Posts Tagged ‘Gullies’

Nachrichten aus der Planetenforschung kompakt

15. Februar 2010

So sah Cassini den Saturnmond Mimas am Wochenende: Vom seltenen Flyby („Der erste …) sind vor einigen Stunden sowohl Nahaufnahmen des markanten Riesenkraters als auch Gesamtansichten auf der Erde eingetroffen; Anklicken liefert jeweils die Originalbilder. Davor hatte es auch die kleine Calypso aus der Nähe gegeben, geeignet für Farbbilder zum Selbermachen (die aber keine Farbe zeigen). NACHTRAG: Was man aus den Mimas-Rohbildern so alles machen kann. Und ein JPL Press Release wurde auch noch nachgereicht.

Schon wieder ein ’neuer‘ Ring des Jupiter entdeckt?

Als die Raumsonde New Horizons auf ihrem Weg zum Kuipergürtel am Jupiter vorbei kam, war auf Bildern der Telekamera LORRI des Jupitermonds Himalia diffuses Licht zu erkennen: Damals hielt man das für Streulicht in der Optik, doch inzwischen neigen die Auswerter zu der Interpretation, dass sich da ein weiterer, unbekannter Jupiterring bemerkbar gemacht hat – dessen Quelle Himalia selbst ist. Denn egal wie der Blickwinkel war, immer passte dieser „Lichtstrahl“ zur Orientierung der Bahnebene Himalias. Leider gibt es keine Aufnahmen vom Cassini-Vorbeiflug vor 10 Jahren unter passenden Lichtverhältnissen, aber LORRI wird diesen Sommer noch einmal das Jupiter-System aus der Ferne aufnehmen und dabei auch nach dem möglichen Ring schauen. (Stryk, Planetary Society Blog 19.1.2010) NACHTRAG: das LORRI-Foto des Lichtstreifens – und bereits in Nature vom 22.10.2009 S. 1065 wurde auf einen möglichen Himalia-Ring und Parallelen mit dem Phoebe-produzierten Saturnring hingewiesen.

Warum Ganymed stärker als Callisto entwickelt ist, könnte ein neues Modell erklären: Während des Late Heavy Bombardement in der Frühzeit des Sonnensystems wurden die anfliegenden Kometen vom Schwerefeld Jupiters in dessen Nähe fokussiert und stärker beschleunigt – der weiter innen umlaufende Mond wurde stärker „verprügelt“ und konnte aufschmelzen. (SwRI Release 24., Space Today 26., Science 29.1.2010 S. 515) NACHTRAG: ein Bericht dazu von der LPSC.

Manche Mars-„Gullies“ auch durch fließendes CO2 zu erklären

Das berühmte Mars-Phänomen („Mars-Gullies …“) ist enorm verbreitet, und auf Aufnahmen der Mars-Orbiter werden ständige neue Rinnen entdeckt, die auf früheren Bilder fehlten. Doch dass dahinter zeitweise flüssiges Wasser steckt, ist nach wie vor unbewiesen – im Gegenteil: Zeit (mitten im Winter!) und Ort vieler der neu entdeckten Gullies scheinen eher zu Hangrutschungen zu passen, bei denen CO2 als Schmiermittel wirkte; teilweise wurden ganze Felsen mitgerissen. Ein schlüssiges Gesamtbild des Gully-Wesens zeichnet sich aber nicht ab. (Science 22.1.2010 S. 408. Dazu: Harrison, Planetary Society Blog 25.1.2010 zu Gully-Beobachtungen mit den MRO-Kameras CTX & MARCI)

Ein neuer „Atlas“ des Planeten Merkur ist aus den Aufnahmen der drei MESSENGER-Flybys erstellt worden, schöner anzuschauen als die erste Gesamtkarte daraus. Noch sind manche Längenzonen nur in schrägem Licht bekannt – am Ende der Orbitalmission wird das Bild dann völlig gleichmäßig sein. (Planetary Society Blog 6.1.2010)

Neue Erkenntnisse über die Asteroiden Pallas und Vesta

haben das Very Large Telescope und Keck II geliefert: Demnach hat Pallas eine Dichte von 3.4±0.9 g/cm³, signifikant höher als die 2.2±0.1 g/cm³ von Ceres, während sich die Oberflächen der beiden nur wenig unterscheiden (vgl. ISAN 96-7) – ihre innere Struktur und/oder Beschaffenheit müssen ganz verschieden sein. Und Vestas Oberfläche ähnelt ihrem Spektrum nach insgesamt Meteoriten des Howardit-Typs, wobei aber ein kleiner Fleck eher zu einem Diogeniten passt. (Carry & al., Preprints zu Pallas und Vesta 18.12.2009)

