bei unterirdisch schlechtem Wetter ist pünktlich in der vergangenen Nacht das erste SpaceShipTwo mit Namen „Virgin SpaceShip Enterprise“ der kalifornischen Firma Scaled Composites (rechts: Chef Burt Rutan) in Mojave der Öffentlichkeit vorgestellt worden, das zunächst exklusiv für die Firma Virgin Galactic (links: Chef Richard Branson) ab ca. 2012 suborbitale Touristenflüge durchführen soll. Jetzt sind aber erstmal zahlreiche Testflüge dran: zuerst fest montiert unter dem Trägerflugzeug White Knight Two alias Eve (wie hinten zu sehen), dann simple Abwürfe in der Luft, schließlich – wohl nicht vor 2011 – die ersten Flüge mit dem eigenen Raketenantrieb. Mehrere weitere SS2 könnten später auch für andere Firmen fliegen – oder auch für bescheidene Weltraumforschung oder rasante Reisen von A nach B. (Bilder vom Roll-Out gibt’s hier, hier und hier, einen Virgin Press Release und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, mehr Links hier und hier, ein Videointerview mit Branson sowie einen früheren Virgin Press Release und Vorberichte hier, hier, hier, hier, hier und hier – und ein paar Visionen hier, hier und hier)

Der erste kommerzielle Transporter zur ISS könnte schon kommendes Jahr die Dragon-Kapsel der Firma Space X sein, deren Rakete Falcon 9 auch bald den ersten Testflug absolvieren soll – damit niemand von einer etwaigen Verspätung desselben sprechen kann, wird allerdings kurzerhand kein konkretes Zieldatum genannt. Die ISS-Crew, die die erste Dragon in Empfang nehmen könnte, wurde jedenfalls schon mal mit der Hardware am Boden vertraut gemacht. (Space News, Space Fellowship 3.12., Spaceflight Now 26.11.2009)

Im Januar: Premiere für Indiens eigenes kryogenes Triebwerk – und ein großer Booster-Test

Fünfmal ist das indische Geosynchronous Launch Vehicle (GSLV) schon mit einer russischen kryogenen Oberstufe geflogen – aber im Januar 2010 kommt zum ersten Mal eine selbst entwickelte Stufe mit dieser edlen Technologie zum Einsatz, die nur wenige beherrschen. (Neben einem Nachrichtensatelliten wird auch der israelische UV-Astrosatellit TAUVEX an Bord sein; siehe Artikel 821.) Ebenfalls für den Januar ist der Bodentest eines gewaltigen neuen Feststoffboosters geplant, die ab 2011 die Tragkraft des GSLV glatt verdoppeln soll. (Sify 4., PTI 7.12.2009 zur Oberstufe, IANS 6.12.2009 zum Booster)

Russlands Angara-Rakete fliegt frühestens 2012: Im Prinzip ist der künftige Ersatz für die Proton wie auch etliche andere Raketen so gut wie fertig, beim Bau der Startanlagen in Plesetsk ist aber das Geld ausgegangen. (Spaceflight Now 4.12.2009)

Ares I-X flog ohne nennenswerte Probleme

Noch läuft die Auswertung des einsamen Ares-Tests vom Oktober auf Hochtouren (inklusive der Rekonstruktion unvollständig an Bord aufgezeichneter Daten), aber bislang sind keine nennenswerten Schwachstellen entdeckt worden: Insbesondere kam es zu keinen übermäßigen Oszillationen. Das Versagen des Fallschirmsystems wird weiter untersucht. (Spaceflight Now, Orlando Sentinel Blog 3., Space Today 4.12.2009)

Vier Schmetterlinge schlüpften auf der ISS, nachdem sich dort im Rahmen eines mit dem letzten Shuttle gelieferten Experiments vier Raupen verpuppt hatten – dabei geht es v.a. darum, in Parallelexperimenten auf dem Boden involvierte Schüler zu beeindrucken. (Homepage des Experiments; Space.com 8., Universe Today 7., National Space Biomedical Research Institute Press Release 2.12., Discovery 30.11.2009)

„Ground Truth“ für Satellit SMOS durch Regattas

Die Jachten der SolOcean-Rennen werden mit automatischen Datenloggern für 8 Messgrößen ausgestattet, so dass sie während ihrer 48’000 km auf See auch aus entlegenen Meeresgebieten Vorort-Werte liefern – die dann mit den Fernerkundungsdaten des ESA-Hydrologie-Satelliten verglichen werden können. Die Rennen finden allerdings erst – alle zwei Jahre – ab 2011 statt. (On Orbit 2.12.2009)

Noch Spenden für neuen Jason-Satelliten gesucht: Seit 1992 gibt es – erst von den Topex/Poseidon-Satelliten, dann zwei Jasons – eine lückenlose Altimetrie-Serie des Meeresspiegels, die für die Ozeanografie wie Klimaforschung von hohem Wert ist, aber die Finanzierung von Jason-3 steht immer noch nicht. Die Mitglieder von Eumetsat müssen noch 63 Mio. Euro aufbringen; insbesondere Deutschland fehlt noch im Topf … (BBC 3.12.2009)

Nächste Auswahl-Runde der „Cosmic Vision“ kündigt sich an

Im Oktober waren sechs Vorschläge für die Mittelklassemissionen des Langzeitplans „Cosmic Vision“ der ESA (siehe z.B. Artikel C63) in die engere Wahl für Assessment Studies gekommen, und am 1.12. nun wurden diese Studien vorgestellt – alle erhielten großen Beifall, eine Rangordnung ist dem Vernehmen nach nicht erkennbar. Bis kommenden Februar werden aber 2 oder 3 auf der Strecke bleiben, Ende 2011 schließlich zwei Gewinner ausgewählt, die frühestens ab 2017 starten dürften – und schon jetzt zeichnet sich ab, dass fast alle der Projekte (die von Astrosatelliten bis Asteroidensonden reichen) eigentlich zu teuer sind … (ESA Release, BBC, BBC Blog 2., DLF 4.12.2009)

Mars-Kameraexperiment mit 2,64 Millionen Euro gefördert: Die Arbeitsgruppe Planetologie und Fernerkundung der FU Berlin erhält für die nächsten drei Jahre weitere Fördergelder, um die Datenflut der HRSC auf dem Mars Express auszuwerten. (FU Berlin PM 4.12.2009)