Posts Tagged ‘heliosphäre’

IBEX & das Interstellare Medium: Andere Chemie

31. Januar 2012

als im Sonnensystem sieht der Interstellar Boundary Explorer bei seinem Blick aus der Heliosphäre hinaus mit seinen Kameras für energiereiche neutrale Atome: So lässt sich nun sagen, dass pro 20 Neonatome aus dem ISM 74 Sauerstoffatome ankommen, während es im Sonnensystem 111 wären. Entweder ist das Sonnensystem mithin in einer abnormen Umgebung entstanden – oder aber viel Sauerstoff seither aus dem interstellaren Gas in Staub- oder Eisteilchen entschwunden. Andere Erkenntnisse, die der dynamische IBEX-PI David McComas (oben) und drei Kollegen gerade auf einer NASA-PK [NACHTRAG: NASA-Fotos] präsentierten, umfassten die Erkenntnis, dass die meisten Neutralatome aus Richtung Libra anströmen (Karte Mitte) und nicht Scorpio – hier macht sich die Ablenkung durch die Sonnenschwerkraft bemerkbar. Und dass sich das Sonnensystem zur Zeit noch innerhalb der lokalen interstellaren Wolke befindet und nicht an deren Rand: Das folgt aus der Geschwindigkeit (23 km/s statt bisher angenommener 26 km/s) und Richtung der Teilchen (unten). Allerdings wird das Sonnensystem schon in wenigen 100 bis 1000 Jahren die lokale Wolke verlassen. Die Visuals der PK, Press Releases von IBEX, LANL, NASA (mehr), U NH und SwRI und ein 3-Minuten-Video

„Schockierende“ Entdeckung von IBEX am Rand des Sonnensystems

15. Oktober 2009

IBEXribbondetailSouthwest Research Institute

„The Ribbon“, das Band, heißt das neueste Mysterium des Sonnensystems, und bei der NASA-Pressekonferenz heute nahm sein Entdecker Dave McComas das Wort „schocking“ ganz schön oft in den Mund. Und damit meinte er nicht das physikalische Phänomen sondern die Empfindungen im Team des Interstellar Boundary Explorer angesichts der ersten Gesamtkarte des Himmels im „Licht“ energiereicher neutraler Atome (Bild: je röter desto Flux). Diese ENAs entstehen an der Grenze zwischen Heliosphäre und interstellarem Medium, wenn sich „Pick-Up“-Ionen, die der Sonnenwind mitgerissen hat, per Ladungsaustausch mit dem ISM wieder Elektronen besorgen: Danach bewegen sie sich geradlinig fort, manche zufällig Richtung Erde bzw. Satellit. Mit zwei ENA-„Kameras“ hat IBEX den gesamten Himmel abgetastet und dadurch diese Randzone des Sonnensystems zum ersten Mal systematisch und bei verschiedenen Energien kartiert.

Erwartet hatten McComas & Co. nur leichte Variationen, stattdessen tritt ein dramatischer Effekt in Gestalt des „Bandes“ hervor. Zuerst dachten die Forscher, da sei was kaputt, aber beide Kameras lieferten unabhängig dasselbe Ergebnis, und überdies bestätigt auch ein ähnliches Instrument auf Cassini das Bild. Die Lage des Ribbon legt eine Rolle des interstellaren Magnetfeldes nahe, aber die Physik, die zu der lokalen Flux-Steigerung um ein Mehrfaches führt, ist unklar – und kein Modell der Heliosphäre hatte so etwas vorausgesagt. Die beiden Voyager-Sonden haben bereits diese kritische Zone erreicht, beide aber leider das Band verpasst (V1, V2): Erst IBEX konnte es entdecken, inklusive kleinskaliger Strukturen (Ausschnitt B), die auf sehr lokale Prozesse hindeuten. Jetzt heißt es, 6(!) gerade in Science Express erschienene Papers zu studieren, zu grübeln und auch abzuwarten, ob sich das Ribbon im Laufe des Sonnenzyklus verändern wird: Alle sechs Monate gibt es einen neuen Satz IBEX-Gesamtkarten.

Die Homepage von IBEX, eine PM der Uni Bern und Press Releases von SwRI, LANL und NASA zu IBEX und vom JPL zu Cassini, Science@NASA und Artikel von Astronomy Now und Science News. NACHTRAG: Auch die Uni Bochum hat mitgemischt.