Schwankungen der Sonnenleuchtkraft sind irrelevant für das Erdklima und seine – anhaltende – Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten gewesen: Das kommt auch bei der jüngsten Analyse weltweiter Daten wieder heraus (vgl. ISAN 25-5 und 43-5). Um höchstens 0.1°C geht es im Rhythmus der Sonnenaktivität auf und ab (vgl. ISAN 45-4), was gegen den anthropogenen Effekt wie auch irdische Faktoren, etwa Vulkanismus, völlig verblasst. (NASA Feature 21.1.2010. Auch: Independent 14.12.2009, Scientific American 9.2.2010 über die Nicht-Rolle – sonnenmodulierter – Kosmischer Strahlung und RealClimate 14., Deltoid 15.2.2010 zur ungebrochenen Glaubwürdigkeit des IPCC AR4 in Klimafragen. Und bei der NOAA kann man alle relevanten Daten gleich per Schieberegler abrufen) NACHTRAG: Wegen der geringen Klimawirkung des Sonnenzyklus hätte selbst ein neues Maunder-mäßiges Minimum für die Erdtemperatur nur minimale Auswirkungen.

Geschichten vom Mars kompakt

7. November 2009

Die Befreiung von Spirit könnte schon am 11. November beginnen

Angesichts des drohenden nächsten Winters hat ein Review Panel am 28. Oktober empfohlen, so schnell wie möglich mit den Befreiungsversuchen für Spirit zu beginnen – sie könnten sich leicht über Monate hinziehen. Vermutlich wird es anfangs nur mit einem Zentimeter am Tag vorwärts gehen, wobei auch die Schwerkraft ausgenutzt werden soll. Und wenn gar nichts geht, dann kann sich Spirit immer noch als ortsfeste Wetterstation Verdienste erwerben: Eine Abschaltung des beliebten Rovers (dessen Probleme mit dem Flash Memory vermutlich verstanden sind; es wird reformatiert) steht nicht zur Debatte! (Nature news.2009.1066 5.11.2009. Und Cumbrian Skies zur Benennung der Meteoritenfunde auf dem Mars – der jüngste ist aber gar keiner, vermutlich) NACHTRAG: Der Befreiungsversuch begann sogar schon am 7. November! NACHTRAG 2: Es handelte sich nur um Einstellungen der Räder vor dem 1. Fluchtversuch.

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Die Störungszone Sacra Fossae an den Ausflusstälern des Kasei Valles zeigt diese synthetische Schräg-Version von Daten des Mars Express: Kasei Valles ist eines der größten Ausflusstäler; das Bild dominiert ein alter 35 km großer Impaktkrater, der – u.a. durch Wasserwirkung – stark erodiert ist. Mehr tolle Marslandschaften aus dem Orbit im „Big Picture“ des Boston Globe!

Mars-Gullies durch fließenden Schlamm – wie in der Atacama-Wüste?

Eine der erstaunlichsten Entdeckungen der Mars-Orbiter in diesem Jahrzehnt, die frischen „Gullies“ (siehe z.B. Artikel 62, 612 oder C53), harren weiter einer Erklärung: Das Fehlen eindeutiger chemischer Signaturen für frisches Wasser schien gegen dessen Rolle bei diesen Hangrutschungen zu sprechen – aber die Geomorphologie tut es offenbar doch, zeigt nun der Vergleich mit ähnlichen Gebilden in der chilenischen Atacama-Wüste. Die hellere Farbe käme demnach durch eine andere Größe der Bodenteilchen zustande, die nach dem schlammigen Abgang oben bleiben. Noch ist nicht klar, wie weit man Erfahrungen auf der Erde einfach auf den Mars übertragen kann, aber das Fehlen eindeutiger Spektren muss jedenfalls nicht gegen eine Rolle von flüssigem Wasser bei der Gully-Bildung sprechen. (ABC Australien 2.11.2009)

Bilder von Phoenix, eingehüllt von Trockeneis sind HiRISE gelungen, bevor der MRO in seinen jüngsten langen Safemode geriet: Trotz schlechten Lichts war der eingefrorene Lander durch Vergleich mit Bildern von 2008 zu entdecken. Im 1. Viertel 2010 wird das JPL noch einmal nach ihm lauschen, aber die Erwartungen für ein Lebenszeichen sind nahe Null. (Planetary Society Blog 28., Universe Today 29.10., JPL News 4.11.2009)